Spannende Theaterspielzeit 2017/18

[fruitful_alert type=“alert-success“]Nicht die „Drei von der Punkstelle“, sondern (v.l.n.r.) Andreas Gruhn (Leiter KJT), Schauspielintendant Kay Voges und Generalmusikdirektor Gabriel Feltz.[/fruitful_alert]

Das Theater Dortmund hat am 17.05.2017 im Foyer des Opernhauses das neue Programm für die Spielzeit 2017/18 vorgestellt. Zunächst blickte die scheidende Geschäftsführerin Bettina Pesch zufrieden auf die jetzige Spielzeit mit einer Auslastung von 80 % zurück. Aber es heißt auch Abschied nehmen: Für Jens-Daniel Herzog ist es die letzte Spielzeit als Opernintendant in Dortmund.
Am 24.09.2017 hat die lyrische Komödie „Arabella“ von Richard Strauss unter seiner Regie Premiere. Auch für Kammersänger Hannes Brock ist es seine letzte Saison. Aber davor zeigt er sein großes Können noch einmal beim Musical „Haispray“ (21.10.2017) und bei der Revue-Operette „Frau Luna“ von Paul Lincke (13.01.2018).
Interessant sind sicher auch die lyrischen Szenen „Eugen Onegin“ von Peter Tschaikowsky. Besonders freuen können sich Opernfans sicherlich auf Verdis „Nabucco“ (10-03.2018) unter der Regie von Herzog oder die „Schneekönigin“ als Familienoper von Felix Lange. Mit zwei Galas wird gebührend von Jens-Daniel Herzog und K.s. Hannes Brock Abschied genommen.
Ballettdirektor Xin Peng Wang ließ sich vom 8. Philharmonischen Konzert (wir berichteten) inspirieren und setzt sich mit seinem Ballett mit dem 3. Klavierkonzert von Rachmaninow und Tschaikowskys 6.Sinfonie auseinander. (11.11.2017).
Fantasievoll geht es bei der Choreografie von Mauro Bigonzettis „Alice“ nach „Alice im Wunderland“ zu. (10.02.2017). Zudem werden wieder zwei Internationale Ballettgalas geboten und das NRW Juniorballett zeigt sein Können auf einer „Trans Europa Express“ Tanzreise.
Der Schwerpunkt der Dortmunder Philharmoniker liegt aber in der neuen Spielzeit nach Aussage des GMD Gabriel Feltz auf Werken von Gustav Mahler, darunter die 4. und die 8. Sinfonie. Die bekannten Reihen wie die Wiener Klassik, Konzerte für junge Leute, Kammerkonzerte, Babykonzerte oder das Stummfilm-Konzert („Modern Times“ von Charly Chaplin) werden weitergeführt. Der Jahresbeginn wird mit dem Neujahrskonzert 2018 mit der „Ode an die Freude“ aus Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie gebührend im Opernhaus gefeiert. Am 1.September 2017 können sich Fans der italienischen Oper auf italienisches Flair bei der Sommernacht der Oper : Nessun dorma auf dem Friedensplatz freuen. Ein auch für das jüngere Publikum interessantes Projekt steht am 11.06.2018 mit „Video Game Music in Concert – Synphonic Selections“ auf dem Programm.

Neues aus Ballett und Oper präsentierten Xing Peng Wang (Leiter des Balletts) und Opernintendant Jens-Daniel Herzog.
Neues aus Ballett und Oper präsentierten Xin Peng Wang (Leiter des Balletts) und Opernintendant Jens-Daniel Herzog.

