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Wenn eine Giraffe einen Pinguin besucht oder Neugier kann sich lohnen

Mit der Premiere von „Viele Grüße, Deine Giraffe“ in der Bühnenfassung von Nadine Schwitter (nach einem Bilderbuch von Megumi Iwasa) startete am Freitag, dem 11.09.2020 das Dortmunder Kinder und Jugendtheater (KJT) in die neue Spielzeit 2020/2021.

In Corona-Zeiten galt es, viele Auflagen zu erfüllen. So wurde das Publikum nur einzeln eingelassen und zu den Plätzen geführt. Vorher musste jeder einen Bogen mit persönlichen Daten ausfüllen. Die Anzahl der Zuschauer*innen war reduziert.

Auf der Bühne erwartete das junge (und jung gebliebene) Publikum eine durch eine hellblaue Wand geteilte Drehbühne. Gemalte Wolken und eine Tür am Horizont ließ sich je nach Bedarf öffnen.

Die Giraffe (Bianka Lammert) wird vom Pinguin (Johanna Weißert) herzlich begrüßt. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Die Giraffe (Bianka Lammert) wird vom Pinguin (Johanna Weißert) herzlich begrüßt. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Die Geschichte ist eine Erzählung (ab 4 Jahre) über eine besondere Begegnung, übers Briefschreiben und darüber, wie aus Langeweile ein Abenteuer werden kann.

Es ist einer Ermutigung, sich mit Mut, Neugier und ohne Ängste auf den oder das Unbekannte einzulassen. Es kann sich lohnen.

Ein Kompliment an die Ausstattung von Eugenia Leis. Die Kostüme waren mit Humor und Liebe zu kleinen Details ausgewählt.

Mit viel Engagement, witzigen Grimassen und Spiellaune füllten die Schauspieler*innen Bianka Lammert (Giraffe), Johanna Weißert (Pinguin), Rainer Kleinespel (Pelikan / Walprofessor) sowie Maria Trautmann (Musikerin / Robbe) ihre Rollen aus.

Die musikalische Livebegleitung mit Posaunenklängen und Einspielungen begleiteten die Geschichte atmosphärisch und zu den jeweiligen Tieren passend.

Ein gelungener Start trotz aller Widrigkeiten.

Karten und Informationen zu weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie unter:

Tel.: 0231 / 50 27 222 oder www.theaterdo.de

Theaterstück um Fantasie und Freundschaft in prekärer Situation

Mit dem Stück „Agent im Spiel“ (2004 für den Deutschen Kindertheaterpreis nominiert) vom kanadischen Autor David S. Craig steht im Dortmunder Kinder und Jugendtheater unter Johanna Weißerts Regie ein aktuell brisanter Stoff auf dem Programm. Es geht um Kinderarmut, schwierige Verhältnisse in verschiedenen Familienkonstellationen sowie dem fantasievoll-kreativen Umgang der betroffenen Kinder mit der Situation. Dabei spielt Freundschaft, so Weißert, eine wesentliche Rolle.

Allein in Dortmund lebt jedes dritte Kind unterhalb der Armutsgrenze! Das im eigentlich„reichen Deutschland“.

Der Protagonist Dani (10 bis 11 Jahre), gespielt von Jan Westphal, muss mit seiner alleinerziehenden aber sehr herzliche Mutter (Bianka Lammert) ständig umziehen. Sie verliert regelmäßig Jobs und Partner. Nach außen hin mimt der Junge mit der großen Widerstandskraft den coolen Game Agenten. Er ist kontaktfreudig und findet immer schnell neue Freunde, die er in seine fantasievollen Rollenspiele einbindet und so schwierige Situationen meistert.

Sein neuer Zielort ist Rotbuchenstraße 92K. K steht für Keller.

Schnell findet er auch am neuen Ort Freunde. Da ist einmal Melanie (Ann-Kathrin Hinz), die es zwischen dem Mama-Handy und dem Papa-Handy ihrer geschiedenen Eltern zerreißt. Beide reden nur noch über die Tochter miteinander. Dann gibt es noch Mehmet (Gastschauspieler Denis Wiencke), der dem Erwartungsdruck seines arbeitslosen Vaters nicht gerecht werden kann.

