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Frau Luna – Der Mond als Sehnsuchtsort

Die burlesk-fantastische Ausstattungsoperette Frau Luna von Paul Linke (1866-1946) und dem Libretto von Heinz Bolten-Baeckers hatte am 13.01.2018 unter der Regie von Erik Peters im Opernhaus Dortmund seine Premiere. Lincke gilt als der Initiator der Berliner Operette. Dabei kam es mehr auf das Wie als das Was an. Das kleinbürgerliche „Milljöh“ samt Slang wurde in der glitzernden fantastischen Welt ( z.b. der Mond) gegenübergestellt. Eingängige einfache Melodien wechselten sich ab mit Show-Elementen und Akrobatik.

Der erfahrene Regisseur von Operetten inszenierte „Frau Luna“ als ein glamouröse Revue-Operette. Tatjana Ivaschina hat dabei wieder einmal wunderbare Kostüme für das Ensemble auf die Bühne gebracht. Musikalisch begleitet wurde der Abend schwungvoll von der Dortmunder Philharmoniker unter der Regie von Philipp Armbruster.

Mit dem Ballon zu Frau Luna

Eine wichtige Rolle spielten neben den starken Sängern auch die Statisterie und der Opernchor des Theaters Dortmund (Leitung Manuel Pujol) bei den vielen Kometen, Mondgrazien und Planeten.

Frau Luna ist am Ende des 19. Jahrhunderts entstanden. Es war eine Zeit der technisch rasanten Entwicklungen. Die Menschen sucht in einer schnelllebigen Welt Ablenkung und die Möglichkeit, den Alltagsproblemen und einer verbreiteten Endzeitstimmung zu entfliehen. Da boten die viele Varietees und Theater genug Gelegenheit.

Kammersänger Hannes Brock als Prinz Sternschnuppe umringt von Fans in Frau Luna. (Foto: © Oper Dortmund)
Kammersänger Hannes Brock als Prinz Sternschnuppe umringt von Fans in Frau Luna. (Foto: © Oper Dortmund)

Kurz zum Inhalt: Der abgebrannte Mechaniker Fritz Steppke (Bonko Karadjov) hat einen lenkbaren Luftballon erfunden, und will zusammen mit dem Schneider Lämmermeier (Morgan Moody) und dem Steuerbeamten Pannecke (Marvin Zobel) nicht nur der resoluten Wirtin Frau Pusebach (Johanna Schoppa) entfliehen, sondern auch eine abenteuerliche Reise zum „Mann im Mond“ unternehmen. Es fällt ihm zunächst nur schwer, seine bodenständige geliebte Marie (Julia Amos) zurück zu lassen. Es begint eine wundersame Reise voller Überraschungen. Frau Pusebach ist als „Anhängsel“ mitgekommen, der „Mann im Mond“ entpuppt sich als „Frau Luna“. Auch dort gibt es menschliche Probleme…

In den ersten beiden Akten ging es zu nächst eher bedächtig mit der Einführung in das kleinbürgerliche typische Berliner Milieu und der Fahrt zum Mond los. Schöne Melodien wie etwa „Schlösser, die im Monde liegen“ (Marie) wechselten mit witzigen Elemente. Amüsant vor allem die schwarz-weiß auf die Leinwand projizierte Fahrt zum Mond mit Frau Pusebach im Schlepptau einschließlich „Milchgetränk aus der Glasflasche“.

Grandiose Revue im dritten Akt

Der Höhepunkt des Abends war aber der dritte Akt nach der Pause. Was da an Glamour und Glitzer angeboten wurde, konnte sich sehen lassen. Das Ensemble konnte neben seinen starken Stimmen auch sein komödiantisches Talent voll zur Geltung bringen. Frau Pusebach war mit Johanna Schoppa als „resolute Berliner Schnauze“ ebenso wunderbar besetzt wie die anderen Rollen. Bonko Karadjov gefiel als der zwar kleine Fritz Steppke, aber mit dem Herz am rechten Fleck und starker stimme. Morgan Moody hat schon öfter sein komödiantisches Können bewiesen. Das Gleiche konnten auch Ileana Mateescu (Stella) und Julia Amos in ihrer Doppelrolle als Marie und Mondgroom zeigen. Marvin Zobel konnte als Steuerbeamter Pannecke und Dirk Weiler als witzig-charmanter Theophil (Hausmeister auf dem Mond) gefallen.