Das Schauspiel Dortmund freut sich mit mit seinem Intendanten Kay Voges, ab dem 16. 12.2017 mit einer Doppel-Premiere Biedermann und Brandstifter (Max Frisch) und Fahrenheit 451 (Ray Bradbury) unter der Regie von Gordon Kämmerer wieder an altbekannter Stelle im Schauspielhaus loslegen zu können. Direkt einen Tag später geht es österreichisch derb mit Werner Schwabs „Übergewicht, unwichtig: Unform“ im Studio weiter. Des weiteren stehen zum Beispiel Anton Tschechows Komödie „Kirschgarten“ (Regie: Sascha Hawemann) auf dem Programm des Studios. Bei der Künstlerkomödie „Der Theatermacher“ von Thomas Bernhard (30.12.17) führt Kay Voges Regie.  Gespannt sein darf man auf „Das Internat“ von Ersan Mondtag  und Alexander Kerlin.  Weitere Stücke befassen sich mit der Gender-Problematik (Orlando) oder den Ursachen trügerischen Erinnerungen bei „Memory Alpha oder die Zeit der Augenzeugen“.
Die renommierte Regisseurin Claudia Bauer setzt sich am 07.04.2017 auf eine neue moderne Weise mit der „Schöpfung“ (nach Joseph Haydn) auseinander.
Freunde der Bochumer Punk-Band „Die Kassierer“ dürfen sich am 26.05.2017 auf deren Punk-Operette „Die Drei von der Punkstelle“ nach Franz Schulz und Paul Frank auf deren Auftritt freuen.
Der Dortmunder Sprechchor ist mit dem Stück „After Life“ vertreten. Projekte wie das „Mundorgelprojekt“ von Tommy Finke werden weiter geführt.
Sehr am Herzen liegt Voges die Schaffung einer Akademie, die sich mit der  Forschung und Entwicklung von Verbindungsmöglichkeiten zwischen Darstellender Kunst und der digitalen Welt befasst. Zu diesem Thema wird auch ein Kongress in Dortmund stattfinden.
Das Kinder-und Jugendtheater befasst sich in  der neuen Spielzeit mit der Identitätsfindung Kinder und Jugendlicher sowie dem übergroßen gesellschaftlichen Druck auf sie in unserer Zeit.
Am 22.09.2017 steht als erstes die „Verwandlung“ nach Franz Kafka unter der Regie von Antje Siebers auf dem Programm. Für die kleinen Kinder ist „Ein König zu viel“  (Gertrud Pigor) auf dem Programm. Als Weihnachtmärchen wird ab dem 10.11.2017 „Der gestiefelte Kater“ aufgeführt. Die Inszenierung „Wertvoll oder Mensch, oder mach was aus dir!“ beschäftigt sich mit der Frage, was den Wert eines Menschen ausmacht.
Jugendclubproduktionen im Rahmen von pottfiction oder Projekte mit Geflüchteten werden laut Andreas Gruhn, dem Direktor des KJT, weiter geführt.

Das umfangreiche Programm der neuen Spielzeit erhalten Sie ab sofort im Dortmunder Opernhaus. Abonnentenkarten gibt es ab dem 26.06.2017.

Künstlerisch verarbeitete Impressionen

[fruitful_alert type=“alert-success“]Dagmar A. Ludwig vor ihrem Bild „Feuervogel“.[/fruitful_alert]

In der Artothek der Dortmunder Zentralbibliothek werden unter dem Titel „Unterwegs daheim“ vom 16. Mai bis zum 27. Juni 2017 neunzehn Acryl- und Ölgemälde in oder Bilder mit Mischtechniken in verschiedenen Formaten der in unserer Stadt lebenden Künstlerin Dagmar Anita Ludwig ausgestellt.

Ludwig ist 1940 in Ostpreußen geboren und nach dem Krieg in Worpswede aufgewachsen. Das künstlerische Umfeld war sicherlich auch eine Inspiration für ihren weiteren kreativen Lebensweg. In verschieden Bereichen zeigte sie ihre kreative Ader. So schrieb und illustrierte sie unter anderem auch Bilderbücher und war handwerklich begabt. Auf ihren zahlreichen Reisen ins Ausland, beispielsweise nach Italien, Frankreich oder Afrika, verarbeitete sie die vielen neuen Eindrücke daheim durch ihre Malerei. In den letzten Jahren reiste sie durch ganz Deutschland.

Ich habe so viele Länder im Ausland bereist, aber die schönen Landschaften in Deutschland erst spät richtig kennen gelernt,“ verriet die Künstlerin. Im letzten Jahr wagte sie eine Reise zu ihrem Geburtsort in Ostpreußen zu ihren Wurzeln.

