Junges Medienfestival mit Profi-Tipps

[fruitful_alert type=“alert-success“]Das Feedback-Team hofft auf große Resonanz auf die Workshops. (Foto: © Katrin Pinetzki)[/fruitful_alert]

Zum zweiten Mal findet vom 29.06. 2017 bis zum 02.07.2017 auf der UZWEI (Etage für kulturelle Bildung) im Dortmunder U das junge Medienfestival „FEEDBACK“ statt. Beteiligt sind viele Organisatoren und Unterstützer wie etwa das Kulturbüro Dortmund, Die „Young Dogs“, die LAG Kunst und Medien, das junge Team oder die “filmothek der jugend nrw“.

Junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren können hier ihre (multi)-medialen Arbeiten präsentieren, besprechen und sich Tipps und Feedback von Profis holen. Es wurden über 70 Filme (bis 5 Minuten), Fotos oder Multimedia-Werke eingereicht. Ein großer Zuspruch und viel Sichtungsarbeit. Außerdem wird ein umfangreiches Workshop- und Rahmenprogramm geboten. „Wir haben das Pressegespräch extra so früh angesetzt, damit sich möglichst viele für unser tolles kostenloses Workshop-Programm anmelden können,“ erklärte die Leiterin der UZWEI, Mechthild Eickhoff.

Da gibt zum Beispiel es einen Drehbuch Animationfilmworkshop, für das extra das Studio Kidscam aus Belgien anreist, einen Drehbuchworkshop, eine Veranstaltung zu Medienbilder, Fotografie oder zur Siebdrucktechnik. Ekkehard Freye vom Dortmunder Schauspielensemble führt in das Spiel vor der Kamera ein. Anmeldungen zu den Workshops und mehr Infos zum Programm unter: www.feedback-medien.de/workshops

Außerdem gibt es noch Hop-On-Angebote, für die keine Anmeldung notwendig ist. Dazu gehören am Freitag eine experimentelle Fotoaktion, im Rahmen von DrehMomente, eine Greenscreen-Aktion, wo die BesucherInnen wie Schauspieler in Phantasiewelten (z.B. Harry Potter) eintreten können oder eine Generator-Instagram Challenge, bei der ein Generator auf Knopfdruck Zufallskombinationen von drei speziellen Attributen auswirft. Die Teilnehmer müssen in zehn Minute die Aufgabe kreativ in Form eines Boomerang-Clips lösen.

Zum ersten Mal wird auch ein Schulprogramm ab Klasse 9 angeboten. Sie können zwischen Stop-Motion-Animation oder Camera Acting (Schauspielkunst) wählen.

Bei DrehMOMENTEN NRW können die Filme der Jungen Menschen an einem Wettbewerb teilnehmen, die von Jurys gesichtet werden und Preise gewinnen können. Die Preisverleihung in verschiedenen Alterskategorien findet am Freitag, den 30.06.2017 im Kino im U (Erdgeschoss) statt. Eine besondere Preisverleihung auf der Ebene UZWEI statt. Unter dem Titel „Täuschend Echt“- Special 2017 werden auch die zum Special eingereichten Fotos (Thema Manipulation in Fotos) präsentiert. Um 18:00 ist die Preisverleihung.

Ein umfangreiches Angebot wartet auf junge kreative Menschen, die sich austauschen und orientieren wollen.

Wundersame Reinigung im Netz

[fruitful_alert type=“alert-success“]Die Mitglieder des Sprechchores sind als Gärtner ebenfalls dabei. (Foto: © Birgit Hupfeld) [/fruitful_alert]

Im Megastore hat am 03.06.2017 um 19:30 Uhr das Theaterstück „Nach Manila“ der Gruppe Laokoon (nach dem trojanischen Priester) unter der Regie von Moritz Riesewieck seine Uraufführung.

