Klangvokal 2019 – Dresdner Kammerchor entführt in Himmelswelten

Ein interessantes Programm hatte der Dresdner Kammerchor unter der Leitung von Hans-Christoph Rademann mitgebracht. Am 09. Juni erklang in der Nicolaikirche geistliche Musik von Mahler, Brahms, Reger und Martin. Hinzu kam eine Komposition von John Cage.

Das Programm vor der Pause war den romantischen Komponisten Gustav Mahler, Johannes Brahms und Max Reger gewidmet. Mahlers „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ entfaltet dank der gut aufgelegten Sängerinnen und Sänger sofort seine Magie. Die Verzweiflung und der Trotz in den Worten von Friedrich Rückert wird von Mahler in emotionale Musik umgesetzt. Kein Wunder, dass dieses Stück als Zugabe am Ende des Konzertes wiederholt wird.

Das Lied „Warum ist das Licht gegeben den Mühseligen“ von Johannes Brahms ist eine musikalische Mischung aus barocken und romantischen Elementen. Zwar stellt die Motette die Frage nach dem „Warum“, gibt letztendlich aber auch keine Antworten oder Hinweise auf Jesus Christus. Ganz anders bei den „acht geistlichen Gesängen“ von Max Reger. Regers Chorwerk ist im homophonen Stil aufgebaut und erinnert an die Choräle von Bach.

Vor allem mit John Cage und der "Messe für Doppelchor" von Frank Martin begeisterte der Dresdner Kammerchor die Zuhörer in der Nicolaikirche. (Foto: © Bülent Kirschbaum)
Vor allem mit John Cage und der „Messe für Doppelchor“ von Frank Martin begeisterte der Dresdner Kammerchor die Zuhörer in der Nicolaikirche. (Foto: © Bülent Kirschbaum)

Nach der Pause ging es mit einem außergewöhnlichen Stück weiter. John Cage „Four²“ aus seinem Zyklus der Zahlenstücke war eine faszinierende Erfahrung. Die Gesamtdauer des Stückes steht fest: 7 Minuten. Die Zeiträume, in denen ein bestimmter Ton erklingen soll, hat Cage zwar beschrieben, aber innerhalb dieser Zeiträume darf ein Sänger frei entscheiden. So vermischt sich Festgelegtes und Individuelles zu einem Gesamtkonzept.

Jahrzehntelang lag die „Messe für Doppelchor“ von Frank Martin in der Schublade. In den 1920er Jahren begonnen, wurde sie erst 1963 aufgeführt. Es ist ein modernes Werk, voller subtiler Klangfarben und rhythmischen Strukturen. Eine Besonderheit ist, dass alle Teile der Messe etwa gleich lang sind, unabhängig der zu singenden Textmenge.

Ein außergewöhnliches Konzert mit einem harmonischen Chor, der die Himmelswelt von Romantik und Moderne erklingen ließ.

Klangvokal 2019 – Agrippina als Kombination von Erotik und Machtbesessenheit

Am 08. Juni 2019 wurde im Orchesterzentrum NRW die Oper „Agrippina“ von Georg Friedrich Händel konzertant aufgeführt. Für die Musik waren die „Les Talens Lyriques“ unter der Leitung von Christoph Rousset verantwortlich. Zusammen mit den acht Sängerinnen und Sängern entführten uns die Künstler unter mithilfe von barocken Klängen in die Welt der Antike, in der Machtbesessenheit und Erotik eine gefährliche Mischung bildeten.

Ein wahrhaft dramatischer Stoff: Kaiser Claudius soll auf der Rückreise aus Britannien ertrunken sein, daher möchte seine Frau Agrippina ihren Sohn Nero zum Kaiser krönen lassen. Dumm nur, dass Claudius lebt und schlimmer noch, er hat seinen Feldherrn Otho (im Libretto Ottone genannt), der ihm das Leben rettete, zum Kaiser bestimmt. Pech für Agrippina? Sie entwickelt ein Intrigenspiel, in dem Poppea eine zentrale Rolle spielt. Poppea wird wird Otho, Nero und Claudius geliebt. Sie liebt zwar Otho, aber wenn ihr eingeflüstert wird, dass Otho nur an der Kaiserkrone interessiert wird…