Mit viel Fantasie und Kreativität bewältigen sie vom Schulhof bis nach Hause jede Situation…

Die Realität spielt immer eine Rolle und die Probleme werden von den Kindern nicht unter den Teppich gekehrt. Sie versuchen, so gut es geht, diese mit der Kraft der Freundschaft und Fantasie anzugehen.

Mehmet (Denis Wiencke), Melanie (Ann-Kathrin Hinz) und Dani (Jan Westphal) versuchen ihr Leben in prekären Umständen zu meistern. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Mehmet (Denis Wiencke), Melanie (Ann-Kathrin Hinz) und Dani (Jan Westphal) versuchen ihr Leben in prekären Umständen zu meistern. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Es ist natürlich klar, dass auch die Fantasie ihre Grenzen hat und nicht allein eine „heile Welt“ schafft. Als eine sogenannte Doppelung wird auch bei der Gestaltung des Bühnenbildes der Aspekt der Fantasie eingebracht.

Die beteiligten Personen werden live vor sowie während der Vorstellung die verschiedenen Handlungsräume (Schule, Wohnung, Krankenhaus u.s.w.) mit verschiedene künstlerischen Mitteln (etwa Klebestreifen, Sprühdosen und mehr) vor dem Publikum gestalten.

Musik wird eine wichtige Funktion einnehmen. Live gespielt mit Gitarre und für den Gebrauch als Loop für bestimmte Situationen.

Indirekt wird auch das Thema Kinderrechte angesprochen. Das passt genau zu der vor dreißig Jahren von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedeten UN-Konvention über die Rechte der Kinder (20. November 1989). Diese hatten alle Staaten außer der USA und Somalia unterzeichnet.

Es ist aber vor allem ein lebhaftes und packendes Kinderstück (ab 9 Jahre) um Freundschaft, Solidarität und Zusammenhalt mit einem teilweise versöhnlichem Ende.

Die Premiere von „Agent im Spiel“ findet am Freitag, den 05.04.2019 um 19.00 Uhr im KJT statt.

Informationen hierfür und zu den weiteren Terminen (zum Beispiel am 07.04.2019 um 16:00 Uhr oder am 30.04.2019 um 11:00 Uhr) erhalten Sie wie immer unter: www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/50 27 222.

Der schwierige Weg der Selbstfindung

Am 23.02.2018 konnte das Publikum die Premiere der Stückentwicklung „Wertvoll – am besten bist du als du selbst“ unter der Regie von Johanna Weißert und Klaus Fehling im Dortmunder Kinder- und Jugendtheater (KJT) erleben.

Es wird dort die problematische Selbstfindung junger Menschen in einer Welt mit starken Druck zur „Selbstoptimierung“ und Beeinflussung durch moderne digitale Medien wie etwa „Youtube“. Um im Leben erfolgreich zu sein, wird von klein an alles „geplant“ und diesem Ziel untergeordnet. Genug „Unterstützung“ gibt es von „Helikopter-Eltern“ und wenn man es sich leisten kann, einem professionellem „Coach“. Was zählt ist Geld und die Wirkung nach außen, mehr Schein als Sein.

Als ein Ergebnis solcher Einflüsse steht der erwachsene Alexander auf der leeren Bühne. Er wollte doch nur wertgeschätzt und als er selbst akzeptiert werden und hat alle „Erwartungen“ erfüllt.

Rückblickend erfährt das Publikum die Lebensgeschichte eines jungen Menschen, der zu Beginn als gedankenloser Gaffer eines schweren Unfalls zusammen mit anderen Fotos vom Ort des Geschehens postet.

Schon als Kleinkind wird Alexander von seine Helikopter-Eltern seine Zukunft geplant. Natürlich wird dem „kleinen Prinz“ jeder Wunsch von den Augen abgelesen und alle Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt. Seine kleine Freundin von frühen Kindertagen Gretchen dagegen erkämpft sich ihren Weg und erkundet die Welt mit Neugierde. Sie hat eine große Sehnsucht nach dem weiten Meer und nach Freundschaft und sendet ihre Wünsche an eine imaginäre Macht im Weltall. Ihr zu Seite steht der im Leben abgestürzte Hubert.

Für Alexander geht alles scheinbar den gewünschten Gang. Der erste Schultag, Abitur und später ein profitabler Beruf als Versicherungsmakler und die Heirat mit dem „Youtube“-Star Miriam Miracle, obwohl er eigentlich Gretchen liebt.. Auf seinen seinen ehemaligen Schulkameraden Tom blickt er herab, der ja nur als Rettungs-Assistent arbeitet.

