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Ein Abend mit Willem

Die Geschichte des 30jährigen Willem erzählt die Komödie „Willems Wilde Welten“ im Theater im Depot. Der Mann steckt in einer tiefen Sinnkrise und sucht als ersten Ausweg eine Therapeutin auf. Hier beginnt eine Reise der Erkenntnis durch Abgründe der Vergangenheit und absurde Traumsequenzen. Rückblicke, Träume und Gegenwärtiges wechseln sich ab bei Willems Suche nach dem Glück.

Die Komödie des freien Theaters „glassbooth“ plante Regisseur Jens Dornheim als Fortsetzung des Stückes Container Love aus dem Jahr 2014.

Einige Sequenzen standen schon länger fest, es bedurfte aber einer Verknüpfung der Ideen und eines roten Fadens, um nicht in einer Nummernrevue zu landen. Gemeinsam mit Dominik Hertrich, mit dem Jens Dornheim schon mehrfach zusammengearbeitet hatte, entwickelte der Regisseur die Geschichte um die Hauptperson Willem, gespielt von Dietmar Meinel.

Die Titelfigur führt die Zuschauer durch ein Leben voller Zurückweisungen und Niederlagen. Sein Kostüm, bestehend aus einem beigen Hemd und einem Wollpollunder, der in die zu kurze Anzughose gestopft ist, unterstreicht das Loser-Dasein, das Willem in die Krise gestürzt hat. Während seiner Therapiesitzung erzählt er von Erniedrigungen auf dem Schulhof durch brutale Zwillingsbrüder, der Unfähigkeit sich mit einem Mädchen zu unterhalten, geschweige denn sich zu verabreden und einer grotesken Szene am Abendbrottisch der Familie. Diese wird in eine Videosequenz eindrücklich dargestellt. Ein despotischer Vater hält Frau und Kind mit strengen Regeln unter seiner Kontrolle. Als der Vater den Geschmack der abendlichen Suppe kritisiert und neues Essen einfordert, geht seine Frau in die Küche, nimmt einen gebrauchten Tampon und rührt das Blut in die helle Suppe, voilà ein neues Gericht. Dem Vater schmeckt es, Mutter ist kurzfristig gerettet, der kleine Willem starrt mit großen Augen hungrig auf seinen leeren Teller. Dieser bleibt leer, da seine Mutter nur ihren Mann bestrafen will. So mancher Zuschauer konnte angeekelte Laute nicht unterdrücken.

Auch eine Szene im Arbeitsamt war optisch schwer zu ertragen. Willem sitzt einem sabbernden dicken Mitarbeiter, der aus der Psychiatrie entsprungen scheint, gegenüber und muss sich mit Formalitäten herumschlagen. Die Dialoge sind so absurd, dass man viel Sympathie für den verzweifelten Willem entwickelt. Viele Lacher ernten die Schauspieler auch, als Willem bei der Automatenfee (Foto) ein Passbild anfertigen will, was natürlich misslingt.

Willem (Dietmar Meinel) hat kein Glück beim Passbildautomaten. (Foto: © Anja Cord)
Willem (Dietmar Meinel) hat kein Glück beim Passbildautomaten. (Foto: © Anja Cord)

In einer Castingshow mit mehreren Videoeinspielern nimmt Willem die Rolle des Chefs ein und agiert prompt nach dem Vorbild seines Vaters mit machtbesessenen Starallüren. Die Einspieler sind gespickt mit Zitaten von Woody Allen bis Dieter Hallervordens Palim Palim.

Im Schlussbild des Stückes kommt es zu einem versöhnlich Abschluss. Mit Tiermasken verkleidet lauschen die Schauspieler Opa Walters Märchenkiste, und im Kreis der Tiere schöpft Willem Vertrauen. Er beginnt befreit zu tanzen und fühlt sich in die Gemeinschaft aufgenommen.

Das sechsköpfige Ensemble, bestehend aus Dietmar Meinel, Safiye Aydin, Dominik Hertrich, Timo Josefowicz, Timo Knop und Aless Wiesemann meistert die Aufgabe des ständigen Rollenwechsels mit Bravour.

Das durch geschickt eingesetzte Garderobenständer schnell wandelbare Bühnenbild wurde von Sabine Bachem in Szene gesetzt, die Filmsequenzen drehten Dirk Gerigk und Stefan Bahl von bs-Film, einem langjährigen Partner der Theatergruppe.

Das Stück wird nach der Sommerpause am 22. September wieder im Theater im Depot zu sehen sein.

Freies Theater glassboth präsentiert „Willems wilde Welt“

Nach ihrem Erfolg mit „Container Love“ (Gewinner des Petra Sonderpreis 2015) zeigt das freie Theater glassbooth ihre neue Stückentwicklung „Willems wilde Welt“ unter Leitung von Jens Dornheim als Premiere am Samstag, den 08.06.2019 um 20:00 Uhr im Dortmunder Theater im Depot.

Die Theatergruppe arbeitet in unterschiedlichen Besetzungen und zeichnet sich oft durch ihre ungewöhnlichen oder kontroversen Stücke aus.