Musikalisch bietet „Agrippina“ alles, was eine barocke Oper ausmacht. Viele wunderschöne Rezitativ-Arien, so entsagt Nero verzweifelt der Liebe „Come nubo che fugge“ in einer herrlich melancholischen Art, zartschmelzende Liebesarien von Otho und Poppea erklingen gegen Ende. Natürlich hat die Titelheldin, deren Motto „Gelobt sei der, der zum Regieren die Intrige nutzt“, auch die schönsten Arien. Angefangen von „L‘alma mia fra le tempeste“ bis hin zu „Ogni vento ch‘al porto lo spinga“.

Händel bringt die Gefühle von Intrigen, enttäuschter und echter Liebe, Frust und Triumph in gekonnter Manier auf das Notenblatt. Dabei bedient er sich seiner früheren Werke sowie von Komponisten seiner Zeit. Im 18. Jahrhundert anscheinend kein Problem, heute hätte Händel vermutlich Probleme mit dem Urheberrecht. Dennoch oder gerade deshalb ist „Agrippina“ ein Stück wie aus einem Guss und es ist kein Wunder, dass die Oper heute immer noch oft aufgeführt wird, trotz der dreistündigen Dauer.

"Agrippina" war ein Feuerwerk der barocken Oper. Das Publikum danke den Solisten und Musikern mit stehenden Ovationen. (Foto: © Bülent Kirschbaum)
„Agrippina“ war ein Feuerwerk der barocken Oper. Das Publikum danke den Solisten und Musikern mit stehenden Ovationen. (Foto: © Bülent Kirschbaum)

Auch wenn sich das Festival Klangvokal auf die Stimmen konzentriert und es im Orchesterzentrum gar keine andere Möglichkeit gab, die konzertante Aufführung kann leider die Situationskomik im dritten Akt nicht auf die Bühne bringen. Denn da versteckt Poppea, die sich auch an Agrippina rächen will, nicht nur Otho, sondern auch Nero hinter Türvorhängen. Zudem taucht auch noch Claudius auf.

Neben der wunderbar dargebotenen Musik enttäuschten auch die Sängerinnen und Sänger nicht. Maité Beaumont überzeugte als intigrante Agrippina, ebenso wie Eugénie Warnier als Poppea. Die Mezzosopranistin Ève-Maud Hubeaux legte noch etwas schauspielerische Energie in ihrer Darstellung des jungen Nero. Countertenor Paul-Antoine Bénos-Djian als Otho gelang der Wechsel von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt wunderbar und Bassbariton Arnaud Richard als Claudius, der nicht weiß, wie im mitgespielt wird, sang seinen Part souverän.

Auch die Nebenrollen von Narciso (Ray Chenez), Lesbo (Douglas Williams) und Pallante (Ètienne Bazola) waren perfekt besetzt.

Klangvokal 2019 – Facettenreiche mediterrane Vokalmusik

Arabisch-französisch geprägte Musik des Trio NES (Valencia) erwartete das Publikum im Dortmunder domicil. Die Organisatoren des Klangvokal Musikfestivals bewiesen wieder einmal einen gutes Händchen für Vokalkünstler der besonderen Klasse.

Charismatische Frontfrau der Gruppe ist die französisch-algerische Sängerin und Cellistin Nesrine Belmokh. Sie ist in Frankreich geboren, und ihre Eltern stammen aus Algerien. Daraus entwickelte sich eine ganz besondere Melange aus arabischer Musik, Jazz, Chanson, Soul und Pop.

Die Sängerin hat nicht nur eine gute und wandlungsfähige Stimme, sondern kann auch einfühlsam auf ihrem schmalen E-Cello oder einer in Istanbul erstandenen Mandoline spielen. Eindrucksvoll kam ihre Alt-Stimme vor allem gerade bei den leisen Tönen zur Geltung.

