Wie wir die Welt umwälzen

Begleiteten die Pressevertreter durch die Ausstellung: (v.l.n.r.) Helmut Gloger,  Susanne Beringer, Heide Kemper, Christian Psyk und Rolf Schanko.
Begleiteten die Pressevertreter durch die Ausstellung: (v.l.n.r.) Helmut Gloger, Susanne Beringer, Heide Kemper, Christian Psyk und Rolf Schanko.

Vom 23.05. bis zum 01.06. 2014 zeigen die Künstlerinnen und Künstler des Depots in der Nordstadt eine gemeinsame Ausstellung zum Thema Umwelt, Umweltzerstörung und was der Mensch mit der Natur treibt. Der Titel „Umweltzung“ stellt die Fragen nach der Ökonomisierung der Umwelt und die möglichen Konsequenzen. Zu sehen sind Malerei, Fotografie, Objektkunst, Grafik und Installation. Ars tremonia stellt einzelne Werke vor.

 

Überbevölkerung, Fracking, Radioaktivität, Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, Produzieren von Müll. Mit diesen Themen beschäftigen sich die Arbeiten der Künstlerinnen und Künstler.

So beschäftigt sich Susanne Beringer mit dem Thema Fracking. In „Down under“ befindet sich ein tiefer Riss in einer Erdkruste. Was kommt nach oben und werden wir die anderen Schichten mit zerstören? Beringer thematisiert in ihrer anderen Arbeit die Problematik des Plakstikmülls in den Weltmeeren. In dem Werk „y(our) world“ scheint es so, als wären Wasserpflanzen von einer Art Krankheit befallen, die sich bei näherem Hinsehen als winzige Plastikkugeln entpuppen.

 

Mit dem Thema Überbevölkerung hat sich Heide Kemper auseinandergesetzt. In ihrer Installation „10 Milliarden: größer – schneller – weiter – höher“ stellt sie die Frage: wie sieht die Welt aus, wenn Ende dieses Jahrhunderts 10 Milliarden Menschen auf diesem Planeten leben und viele den westlichen Lebensstil als Ziel haben? Unser System wird sehr zerbrechlich, das symbolisiert sie mit begehbarem Glas unter dem sich ihre Installation befindet. Besucher müssen sich also trauen, den Glasboden zu betreten, um die Zerbrechlichkeit zu spüren.

 

Mit Müll, beziehungsweise mit dem Nicht-Sichtbarmachen von Müll, beschäftigen sich die Fotografien von Peter Lutz. Saubere, versteckte Mülltonnen wirken fast niedlich. Trotzdem produzieren wir noch immer zuviel Müll, so Lutz. Müllvermeidung statt Mülltrennung müsse das Motto sein.

 

Sind wir Menschen hilflos und unfähig, mit den technologischen Unfällen wie beispielsweise Fukushima umzugehen. In Christian Psyks Arbeiten „Die t.50“ scheint es so. Der Name bezieht sich auf die 50 Ersthelfer in Fukushima. Bei Psyk mutieren sie zu technologischen Putten, die zwar süß sind, aber durch ihren Schutzanzug und den Boxhandschuhen unfähig sind, wirkungsvoll zu helfen.

 

Wer durch die Ausstellung geht, könnte leicht auf den misanthropischen Gedanken kommen, es wäre besser, der Mensch verschwände von der Erde. Doch das sehe ich (und vermutlich die Künstlerinnen und Künstler auch) nicht so. Denn der Mensch ist auch der Grund zur Hoffnung. Da bin ich mit dem Philosophen Michael Schmidt-Salomon („Hoffnung Mensch“) einer Meinung. Das Verbot von FCKW, der Run auf erneuerbare Energien oder die Versuche mit dem Prinzip„Cradle to Cradle“ Müll konsequent zu vermeiden, zeigt, dass der Mensch trotz aller Rückschläge lernfähig ist. Um ein ziemlich aus der Mode gekommenes Lied zu zitieren: „Es rettet uns kein hö´hres Wesen, kein Gott, kein Kaiser, noch Tribun. Uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun!“

 

Zu sehen sind Arbeiten von Susanne Beringer, Hanfried Brenner, Elke Emmert, Hartmut Gloger, Heide Kemper, Lutz Kemper, Peter Lutz, Nardin Moadel, Christian Psyk, Monika Pfeiffer, Rolf Schanko, Wolfgang Schmidt, Jan Schmitz, Konrad Stein, Suse Solbach, Bärbel Thier-Jaspert und Barbara Wozniak.

