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Tänzerische Läuterung

Xin Peng Wangs zweiter Teil der „Göttlichen Komödie“ von Dante führt uns auf den Läuterungsberg.

Mit dem Stück „Die Göttliche Komödie II: Purgatorio“ entführt uns Ballettdirektor Xin Peng Wang erneut in die Welt des italienischen Dichters Dante Alighieri (1265–1321). Nach dem ersten Teil, dem Inferno, muss sich unser Held Dante dem Fegefeuer stellen und den Läuterungsberg erklimmen. Ein Premierenbericht vom 02. November 2019.

Sehr eindrucksvoll startet das Stück. Auf einem Berg von Knochen sitzt die Mezzosopranistin Clara Pertuy und singt das sentimentale „Whoever You Are Come Forth“ von Kate Moore. Das ist gleichzeitig eine Reminiszenz an die Belgrader Künstlerin Marina Abramovic, die 1995 eine ähnliche Performance gegen den Bürgerkreig im ehemaligen Jugoslawien organisiert hat. Es ist immer wieder faszinierend, welche wunderbaren Bilder Xin Peng Wang auf die Bühne des Theaters zaubert. Beispielsweise, wenn eine Gruppe von Sündern im hinteren Bereich verharrt und es aussieht, als ob sie im Hintergrund verschwimmen. Oder am Ende, als die Wollüstigen gereinigt werden, indem sie in einer riesigen Flammenwand brennen und in Rauch aufgehen. Dabei macht Xin Peng Wang in seiner Interpretation deutlich: Die Hölle ist kein echter Ort, sie ist eher in uns selbst. Wenn wir uns mit unseren Lügengebilden, Eitelkeiten und Narzissmus die eigene Hölle bereiten. Daher können an diesem Abend alle theologischen Überlegungen ad acta gelegt werden, denn plötzlich hat man im Stück das Gefühl es regnet in der Hölle.

Dante (Javier Cacheiro Alemán) in den Fängen der Versuchungen. (Foto: © Maria-Helena Buckley)
Dante (Javier Cacheiro Alemán) in den Fängen der Versuchungen. (Foto: © Maria-Helena Buckley)

Im Mittelpunkt des Geschehens waren Dante (Javier Cacheiro Alemán) und sein Begleiter Vergil (Dann Wilkinson). Doch eine beeindruckende Leistung bot vor allem Guillem Rojo i Gallego als „Erzengel“, der mit seinen Tanzbewegungen die macht des Engels unterstrich.

Ein bedeutender Faktor in der Inszenierung war die Musik. Hier hatte Xin Peng Wang erneut passende Musik ausgewählt. Sehr faszinierend war die deutsche Erstaufführung von „Become oceans“ von John Luther Adams. Das Stück ist stark von den Klängen der Natur inspiriert und imitiert das An- und Abschwellen einer riesigen Welle im Ozean. Dazu kamen Werke von Kate Moore, die im Bereich der minimal music komponiert und Pascal Sevajols, dem Korrepetitor am Ballett Dortmund. Die Musik kam natürlich nicht vom Band, sondern wurde live gespielt von den Dortmunder Philharmonikern unter der Leitung von Philipp Armbruster. Tänzer und Musiker haben an diesem Abend eine großartige Leistung vollbracht.

Der Abend ist kurz (75 Minuten), aber er lohnt sich. Die Musik passt ideal zu den Tänzern und dem Geschehen auf der Bühne. Die Tänzer selbst zeigen einen großen Einsatz. Zeitgenössisches Ballett wie es sein sollte.

Mehr Infos und Karten unter www.theaterdo.de

Frau Luna – Der Mond als Sehnsuchtsort

Die burlesk-fantastische Ausstattungsoperette Frau Luna von Paul Linke (1866-1946) und dem Libretto von Heinz Bolten-Baeckers hatte am 13.01.2018 unter der Regie von Erik Peters im Opernhaus Dortmund seine Premiere. Lincke gilt als der Initiator der Berliner Operette. Dabei kam es mehr auf das Wie als das Was an. Das kleinbürgerliche „Milljöh“ samt Slang wurde in der glitzernden fantastischen Welt ( z.b. der Mond) gegenübergestellt. Eingängige einfache Melodien wechselten sich ab mit Show-Elementen und Akrobatik.

Der erfahrene Regisseur von Operetten inszenierte „Frau Luna“ als ein glamouröse Revue-Operette. Tatjana Ivaschina hat dabei wieder einmal wunderbare Kostüme für das Ensemble auf die Bühne gebracht. Musikalisch begleitet wurde der Abend schwungvoll von der Dortmunder Philharmoniker unter der Regie von Philipp Armbruster.

Mit dem Ballon zu Frau Luna

Eine wichtige Rolle spielten neben den starken Sängern auch die Statisterie und der Opernchor des Theaters Dortmund (Leitung Manuel Pujol) bei den vielen Kometen, Mondgrazien und Planeten.

Frau Luna ist am Ende des 19. Jahrhunderts entstanden. Es war eine Zeit der technisch rasanten Entwicklungen. Die Menschen sucht in einer schnelllebigen Welt Ablenkung und die Möglichkeit, den Alltagsproblemen und einer verbreiteten Endzeitstimmung zu entfliehen. Da boten die viele Varietees und Theater genug Gelegenheit.

Kammersänger Hannes Brock als Prinz Sternschnuppe umringt von Fans in Frau Luna. (Foto: © Oper Dortmund)
Kammersänger Hannes Brock als Prinz Sternschnuppe umringt von Fans in Frau Luna. (Foto: © Oper Dortmund)

Kurz zum Inhalt: Der abgebrannte Mechaniker Fritz Steppke (Bonko Karadjov) hat einen lenkbaren Luftballon erfunden, und will zusammen mit dem Schneider Lämmermeier (Morgan Moody) und dem Steuerbeamten Pannecke (Marvin Zobel) nicht nur der resoluten Wirtin Frau Pusebach (Johanna Schoppa) entfliehen, sondern auch eine abenteuerliche Reise zum „Mann im Mond“ unternehmen. Es fällt ihm zunächst nur schwer, seine bodenständige geliebte Marie (Julia Amos) zurück zu lassen. Es begint eine wundersame Reise voller Überraschungen. Frau Pusebach ist als „Anhängsel“ mitgekommen, der „Mann im Mond“ entpuppt sich als „Frau Luna“. Auch dort gibt es menschliche Probleme…

In den ersten beiden Akten ging es zu nächst eher bedächtig mit der Einführung in das kleinbürgerliche typische Berliner Milieu und der Fahrt zum Mond los. Schöne Melodien wie etwa „Schlösser, die im Monde liegen“ (Marie) wechselten mit witzigen Elemente. Amüsant vor allem die schwarz-weiß auf die Leinwand projizierte Fahrt zum Mond mit Frau Pusebach im Schlepptau einschließlich „Milchgetränk aus der Glasflasche“.