Eine gelungene Fusion aus verschiedenen Musikstilen präsentierte die Band NES der Frontfrau Nesrine Belmokh. Mit ihr spielten David Gadeo (Percussion) und Cellist Matthieu Saglio. (Foto: © Anja Cord)
Eine gelungene Fusion aus verschiedenen Musikstilen präsentierte die Band NES der Frontfrau Nesrine Belmokh. Mit ihr spielten David Gadeo (Percussion) und Cellist Matthieu Saglio. (Foto: © Anja Cord)

Ihr zur Seite standen kongenial der französische Cellist Matthieu Saglio (nicht umsonst wird er „Cellist der 1000 Klangfarben“ genannt) und spanischen Perkussionisten David Gadeo. Sie ergänzten sich alle wunderbar und bewiesen auch Performance-Qualitäten.

In den vielseitigen Liedern, die hauptsächlich von der Sängerin stammen, geht es vor allen um Identität, Liebe und Schmerz oder vor allem um den Traum und die Hoffnung auf Frieden. Ihr Debütalbum „Ahlam“, aus dem die Frontfrau einige Songs sang, bedeutet im wörtlichen Sinn passend „Traum“. So heißt es in dem auf arabisch gesungenen Titelsong: „Ich träume von Frieden und Hoffnung in einem Garten der Liebe.“

Neben arabisch wurden die Lieder überwiegen in englischer Sprache oder auf französisch gesungen.

In „Laisse-Moi Entrer“ bittet die Franko-Algerierin beispielsweise um Einlass auf Französisch, in „The World is Blue“ beklagt sie sich dagegen temperamentvoll über einen Liebhaber.

NES ist ein gelungenes Beispiel dafür, was für eine Bereicherung multikulturelle Einflüsse auf die Musik haben können.

Zum Abschluss begeisterte NES das Publikum noch mit zwei wunderbaren Interpretationen von „Ain‘t No Sunshine“ (Bill Withers) und „La vie en rose“ (Edith Piaf).

Soda und Gomera – wenn die Nordstadt zum Hipsterviertel wird

Irgendwann in der Zukunft – also 2022 – verwandelt sich die Nordstadt in ein beliebtes Hipsterviertel, bei dem sogar der Prenzlauer Berg vor Neid erblasst. Das ist zumindest die Ausgangslage von „Soda und Gomera“, dem dritten Stück von Rolf Dennemann, dem Kopf von artscenico, das im Hinterhof der Missundestraße 10 stattfindet. Die Premiere ist am 13. Juni 2019.

Das Stück „Soda und Gomera“ ist im Prinzip der dritte Teil von „Tohuwabohu“ und „Juckpulver und Hagebuttentee“. Nicht nur der Ort ist derselbe, sondern auch die gleichen Hauptakteure machen wieder die Nordstadt unsicher.

Handlungsort: Hinterhof in der Dortmunder Nordstadt. Thema: „Wohnung zu vermieten“- die Reaktionen auf seine Anzeige stürzt den jungen Hausbesitzer in seiner Ambition, menschlich und „politisch korrekt“ zu handeln, geradewegs in die Abgründe seiner Vorurteile und zwingt zur Konfrontation mit sich selbst und der Frage nach Vertrauen. Die Nordstadt ist 2022 zum Hipsterviertel geworden und Menschen aus aller Welt wollen dort hinziehen. Er hat Wohnungen zu vermieten und es melden sich zahlreiche Interessenten mit unterschiedlichsten Hintergründen. Wem kann man vertrauen? Er ringt mit sich und seinen menschlichen Vorstellungen von Zusammenleben. Eine Stimme sagt ihm immer wieder „Achtung! Hier stimmt was nicht!“ Es entsteht Chaos und Verwirrung. Die Wohnungssuchenden werden mit Prüfungen konfrontiert und versuchen mit allen möglichen Tricks, den Zuschlag zu bekommen. Wie schwer wiegt hier Vertrauen und wie wird Vertrauen aufgebaut?

Probenfoto mit Thomas Kemper (Walla), Linus Ebner (Deniz) und Elisabeth Pleß (Emmi). (Foto: © Guntram Walter)
Probenfoto mit Thomas Kemper (Walla), Linus Ebner (Deniz) und Elisabeth Pleß (Emmi). (Foto: © Guntram Walter)

Dennemann hat also ein aktuelles Thema auf die Bühne bzw. den Hinterhof gebracht: Der alltägliche kampf um das Wohnen. Wen darf ich was vermieten und wie finde ich den richtigen Mieter? Es beginnt für jeden potentiellen Mieter ein „Miet-Marathon“ durch verschiedene Räume, bei dem bald alles aus dem Ruder läuft. „Das Wort Chaos wäre eine Untertreibung“, beschreibt Dennemann die Situationen.