In jahrelanger Recherche in Manila auf den Philippinen hatte sich die Gruppe mit den sogenannten „Click-Arbeitern“ oder modern „Content Moderators“ beschäftigt. Diese meist jungen Menschen arbeiten streng geheim in sogenannten Outsourcingfirmen, die im Auftrag von einem großen amerikanischen Konzern für wenig Geld in den sozialen Medien Foto und Videos schauen. Ihre Aufgabe: Bei Gewalt, Terror, sexuellen Missbrauch und anderes in den sozialen Medien wie Instagram, Tinder, Facebook diese zu sichten und nach einem Kriterienkatalog zu entfernen. Strengste Geheimhaltung wird von ihnen gefordert. Die Philippinen, durch westliche Kolonisation und streng katholisch geprägt, dient als vermeintlich genialer Standort für diese psychisch äußerst belastende Arbeit. Sie nehmen die „Sünden der Welt“ wie Christus auf sich und sind, laut Riesewieck, durchaus selbstbewusst.

Was da passiert, ist eine Auslagerung unserer Sünden,“ so der Regisseur. Die Click-Arbeiter werden mit unfassbarem Leiden konfrontiert und werden psychisch und physisch oft krank. „Sie bekommen keine Trauma-Therapie,“ so Riesewieck.  Viele von ihnen haben als einzige Hilfs-Krücke ihren katholischen Glauben. Indem sie die „Sünden“ auf sich nehmen und von uns fern halten, haben sie eine Art „Ablass“ für das Jenseits.

Die Gruppe stellt sich die Fragen hinter dem Unfassbaren. Was macht diese Arbeit mit den „Content Moderators“. Lässt sich das „Böse“ einfach auslagern und ist da überhaupt immer sinnvoll? Wer bestimmt, was durch junge Stellvertreter gelöscht wird und was nicht? Ist ein Regelwerk sinnvoll, dass die sozialen Netzwerke penibel wie einen Garten sauber hält? Was ist mit einer notwendigen demokratischen Auseinandersetzung? Ist die Konfrontation mit der bösen Realität, die zum menschlichen Leben gehört nicht notwendig?

Bewusst wurde sich gegen Dokumentartheater und für eine fiktive Geschichte mit vielen assoziativen Bildsprache die durch die Erzählung ihre Wirkung entfaltet. An drei Schicksalen werden die verschiedenen Motive und Umgangsformen der „Click-Arbeiter“ in Manila von drei Schauspielern dargestellt, die von einer Autorin aus dem Westen besucht werden.

Die Bühne wird zu einem Garten mit echten Pflanzen umgebaut werden und die Musik kommt von verschiedenen Standorten,“ so der Bühnenbildner der Gruppe Christian Maith. Die Zuschauer haben nicht nur verschiedene Blickwinkel auf die Pflanzen, sondern hören je nach Standort auch unterschiedliche Musik. Die Trennung von Zuschauerraum und Bühne soll aufgelöst werden.

Eingebunden in die Aufführung sind der Sprechchor als Gärtner und die Theaterpartisanen.

Karten gibt es noch für die Aufführungen am 02. und 09. Juli 2017.

Weitere Informationen erhalten Sie unter www.theaterdo.de

Festival-Eröffnung mit Opernspektakel

[fruitful_alert type=“alert-success“]Gelungener Auftakt mir Rossini. Das WDR Rundfunkorchester mit WDR Rundfunkchor und Solisten. (Foto: © Bülent Kirschbaum)[/fruitful_alert]

Das Dortmunder Musikfestival Klangvokal unter dem Motto „Heimat Europa“ wurde am 28.05.217 im hiesigen Konzerthaus mit der Belcanto-Oper „Le Compte Ory von Rossini als konzertante Aufführung stimmungsvoll eröffnet.

Es wurden viele internationale Opernstars eingeladen. Etwa der bekannte Belcanto-Tenor Lawrence Brownlee aus den USA als charmanter Troubadour Graf Ory, eine Art Casanova der Kreuzritterzeit, Sopranistin Jessica Pratt (Australien) als umgarnte Grafin Adèle de Formoutiers, Mezzosopranistin Jana Kurucová (Slowakei ) in der „Hosenrolle“ des Rivalen Isolier. Stark ergänzt wurde das Ensemble von Sänger/innen wie etwa Roberto de Candida (Raimbaud), Stella Grigorian (Ragonde), Monika Rydz( Alice), Oleg Tsybulko (Le Gouverneur) oder als treuer Ritterbegleiter Gheorghe Vlad (Coryphée).