Grandiose Revue im dritten Akt

Der Höhepunkt des Abends war aber der dritte Akt nach der Pause. Was da an Glamour und Glitzer angeboten wurde, konnte sich sehen lassen. Das Ensemble konnte neben seinen starken Stimmen auch sein komödiantisches Talent voll zur Geltung bringen. Frau Pusebach war mit Johanna Schoppa als „resolute Berliner Schnauze“ ebenso wunderbar besetzt wie die anderen Rollen. Bonko Karadjov gefiel als der zwar kleine Fritz Steppke, aber mit dem Herz am rechten Fleck und starker stimme. Morgan Moody hat schon öfter sein komödiantisches Können bewiesen. Das Gleiche konnten auch Ileana Mateescu (Stella) und Julia Amos in ihrer Doppelrolle als Marie und Mondgroom zeigen. Marvin Zobel konnte als Steuerbeamter Pannecke und Dirk Weiler als witzig-charmanter Theophil (Hausmeister auf dem Mond) gefallen.

Eine Paraderolle gab es für Kammersänger Hannes Brock in seiner letzten Spielzeit. Als unglücklich in Frau Luna verliebter Prinz Sternschnuppe sang er eines der drei in das Programm aufgenommene „Es war einmal“ mit etwas wehmütiger Melancholie.

Es war ein imposantes Auftreten von allen Planeten und Kometen oder Mondgrazien. Nur Pluto durfte nicht beim Mondfest dabei sein.

Frau Luna hatte im dritten Akt ihren großen Auftritt, den Emily Newton mit sichtlichem Vergnügen zelebrierte. Sie hatte sich neben Spiel und Gesang noch einer anderen Herausforderung zu stellen. Zusammen mit den fantastischen „Luftballett“ (Sylvia Idelberger, Petra Tobies) führte sie an vier weißen Tüchern akrobatische Übungen durch.

Das fulminante Finale mit einem musikalischen Mix aus „Das macht die Berliner Luft“ „aus die Berliner Luft 1905) und „Schlösser die im Monde liegen“ beendete den unterhaltsamen Revue-Abend einer etwas entstaubten Operette.

Weitere Aufführungstermine und Infos unter www.theaterdo.de

Hairspray – Ein Musical um Toleranz und Träume

Wenn einem die Musik noch Tage später im Kopf herumspukt, wenn das Publikum das Stück feiert wie sonst nur einen Sieg des lokalen Fußballvereins, dann war man auf einer besonderen Premiere. „Hairspray“ bot alles, was der Musical-Enthusiast erwartet: Musik, Gesang und Tanz kombiniert mit stimmigen Kostümen und Bühnenbild.

Das Broadway-Musical „HAIRSPRAY“ von Marc Shaiman und den Songtexten Scott Wittmans, hatte am 21.10.2017 seine fulminante Premiere im Dortmunder Opernhaus. Melissa King, die nicht nur als Tänzerin, Choreografin und Regisseurin arbeitet, sondern auch noch ein Politikwissenschaften an der renommierten Yale Universität in den USA studiert hatte, wurde mit der Inszenierung beauftragt.

Mit ihrem Hintergrund und profunden historischem Wissen war sie ein Glücksfall für diese Mammut-Aufgabe.

Das Musical spielt 1962 an Ostküste der USA in Baltimore. Eine Zeit, geprägt von Rassismus und biederer amerikanischer Bürgerlichkeit, aber auch der Träume und des Aufbegehrens. Die Inspiration für das Musical war der gleichnamige Film von John Waters aus dem Jahre 1988.

Teenager Tracy Turnblad träumt Übergewicht von einer Tanzkarriere und der Aufnahme im Komitee der angesagten „Corny Collins Show“, um die neuesten Tanzschritte präsentieren zu können. Ihre Mutter Edna möchte eigentlich lieber selber Kleider entwerfen als für andere Menschen Wäsche zu bügeln. Vater Wilbur betreibt einen kleinen Scherzartikelladen und wäre gerne ein Erfinder. Tracys Freundin Penny Pingleton ist zunächst ein schüchternes Mädchen, die sie unterstützt.

Beim Vortanzen wird sie von der selbstverliebten ehemaligen „Krabbenkönigin“ und Produzentin der Show, Velma von Tussle, herablassend wegen ihres Äußeren abgelehnt. Es ist ihr Ziel, ihre eigene Tochter Amber groß heraus zu bringen. Tracy verliebt sich sofort in den Mädchenschwarm Link Larkin, der sich erst langsam von ihren Qualitäten gegenüber seiner Freundin Aber überzeugen lässt. Einmal im Monat ist der sogenannte „Negroday“, wo es den farbigen Jugendlichen erlaubt ist, bei der Show aufzutreten. Tracy freundet sich beim Nachsitzen mit den dunkelhäutigen Seaweed sowie dessen Schwester an und lernt deren modernen lockeren Schritte kennen. Sie wird immer mutiger und hat endlich Erfolg beim Vortanzen. Nun kämpft sie auch unermüdlich dafür, dass Weiße und Schwarze zusammen Auftreten dürfen. Auch als Tracy ins Gefängnis muss, halten ihre Eltern zu ihr. Nach anfänglichem Zögern rettet Link das junge mutige Mädchen, erklärt ihr seine Liebe, und es kommt zum Showdown der Kontrahentinnen bei der Wahl zu „Miss Teenager Hairspray 1962“. Es gehen viele Träume in Erfüllung.