Altbekannte Figuren wie Kalla und Walla treten wieder auf und es gibt Rückblicke auf die Vorgängerstücke. Mit dabei sind unter anderem Thomas Kemper, Matthias Hecht, Elisabeth Pleß, Linus Ebner, Asta Nechajute.

Sichern Sie sich Ihren Platz durch Voranmeldung, die Tickets liegen an an der Abendkasse:

orga@artscenico.de und telefonisch unter 0176 63826162

PREMIERE: DONNERSTAG, 13.Juni 2019, 19.30 Uhr

und 14.6., 21./22.6.

Dortmund – Nordstadt – Missundestraße 10 (Hinterhof)

Und 21./22.6. im Kulturprogramm des Ev. Kirchentages

Juicy Beats 2019 – volles Programm steht

Das 24. Juicy Beats Festival im Dortmunder Westfalenpark am 16. & 17. Juli 2019 steht mit einem vollgepackten Musik-Spiel und Spaß – Programm vor der Tür.

Es bietet insgesamt 200 Bands und DJs, sieben Live-Bühnen, 20 Floors, etliche Aftershow-Partys und ein besonderes Rahmenprogramm.

Erstmals können die Zelte auf dem Campingplatz schon am Donnerstag (15.07.2019) aufgeschlagen und dann an einem zusätzlichen Rahmenprogramm teilnehmen. Im Angebot sind unter anderem ein Ausflug zum Deutschen Fußballmuseum, zum 2. Soccer Slam Cup mit anschließendem Stößchen und Konzert in der Kultkneipe Schlips oder Party im Toyka‘s.

Die Organisatoren hoffen auf gutes wetter beim diesjährigen Juicy Beats.
Die Organisatoren hoffen auf gutes wetter beim diesjährigen Juicy Beats.

Viele Topacts, wie zum Beispiel AnnenMayKantereit, SDP, Bausa, Trettmann, Dendemann, Claptone, Mousse T., Drunken Masters, Finch Asozial, Giant Rooks, Lari Luke oder die Antilopen Gang erwarten das Publikum auch nationale Newcomer, eine inklusive Band , Poetry-Slam und vieles mehr auf den unterschiedlichen Stages und Bühnen.

Am Freitag den 16.07.2019 geht es ab 14:00 Uhr mit Trettmann und dem diesjährigen Headliner, die Kölner Band AnnenMayKantereit los. Gleichzeitig starten die zum Teil liebevoll geschmückten Floors.

Am sind am Samstag steht dann SDP auf dem Programm der großen Bühne.

Auch an Kinder und Familie ist gedacht. In der Kidzone (Wiese Buschmühle) präsentiert das Jugendamt Dortmund erstmals ein musikalisches Programm für die kleinen Besucherinnen und Besucher. Bewegung und Tanz werden im Zirkuszelt groß geschrieben.

Es gibt auch wieder eine 9 Meter hohe Kletterwand und vieles mehr.

Silent Disco ist ab 22:00 Uhr angesagt.

Sponsoren wie Brinkhoff‘s haben sich als besondere Aktion (TukTuk-Floor) ein Klebe-Tattoo (wahlweise Ruhrgebietsstädte) für interessierte Besucher ausgedacht.

Die Sparkasse Dortmund hatte schon jetzt mit ihrer 25%Rabattaktion für Festival-Tickets rege Nachfrage und Erfolg.

Das Essensangebot ist ähnlich groß wie in den vergangenen Jahren und die Ticketpreise sind moderat geblieben.

Ticket sind auf der der Festival-Homepage sowie den bekannten Vorverkaufsstellen und Systemen erhältlich. Kombitickets der Phase 4 kosten 80,- Euro zzgl. Gebühren. Für Teenager zwischen 11 und 13 Jahren gibt es die Teen-Tickets für 43,-Euro (Kombi) und 21,50 Euro (Einzel) zzgl. gebühren als print@home Variante.

