Am Dienstag, dem 01. September 2020 war es soweit: Das Theater Dortmund spielte wieder live. Die Philharmoniker, die Oper und das Ballett präsentierten vor Publikum Musik und Tanz. Gewöhnen muss man sich daran, dass 286 Besucher „ausverkauft“ bedeutet.
Maskenpflicht im Foyer und reichlich Abstand im Saal. Das Theater Dortmund hatte ihr Sicherheitskonzept perfekt umgesetzt. Es war sicherlich ungewöhnlich, so viel Platz zwischen den einzelnen Zuschauern zu erleben, aber es kam am Dienstag schon ein wenig Stimmung auf.
Dafür sorgten die Akteure und die Verantwortlichen. Der geschäftsführende Direktor Tobias Ehinger zeigte seine Erleichterung über den Start ebenso wie Ballettdirektor Xin Peng Wang, Opernintendant Heribert Germeshausen und Generalmusikdirektor Gabriel Feltz.
Doch das Wichtigste an der Eröffnungsgala waren die SängerInnen, MusikerInnen und TänzerInnen. Zu hören waren Ausschnitte aus kommenden Produktionen wie Mozarts „Entführung aus dem Serail“ mit der neuen Sopranistin Sooyeon Lee, oder einfach nur schöne Musik und Choreografien. Vor allem für Xin Peng Wang und sein Ballett werden die Abstandsregeln zu einer neuen Herausforderung, ebenso wie für die Philharmoniker, die nicht mehr mit „voller Kapelle“ agieren dürfen. So muss das Spielzeit-Programm den Gegebenheiten angepasst werden.
Das Beruhigendste ist aber: Das Theater Dortmund tut alles in seiner Macht stehende, damit die Zuschauer einen sicheren Abend genießen können. Damit kann sich der Vorhang für die kommende Spielzeit wieder öffnen.
Wer Lust hat, die Eröffnungsgala zu erleben, kann sie am 05. September um 16 Uhr und um 20 Uhr genießen.
Mit Jekyll und Hyde bringt die Oper
Dortmund einen Bestseller unter den Gruselgeschichten als Musical auf
die Bühne. Das Premierenpublikum war begeistert und sprang spontan
aus den Sesseln, um das Ensemble mit anhaltenden Standing Ovations zu
belohnen.
Das
Musical, konzipiert von Steve Cuden und Frank Wildhorn, beschreibt
die Suche von Dr. Jekyll nach einer Möglichkeit das Gute und das
Böse im Menschen zu trennen und dadurch zu beherrschen. Frank
Wildhorn, der auch die Musik schrieb, und Leslie Bricusse,
verantwortlich für Buch und Liedtexte, fügten der ursprünglichen
Novelle von Robert Louis Stevenson zwei Frauenrollen hinzu. Lisa,
Jekylls Verlobte und Lucy, eine Prostituierte, der Hyde verfällt.
Außerdem verdeutlichen sie stärker die Doppelmoral
der Upperclass der damaligen Zeit, bei der moralischer Anspruch und
Wirklichkeit weit auseinander klafften. Auf der Suche nach der
richtigen Dosierung eines Elexiers im Selbstversuch, verfällt Jekyll
seinem Alter Ego Edward Hyde fast vollständig. Neun Leichen sind das
Ergebnis seines Wahns.
Die
Sehnsucht des Dr.Jekyll nach höherer Erkenntnis ist ein Desaster.
Kurz bevor er auch seine Verlobte Lisa tötet, besinnt er sich in
einem lichten Moment und richtet sich selbst.
Im
Original griff Autor Stevenson in seiner Geschichte eine wahre
Begebenheit auf. In Edinburgh lebte im 18. Jahrhundert ein gewisser
William Brodie, der tagsüber als ehrbarer Geschäftsmann fungierte,
nachts aber als Einbrecher unterwegs war. Das Genre der Gothic Novel
war zum Ende des 18. Jahrhundert sehr en vogue. Die Ursache des Bösen
wurde jetzt in Mitten der Gesellschaft gesehen und nicht mehr nur
höheren Mächten zugeschrieben. Aufklärung und der Fortschritt der
Naturwissenschaften führten zu veränderten, oft schwierigen
Lebensumständen. Im Vergleich mit dem schauerlichen Geschehen in den
Erzählungen, relativierten sich die eigenen Sorgen ein wenig.
David
Jakobs zeigt in seiner Doppelrolle eine große stimmliche
Variationsbreite. Lisa (Milica Jovanovic) als Verlobte verliert mit
ihren zarten Balladen ein wenig gegen die kraftvoll und frivol
auftretende Prostituierte Lucy Harris (Bettina Mönch). Unterstützt
durch die hervorragenden Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung
von Philipp Armbruster geben die Sänger alles, um die gruselige
Spannung des Stückes hochzuhalten.
Besonders
gelungen ist die Regiearbeit von Gill Mehmert. Um die
unterschiedlichen Szenen miteinander zu verbinden bewegen sich die
Schauspieler während des Singens und der Erzählung durch vier auf
einer Drehbühne inszenierte viktorianische Bühnenbilder. Dies
erzeugt den Eindruck einer filmischen Darstellung und ist sehr
dynamisch. Vervollständigt wird dies durch die gleichzeitige Ansicht
der Szenerie auf der Drehbühne und Jekylls Labor in der Kelleretage,
Dort ist mit diversem Laborzubehör, brodelnden Flüssigkeiten und
Theaternebel der Raum für die Verwandlung in den monströsen Hyde
geschaffen.
Insgesamt
ein unbedingt sehenswertes Stück, wenn auch durch die
Vorhersehbarkeit der Handlung und die zahlreichen Balladen sich hin
und wieder einige Längen einschleichen.
