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Offene Nordstadtateliers 2021 – ein zweitägiger Spaziergang zu Kunst in der Nordstadt

Am 04. und 05. September 2021 fanden wieder die Offenen Nordstadtateliers in Dortmund statt. Die Veranstaltung, die alle zwei Jahre über die Bühne geht, war coronabedingt etwas geschrumpft, sodass nur ein kleiner Teil der Künstlerinnen und Künstler mitmachte. Sicherlich haben einige auch wegen der geforderten Hygienebestimmungen dieses Jahr nicht mitgemacht. Dennoch boten die Offenen Nordstadtateliers einen schönen Einblick in die Ateliers und Werkstätten der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler.

Meine Tour am Samstag begann außerhalb der Nordstadt, denn Marika Bergmann hatte ihr Atelier an der Rheinischen Straße, also im Unionsviertel, geöffnet. Doch geöffnet ist der falsche Begriff, denn ich konnte einen Blick auf die Kunst nur durch die Fenster erhaschen. Ob diese Aktion wegen Corona so durchgeführt wurde oder ob die Künstlerin ihr Atelier später öffnete, bleibt leider offen.

An zwei Tagen öffneten Künstlerinnen und Künstler ihre Türen bei den Offenen Nordstadtateliers.
An zwei Tagen öffneten Künstlerinnen und Künstler ihre Türen bei den Offenen Nordstadtateliers.

Denn weiter ging es ins Künstlerhaus am Sunderweg. Dort ist die Ausstellung „science-ex“ zu sehen, die bis zum 10. Oktober 2021 läuft. Insgesamt zehn Künstlerinnen und Künstler blicken zurück auf die Sciencefiction Geschichten des 20. Jahrhunderts. Darüber hinaus hatten die dort arbeitenden Künstlerinnen und Künstler ihre Ateliers geöffnet und luden zu einem Gespräch mit den Besuchenden ein.

Danach stattete ich der Galerie „der kunstbetrieb“ einen Besuch ab. Präsentiert wurde die Ausstellung „Grauzone“, an der sich die bekannten Künstlerinnen und Künstler der Galerie wie Klaus Pfeiffer, Mathes Schweinberger, Sylvia Reusse, Udo Unkel oder Anke Droste beteiligten. Schweinberger zeigte seine beeindruckenden Zeichnungen aus der Nordstadt, Udo Unkel seine filigranen Stahlfiguren und Sylvia Reusse malte unter dem Titel „Grauzone A1“ eine Person in einer Burka, die natürlich in die aktuelle Berichterstattung zu Afghanistan passt.

Wenige Straßen weiter hatte Hendrik Müller das „Müllers Kabinett“ geöffnet. Seine neue Serie dreht sich um ein ernstes Thema: Plastik. Dazu hat er einen „Plastikmensch“ in verschiedene – von Menschen veränderte – Landschaften gestellt. Die schwarze Figur steht stellvertretend für unseren Gebrauch von Plastik, das nichts weiter als ein Synonym für Öl ist, denn Plastik wird schließlich aus Öl hergestellt. Die Figur auf seinen Bildern sieht ein wenig aus wie ein ölverschmiertes Tier, aber auch Sciencefiction Assoziationen kommen auf. Müller hat bereits 10 Bilder gemacht, es werden sicher noch welche folgen.

Der nächste Besuch führte mich in die Westerbleichstraße. Dort befinden sich die Ateliers W53 und W55. In W53 zeigte Ute Brüggemann ihre Zeichnungen und Malerei. Von Tierbilder bis hin zu Industrieansichten sind ihre Motive sehr vielfältig. Beeindruckend sind ihre Bilder, die von alten schwarz-weißen Familienfotos inspiriert sind und mit Farbe den Geist der alten Bauerngesellschaft atmen. Ingrid Schmechel präsentiert dreidimensionale Objekte, die aus Kinderspielzeug entstanden sind. Die einzelnen Elemente wie beispielsweise Tipp-Kick-Tore werden zu komplexen Strukturen zusammengesetzt. Andere Arbeiten von ihr kombinieren alte Postkarten mit kleinen Plastiksoldaten, die somit eine neue Aussage bekommen.

Im Nebenhaus W55 hatte Christina Kreymborg ihr Atelier geöffnet. Sie benutzt für ihre Werke unterschiedliche Materialien und bringt alte Sachen in neue Zusammenhänge. So entstehen neue plastische Bilder, die auf alten Gemälden aufbauen. Nebenan hat Andrea Fortmann ihr Atelier. Die studierte Grafikdesignerin fing mit Zeichnungen an und konnte sich zunächst nicht vorstellen, mit Farbe zu arbeiten. Doch mit der Zeit wurden ihre Arbeiten abstrakter, zunächst fein flächiger, ihre neuesten Arbeiten sind Dank den vielen Linien viel lebendiger geworden. Für ihre Bilder vergibt sie keine Titel, denn die Bilder müsse auf die Menschen wirken, findet die Künstlerin.