Die temperamentvolle Künstlerin malt mit kraftvollen Farben und den guten Blick für Details. Dabei sind bei ihr sowohl Menschen, Tiere, Landschaften oder Pflanzen als Motive von Bedeutung.

Die Ausstellung ist dienstags und freitags zwischen 10:00 und 19:00 Uhr in der Artothek zu sehen und die Gemälde auch käuflich zu erwerben.

Eine Preisliste liegt dort aus.

Wilde Fahrt über den Ozean der Gefühle

[fruitful_alert type=“alert-success“]Am Geburtstag ihres verstorbenen Mannes kommen die Gefühle der Witwe (Bianka Lammert) wieder hoch.[/fruitful_alert]

Die Produktion „Seine Braut war das Meer und sie umschlang ihn“ (Andreas Marber) ist nach „Das kunstseidene Mädchen“ (2011) das zweite Solo-Programm mit der vor allem vom Kinder- und Jugendtheater (KJT) in Dortmund bekannten Schauspielerin Bianka Lammert im Theater Fletch Bizzel. Die Premiere ist am Freitag, den 19.05.2017 um 20.00 Uhr und Regie führt wieder Hans-Peter Krüger.

Horst Hanke-Lindemann, Leiter des Fletch Bizzel, wies auf die schon lange andauernde Zusammenarbeit mit der Schauspielerin hin und zeigte sich auch zufrieden mit der guten Kooperation zwischen seinem Haus und dem KJT.

Worum geht es bei dieser Produktion? Eine Frau (Bianka Lammert) feiert mit Sekt und festlich gekleidet auf dem Dachgarten eines Kreuzschiffes den Geburtstag ihres verstorbenen Mannes. Er war ehemaliger Kapitän des Kreuzschiffes, bevor er ausgerechnet an seinem Geburtstag tödlich verunglückte. Seine Witwe zelebriert nun diesen Tag jedes Jahr mit ausgiebigem Gedenken an gemeinsame Erlebnisse. Dabei ist die Gefahr groß, dass sie sich in einer wilden Fahrt über den Ozean der Gefühle in einer Geschichte verliert….

Diese Geschichte hat einige Schräglagen und bietet überraschende Wendungen,“ erklärte Krüger. Regisseur und Schauspielerin haben den Text des Stückes oft gelesen zusammen lange an den Feinheiten gearbeitet und gefeilt. Das Solo-Programm bietet Raum für die verschiedensten Facetten des Schauspiels.

Musikalisch begleitet wird Bianka Lammert wie schon bei ihrer ersten Solo-Produktion wieder von Oleg Bordo am Piano. Acht bis neun Lieder werden live gesungen. „Das gibt die Möglichkeit, den Gefühlen auch auf einer zweiten Ebene Ausdruck zu verleihen,“ so Lammert.

Die Bühne des Fletch Bizzel wird zu einem provisorischen Dachgarten mit seiner besonderen Sicht von oben.

Karten für die Premiere am 19.05.02017 gibt es unter karten@fletch-bizzel.de oder telefonisch unter 0231 142525

Weitere Aufführungstermine sind der 2. und 3. Juni 2017, jeweils um 20.00 Uhr.

Krimi im Umfeld einer psychoneurotischen Erkrankung

[fruitful_alert type=“alert-success“]Eine Leiche im Phoenix-See: Autorin Gabriella Wollenhaupt lässt wieder Maria Grappa ermitteln.[/fruitful_alert]

Es ist wieder Mai und der 27. Grappa-Krimi um die engagierte Bierstädter (Dortmunder) Reporterin Maria Grappa mit dem Titel „Grappa und die Venusfalle“ von Gabriella Wollenhaupt kommt heraus. In den Räumlichkeiten des Grafit Verlages stellte die Autorin ihr neues Werk vor.