Erst spät wird er wach und und erkennt das Wesentliche…

Alexander (Thorsten Schmidt) wird von seinen Eltern (Bianka Lammert und Andreas Ksienzyk) gepampert bis sein Ego riesig wird. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Alexander (Thorsten Schmidt) wird von seinen Eltern (Bianka Lammert
und Andreas Ksienzyk) gepampert bis sein Ego riesig wird. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Eine geniale Idee für das assoziative Stück war der Einsatz einer riesigen weißen, aufblasbaren Figur auf der Bühne als Sinnbild des riesigen aufgeblasenen Egos für die Entwicklung von Alexander als einem jungen Menschen, der mehr aus Luft als aus einem Kern zu bestehen scheint. Eine passende musikalische Untermalung unterstützte das Geschehen auf der Bühne.

Ein großes Kompliment an die fünf SchauspielerInnen. Sie bewiesen große Wandlungsfähigkeit. Thorsten Schmidt als Alexander und Ann-Kathrin Hinz als Gretchen spielten ihre Charaktere in den verschiedenen Altersstufen humorvoll und glaubwürdig. Die komischen Moment kamen trotz aller Ernsthaftigkeit nicht zu kurz. Bianka Lammert überzeugte vor allem als Helikopter-Mutter und als „Youtube“-Star, Andreas Ksienzyk als Alexanders Vater, Hubert, Pfarrer und Schuldirektor und Philip Pelzer als Gretchens Vater und dem bodenständigen Tom.

Ein gleichermaßen unterhaltsamer wie nachdenklich machender Theaterabend im KJT.

Weitere Informationen und Aufführungstermine unter 0231/ 50 27 222 oder www.theaterdo.de

Wertvoll – Eine Geschichte um die schwierige Selbstfindung

Die Stückentwicklung „Wertvoll – am besten bist du als du selbst“ von Regisseurin und Schauspielerin Johanna Weißert und Autor Klaus Fehling hat am Freitag, den 23.02.2018 um 19:30 Uhr im Dortmunder Kinder- und Jugendtheater seine Uraufführung. Es ist eine Auseinandersetzung mit unserer modernen „Optimierungsgesellschaft“ und deren Mechanismen.

Protagonist der Geschichte ist der junge Erwachsene Alexander. Ausgangspunkt ist ein Unfall, bei dem dieser wie andere als „Gaffer“ mit dem Smartphone Fotos von dem Geschehen schießt. Die tut er, so die Regisseurin, um überhaupt etwas fühlen zu können. Sein Leben, von seiner Geburt bis jetzt, wird rückblickend dargestellt.

Thorsten Schmidt als "Alexander" im KAmpf mit dem Über-Ichs in "Wertvoll – am besten bist du als du selbst". (Foto: © Birgit Hupfeld)
Thorsten Schmidt als „Alexander“ im KAmpf mit dem Über-Ichs in „Wertvoll – am besten bist du als du selbst“. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Er gehört zur sogenannten „Generation Youtube“ oder Generation C (Verbindung, Gemeinschaft, Kreation und Kuration). Grundstein seiner Entwicklung legen seine „Helikopter-Eltern“, die versuchen, in jeder Situation das Beste aus ihrem Kind herauszuholen. Das sei für ein erfolgreiches Leben doch so wichtig. Sie kontrollieren das Leben ihres Sohnes bis ins kleinste Detail. Es geht nicht darum, sich selbst zu fühlen und eine kritisch reflektierende Persönlichkeit zu werden. Wichtig ist, was in der neuen Social Media Plattformen als Werte für die „Community“ verbreitet wird. Es geht darum, was man nach außen darstellt. Bedeutend sind die „Klicks“, die man auf „Youtube“ und den anderen Plattformen bekommt. Das gewaltige „Über-Ich“ setzt unter Druck. Am Ende steht ein Mensch, der nur „leere Luft entwickelt.“ An seine Liebe aus frühesten Kindertagen kommt er letztendlich nicht heran, weil die „Lebensplanungen“ nicht zusammen passen. Denen wird alles untergeordnet.