Die kostenlose An- und Abreise mit Bus und Bahn aus dem gesamten VRR-Gebiet ist bei allen VVK enthalten.

Zusatzkarten für den Campingplatz, (geöffnet Donnerstag), sind ab 40,- Euro (Ein Zelt/Zwei Personen, zzgl. Müllpfand) zu haben.

Dortmunder U zeigt Ausstellung zu „Grafik aus Dortmund“

Im Foyer des Dortmunder U ist vom 07. bis 30. Juni 2019 die Ausstellung „Grafik aus Dortmund“ zu sehen. Dort stellen 48 heimische Künstlerinnen und Künstler jeweils zwei Grafikarbeit aus und bewerben sich damit um die Aufnahme in den begehrten, auf 500 (handsignierten) Exemplaren limitierten, Dortmunder Kunstkalender 2020. Ein Fachjury (vom Kunstverein bis Kulturbetriebe) entscheidet am 27.06.2019 abschließend, welche sechs KünstlerInnen am Ende mit zwei ihrer Werke in dem heimischen Grafikkalender erscheinen dürfen. Dieser geht schon in die 43. Runde!

Wie Kulturdezernent Jörg Stüdemann bei der Eröffnung erklärte, ist es ein harter Wettbewerb mit festen Bedingungen: Bewerben mussten sich die Kandidaten per Internet mit ihren Werken. Der Künstlerische Mittelpunkt und das Wohnumfeld muss in Dortmund liegen. Ein abgeschlossenes Kunststudium oder langjährige Erfahrung im künstlerischen Bereich sind Voraussetzung für die Teilnahme. Ehemalige Gewinner sind ausgeschlossen. Es wird also spannend.

Ein Teil der ausstellenden Künstlerinnen und Künstler versammelte sich zu einem Foto.
Ein Teil der ausstellenden Künstlerinnen und Künstler versammelte sich zu einem Foto.

Die Ausstellung zeigt eine große Spannbreite des vielfältigen künstlerischen Potentials aus Dortmund. Das geht von Zeichnungen, Grafik, grafisch bearbeiteten Fotografien, Holzschnitt, Druck, Handsiebdruck. Linoldruck, Collage, mixed media, DigitalArt, Fotocollage oder Fotoradierungen.

Grundlage für viele Arbeiten waren in diesem Jahr offensichtlich Natur oder Tiermotive in verschiedenen Zusammenhängen. Ohne jemand speziell hervorzuheben, hier einige interessante und prägnante Beispiele.

Die Künstlerin Irmtraud Büttnerverbindet etwa verbindet eindrucksvoll mit ihren beiden Arbeiten so gegensätzliche Elemente wie Eis und Feuer in ihrer Beziehung. Titel: „Gegensätzliche Elemente“ und „Kaltes Element“. Anke Droste wiederum zeigt aus ihrer Reihe „Frei“ die beiden Werke „keep on trippin 1 und „keep on trippin 2“ mit Tusche und Feder auf Papier sinnbildhaft das Unterwegs und auf der Suche sein.

Ein subtiles kritische gesellschaftspolitisches Statement gibt Karin Jessen mit ihren beiden Werken „Die Spur des Geldes- 1“ und „Spur des Geldes- 2“, Handsiebdruck auf Börsenzeitung.

Daneben ist als Kontrast von Michael Jaspert die Grafik, Fotoradierungen „Geigenbauer I“ und „Geigenbauer II“ zu sehen, die diese wunderbaren Instrument in einer besonderen Weise zur Geltung bringen.

Es gibt viel zu sehen und entdecken, und die Originalgrafiken der Künstlerinnen und Künstler können selbstverständlich während der Ausstellung käuflich erworben werden. Preislisten liegen aus.

Klangvokal 2019 – Soul-Pop aus dem Herzen

Es gibt sicherlich einige Sängerinnen, die sich um den Thron von Amy Winehouse bemühen und Sharon Kovacs gehört mit Sicherheit zu den heißen Kandidatinnen. Mit kurzgeschorenen Haaren erinnert die Niederländerin optisch an Sinead O‘Connor, musikalisch liegen die Wurzeln von Kovacs klar im Soul. Das Konzert am 06. Juni 2019 im FZW bewies ihre Qualitäten.