Diese Oper verbindet auf grandiose Weise übermütige französische Deklamationslust mit italienische Lyrismen, Melancholie und temperamentvollen Schwung. Die SängerInnen mussten neben ihrer guten Stimme in der der konzertanten Aufführung durch Mimik, Gesten die Komik und Paradoxie der Situationen darzustellen.

Die Oper spielt zur Zeit der Kreuzritter. Viele adelige und nicht adelige Frauen sind alleine Zuhause und warten mit Bangen auf ihre Männer, Söhne und Brüder. Der amourösen Abenteuern und Herausforderungen suchende Graf Ory versucht mit immer neuen Tricks, die Nähe und Liebe der verwitweten Gräfin Adèle de Formoutiers. Die wartet darauf, dass ihr Bruder als Kreuzritter heil nach Hause kommt. Der Graf Ory versucht es erst Rat und Hilfe spendender Emerit, dann als verkleidete Pilgerin. Er hat aber einen klugen Nebenbuhler, den verliebten Pagen Isolier, der ihn zum Schluss aus der Patsche helfen muss.

Eine komische Oper um die Fragen.Wann schlägt Ernst in Witz um und umgekehrt? Wie weit lässt sich die Wahrheit verdrehen, bis es eine Lüge wird.

Das WDR Rundfunkorchester Köln unter der Leitung von Giacomo Pellegrino setzte die emotionale Musik Rossinis sensibel um und der WDR Rundfunkchor Köln wirkten als Verstärker im Hintergrund mit eindrucksvoller Kraft.

Starke Stimmen und eine würdige Eröffnung des Klangvokal Festivals 2017.

Ein Plädoyer für die Vielfalt

[fruitful_alert type=“alert-success“]Nein, das ist nicht Madrurodam: Joshua Whitener (Gulliver) wacht in Lilliput auf. (Foto: ©Thomas Jauk, Stage Picture)[/fruitful_alert]

Viele Menschen können sich sicher noch an Gullivers Reisen von Jonathan Swift aus ihrem Englisch-Unterricht in der Schule erinnern.

In einer Kooperationsarbeit der Jungen Oper Rhein/Ruhr steht in der Oper Dortmund zur Zeit die Uraufführung von „Gullivers Reise“ von Gerald Resch (Libretto von John von Düffel) auf dem Programm.

Bei der Familienoper unter der Regie von Marcelo Diaz stehen die Reiseabenteuer des jungen Gulliver auf der fiktiven Insel Liliput im Mittelpunkt. Musikalisch begleitet wird das Abenteuer von der Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Ingo Martin Stahlmüller. Der Chor des und die Statisterie des Theaters Dortmund spielten eine große Rolle als Volksvertreter und wie etwa in lustigen „Hühnerkostümen“ auch humorvolle Auftritte. Die Familienoper hat viele lustige und skurrile Momente und bot den beteiligten Sängerinnen und Sängern ausreichend Gelegenheit, auch ihr komisches Talent zu beweisen.

Auf der Insel Liliput ist alles klein und die Sprache hat oft eine eigene lustige Endung. Der eigentlich gutmütige König (Oliver Weidinger) steht unter der Fuchtel seiner verwöhnten und selbstsüchtigen Tochter Rosalila (Ashley Thouret) und dem intriganten „bösen“ Admiral Skyresch (Luke Stoker). Als der für die Bewohner riesige und fremde Gulliver (Joshua Whitener) auf der Insel strandet, will der Admiral die vermeintliche Bedrohung durch den „Riesen“ beseitigen und Gulliver ermorden. Nur um selbst als starker Held da zu stehen und König zu werden. Rosalila hat es einzig auf den roten Rubinring von Gulliver abgesehen. Der König und das Volk sind unsicher und hin und her gerissen. Nur die mutige und Kluge Vaniliput (Almerija Delic) geht unvoreingenommen auf Gulliver zu und merkt, das dieser Liliput bei der Abwehr einer feindlichen Flotte behilflich sein kann. Zusammen wirken sie auf eine friedliche Lösung der Konflikte hin und kommen sich trotz aller Unterschiede näher..