Erzählt wird, wie die Regisseurin verriet, viel über Bild-Assoziationen und die Musik wird als Verstärker eingesetzt. Für Johanna Weißert fehlen den Jugendlichen heute Reibungspunkte mit den Eltern (Erwachsenen). Es darf laute Musik gehört werden, und die Eltern kennen sich zumeist mit „Youtube“ aus. Zuhause ist es bequem, und Schwierigkeiten wurden von Kindesbeinen aus den Weg geräumt. Aufführungsdauer ist ungefähr 75 Minuten.

Informationen über weitere Vorstellungsterminen und zu Kartenwünschen erhalten Sie unter www.theaterdo.de.

Der gestiefelte Kater – abenteuerliche Geschichte und viel Spielfreude

Das neue Weihnachtsmärchen „Der gestiefelte Kater“ nach Charles Perrault unter der Regie von Andreas Gruhn, dem Leiter des Dortmunder Kinder-und Jugendtheater (KJT), hatte am 10.11.2017 seine Premiere.

Oliver Kostecka sorgte wieder einmal für eine wunderschöne Gestaltung der Bühne.

Sie wurde zu einer imposanten Schlossruinen-Landschaft mit seitlichen Treppenaufgängen, Gucklöchern und in der Mitte ein erhöhtes Plateau. Das führte zur Küche, deren Türen zwischendurch geöffnet werden konnten, und dem Publikum Einsicht ermöglichten. Sie wurde als „Spielort“ sinnvoll in die Aufführung einbezogen. An der Seite war Platz für ein Schlagzeug, dass für den passenden Geräusch-Hintergrund während der Handlung sorgte.

Gruhn führt in seiner Inszenierung eine interessante weitere Ebene zu dem bekannten Märchen ein. Mittelpunkt der Handlung ist ein altes Schloss mit einem König (Rainer Kleiespel) als Schlossherren. Der ist genervt von dem täglich gleichen Trott und den immer gleichen Depeschen, die ihm der korrekte Marschall (Andreas Ksienzyk) zukommen lässt. Seine Tochter Sophie (Ann-Kathrin Hinz) wiederum ist gelangweilt von ihrem Leben unter dem strengen Regiment ihrer Erzieherin Frau von Bock (Johanna Weißert). Dann ist da noch die etwas naive und vergessliche Köchin Gertrud (Bettina Zobel), die immer das gleiche kocht.

Ausfahrt mit Schaukelpferd und gestiefelten Kater. (v.l.n.r.) Andreas Ksienzyk, Ann-Kathrin Hinz und Philip Pelzer. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Ausfahrt mit Schaukelpferd und gestiefelten Kater. (v.l.n.r.) Andreas Ksienzyk, Ann-Kathrin Hinz und Philip Pelzer. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Jetzt kommen die beiden hungrigen Künstler aus einer ehemaligen Gauklergruppe Otto (Philip Pelzer) und Karl (Thorsten Schmidt) ins Spiel. Beim Versuch, einen Eimer Kartoffeln aus der offengelassenen Küche zu stibitzen, werden sie ertappt und eingesperrt. Um sich aus ihrer Lage zu befreien, bieten sie der offenen und neugierigen Prinzessin und dem König an, ihnen die Langeweile mit einer gespielten Geschichte vom „gestiefelten Kater“ zu vertreiben. Da sie nur zu zweit sind, müssen die Schlossbewohner mitspielen und in die unterschiedliche Rollen des Märchens schlüpfen. Ein Abenteuer, was für die Personen einiges verändert, beginnt….

Neben der Botschaft des Märchens, mit Klugheit und Mut Veränderungen seiner Situation bewirken und als scheinbarer „Loser“ glücklich zu werden, erlaubt die Aufführung einen transparenten Blick hinter das Theaterleben. Das Publikum konnte offen die Verwandlung der einzelnen Personen in ihren jeweiligen Rollen erleben. Besonders auffällig war die Wandlung bei der naiv-gutgläubigen Köchin hin zum selbstbewussten und kaltschnäuzigen Zauberer, der vom schlauen Kater Hinze listig rein gelegt wird.

Die Schauspielerinnen und Schauspieler überzeugte durch enormen Spielwitz und Wandlungsfähigkeit. Die musikalische Untermalung live und aus der Dose sorgte für die richtige Atmosphäre.

Infos zu weiteren Vorstellungsterminen erhalten sie wie unter www.theaterdo.de .