Stimmige Kostüme und Bühnenbild

Die Inszenierung zeichnet sich nicht nur durch wunderschöne Kostüme und Accessoires aus der damaligen Zeit, bunter flexibler Bühnenausstattung, schwungvoller Musik, starken Stimmen und Choreografien aus. Sie besticht durch ihren sensiblen Umgang mit dem Thema Rassismus oder allgemein der Akzeptanz des „Anderssein“ in diesem Musical.. Es ist ein klares Statement für Toleranz. Das ist vor allem auch dem Teil des Musical-Ensembles zu verdanken, die einen afroamerikanischen Hintergrund haben. Besonders hervorzuheben ist dabei Deborah Wood in der Rolle der Motormouth Maybelle (Mutter von Seaweed) die nicht nur durch ihre Power-Stimme berührte.

Corny Collins (Morgan Moody) und sein Komitee mit Tracy Turnblad (Marja Hennicke). Foto: © Björn Hickmann, Stage Picture
©Corny Collins (Morgan Moody) und sein Komitee mit Tracy Turnblad (Marja Hennicke). Foto: © Björn Hickmann, Stage Picture

Die drei „Dynamites“ ( Taryn Anne Nelson, Denise Lucia Aquino, Anneka Dacres) brachten Glitzer und Glamour auf die Bühne. Marja Hennicke als Tracy Turnblad überzeugte durch eine starke volle Stimme, tänzerisches Vermögen und Sensibilität in der Rolle des etwas naiven und mutigen jungen Mädchens.

Eine wichtige Funktion hatte Michael B. Sattler als Seawood. Er „küsste“ sie Sinnbildlich wie „Dornröschen“ aus ihrem Schlaf wach und so wurde aus Penny Pingleton eine selbstbewusste junge Frau, die sich von ihrer „Über-Mutter“ Prudy Pingleton (Johanna Schoppa) emanzipiert. Die zweite Person, die eine Veränderung vollzieht, ist Link Larkin (Jörn-Felix Alt). Er wird im Laufe der Handlung immer mutiger und sieht ein, dass Amber ihn nur für ihre  Karriere benutzt hat.

Musical mit einer Botschaft

Den Charakter der egozentrischen Produzentin Velma von Tussle hat Sarah Schütz ebenso gut dargestellt wie Marie-Anjes Lumpp ihren der hochnäsigen Tochter Amber. Wie für sie geschneiderte Rollen gab es für Morgan Moody als Showmaster Corny Collins und selbstredend Kammersänger Hannes Brock als Edna Turnblad. Es war ihm anzumerken, was für einen Spaß er dabei hatte. Berührend war der Umgang mit dem Ehemann Wilbur, dem kongenialen Kollegen Fritz Steinbacher. Die Beiden brachten die gegenseitige Akzeptanz des Ehepaares herrlich auf die Bühne.

Es war erstaunlich, wie professionell und locker das gesamte Ensemble auch die schwierigen Choreografien meisterten. Ein paar kleinere Gags gab es auch: Achten Sie mal auf die Stimme des Nachrichtensprechers im Radio. Sicherlich wird Ihnen die Person, die in Dortmund ein wichtiges Amt bekleidet, bekannt vorkommen.

Die Aufführung wurde musikalisch grandios von der Dortmunder Philharmoniker unter der temperamentvollen Leitung vom 2. Kapellmeister Philipp Armbruster begleitet.

Am Ende gab es Standing Ovations vom „bewegten“ Publikum.

Wenn auch klar ist, das die Realität anders aus sieht und „Hairspray“ insofern als naiv betrachtet werden kann, ist eines doch sicher. Ohne positive Träume und Mut kann es keine Veränderungen zu mehr Humanität und Toleranz geben.

Informationen über weitere Aufführungen erhalten Sie unter www.theaterdo.de

Hommage an Paul Abraham

Die Operette spielt viel mit Exotik. Die „Blume von Hawaii“ wird erkoren. (Foto: © Björn Hickmann, Stage Picture)

Nach dem Erfolg mit „Roxy und ihr Wunderteam“ von Paul Abraham (1892 -1960) wagte sich Regisseur Thomas Enzinger nun an eine weitere Operette des jüdischen Komponisten. „Die Blume von Hawaii“ aus dem Jahr 1931 mit dem Text von Alfred Grünwald und Fritz Löhner-Beda. Premiere war am 21.01.2017 im Opernhaus Dortmund.

Gleich zu Beginn überrascht uns Regisseur Enzinger mit einer berührenden Szene. Abraham (Mark Wiegel) dirigiert ein unsichtbares Orchester. Das tat der Komponist im echten Leben 1946 in New York mitten auf der Straße und wurde wegen dieser Wahnvorstellung in die Psychiatrie eingeliefert. Zusammen mit seinem Arzt (Gaines Hall), der sich im weiteren Verlauf in die Figur des „Jim Boy“ verwandelt, erleben beide das Stück. Quasi als Stück in Stück durchbrechen beide Personen die Handlung kurz, weil Abraham einige Dinge erklärt.

Die Verbindung von romantischen Operettenmelodien, Jazz und exotischen Hawaii-Klänge entsprach der Sehnsucht der Menschen nach exotischer Fremde.

Indem Enzinger die Figur des Komponisten Paul Abraham in die Inszenierung integriert, wird gleichzeitig die tragische Lebensgeschichte Abrahams lebendig vor Augen geführt. Als Jude musste der Komponist Deutschland 1933 verlassen und konnte in seiner neuen Heimat in den USA musikalisch nicht mehr richtig Fuß fassen. So ist dies am Ende mit Bildern aus seinem Leben an die Bühnenwand Persönlichkeit auch eine Hommage an den Komponisten und an all die vielen jüdischen Künstler, die der Terror des Nationalsozialismus zwang, ihr Land zu verlassen oder ermordet wurden.