Auf der Bühne sind die Bewohner von Liliput die „normal Großen“, und eine riesige Hand oder ein überdimensionaler Kopf aus Pappmasche stellen den „Riesen“ Gulliver dar. Auf der rechten Seite der Bühne ist Gulliver vor einen kleinen Häuserfront wie durch einer Art Gucklochperspektive zu sehen. Eine interessante Verschiebung der Perspektiven von „riesig“ uns „winzig“.

Ein humorvoll-satirische Familienoper, die zum Nachdenken über Vorurteile gegenüber dem Fremden unbekannten anregt. Es zeigt auch, wie wichtig eigens kritisches Hinterfrage von Machtinteressen einzelner und deren Manipulationsversuche ist.

Wie sagt es die kluge Vaniliput so schön: Erst einmal sehen, ob jemand Fremdes gute oder böse Absichten hat.

Informationen und weiter Aufführungstermine erhalten Sie unter: www.theaterdo.de

Zerfall von Intimität und Interieur

[fruitful_alert type=“alert-success“]Ausschnitt aus dem Werk „Life on Earth“, von Tobias Spichtig. 2017, verschiedene Materialien.[/fruitful_alert]

Im Dortmunder Kunstverein ist noch bis zum 16.07.2017 die Gruppen-Ausstellung „Hunger“ zu sehen. Vier junge KünstlerInnen aus dem In-und Ausland sind mit ihren Werken und Installationen  daran beteiligt. Marcel Hiller, Clémence de la Tour du Pin, Mélanie Matranga und Tobias Spichtig setzen sich in insgesamt 20 Installationen mit der durch die die modernen sozialen Medien wie YouTube, Instagram oder Facebook durchlöcherte Privatsphäre auseinander. Das private Intime wird immer mehr Bestandteil des Öffentlichen.
Die Ausstellung konzentriert sich im Wesentlichen auf den Zerfall des Interieurs und der Intimität. Der Titel „Hunger“ deutet auf ein existenzielles Bedürfnis und Sinnbild für Mangel sowie Begierde hin.
Beeindruckendes Beispiel dafür sind die Raumteiler von Clémence de la Tour du Pin. Drei Duschkabinen aus Stahl mit einem darüber geworfen benutzten Handtuch sind in der Quersicht offen einsichtig. Auf dem Boden sind braune Spuren aus einer Mischung von Kaffeesatz, Leinöl und Gips wie schmutziges Wasser zu sehen. Von der Längsseite sind durchlöcherte Raumteiler mit verschiedener Möglichkeiten der Durchsicht zu erkennen. Sie stehen als Metapher für verschieden Typen und Charaktere von Menschen, die unterschiedlichen Wert auf ihre Intimsphäre legen. So bieten die an Beichtstuhl-Trenngitter erinnernden Raumteiler je nach Enge der Gitterlöcher mehr oder weniger Einblicke. Die Privatsphäre ist nur scheinbar gewährleistet, da die Querfront offenen Einblick bietet.
Die fetischartigen Arbeiten der KünstlerInnen spielen mehr oder weniger auf die Ausstattung eines Innenraums an. Hier werden die verschiedenen Gegenstände zu Projektionsflächen für Emotionen wie Frust, Ausgrenzung oder Verlust. Die privaten Kreationen einer Parallelwelt in den sozialen Medien führt immer mehr zum Verschwinden des nichtöffentlichen Individuums. Da wird der Fetischismus zum politischen Vehikel und bietet die Möglichkeit zum Widerstand. Die Projektionsflächen sind die Gegenstände, deren viele Risse und Mängel Verwirrung auslösen und Fragen zum Thema aufwerfen.
Die grotesk wirkenden „besetzten Stühle“ von Tobias Spichtig zeigen zum Beispiel einen Tisch mit einigen heruntergekommene Stühle herum gestellt. Auf ihnen sitzen keine Menschen, sondern unterschiedlich bemalte und teils beleuchtete Globen aus verschiedenen Materialien. Es erinnert an ein politisches Krisengespräch. Versteckt im Hintergrund kauert eine als Person im Jogginganzug stilisierte Skulptur ohne Kopf, die das ganze beobachtet und auf den Boden uriniert hat.
Alle vier beteiligten KünstlerInnen arbeiten mit Kontrasten. So werden etwa weiche und harte Materialien kombiniert.
Ein künstlerischer Beitrag zur Auseinandersetzung mit den Einflüssen der modernen sozialen Medien auf unseren höchst persönlichen und privaten Lebensbereich und dessen Folgen.