Wie Wollenhaupt erzählte, war diesmal ein realer Fall aus den USA Grundlage für ihren neuen Kriminalroman. Ein Mädchen wurde dort von ihrer Mutter, die an dem sogenannten Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom leidet, über viele Jahre bewusst krank gemacht. Menschen, hauptsächlich Frauen, die an dieser psychoneurotischen Störung leiden, machen ihre Kinder absichtlich mit verunreinigtem oder vergiftetem Essen bis zu starken Behinderungen krank, um Mitleid und Aufmerksamkeit zu erlangen. Danach pflegen sie ihr Kind wieder aufopferungsvoll und halten es abhängig. Das betroffene Mädchen in den USA heuerte in seiner großen Verzweiflung einen Auftragsmörder an, der die Mutter erstach. Am Ende des Prozesse sah das Mädchen wieder ganz normal aus und die früheren Symptome der von der Mutter noch zur Schau gestellten Behinderungen waren verschwunden.

Dieses sensible psychologische Thema hat die Autorin in ihrem Krimi verarbeitet.

Aus dem Phönix-See in Dortmund wird die als „Mutter Theresa von Bierstadt“ bekannte Besitzerin mehrerer Hundesalons, Marina Schrott, gezogen. Ertrunken war sie aber nicht im vor Ort. Die sozial engagierte Frau kümmerte sich zudem aufopferungsvoll um ihre schwer kranke Tochter Venus. Nach und nach kommen immer mehr schmutzige und unglaubliche Details der Familiengeschichte und über die Hintergründe ans Licht. Neben diesem interessanten Fall gibt es auch in der Redaktion und im Leben des Fotografen Wayne Pöppelbaum Veränderungen…

Eine Premierenlesung findet am Dienstag, den 23.05.2017 um 19:30 Uhr im Studio B der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund statt.

Eintritt: EURO 3.-

Gabriella Wollenhaupt: Grappa und die Venusfalle

218 Seiten. Paperback

EUR 11,00 [D] EUR 11,30 [A]

ISBN 978-3-89425-487-2

Auch als E-Book erhältlich.

Zauberhafte Klänge im Konzerthaus

Im 8. Philharmonischen Konzert am 09.05 und 10.05.2017 standen mit „melodien_zauber“ im Dortmunder Konzerthaus zwei russische Komponisten der späten Romantik im Mittelpunkt. Die Reihe um Sergej Rachmaninow (1873-1943) wurde mit seiner letzten 3. Sinfonie a-Moll op. 44 (1936) fortgesetzt. Ergänzt wurde der musikalische Abend nach der Pause mit dem Violinkonzert D-Dur op. 35 von Peter Tschaikowsky (1840 – 1893). Rachmaninow schätzte sein Vorbild Tschaikowsky sehr und konnte ihn in seinen jungen Jahren noch persönlich kennen lernen. Beiden gemeinsam ist ein gefühlvoll-ausschweifende, romantische tonale Musikausrichtung. Beim älteren Rachmaninow sind auch schon neoklassizistische und modernistische Einflüsse zu erkennen. Komponisten wie Arnold Schönberg, mit der von ihm entwickelten modernen Zwölftontechnik, standen schon in den Startlöchern.

Die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von GMD Gabriel Feltz vermittelte dem Publikum ein Musikerlebnis, dass einfühlsam die Qualität der Werke beiden russischen Komponisten verdeutlichte. Diese gingen oft unter die Haut.

Rachmaninows 3. Sinfonie entfaltete nach ruhigem Beginn eine schwärmerischen Melodienzauber, den er dann stark strukturiert weiter entwickelt. Der zweite Satz wartet mit leidenschaftlichen, kurzen sowie musikalisch vielseitigen Episoden und einen überraschend eingefügten rasanten Scherzo auf. Die Instrumentation wurde um Harfen, Xylophon, Kontrafagott oder Alttrompete erweitert. Der dritte Satz verschlägt das Publikum musikalisch auf eine Art russisches Volksfest mit einem rasanten, bunten und temperamentvollen Finale. Fehlen durfte aber auch nicht der für Rachmaninow bedeutende, hier kunstvoll verarbeitete „Dies Irae“- Choral der lateinischen Totenmesse.