Bei dieser Produktion sind sechs SchauspielerInnen auf der Bühne, darunter auch der Co-Autor Dominik Hertrich. Er ist auch maßgeblich an der Entwicklung des Hauptcharakters Willem beteiligt gewesen. Zunächst waren nur verschiedene Textfragmente vorhanden, die mit einem roten Faden verbunden werden mussten.

Willem ( Dietmar Meinel ) hat scheinbar gute Laune. (Foto:© Oliver Mengedoht)
Willem ( Dietmar Meinel ) hat scheinbar gute Laune. (Foto:© Oliver Mengedoht)

„Nach unseren bisherigen dramatischen Adaptationen sollte es diesmal eine Komödie mit ein paar ernsten Tönen werden“, so der Regisseur. Es darf also bei dieser Stückentwicklung über die (Un-) Möglichkeiten auch gelacht werden.

Der Protagonist Willem gerät mit Mitte 30 in eine Sinnkrise und fragt sich zunächst bei einer Therapeutin, was in seinem Leben schiefläuft, welche Möglichkeiten er verpasst hat und was er jetzt braucht, um sein Glück zu finden. Daraufhin begibt er sich auf eine Reise, die ihn in allerlei skurrile Situation führt. Er trifft auf verschiedene Figuren, die seine Wahrnehmung auf die Probe stellen. Die Grenzen zwischen Erinnerung, Wunsch und Wahrheit verschwimmen…

Die musikalisch-atmosphärische Begleitung liegt in der Verantwortung von Danny-Tristan Bombosch.

Ein 20-köpfige Gruppe semiprofessioneller Schauspielerinnen im Alter von 8 bis 80 Jahren hat sich außerdem an der Entwicklung von sechs Videofilmsequenzen (2 bis 5 Minuten) beteiligt.

Für die Bühnenausstattung war Sabine Bachem zuständig. Vier hohe und praktische Garderoben auf drehbaren Rollen sind, was ihr wichtig ist, auf kleinen Raum multifunktional einsetz- und dann später auch abbaubar.

Außer bei der Premiere kann das Publikum „Willems wilde Welt“ noch am Sonntag, den 09.06.2019 und am Sonntag, den 22.09.2019 jeweils um 18:00 Uhr erleben.

Tickets gibt es unter ticket@theaterimdepot.de oder 0231 / 9822336 (AB) oder an allen bekannten Vorverkaufsstellen. 

Der Weibsteufel oder wenn die Schachfigur selbst aktiv wird

Auf den ersten Blick wirkt es so wie die klassische Dreiecksbeziehung. Eine Frau steht zwischen einem älteren und einem jüngeren Mann. Doch der österreichische Schriftsteller Karl Schönherr verfasste mit seinem Stück „Der Weibsteufel“ keine Geschichte über eine willenlose, getriebene Frau. Hier bestimmt die Frau letztendlich selbst ihr Schicksal. Fast schon ein Stück feministischer Literatur, dass das Theater glassbooth am 26.10.2018 zum ersten Mal unter der Regie von Jens Dornheim im Theater im Depot aufführte.

Regisseur Jens Dornheim hat dem Stück von 1914 einen Zeit- und Ortswechsel verpasst: Es spielt jetzt in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und auch nicht mehr im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet, sondern im Ruhrgebiet. Daher hat Dornheim auch die Sprache ins Hochdeutsche übertragen und nicht ins Ruhrdeutsche, um nicht einen ungewollten Comedyeffekt zu erzeugen.

Denn das Thema ist ernst: Der Mann (gespielt von Ulrich Penquitt) ist eine ältere kränkliche Person, die als Hehler für Schmuggelware arbeitet. Sein Traum ist es, aus dem „Rattenloch“ herauszukommen und ein Haus auf dem Marktplatz zu kaufen. Seine Frau, im Stück „Das Weib“ genannt, wird von Alexandra Lowygina gespielt. Sie ist jünger rund attraktiver als ihr Ehemann. Doch bisher ist sie ihm treu geblieben. Carl Bruchhäuser spielt den „Soldat“. In Dornheims Bearbeitung ist er Mitglied eines Freikorps. Der Soldat versucht, die Hehlerei des Mannes zu beweisen.

Das Fatale der Geschichte: Beide versuchen die Frau für ihre Zwecke einzuspannen. Der Soldat soll die Frau verführen, um so an die Informationen zu kommen, der Mann will seine Frau als Lockvogel benutzen, damit er bei seiner illegalen Tätigkeit ungestört bleibt. Zudem betrachtet er seine Frau als sein „Eigentum“.

Jetzt wird‘s spannend: Die Frau fühlt sich missbraucht und entwickelt ihre eigenen Pläne, die sie in die Tat umsetzt und im Laufe des Abends immer mehr an Selbstbewusstsein gewinnt.