Gitarre, Bass, Schlagzeug, zwei Background-Sängerinnen, Keyboards, Trompete und natürlich die Hauptdarstellerin Sharon Kovacs. Das waren die Zutaten eines intensiven Konzert. Die Künstlerin sang Songs von ihrer neuen CD „Cheap Smell“ und ihrem Debut-Album „Shades of Black“. Anfang mit Hut bekleidet besaß Kovacs sofort eine enorme Bühnenpräsenz, die mit dem ersten Song die Menge zum Tanzen mitriss.

Perfekte Soulmusik mit autobiografischen Texten: Kovacs im Rahmen des Festivals Klangvokal im FZW. (Foto: © Anja Cord)
Perfekte Soulmusik mit autobiografischen Texten: Kovacs im Rahmen des Festivals Klangvokal im FZW. (Foto: © Anja Cord)

Ihre Texte berichteten nicht immer über erfreuliche Dinge aus ihrem Leben. So dreht sich „Mama & Papa“ über ihre Kindheit in einer Familie ohne Vater, „Adickted“ handelt über ihren drogenabhängigen Ex-Freund. Aber dennoch strahlt ihre Musik eine große Lebenslust aus, der Wunsch, das Leben einfach zu genießen. So treibt der große Rhythmus des Souls nicht nur die Sängerin an, sondern übertrug sich auch auf die Zuhörer im FZW.

Überhaupt: Man spürt sofort, diese Frau ist für die Bühne gemacht, ihre Stimme ist mitreißend. Neben den üblichen verdächtigen wie Amy Winehous oder Shirley Bassey hört man auch ihr Vorbild Grace Jones an einigen Stellen heraus. Musikalisch half ihr auch der Rückgriff auf die Basics im Konzert. Keine Streicherarrangements, keine überbordende Instrumentierung. Nur das, was zur Soulmusik gehört. Pur und echt.

9. Philharmonisches Konzert – Konflikte musikalisch verarbeitet

Wen kann man in Krisen oder Kriegszeiten noch trauen? Wie stellt sich das Individuum dann gegenüber der Gemeinschaft? Welche Wege geht es, und wer sind seine verlässlichen Gefährten?

Bei den drei Komponisten und deren ausgewählten Werken beim 9. Philharmonischen Konzert am 4./5. Juni 2019 konnte das Publikum diese Konflikte musikalisch spüren.

Die Dortmunder Philharmoniker unter der schwungvollen Leitung des niederländischen Dirigenten Antony Hermus nahm sich zunächst den Zyklus „Le Tombeau de Couperin“ von Maurice Ravel (1875 – 1937) vor. Als Verbeugung vor der französischen Barockmusik (Memoria-Komposition) und als Erinnerung an die im 1. Weltkrieg gefallenen Freunde des Komponisten und nach dem Tod seiner Mutter (1917) war es komponiert worden.

Die Komposition ist zum einen vom barocken Geist (etwa beim Menuett) beeinflusst, andererseits von harmonischen und rhythmisch-modernen Klangfarben durchbrochen.

Die einzelnen Sätze sind seinen gefallenen Freunden gewidmet. Nach einem fast pastoralen leichten Beginn blitzt später auch immer wieder eine modernere Harmonik durch. Melancholische und fröhliche Passagen wechseln sich bis zum furiosen Finale ab. Unterschiedliche Instrumente, wie etwa die Oboe, die Trompete oder das Englischhorn, stehen zwischendurch abwechselnd im Mittelpunkt.

Obwohl das folgende Violoncellokonzert des polnische Komponist Witold Lutosławski (1913-1994) in Konfliktreichen politischen Zeiten (Kalter Krieg) musikalisch auch deutlich ein Konfliktverhältnis zwischen Violoncello und Orchester beinhalten, wollte der Komponist es nicht als Allegorie zwischen dem unter den Repressionen durch das sowjetische System leidende und sich am Ende befreiende Individuum sehen.