Gitarre, Piano und ein Small Beast

[fruitful_alert type=“alert-success“]Paul Wallfisch am Klavier, Brigitte Hendley an der Gitarre und Kristof Hahn an der Steelguitar. (Foto: © Djamak Homayoun).[/fruitful_alert]

Am 14. Mai 2017 war es mal wieder soweit. Paul Wallfisch präsentierte eine weitere Folge seiner musikalischen Reihe „Small Beast“, diesmal im Megastore. Der ehemalige Musikalische Leiter des Schauspielhauses hatte selbstverständlich zwei Gäste mitgebracht: Gitarren-Legende Kristof Hahn und Dark Shadows-Mitglied Brigitte Handley.

Es ist schön in unserer schnelllebigen und wechselhaften Zeit, dass es Dinge gibt, die scheinbar unverrückbar sind. Wie Pauls Start ins Kontert. Die meiste Zeit nur begleitet durch sein Piano – erst zum Schluss ließ er sich von Hahn begleiten – gab es einen Miniaturquerschnitt durch sein Schaffen aus den vergangenen Jahren. Einer der Höhepunkte war sicher Dylans „Blind Willy MacTell“, den Wallfisch intensiver vortrug als der Altmeister. Vielleicht ist das Klavier auch das richtige Instrument für den Song.

Kristof Hahn hatte nicht nur seine E.-Gitarre mitgebracht, sondern zeigte im ersten Stück auch, dass er auf der Steelguitar ein Meister ist. Sein Set war ein Mix aus Rock‘n‘Roll und Country-Rock, gesungen auf Englisch und Französisch.

Der eigentliche Star des Abends war aber die Australierin Brigitte Handley. Ihre akustischen Versionen der Musik ihrer Band „Dark Shadows“ hatten manchmal leichte Anklänge an R.E.M.s „Fables of the Reconstruction“-Phase, kam aber durch ihre wunderbare Stimme sehr gut beim Publikum an. Interessant mal Kraftwerks „The Model“ aus der Perspektive eines männlichen Models zu hören. Ehrensache, dass Hahn und Wallfisch Handley bei ihren Zugaben unterstützten.

Grappa und die Venusfalle

[fruitful_alert type=“alert-success“]Gabriella Wollenhaupt lässt im 27. Grappa-Krimi wieder alte Bekannte auftreten.  (Cover: © Grafit Verlag)[/fruitful_alert]

Die Dortmunder Autorin Gabriella Wollenhaupt hat ihren 27. Grappa-Krimi unter dem Titel „Grappa und die Venusfalle“ im Grafit-Verlag heraus gebracht. An Themen mangelt es ihr nach all den Jahren nicht.

War in ihren Romanen oft aktuelle politische Probleme im Fokus, steht diesmal ein psychologisches Phänomen mit dem sperrigen Namen „Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom“ im Mittelpunkt. Das Krankheitsbild wird vor allem bei Frauen beobachtet. Die betroffenen Frauen machen ihr Kind bewusst krank, um es dann aufopferungsvoll zu pflegen. Das verschafft den Frauen die erwünschte Beachtung ihrer Umwelt. Aber keine Sorge, aktuelle politische Problemfelder werden im Krimi nicht ausgeblendet.