Noch steht die Frau (Alexandra Lewygina) abseits, aber weder der Mann (Ulrich Penquitt) noch der Soldat (Carl Bruchhäuser) ahnen von ihren Plänen. (Foto: © Uwe Faltermeier / Theater Glassbooth)
Noch steht die Frau (Alexandra Lowygina) abseits, aber weder der Mann (Ulrich Penquitt) noch der Soldat (Carl Bruchhäuser) ahnen von ihren Plänen. (Foto: © Uwe Faltermeier / Theater Glassbooth)

In „Der Weibsteufel“ steht und fällt alles mit der Rolle der Frau. Sie ist die zentrale Figur. Erst als Schachfigur benutzt, dreht sie den Spieß um. Alexandra Lowygina zeigt sich dabei von ihrer besten Seite. Angefangen von der treuen, naiven Ehefrau über den verführerischen Vamp bis hin zur eiskalten Fallenstellerin, zeigt sie die Bandbreite ihres schauspielerischen Könnens.

Die Männer spielen nur die Nebenrollen, auch wenn sie glauben, die Hauptrolle zu sein. Ulrich Penquitt interpretiert den Ehemann als bedächtige Person, die glaubt, alles im Griff zu haben. Bruchhäuser hingegen zeigt den Soldaten zunächst als schneidigen Menschen, der forsch seine Karriere vorantreiben will. Doch die Frau erkennt schnell die geheimen Wünsche nach Familie und treibt ihn ins Verderben.

Neben den Schauspielern gab es weitere Gründe für das gelungene Stück: Die atmosphärische Musik von Danny-Tristan Bombosch und das in schwarz-weiß gehaltene Bühnenbild der Künstlerin Sabine Bachem, das Anleihen an den Expressionismus der 20er Jahre aufleben lässt.

Es war eine gelungene Premiere zum 15-jährigen Jubiläum von theater glassbooth. Ein Stück, das unter die Haut geht, aber dennoch Platz lässt für einige heitere Stellen. Drei tolle Schauspieler machen aus dem „Weibsteufel“ einen dramatischen Parforceritt.

Freitag, 02. November 19:00 Uhr, Magazin Gladbeck (ausverkauft)

 

Sonntag, 04. November 18:00 Uhr, Magazin Gladbeck (ausverkauft)

 

Donnerstag, 08. November 20.00 Uhr, Theater im Depot Dortmund

 

Freitag, 09. November 20:00 Uhr, Theater im Depot Dortmund

 

Samstag, 17.November 20:00 Uhr, Katakomben Theater Essen

 

Samstag, 24. November 19:30 Uhr, Rottstr 5 Theater! Bochum

 

 

Theaterstück „Der Weibsteufel“ ins Ruhrgebiet vor hundert Jahren verlegt

Die freie Theatergruppe glassbooth wurde vor15 Jahren von Jens Dornheim und Gordon Stephan ins Leben gerufen. Mit ihren besonderen Stücken haben sie seitdem in unterschiedlichen Schauspieler-Besetzungen an verschiedenen Spielorten im Ruhrgebiet und darüber hinaus das Publikum überrascht. Eine intensive Kooperation gibt es mit dem Theater im Depot in Dortmund.

Hier sei nur an das erste selbst verfasst Stück der Gruppe „CONTAINER LOVE“, das 2014 und 2015 erfolgreich dort gespielt wurde erinnert.

Mit einem in mehrerer Hinsicht bemerkenswerten Produktion kommt „glassbooth“ mit „Der Weibsteufel“, einem Drama von des österreichischen Schriftstellers Karl Schönherr (1867 – 1943) und den drei Schauspielern Alexandra Lowygina, Ulrich Penquitt und Carl Bruchhäuser in das Theater im Depot.

Regie führt Jens Dornheim, die Idee hatte Alexandra Lowygina, für den musikalischen Hintergrund Musik ist Danny-Tristan Bombosch verantwortlich. In einer dynamischen Teamarbeit wurde das Stück zusammen entwickelt. Dazu gehörte auch Dorothee Ahrens (Kostüme) und Sabine Bachem (Bühne).

Das Team des theaters glassbooth für die Produktion "Der Weibsteufel": (v.l.n.r.) Danny-Tristan Bombosch (Musik), Sabine Bachem (Bühne) Ulrich Penquitt (Schauspieler), Alexandra Lowygina (Schauspielerin), Carl Bruchhäuser (Schauspieler) und jens Dornheim (Regie).
Das Team des theaters glassbooth für die Produktion „Der Weibsteufel“: (v.l.n.r.) Danny-Tristan Bombosch (Musik), Annika Loomann (Regieassistentin) Ulrich Penquitt (Schauspieler), Alexandra Lowygina (Schauspielerin), Carl Bruchhäuser (Schauspieler) und jens Dornheim (Regie).

Der ursprünglich in Österreich spielende „Alpenkrimi“ (mit entsprechender Sprache) wurde in das Ruhrgebiet kurz nach dem Ersten Weltkrieg zur Zeit des Ruhrkampfes. In einer alten Baracke leben ein Schmuggler und seine Frau, die er darauf ansetzt, einem Leutnant schöne Augen zu machen und abzulenken. Dieser verdächtigt den Schmuggler, mit den „Roten“ zu sympathisieren und sie mit Waren und Waffen zu versorgen. Es stellt sich für alle die Existenzfrage. Der Schmuggler träumt vom Häuschen und finanzielle Absicherung, dem Leutnant geht es um seine Karriere. Dazwischen steht die Frau. Die möchte eigentlich gerne ein Kind. Es entspinnt sich sich eine höchst emotionales Drama und eine amour fou im Ruhrgebiet und die Personen drohen sich in ihren eigenen Intrigen zu verstricken….