Termine
bis Ende des Jahres: 18., 20., 23., 26. Oktober, 3. ,16. , 22., 29.
November, 18., 19., 28., 29., 31. Dezember.
Die Oper „Echnaton“
von Philipp Glass unter der Regie von Guiseppe Spota wurde in der
Dortmunder Oper als Triumph des Lichtes gefeiert. Beeindrucken konnte
auch der Countertenor David DQ Lee, der Opernchor und die Dortmunder
Philharmoniker, unter der Leitung von Motonori Kobayashi, die die
minimal music von Glass interpretierten. Dazu tanzte das NRW
Juniorballett. Ein Premierenbericht vom 24. Mai 2019.
Für die ägyptische
Hochkultur war neben dem Nil die lichtspendende Sonne von großer
Bedeutung. Doch zunächst ohne vergöttert zu werden. Die Sonne wurde
als rechtes Auge von Re gesehen. Doch dann entwickelte sich eine
„theologische Revolution“, die mit Amun-Re eine Art Götterkönig
an die Spitze setzte. Echnaton, dessen Geburtsname Amenhotep sich
noch auf Amun bezieht, setzte Aton als höchsten Gott durch und
versuchte die alten Götter auszutilgen, was ihm die Gegnerschaft der
Priesterkaste einbrachte.
Kein Wunder, dass
sich Philipp Glass mit dieser außergewöhnlichen Person der
Weltgeschichte auseinandersetzte, schließlich ist neben Echnaton
auch seine Frau Nofretete über ihre Büste bis in unsere heutige
Zeit ein Begriff. Glass lässt uns den Pharao in szenenhaften Bildern
näher bringen, vom Herrschaftsantritt bis zum Sturz, obwohl der
möglicherweise gar nicht stattgefunden hat.
Aber die Oper ist
nicht dazu da, ein historisch genaues Ereignis zu rekonstruieren, sie
will Gefühle, Musik und starke Bilder präsentieren und das gelang
bei der Premiere. Schon der Beginn ist ergreifend, denn wir wohnen
der Grablegung von Pharao Amenophis III., Achnatons Vater, bei. Als
Mumien verkleidete Tänzer legen den ebenfalls mumifizierten Leichnam
zur Ruhe.
Der erste Auftritt von Echnaton ist noch in Begleitung von Priestern des Amun, Mut und Chons. Später wird er die Priester gewaltsam aus ihren Tempeln vertreiben und Aton als einzigen Gott einsetzen. Hier war der Countertenor David DQ Lee eine gute Wahl für die Hauptrolle, vor allem sein Lobgesang an Aton am Ende des dritten Satzes war eines der Höhepunkte. Seine Stimme passte auch sehr gut zur ruhigen und fließenden Musik von Philipp Glass, die ähnlich meditativ klang wie bei seiner Oper „Einstein on the beach“ die vor zwei Jahren in Dortmund aufgeführt wurde.
Auch sehr berührend war das Liebesduett zwischen Echnaton und Nofretete (Aytaj Shikhalizada). Als Prister des Amun
machte Fritz Steinbacher ebenfalls eine gute Figur wie Claus Dieter
Clausnitzer als Chronist.
Das Besondere an
„Echnaton“ war die Gesangsprache. Der Chronist erzählte die
Geschichte auf Deutsch, die anderen Texte waren auf Ägyptisch,
Akkadisch und Aramäisch.
Wenn es um einen
Sonnengott geht, dann hat das Licht natürlich eine große Funktion.
Und die brachte den Besuchern Bonnie Beecher und Stefan Schmidt
näher.
Auch das Bühnenbild
von Tatyana van Walsum war effektiv. Durch Höhenverschiebungen
entstanden Hierarchieebenen, beispielsweise als Echnatons Vater zu
Grabe gelegt wurde, versanken die Akteure in Boden und bei Echnatons
Krönung kam das Herrscherpaar von oben herab.
Ein Opernabend der
besonderen Art. „Echnaton“ ist sicher zugänglicher als „Einstein
on the beach“. Ein lehrreiches Stück über einen Herrscher, der
mit seiner Radikalität der Gesellschaft vor den Kopf stieß und nach
seinem Tod dem Vergessen anheimfallen sollte. Glass hat ihn mit
seinen Stärken und Schwächen auf die Bühne geholt. Das NRW
Juniorballett, der Opernchor, die Solisten und die Dortmunder
Philharmoniker haben Echnaton wieder eine Stimme gegeben.
Im letzten Jahr gab
es schon eine besondere Benefizveranstaltung unter dem Titel
„Sommernachtstanz“ als Kooperation vom Theater Dortmund (Ballett)
und dem Lions-Club Rothe Erde mit dem Ziel, junge Künstlerinnen und
Künstler und nachhaltige Projekte in verschieden künstlerischen
Bereichen zu fördern.
Am 06. Oktober 2019 um 17:00 Uhr (Opernhaus Dortmund) wird es einige Veränderungen geben. Nicht nur der Name, auch die Kooperation wird mit Highlights aus Oper & Ballett erweitert. Der neue Name „Dortmunder Löwe 2019“ ist eine symbolische Reminiszenz an den Lions-Club Rothe Erde. Eine Jury unter der Leitung von Bürgermeisterin Birgit Jörder vergibt wieder Preise in den drei Kategorien:
Tobias Ehinger
(Geschäftsführender Direktor Theater Dortmund)erklärte, dass es
nicht um einen Siegeswettbewerb im Sinne 1. 2. und 3. Preis, sondern
das die Unterstützung für förderungsbedürftige Personen oder
Projekte je nach ihrem aktuellen Bedarf geht.