Die Blume von Hawaii“ ist ein Kind ihrer Zeit und sicherlich nicht politisch korrekt. Die Figur des „Jim Boy“, eines Weißen, der sein Gesicht schwarz anmalt („Blackfacing“) wäre heute sehr problematisch. Doch Enzinger verknüpft den Alltagsrassismus gegenüber Schwarzen in den USA in dem Lied Bin nur ein Jonny, zieh durch die Welt“ mit der Situation der Juden in Deutschland nach 1933. Abraham berichtet, wie er von allen angestarrt und ausgegrenzt wurde, „nur weil ich beschnitten bin“. Ein Satz von ihm passt sehr gut zur heutigen Situation: Niemand weiß, wie sich ein Flüchtling fühlt, der nicht selbst fliehen musste“

Zur Operetten-Story:

Die Einheimischen Hawaiis wollen die verhasste amerikanische Fremdherrschaft abschütteln. Da trifft es sich gut, das die rechtmäßigen Herrscher Prinzessin Laya und Prinz Lilo-Taro in Honolulu auftauchen. Es entspinnt sich eine wahnwitzige rasante Handlung um politische Interessen und Liebes-Verwirrungen. Wer mit wem anbändelt, liiert ist oder verkuppelt werden soll, ist ein herrlicher effektvoller Operettenwahnsinn. Nicht immer politisch korrekt und logisch in der Handlung.

Vor einer bunten und opulenten „hawaiianischen Kulisse“ und in wunderbaren Kostümen wird dem gesamten Ensemble alles abverlangt.

Wie bei einem Musical sind neben Gesang auch Spiel-und Tanzkunst auf hohem Niveau gefordert. Emily Newton musste gleich in eine Doppelrolle spielen. Als Prinzessin Laya und in der Rolle der Jazz-Sängerin Suzanne Provence. Das gelingt der vielseitigen Künstlerin mühelos. Jens Janke als Sekretär John Buffy und Karen Müller als Bessie Worthington waren hauptsächlich für das komödiantische Element in der Operette verantwortlich. Die übrigen Figuren waren gut besetzt und sorgten mit dem ausgezeichneten Tanzensemble für gute Stimmung. Da wurde gesteppt und getanzt, das es eine Freude war. Der Chor des Theaters Dortmund unter Leitung von Manuel Pujol überzeugte auch dieses Mal wieder.

Die Dortmunder Phiharmoniker unter der Leitung des erfahrenen Kapellmeister Philipp Armbruster sorgten mit dem passenden musikalischen Arrangement für den passende Background.

Informationen zu weiteren Terminen finden sie unter : www.theaterdo.de

Wissen und Verantwortung

Harold Quintero (Der alte Faust), Dann Wilkinson (Mephisto) & Corps de Ballet ©Bettina Stöß (Stage Picture GmbH)
Harold Quintero (Der alte Faust), Dann Wilkinson (Mephisto) & Corps de Ballet
©Bettina Stöß (Stage Picture GmbH)

Nach dem Handlungsballett „Zauberberg“( Literarische Vorlage von Thomas Mann) hat sich Ballettdirektor Xin Peng Wang mit der Bearbeitung des „Faust I“ (J.W. von Goethe) für seine Company einer weiteren großen Herausforderung gestellt. Die Premiere war am 13. Februar 2016.

Im Laufe der Geschichte der letzten Jahrhunderte haben sich viele Künstler (Schauspiel, Oper, Ballettintendanten oder auch Puppenspieler) an den schwierigen und immer aktuellen Themenkomplex des „Faust“ gewagt. Am Beginn steht die Wette zwischen Gott und Teufel. Ist der Mensch nur ein Spielball seiner Leidenschaften und Instinkte, oder wohnt in ihm ein Wissen um das Gute, Wahre, Aufrechte und den rechten Weg? Gelingt es, ihn bis in die Seele verderben?

Der Teufel Mephisto will es am Beispiel des rastlos Wissbegierigen Dr. Faust beweisen. Er verspricht diesem allumfassende Erkenntnis, wenn er dafür dessen Seele erhält. Dies hat hat katastrophale Folgen für die unschuldige Margarethe. Mephisto führt sie erst den in Leidenschaft entbrannten Faust zu und ermordet dann deren Tante Marthe. Als Margarethe für Mephistos Tat zum Tode verurteilt wird, lässt sie Faust im Stich. Die Reue kommt zu spät ….

Die Inszenierung von Xin Peng Wang ist modern, von der Musikauswahl, dem Bühnenbild, der Choreografie, bis hin zu aktuellen Zeitbezügen, die per Video und Live-Ticker über der Bühne rasen, in die Mephisto Faust die Zukunft (unsere Zeit) sehen lässt.

Geschickt gewählt war ein Schachbrett-Muster auf der Bühne, auf dem die Tänzer als Figuren des Lebensspiels agierten. Der Teufel Mephisto, wunderbar getanzt von Dann Wilkinson, muss sich zunächst mit einem Eimer am Fuß bewegen. Er versucht, aus der Enge der gegebenen Strukturen auszubrechen.

Ein überdimensionaler großer Spiegel hängt über der Bühne und spiegelt als gelungener Effekt das Geschehen auf der Bühne. Für das Publikum wird das Ausbrechen von Mephisto visuell als Krümmung der Begrenzung einzelnen Schachfelder wahrgenommen. Als Projektionsfläche zur Darstellung der einzelnen Wissenschaften, wurden diese per Video effektvoll auf einzelne, herunter gezogene Leinwände erstellt.

Eine drehbare Hebebühne wurde punktuell, zum Beispiel für die Dämonen der Walpurgisnacht ausgenutzt. Eindrucksvoll umgesetzt wurde die Idee, den Faust einmal als alte Version (Harold Quintero), und dann durch den aus „Bilderrahmen“ kommenden jungen Faust (Javier Cacheiro Alemán) darzustellen. Das erinnerte an „Das Bildnis von Dorian Gray“ (Oskar Wilde).

Die Tänzerinnen und Tänzer zeigten, was moderner Ausdruckstanz bedeutet. Angefangen bei Barbara Melo Freire als Margarethe, Jelena-Ana Stupar als Marthe Schwerdtlein, Javier Cacheiro Alemán als junger Faust, Harold Quintero als alten Faust oder Dann Wilkinson als Mephisto brachten sie als Solisten oder in kongenialem Zusammenwirken mit den Geistern, Wissenschaftlern, Dämonen und Engeln eine große tänzerische Leistung auf die Bühne.