Wie Bombosch erklärte, werden die Spannungen mit basslastiger Synthesizer-Musik unterlegt und verdeutlicht.

Das Bühnenbild entspricht einer Baracke und wird, passend zu der Zeit, einige Accessoires des Expressionismus (Stichwort: das Cabinet des Dr. Caligari) aufweisen.

Die Kostüme sind, soviel sei verraten, an die Zeit vor hundert Jahren angelehnt. Die Sprache ist bewusst hochdeutsch mit einem leichten rauen „Ruhrgebiets-Unterton“und kein klischeehafter Ruhrgebiets-Slang. Es handelt sich ja nicht um eine Komödie oder Kabarett-Programm.

Interessant wird wohl sein, wie die emanzipatorische Entwicklung der Frau auf die Bühne gebracht wird.

Die Aufführung dauert ungefähr 110 Minuten und die Premiere findet am Freitag, den 26.10.2018 um 20:00 Uhr im Theater im Depot Dortmund (Immermannstraße 29).

Kartenreservierungen:

Theater im Depot: 0231/ 98 22 336 (AB) oder ticket@theaterimdepot.de oder an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

Weitere Termine für „Der Weibsteufel“ 2018:

Samstag, 27. Oktober 20:00 Uhr, Theater im Depot

Freitag, 02. November 19:00 Uhr, Magazin Gladbeck

Sonntag, 04. November 18:00 Uhr, Magazin Gladbeck

Donnerstag, 08. November 20.00 Uhr, Theater im Depot Dortmund

Freitag, 09. November 20:00 Uhr, Theater im Depot Dortmund

Samstag, 17.November 20:00 Uhr, Katakomben Theater Essen

Samstag, 24. November 19:30 Uhr, Rottstr 5 Theater! Bochum

Luther im Theater im Depot

Luther (mit dem Doktorhut). Foto: (© glassbooth)
Luther (mit dem Doktorhut). Foto: (© glassbooth)

Das Theaterstück „Luther“ von John Osbourne wird am 23. Oktober 2016 um 18 Uhr von mit Profis und Laien aus Gladbeck und der Region unter der Leitung der Theatergruppe „glassbooth“ in Theater im Depot aufgeführt.

 

Inhalt: Das 1960 verfasste Theaterstück von John Osborne umspannt den Zeitraum von 1506-1530. Martin Luther (Dominik Hertrich) ist hier kein Held im klassischen Sinne. Osborne führt Luther vielmehr als Zweifler vor, nicht nur als Zweifler an Papst und Kaiser, sondern vor allem als Zweifler an sich selbst, als einen Getriebenen, zerrissen zwischen Geist und Welt, zwischen eigenen Idealen und väterlichen Erwartungen, zwischen Hoffnung auf Erlösung und Einsicht in die eigene Fehlbarkeit.

 

Dadurch, dass in die Produktion Menschen aller Bevölkerungsschichten einbeziehen und Laien mit erfahrenen Theatermachern zusammenarbeiten können, werden vermeintliche Barrieren abgeschafft und alle Beteiligten hatten und haben die Möglichkeit voneinander zu lernen und zu profitieren.

Im Blick auf das kommende Lutherjahr 2017 können sich interessierte reformatorische Zentren und Kirchen in NRW als Gastspielorte bewerben und die Produktion buchen. Mehr Infos unter www.glassbooth.de

Die freie Theatergruppe glassbooth wurde im November 2003 von Jens Dornheim gegründet. Der für den (deutschen) Betrachter zunächst ungewöhnliche Name geht zurück auf die erste Produktion der Gruppe: „Der Mann im Glaskasten“ („The man in the glassbooth“) von Robert Shaw, das im Oktober 2004 als deutsche Uraufführung auf die Bühne gebracht wurde. Seither adaptiert die Gruppe unter der Leitung von Jens Dornheim jedes Jahr neue Stoffe, oft ungewöhnlich oder kontrovers – für Gesprächsstoff sorgt die Theaterformation jedoch immer.

2015 gewann glassbooth den Sonderpreis der Jury bei den Petra Meurer Theatertagen für das erste selbstverfasste Stück der Gruppe, „Containr Love“, das 2014 und 2015 gespielt wurde.

Die Aufführung im findet am Sonntag den 23. Oktober um 18:00 Uhr im Theater im Depot, Immermannstr. 29 statt. Vorverkauf über www.depotdortmund.de und 0231-982120
Ticketpreise: 14 Euro VVK, 16 Euro AK

Am Abgrund des Kapitalismus

Aus Kapitalismus und Rassismus machte Johannes Naber 2014 den bitterbösen Film „Zeit der Kannibalen“. Das Kammerspiel war wie geschaffen für ein Theaterstück und so schrieb Naber selbst das Drehbuch um. Die freie Theatergruppe „glassbooth“, bekannt durch ihre schwarzhumorigen Produktionen, setzt dieses Stück nun am 07. und 08. Mai im Theater im Depot in Szene.