Eine Paraderolle gab es für Kammersänger Hannes Brock in seiner letzten Spielzeit. Als unglücklich in Frau Luna verliebter Prinz Sternschnuppe sang er eines der drei in das Programm aufgenommene „Es war einmal“ mit etwas wehmütiger Melancholie.

Es war ein imposantes Auftreten von allen Planeten und Kometen oder Mondgrazien. Nur Pluto durfte nicht beim Mondfest dabei sein.

Frau Luna hatte im dritten Akt ihren großen Auftritt, den Emily Newton mit sichtlichem Vergnügen zelebrierte. Sie hatte sich neben Spiel und Gesang noch einer anderen Herausforderung zu stellen. Zusammen mit den fantastischen „Luftballett“ (Sylvia Idelberger, Petra Tobies) führte sie an vier weißen Tüchern akrobatische Übungen durch.

Das fulminante Finale mit einem musikalischen Mix aus „Das macht die Berliner Luft“ „aus die Berliner Luft 1905) und „Schlösser die im Monde liegen“ beendete den unterhaltsamen Revue-Abend einer etwas entstaubten Operette.

Weitere Aufführungstermine und Infos unter www.theaterdo.de

Wunderland – Alice im zauberhaften Operntreff

Wer kennt nicht die Geschichte von Lewis Carolls „Alice im Wunderland“. Bei der Premiere der Familienoper „Wunderland“ verwandelte sich der Operntreff im Dortmunder Opernhaus zu einem zauberhaftes Wunderland.
Unter der Regie von Ilaria Lanzino wurde die märchenhafte Story für die Junge Oper mit einem speziellen Songzyklus (Anna Schreier) und Text von Alexander Jansen bearbeitet.
Anna Schreier konzipierte der Handlung entsprechende eine abwechslungsreiche Klangmusik für Klarinette, Schlagzeug, Akkordeon und Kontrabass. Ein kleine Abteilung der Dortmunder Philharmoniker begleitete die Handlung tatkräftig und effektiv.
Als Sänger und Sängerinnen dabei waren die schon aus „Piraten fluchen nicht“ 2015/2016 in guter Erinnerung Boshana Milkov und Marvin Zobel, sowie die hier durch viele Aufführungen bekannte Sopranistin Julia Amos als Alice.
Der Innenraum war neben den Stühlen im hinteren Bereich mit vielen Kissen ausgestattet, so das die kleinen und großen Zuhörer auch teilweise mitten drin in der Handlung befanden. Diese erstreckte sich über den ganzen Raum.
Beim Spielen mit zwei Freunden bekommt Alice einen Ball an den, fällt hin und der „goldene Nachmittag“ nimmt seinen Lauf. Ihr Stoffhase wird lebendig und läuft weg. Auf der Suche nach ihm beginnt für Alice ein fabelhaftes, fantasievolles Abenteuer. Großes wird klein, und Kleines wird groß. Alles ist plötzlich anders. Antworten, auf die es keine Fragen gibt. Im Wunderland ganz normal.

Das Wunderland verzaubert: Alice beim Hutmacher. (v.l.n.r.) Boshana Milkov, Julia Amos und Marvin Zobel. (Foto: © Theater Dortmund)
Alice beim Hutmacher. (v.l.n.r.) Boshana Milkov, Julia Amos und Marvin Zobel. (Foto: © Theater Dortmund)

Auf ihrer Abenteuerreise begegnen ihr unter anderem ein sprechendes Kaninchen, eine rauchenden Raupe, eine Grinsekatze und ein verrückter Hutmacher. Er verrät ihr:„Unmögliche gelingt nur, wenn man es für möglich befindet“. Kleiner Wermutstropfen: Die Herzkönigin und der Herzkönig fehlten leider.
Mit einfachen Mitteln und verschiedensten Accessoires wurde eine zauberhafte Atmosphäre erzeugt. Die drei SängerInnen überzeugten nicht nur mit ihren Stimmen, sondern legten auch eine enorme Spielfreude an den Tag. Ein Motto von „Wunderland“ lautete: „Bei Gefahr wird gesungen.“
Eine Parabel um Macht und Bedeutung der Fantasie, mit Spaß auf die junge Opernbühne gebracht.

