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West Side Story – ein Musical voll Dynamik und Emotionen

Das Musical „West Side Story“ hat nicht nur wegen der wunderbaren Musik Leonard Bernsteins im Spannungsfeld von sozialer Realität und Poesie, viel Temperament und sentimental romantischen Klängen eine zeitübergreifende Anziehungskraft. Der brisante Plot von aufeinandertreffenden Kulturen, Sehnsüchten, Hoffnungen und enttäuschten Erwartungen sowie der alle Schranken überwindenden Kraft der Liebe, hat in Zeiten vermehrter Fluchtbewegungen und Migrationsproblematik auch eine besondere Aktualität.

Der Musical-Spezialist und Regisseur Gil Mehmert, hatte mit seiner Inszenierung der „West-Side Story“, die Premiere war am24.11.2018 in der Oper Dortmund, ein sensibles Händchen für Unterhaltung und gleichzeitiger Einbeziehung der allgemeinen gesellschaftlichen Brisanz.

Grundlage war neben der Musik von Bernstein der Stoff nach einer Idee von Jerome Robins und den Gesangstexten von Stephen Sondheim. Deutsche Fassung von Frank Thannhäuser und Nico Rabenald mit englischen Songtexten.

Der allgemeine aktuelle Bezug, wird schon beim Bühnenbild-Hintergrund auf einer Leinwandprojektion deutlich. Auf einem Highway sieht man links einen Autoreifen mit einem Aufdruck „Somewhere“ (irgendwo). Symbol für die Sehnsucht, irgendwo ein glückliches und friedliche Leben führen zu können. Das Bühnenbild entspricht einem etwas heruntergekommenen Viertel in New York mit den typischen Feuerleitern. Da der Raum begrenzt ist, wird in der Mitte eine multifunktionale Drehbühne genutzt. Die kann wahlweise als Tankstelle, wo Tony bei Doc hier arbeitet (Symbolfunktion: Sehnsucht, Freiheit), oder als ein Geschäft für Brautmoden (wo Maria bei ihrer Schwester arbeitet) umfunktioniert werden.

Die Liebe zweier Menschen aus unterschiedlichen Gruppen ist aktueller denn je. Zu sehen ist das Ensemble der "West Side Story".(Foto: © ©Anke Sundermeier, Stage Picture)
Die Liebe zweier Menschen aus unterschiedlichen Gruppen ist aktueller denn je. Zu sehen ist das Ensemble der „West Side Story“.(Foto: © ©Anke Sundermeier, Stage Picture)

Die Situation zwischen den schon länger ansässigen „Jets“ und den „Sharks“ in New York ist aufgeheizt. Die beiden Gangs kämpfen um die Vorherrschaft im Viertel. Gegenseitiger Hass und Verachtung äußert sich in Gewalt-Ausschreitungen. Die „Sündenböcke“ für die prekäre Situation sind die jeweils anderen. Die Jets waren „zuerst da“ und fühlen sich überlegen.

Die Situation eskaliert, wie bekannt, als sich Tony (früherer Anführer der Jets) in Maria (Schwester von Bernardo, den Anführer der Sharks) verliebt mit der Katastrophe am Ende…

Musical-Star Anton Zetterholm als Tony begeisterte mit seiner warmen und kraftvollen Stimme, die auch wunderbar mit der klaren Stimme von Iréna Flury harmonisierte. Aber auch alle anderen, wie Schwester Anita (Dorina Garuci), der Anführer der Jets Riff (Markus Schneider) sowie Ben Cox als Bernardos Vasall und Heiratskandidat für Marias,überzeugten.

Die Erwachsenen Doc (Axel Gottschick), Lieutenant Schrank (DanielBerger), Officer Krupke (Edward Steele) und Glad Hand (Florian Sigmund) spielten diese als eher hilflose, manchmal zynische Menschen, die vor der problematischen Situation schon kapituliert haben.

Ein großes Kompliment für die tänzerische und akrobatische Leistung der Jets, Sharks, Jet-Girls oder Shark-Girls und der großartigen Choreografievon Jonathan Huor. Die schönen Kostüme boten auch für das Augeetwas.

Die Inszenierung konfrontiert die die Liebe und Sehnsüchte von Maria und Tony direkt (manchmal nebeneinander) stark mit der immer schwelenden Gewaltbereitschaft der gegnerischen Gruppen.