Wichtig für die Vermittlung der unterschiedlichsten Emotionen wie Leidenschaft oder Verzweiflung ist das punktgenauem Zusammenspiel von Bewegung und Musik. Eine große Herausforderung war die moderne Musikauswahl für die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Philipp Armbruster. Für den Faust wurde moderne zeitgenössische Musik von verschiedenen Komponisten ausgewählt. Dabei spielte die disharmonische moderne Musik des polnischen Komponisten Henryk M. Gόrecki (1933 – 2010) die Hauptrolle. Außerdem erklang Musik von Igor Wakhevitch, Michael Daugherty und Bryce Dresser. Eingespielt wurde der „Faust Step von Super Flu und zur Walpurgisnacht das archaische „Ich will“ von Rammstein.

Für einige im Publikum war die Musik vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, aber war passend zur musikalischen Verstärkung zum Geschehen auf der Bühne und deren Aussagekraft.

Die vielen Effekt oberhalb der Bühne machten es manchmal etwas schwer, die Augen konzentriert auf das Tanzgeschehen zu halten. Die beeindruckenden Kostüme (Bernd Skodzig) für die Geister, die vier Wissenschaften, Dämonen und Engel waren aufwendig und mit Fantasie ausgewählt.

Die Inszenierung zeigt die zeitlose Aktualität des „Faust“. Auch wir leben in Zeiten der Verunsicherung. Im Faust gibt es kein schwarz-weiß Denken, kein Gut und Böse. Wissenschaftliche Erkenntnis an sich ist nicht schlecht oder gut. Es kommt darauf an, mit seinem Wissen verantwortungsvoll umzugehen und die Folgen seiner Handlungen zu bedenken.

Das Publikum war begeistert und am Ende gab es lang anhaltenden Beifall und Standing Ovations für die Akteure. Es lohnt sich sicher, dieses Handlungsballett noch einmal anzusehen.

Ein swingendes Musical

Emily Newton (Lilli Vanessi) und Morgan Moody (Fred Graham). ©Thomas Jauk / Stage Picture GmbH
Emily Newton (Lilli Vanessi) und Morgan Moody (Fred Graham).
©Thomas Jauk / Stage Picture GmbH

Nach der Wagnerischen Tragödie „Tristan und Isolde“ wehte Lust und Lebensfreude bei der Premiere von „Kiss me, Kate“ durch das Opernhaus. Zwei fantastische Hauptdarsteller, ein gut aufgelegtes Ensemble, tolle Musik und unaufgeregte Regie schufen einen sehr gelungenen Musical-Abend. Ein Premierenbericht vom 27. September 2015.

„Kiss me, Kate“ von Cole Porter ist ein Stück im Stück. In den USA, einige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, führt Schauspieler und Produzent Fred Graham (Morgan Moody) eine musikalische Fassung von Shakespeares „Der widerspenstigen Zähmung“ auf. Als weitere Hauptrolle hat Graham Lilli Vanessi (Emily Newton) engagiert. Vanessi und Graham haben sich vor genau einem Jahr getrennt. Graham hat ein Auge auf die Sängerin Lois Lane (Nedime Ince) geworfen und Vanessi will den General Howell (Hannes Brock) heiraten. Doch alte Gefühle flammen wiede auf. Kompliziert wird es, als zwei Gangster (Fritz Steinbacher und Karl Walter Sprungala) Geld von Graham eintreiben wollen.

Regisseur Martin Duncan hat mit leichter Hand ein sehr bekömmliches Musical-Menu geschaffen. Er hatte auch sehr gute Zutaten. Mit Moody und Newton spielten und sangen zwei Darsteller, die nicht nur sehr gut singen, sondern auch sehr gut schauspielen können. Das ist für ein Musical auch extrem wichtig. Moody spielte einen Graham, der zunächst sehr selbstgefällig war, zum Schluß aber auch sentimental wurde. Newton war die Rolle der Vanessi auf den Leib geschrieben. Sie ging durch ein Wechselbad der Gefühle. Zwar sollte sie General Howell heiraten, aber Anfangs waren noch Gefühle für Graham vorhanden. Die waren vorbei, als sie den Brief las, der eigentlich an Lane gehen sollte.Erst ganz zum Schluss gibt sie die Aussicht auf ein luxuriöses, aber langweiliges Leben auf und kehrt zu Graham auf die Bühne zurück.

Zu den Höhepunkten gehörten auf jeden Fall die beiden Gangster aus Wien. Fritz Steinbacher und Karl Walter Sprungala gehörten mit ihrem Wiener Schmäh mit zu den Lieblingen des Publikums. Zudem sangen beide noch den Ohrwurm „Schlag nach bei Shakespeare“. Regisseur Duncan hatte eigentlich die Dialoge auf Deutsch sprechen lassen und die Lieder auf Englisch, bis auf dieses. „Kiss me, Kate“ hat noch einen weiteren bekannten Ohrwurm: „Wunderbar“. Dieser Walzer ist ein kleiner Seitenhieb von Porter auf die deutschsprachigen Operetten und ihre „Ich bin dein, du bist mein“-Lyrik. Ein großes Lob hat sich auch Nedime Ince verdient, die eine freche Lois Lane spielte. Ihr „Always true to you (in my fashion)“ war einer der Höhepunkte des Abends.

Für die Bühne und die Kostüme war Francis O’Conner zuständig. Er hatte die schwierige Aufgabe, quasi zwei Stücke auszustatten. Während die Rahmenhandlung in einem 40er Jahre Look gehalten war und meist einen Hinterhof in Baltimore zeigte, spielte die „widerspenstige Zähmung“ stilecht in einem Italien der Renaissance mit passenden Kostümen.

Von Wagner zu Porter: ein großer Sprung in der Musik, aber die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Philipp Armbruster schafften auch diesen Spagat mit Leichtigkeit.

Die Oper Dortmund entwickelt sich zu einem exzellenten Musicalstandort, was durch die Qualität der Produktion wie „Roxy und ihr Wunderteam“, „Jesus Christ Superstar“ und aktuell „Kiss me, Kate“ eindrucksvoll unter Beweis gestellt wird.