Zusätzlich wird ein
Wettbewerb zur Gestaltung des Dortmunder Löwen ausgelobt.
Wie beim Oscar oder
dem Bären der Berlinale wird auch mit der Förderung des DORTMUNDER
LÖWEN eine Trophäe vergeben. Wie diese aussieht, ist Teil des
Wettbewerbs, an dem sich alle Künstlerinnen und Künstler in
Dortmund beteiligen können. Die Gewinnerin oder der Gewinner
erhalten eine einmalige Förderung von 1.000 EUR.
Wie Bürgermeisterin
Jörder beim Pressegespräch betonte, können wirklich alle jungen
Künstlerinnen (bis 30 Jahre), auch die Beteiligten vom letzten Jahr
mitmachen.es muss nur etwas „begreifbares“ geliefert werden.
Manfred Klobes
(Präsident Lions-Club Rothe Erde) verriet, dass auch in diesem Jahr
wieder viele Förderer und Sponsoren für das Projekt für die
Gesamtsumme von 40.000 EUR (wie letztes Jahr) gefragt sind. Spenden
erwünscht. Sämtliche Erlöse zzgl. Spenden und Sponsoreneinnahmen
kommen der Förderung von Projekten der kulturellen und
soziokultureller Nachwuchsarbeit in Schulen und Kindergärten sowie
jungen Künstlern in Dortmund zugute. Breite Förderung gehört zur
Philosophie vom Lions-Club.
In diesem Jahr ist
das kulturelle Programm vom kulinarischen Programm getrennt.
Zunächst können
sie das einmalige und exklusive Programm, zusammengestellt von
Opernintendant Heribert Germeshausen und Ballettdirektor Xin Peng
Wang und die dramaturgisch darin eingebundenen Preisverleihungen
erleben. Es soll ein einmaliges „Preview-Erlebnis“ für die
BesucherInnen werden.
Sicher sind
besondere Ausschnitte aus „Inferno“ (Ballett) oder der neuen
Opernproduktion „Echnaton“ als Highlight und auch das
NRW-Juniorballett dabei.
Preise für die
Benefizveranstaltung mit Highlights aus Oper und Ballett:
Dortmunder Löwe:
Kategorie 1: 50 EUR
(1. bis 16. Reihe)
Kategorie 2: 40 EUR
(17. bis 25. Reihe)
Im Anschluss an
die Veranstaltung mit Preisverleihungen besteht die Möglichkeit,
für einen Preiszuschlag von 35 EUR in der Lounge21 (Obere Etage) an
einer Party mit Live-Musik teilzunehmen und ein Flying Dinner von
Dinner&Co mit kulinarischen Köstlichkeiten zu genießen.
Die „Chinawochen“
im Opernhaus Dortmund gehen weiter. Nach der Operette „Im Lande des
Lächelns“ hatte am Samstag, den 09.02.2019 die dramatisch-lyrische
Oper „Turandot“ von Giacomo Puccini (1858 – 1924) unter der
Regie von Tomo Sugao seine umjubelte Premiere.Das Libretto der
letzten und unvollendeten Oper von Puccini stammte von Giuseppe Adami
und Renato Simoni. Musikalisch sensibel begleitet wurde die
Aufführung von der Dortmunder Philharmoniker unter der engagierten
Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz.
Der Opernchor
Theater Dortmund unter der Leitung von Fabio Mancini sowie die
Statisterie und Kinderstatisterie Theater Dortmund sorgten für eine
berührende und atmosphärische starke „Volks-Begleitung“.
Dem chinesischen
Hintergrund der Oper wurde mit einem relativ statischen Bühnenbild
mit rot-schwarzer intensiver Farbe an den Wänden und der Decke oder
dreigeteilten Kammern mit chinesischen Lampen Rechnung getragen. Für
spezielle Effekte und Auftritte ließ sich hinten eine Luke öffnen.
Die Kostüme waren fantasievoll und passend für eine Fabel
kontrastreich ausgestattet. Glanzvoll bei den Herrschaften am
Kaiserpalast und ärmlich für das Volk. Eine besondere Bedeutung bei
der Inszenierung zur Unterstreichung der verschiedenen Gemütszustände
hatte die Beleuchtung. Ein großes Kompliment an Ralph Jürgens, der
für das Licht verantwortlich war.
Die Geschichte der
von Rachegelüsten zerfressenen und in sich zurückgezogenen
Prinzessin Turandot und deren Öffnung für die Liebe am Ende,
eindrucksvoll gespielt und gesungen von Stéphanie
Müther, wird kontrastiert durch den starken Charakter
der Sklavin Liù
. Durch ihre wahrhaftige
Liebe für den Werber um
Turandot, den
tatarischen Prinz Calef, ist
sie diejenige, die eigentlich die Veränderung bei der chinesischen
Prinzessin bewirkt und ihren „Drachenpanzer“ langsam durchdringt.
Mit spielerischer Leidenschaft und Stimmgewalt begeisterten
Sae-Kyung Rim (Liù)
und Andrea Shin als Calaf
in diesen Rollen das Publikum. Überzeugen konnte auch die hier gut
bekannte Karl-Heinz Lehner als Timur
(entthronter
König der Tataren) und Kammersänger Hannes Brock als Altoum (Kaiser
von China). Das auf
Machterhalt und Rache ausgerichtete autoritäre System wird in seiner
Brutalität dargestellt. Die Männer
kommen in der Oper
eher schlecht weg. Der Prinz Calaf ist kein Held , der nur um seine
Liebe kämpft, sondern zuerst jemand, der sich etwas beweisen muss.