Die Kunstdomäne in der Schillerstraße hatte natürlich auch für die Besucherinnen und Besucher geöffnet, die dort vertretenden Künstlerinnen und Künstler Karina Cooper, Anette Göke, Sylvia Jäger, Sandra Lamzatis, Franz Ott und Rita-Maria Schwalgin öffneten ihre Ateliers.

Der letzte Weg am Samstag führte mich ins depot. Hier hatten Monika Ihl und Suse Solbach ihre Türen für die Öffentlichkeit geöffnet. Monika Ihl arbeitet vor allem mit Glas, aber auch mit anderen Materialien wie Holz. Sie interessiert sich sehr für Strukturen und Oberflächen und arbeitet sehr konzeptionell. In der Serie „Verknüpfungen“ werden verschiedene Materialien wie Holz und Glas zu einem neuen Objekt verbunden. Suse Solbach sammelt Naturobjekte wie Zweige oder Äste, die sie mit Wachs überzieht und danach Farbe aufträgt. Die Farbe produziert sie weiter, indem sie Pinselwasser für neue Farbe benutzt. Darüber hinaus erstellt sie kleine Kisten, in denen sie ihre Kunst zum Entdecken packt.

Am nächsten Tag ging es um 11 Uhr pünktlich los zum Beginenhof Dortmund. Hier hatte Kersten Versteylen seine Arbeiten ausgelegt. Der Künstler arbeitet mit digitalen Fotografien, die er weiter bearbeitet. Manchmal bleiben sie relativ original, manchmal werden sie stärker bearbeitet. Seine Motive stammen vorwiegend aus Dortmund und reichen von Pflanzen bis hin zu Details aus Industrieanlagen. Zudem zeigte Versteylen auch seine Videoarbeiten.

Ein weiterer künstlerischer Schwerpunkt liegt in der Lortzingstraße 26 und 28. Dietrich Lacker macht aus alten Metallgegenständen neue Kunstwerke. Sein Atelier „Durchs blaue Tor“ ist voll von „menschlichen“ Figuren aus Zangen und anderen Werkzeugen. Draußen stehen Kunstwerke aus einer alten Brötchenmaschine oder beispielsweise eine Kobra aus einem Schusterwerkzeug. Für Lacker ist es wichtig, dass ich so wenig wie möglich an den Teilen verändern muss“.

Das Atelier nebenan an der Lortzingstraße 26 beherbergt zwei (eigentlich drei) Künstler. Stefan Mischke und David Mellin. Mellin hat das Klein- und Mittelformat für sich entdeckt. Seine Bilder im Format von 25 × 21 cm stehen im Verhältnis 6:5. Er malt auf Holztafeln und versucht der traditionellen Tafelmalerei eine virtuelle Ästhetik zu geben. Auch er stellt seine Farben selbst her und ist fasziniert von dem Material Farbe. Stefan Mischke hingegen ist für die großen Bilder zuständig. „Das hat mit dem Raum zu tun“, so der Künstler. Seine Bilder zeichnen sich dadurch aus, dass sie von der Anzahl der Farben beschränkt sind. „Es dürfen nicht zu viele Farben sein“, erklärt er.

Um die Ecke befindet sich das Atelier 1, leider waren die beiden Künstler Darkko Lingo und Hakan Poyraz nicht da, aber ich durfte trotzdem einen kurzen Blick hineinwerfen. Poyraz arbeitet mit Acrylglas, das er wohl mit Schablonen beklebt und dann besprüht, sodass filigrane Strukturen entstehen. Die großformatigen Bilder von Lingo zeigen einen ungegenständlichen Hintergrund, auf dem Figuren plastisch daraufgesetzt wurden.

Das Nordstadtatelier an der Bornstraße hatte eine ungewöhnliche Idee. Dort hatten die Bewohnerinnen und Bewohner der Nordstadt vorher die Möglichkeit, Postkarten auszufüllen und auf Fragen zu antworten wie „Was ist typisch Nordstadt“ oder „Wie stellst du dir die Nordstadt in der Zukunft vor“. Die Besucherinnen und Besucher konnten nur von außen auf die Antworten schauen.