Die Handlung: Die beiden Unternehmensberater Öllers und Niederländer reisen im Auftrag der „Company“ in Schwellenländer, um dort Firmen abzuwickeln oder Millionen zu investieren. Die einheimischen Geschäftspartner und die Hotelangestellten werden von oben herab behandelt. Als plötzlich eine neue Kollegin ins Spiel kommt, kommt Misstrauen auf. Wer spioniert hinter wem? Wem kann man trauen? Und plötzlich fallen Schüsse…

Das Stück ist ideal für ein Theater, weil es eigentlich nur in Hotelzimmern oder Konferenzräumen spielt und die sehen in internationalen Hotelketten nahezu gleich aus. Dass die Hauptfiguren ihr Hotelzimmer kaum verlassen, ist ein Symbol. „Sie haben Angst vor dem Andersartigen“, erklärt Sternes. So kann die amerikanische Regisseurin Julie Sternes langsam das Damoklesschwert über die drei Hauptakteure baumeln lassen. Denn durch ihr arrogantes Verhalten „erschaffen sie eine Zeitbombe“, so Sternes. „Das Stück ist Kritik am Kapitalismus, darüber, was wirklich bei der Globalisierung passiert“.

Die drei Hauptrollen spielen Jens Dornheim, Dietmar Meinel und Alexandra Schlösser, doch die Nebenfiguren sind sehr international und stammen aus dem Iran und Togo. Hinzu kommt die Regisseurin Julie Stearns (USA). Daneben gibt es Livemusik, die mit fremdartigen Tönen das Spiel unterstützt.

Für Jens Dornheim, der eigentlich seit 2013 nur noch Regie geführt hat, ist es eine kleine Umstellung, wieder auf der Bühne zu stehen: „Es ist ungewohnt, wieder mehr Text zu lernen“. Die Schauspieler stammen nicht nur von glassbooth, sondern auch von „Only connect!“, der Gruppe von Regisseurin Stearns.

Nach den beiden Dortmunder Auftritten wird die neue Produktion „Zeit der Kannibalen“ auch in anderen Städte wie Bochum oder Düsseldorf aufgeführt werden.

Intensives Kammerspiel

Der Ort war wie für „Sechs Gramm Caratillo“ gemacht. Der kleine, enge Keller des „Sissikingkong“ im Dortmunder Norden verströmte ein Gefühl des Eingesperrtseins. Hinzu kam das intensive Spiel von Nora Bauckhorn, die aus dem Hörspiel von Horst Bienek ein fesselndes Theaterstück machte. Schließlich hatte Bauckhorn auch ein großes Vorbild: „Sechs Gramm Caratillo“ wurde ursprünglich 1960 von keinem geringeren als Klaus Kinski gesprochen. Ein Premierenbericht vom 08. Mai 2015.

Die Idee „Sechs Gramm Caratillo“ auf die Bühne zu bringen, hatte Nora Bauckhorn schon lange. Zusammen mit dem Regisseur Jens Dornheim wurde das Stück die zehnte Produktion der Theatergruppe glassbooth realisiert (wir berichteten). Aufgepeppt mit einigen Multimediaelementen wie Film und Projektion – „Projektionen sind ja jetzt in“, machte sich die Hauptfigur zu Beginn über den neuesten Theatertrend lustig – verwandelte sich der Keller in einen Performanceraum.

Die Geschichte ist im Grunde die gleiche geblieben: Die namenlose Hauptfigur nimmt zu Beginn ihrer „Performance“ eine tödliche Dosis Gift und erlebt/erleidet mit den Zuschauern ihre letzte Stunde bis zum bitteren Ende. Dabei berichtet sie aus einigen Phasen aus ihrem Leben, die ihr Handeln erklären.

Handelte das Stück in der Originalfassung von einem medizinischen Experiment, so ging es diesmal um eine künstlerische Performance. Die Hauptdarstellerin ist Künstlerin und Schauspielerin, aber es scheint, als ob sie aus dem Leben gefallen ist. „Bin ich denn wirklich so anders“, fragt sie zu Beginn. Mit diesem Anders-sein hat sie ihr ganzes Leben zu kämpfen. Es scheint, dass sie an einem Vaterkomplex leidet: Ihre Träume von ihrem Vater, die Liebe zum Vater ihres Freundes, das alles quält sie. Bis sie sich letztlich zur tödlichen Performance entscheidet. Wie sich zeigt, eine Kurzschlussreaktion. Denn am Ende bekennt sie: „Die Träume sollten doch nur sterben“. Doch die Erkenntnis kommt zu spät.