Für das nach der Pause folgende Violinkonzert von Peter Tschaikowsky konnte als Solo-Interpretin die hervorragende Konzertpianistin Mirijam Contzen gewonnen werden. Das technisch anspruchsvolle Programm mit vielen Tempowechseln und virtuosen Kadenzen war eine große Herausforderung für Solistin und Orchester. Die romantisch-sehnsuchtsvollen, dann wieder ins quirlig-virtuosen oder rustikal-volkstümlichen wechselvollen Tonpartien verlangten allen Beteiligten viel ab.

Klagend-melancholische Töne der Klarinette sorgte für einen nachdenklichen Kontrast.

Ein bewegendes Musikerlebnis im Dortmunder Konzerthaus.

Das Leben findet im Hinterhof statt

[fruitful_alert type=“alert-success“]Gruppenbild der Laiendarsteller mit Gartenzwerg.[/fruitful_alert]

Die Nordstadt hat eine Vielzahl von interessanten Hinterhöfen mit alten Gebäuden, die seit Jahrzehnten darauf warten, wach geküsst zu werden. Für Rolf Dennemann, dem Kopf von artscenico, sind Hinterhöfe auch ein Ort der Kommunikation. In seinem Stück „Tal der fliegenden Messer (Tohuwabohu)“ präsentiert er mit Laien und Profi-Schauspielern im Hinterhof an der Missundestraße 10 das raue Leben. Ars tremonia war bei der Premiere am 06. Mai dabei.

Skurrile Typen gibt es in dem Stück genug und dennoch scheinen sie auf dem realen Leben der Nordstadt herausgegriffen zu sein. Die Oma, die Mitarbeiterin vom Pflegedienst, die Nachbarn, die neu Hinzugezogenen oder die Schnorrerin. Bei der hat die Inflation gnadenlos zugeschlagen, denn mit Kleingeld gibt sie nicht nicht zufrieden, ein Zehner sollte es schon sein.

Nicht nur die Typen sind skurril, auch die Geschichte, die uns Dennemann präsentiert, ist ein wenig „strange“. Kalla und Walla haben der Rentenkasse den Tod ihrer Mutter verheimlicht und kassieren ihre Rente. Natürlich wissen die Nachbarn Bescheid und verlangen Schweigegeld. Nachdem das zu viel wird, versucht sich Walla als erfolgloser Heiratsschwindler.

Daneben geht das Leben im Hinterhof seinen Gang, kleine Gärten werden gepflegt, der Grill wird an geschmissen und ein spanisches Paar hat es sich als Obdachlose auf einem Sofa bequem gemacht.

Das Stück lebt hauptsächlich von seiner sehr ungewohnten Freiluftatmosphäre. Das Setting in einem Hinterhof war zunächst ungewöhnlich, doch man gewöhnte sich daran. Auch dass Nachbarn ab und zu aus dem Fenster schauten, um zu erfahren, was los ist oder eine Katze sich vom Dach das Stück näher ansah.

Der zweite Teil spielte im hinteren Bereich des Hinterhofes, wo mehrere schöne alte Garagen auf den Besuch der Zuschauer warteten. Die Zeit wurde unterdessen genutzt, um vorne alles für die Gartenparty vorzubereiten, womit das Stück auch beendet wurde.

Das Stück ist ideal für alle diejenigen, die das Nordstadtflair lieben und gerne neue Orte entdecken. Dazu zeigt Dennemann ein Kaleidoskop an Nordstadt-Typen und Nordstadt-Leben, das sich deutlich vom Leben in einer Reihenhaus-Siedlung am Stadtrand unterscheidet. Hinzu kommt auch die gelungene Melange von Laien und Profis zu einem einheitlichen Stück.

Mit dabei sind unter anderem: Matthias Hecht, Thomas Kemper, Elisabeth Pleß, Linus Ebner, Denise Rech, Rezan Kanat, Anna Hauke und Jürgen Dilling, Cynthia Teresa Scholz-Tovar, Ismael José Monagas Caraballo, Baran Drbas, Heike Hundeiker, Uwe Lagoda, Taher Güliesstan, Gerlinde Albers, Hans Eckert, Werner Rosenberg.