 

Dekonstruktion von Hoheitszeichen

"Scheinbogen" von Özlem Günyol und Mustafa Kunt. Zu sehen im Dortmunder Kunstverein.
„Scheinbogen“ von Özlem Günyol und Mustafa Kunt. Zu sehen im Dortmunder Kunstverein.

Der Dortmunder Kunstverein ist in die Nähe des Dortmunder U gezogen. In den neuen Räumen präsentiert er neue Arbeiten von Özlem Günyol und Mustafa Kunst in der Zeit vom 24. Mai bis zum 20. Juli 2014. Beide Künstler wurden in Ankara geboren und leben und arbeiten seit 2001 in Frankfurt am Main. Ihre sieben Arbeiten drehen sich überwiegend um Geld, Hoheitszeichen und Staatssymbole.

 

Gleich im Eingangsbereich läuft eine Video einer sich drehenden Euromünze. Kopf oder Zahl? Es wirkt wie eine Symbolisierung des sich immer drehenden Kapitalmarktes. Wird die Münze irgendwann auf eine Seite fallen? Wird es irgendwann eine weitere Finanzkrise geben? Insofern kann der Betrachter es auch positiv sehen: Solange sich die Münze dreht, kann nichts passieren.

 

Euromünzen sind auch ein wichtiger Teil einer weiteren Arbeit, die leider noch nicht aufgebaut war. Hier haben die beiden Künstler Stäbe aus den verschiedenen Metallen der Euromünzen gefertigt.

 

„Geld ist immer ein Thema“, sagte Özlem Günyol, denn auch das dritte Objekt beschäftigt sich mit dem Thema, hier geht es aber um Geldscheine. Die verschiedenen Farben der Euro-Geldscheine wurde in eine Regenbogen-Form gepackt. So ist lila (500 €-Schein) ganz oben und grau (5 €-Schein) ganz unten. Das Werk heißt demzufolge „Scheinbogen“.

 

Um die Fälschung von Dokumenten zu erschweren, benutzen die verschiedenen Länder Sicherheitsmerkmale wie beispielsweise Guillochen. Diese winzig kleinen Linien bilden interessante Muster, wenn man sie sehr stark vergrößert wie im großformatigem Buch „State painint“ der beiden Künstler.

 

Was passiert, wenn man alle Staatsgrenzen dieser Erde auf eine Größe bringt und dann übereinander klebt? Ein großes schwarzes Gebilde, was so ähnlich aussieht wie ein Wollknäuel. Es zeigt die Zufälligkeit und Beliebigkeit von Grenzen, die auf einmal in dem Wirrwarr völlig untergehen. Es wird wohl kaum jemanden geben, der die Grenzen „seines“ Landes wiederfinden kann.

 

In der Arbeit „Hemzemin“, was übersetzt so viel heißt wie „ebenerdig“, wurde ein Fahnenmast auf eine Fläche von 1,5 x 1,5 m eingeschmolzen. Der Fahnenmast, als Träger der Idee von Zugehörigkeit wird quasi auf die Ebene des Menschen (Boden) reduziert. In Dortmunder Kunstverein ist ein etwa 30-35 minütiges Video der Einschmelzaktion zu sehen. Der geschmolzene Fahnenmast liegt während der Ausstellung auf dem Hohen Wall.

Das blieb von einem Fahnenmast übrig. Zu sehen am Hohen Wall gegenüber vom "Heimatdesign".
Das blieb von einem Fahnenmast übrig. Zu sehen am Hohen Wall gegenüber vom „Heimatdesign“.