Er will vor allem Kaiser und als Herrscher von China Macht und ein
Reich zurück gewinnen. Dazu opfert er auch seine eigentliche Liebe
zu Liù.
Die
Männer, in der Geschichte wirken bis
auf Calaf, eher hilflos
und auf den Erhalt des Systems gerichtet. Calaf
ist dagegen gerissen, und schlägt die Prinzessin am Ende mit ihren
eigenen Waffen, indem er ihr selbst ein Rätsel stellt.
Eine
besondere Rolle als
zynische Komiker spielen
die aus der Commedia
dell‘ Arte entnommenen Figuren dreier
Minister Ping (Morgan Moody), Pong (Sunnyboy Dladla) und Peng (Fritz
Steinbrecher). Die drei
füllten diese Aufgabe mit viel Sinn für Humor und Stimme gut aus.
Sie wollen eigentlich kein Blutvergießen und wünschen sich die
„alten Zeiten“ zurück. Sie sind aber ein Teil des Systems und
denken nur an ihr Vergnügen. Hier
kommen Komik, Groteske und Grausamkeit zusammen.
Beeindruckend
inszeniert Regisseur Sugao das Volk. Wie eine geifernde Zombiehorde
weidet sie sich am Tod des persischen Prinzen zu beginn und freut
sich schon auf das nächste Opfer. Doch das Volk ist eine
beeinflussbare Masse, die mal „köpft ihn“ruft, dann wieder
Mitleid für einen an den Rätseln der Prinzessin gescheiterten
„schönen Prinzen“ hat.
Die
Beeinflussung der Menschen durch die sozialen Medien ist heute
ungleich größer und unberechenbarer. Das konnte Puccini sich damals
natürlich in seinen kühnsten
Träumen nicht vorstellen. Die
Härte und Extreme und Mechanismen an „Turandot“ sind uns leider
auch heute immer noch zu vertraut.
Musikalisch
bietet die Oper eine Vielfalt unterschiedlichen Stilen. Melodien aus
der aus einer
chinesischen Spieldose und dem Buch „Chinese Music“ (Shangai,
1884), emotionale italienische Arien wie die die
berührende „Nessun dorma“,
oder etwa von Richard
Strauss, Claude Debussy sowie Igor Strawinsky musikalisch
beeinflusste Passagen. Außerdem setzte Puccini ein nur aus fünf
Tönen bestehendes exotisch anmutendes System ein.
Eine
Inszenierung mit starken Stimmen, Bildern und Gegensatzpaaren.
Informationen
zu weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de
Regisseur Thomas
Enzinger konnte sich schon mehrfach seinen Ruf als Spezialist für
das Genre Operette in Dortmund unter Beweis stellen. Nach seinen
Erfolgen mit „Roxy und das Wunderteam“ oder „Die Blume von
Hawaii“ hatte am 12.01.2019 seine neueste Inszenierung der
romantischen Operette „Land des Lächelns“ von Franz Lehár
(Libretto Ludwig Herzer und Fritz Löhner-Beda) im hiesigen Opernhaus
Premiere. Musikalisch
begleitet wurde die Aufführung sensibel von der Dortmunder
Philharmoniker unter der souveränen Leitung von Generalmusikdirektor
Gabriel Feltz.
Musikalisch
anspruchsvoll ambitioniert, wollte der der Komponist zu seiner Zeit
den bisherigen Rahmen der als „seichte Unterhaltung“ verschrienen
Operette sprengen und ihr unter anderem durch Elemente der Oper Tiefe
und als Kunstgattung Geltung zu verschaffen. Enzingers Inszenierung
besticht nicht nur durch eine opulente Bühnen-Ausgestaltung und
schonen farbenfrohen Kostümen, die sinnbildlich für die damalige
Zeit stehen. Eine zugefügte tänzerische Ebene verlieh den Emotionen
der handelnden Protagonisten eine weitere verstärkende Dimension.
Die
Handlungskonflikte bieten sich dafür gut an. Nicht nur bei der
Ouvertüre wurde getanzt – übrigens eine sehr nette Idee –
sondern ebenfalls während der Zwischenmusiken wurde die Dramatik des
Liebespaares tänzerisch dargestellt.
Die selbstbewusste
Grafen-Tochter und Witwe Lisa ist ein begehrter Mittelpunkt der
Wiener Highsociety. Verehrt vor allem von dem Dragonerleutnant Graf
Gustav von Pottenstein (genannt Gustl), ihrem besten Freund. Sie
verliebt sich aber in den exotischen und zurückhaltend charmanten
chinesischen Prinzen Sou-Chong. Wohl gerade wegen seiner
geheimnisvollen, für sie anziehenden und fremden Art. Auch er ist
von ihr angetan, wird aber als Ministerpräsident in sein Heimatland
zurück beordert. Hals über Kopf folgt ihm Lisa und heiratet ihn.
Doch die Liebe wird durch die unterschiedlichen Kulturen und
Lebensentwürfe dieser beiden Persönlichkeiten auf eine harte Probe
gestellt. Als Sou-Chong sich letztendlich durch die Verantwortung der
ihm verliehenen „Gelben Jacke“ der Tradition unterwirft, vier
Mandschu-Mädchen zu heiraten, eskaliert die Situation. Lisa ist
zutiefst enttäuscht und will von Heimweh geplagt, China mit Hilfe
von Gustl verlassen. Am Ende gibt es nicht nur für Sou-Chong,
sondern auch für seine Schwester Mi kein Happy End…
Für die beiden
Haupt-Protagonisten Lisa und Prinz Sou-Chong konnten mit Irina Simmes
und Martin Piskorski zwei hochkarätige Sänger*innen mit klaren
Stimmen und sensibler, aber nicht zu kitschiger Interpretationen der
romantisch, oft melancholischen Arien gewonnen werden.