Bauckhorn und Dornheim haben es geschafft, dieses Hörspiel auf die Theaterbühne zu bekommen. Neben der Protagonistin konnten die Zuschauer auf der Leinwand kurze Filmsequenzen sehen, die von Sascha Bisley und Thaisen Stärke gedreht wurden. Dabei spielten Tobias Schulz den Freund und Robert Adamek den Vater des Freundes. Während der Aufführung filmte Timo Knop das Geschehen. Ein ganz besonderes Gimmick waren die Einspielungen des Originalhörspiels, deren Stimme allen bekannt vor kam, doch es war in Wirklichkeit Jörg Schulze-Neuhoff, der den Kinski mit verblüffender Exaktheit sprach. Gelungen war auch die Auswahl der Musik und Geräusche im Hintergrund. So verbreitete zum Beispiel eine auf der Leinwand projizierte Uhr eine beängstigende Stimmung. Auch die „Störungen“ wurden modernisiert: Klingelte bei Kinski noch das Telefon im abgeschlossenen Raum, musste die Protagonistin in der heutigen Zeit Handy- und Smartphonebesitzer mit Waffengewalt drohen.

„Sechs Gramm Caratillo“ ist kein Stück für große Bühnen. Es kann seine besondere Faszination nur dann richtig zur Geltung bringen, wenn die Zuschauer eng beieinander sitzen und die Wände bedrohlich nahe sind. Ein ideales Stück für kleine Theater. Ansonsten lebt das Stück von seiner großartigen Darstellerin Nora Bauckhorn, die die Zuschauer auf einem emotionalen Parforceritt nimmt. Unbedingt ansehen!

Inszenierter Selbstmord vor der Kamera

Mit „Sechs Gramm Caratillo“ schrieb Horst Bienek ein Hörspiel, das sich um einen Medizinstudenten dreht, der in einem Selbstversuch ein tödliches Gift nimmt und den Versuch mit einem Tonband aufnimmt. Gesprochen wurde es 1960 von Klaus Kinski. Bienek erhielt 1981 den Dortmunder Nelly-Sachs-Preis.
Das Theater glassbooth bringt das Stück ins 21. Jahrhundert. Hier ist es eine Schauspielerin/Künstlerin, die sich in einer Performance das Gift injiziert und ihr Sterben auf einer Kamera dokumentiert. Gespielt wird dies von Nora Bauckhorn, Regie führt Jens Dornheim und Videoeinspielungen wurden von Sascha Bisley erstellt. Die Premiere ist am 07. Mai 2015 im Sissikingkong. Ars tremonia sprach mit den drei Verantwortlichen.

[Update: Mittlerweile gibt es den Premierenbericht.]

 

Ars tremonia: In dem Stück „Sechs Gramm Caratillo“ geht es im Original um einen Selbstversuch eines Medizinstudenten. Gibt es in ihrer Inszenierung Veränderungen?

Nora Bauckhorn: Der Text ist umgearbeitet worden, er ist etwas moderner. Es geht in unserem Fall nicht um ein medizinisches Experiment, sondern eher um ein künstlerisches.

Ars tremonia: Herr Dornheim, wie sind sie auf die Idee gekommen, dieses Stück zu inszenieren, das ja ursprünglich aus dem Jahre 1960 stammt?

Jens Dornheim: Die Idee stammt von Nora, sie hatte das Stück in ihrer Schublade und es bereits für eine Frau umgeschrieben. Nora hatte mich gefragt, ob ich das Stück mit ihr machen möchte. Dann habe ich mir als erstes das Original von Kinski angehört, danach Noras Text gelesen und das hat mich sofort überzeugt, es machen zu wollen.

Ich werde mit glassbooth dieses Jahr zwei Premieren machen, eine mit kleinerer Besetzung und die andere mit mehr Schauspielern. Das hier ist bewusst für kleinere Locations konzipiert worden. Wir hätten es auch im Theater im Depot spielen können, aber ich finde, das Stück passt da nicht so gut rein. Ich finde, es braucht einen intimen Charakter mit wenig Zuschauer, die sehr nah dran sind.

Wir brauchen relativ wenig Platz auf der Bühne, aber die Möglichkeit auf einem Hintergrund etwas zu projizieren.

Ars tremonia: Frau Bauckhorn, was hat Sie an diesem Stück fasziniert?

Nora Bauckhorn: Ich glaube, zunächst einmal Kinski. Als Die-Hard-Fan finde ich es ein sehr auffälliges Werk, weil es so untypisch ist für ihn. Kinski spricht das sehr zurückgenommen, sehr ruhig eigentlich. Ich fand das Stück schon immer sehr spannend und faszinierend. Ich finde die Idee des Selbstmordes, was es im Prinzip ja ist, unter diesem Vorwand eines Experimentes interessant. Auch ein Thema was mich fasziniert, die Frage eben, wie echt muss Schauspiel, Film oder Kunst überhaupt sein? Wie echt darf es sein? Was will man sehen? Das ist zwar kein neues Thema, aber ich finde es halt interessant. Die Vorstellung, irgendjemand dabei zu zugucken, wie er sich gerade umbringt, ist natürlich extrem abstoßend, aber es hat natürlich einen sehr finsteren Reiz.

Ars tremonia: Es soll ja diese „Snuff“-Filme geben.

Nora Bauckhorn: Das wäre das auf die Spitze getrieben. Wobei ich das persönlich weder besonders interessant finde. Aber es scheint irgendetwas zu geben, was Leute daran fasziniert und sei es nur die Idee, dass es solche Filme geben soll. Allein das macht schon etwas mit Leuten. Ich finde es spannend zu fragen: Was will das Publikum? Was glaubt es zu wollen und will es das dann wirklich noch?