Musiker gab es natürlich auch. Gregor Hengesbach und Volker Wendland spielten Gitarre.

Weitere Aufführungen gibt es am 13. und 14. Mai 2017 – jeweils ab 19.30 Uhr. Infos und Karten unter orga@artscenico.de. Eintritt 12,00/ermäßigt 7,00€

Muss Einer immer der Erste sein?

[fruitful_alert type=“alert-success“]Einer (Andreas Ksienzyk) und Zweier (Bianka Lammert) möchten gerne Vögel sein. Da diese angeblich nicht zählen können. Dreier (Rainer Kleinespel) auf der Stange schaut belustigt zu. (Foto: © Birgit Hupfeld)[/fruitful_alert]

Carsten Brandau hat mit seinem Theaterstück für ALLE (ab 4 Jahre) „Dreier steht Kopf“ ein einfach verdichtetes, aber auch philosophisch komplexen Theaterstück für ALLE (ab 4 Jahre) entwickelt.

Unter der Regie von Regisseurin Johanna Weißert hatte das Stück am Freitag, den 05.05.2017 Premiere im Kinder-und Jugendtheater Dortmund. Die drei handelnden Personen Einer (Andreas Ksienzyk), Zweier (Bianka Lammert) und Dreier (Rainer Kleinespel) werden von der Regisseurin in das Obdachlosen-Milieu platziert.

Worum geht es: Einer ist bei allem was passiert, immer der Erste. Das ist so , war so, und wird so bleiben. Wer zählen kann, weiß doch – Eins kommt vor Zwei und so weiter. An dieser Ordnung hält Einer pedantisch fest. Als Zweier, eher ängstlich und unterwürfig, einmal Erster ist, scheint das fast ungeheuerlich und peinlich. Heimlich träumen beide aber davon, aus dem festgefahrenen Schema auszubrechen und wie die Vögel scheinbar frei von einer festen, reglementierenden Ordnung zu leben. Die können ja nicht zählen. Erst als als der rebellische Dreier zu ihnen stößt und sich den Regeln widersetzt, kommt etwas in Bewegung und die Welt steht auf den Kopf. Was nun….

Mit seiner humorvollen, reduzierten Kunstsprache lässt Brandau in seinem Text viel Raum für neue Gedankenspiele. Widersprüche werden deutlich. Es ist amüsant zu erleben, wie sich Einer und Zweier oft krampfhaft bemühen, ihre feste Ordnung aufrecht zu erhalten.

Auf der Bühne waren neben einem Mülleimer an der Seite , einigen Gegenständen auf dem Boden, einem großen rotem Klettergerüst mit drei weißen großen Wolken darüber, einem Fahrrad auch ein umgedrehter kleiner Baumstrauch an einem Band zu sehen. Der Regisseurin gelang es mit Hilfe von an den Seiten befestigten bunten Kabel, die Welt per Flaschenzug auch sichtbar auf den Kopf zu stellen.

Dieses quasi philosophische Stück legt subtil die Mechanismen von festgefügten Ordnungen offen. Diese machen unfrei, grenzen aus und bevormunden die Menschen. Außerdem sind sie hinderlich für die menschliche Weiterentwicklung und wecken zumeist Widerstand. Weiter werden hier auch Fragen der Identität aufgeworfen. Wer bin ich und wer will ich sein?

Die drei SchauspielerInnen mit ihrem lebendigen spiel, die eingespielte Musik und Geräusche und das schöne Ende mit dem extra konzipierten Video sorgten für ein unterhaltsamen und zum nachdenken anregenden Theaterabend im KJT.