Kurz zum Inhalt: Aus dem Phönix-See wird die Leiche der sozial engagierten Besitzerin von mehreren Hundesalons gezogen. Die als „Mutter Teresa von Bierstadt“ bekannte Frau kümmert sich scheinbar auch aufopferungsvoll um ihre schwer kranken Tochter. Nach und nach kommen die Reporterin Maria Grappa und ihre Helfer hinter dunkle und erschreckende Familiengeheimnisse…

Gabriella Wollenhaupt schafft es, eine schwere psychische Erkrankung wie das „Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom“ mit seinen schlimmen Folgen für die Betroffenen darzustellen. Schonungslos deutlich wird das Leiden der krank gemachten und oft zur Schau gestellten Kinder dargelegt.

Das ist keine leicht zu ertragene Kost, und die Autorin lockert die Atmosphäre wie in all ihren Krimis mit trockenem Humor und Anspielungen auf bekannte Persönlichkeiten auf. So gibt es einige Stellen, wo der Leser oder die Leserin sicher auch lachen können. Die alt bekannte und lieb gewonnenen Figuren finden sich auch im neuen Kriminalroman wieder. In der Redaktion sowie im Privatleben von Fotograf Wayne Pöppelbaum gibt es neue Entwicklungen. Grappa wird mit zunehmend Alter nachdenklicher.

Der Krimi wartet nicht nur mit einigen Wendungen auf und ist mit zunehmender Spannung zu lesen, sondern wirft auch ethische Fragen in der Grauzone zwischen Notwehr und Selbstjustiz auf.

Das Taschenbuch mit der ISBN 978-3-89425-487-2 umfasst 218 Seiten und ist im Grafit-Verlag erschienen und auch als E-Book erhältlich.

Preis: 11,00 Euro

Sehnsucht, Seemansgarn und Wirklichkeit

[fruitful_alert type=“alert-success“]Was passierte mit dem Kreuzfahrtkapitän? Die Erzählerin (Bianka Lammert) bringt im Laufe des Abends verschiedene Versionen zur Sprache. [/fruitful_alert]

Im Theater Fletch Bizzel in der Dortmunder Humboldtstraße 45 hatte das Solo-Programm „Seine Braut war das Meer und sie verschlang ihn“ von Andreas Marber mit der vom Kinder-und Jugendtheater unserer Stadt bekannten Schauspielerin Bianka Lammert am 19.05.2017 seine Premiere. Wie schon bei ihrem ersten Solo-Programm „Das halbseibene Mädchen“ (2011) führte wieder Hans-Peter Krüger Regie und für die musikalische Begleitung sorgte Oleg Bordo am Piano.

Die Bühne wurde zu einer Art Dachgarten mit maroden Klappstuhl, Tisch und verschiedenen Topfpflanzen umfunktioniert. An der Seite war eine kleine offene Fensterluke zu sehen, die als Durchgang oder als Fenster zum hinaus sehen genutzt werden konnte. Im Hintergrund an die Wand eine Landschaft im Sonnenuntergang projiziert und davor eine leicht schräge schmale Ballestrade.

Noch vor der eigentlichen Vorstellung wurde das Publikum Zeuge der Vorbereitungen einer Festlichkeit. Eine Frau (Bianka Lammert) bläst in aller Ruhe Luftballons auf, kümmert sich um die Pflanzen und sorgt mit Sorgfalt dafür, dass der Sekt und alles andere vorbereitet ist. Erst dann wendet sie sich an das Publikum und erzählt, dass sie den Todestag ihres Geliebten, eines Kreuzfahrtschiffskapitäns, der gleichzeitig sein Geburtstag sei feierlich begehen will.

Doch mit der Zeit spürt der Zuschauer, dass etwas nicht stimmen kann. Die gemeinsamen Erlebnisse mit „ihrem Kapitän“ scheinen aus schlechten Liebesromanen zu stammen, viele Kreuzfahrtklischees werden lebendig. Kann das alles so stimmen? Im Laufe des Abend erhält ihre Geschichte mit jedem Glas Sekt immer mehr Wendungen und auch die Erzählerin verändert sich. Was ist Wunschtraum aus einer Kreuzfahrtbroschüre, was ist Realität?