Beide Seiten der Faszination

Ups. hat vielleicht ein wichtiges Tor Oscar Musinowski umgehauen? Ekkehard Freye hilft ihm hoch.
Ups. hat vielleicht ein wichtiges Tor Oscar Musinowski umgehauen? Ekkehard Freye hilft ihm hoch. (Foto: © Birgit Hupfeld)

König Fußball regiert die Welt. In Dortmund ist dies besonders spürbar, wenn der hiesige Ballspielverein spielt. Doch lassen wir uns in unserer Faszination für den Kick zu sehr von anderen Problemen ablenken? Brot und Spiele halt…Björn Gabriel geht auf Spurensuche in seinem Stück „You’ll never walk alone“. Die Premiere ist am 24. Mai um 20 Uhr im Institut.

 

Es sei eine „verzweifelte Liebeserklärung“ an den Fußball, so Autor und Regisseur Björn Gabriel. „Wenn man sieht, wie lang und breit über ein nicht gegebenes Tor im Pokalfinale diskutiert wird, während andere Dinge wie das geplante Freihandelsabkommen oder die Situation um Edward Snowden in den Hintergrund geraten – da stimmen die Maßstäbe nicht mehr.“

 

Gabriel, der selber lange Zeit Fußball gespielt hat, untersucht die Faszination Fußball mittels vier Menschen, von denen zwei Fußballfans sind und zwei Fußball ablehnen. In dieser dialektischen Situation wird das Spiel unter die Lupe genommen.

 

Dazu gibt es Videoprojektionen, die teils berühmte Szenen aus Fußballklassikern zeigen, andererseits aber auch Einspieler mit den Schauspielerinnen Bettina Lieder, Eva Verena Müller und Julia Schubert zeigen. Sie sind eine Art Sirenen, die die Bedeutungsebene erweitern sollen.

 

Live zu sehen sind Ekkehard Freye, Peer Oscar Musinowski, Tilman Oesterreich und Jan Voges.

 

Ars tremonia sprach bereits im Vorfeld mit Björn Gabriel. [vsw id=“eE6wq8iIncg“ source=“youtube“ width=“425″ height=“344″ autoplay=“no“]

Gut, wenn man solche Freunde hat

20.000 € für das Museum Ostwall. Es freuen sich (v.l.n.r.) Antje Utermann-Funke (Schriftführerin Freunde des Museums Ostwall), Klaus Fehlemann (Vorsitzender der Freunde des Museums Ostwall), Kulturdezernent Jörg Stüdemann und Museumsdirektor Kurt Wettengl.
20.000 € für das Museum Ostwall. Es freuen sich (v.l.n.r.) Antje Utermann-Funke (Schriftführerin Freunde des Museums Ostwall), Klaus Fehlemann (Vorsitzender der Freunde des Museums Ostwall), Kulturdezernent Jörg Stüdemann und Museumsdirektor Kurt Wettengl.

Freude bei Museumsdirektor Kurt Wettengl. Die Freunde des Museum Ostwalls fördern „ihr“ Museum mit einem Scheck in Höhe von 20.000 €. Damit können verschiedene Projekte realisiert werden.

 

Statt eines klassischen Ausstellungskataloges wird es für die kommende Ausstellung „Arche Noah. Über Mensch und Tier in der Kunst“, ein Ausstellungsmagazin geben. Die Ausstellung läuft vom 15. November 2014 bis 13. April 2015. Hierfür stellen die Freunde des Museums Ostwall 10.000 € zur Verfügung.

 

Am 16. Mai 2014 fand zum dritten Mal „SCHNITTSTELLE #3 – Kunst trifft Urbanität, trifft Kunst, trifft Urbanität“ dank der Förderung der Freunde in Höhe von 5000 Euro statt. Rund 500 Menschen besuchten die verschiedenen Aktionen der Studentinnen und Studenten der TU Dortmund.