Informationen über weiter Aufführungen erhalten Sie unter www.theaterdo.de

Effektvolles Rockoper-Projekt

[fruitful_alert type=“alert-success“]Napoleons (Jan Wosnitza) Kaisergehabe entsetzt Beethoven (Marvin Zobel). (Foto: © Jan Wosnitza)[/fruitful_alert]

Als ein Projekt der Jungen Oper Dortmund mit dem Märkischen Gymnasium Iserlohn (MGI) unter der Regie von Alexander Becker und der musikalischen Leitung Stefan Scheidtweiler hatte „Beethovens Last Night“ im hiesigen Opernhaus am 11.07.2017 seine Premiere. Die Musik hierfür stammt von Paul O‘Neil, John Oliva und Chris Caffery, der Text von O‘Neil. Durch rockig neu arrangierte Motive aus bekannten Motiven aus Beethovens (1770-1827) werden starke Emotionen des bewegten Lebens von Ludwig van Beethoven für das Publikum auf die Bühne transportiert.

Auf der Bühne und an den Instrumenten standen Schülerinnen und Schüler des Märkischen Gymnasiums Iserlohn sowie Mitglieder des Opernclubs Tortugas.

Sie wurden bei dem Projekt in Ausstattung, Regie und Musik von Profis des Opernhauses unterstützt.

Zusammen entwickelten sie eine geheimnisvoll-düster und spannende Musikgeschichte um die fiktive „letzte Nacht“ Beethovens. Das Publikum wurde nicht nur von „Personal in Regenmänteln und Schirmen“ empfangen, sondern mussten sich bei Blitz und Donner im Hintergrund auf der Leinwand ihre Plätze im Halbdunkel suchen. Was sie dann erwartete, waren nicht nur einige pfiffige „Special effects“ als Videoprojektion auf der Leinwand, sondern auch wunderbare Rockballaden. Hinzu kamen Auszüge bekannter Werken wie beispielsweise die „Ode an die Freude“ aus seiner 9. Sinfonie, die Mondscheinsonate. Das Stück präsentierte gute Stimmen und wunderschöne Kostüme.

Kurz zur Geschichte: Ludwig van Beethoven sitzt in einer düsteren Märznacht (1827)an seiner gerade fertig gestellten 10. Sinfonie, und die Geister der Vergangenheit suchen ihn heim. Mit dabei ist jedoch auch die gute Fee Fate. Da steigt um Mitternacht der Mephistopheles aus dem Klavierkasten und bietet ihm heimtückisch an, seine Seele zu behalten, wenn er ihm seine letzte gewaltige Sinfonie überlassen würde. Beethoven bittet um eine Stunde Bedenkzeit, um diese noch verbessern zu können. Die gute Fee bietet ihm zum Glück vor dieser großen Entscheidung ihre Hilfe an…

Wie es sich für eine richtige Rockoper gehört, ist sie in englischer Sprache gehalten, aber vier der beteiligten Akteure befanden sich unter dem Publikum und erklärten zwischendurch auf amüsante Weise einiges zu Beethoven und der Geschichte.

In der Hauptrolle des „alten Beethoven“ glänzte Profi-Sänger Marvin Zobel, auch schon als Ensemblemitglied der Dortmunder Oper 2015/2016 in der Produktion „Piraten fluchen nicht“ in guter Erinnerung. Die Produktion war nicht nur unterhaltsam, sondern gab auch sensible Rückblicke auf das Leben des Komponisten. Dabei wurden zum Beispiel die Gewaltausbrüche des Vaters gegen den kleinen Ludwig, aber auch lustige Momente wie seine Begegnung mit Wolfgang Amadeus Mozart vor Augen geführt. Auch die Frauen, die den Komponisten wesentlich beeinflusst haben, die „unbekannten Geliebten“ wurden thematisiert.

Mit Standing-Ovations feierte das Publikum diese beachtliche Leistung der beteiligten Akteure in allen Altersklassen.