Ein König zu viel auf der Insel

Das Stück „Ein König zu viel“ (ab 4 Jahren, nach einer Idee von Gertrud Pigor) hatte am Freitag, den 29. September 2017 unter der Regie von Peter Kirschke Premiere im Kinder-und Jugendtheater Dortmund.

Die Geschichte um die Könige Karl und Fritz, die zufällig beide auf einer kleinen Insel stranden und darüber lamentieren, wer der „einzig wahre König“, bietet Zündstoff für Konflikte und komische Situationen. Nach verschiedenen Wettkämpfen, darunter ein Fechtkampf und „Stein, Schere, Papier“ ist immer noch kein Sieger ermittelt Beide neutralisieren und beäugen sich irgendwie. Nach einem Kampf passiert etwas unerwartetes und die Könige müssen sich irgend wie zusammen raufen…

Es war ein gute Idee des Regisseurs, die Rollen der Könige mit zwei Schauspielerinnen zu besetzen. Man merkte Bianka Lammert (König Karl) und Johanna Weißert (König Fritz) ihr Spielfreude als „Könige“ an. Herrschaftlich gekleidet und mit Schnauzbart und Perücke empfingen sie das Publikum huldvoll.

Mit Sprachwitz und Gefühl für komische Situationen brachten sie die kleinen und großen ZuschauerInnen zum Lachen. Da in dieser Inszenierung viel mit Geräuschen und musikalischen Untermalungen zur Darstellung von Situationen gearbeitet wurde, war von den beiden Schauspielerinnen ein gutes Timing gefordert.

Bereits zum Faustkampf König Fritz (Johanna Weißert) und König Karl (Bianka Lammert). Foto: © Birgit Hupfeld.
Bereits zum Faustkampf König Fritz (Johanna Weißert) und König Karl (Bianka Lammert). Foto: © Birgit Hupfeld.

Die hintersinnige, selbstironische Situationskomik kam durch das witzige Spiel der beiden Frauen in Männerkleidung besonders zur Geltung. Anleihen an die gute alte Zeit der Stummfilmkomödie brachten nicht nur die Kinder im Publikum zum Lachen. Die Aufführung und die Schauspielerinnen hatten ihre größten Stärken im nonverbalen Bereich der Gesten und Blicke.An körperlichen Anstrengungen wurde ihnen einiges abverlangt.

Da Könige alles machen lassen, vom Kochen, Putzen bis zum Kämpfen, müssen diese erst lernen, in ihrer Situation zurecht zu kommen.

Eine kluge Geschichte um Hierarchien und notwendige Zusammenarbeit.

Mehr Informationen und Termine finden Sie wie immer unter www.theaterdo.de.

 

Muss Einer immer der Erste sein?

[fruitful_alert type=“alert-success“]Einer (Andreas Ksienzyk) und Zweier (Bianka Lammert) möchten gerne Vögel sein. Da diese angeblich nicht zählen können. Dreier (Rainer Kleinespel) auf der Stange schaut belustigt zu. (Foto: © Birgit Hupfeld)[/fruitful_alert]

Carsten Brandau hat mit seinem Theaterstück für ALLE (ab 4 Jahre) „Dreier steht Kopf“ ein einfach verdichtetes, aber auch philosophisch komplexen Theaterstück für ALLE (ab 4 Jahre) entwickelt.

Unter der Regie von Regisseurin Johanna Weißert hatte das Stück am Freitag, den 05.05.2017 Premiere im Kinder-und Jugendtheater Dortmund. Die drei handelnden Personen Einer (Andreas Ksienzyk), Zweier (Bianka Lammert) und Dreier (Rainer Kleinespel) werden von der Regisseurin in das Obdachlosen-Milieu platziert.

Worum geht es: Einer ist bei allem was passiert, immer der Erste. Das ist so , war so, und wird so bleiben. Wer zählen kann, weiß doch – Eins kommt vor Zwei und so weiter. An dieser Ordnung hält Einer pedantisch fest. Als Zweier, eher ängstlich und unterwürfig, einmal Erster ist, scheint das fast ungeheuerlich und peinlich. Heimlich träumen beide aber davon, aus dem festgefahrenen Schema auszubrechen und wie die Vögel scheinbar frei von einer festen, reglementierenden Ordnung zu leben. Die können ja nicht zählen. Erst als als der rebellische Dreier zu ihnen stößt und sich den Regeln widersetzt, kommt etwas in Bewegung und die Welt steht auf den Kopf. Was nun….