 

Fluxus-Kunst-Set für Kinder“ zur Sammlungspräsentation des Museums Ostwall: In diesem Jahr möchte das Museum Ostwall das bestehende, offene Angebot Kunst-Set für Kinder zur eigenständigen Erkundung der Dauerausstellung erweitern. Zum Sammlungsscherpunkt Fluxus soll ein interaktiver Guide für Kinder entwickelt werden. Die Freunde möchten dieses Set mit 2000 Euro fördern.

 

Kunstrundgang für Familien in der Ausstellung „Arche Noah. Über Tier und Mensch in der Kunst“. In Kooperation mit dem Dortmunder Zoo wird ein Rundgang durch die Ausstellung, entwickelt, der Anregungen für eine zeichnerische Reise durch die Ausstellung mit biologischem Hintergrundwissen verbindet. Die Förderung der Freunde in Höhe von 3000 Euro ermöglicht dieses Projekt und ein besonderes Printprodukt.

Post vom Künstler

Brief oder Postkarte? Reicht es, das als Postkarte zu frankieren oder zahlt man Strafporto?  (Filliou, Robert Envelope, 1976 Offsetdruck auf Papier. Postkarte 11,4 x 16,1 cm ehemals Sammlung Feelisch.)
Brief oder Postkarte? Reicht es, das als Postkarte zu frankieren oder zahlt man Strafporto?
(Filliou, Robert
Envelope, 1976
Offsetdruck auf Papier. Postkarte
11,4 x 16,1 cm
ehemals Sammlung Feelisch.)

In Zeiten von Facebook und E-Mails wird vergessen, dass es eine Zeit gab, in der man mit Briefen und Postkarten Kontakt hielt. Die Ausstellung „Künstlerpost“ im Museum Ostwall zeigt im Grafik-Kabinett vom 20. Mai bis zum 19. Oktober künstlerische Arbeiten, die über den Postweg liefen oder dafür konzipiert wurden.

 

Eine witzige Idee hatte Fluxus-Künstler Ben Vautier. Er entwickelte 1967 die Edition „Flux Post Card“. Der Clou dieser Postkarte ist, dass die Vorder- und Rückseite identisch ist. Wenn der Benutzer zwei verschiedene Adressen angibt, bestimmt der Zufall (oder der Postbote), an wen die Karte geschickt wird. Es kann sogar sein, dass der Briefträger die „falsche“ Seite sieht und denkt, es wäre ein Irrläufer und sie zurückschickt. Möglicherweise irrt sie ewig zwischen den Adressen hin- und her.

Ähnlich arbeitet Robert Filliou. Auf seinem „Envelope“ aus dem Jahre 1976 hat er die Rückseite eines Luftpostbriefes als Postkarte gestaltet. Was passiert also, wenn jemand den Umschlag als Postkarte frankiert und abschickt? Gibt es Strafporto?

 

An wen gingen die ausgestellten werke? Neben den Künstlereditionen, die an eine kunstinteressierte Öffentlichkeit gerichtet waren, sind viele an die Sammler Siegfried Cremers, Wolfgang Feelisch und Hermann Brauns adressiert. Das zeigt welche engen Verbindungen zwischen Sammler und Künstlerinnen und Künstler herrschten.

 

Fluxus ist eine Kunstrichtung, die Alltagsphänomene und Alltagsgegenstände in künstlerischen Objekten verarbeitet. So darf es niemanden verwundern, wenn beispielsweise Weihnachtsgrüße ebenfalls mit künstlerischer Sorgfalt bedacht wurden. So schickte Takako Saito ein in Form einer Gänsekeule gerissenes Papier samt einer handelsüblichen Weihnachtsgansmanschette.

 

Angeregt von Postkarten, Objekten und Briefen von Fluxus-Künstlerinnen und -Künstlern hat die Abteilung Bildung und Kommunikation des MO ein Kunstprojekt für Kinder und Jugendliche entwickelt: MuseobilBOX. Kinder und Jugendliche entdecken das Museum: Briefe aus dem Museum Ostwall im Dortmunder U an Onkel Sahid in Marakesch. Bildungspartner dieses Projekts sind die Vereine Machbarschaft Borsig 11 e.V. und Africa Positive.