Das moderne Werk zeichnet sich durch eine klare melodische Komponente und dissonante musikalische Narrative aus. Spektakulär zauberte der Cellist Johannes Moser aus seinem Instrument beeindruckende Klänge. Wie ein Herzklopfen fühlt es sich für das Publikum an, wenn schon zum Auftakt das Solocello mit einem großen Monolog fünfzehn bis zwanzig mal einen einzelnen Ton wiederholt, bis sich eine mehrminütige Solofantasie anschloss.

Dem Interpreten werden auch im weiteren Verlauf Freiheiten eingeräumt, die dem Cellisten viel abverlangen. In die Fantasie fährt der erste harsche Gegenwind durch die Trompeten aufzieht. Es folgen eine Reihe von „Kampfscharmützel“ zwischen Violoncello, einzelne Instrumenten und dem Orchester. Es gibt aber auch immer mal Unterstützung für den Solocellisten. Schlussendlich triumphiert am Ende das Violoncello.

Die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Antony Hermus und dem Solocellisten Johannes Moser. (Foto: © Anneliese Schürer)
Die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Antony Hermus und dem Solocellisten Johannes Moser. (Foto: © Anneliese Schürer)

Nach der Pause stand Felix Mendelssohn Bartholdys (1809 – 1847) 3. Sinfonie a-Moll op. 56, auch die „Schottische“ genannt, auf dem Programm. Sie entstand unter dem Einfluss eine Schottlandreise 1829, die den Komponisten auch nach Holyrood Palace, der ehemaligen Residenz von Königin Maria Stuart (und deren Geschichte) führte. Erst zwölf Jahre später wurde die Sinfonie 1841/1842 fertigt gestellt.

Passend zu Schottland ist auch der dunkel-elegische Anfang mit den tiefen Klängen der Holzbläser, Hörner und Bratschen. Die folgenden bewegenden Themen und Motive werden später furios in einer Art „Sturm“durch die Streicher gebrochen um am Ende wieder düster-elegisch auszuklingen.

Die nächsten Sätze folgen wie aus einem Guss fast ohne Unterbrechung mal tänzerisch ausgelassen, mal kraftvoll elegant. Der vierte und letzte Satz hat teilweise den Charakter eines musikalischen „Schlachtfeldes“, das dann langsam ins Leere läuft. Das Finale ist stark und hymnisch.

Zu Besuch bei den ARTgenossen

Am 15. und 16. Juni 2019 öffnen 13 Künstlerinnen und Künstler aus dem Saarlandstraßenviertel ihre Ateliers und geben den interessierten Besuchern Einblicke in ihre Arbeit. Am Sonntag, den 16. Juni, gibt es einen geführten Rundgang mit dem Kunstwissenschaftler Dr. Rudolf Preuss durch die Ateliers des Viertels. Er beginnt um 14 Uhr im Atelier von Pia Bohr in der Dudenstraße 4.

Seit fast zehn Jahren gibt es die Tradition der ARTgenossen, alle zwei Jahre ihre Arbeitsstätten für die geneigte Öffentlichkeit zu öffnen. Somit hat sich das Format durchaus etwabliert. „Die Leute sind überrascht, dass es Ateliers in den Hinterhöfen gibt“, erzählt Mathias Schubert, einer der beteiligten Künstler. Ziel sei natürlich auch, Hemmschwellen gegenüber der Kunst abzubauen.

Manche Ateliers haben sich Gäste eingeladen, so werden im Atelier von Pia Bohr neben der Besitzerin auch Petra Eick, Rosa Fehr von Ilten und Frank Pinkvoss dabei sein. Pinkvoss wird in diesem Jahr sein Debut bei den ARTgenossen geben.

Freuen sich auch nette Gespräche mit den Besuchern beim Wochenende der ARTgenossen. (v.l.n.r.) Claudia Terlunen, Sabine Held, Sebastian Wien und Mathias Schubert.
Freuen sich auch nette Gespräche mit den Besuchern beim Wochenende der ARTgenossen. (v.l.n.r.) Claudia Terlunen, Sabine Held, Sebastian Wien und Mathias Schubert.