In der Oesterholzstraße 68 befindet sich das Büro Praktik. Dort hat sich das Künstlerpaar Leonie Ioannidis und Alexander Wertkind niedergelassen. Wertkind arbeitet mit der Konservierung von Objekten. Nach der Erstellung einer Gussform erschafft er aus Alabaster beliebig viele weitere, die wie das Original sehr detailreich sind. Darüber hinaus arbeitet er viel mit Pappe und erschafft mit diesem Material Fotoapparate oder Musikinstrumente.

Ioannidis hingegen arbeitet digital und erschafft mittels Apps ihre Werke. Sie versucht, die Methoden der klassischen Malerei mithilfe der digitalen Möglichkeiten nachzuempfinden.

Sabitha Saul hat sich dem vielschichtigen Thema „Freiheit“ gewidmet. Sie hat dabei überwiegend Geflüchtete in der Nordstadt fotografiert und sie zu einem Statement zum Thema „Freiheit“ gebeten. Es ist nicht verwunderlich, dass jeder Mensch den Begriff der Freiheit anders definiert. Es mag irritierend klingen, doch für Geflüchtete kann Freiheit bedeuten „von der Polizei beschützt zu werden“, während Einheimische sich vielleicht von der Polizei in ihrer Freiheit eingeschränkt fühlen.

Ausstellungs-Neustart im kunstbetrieb

Nach dem Corona-Lockdown wagt auch die bildende Kunst die ersten Schritte zurück an die Öffentlichkeit. Ausstellungen sind wieder geöffnet, Besuche (wenn auch nur meist mit Mundschutz) sind wieder zugelassen und Künstlerinnen und Künstler zeigen wieder ihre Arbeiten.

Die Galerie „der kunstbetrieb“ präsentiert unter dem Titel „wenn hinter dir die Möwe stürzt und schreit“ bis zum 03. Oktober 2020 sechzehn Künstlerinnen und Künstler, die sich auf unterschiedliche Art und Weise mit dem Motto auseinandergesetzt haben.

Der Ausstellungstitel, ein Zitat von Ingeborg Bachmann, weckt Erinnerungen an ein Draußen, wo Möwen sind und vielleicht das Meer in der Nähe ist. Alles, was in der Zeit des Lockdowns für die meisten unerreichbar war.

Ana Maria Avilés Toro, "Woman", Acrylfarben auf Leinwand, 2020
Ana Maria Avilés Toro, „Woman“, Acrylfarben auf Leinwand, 2020

So ist es nicht verwunderlich, dass die Möwe unter anderem in der Skulptur von Almut Rybarsch-Tarry vorkommt, beim Gemälde von Ana Maria Avilés Toro „Woman“ oder bei Sylvia Reußes Arbeit „Nr.2“.

Der Nasen-Mund-Schutz hat zwar als Kunstobjekt Karriere gemacht, wird aber in der Ausstellung kaum thematisiert. Nur Brigitte Felician Siebrecht zeigt ein „Portrait in Zeiten der Maske“ unter dem Titel „Mask_Traits“.

Insgesamt zeigt die Ausstellung sehr abwechslungsreiche Kunst, die deutlich macht, wie sehr Künstlerinnen und Künstler, aber auch Besucherinnen und Besucher, dieser künstlerischer Austausch gefehlt hat.

Mit dabei sind: Anne Jannick, Almut Rybarsch Tarry, Susanne Grytzka,  Angela Jansen, Udo Unkel, Anne Töllner, Paola Manzur, Sylvia Reuße, Anke Droste, Klaus Pfeiffer, Yi An Chien, Mathes Schweinberger, Ulla Zoller,Artur A.Wojtczak, Ana Maria Avilés Toro und Brigitte F. Siebrecht.

Künstlerinnen und Künstler interpretieren Macht im kunstbetrieb

Vom 11. Mai bis zum 22. Juni 2019 zeigt die Galerie „der kunstbetrieb“ in der Gneisenaustraße 30 die Ausstellung „machtvoll – Positionen aus der Kunst zum Thema Macht“. Mit dabei sind Almut Rybarsch-Tarry, Anke Droste, Brigitte Felician Siebrecht, Klaus Pfeiffer, Susanne Grytzka und Udo Unkel.

Von der Wortherkunft her scheint es passend: Das Wort „Macht“ kann laut Wikipedia auf die lautende indogermanische Wurzel „mag-“ (kneten, pressen, formen, bilden) zurückgeführt werden. Damit hat Macht auch was mit bildende Kunst zu tun, denn geformt und gebildet wird auch in der Kunst, mit dem Fotografieren waren die Indogermanen noch nicht so weit.