Weitere Informationen und Vorstellungstermine erhalten Sie unter www.theaterdo.de

Kunst als kollektiver interaktiver Prozess

[fruitful_alert type=“alert-success“]Drei der vier Künstlerinnen von KARARO sind anwesend: (v.l.n.r.) Lydia Paasche, Heehyun Jeong und Anna Jacobi. Es fehlt Anne-Kathrin Loth.[/fruitful_alert]

Die Künstlerinnenkooperation KARARO, bestehend aus vier Frauen, entwickelte auf Einladung des Dortmunder Künstlerhauses unter dem Titel „Krake – eine zeit- und ortsbezogene Installation“ eine raumbezogene Arbeit in Form einer 100 m² großen installativen Malerei. Diese interaktive Arbeit der vier Künstlerinnen Anna Jacobi, Heehyun Jeong, Lydia Paasche und Anne-Kathrin Loth ist und vom 6. Mai – 11. Juni 2017 im Künstlerhaus zu sehen und zu erkunden.

Die vier Künstlerinnen sahen sich zuerst die Räumlichkeiten an, um sich von den örtlichen Gegebenheiten einen genauen Eindruck zu verschaffen.

Im Künstlerdorf Worpswede, so Paasche, wurden dann das ersten Schritt zum interaktiven künstlerischen Projekt getan. In der Natur entstand in gemeinsamer Arbeit ein auf einer Fläche von 20 m auf stabilem Kulissenpapier schwarze Tuschzeichnungen. Diese sind halb abstrakt und naturbezogen gehalten.

Als Grundkonsens musste die Gruppe sich über die zu verwendenden Materialien und Farben methodisch einigen. Die eigen individuelle künstlerische Handschrift tritt im Schaffensprozess zurück und es entsteht etwas überraschend gemeinsames Neues. Das birgt einerseits ein erhöhtes, aber gewolltes künstlerisches Risiko beim offenen Arbeitsprozess, ist aber durchaus spannend im Ergebnis.

Auf der anderen Seite des Raumes liegen auf Pappplateaus aus Salzteig geschaffene, halb abstrakte, bemalte Figuren. Auch an der Wand befestigt, befinden sich diese Salzteig-Skulpturen. Sie lassen viel Raum für Assoziationen. Egal, ob sie zunächst an Dinge aus der Meeresnatur erinnern oder bei längerer Betrachtung weitere Assoziationsketten hervorrufen, bleibt dem Betrachter überlassen.

Wir geben kein bestimmtes Thema wie etwa „Meerestiere“ oder „Flüchtlinge“ vor, sondern es geht um die Emotionen, die die Gesamtinstallation im Raum bei den Besuchern der Ausstellung hervorrufen,“ erklärte Jacobi.

Der Raum als Ganzes , vom Boden bis zur Decke, wird zu einer kollektiven Installation. Im hinteren rechten Teil des Raumes wurden zwei große Installationen aus stabiler, weiß bemalter Pappe platziert. Im hinteren Bereich hängen offene, naturbezogene Installationen aus weiß bemalter Pappe. Das Schwarz der Tuschezeichnungen interagieren miteinander.

Es ist eine Ausstellung, die man als „Gesamtpaket“ auf sich wirken lassen muss.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am Freitag, den 5. Mai 2017 um 20:00 Uhr im Künstlerhaus Dortmund statt. Begrüßung & Einführung durch Dr. Peter Schmieder, Lisa Domin (Konzeption) und die Künstlerinnen.

Weitere Informationen erhalten Sie unter www.kh-do.de oder telefonisch unter: 0231/820 304.

Kunst zwischen analoger und digitaler Welt

[fruitful_alert type=“alert-success“]Brigitte Felician Siebrecht vor ihrem Werk „We are readable“. (Foto: © Sabine Spieckermann)[/fruitful_alert]

Der Dortmunder „kunstbetrieb“ zeigt mit der Ausstellung „Codes und Tapes“ in seinen Räumen vom 6. Mai bis 2. Juni 2017 jüngste Werke der Iserlohner Künstlerin Brigitte Felician Siebrecht.

Siebrecht hatte nicht nur ein Kunststudium in Frankfurt am Main absolviert, sondern unter anderem später auch eine Ausbildung zur Mediendesignerin abgeschlossen. Die Künstlerin ist so mit der analogen wie auch der digitalen Welt vertraut.