Ars tremonia: Gibt es Unterschiede zwischen der wissenschaftlichen Original-Hauptfigur und der neuen künstlerischen Figur?

Nora Bauckhorn: Ich glaube, da gibt es nicht so viele Unterschiede im Sinne der Intention. Ich versuche bestimmt nicht, auf der Bühne Herrn Kinski zu imitieren. Es ist deutlich anders gespielt, es ist eine Frau.

Jens Dornheim: Wir haben den Charakter schon deutlich verändert. Die Persönlichkeit der Künstlerin ist eine andere, ich wollte auch einen gewissen Abstand zum Original haben. Wobei der Herr Kinski bei uns auch eine Rolle spielen wird.

Nora Bauckheim: Im Original ist es ein Medizinstudent, in unserer Fassung ist es eine Schauspielschülerin oder eine kunstaffine Person.

Jens Dornheim: Bei uns ist es kein Experiment, sondern eine Performance.

Nora Brauckheim: Sie produziert sich auch anders als Kinskis Medizinstudent.

Sascha Bisley: Sie ist auch triebhafter, mit weniger Kalkül und emotionaler.

Ars tremonia: Es gibt nicht nur den Monolog auf der Bühne, sondern auch audiovisuelles. Was gibt es zu sehen und zu hören?

Sascha Bisley: Ich bin angesprochen worden, ob ich mir vorstellen könnte, das filmisch umzusetzen und wir haben überlegt, welchen Look wir nehmen. Machen wir das aufdringlich, schnell und laut wie heutige Installationen im Theater sind? Wir haben uns sehr schnell darauf geeinigt, etwas auszusuchen, was abgespeckt ist, sich auch ein bisschen in der Präsenz auf der Leinwand zurücknimmt und dafür mehr Raum für die Schauspieler lässt. Daher haben wir mit Schwarz-Weiß einen sehr klaren Look gewählt und die Bilder traummäßig angelegt. Das ist sehr surreal. Wir versuchen das Ganze mehr unterstützend statt aufdringlich zu untermalen. Installation wirken auch oft ablenkend und das haben wir vermieden. Die Herausforderung ist, die Lücken, die dieser Film hinterlassen muss, durch das Schauspielerische zu füllen. Der Film ist dazu da, um die Story zu etablieren, aber das Hauptaugenmerk dennoch auf der Schauspielerin zu lassen, die auf der Bühne und in den Installationen zu sehen ist. Das Filmische soll nur Beiwerk sein.

Ars tremonia: Wie lange wird das Stück ungefähr?

Jens Dornheim: Eine Stunde. Das Hörspiel ist 30 Minuten und da es bei uns etwas zusätzlich gibt und es auf der Bühne immer anders ist als im Studio, dauert es eine Stunde.

Weitere Termine: Donnerstag, 14.05.2015 im Wohnzimmer GE, Gelsenkirchen und am 17.05. 2015 im Theater Rottstr 5 in Bochum.

Theatergruppe Sir Gabriel Dellmann gewinnt den Petra-Meurer Theaterpreis 2015

Die Gewinner des Petra-Meurer Theaterpreises 2015: "Sir Gabriel Dellmann). Nicht mit dabei ist Mitgründer Björn Gabriel.
Die Gewinner des Petra-Meurer Theaterpreises 2015: „Sir Gabriel Dellmann). Nicht auf den Foto ist Mitgründer Björn Gabriel.

Ein großer Erfolg für „Sir Gabriel Dellmann“. Der mit 1000 € dotierte Hauptpreis geht an das junge Dortmunder Theaterprojekt. Treibende Kräfte sind hauptsächlich die Bühnenbildnerin Stefanie Dellmann und den Schauspieler Björn Gabriel, der am Dortmunder Schauspielhaus tätig ist. Sir Gabriel Dellmann wurde für das Stück „The Great Democracy Show“ ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand am Samstag, dem 28. Februar 2015 im Theater im Depot statt. Die Hauptunterstützer des Petra-Meurer Theaterpreises und der Petra-Meurer Theatertage ist die DEW21, die TU Dortmund und das Theater im Depot.

Insgesamt wurden beim Petra-Meurer Theaterpreis 2015 sechs Preise vergeben. Neben dem Hauptpreis gab es zwei Sonderpreise und drei Förderpreise. Die beiden Hauptpreise zu je 500 € gingen an die Gruppe „Toboso“ aus Essen für ihr Live-Hörspiel „Der kleine Wassermann“ und an „Glassbooth“ für „Container Love“.

Das Ensemble „bzw.beziehungsweise“ bestehend aus den Theaterwissenschaftsstudenten Susanne Goldmann und Mattias Engling erhielt für ihr Jugendstück „Ausgang Freiheit“ den mit 300 € dotierten Förderpreis. Ebenfalls zu den Förderpreis-Gewinnern gehörte die Theaterwerkstatt Westfalenkolleg aus Dortmund unter der Leitung von Mechtild Janßen und Klaus Pfeiffer für das dadaistische Stück „Peng!“. Der dritte Förderpreisträger hatte noch keinen Namen, die Gruppe um Schauspielerin Paula Gendrisch wurde für ihr Werk „Mikropolis“ ausgezeichnet, in dem digitale Medien, Musik und Tanz integriert wurden.