Wie die Musik von Bernstein Genre-übergreifend, entstand hier scheinbar locker das Tanzen aus dem Gesang heraus, und das Singen aus dem Spiel.

Für eine atmosphärisch stimmiges und gelungene musikalische Begleitung der Handlung sorgte die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Philipp Armbruster und hatte einen großen Anteil an der gelungenen Aufführung, die mit Standing Ovations vom Publikum gefeiert wurde.

Informationen zu weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel:0231/ 50 27 222.

Gelungene Grenzüberschreitung

Im Mittelpunkt des dritten Tages der Zeitinsel Katia und Marielle Labèque am Freitag, den 27.11.2015 stand die „West Side Story“ von Leonard Bernstein (1918 – 1990) nach Shakespeares „Romeo und Julia“.

Zunächst erwartete das Publikum in Teil eins Irwin Kostals Arrangement der Sinfonischen Tänze und einiger Songs aus „West Side Story“ für Perkussion und zwei Klaviere. Dabei repräsentierte Katia Labèque am Piano die meist höhere Passagen der Capulets, während Marielle Labèque die tiefere Klangwelt der Montagues übernahm. Unterstützt wurden die beiden französischen Pianistinnen dabei von der Perkussion von Gonzalo Grau (Caracas) auf der einen, und Raphaël Séguinier auf der anderen Seite.

Den Zwillings-Schwestern am Klavier und ihre kongenialen Percussionisten gelang es, die bewegende und abwechslungsreiche Geschichte von Maria und Tony der West Side Story lebendig vor den Augen des Publikums werden zu lassen.

Katia und Marielle Labèque zeigten ihr Können und Einfühlungsvermögen sowohl bei den leisen Songs wie zum Beispiel „Maria“, oder aber virtuos bei dem rasanten „Mambo“. Die Perkussion sorgte für die passende Begleitung , wobei etwa Trommel, Kastagnetten oder etwa ein Gong zum Einsatz kamen. Bei „America“ wurde auch einfach nur rhythmisch in die Hände geklatscht.

Nach der Pause ging es mit der deutschen Erstaufführung des Projekts „Star-Cross`d Lovers“ des französischen Komponisten, Produzenten, Musikers und Klangkünstlers David Chalmin weiter. Er konzipierte mit diesem Projekt eine bewusste Grenzüberschreitung. Die Tanzperformance zur „West Side Story“ (Romeo und Julia) kombiniert zeitgenössischen modernen Tanz mit Breakdance, und wird musikalisch begleitet sowohl von „analoger“ sowie elektronischer Musik, romantischen Klavierklang oder rockigen Beats.

Mit ins Boot hat er neben den beiden Geschwistern Labèque auch Raphaël Séguinier sowie den türkischen Choreografen und Tänzer Yaman Okur genommen. Dieser entwickelte mit seiner starken Gruppe von sieben Tänzern und einer Tänzerin die Choreografie für diese Performance. Okur hatte schon mit Madonna zusammen gearbeitet.

Musikalisch teilte auch Chalmin die Ausübenden in zwei Gruppen auf, um die zwei Sphären von Romeo und Julia deutlich abzusetzen. Er selbst spielt und gestaltet an der E-Gitarre und Elektronik gemeinsam mit Katja Labèque die Klangwelt der Capulets (höhere Klänge). Die Welt der Montagues (tiefere Klänge) bringt ihre Schwester Marielle gemeinsam der Perkussion zum Klingen.

Sie bildeten den großartigen Hintergrund für die acht hochklassigen Tänzer/innen. Farblich waren die rivalisierenden Gruppen mit ihrer Kleidung farblich gut zu unterscheiden. „Romeo“und „Julia“ stachen gesondert hervor. „Romeo“ mit seiner schwarzen Hose und weißem Oberteil und „Julia“in einem weißen Kleid. Die szenische und musikalische Ebene waren zu jeder Zeit untrennbar verbunden und verwoben. Als Beispiel zu nennen ist da etwa ein starker Trommelwirbel und isolierte Klavierakkorde bei Mercutios Tod.

Was dieses Tanzensemble da auf die Bühne brachte, war atemberaubend und und Punktgenau passend zur Musik gebracht. Es ist schon erstaunlich, zu welchen Bewegungen und Ausdrucksmöglichkeiten der der menschliche Körper in der Lage ist. Das Publikum war jedenfalls besonders von den Breakdance-Einlagen begeistert. Es gab Standing Ovations und eine Breakdance-Zugabe als Dankeschön von den Akteuren.