Jetzt gibt es viele Definitionen von Macht. Anke Droste hat in ihrer Wandinstallation „Keep on tripping“ einige davon in Fotografien und Malerei umgesetzt. Für Hannah Arendt entsteht „Macht, wann immer Menschen sich zusammentun und gemeinsam handeln“. Foto Nummer 6 zeigt feiernde Fußballfans auf der Katharinentreppe anlässlich der WM 2006. Das Bild Nummer 3 hingegen symbolisiert den Terror von 9/11. Die Macht der Zerstörung.

Dass das Wort mächtig ist, ist altbekannt. Schließlich steht in der Bibel zu Beginn „Am Anfang war das Wort“. Auch die Heerscharen von Zaubersprüchen basieren darauf, dass Worte in Macht umgesetzt werden können. Die Arbeit „create I speak“ von Brigitte Felician Siebrecht versteckt das Wort „Abracadabra“ im Bild. Nur wenn es dunkel wird (oder mit einer Taschenlampe) werden die hebräischen Schriftzeichen deutlich,

"Tod und Liebe" von Almut Rybarsch-Tarry.
„Tod und Liebe“ von Almut Rybarsch-Tarry.

Die Erinnerung hat sehr viel Macht über einen Menschen. Susanne Grytzka schreibt auf drei großen Papierrollen, die so aussehen wie Tapetenrollen Texte kreuz und quer. Es hat etwas manisches und erinnert an manche Gruselfilme, in denen vollgekritzelte Wände mit Hinweisen vorkommen.

Almut Rybarsch-Tarry zeigt zwei Figuren. Bei „Tod und Liebe“ sind gleich zwei Dinge vereint, die große Macht über uns haben. Der Tod, denn alles Leben endet mit ihm und die Liebe, für die viele bereit sind, alles zu tun. Bei der Figur „Sex sells“ geht es natürlich auch um die Machtfrage. Hat der die Macht, der Sex kauft oder derjenige, der ihn anbietet?

Udo Unkels Figuren aus Edelstahl sind im Gussverfahren hergestellt. Sie haben alle keine Arme und wirken sehr verletzlich. Klaus Pfeiffer stellt eindrucksvolle Schwarz-Weiß-Fo­to­gra­fien aus, die inspiriert sind von Foucaults Ausspruch „Die wirre Matrix der Macht“.

Starke Farbwelten im Dortmunder Kunstbetrieb

Im Dortmunder Kunstbetrieb zeigt die in Santiago de Chile geborene Künstlerin Ana Maria Avilés Toro vom 10.11.2018 bis zum 08.12.2018 unter dem Titel „coloratura“ über 18 Bilder in verschiedenen Formaten. Sie lebt seit 2007 in Deutschland und arbeitet schwerpunktmäßig im Bereich Malerei.

Nach eigenen Angaben war sie von dem besonderen Reiz und eigenen Charme der Industriekultur im Ruhrgebiet fasziniert. Faszinierend für die Künstlerin sind verlassene Orte, die Geschichten verbergen.

Daneben befasst sich die Künstlerin auch im Augenblick neben Tier-und Naturmotiven, Interieurs und einer Reihe mit kleineren Porträts-Zeichnungen (teilweise mit Kohlestift). Die ausgestellten Werke stammen aus den Jahren 2014 bis 2018.

Ana Maria Avilés Toro zeigt ihre farbenfrohen werke in der Galerie "der Kunstbetrieb"
Ana Maria Avilés Toro zeigt ihre farbenfrohen werke in der Galerie „der Kunstbetrieb“

Avilés Toro betrachtet ihre Motive mit einem ganz eigenen „südamerikanischen“ Blick und mit Temperament und Lebensfreude. Ausgangspunkt sind zunächst immer ihre verschiedenen Fotografien, die sie von unterschiedlichen Objekten macht. Auf dessen Grundlage komponiert sie individuell den Aufbau ihrer Malerei. Dabei nimmt Avilés Toro sich die Freiheit, einzelne Details zu verändern und in ein (für sie) stimmiges Gesamtbild zu schaffen.

Ist das Motiv mit Graphit auf die Leinwand gebracht, beginnt ihre im Vordergrund stehende Arbeit der leuchtenden Farbgebung vor allem in den Tönen türkis , blau, Erdfarben oder gelb.

Die Farben sind rein und werden zum Leuchten gebracht. Gasleitungen, Kokereien, Zimmernischen und Hinterhöfe, Häuserfassaden oder Zimmernischen werden nicht in ihrem schmutzigen Grau gezeigt. Das lebendige Leben scheint in den Bildern zu vibrieren, und die vergangene Industriekultur wird lebendig, vital und energiegeladen dargestellt.