Die Musik in „Mikropolis“ kommt von der Band „Freedes“ aus Bochum, die auch das musikalische Rahmenprogramm der Preisverleihung gestaltete. Durch die Veranstaltung führte Rainer Holl von der TU Dortmund.

Über drei der ausgezeichneten Theaterstücke hatte Ars tremonia schon berichtet. Mit Björn Gabriel und Sabine Dellmann haben wir im Vorfeld der „Great Democracy ein Interview geführt. Auf Youtube ist es zu sehen.

Der Premierenbericht zu „Peng!“ der Theaterwerkstatt Westfalenkolleg: https://ars-tremonia.de/mit-fado-in-den-untergang/

Die Rezension zu „Container Love“ von „Glassbooth“: https://ars-tremonia.de/wenn-die-wirklichkeit-im-drehbuch-steht/

 

Wenn die Wirklichkeit im Drehbuch steht

Spät, aber sie kommt: Die Rezension von „Container Love“, dem dem neuen Stück vom Theater glassbooth. Ars tremonia besuchte die zweite Vorstellung am 30. August im Theater im Depot und erlebte eine gelungene Auseinandersetzung mit dem Phänomen „Big Brother“.

 

Was fasziniert Menschen, die sich „Big Brother“ im Fernsehen anschauen? Die nackte Haut, die unterschiedlichen Typen, die von vor hinein Konflikte provozieren (sollen)? Regisseur Jens Dornheim ging auf die Spurensuche und mit „Container Love“ präsentierte er mit seinem Ensemble das Ergebnis.

 

Gleich zu Beginn spielte das Stück mit der Frage nach Spiel und Wirklichkeit? Es wurden nämlich zwei Kandidaten aus dem Publikum gewählt. Wie immer in solchen Fällen, kann man dann eine Stecknadel fallen hören und Blicke sagen „Bloß nicht mich“. Endlich werden zwei Kandidaten gefunden. Spätestens nach der gemeinsamen Choreografie des „Jingles“ fällt jedem im Publikum auf, die beiden gehören auch zum Ensemble.

Das Stück spielt in einem „Theatercontainer“, der mit sechs unterschiedlichen Schauspielern gefüllt ist. So ist Marlon (Marlon Bösherz) ein Abgänger von der Ernst-Busch-Schauspielschule, voller Hoffnung hier ein gelungenes Debut zu feiern. Alex (Alexandra Schlösser) spielt die „Übermutter“, die alle liebhat, besonders gelungen spielt Dietmar Meinel seinen Charakter „Dietmar“ als einen schrägen Charakter, der deutliche Züge von Klaus Kinski trägt. Auch sehr gut kommt Dominik Hertrich als selbstgefälliger Schlagersänger „Der Böhmer“ rüber. Weitere Container-Insassen waren: Nora Bauckhorn als junge „Nora“, die auf ihren Durchbruch wartet, Tanja Brügger, die als „Tanja“ im Container mit Qualität überzeugen möchte sowie Timo Knop und Anabel Starosta als „zufällig“ gecastete Teilnehmer.

 

Die Aufgaben werden wie im Fernsehen von einer Stimme aus dem Off gestellt und haben mit Theater zu tun: Die Kandidaten sollen beispielsweise ein Stück über „Mord und Liebe“ zum besten geben. Dabei werden Themen wie Kindesmord oder Kindesmissbrauch szenisch dargestellt. Bei der letzten Aufgabe „Theater und Kunst“ werden noch einmal alle Register gezogen: Hier wird eine Szene dargestellt, wie sich der „normale“ Mensch auf der Straße das moderne Theater vorstellt. Menschen in merkwürdigen Klamotten rezitieren merkwürdige Texte und machen merkwürdige Dinge (z.B. wickeln sich in Frischhaltefolie ein) und ein kunstsinniger Regisseur bekommt ein Nervenzusammenbruch, weil ein Schauspieler an der falschen Stelle schreit.

 

Jens Dornheim hat sein Ensemble gut im Griff, alle spielen wunderbar ihre „gescripteten“ Rollen wie im Fernsehen, wunderbar war auch ihre kleine getanzte Choreografie. Doch was bleibt am Ende? Ist es so wie im Fernseh-Leben, dass man den Sieger der vierten Staffel von DSDS nach einem Tag sowieso wieder vergessen hat? Dornheim stellt die Unterhaltung in den Mittelpunkt, es gibt keinen erhobenen Zeigefinger, doch werden die Zuschauer danach die Formate wie „Big Brother“ mit anderen Augen sehen?

 

Nichtsdestotrotz ein Stück, das mit viel Lust am Spielen gemacht wurde und zu dem man Dornheim und Ensemble nur gratulieren kann.

 

Wer es verpasst hat, kann es in Dortmund im Theater im Depot am 25. September um 20 Uhr noch einmal erleben.