Weitere Termine: Do, 01. Oktober 2015, So, 04. Oktober 2015, Fr, 09. Oktober 2015, Sa, 17. Oktober 2015, Fr, 23. Oktober 2015, So, 25. Oktober 2015, Fr, 30. Oktober 2015, So, 01. November 2015, Sa, 14. November 2015, Sa, 21. November 2015, Mi, 02. Dezember 2015, Sa, 19. Dezember 2015, Do, 31. Dezember 2015 (2x), Sa, 30. Januar 2016, So, 07. Februar 2016, Sa, 19. März 2016, So, 20. März 2016 und Sa, 26. März 2016.

Mehr Infos unter www.theaterdo.de

Konfrontiert mit seinen Ängsten

Julia Amos (Lena), Gerardo Garciacano (Leander) ©Björn Hickmann / Stage Picture GmbH
Julia Amos (Lena), Gerardo Garciacano (Leander)
©Björn Hickmann / Stage Picture GmbH

Premiere für eine neue Reihe. Ab der Spielzeit 2014/15 führt die Oper Dortmund jährlich eine Familienoper für kleine und große Besucher auf. Den Startschuss machte am 31.05.2015 das Stück „Vom Mädchen, das nicht schlafen wollte“, eine Familienoper von Marius Felix Lange mit dem Libretto von Martin Baltscheit in einer Inszenierung von Johannes Schmid. Eine Kooperation des Opernhaus Dortmund mit der Deutschen Oper am Rhein und dem Theater Bonn.

Wie es sich für eine Premiere für eine neue Reihe gehört, verzauberte schon das Bühnenbild. Tatjana Ivschina präsentierte zu Beginn eine grandiose verschachtelte Fachwerkhauskulisse, die mit Luken versehen waren, so dass ab und an ein Blick in die Wohnungen dieses verschlafenen Dorfes geworfen werden konnten. Der Orchestergraben – besetzt mit den Dortmunder Philharmonikern unter der Leitung von Philipp Armbruster – wurde per Steg zum Fluss. Durch die Möglichkeit der Bühne verschiedene Ebenen darstellen zu können, erlebten die Zuschauer beispielsweise einen Tauchgang in den Fluss. Ebenfalls ein großes Lob gebürte Ivschina für die fantasievollen, aber durchaus zeitgemäßen Kostüme. Besonders effektvoll und düster war der Totengräber (gesungen von Karl-Heinz Lehner).

Die Geschichte: Das Mädchen Lena und der junge Leander sind gute Freunde. Als Leander für sie einen Apfel vom Baum schießen will um ihr zu imponieren, trifft er aus Versehen einen Vogel. Er behauptet, der Vogel schlafe nur, doch Lena ist sich sicher „wer so schläft, wacht nicht mehr auf“. Aus Angst, selber nicht wieder aufzuwachen, beschießt sie, erst gar nicht zu schlafen. Damit treibt sie nicht nur ihre Eltern und ihren Freund zur Verzweiflung, sondern beschäftigt hilflose Ärzte , Flößer und sogar eine Vogel-Prinzessin und auch die Schützenkapelle , einen Totengräber oder sogar den Mond…..

Der Berliner Komponist Marius Felix Lange vertonte die Familienoper als anspruchsvolle Herausforderung. Die abwechslungsreiche Partitur bot schräg-parodistische Töne, Koloratur-Arien für die Vogel-Königin, aber dazwischen immer wieder romantische Zwischenklänge. Ein schlichtes Gutsnachtlied hatte daneben ebenfalls einen Platz.

Die Akteure meisterten diese schwierigen musikalische und gesanglichen Klippen locker und souverän. Julia Amos als Lena und Gerado Garciacano als Leander waren die Highlights des sehr gut aufgelegten Ensemble. Garciacano, zuvor als „Don Giovanni“ zu sehen, hatte seinen Vollbart für die Rolle des Leander opfern müssen, aber das tat seiner warmen Stimme keinen Abbruch. Amos sang die Lena trotz der hohen Anforderung bezaubernd schön.

Von den anderen Darstellern sind vor allem John Zuckerman als „Mond“ und Karl-Heinz Lehner als düsterer Totengräber hervorzuheben. Der tiefe Bass von Lehner war beeindruckend.

Andrea Rieche als Mutter und Morgen Moody brachten die besorgte Eltern mit einer Priese Humor auf die Bühne . Antje Bitterlich als Vogel-Prinzessin brachte Magie in den Opernsaal.

Das Stück hatte auch noch einen „Running Gag“ in Form einer „schrägen“ Trachten-Schützenkapelle (Yyjin Kang, Henry Lancester, Darius Scheliga, Edward Steele), die das Geschehen humorvoll-ironisch begleiteten.

Weitere Termine: Sa, 06. Juni 2015, Di, 09. Juni 2015, Di, 16. Juni 2015, So, 21. Juni 2015, Di, 23. Juni 2015 und Mi, 24. Juni 2015

Imaginäre Kraft der Filmmusik

Das 2. Konzert für junge und jung gebliebene Leute widmete sich am 2. März 2015 im vollen Dortmunder Konzerthaus den Hollywood-Filmhits mit dem Augenmerk auf die verschiedenen Superhelden. Die Dortmunder Philharmoniker unter der routinierten Leitung von Philipp Armbruster boten ein breites Spektrum der Hollywood Filmmusiken von John Williams „Indiana Jones“ bis zu John Powels „Drachenzähmung leicht gemacht“. Durch den Abend führte das gut aufgelegte Moderatoren-Duo Sabine Osthoff und Wolfram Boelzle.

Der Dirigent und die beiden Moderatoren zogen passend feierlich zu den dramatischen Klängen der „The Twentieth Century Fox Fanfare“ von Alfred Newman in den Konzertsaal ein. Die Stimmung wurde von Beginn an mit dem bekannten „The Raiders March“ aus Indiana Jones von John Williams temperamentvoll angeheizt. Es folgte das Thema „Mission Impossible“ (1966)von Lalo Schifrin, vielen Menschen kennen die Serie auch als „Kobra, übernehmen Sie“.