Inspiriert von Künstlerbriefen und -postkarten sowie gemeinsamen Erkundungen ihres Stadtteils schreiben die Kinder und Jugendlichen Briefe an ihre Verwandten im Ausland. Sie verschicken per Post ein kleines Stück Dortmund und halten Kontakt zu einem Teil ihrer Familie: Wie geht es eigentlich meinem Onkel in Spanien oder meiner Tante in Marokko? Erinnern sich meine Verwandten aus den Vereinigten Staaten wohl noch an mich? Wissen sie noch, wie ich aussehe oder was mein Lieblingsgericht ist?

Eventuell vorhandene Sprachbarrieren werden mit Hilfe von Collagen, Fotos und Bildern überwunden. Es entstehen Briefe ohne Worte. Auch Gerüche oder Geräusche können in einem Brief verschickt werden. Die vielfältigen Ergebnisse sind ein persönliches Zeichen des Lebensalltages der Teilnehmenden.

 

Termin: Am Freitag, 6. Juni, 17 Uhr werden im Museum Auszüge dieser Begegnung zwischen Kunst und Leben öffentlich präsentiert.

 

Museum Ostwall im Dortmunder U
Leonie-Reygers-Terrasse
44137 Dortmund
Telefon: +49 (0) 231 50-23247
Fax: +49 (0) 231 50-25244
Email: mo@stadtdo.de
www.museumostwall.dortmund.de

 

Eintrittspreise
Erwachsene fünf Euro, ermäßigt 2,50 Euro.
Kombiticket Dauerausstellung Museum Ostwall und Ausstellung Winter/Hörbelt – KÖRPERMAUMAU: Erwachsene acht Euro, ermäßigt vier Euro, Schulklassen 30 Euro-

Öffnungszeiten
Di, Mi 11 – 18 Uhr,
Do, Fr 11 – 20 Uhr, Sa, So 11 – 18 Uhr, Sonderöffnung für angemeldete Schulklassen Di – Fr ab 10 Uhr

Zyklen des Lebens

Xin Peng Wang hat die Gesamtleitung des Projektes.
Xin Peng Wang hat die Gesamtleitung des Projektes.

Am 27.Mai 2014 um 19.30 Uhr sowie auch am 28. Mai 2914 um 11.00 Uhr steigt der „Phönix“ empor. Der Ort ist das Opernhaus Dortmund und beim „Phönix“ handelt es sich um ein KulturDialog-Projekts des Ballett Dortmund und der hiesigen Philharmoniker.

 

Unter der Gesamtleitung von Ballettdirektor Xin Peng Wang haben sich rund 200 Laien und Profis verschiedenen Alters und Hintergrund zusammengefunden, um mit einem Tanz-Chor-Musik-Projekt die verschiedenen Facetten der Zyklen, die unser Leben bestimmen, darzustellen.

 

Das Projekt besteht aus zwei ineinandergreifenden Teilen. Zum einen „Mittendrin“ und „Mass of the children“, das Werk des englischen Komponisten John Rutten. „Mittendrin“ wurde ja bereits im letzten Jahr erfolgreich aufgeführt und entsteht nun praktisch neu, wie „Phönix aus der Asche“, diesmal als vollgültige szenische Produktion.

 

Beide Teile werden von Schülerinnen und Schülern unterschiedlichster Schulformen aus Dortmund und dem Märkischen Kreis, der Kreiskantorei unter der Leitung von Wolfgang Meier-Barth, und dem Mittelstufenchor des Bert-Brecht-Gymnasiums Dortmund-Kirchlinde sowie Mitgliedern der Dortmunder Philharmoniker präsentiert.

 

Das Tanz-Chor-Musik-Projekt bezieht sich auf die „Mass of the Children“ von Rutter. In dessen Mittelpunkt steht der Ablauf eines Tages, wo mehrere Generationen im Tanz und Gesang zusammen finden.