Ein Höhepunkt war
sicherlich die starke Darbietung der bekanntesten Arie „Dein ist
mein ganzes Herz“ von Tenor Piskorski.
Fritz Steinbacher,
ein alter Bekannte hier im Opernhaus, füllte seine Rolle des Graf
Gustl wie schon so oft mit viel Sinn für Humor aus. Ihm zur Seite
stand als kongeniale PartnerinAnna Sohn als die in ihn verliebte Mi.
Eine der lustigsten Szenen ist die, als Gustl Mi mit der als geschenk
für Lisa vorgesehenen Sacher-Torte „füttert“.
Humor bringt auch
seine resolute Tante, die Exzellenz Hardegg, wunderbar dargestellt
von Johanna Schoppa , in die Inszenierung.
In weiteren
Nebenrollen wussten Georg Kirketerp als Lisas Vater Graf Ferdinand
Lichtenfels und und Hiroyuki Inoue als Sou-Chongs gestrenger Onkel
Tschang zu gefallen.
Diese Inszenierung
bringt die trotz starker Gefühle der beiden Protagonisten die
Unvereinbarkeit ihrer persönlichen Lebensentwürfe und die mangelnde
Fähigkeit zu einem Kompromiss über die fremden Kulturen hinweg mit
der ganze emotionale Palette von Liebe und Sehnsucht, sowie Neugier
und Verzweiflung mit dem desillusionierendem Ende verdeutlicht. Das
alte konfuzianische Weltbild hatte bis zur Kulturrevolution von Mao
bestand. Bei all den negativen Folgen und den vielen Toten hatte die
Kulturrevolution wenige Lichtblicke. Dazu gehörte die
Frauenemanzipation: Danach wurden auch die Frauen in China freier,
denn so Mao „die Frauen können die Hälfte des Himmels tragen.“
Weitere
Aufführungstermine und Infos gibt es wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.
0231 5027222.
Das Musical „West Side Story“ hat nicht nur wegen der wunderbaren Musik Leonard Bernsteins im Spannungsfeld von sozialer Realität und Poesie, viel Temperament und sentimental romantischen Klängen eine zeitübergreifende Anziehungskraft. Der brisante Plot von aufeinandertreffenden Kulturen, Sehnsüchten, Hoffnungen und enttäuschten Erwartungen sowie der alle Schranken überwindenden Kraft der Liebe, hat in Zeiten vermehrter Fluchtbewegungen und Migrationsproblematik auch eine besondere Aktualität.
Der Musical-Spezialist und Regisseur Gil Mehmert, hatte mit seiner Inszenierung der „West-Side Story“, die Premiere war am24.11.2018 in der Oper Dortmund, ein sensibles Händchen für Unterhaltung und gleichzeitiger Einbeziehung der allgemeinen gesellschaftlichen Brisanz.
Grundlage war neben der Musik von Bernstein der Stoff nach einer Idee von Jerome Robins und den Gesangstexten von Stephen Sondheim. Deutsche Fassung von Frank Thannhäuser und Nico Rabenald mit englischen Songtexten.
Der allgemeine aktuelle Bezug, wird schon beim Bühnenbild-Hintergrund auf einer Leinwandprojektion deutlich. Auf einem Highway sieht man links einen Autoreifen mit einem Aufdruck „Somewhere“ (irgendwo). Symbol für die Sehnsucht, irgendwo ein glückliches und friedliche Leben führen zu können. Das Bühnenbild entspricht einem etwas heruntergekommenen Viertel in New York mit den typischen Feuerleitern. Da der Raum begrenzt ist, wird in der Mitte eine multifunktionale Drehbühne genutzt. Die kann wahlweise als Tankstelle, wo Tony bei Doc hier arbeitet (Symbolfunktion: Sehnsucht, Freiheit), oder als ein Geschäft für Brautmoden (wo Maria bei ihrer Schwester arbeitet) umfunktioniert werden.
Die Situation zwischen den schon länger ansässigen „Jets“ und den „Sharks“ in New York ist aufgeheizt. Die beiden Gangs kämpfen um die Vorherrschaft im Viertel. Gegenseitiger Hass und Verachtung äußert sich in Gewalt-Ausschreitungen. Die „Sündenböcke“ für die prekäre Situation sind die jeweils anderen. Die Jets waren „zuerst da“ und fühlen sich überlegen.
Die Situation eskaliert, wie bekannt, als sich Tony (früherer Anführer der Jets) in Maria (Schwester von Bernardo, den Anführer der Sharks) verliebt mit der Katastrophe am Ende…
Musical-Star Anton Zetterholm als Tony begeisterte mit seiner warmen und kraftvollen Stimme, die auch wunderbar mit der klaren Stimme von Iréna Flury harmonisierte. Aber auch alle anderen, wie Schwester Anita (Dorina Garuci), der Anführer der Jets Riff (Markus Schneider) sowie Ben Cox als Bernardos Vasall und Heiratskandidat für Marias,überzeugten.
Die Erwachsenen Doc (Axel Gottschick), Lieutenant Schrank (DanielBerger), Officer Krupke (Edward Steele) und Glad Hand (Florian Sigmund) spielten diese als eher hilflose, manchmal zynische Menschen, die vor der problematischen Situation schon kapituliert haben.
Ein großes Kompliment für die tänzerische und akrobatische Leistung der Jets, Sharks, Jet-Girls oder Shark-Girls und der großartigen Choreografievon Jonathan Huor. Die schönen Kostüme boten auch für das Augeetwas.