Zur Bedeutung von der Filmmusik befragt, erklärte Philipp Armbruster: „Sie schafft erst einen besonderen emotionalen sinnlichen Zugang zum Film.“

Die Moderatoren verrieten: „Es gibt unterschiedliche Arten von „Helden“. Unerschrockene Typen wie Indiana Jones, die unerschrocken für die Unterdrückten, Bedürftigen und Schwachen eintreten, oder „Superhelden“ wie „Superman“, „Spiderman“ oder „Batman“, die mit übermenschlichen Kräfte ausgestattet sind. Dann gibt es noch die leisen Helden des Alltags wie „Forrest Gump“ oder Bart Simpson von den „Simpsons“, die Alltagsproblem dadurch lösen, dass sie über sich hinaus wachsen oder sie in eine Leichtigkeit überführen.“

Als nächste wurde das Liebesthema aus „Superman“(1978) von John Williams gespielt. Hier herrschten nicht die kraftvollen, temperamentvollen Klänge, sondern die leisen, sensiblen Töne vor. Mit der folgenden „Batman“-Suite (Batman v.s. Joker) von Danny Elfman ging es kraftvoll-emotional weiter.

Während der anschließenden „Matrix“-Suite von Don Davis setzten nicht nur Dirigent und Moderatoren eben mal eine „Matrix-Sonnenbrille“ auf, sondern die Moderatoren rezitierten die entsprechenden Stellen aus dem Matrix-Film zur Musik.

Die Sonnenbrille konnte Philipp Armbruster gleich für die nächste Nummer aufbehalten. Gespielt wurde das „Peter Gunn“-Thema von Henry Mancini, bekannt auch durch die „Blues Brothers“ mit ihrem ganz speziellem Sound. Da durfte der berühmte „Blues Brothers“-Hut auf dem Kopf des Dirigenten nicht fehlen.

Die nächste musikalische Superheld folgte mit dem TV Thema „Spiderman“ von Paul Francis Webster und Bob Harris.

Gänsehaut-Atmosphäre gab dann die Suite „Forrest Gump“ von Alan Silvestri. Dafür sorgten neben den Musikern die beiden Moderatoren als „Jenny“ und „Forrest Gump“. Sie sprachen die bewegende Szene zwischen dem ungleichen Paar, als Forrest seiner Liebe Jenny einen Antrag macht. Auch die bekannte Titelmelodie aus der Serie „The Simpsons“ von Danny Elfman wurde danach vom überwiegend jungem Publikum begeistert aufgenommen. Den Schluss bildete die Suite „Drachenzähmen leicht gemacht“ von John Powell aus der bekannten US-Animationsfilm-Serie mit einem schönen Violinen-Solo im Mittelteil.

Für ein gelungenes Konzert für junge Leute gab es viel Beifall vom Publikum und mit Musik aus „Indiana Jones“ und „The Simpsons“ auch noch zwei Zugaben.

9:0 für Roxy

Feiern den Sieg: Roxy und ihr Wunderteam. (Foto: © Thomas Jauk / Stage Picture)
Feiern den Sieg: Roxy und ihr Wunderteam. (Foto: © Thomas Jauk / Stage Picture)

Ein eindeutiges Ergebnis für die mitreißende Premiere von „Roxy und ihr Wunderteam“. Der riesige Applaus für alle Beteiligten bei der Premiere am 29. November war, wie man nach einem Fußballspiel sagen würde, hoch verdient.

Zwei Personen muss auf jeden Fall gedankt werden: Henning Hagedorn und Matthias Grimminger. Die beiden Musiker haben eine „bühnenpraktische Rekonstruktion“ des Werkes von Paul Abraham geschaffen. 1937 konnte die Operette noch in Wien uraufgeführt werden, danach musste Abraham vor den Nazis fliehen.

„Operette“, wer jetzt an Lehár, Fledermäuse oder weiße Rößl denkt, ist hier falsch. Schon mit den ersten Takten ist man mittendrin in den 30er Jahren. Jazzrhythmen bringen die Füße zum wippen, die Bühne hatte das Runde des Balles aufgenommen und Bühnenbildner und Kostümdesigner Toto schwelgte in zeitgenössischen Elementen, aber ohne historisierend zu sein.

Zur Geschichte: Das ungarische Fußball-Nationalteam hat mal wieder verloren. Ihr Trainer verdonnert sie zu einem Trainingslager am Plattensee. Doch er selbst will nicht mitfahren, sondern zu seiner Geliebten nach Venedig. Das Training soll Mannschaftskapitän Gjurka leiten. Das bekommt seine Verlobte Aranka von Tötössy mit, die daraufhin das Training der Fußballer sabotiert. Von Tötössy ist Leiterin eines Mädchenpensionats und schickt ihre Schülerinnen ebenfalls zum Plattensee. Damit nicht genug. Roxy, die Nichte des Mixed Pickles-Herstellers Sam Cheswick sollte heiraten und brennt mit der Mannschaft durch und verliebt sich in Gjurka. Sam Cheswick und Roxys Verlobter Bobby sind ihr aber dicht auf den Fersen.

Der Erfolg von „Roxy“ liegt zunächst an der Musik. Philipp Armbruster injizierte seinen Dortmunder Philharmonikern eine gehörige Portion Jazz und fast musste der Dirigent seine Musiker wieder einfangen. Dazu gab es eine Vielzahl von Tanzszenen, eine Stepptanz begeisterte Fußballmannschaft und natürlich einen sehr gut aufgelegten Chor.

Die Schauspieler waren nicht minder beteiligt am Erfolg. Emily Newton spielte eine Roxy, die nicht in Naivität ertrank, sondern durchaus selber Netze auswarf. Mannschaftskapitän Gjurka wurde von Lucian Krasznec dargestellt, dem sein Pflichtbewusstsein als Sportsmann seinen Gefühlen im Weg steht, bis es fast zu spät ist. Fritz Steinbacher wusste als weinerlicher Verlobter Bobby zu gefallen, Johanna Schoppa spielte wieder ihre Paraderolle als selbstbewusste, mitunter auch leicht dominante Frau mit Herz las Aranka von Tötössy. Großen Beifall bekam auch Kammersänger Hannes Brock in seiner Rolle als sehr sehr sparsamer Schotte und Mixed-Pickles-Hersteller Sam Cheswick. In einem seiner Lieder konnte Brock aktuelle Bezüge einbauen, so sang er von Merkel, dem Berliner Flughafen und auch von Dortmunder Sparsünden. Doch bei einem war für seine Sparsamkeit kein Platz, nämlich beim BVB. „Spart nicht bei eurer Unterstützung, sie brauchen den 12. Mann“ sang Brock unter großem Beifall der Zuschauer.