 

Manuela Küttermann ( von der Ballettschule Küttermann) begleitete die von ihrer Herkunft zumeist benachteiligten Jugendlichen bei dem gemeinsamen Versuch, aus Alltagsgesten des täglichen Lebens ihre Bewegungen zu der (aktuell bearbeiteten) geistlichen Musik zu entwickeln und einen ganz persönlichen, eigenen Zugang zu finden. Ziel dieses neuen und weiterführenden Projektes ist, Schülerinnen und Schülern aus verschiedenen Schulformen und benachteiligten Wohngebieten zusammenzuführen, neue Erfahrungsmöglichkeiten über Bewegung , gemeinsames Singen und vor allem auch der Begegnung mit anderen Schülern, Zugleich ist es eine wunderbare Gelegenheit, dass verschiedene Generation an diesem Projekt gemeinsam arbeiten.

 

Diese unterschiedlichen Menschen und Gruppen müssen sich zusammenfinden und „zusammenraufen“, um einen zunächst nicht allgemeinverständlichen Bezug, nämlich den Text einer katholischen Messe, in einer aktuellen Bearbeitung-mittels der Musik und Bewegung zu interpretieren.

 

Wer „Phönix“ erleben will sollte sich beim Kartenkauf sputen. Die Aufführung am Dienstag, den 27. Mai 2014 ist schon fast ausverkauft.

Wiener Klassik mit Schwung und Elan

 

Das 3. Wiener Klassik Konzert am 19. Mai im Konzerthaus Dortmund führte wieder die Großmeister der Wiener Klassik Mozart und Haydn zusammen. Den Beginn machte Haydns Sinfonie Nr. 82, danach folgte Mozarts Konzert für Flöte, Harfe und Orchester und nach der Pause erklang Haydns letzte Sinfonie Nr.104.

 

Es war das letzte Wiener Klassik Konzert in dieser Spielzeit und Dirigent Motonori Kobayashi gelang es, das Konzert sehr schwungvoll in Szene zu setzen. Dafür war Haydns Sinfonie Nr. 82 sehr gut geeignet, angefangen von der brausenden Eröffnungsfanfare im ersten Satz bis hin zum vierten Satz, dessen Klänge an einen Dudelsack erinnern.

 

Ein Instrument, das sehr selten im Vordergrund steht, ist die Harfe. Meist steht es im Hintergrund, um beispielsweise Wellenbewegungen zu untermalen. Dennoch ist es bereits das zweite Mal in dieser Spielzeit, dass dieses Instrument in den Mittelpunkt gerückt wird. Schon beim 4. Philharmonischen Konzert wurde das Konzert für Harfe und Orchester in C-Dur von Reinhold Glière (1874-1956) aufgeführt. Doch zurück zur Wiener Klassik: Mozart hat dem Instrument aber ein Konzert gewidmet und ihm noch die Flöte zur Seite gestellt.

An der Harfe saß Remy van Kersteren und die Flöte spielte Hanna Mangold. Hier fällt einem sofort das „Problem“ der Harfe auf: Sie geht im Orchesterklang sehr leicht unter. In den Solopassagen zeigte van Kesteren aber, was mit der Harfe möglich ist, wenn man ihr den nötigen Platz einräumt. Hanna Mangold spielte mit Bravour den Solo-Flötenpart.

 

Nach der Pause stand Haydns letzte Sinfonie, die Nr. 104 „Salomon“ auf dem Programm. Die Sinfonie, die zu den „Londoner Sinfonien“ gezählt werden, ist es typisches Spätwerk. Pauken, Trompeten und Rhythmen bestimmen ihren Charakter. Es macht einfach Spaß ihr zuzuhören und dem Dirigenten Kobayashi geht es ähnlich. Er hüpft, bewegt sich hin und her , als ob er versucht, seine Energie auf das Orchester zu übertragen. Die Dortmunder Philharmoniker, die in Kammerbesetzung gespielt haben, nahmen das Angebot gerne an.