Die Inszenierung konfrontiert die die Liebe und Sehnsüchte von Maria und Tony direkt (manchmal nebeneinander) stark mit der immer schwelenden Gewaltbereitschaft der gegnerischen Gruppen.
Wie die Musik von Bernstein Genre-übergreifend, entstand hier scheinbar locker das Tanzen aus dem Gesang heraus, und das Singen aus dem Spiel.
Für eine atmosphärisch stimmiges und gelungene musikalische Begleitung der Handlung sorgte die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Philipp Armbruster und hatte einen großen Anteil an der gelungenen Aufführung, die mit Standing Ovations vom Publikum gefeiert wurde.
Informationen zu weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel:0231/ 50 27 222.
Der dritte Tag des
Premieren-Wochenende im Opernhaus Dortmund bot mit „Il barbiere di
Siviglia“ (Der Barbier von Sevilla) von Gioachino Rossini (1792
bis 1868) und dem Libretto von Cesare Sterbini eine witzige und
ironische Inszenierung von Martin G. Berger.
Die Aufführung
dieser komischen Oper wurde nicht nur mit humorvollen deutschen
Zwischentexten des Regisseurs, sondern auch durch Special Effects,
einige ironische Anspielungen und Symbolik, wechselnden
Bühnenhintergrund sowie phantasievollen Kostümen (Masken)
ordentlich aufgepeppt.
Das besondere an der
Inszenierung war aber neben der Hinzufügung der Figur eines
Erzählers,dass die Sängerinnen und Sänger zum Anfang und gegen
Ende wie Marionetten an Seilen (mit einem Fluggürtel befestigt)
hingen. Das diente als Sinnbild dafür, dass die Akteure auf der
Bühne in ihren jeweiligen gesellschaftlichen Konventionen (wie
fremdgesteuert) gefangen sind. Das war nicht nur eine Herausforderung
für die Kostüm-Abteilung, sondern sicher auch für die Sänger. Die
hatten aber sichtlichen Spaß daran, sich nicht nur mit ihren guten
Stimmen zu profilieren, sondern auch mit ihre komische Seite zeigen
zu können.
Kammersänger Hannes
Brock als Erzähler füllte seine Rolle gewohnt humorvoll und
charmant mit aktuellen Anspielung (etwa auf die „Me too“Debatte
und moderner Kommunikationsmittel wie das iPhone) aus. Im Laufe der
Handlung wurde er in das Geschehen hinein gezogen.
Im Zentrum der
Geschichte steht der Figaro (Petr Sokolov), ein Frisör und Hallodri
mit monetärem Charakter. Der will dem verliebten Grafen Almaviva
Sunnyboy Dladla) – natürlich gegen gute Bezahlung – helfen, die
junge Rosina (Aytaj Shikhalizada) für sich gewinnen möchte.
Sie ist das reiche
Mündel des Dr. Bartolo (Morgan Moody). Der wiederum möchte macht-
und geldgierig Rosina heiraten und ihr Erbe für sich behalten. Der
Graf will die starren Regeln auflösen, und ein bürgerliches Mädchen
heiraten, das ihn um seiner selbst willen liebt. Deswegen nähert er
sich Rosina nicht nur unter einem falschen Namen, sondern benutzt auf
Anraten des Figaro auch verschiedene Identitäten (Student, Soldat
oder Musiklehrer). Der intrigante Musiklehrer Basilio (Denis Velev),
ein Freund von Dr. Bartolo, verleumdet derweil sinnlos Menschen.
Rosina träumt von Freiheit und irgend jemanden, der sie aus ihrem
goldenen Käfig heraus holt. Eigentlich vom Charakter eher sanft,
kann sie, wenn es darauf ankommt, auch rabiat und zur „Schlange“
werden.
Ironische und
witzig werden die Charaktereigenschaften durch die Puppenspielerinnen
Julia Giesbart und Veronuika Thieme mit ihren Stoff-Puppen ob als
Schlange bei Rosalia oder dem „einäugigen Rufmord-Wurm“ bei dem
Musiklehrer Basilio auch bildhaft dargestellt.
Das Gemenge muss
zunächst in einem Chaos enden. Von ihren Marionetten-Fäden erst
einmal befreit herausfinden, ob die neue Freiheit und Möglichkeit
der Selbstbestimmung erstrebenswert ist und welche Rolle sie
einnehmen wollen. Fast alle Figuren versuchen, an ihren Rollen
festzuhalten.
Am Ende löst sich
das Ganze durch Anerkennung der alten Hierarchien mit einem „kleinen
Happy End“ auf. Der Graf besinnt sich auf seine Rolle, schmiert und
bedroht Basilo, zwingt Dr. Bartolo zum Verzicht auf Rosina, und
heiratet diese. Nur seine Machtposition hatte ihm ermöglicht, seine
revolutionären Gedankenspiele einmal praktisch auszuprobieren, ohne
die Konsequenzen zu tragen.
Ob sich eine
Revolution gegen gesellschaftliche Festschreibungen dennoch lohnt,
wird jedem (im Publikum) selbst überlassen.
Berger nahm sich in seiner Inszenierung einige Freiheiten, so gab es keine Polizei, sondern der Herrenchor und die Statisterie des Theater Dortmund hatten ihren eindringlichen Auftritt als „öffentliche Meinung“. Auch kleinere Rollen wie der Notar fielen weg.
Neben dem
wunderbaren Puppen und Kostümen gab es auf der Bühne viel zu sehen.
Eines der Höhepunkte war die Rube-Goldberg-Maschine, die Basilio dem
verblüfften Dr. Bartolo vorführt. Diese Maschine hat keinen
praktischen Nutzen, bereitet aber durch das pure Hinsehen Vergnügen.