Das Stück ist auch eine Freude für Liebhaber sogenannter Fußballweisheiten, die die ungarische Mannschaft nach der Niederlage in der Kabine zum besten gibt: „Erst hatten wir kein Glück, dann kam auch noch Pech dazu“ oder „wir wollten kein Gegentor kassieren, das hat bis zum Gegentor auch gut geklappt.“

Am Ende steht das Rückspiel, dessen Ergebnis ich nicht verraten werde, doch eins steht fest, „Roxy“ ist ein haushoher Heimsieg für die Dortmunder Oper.

Weitere Termine: SO, 07. DEZEMBER 2014, SA, 13. DEZEMBER 2014, SO, 21. DEZEMBER 2014, SA, 27. DEZEMBER 2014, MI, 31. DEZEMBER 201, SA, 17. JANUAR 2015, DO, 29. JANUAR 2015, SA, 07. FEBRUAR 2015, FR, 13. FEBRUAR 2015, MI, 18. FEBRUAR 2015, FR, 27. FEBRUAR 2015 und SO, 15. MÄRZ 2015

Infos und Karten unter 0231 5027222 oder www.theaterdo.de

Musikvielfalt im Opernhaus

Die Bigband der TU Dortmund (groove m.b.h.) spielte zusammen mit den Dortmunder Philharmonikern. (Foto: © Anneliese Schürer)
Die Bigband der TU Dortmund (groove m.b.h.) spielte zusammen mit den Dortmunder Philharmonikern. (Foto: © Anneliese Schürer)

Das 3 Konzert für junge Leute lud am 18. Juni 2014 nicht in das Konzerthaus, sondern unter dem Motto „Open Stage – Lieder mit ohne Worte und Orchester“ zu einem spannenden „Crossover-Mini-Festival“ vom Feinsten. Musikschaffende aus unserer Stadt und Region hatten die einmalige Gelegenheit, zusammen mit der Dortmunder Philharmoniker auf der Opernbühne zu musizieren.

Das breite Spektrum reichte dabei von Steeldrum, Klassik, Folklore. a-cappella-Gesang bis zum Bigband-Sound. Das ganze mal mit, mal ohne Orchester.Durch das Programm führte für den ausgefallenen Christoph Jöde Andreas Beck vom Dortmunder Schauspiel-Ensemble mit Charme und Humor.

 

Teil 1 vor der Pause dirigierte engagiert Philipp Armbruster, danach mit Schwung der erste Kapellmeister Motonori Kobayashi. Schon mit der ersten Nummer „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauß sorgte das „Bäng Bäng Steeldrumorchester“ unter der Leitung von Martin Buschmann nach der Begrüßung durch Orchestermanager Rainer Neumann mit ihren satten Steeldrum-Klängen zusammen mit der Philharmoniker für ausgelassene Partystimmung.

Danach konnte das Publikum den Künsten des jungen Pianisten Max Janßen-Müller beim melancholisch-stimmungsvollen ersten Satz des 1. Klavierkonzert in a-Moll, von Edvard Grieg lauschen.

Mit türkischer Musik und schöner Stimme bezauberte die Sängerin und Leiterin des türkischen Bildungszentrums Nuran Özdemir Asan, während die Tamilische Gruppe „Ilap Prya“  das Publikum mit einem eigens komponierten Raga berührte, der die friedlich-hoffnungsvolle Stimmung der Tamilen vor ihrer systematischen Vernichtung widerspiegelte.

Weltmusik im wahren Sinne des Wortes boten der aus Chile stammende Musiker Enrique Plazaola & Band. Sie brachten inspiriert von einem Besuch der Osterinseln und angetan von der Kultur der Rapa Nui einen selbst geschaffenen Moai.

Als Knaller heizten dann die „Green Onions“, eine Big Band des Clara Schumann Gymnasiums, die Stimmung unter Leitung von Jochen Weichert zusammen mit der Dortmunder Philharmoniker besonders mit Michael Jacksons „Billy Jean“ ordentlich an. Zur besonderer Freude des Publikums tanzte ein elfjähriger Junge als „Mini-Jacko“ mit viel Ausdruck dazu den „Moon Walk“. Zwei Dirigenten gleichzeitig auf der Bühne agieren. Wann sieht man das als Zuschauer?

 

Nach der Pause zeigte der siebzehnjährige Wuppertaler Pianist Maximilian Kliem mit seinem virtuosen und sensiblen Spiel des ersten Satzes von Ludwig van Beethovens Klavierkonzert Nr.1, zum ersten Mal gemeinsam mit einem großen Orchester sein Können.

Die vier Sängerinnen der Band „Chantik“ begeisterten dann mit „a-cappella-Gesang“ vom Feinsten und eigener Interpretation von altem Liedgut.

Eine Mischung aus Funk, Jazz, Pop Rock, R&B und Reggae macht die Musik der Band „What Ever Works“ um Gitarrist und Tontechniker des Theaters Günther Holtmann aus. Mit „Voulez Vous“ von ABBA und „Freak You“ machten sie Appetit auf mehr bei der „After-Show-Party „ nach dem Konzert.

Als krönender Abschluss gab es „Jazz“ in hoher Qualität von der Dortmunder Bigband „Groove m.b.H.“ der TU Dortmund unter der Leitung von Michael Kröger. Er dirigiert mit Elan sowohl die Bigband wie auch die Dortmunder Philharmoniker.

 

Ein gelungenes Experiment und besonderes Erlebnis für alle Beteiligten. Es bewies wieder einmal: Die oft propagierte Trennung von „E“ und „U“-Musik ist reine Makulatur. Es gibt nur (qualitativ) gute oder schlechte Musik.