Mit seiner humorvollen, reduzierten Kunstsprache lässt Brandau in seinem Text viel Raum für neue Gedankenspiele. Widersprüche werden deutlich. Es ist amüsant zu erleben, wie sich Einer und Zweier oft krampfhaft bemühen, ihre feste Ordnung aufrecht zu erhalten.

Auf der Bühne waren neben einem Mülleimer an der Seite , einigen Gegenständen auf dem Boden, einem großen rotem Klettergerüst mit drei weißen großen Wolken darüber, einem Fahrrad auch ein umgedrehter kleiner Baumstrauch an einem Band zu sehen. Der Regisseurin gelang es mit Hilfe von an den Seiten befestigten bunten Kabel, die Welt per Flaschenzug auch sichtbar auf den Kopf zu stellen.

Dieses quasi philosophische Stück legt subtil die Mechanismen von festgefügten Ordnungen offen. Diese machen unfrei, grenzen aus und bevormunden die Menschen. Außerdem sind sie hinderlich für die menschliche Weiterentwicklung und wecken zumeist Widerstand. Weiter werden hier auch Fragen der Identität aufgeworfen. Wer bin ich und wer will ich sein?

Die drei SchauspielerInnen mit ihrem lebendigen spiel, die eingespielte Musik und Geräusche und das schöne Ende mit dem extra konzipierten Video sorgten für ein unterhaltsamen und zum nachdenken anregenden Theaterabend im KJT.

Weitere Informationen und Vorstellungstermine erhalten Sie unter www.theaterdo.de

Wenn Dreier Kopf steht

[fruitful_alert type=“alert-success“]Andreas Ksienzyk, Rainer Kleinespel und Bianka Lammert bringen die Geschichte auf die Bühne. (Foto: © Birgit Hupfeld)[/fruitful_alert]

Mit „Dreier steht Kopf“ (ab 4 Jahre) von Carsten Brandau hat am 05. Mai 2017 um 19:00 Uhr ein „Theaterstück für alle“ im Kinder- und Jugendtheater seine Premiere.

Die öfter für das KJT arbeitende Regisseurin Johanna Weißert erklärte beim Pressegespräch: „Das Stück ist ein einfach gehalten , hat aber auch einen komplexen Inhalt mit einem zutiefst menschlichem Thema. Es betrifft uns alle bis hoch in die Chefetage.“ Weißert liebt solche ambivalenten Geschichten.

Inhaltlich geht es in darum , dass Einer (Andreas Ksienzyk) bei allem ständig der Erste ist. Das war, ist und wird für ihn immer so sein. Schließlich weiß doch jedes Kind, was Zählen ist. Eins kommt vor zwei und so weiter. Aber was wäre, wenn das Ungeheuerliche passiert und diese Ordnung durcheinander gebracht wird? Das können doch eigentlich nur Vögel, die scheinbar wild durcheinander fliegen. Als Zweier (Bianka Lammert) aus Versehen einmal vor Einer ankommt und dann auch noch Dreier (Rainer Kleinespel) dazu stößt, wird die Ordnung auf den Kopf gestellt…

Für diese Geschichte hat der Autor Carsten Brandau extra eine Kunstsprache erfunden. Es ist eine Art Lückensprache, bei der zum Beispiel Verben weg gelassen werden. Das wirkt teilweise lustig und lässt dem Publikum Raum zum ausfüllen. Das Stück spielt mit den verschiedenen Sichtweisen der dargestellten Personen. Wer und was bin ich? Welches Rollenverständnis habe ich und welche Position nehme ich im gesellschaftlichen Gefüge ein? Ist das für immer festgelegt und unumstößlich? Viele Fragen werden hier aufgeworfen.

Da es im Stück Momente gibt, wo die Welt auf den Kopf gestellt wird, liegt der Regisseurin am Herzen, dies auch auf der Bühne sichtbar zu machen. „Das war kein leichte Unterfangen,“ verriet Weißert. Mehr wurde vorab nicht verraten.

Peter Kirschke ist verantwortlich für Musikeinspielungen und ein extra für diese Geschichte entwickeltes Video am Ende der Vorstellung.

Die Premiere am 05.05.2017 ist schon ausverkauft.