Die Künstlerin hat einen liebevollen und wachen Blick für Strukturen der Industrie.

Das ehemalige Westfalenstadion (heute „Signal Iduna Park“) in unserer Stadt scheint es ihr ebenfalls angetan zu haben und diente als Motiv. Das sie viel in der Welt herum gekommen ist, zeigen ihre Bilder von Außentreppen in New York, dem Pazifik, einer alten Salpeterfabrik in Chile oder einem speziellen Botanischen Garten mit frei fliegenden Schmetterlingen in Amsterdam.

Ruhige Interieurs werden zu fröhlichen und temperamentvollen Räumlichkeiten, deren Farben miteinander harmonieren. Es ist eine ganz individuelle Betrachtungsweise einer Frau aus Südamerika auf unsere hiesige Kultur mit leuchtender Farbgebung.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am Samstag, den 10.11.2018 um 18:00 Uhr im Dortmunder Kunstbetrieb in der Gneisenaustraße 30 statt.

http://www.derkunstbetrieb.de

Juliana Borinski – Experimentelle Fotografie im Kunstbetrieb

Der Dortmunder Kunstbetrieb in der Gneisenaustraße zeigt in ihren Räumlichkeiten vom 25. November bis 23. Dezember 2017 unter dem Titel „Visual Agnosia“ (Visuelle Blindheit) insgesamt 50 arbeitsintensiv entstandene experimentelle Fotografien der brasilianisch-deutschen Künstlerin Juliana Borinski. Sie ist 1979 in Rio de Janeiro (Brasilien) geboren, lebt heute in Paris. Als Kosmopolitin ist sie aber nicht nur dort zu Hause.

Bei ihrer Arbeit setzt sie nicht auf analoge oder digitale Fotoapparate, sondern es interessieren sie mehr die spannenden Prozesse der Photochemie. Es entstehen dabei Arbeiten auf lichtempfindlichen Photopapier sowie Bilder auf Papier. Wie sie betonte, möchte sie den perfektionistischen digitalen Fotografien etwas entgegensetzen, was die Fantasie der Betrachter anregt.

Die Fotoarbeiten entstanden ohne Kamera: Fotokünstlerin Juliana Borinski.
Die Fotoarbeiten entstanden ohne Kamera: Fotokünstlerin Juliana Borinski.

Obwohl sie ein modernes Handy besitzt, nutzt sie dieses nur als Ideenstütze und für Schnappschüsse. Die Dunkelkammer mit ihren vielfältigen Möglichkeiten ist da eher ihre Welt. Da „kribbelt es mehr“ bei ihr, wie sie beim Pressegespräch erklärte. Es gibt aber noch ein weiteres Argument für sie: „Filme halten 100 Jahre, Festplatten vielleicht fünf Jahre oder etwas mehr“.

Sie nutzt für ihre Arbeiten zumeist lichtempfindliches Photopapier und die Chemie. Der Herstellungsprozess ist kompliziert und im Ergebnis überraschend. Eine Reihe der Bilder entstanden beispielsweise durch Langzeitbelichtung auf Metallplatten, die später, nach ihrer photochemischen Aufbereitung, auf Papier gedruckt wurden. Ihre „Fotoobjekte“ sind unter anderem einfacher Staub, Seifenblasen oder zerknülltes Papier, welche als solche für das Auge des Betrachters dann nicht mehr zu erkennen sind. Froh ist die Künstlerin darüber, dass es auch im digitalen Zeitalter Unternehmen gibt, die noch Filme, Fotopapiere und die notwendige Chemie herstellen. Die Nachfrage dafür wächst.

Borinski ist mit ihren Arbeiten im In-und Ausland auf vielen Ausstellungen vertreten und hat einen in der Fachwelt beachteten Vortrag vor der Stiftung Henri Cartier-Bresson in Paris zum Thema „Die lichtempfindliche Geschichte der Fotografie ohne Kamera“ gehalten

Die Vernissage ist am Samstag, den 25. November 2017 um 18:00 Uhr im Kunstbetrieb, Gneisenaustraße 30, 44147 Dortmund.