Ein Hingucker war auch das furiose Ende des ersten Aktes, als alles
auf der Bühne hin und her wogte.
Die sinnliche Musik
Rossinis zeichnet sich durch die sogenannte Rossini-Walze, einem
stetigen Anschwellen der Musik. Nicht nur die Zunahme der Lautstärke,
sondern auch allmähliche Hinzukommen weiterer Instrumente ist für
sie kennzeichnend.
Die Dortmunder
Philharmoniker unter der Leitung des ersten Kapellmeisters Motonori
Kobayashi setzte diese Musik sensibel um.
Ein interessantes
und gelungenes Opernwochenende, dass dem Publikum das neue
Opern-Ensemble näher brachte.
Informationen zu
weiteren Aufführungstermine erhalten Sie unter www.theaterdo.de und Tel.. 0231/ 50 27 222.
Der neue Intendant
Heribert Germeshausen der Oper in Dortmund legt in dieser Spielzeit
gleich gewaltig mit einem dreitägigen „Opern-Event-Wochenende“
los. Den Anfang machte am 05.10.2018 die Premiere von Giuseppe Verdis
(1813 -1901) Oper Aida (Libretto von Antonio Ghislanzoni) unter der
Regie von Jacopo Spirei. Das Publikum hatte die gute Gelegenheit,
Teile des neuen Ensemble bei dieser Gelegenheit genauer kennen zu
lernen.
Die anlässlich des
fertig gestellten Suezkanal konzipierte Oper (Uraufführung 1871
Kairo) hat alles, was man für eine italienischen Oper braucht.
Zwischenmenschliche Konflikte, ritueller Charakter der Massenszenen
für die Opernchöre, den exotischen Hintergrund und
spannungsgeladene innere Konflikte für die Sängerinnen und Sänger.
Der brisant aktuelle
Hintergrund ergibt sich sich aus dem unheilvollen Einfluss des
religiösen Fanatismus (wie auch in unserer Zeit) auf die Politik.
Die Handlung spielt im alten Ägypten (Memphis) unter dem Pharao,
dessen Politik von den Priester machtvoll beeinflusst wird.
Götterglaube wie etwa an Isis (Göttin der Wiedergeburt, Magie und
des Todes) oder Ptah („der Bildner“) beherrscht das Land und
befeuert den Krieg mit Äthiopien. In diesem politischem Kontext
lodern auf mehreren Ebenen die privaten persönlichen Konflikte.
Zur Geschichte:
Ägypten befindet sich im religiös forcierten kriegerischen Konflikt
mit Äthiopien.
Der ägyptische
Feldherr Radamès
und die äthiopische Sklavin Aida sind heimlich ineinander
verliebt. Dieser wiederum wird von Amneris,der Tochter des
ägyptischen Königs geliebt. Dieser fördert mit allen Mittel aus
politischen Gründen deren Heirat mit dem zunächst erfolgreichen
Feldherrn. Als ob das nicht schon genug Sprengstoff für emotionales
Chaos und Konflikte bietet, ist der König von Äthiopien (Amonasro)
auch noch der Vater von Aida. Hin und her gerissen zwischen Loyalität
zum Vater, dem Heimatland, Macht und Ehre, driftet alles scheinbar
unvermeidlich dem finalen „erlösenden Tod“ der beiden Liebenden
hin…
Das Bühnenbild
ansprechend zwischen Moderne, Jugendstil mit ägyptischen Ornamenten
nicht übertrieben pompös angelegt. Die Kostüme der äthiopischen
Sklaven waren im Gegensatz zu denen der Herrscher in Orange und mit
Kopftuch-Bedeckung in schlichter Schönheit gehalten.
Auffallend ist, das
der König von Ägypten wunderbar ironisch von Denis Velev
dargestellt, wie ein Popstar mit dunkler Sonnenbrille, goldenem
Jackett und Schuhen inszeniert wurde. Das entspricht seiner auch von
Verdi eher als schwach gesehenen Rolle als „Spielball“.
Spielte
Kostümbildnerin Sarah Rolke vor allem in der Szene in Amneris‘
Gemächern mit dem Art Deco in den 30er Jahre, wirken vor allem die
Priester in ihren Roben wie aus einem „Star Wars“-Film. Die
Kombination aus Martialischem und Dekadenten machte die allgemien
Spannung sichtbar. Es kann festgestellt werden, das die neuen
Ensemble-Mitglieder nicht nur mit ihren Stimmen überzeugen, sondern
sich auch als sensibel in der Darstellung der Charaktere und ihren
inneren Konflikte gezeigt haben.
Elena O‘Connor
stellte die Zerbrechlichkeit von Aida ebenso glaubhaft dar wie ihre
Selbstbewusstheit. Ihre kongeniale „Rivalin“ Hyona Kim (Amneris)
überzeugte in ihrer Darstellung der Gefühlswandlungen und
Entwicklung vor allem im zweiten Teil.
Aber auch die
anderen beteiligten Sängerinnen und Sängern wie Hector Sandoval als
Radamès,
Shavleg Armasi als intriganter Oberpriester Ramfis, Mandla Mndebele
als Aidas vater Amonasro, Una Sacerdotessa als Oberpriesterin und
auch ein alter bekannter Fritz Steinbacher als Bote füllten ihre
Rollen eindrucksvoll aus.
Der
Opernchor (Theater Dortmund) und die Statisterie Theater Dortmund
zeigte wie immer eine
gute Leistung und Spielfreude.