Zu sehen gibt es alles, was die traditionelle bildende Kunst zu bieten hat: Skulpturen, Malerei, Grafik, Fotografie und Zeichnungen. Neben den Ateliers haben die Organisatoren einen besonderen Ort ins Programm genommen. Silvia Liebig und Thomas Autering stellen im Friseursalon Loretta in der Landgrafenstraße 148 aus.

Das Programm im einzelnen:

Atelier Pia Bohr (Dudenstraße 4): Pia Bohr, Petra Eick, Rosa Fehr von Ilten

Atelier in der Gutenbergstraße 60: Roul Schneider, Dina Nur

Atelier in der Chemnitzer Straße 38: Sebastian Wien, Claudia Karweick

Mathias Schubert präsentiert sich in seinem Atelier in der Sonnenstraße 22.

Claudia Termunen und Sabine Held sind im Atelier an der Saarlandstraße 96

Im Friseursalon Loretta (Landgrafenstraße 148)stellen Silvia Liebig und Thomas Autering aus.

Die Örtlichkeiten sind am Samstag von 15 bis 20 Uhr geöffnet und am Sonntag von 14 bis 18 Uhr.

Freies Theater glassboth präsentiert „Willems wilde Welt“

Nach ihrem Erfolg mit „Container Love“ (Gewinner des Petra Sonderpreis 2015) zeigt das freie Theater glassbooth ihre neue Stückentwicklung „Willems wilde Welt“ unter Leitung von Jens Dornheim als Premiere am Samstag, den 08.06.2019 um 20:00 Uhr im Dortmunder Theater im Depot.

Die Theatergruppe arbeitet in unterschiedlichen Besetzungen und zeichnet sich oft durch ihre ungewöhnlichen oder kontroversen Stücke aus.

Bei dieser Produktion sind sechs SchauspielerInnen auf der Bühne, darunter auch der Co-Autor Dominik Hertrich. Er ist auch maßgeblich an der Entwicklung des Hauptcharakters Willem beteiligt gewesen. Zunächst waren nur verschiedene Textfragmente vorhanden, die mit einem roten Faden verbunden werden mussten.

Willem ( Dietmar Meinel ) hat scheinbar gute Laune. (Foto:© Oliver Mengedoht)
Willem ( Dietmar Meinel ) hat scheinbar gute Laune. (Foto:© Oliver Mengedoht)

„Nach unseren bisherigen dramatischen Adaptationen sollte es diesmal eine Komödie mit ein paar ernsten Tönen werden“, so der Regisseur. Es darf also bei dieser Stückentwicklung über die (Un-) Möglichkeiten auch gelacht werden.

Der Protagonist Willem gerät mit Mitte 30 in eine Sinnkrise und fragt sich zunächst bei einer Therapeutin, was in seinem Leben schiefläuft, welche Möglichkeiten er verpasst hat und was er jetzt braucht, um sein Glück zu finden. Daraufhin begibt er sich auf eine Reise, die ihn in allerlei skurrile Situation führt. Er trifft auf verschiedene Figuren, die seine Wahrnehmung auf die Probe stellen. Die Grenzen zwischen Erinnerung, Wunsch und Wahrheit verschwimmen…

Die musikalisch-atmosphärische Begleitung liegt in der Verantwortung von Danny-Tristan Bombosch.

Ein 20-köpfige Gruppe semiprofessioneller Schauspielerinnen im Alter von 8 bis 80 Jahren hat sich außerdem an der Entwicklung von sechs Videofilmsequenzen (2 bis 5 Minuten) beteiligt.

Für die Bühnenausstattung war Sabine Bachem zuständig. Vier hohe und praktische Garderoben auf drehbaren Rollen sind, was ihr wichtig ist, auf kleinen Raum multifunktional einsetz- und dann später auch abbaubar.

Außer bei der Premiere kann das Publikum „Willems wilde Welt“ noch am Sonntag, den 09.06.2019 und am Sonntag, den 22.09.2019 jeweils um 18:00 Uhr erleben.

Tickets gibt es unter ticket@theaterimdepot.de oder 0231 / 9822336 (AB) oder an allen bekannten Vorverkaufsstellen.