Informationen über weiter Vorstellungstermine erhalten Sie unter www.theaterdo.de

Fußball als Spiegel der Gesellschaft

[fruitful_alert type=“alert-success“]Sorgen für Stimmung und für Ärger: Die Ultras. Hier dargestellt von: (v.l.n.r.) Thorsten Schmidt, Johanna Weißert, Philip Pelzer, Talisa Lara, Bianka Lammert. (Foto: © KJT)[/fruitful_alert]

Im Auftrag vom Kinder–und Jugendtheater Dortmund und dem Projekt „leuchte auf“ des BVB entwickelte der Autor Jörg Menke-Peitzmeyer das Stück „Strafraumszenen“. Schon lange beschäftigte sich Menke-Peitzmeyer mit den Aspekten und Entwicklungen im modernen Fußball sowie der Fankultur im gesellschaftlichen Kontext.
Am 16.03.2017 war die Premiere im KJT. Die Bühne wurde wurde zu einem umzäunten Fußballfeld (Affenkäfig), wo so viele Fußballgrößen wie zum Beispiel Mezut Özil oder Ilkey Gündoğan im Ruhrgebiet als Kinder ihre Karriere begonnen hatten. In der Mitte des Feldes lag ein (zusammengestellter) großer grüner Fuß, der von den Schauspielern als Sitzgelegenheit oder anderweitig genutzt werden konnte.
Die fünf SchauspielerInnen vom KJT und Gast-Schauspieler Jubril Sulaimon schlüpften unter der Regie von Andreas Gruhn in unterschiedliche Rollen. Es gab verschiedene Handlungsstränge, bei den aber die  verschiedenen dargestellten Persönlichkeiten immer wieder mal auftraten.
Wie bei jedem BVB-Heimspiel wurde zu Beginn der Aufführung das obligatorische „You‘ll never walk alone“ zum Anheizen der Stimmung gesungen. Das verdeutlicht die Intensität und Emotionalität, die mit einem guten Fußballspiel und dem „Erlebnis Westfalenstadion“ verbunden sind.
Jubril Sulaimon spielt in seiner Hauptrolle den Übersetzer „Kunta Kinte“ für die Fußballstars vor, der ein Bein bei einem Bombenangriff in seiner afrikanischen Heimat verloren hatte. Der Schauspieler mit dunkler Hautfarbe war für den schwarzen Humor im Stück zuständig und sorgte für viele Lacher. Das Lachen blieb dem Publikum aber oft im Hals stecken, wenn es um Themen wie gewaltbereite Ultras, Rassismus und Homophobie im Stadion oder Antisemitismus ging. Die Schauspieler machten eindrucksvoll deutlich, wie der Fußball, vor allem hier in Dortmund als eine Art Religionsersatz für Frustrierten und sich abgehängt fühlende Fußballfans fungiert. Er ist das Ventil für ihre Aggressionen.
Videos im Hintergrund von realen Ausschreitungen unterstützten die Handlung im Stück. Auch die Verbindung von gewaltbereiten Hooligans und der rechten Szene in unserer Stadt wurde kritisch beleuchtet. Der Mitbegründer der Borussenfront wurde beeindruckend von Johanna Weißert dargestellt.
Weitere Themen waren das Verhältnis von Fans und ihren reichen Fußball-Idolen, die  ausufernde Kommerzialisierung des Fußballs mit immer astronomischen Gehältern sowie die zunehmende Rolle und Macht der Berater. Trotz ihres vielen Geldes werden Fußballstars wie zum Beispiel ein bekannter ehemaliger italienische BVB-Spieler, in ihrer fernen Wirkungsstätte nicht immer heimisch. Nachdenklich wird es, wenn ein bekannter türkisch-stämmiger Fußballspieler zeigt, wo er im Schatten der Hochöfen von Mülheim an der Ruhr im „Fußball-Affenkäfig“ seine ersten Spielerfahrungen sammelte, oder wenn der „Evinger Junge“ Kevin von seinem Heimweh spricht. Zum Schluss spielen alle gemeinsam im „Affenkäfig“. Selber aktiv werden statt nur zusehen ist eine Anregung.
Klar, in knapp 90 Minuten wird jede Auseinandersetzung über Fußball zu einem Klischee. Die Ultraszene ist auch in Dortmund nicht homogen und es gibt nicht nur reiche Fußballer. Auch schafft nicht jeder Jugendliche den Sprung vom talentierten Spieler zum Bundesligaprofi. Hier verstecken sich also noch viele Möglichkeiten für weitere Stücke.