Was wäre die Handlung aber ohne die wunderbare Musik von Verdi? Diese wurde mit viel Gefühl für das richtige Timing von der Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz interpretiert. Die Musik war beeinflusst sowohl von Elementen der italienischen, sowie der französischen Oper. Einige orientalische Klänge waren jedoch zwischendurch passend eingefügt. Bekannt dürfte aber wohl vor allem der berühmte Triumph-Marsch der Oper sein.
Ein gelungener Einstand für das neue Team um den Intendanten Germeshausen.
Informationen
zu den nächsten Aufführungen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder
telefonisch: 0231/ 50 27 222.
Die burlesk-fantastische Ausstattungsoperette Frau Luna von Paul Linke (1866-1946) und dem Libretto von Heinz Bolten-Baeckers hatte am 13.01.2018 unter der Regie von Erik Peters im Opernhaus Dortmund seine Premiere. Lincke gilt als der Initiator der Berliner Operette. Dabei kam es mehr auf das Wie als das Was an. Das kleinbürgerliche „Milljöh“ samt Slang wurde in der glitzernden fantastischen Welt ( z.b. der Mond) gegenübergestellt. Eingängige einfache Melodien wechselten sich ab mit Show-Elementen und Akrobatik.
Der erfahrene Regisseur von Operetten inszenierte „Frau Luna“ als ein glamouröse Revue-Operette. Tatjana Ivaschina hat dabei wieder einmal wunderbare Kostüme für das Ensemble auf die Bühne gebracht. Musikalisch begleitet wurde der Abend schwungvoll von der Dortmunder Philharmoniker unter der Regie von Philipp Armbruster.
Mit dem Ballon zu Frau Luna
Eine wichtige Rolle spielten neben den starken Sängern auch die Statisterie und der Opernchor des Theaters Dortmund (Leitung Manuel Pujol) bei den vielen Kometen, Mondgrazien und Planeten.
Frau Luna ist am Ende des 19. Jahrhunderts entstanden. Es war eine Zeit der technisch rasanten Entwicklungen. Die Menschen sucht in einer schnelllebigen Welt Ablenkung und die Möglichkeit, den Alltagsproblemen und einer verbreiteten Endzeitstimmung zu entfliehen. Da boten die viele Varietees und Theater genug Gelegenheit.
Kurz zum Inhalt: Der abgebrannte Mechaniker Fritz Steppke (Bonko Karadjov) hat einen lenkbaren Luftballon erfunden, und will zusammen mit dem Schneider Lämmermeier (Morgan Moody) und dem Steuerbeamten Pannecke (Marvin Zobel) nicht nur der resoluten Wirtin Frau Pusebach (Johanna Schoppa) entfliehen, sondern auch eine abenteuerliche Reise zum „Mann im Mond“ unternehmen. Es fällt ihm zunächst nur schwer, seine bodenständige geliebte Marie (Julia Amos) zurück zu lassen. Es begint eine wundersame Reise voller Überraschungen. Frau Pusebach ist als „Anhängsel“ mitgekommen, der „Mann im Mond“ entpuppt sich als „Frau Luna“. Auch dort gibt es menschliche Probleme…
In den ersten beiden Akten ging es zu nächst eher bedächtig mit der Einführung in das kleinbürgerliche typische Berliner Milieu und der Fahrt zum Mond los. Schöne Melodien wie etwa „Schlösser, die im Monde liegen“ (Marie) wechselten mit witzigen Elemente. Amüsant vor allem die schwarz-weiß auf die Leinwand projizierte Fahrt zum Mond mit Frau Pusebach im Schlepptau einschließlich „Milchgetränk aus der Glasflasche“.
Grandiose Revue im dritten Akt
Der Höhepunkt des Abends war aber der dritte Akt nach der Pause. Was da an Glamour und Glitzer angeboten wurde, konnte sich sehen lassen. Das Ensemble konnte neben seinen starken Stimmen auch sein komödiantisches Talent voll zur Geltung bringen. Frau Pusebach war mit Johanna Schoppa als „resolute Berliner Schnauze“ ebenso wunderbar besetzt wie die anderen Rollen. Bonko Karadjov gefiel als der zwar kleine Fritz Steppke, aber mit dem Herz am rechten Fleck und starker stimme. Morgan Moody hat schon öfter sein komödiantisches Können bewiesen. Das Gleiche konnten auch Ileana Mateescu (Stella) und Julia Amos in ihrer Doppelrolle als Marie und Mondgroom zeigen. Marvin Zobel konnte als Steuerbeamter Pannecke und Dirk Weiler als witzig-charmanter Theophil (Hausmeister auf dem Mond) gefallen.
Eine Paraderolle gab es für Kammersänger Hannes Brock in seiner letzten Spielzeit. Als unglücklich in Frau Luna verliebter Prinz Sternschnuppe sang er eines der drei in das Programm aufgenommene „Es war einmal“ mit etwas wehmütiger Melancholie.
Es war ein imposantes Auftreten von allen Planeten und Kometen oder Mondgrazien. Nur Pluto durfte nicht beim Mondfest dabei sein.
Frau Luna hatte im dritten Akt ihren großen Auftritt, den Emily Newton mit sichtlichem Vergnügen zelebrierte. Sie hatte sich neben Spiel und Gesang noch einer anderen Herausforderung zu stellen. Zusammen mit den fantastischen „Luftballett“ (Sylvia Idelberger, Petra Tobies) führte sie an vier weißen Tüchern akrobatische Übungen durch.
Das fulminante Finale mit einem musikalischen Mix aus „Das macht die Berliner Luft“ „aus die Berliner Luft 1905) und „Schlösser die im Monde liegen“ beendete den unterhaltsamen Revue-Abend einer etwas entstaubten Operette.