Die Geschichte wird passend mit vielen Seemanns-Liedern wie etwa „Nimm mich mit Kapitän auf die Reise“, „Beim ersten Mal tut‘s noch weh“ oder melancholischen Stücken aufgelockert und sensibel begleitet. Mit viel Temperament und Einfühlungsvermögen wurden die live gesungenen Lieder von Lammert interpretiert.

Mal wendet sie sich an das Publikum, mal je nach Situation auch an den Pianisten.

Lammert überzeugt mit lebendigen Spiel und der Darstellung einer Frau, die in ihrer eigenen Realität mit der großen Sehnsucht nach Geborgenheit, Liebe und einem „sicheren Hafen im Leben“ lebt. Ein heller Strickpullover, das festliche blaue Kleid und andere Gegenstände werden von ihr geschickt zur Verdeutlichung ihrer Gefühle eingesetzt.

Ein unterhaltsames, dabei kurzweiliges und auch zum „nach-denken“ anregendes Solo-Programm.

Weitere Aufführungstermine: 20.05.2017 oder 2. und 3. Juni 2017 jeweils um 20:00 Uhr im Fletch Bizzel.

Nähere Infos unter www.fletch-bizzel.de

Malerische Landsichten von Rügen bis Weißrussland

[fruitful_alert type=“alert-success“]So schön ist Rügen. Hildur-Mathias Bernitz vor einer Schilflandschaft.[/fruitful_alert]

Die Galerie Dieter Fischer im Dortmunder Depot zeigt vom 19.05.2017 bis zum 11. Juni 2017 neunzehn stimmungsvolle Aquarell-Acryl oder Pastell-Landschaftsbilder von Rügen bis Weißrussland des ursprünglich aus der Uckermark stammenden Rügener Künstlers Hildur-Mathias Bernitz unter dem Titel „LandSicht“. Der gelernte Grafiker wurde, wie er erzählte, auch durch den in seiner Heimat bekannten Vaters Bruno Bernitz inspiriert und entschloss sich in den 90iger Jahren des letzten Jahrhunderts, seinen ursprünglichen Beruf aufzugeben und sich ganz der Malerei zu widmen.

Impressionen von Sonnenaufgängen und Landschaften seiner Heimatregion sind seine künstlerische Auseinandersetzung und persönlichen Interpretation der ihn umgebenden Naturerscheinungen. Sie zeugen von einer genauen und sensiblen Beobachtungsgabe. Die Bilder zeigen die Schönheit der Landschaften im Nord-Osten in ihren verschiedenen Schattierungen. Die Rügener Schilflandschaft in seiner Nachbarschaft ist zum Beispiel von ihm in leuchtend gelber Farbe festgehalten.

Die Bilder sind im Zeitraum von 1996 bis 2016 entstanden.

Die Vernissage ist am Freitag, den 19. Mai 2017 um 19:00 Uhr in der Galerie Dieter Fischer im Depot. Die Finissage ist am Sonntag, den 11. Juni 2017 von 17:00 bis 19:00 Uhr.

Öffnungszeiten: Donnerstags 17:00 – 20:00 Uhr oder nach Vereinbarung mit Kurator Hartmut Gloger.

Weitere Informationen unter kunst@galerie-dieter-fischer.de .

Faszinierende Welt der Zahlen und Daten

[fruitful_alert type=“alert-success“]Zahlen, Daten, Fakten visuell aufbereitet. Edwin Jacobs, Direktor des Dortmunder U, freut sich auf eine spannende Ausstellung.[/fruitful_alert]

Aus unterschiedlichen Blickwinkeln wird beim Ausstellungsfestival „Womit rechnest du?“ vom 20. Mai bis 3. September 2017 die faszinierende Welt der Zahlen und Daten auf der 6. Etage im Dortmunder U mit gleich drei voneinander unabhängigen Ausstellungen beleuchtet. Dieses neue Format ist das erste Projekt unter der neuen Leitung von U-Direktor Edwin Jacobs.