Zur Eröffnung spricht der Künstler und Philosoph Klaus Pfeiffer

Mehr Information erhalten sie unter info@derkunstbetrieb.de

Anke Droste: Freiheit und Grenzen

Im Dortmunder Kunstbetrieb ist vom 30. September bis zum 28. Oktober 2017 die Ausstellung „statt etwas“ von Anke Droste zu sehen. Die Dortmunder Künstlerin befasst sich schon seit einigen Jahren mit den Themen: Ringen um Freiheit, Erfahrung von Unfreiheit, Sehnsucht und Grenzen der Freiheit, sowie das Unterwegs sein.
Hier spielen natürlich auch aktuelle Themen eine Rolle wie beispielsweise der verstärkt zu vernehmende Wunsch nach „Abschottung“, die Schaffung von Grenzzäunen gegen die vielen verzweifelten Flüchtlinge. Unsere Gesellschaft ist historisch gesehen schon immer geprägt von Migration. Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen ihre ursprüngliche Heimat verlassen haben, haben gerade auch das Ruhrgebiet geprägt und bereichert. Diese Thematik zieht sich durch gesamten Arbeiten dieser Ausstellung.

Anke Droste zeigt Arbeiten, die sich mit Freiheit und deren Grenzen beschäftigt.
Anke Droste zeigt Arbeiten, die sich mit Freiheit und deren Grenzen beschäftigt.

Die Schau zeigt auch Arbeiten aus der Werkreihe „frei“ der Künstlerin. Zu sehen sind zum einen mehrere großformatige Acrylbilder, die den Betrachter in, rot, blau und grüne Farblandschaften mit niedrigen Horizont und einem barrierefreien Blick in die Tiefe eintauchen lassen. Die Weite wird meist nur durch Büsche als Hindernisse unterbrochen.
„Die Freiheit lässt sich künstlerisch nicht richtig auf den Bildern festhalten“, so Anke Droste. Deswegen auch der Ausstellungstitel „statt etwas“. Neben diesen großen Acrylbildern sind auch kleinere Werke mit einem reduzierten Format und intimeren Charakter zu sehen.
Eindrucksvoll sind die im Rahmen einer Serienreihe entstandenen Fotografien von Passanten, einzeln oder als Paare, die in der Dortmunder Münsterstraße „unterwegs“ waren. Wohin wollen sie gehen, was „bewegt“ sie? Neben mehren kleineren Fotografien sind im hinteren Bereich zwei große Fotos im Querformat von einem älteren und einen jüngeren Mann zu sehen. Der belebte Hintergrund ist etwas verschwommen zu erkennen.
Eine an die Wand projizierte Text-Film-Installation mit Zitaten von bekannten Persönlichkeiten wie Ernst Bloch, Felicitas Hoppe, Heinrich Heine bis hin zum ehemaligen Arbeitsminister Norbert Blüm verdichten und vertiefen die Thematik. Dabei wurden aktuelle Bezüge zur Gegenwart der Bundesrepublik Deutschland mit zeitlosen und allgemeinen Betrachtungen verknüpft.
Ein Blickfang in der Mitte des Raumes ist das sogenannte „Deutsche Nähkästchen“- Ein alter, aufklappbarer Nähkasten wurde mit verschieden farbigen Pulver gefüllt
und steht als Sinnbild für die Vielfalt in unserer Gesellschaft.

Bei der Eröffnung am 30. September um 18:00 Uhr wird die Kunsthistorikerin Simone Rikeit (M.A.) eine Einführung in die Ausstellung geben.

Analog ist besser ?!

[fruitful_alert type=“alert-success“]Fünf Künstlerinnen und Künstler mit analoger Kunst im kunstbetrieb. (Foto: © der kunstbetrieb)[/fruitful_alert]

Die Ausstellung „Der Analog“ in der Dortmunder Galerie „der kunstbetrieb“ befasst sich mit dem physischen Akt des Schaffens. Die fünf teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler haben also an ihren Arbeiten selbst Hand angelegt und gemalt, geschweißt und gestaltet. Zu sehen ist der Analog noch bis zum …

Das digitale Zeitalter gebiert virtuelle Welten. Nichts scheint mehr real. Doch die Kunst ist auch ein Hort des analogen Schaffens. Auch wenn Videokünstler und Co. Jetzt meckern werden (tolle Ausstellungen in dem Bereich gibt es oft im HMKV, im Künstlerhaus oder in Kunstverein), für die meisten Menschen ist Kunst ein physisches Schaffen. Der eine malt, die andere modelliert und am Ende entsteht etwas haptisches. Auch wenn der „Engel“ von Almut Rybarsch sich deutlich besser anfassen lässt als die filigranen Skulpturen von Udo Unkel, die scharfkantig und zerbrechlich zugleich wirken.

Analog zu sein bedeutet auch, in gewisser Weise Unikat zu sein. Einmalig also. Denn sie wurden alle aus einem bestimmten Stoff geschaffen, der nicht einfach 1:1 kopierbar ist. Die Farbpigmente, die Anke Droste für ihr Bild „XY“ benutzt hat, sind nur dort vorhanden und sind nicht in 1 und 0 aufgelöst und überall auf der Welt gleichzeitig verfügbar.