Weitere Infos unter www.theaterdo.de

Gefährliche Mission – Infinity

Ein seltener Moment emotionaler Nähe. Sarah (Johanna Weißert), Helen (Jennifer Ewert) und Eloise (Emilia Haag). (Foto: Birgit Hupfeld)
Ein seltener Moment emotionaler Nähe. Sarah (Johanna Weißert), Helen (Jennifer Ewert) und Eloise (Emilia Haag). (Foto: Birgit Hupfeld)

Am Donnerstag, den 08.09.2016 war im Dortmunder Kinder- und Jugendtheater die Uraufführung für die Auftragsarbeit (Charles Way) in Kooperation mit dem Consol Theater Gelsenkirchen und dem Theatr IoIo (Cardiff). Im drei Personen Stück unter der Regie von Andrea Kramer (Consol Theater) stellen Johanna Weißert vom KJT die Mutter Sarah, Jennifer Ewert (Consol Theater) ihre Zwillingsschwester Helen und Emilia Haag (Consol Theater) Eloise, die 12-jährige Tochter von Sarah dar.

Der Weltraum. Unendliche Weiten. Aber auch unendliche Gefahren. Filme und Bücher über Unglücksfälle und Probleme während einer Raummission sind nicht selten. Wer erinnert sich nicht an den Ausspruch „Houston, wir haben ein Problem“ aus „Apollo 13“ oder an die Probleme des allein gelassenen „Marsianers“ aus dem Jahre 2015. Um den Mars dreht sich das Theaterstück auch: Wir befinden uns im Jahr 2033: Die rationale, neugierige Astronautin Helen wird für eine 3-jährige Marsmission auserwählt. Ihre Zwillingsschwester Sarah, eine vorsichtige, bodenständige Frau, lebt mit ihrer Tochter Eloise auf dem elterlichen Bauernhof. Während ihre Mutter der Mission skeptisch gegenüber steht, ist Eloise Stolz auf ihre mutige Tante. Sie halten so gut das geht über moderne Kommunikationssysteme Kontakt. Ängste, Konflikte und Emotionen brechen sich Bahn. Auf der Rückreise gibt es Komplikationen am Raumschiff. Kann Helen ihr Versprechen, wieder gesund heim zu kommen einlösen…?

Die Bühne war mit 12 weißen Medizinbällen und einer Leiter, Eimer vor einer blauen Wand bestückt. Ein Traktor hing seitlich links hinter der blauen Wand von der Decke. Die Regisseurin löste das Problem der großen räumlichen Distanz, indem sie nicht die reale, sondern die jeweilige emotionalen Distanz der Personen zu vermitteln suchte. Ein gelungener Kniff war dabei der multifunktionale Einsatz der weißen Bälle und der Leiter. Mit der Nutzung der Medizinbälle konnten die drei Schauspielerinnen zum Beispiel wunderbar ihre Emotionen, wie Wut, Ängste und Zuneigung ausdrücken.

Die Typen wurden einfach und prägnant dargestellt. Helen in einem weißen Ganzkörper-Anzug, die Mutter von Eloise zünftig mit Holzfäller-Hemd und Eloise als frecher Teenager. Das Stück verlangte den Schauspielerinnen nicht nur hohes Maß an Sensibilität für die Gemütszustände ihrer Figuren ab, sondern war auch choreografisch anspruchsvoll. Sie brachten brachten Gefühle wie Eifersucht, Wut, Angst, Enttäuschung oder Freude und Stolz glaubhaft auf die Bühne. Die Musik unterstützte das Geschehen im Hintergrund. Effektvoll der hinter der blauen Leinwand projizierten Raketenstart und gelungen der gezielte Einsatz der Beleuchtung.

Das Stück stellt sich der existenziellen Frage: Welche Risiken sind wir bereit mutig für eine lebenswerte Zukunft ein zu gehen? Welche Risiken sind es wert, dass wir sie eingehen? Nicht nur für junge Menschen in der Pubertät von Bedeutung.

Weitere Informationen und Termine unter www.theaterdo.de

Das Objekt der Begierde für Helen: Der Mars, aufgenommen von Hubble. (© Foto: NASA)
Das Objekt der Begierde für Helen: Der Mars, aufgenommen von Hubble. (© Foto: NASA)