Die Ausstellungen „Matheliebe“ (Kurator Georg Schierscher, ehemaliger Mathelehrer aus Lichtenstein), „Match Maker“ (Geert Mul) und „Fulldome“ (Medienlabor kiU der FH Dortmund / Leitung:Harald Opel) wollen den Besuchern bei freiem Eintritt die Schönheit und die Mathematik im alltäglichen Leben näher bringen und im wahrsten Sinne „begreifbar“ machen. „Die Besucher im Dortmunder U sollen nicht passiv Betrachter sein, sondern ein aktiver Teil der künstlerischen Performance sein,“ so Jacobs. Es geht um Kunst als interaktives Erlebnis.

Ein großes Anliegen ist ihm die Kooperationen mit anderen Partnern. In diesem Fall mit der Fachhochschule Dortmund, TU Dortmund und ausländischen Museen. Neue technologischen Entwicklungen sollen einbezogen und erfahrbar gemacht werden.

Der Titel „Womit rechnest du?“ zeigt, das den Erwartungen der Besucher und deren Rückmeldungen eine große Bedeutung zugemessen wird. Die Ausstellung „Matheliebe“ kann man spielerisch und unbefangen interaktiv die spannende Welt der Mathematik, die unseren Alltag durchdringt, entdecken und begreifen. Aufgeteilt ist die Ausstellung in acht Themenfelder. Spannenden Fragen werden beantwortet und erstaunliche Geheimnisse gelüftet. So geht es unter anderem um die Zahl Pi, dem Symmetrie-Begriff, den „Vielflächnern“. Objekte können auch angefasst werden und knifflige Aufgaben gelöst werden.

Der niederländische Medienkünstler Geert Mul hat schon lange mit digitalen Techniken und Bildanalyse-Software experimentiert. Die aus Archiven und Sammlungen werden von ihm in „Match Maker“ mit digitalen Mitteln in neue Beziehungen gesetzt. Es entstehen Videos, Fotografien, Installationen und audiovisuelle Performances. Die Besucher der Ausstellung haben die spannende Möglichkeit, durch Bewegungen oder akustische Reize selber Einfluss auf Veränderungen der Bilder zu nehmen. Interessant ist die sich auf dem Boden befindende, aus neun Videoprojektionen bestehende „Library of Babel“ (Bibliothek von Babel). Wenn man die Projektionen betritt, erweckt man bis zu 100.000 verschiedene Bilder zum Leben, die sich jeweils neu zu kaleidoskopischen Mustern und Strukturen formieren.

Die dritte Ausstellung „Fulldome“ beeindruckt schon als sieben Meter breite und fünf Meter hohe weiße Kuppel. Wenn man den dunklen Raum betritt, befinden sich auf dem Boden mehrere bequeme Liegemöglichkeiten. Die Besucher erwartet dann eine audiovisuelle 360 Grad-Projektion. Von der Deckenkuppel scheinen aus der Schwärze Wassertropfen auf den Betrachter herab fallen zu wollen. Sie zerfallen , vermehren sich und werden zu perfekten Kreisen. Dann erscheinen virtuelle Tänzer, deren Bewegungen als mathematische Sinuswellen helle Spuren auf der Kuppel hinterlassen, die sich kreuzen und füllen die Schwärze der Kuppel mit jeder Bewegung an, bis sie sich in der Gischt einer Meeresbrandung verlieren. Das Gefühl mitten im Geschehen zu sein, stellt sich für die Besucher ein.

Hinter dem vermeintlichen Chaos stehen berechenbare mathematische Funktionen aus Kreisberechnungen, Kreisteilungen, Wellenfunktionen, Sinusfunktionen und unendlichen, irrationalen und transzendenten Zahlen. Die Technologie dahinter zeigt die faszinierenden Möglichkeiten für heute und der nahen Zukunft.

Das Ausstellungsfestival wird im View um 18:30 Uhr eröffnet. (Einlass ist u m 18:00 Uhr).

Begrüßung durch Edwin Jacobs (Direktor Dortmunder U)

Vorwort: Prof. Dr. Wilhelm Schwick (Rektor FH Dortmund)

Einführung: Prof Dr. h.c. Ursula Gather (Rektorin TU Dortmund)

Um 21:00 Uhr ist die Performance „Die Mathematik der Liebe“ – Dr. Hannah Fry vorgesehen.

Weitere Informationen unter www.dortmunder-u.de