Hinzu kommt, dass in der Ausstellung die Werke miteinander in Kontakt stehen. Drostes Horizont wird in den Skulpturen von Unkel aufgenommen, Rybarschs Fisch und Engel stehen nicht nur als Objekt an sich, sondern sind künstlerische Raumteiler, die die Besucher durch die Ausstellung führen.

Hier lenken sie den Weg zu den Installationen von Susanne Grytzka, die Stoffballenhalter künstlerische verfremdet oder zu Mathes Schweinberger, der mit seinen Zeichnungen aus der Dortmunder Nordstadt ein gewisses Heimatgefühl erzeugt.

Insgesamt zeigt die Ausstellung fünf unterschiedliche Positionen, die sich trotz ihrer Verschiedenheit zu einem Ganzen verknüpfen.

Kunst zwischen analoger und digitaler Welt

[fruitful_alert type=“alert-success“]Brigitte Felician Siebrecht vor ihrem Werk „We are readable“. (Foto: © Sabine Spieckermann)[/fruitful_alert]

Der Dortmunder „kunstbetrieb“ zeigt mit der Ausstellung „Codes und Tapes“ in seinen Räumen vom 6. Mai bis 2. Juni 2017 jüngste Werke der Iserlohner Künstlerin Brigitte Felician Siebrecht.

Siebrecht hatte nicht nur ein Kunststudium in Frankfurt am Main absolviert, sondern unter anderem später auch eine Ausbildung zur Mediendesignerin abgeschlossen. Die Künstlerin ist so mit der analogen wie auch der digitalen Welt vertraut.

Wie der Titel der der Ausstellung schon besagt, produziert Siebrecht in ihrer neuen Ausstellung Code-Art und Tape-Art. Auf malerischen und grafischen Arbeiten lässt sie deren digitalen Code als Ergänzung, Hintergrund oder Überschreibung des Geschaffenen erscheinen. Ihre Kunst ist ein Spiel mit den Berührungspunkten zwischen der analogen und der digitalen Welt.

Die zweigeteilte Ausstellung zeigt im ersten Abschnitt vier Tape-Art Gemälde. Hier beschäftigt sich Siebrecht mit der Verwandlung von Oberfläche in bemalte Fläche. Die Tapes dienen ihr als Begrenzungs- und Strukturhilfe. Die nicht gegenständlichen Bilder finden ihren Sinn in sich selbst und sind eine emotionale Ausdrucksform der Künstlerin. Nur bei einem Bild ist ein ein Gesicht im Hintergrund zu erkennen.

Der zweite Abschnitt der Ausstellung zeigt drei Grafiken mit Gesichtern. „Die Bilder wurden abfotografiert und dann durch den Computer digitalisiert“, so Siebrecht. Die enthaltenen Detailcodes werden so sichtbar. Als digitales Bild im hinter dem Bild wirken sie wie das Unterbewusstsein der nachdenklichen Gesichter.

Denn größten Platz nimmt auf der linken Seite aber eine vier Meter lange Grafik mit dem Titel „We are readable“ (Wir sind lesbar). Auf dieser langen Grafik ist in der Mitte ein weißer Frauenkopf zu sehen und darunter der Schriftzug „We want Democracy“ (Wir wollen Demokratie). Darunter sind Gruppen von für ihre demokratischen Rechte kämpfenden Menschen aus verschiedenen Krisenregionen der Welt zu erkennen. Hinter ihnen und um sie herum befinden sich unzählige QR Codes, die digital verschlüsselte politische und philosophische Botschaften enthalten. Die Besucher der Ausstellung können diese Codes mit der entsprechenden App mit ihrem Smartphone entschlüsseln und lesen. (Einige der QR Codes sind allerdings nicht mehr lesbar).

Neben der politischen Botschaft verdeutlicht diese gewaltige Grafik, dass unsere vermeintliche Anonymität im digitalen Zeitalter sehr trügerisch und beängstigend ist.

Die Vernissage von „Codes und Tapes“ findet am Samstag, den 6. Mai 2017 um 18.00 Uhr statt.

Ort: der kunstbetrieb, Gneisenaustraße 30 in 44147 Dortmund

Eine Einführung in die Ausstellung gibt die Dortmunder Kunsthistorikerin Simone Rikeit. Die Künstlerin ist anwesend.