 

Friedenskonzert für die Ukraine

Die politische Situation in der Ukraine ist mehr als verworren. Ost gegen West, Separatisten erst auf der Krim, dann auch in der Ost-Ukraine. Die Menschen in der Ukraine sind zum Spielball fremder Interessen geworden. Wer blickt da noch durch? Eines ist sicher, der Konflikt darf nicht zum großflächigen Brand werden. Daher veranstaltet das Internationale Konservatorium am Phoenix See ein Friedenskonzert am 21. Mai 2014 um 19:30 Uhr im Opernfoyer des Opernhauses.

Das Friedenskonzert wird mit Werken russischer und ukrainischer Komponisten bestritten. Im Mittelpunkt des Konzertes steht das Klaviertrio Nr.2 von Dimitry Schostakowitsch, aber auch Werke von Evegeni Orkin oder Myroslaw Skoryk stehen auf dem Programm.

Zu den Ausführenden gehört Alexander Ostrovski an der Violine. Er ist auf der Krim geboren und ist künstlerischer Leiter des Internationalen Konservatoriums. Darüber hinaus stehen David Grigorian (Cello), Tamilla Guliyeva (Klavier), Evgeni Orkin (Klarientte) und Elena Hajfiz (Sopran) auf der Bühne.

Hannelore Kraft, die Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen, ist Schirmherrin der Veranstaltung, Bürgermeisterin Birgit Jörder wird das Grußwort sprechen.

Die Karten kosten 21 €, ermäßigt 11 €.

Wer das Konzert in Dortmund verpasst, kann auch am 26. Mai 2014 nach Münster (Hörsaal H1 der Westfälischen Wilhelms-Universität) oder am 06. Juni in den Blauen Saal im Rathaus nach Soest.

Beeindruckender Abschluss der Zeitinsel Dvořák

Am vierten Tag der „Zeitinsel Dvořák“ stand mit dem Konzert für Violoncello und Orchester h-moll op. 104 ein weiterer musikalischer Höhepunkt ins Konzerthaus. Hier wurde einmal mehr deutlich, welch Einfallsreichtum Dvořák besaß.Mit Daniel Müller-Schott war ein Solist zu Gast, der Dvořáks Melodienreichtum auf seinem Cello zum Hörgenuss werden ließ.

 

Wie beim Klavierkonzert am Samstag, ist das Violinkonzert für den Solisten fordernd, aber diese Anforderungen sind nie reiner Selbstzweck. Für Dvořák war das Zusammenspiel zwischen dem Solist und dem Orchester wichtiger als irgendwelche Fingerübungen.

Der erste Satz, das „Allegro“ ist um zwei Hauptthemen aufgebaut. Wobei vor allem das lyrische zweite Thema mit dem Horn-Solo im Gedächtnis bleibt.

 

Im zweiten Satz verarbeitet der tschechische Komponist sein Lied „Lass mich allein in meinen Träumen gehen“, eine Reminiszenz an seine Schwägerin Josefa Kaunitzová.

 

Der dritte Satz, das „Finale“ fasst in schwungvoller Art und Weise die Themen des ersten und zweiten Satzes zusammen.

 

Zusammenfassend kann man durchaus sagen: Mit dem Budapest Festival Orchestra unter der Leitung von Iván Fischer konnten die Besucher eine eindrucksvolle Zeitinsel erleben. Dvořák wurde in den vier Tagen in vielen Facetten präsentiert, mit Musik, die aus der slawischen Folklore entlehnt ist wie bei „Rusalka“, tiefgründig und ernst beim „Requiem“ oder als eine Art Mentor der aufkommenden amerikanischen Musik mit seiner 9. Sinfonie.

Eine gute Wahl traf man auch bei der Auswahl der Solokünstler Stephen Hough und Daniel Müller-Schott wurden vom Publikum des Konzerthauses zu Recht begeistert gefeiert. Ebenso wie der Tschechische Philharmonische Chor Brünn beim „Requiem“.