Wie der Titel der der Ausstellung schon besagt, produziert Siebrecht in ihrer neuen Ausstellung Code-Art und Tape-Art. Auf malerischen und grafischen Arbeiten lässt sie deren digitalen Code als Ergänzung, Hintergrund oder Überschreibung des Geschaffenen erscheinen. Ihre Kunst ist ein Spiel mit den Berührungspunkten zwischen der analogen und der digitalen Welt.

Die zweigeteilte Ausstellung zeigt im ersten Abschnitt vier Tape-Art Gemälde. Hier beschäftigt sich Siebrecht mit der Verwandlung von Oberfläche in bemalte Fläche. Die Tapes dienen ihr als Begrenzungs- und Strukturhilfe. Die nicht gegenständlichen Bilder finden ihren Sinn in sich selbst und sind eine emotionale Ausdrucksform der Künstlerin. Nur bei einem Bild ist ein ein Gesicht im Hintergrund zu erkennen.

Der zweite Abschnitt der Ausstellung zeigt drei Grafiken mit Gesichtern. „Die Bilder wurden abfotografiert und dann durch den Computer digitalisiert“, so Siebrecht. Die enthaltenen Detailcodes werden so sichtbar. Als digitales Bild im hinter dem Bild wirken sie wie das Unterbewusstsein der nachdenklichen Gesichter.

Denn größten Platz nimmt auf der linken Seite aber eine vier Meter lange Grafik mit dem Titel „We are readable“ (Wir sind lesbar). Auf dieser langen Grafik ist in der Mitte ein weißer Frauenkopf zu sehen und darunter der Schriftzug „We want Democracy“ (Wir wollen Demokratie). Darunter sind Gruppen von für ihre demokratischen Rechte kämpfenden Menschen aus verschiedenen Krisenregionen der Welt zu erkennen. Hinter ihnen und um sie herum befinden sich unzählige QR Codes, die digital verschlüsselte politische und philosophische Botschaften enthalten. Die Besucher der Ausstellung können diese Codes mit der entsprechenden App mit ihrem Smartphone entschlüsseln und lesen. (Einige der QR Codes sind allerdings nicht mehr lesbar).

Neben der politischen Botschaft verdeutlicht diese gewaltige Grafik, dass unsere vermeintliche Anonymität im digitalen Zeitalter sehr trügerisch und beängstigend ist.

Die Vernissage von „Codes und Tapes“ findet am Samstag, den 6. Mai 2017 um 18.00 Uhr statt.

Ort: der kunstbetrieb, Gneisenaustraße 30 in 44147 Dortmund

Eine Einführung in die Ausstellung gibt die Dortmunder Kunsthistorikerin Simone Rikeit. Die Künstlerin ist anwesend.

Weitere Informationen erhalten Sie unter info@derkunstbetrieb.de oder telefonisch unter: 0231/ 53 48 205

Zweiter Tag der Inklusionstage 2017 – Auf Heimatsuche

Die Kompanie Windspiel, ein Tanztheater mit bis zu 21 DarstellerInnen mit und ohne Handicap, verfolgt mit ihrem Projekt „Heimatspuren“ ihre verschiedene Herkunftsgeschichten und Heimatempfindungen und setzt sie durch Bewegungstheater und Tanz auf der Bühne um. Sie drücken sie ihre persönlichen Empfindungen zu „Heimat“ auch mit Begriffen wie Liebe, Hoffnung, Sehnsucht, Kälte und Erde aus. Das Ruhrgebiet mit „Currywurst“, Fußball und Bergbau spielt bei der Aufführung eine zentrale Rolle. Dann geht es auch in ferne Herkunftsländer wie Italien, Portugal oder der asiatische Raum. Mit schönen Kostümen und jeweils passender musikalischen oder rhythmischen Untermalung boten sie ein vielfältiges und abgerundetes Programm. Ob mit oder ohne Handicap spielte keine Rolle. Alle Darsteller fügten sich gut in das gesamte Gefüge und Miteinander ein. Ein visuell und emotionales Tanztheater-Erlebnis.