Weitere Informationen erhalten Sie unter info@derkunstbetrieb.de oder telefonisch unter: 0231/ 53 48 205

Galerie „der kunstbetrieb“ zeigt drittes Fenster zur Kunstbetrieb

Arbeiten von Brigitte Felician Siebrecht sind in der Galerie „der kunstbetrieb“ zu sehen. (Foto: Sabine Spieckermann)

Brigitte Felician Siebrecht zeigt in ihrer Fenstergestaltung das audiovisuelle Projekt „Das Innere der Stadt“. In einer sich selbst erzeugenden, impressionistisch verfremdeten Video-Animation wird Dortmund und seine besonderen Orte wie der Hafen, der Borsigplatz, das Westfalenstadion, etc. multimedial porträtiert. Fotografien und Audio-Feldaufnahmen werden dabei zusammengeschnitten. Siebrecht schreibt dazu: „Ähnlich wie Erinnerungen und Träume sind die Bilder verwoben und werden nie greifbar. Die nicht Greifbarkeit lässt den Betrachter eintauchen in die Essenz, das Wesen des Ortes.“

Erstmals ist diese Animation im Vorfeld der Kulturhauptstadt 2010 in Dortmund durchgeführt und unter dem Ausstellungstitel DO.CuMent in der Galerie Camera Obscura gezeigt worden. Viele Orte haben sich inzwischen im Zuge des Strukturwandels verändert. Teil der Fensterausstellung sind in Kunstharz eingegossene Relikte der Orte – zusammengefasst in alten Dortmunder Brotbackformen.

Brigitte Felician Siebrecht aus Iserlohn studierte in Frankfurt Kunst, in Basel absolvierte sie ein Studium der Freien Malerei, das sie mit einem Diplom abschloss. Im kunstbetrieb innen zeigt Siebrecht aktuelle, expressiv gemalte Gesichter und ein collagiertes Quadrichon.

In der Ausstellung weiterhin zu sehen sind Arbeiten der Künstlerinnen Yi An Chien aus Bonn und Anke Droste aus Dortmund.

Künstlerinnen zeigen Präsenz

Keine Frauen zu sehen? Die Ausstellung "präsenz" in der Galerie "der kunstbetrieb"  will auf die prekäre Situation von Frauen in der bildenden Kunst aufmerksam machen.
Keine Frauen zu sehen? Die Ausstellung „präsenz“ in der Galerie „der kunstbetrieb“ will auf die prekäre Situation von Frauen in der bildenden Kunst aufmerksam machen.

Auch 2016 werden Frauen in gesellschaftlich relevanten Bereichen benachteiligt, findet Sabine Spieckermann von der Galerie „der kunstbetrieb“. Das gelte auch für die Kultur und Kunst. Bildende Künstlerinnen haben laut KSK 2014 ein Durchschnittseinkommen von 11.000, während Männer immerhin auf 16.000 kommen. Beides ist natürlich extrem besorgniserregend, die Situation für Frauen scheint noch immer einen Tick schlechter zu sein. Bis zum ersten Oktober 2016 präsentiert die Galerie unter dem Titel „präsenz“ Arbeiten von fünf Frauen.

Almut Rybarsch, Anne Jannick, Anke Droste, Sylvia Reuße und Paola Manzur zeigen in ihren Werken ihre Sichtweisen auf die Gesellschaft und Gegenwart. Dabei nutzen die Künstlerinnen auch unterschiedliche Herangehensweisen: Malerei, Installation, Grafik und Objektkunst ist in der Galerie zu sehen. Ein weiteres interessantes Detail:Die kompletten Räumlichkeiten der Galerie wurden benutzt. So wurden die Wände zu temporären Kunstwerken.

Droste zeigt eine Kombination von Installation und Malerei unter dem Titel „in die ferne, heimwärts“. In ihrem großformatigen Bild thematisiert sie das Thema „Flucht“. Rybarsch zeigt mit der „Büchse der Pandora“ eine ihrer mythisch angehauchten lebensgroßen Figuren. Hier ist Anfassen erlaubt. Bei der Installation von Reuße hingegen nicht, denn ihr Familienkästchen ist gefüllt mit persönlichen Erinnerungen. Der Lebensbaum/Stammbaum an der Wand präsentiert die Wurzeln und die Verbundenheit mit der Geschichte und Gegenwart. Anne Jannick bleibt ihrem Wasserthema treu und erschafft in den Farben gelb, grün und blau fliessende Bewegung. Ihr Objekt wirkt auf den ersten Blick wie ein Wasserfall, doch es entpuppt sich auf den zweiten Blick als Weide. Manzur zeigt ein eindrucksvolles Bild aus der chilenischen Wüste.

Noch mehr Frauen gibt es am 17. September zur Museumsnacht. Denn der Frauenchor belcando wird in der Galerie ein Konzert geben.