Der Rest ist Schweigen

Wie mal beeindruckend: Der Dortmunder Sprechchor. (Foto: © Edi Szekely)
Wieder einmal beeindruckend: Der Dortmunder Sprechchor. (Foto: © Edi Szekely)

Hurra, die Revolution findet doch statt. Erst langsam und schleppend und dann ist sie da. Die Menschen tanzen auf den Straßen, doch dann verwandeln sie sich. Ihr Tanz geht in einen Marschschritt über. Eines der beeindruckendsten Bilder, die Uwe Schmieder in seiner Inszenierung von Heiner Müllers „Hamletmaschine“ mit dem Dortmunder Sprechchor ins Studio des Schauspielhauses zaubert. Ja, hier im Theater, in dem Träume noch Realität werden können.

Uwe Schmieder, Ensemble-Mitglieder am Dortmunder Schauspielhaus, im Osten der Republik sozialisiert erarbeitete zusammen mit dem Dortmunder Sprechchor, Merle Wasmuth (Ophelia), Sebastian Graf (Hamlet) und musikalischer Soundbegleitung durch Ole Herbström, Müllers Revolutionsstück, die Hamletmaschine (1977). Neben dem Originaltext mischt Schmieder auch weitere Texte hinzu, wie beispielsweise Müllers Gespräche mit Alexander Kluge.

Heiner Müller ist ein Grenzgänger. Sich bewegend zwischen Ost und West entwickelte er in der „Hamletmaschine“ einen Ekel auf beide Systeme. Dem autoritären System im Osten gilt sein Hass genauso wie den „Kaufhallen Gesichtern mit den Narben der Konsumschlacht“ im Westen. Ähnlich wie Hamlet ist Müllers Welt anscheinend in Unordnung geraten.

Stichwort Hamlet. Müller bettet seine Hamletmaschine um seien Titelfigur und Ophelia. Trauer und Tod ist das Thema zu Beginn. Gleich zu Beginn begrüßen einige Sprechchormitlieder“ die Besucher in tiefschwarzen Mönchskutten. Und hoffnungslos, beinahe misanthropisch endet das Stück. Ophelia wird zur Rächerin Elektra: „Es lebe der Hass, die Verachtung, der Aufstand, der Tod“. Kein Happy End bei Müller.

Im Original „Hamlet“ von Shakespeare gibt es ein Stück im Stück (damit will Hamlet den Mord an seinem Vater durch seinen Onkel beweisen), auch in der „Hamletmaschine“ lässt uns Müller (und auch Schmieder) im Unklaren, ob Hamlet oder ein Hamlet-Darsteller spricht. Diese Ambivalenz macht das Stück sehr reizvoll.

Trotz „Internationale“ und Anti-Kapitalismuskritik: Heiner Müller weiß genau, was mit Menschen geschieht, die in ihr Räderwerk geraten. Das Stück „Mauser“ ist ein gutes Beispiel dafür. Auch in der Hamletmaschine bringt die Revolution, die aber von vielen gewünscht wird (Utopien!) letztendlich nicht den gewünschten Erfolg. Da es wie bisher aber auch nicht weiter gehen kann, bleibt die Suche nach einer „positiven Utopie“ trotzdem immer notwendig.

Immerhin: Die Evolutionstheorie lehrt uns, das die Welt beständig im Wandel ist – dies dürfen Humanisten, die sich mit dem realen Leid auf diesem Planeten nicht einfach abfinden können (und wollen), vielleicht auch als eine Quelle der Hoffnung begreifen.

Geschickt wurden aktuelle Bezüge wie der Phoenix-See, die Ukraine-Krise und die Neujahrsansprache der Kanzlerin mit in die Inszenierung eingewoben.

Neben dem großartigen Sprechchor, konnten auch Merle Wasmuth als Ophelia und Sebastian Graf als Hamlet glänzen. Sehr ausdrucksstark gelang es ihnen, die verschiedenen Emotionen, ob Ironie, Trauer oder unbändige Wut und Verzweiflung glaubhaft auf die Bühne zu bringen. Ole Hebström sorgte mit seinen gut und einfühlsam platzierten musikalischen Soundeffekten im Hintergrund für ein stimmiges Gesamterlebnis.

Rezensionen und Berichte über Dortmunder Kunst und Kultur