artscenico lud zum Meeting 2020

Traditionell lud „artscenico“ unter der Leitung von Rolf Dennemann und seine langjährigen Mitstreiter Matthias Hecht, Elisabeth Pleß, Thomas Kemper, Joanna Stanecka, Chino Monagas, Cynthia Scholz am 28.01.2020 zum diesjährigen Meeting in das Dortmunder Theater im Depot ein.

In diesem Jahr stand das besondere Treffen von Künstlern und Publikum unter dem Motto „Check dein Weltbild“. Sie positionieren sich damit deutlich gegen Hass, rechte Propaganda und Terror. Heimat ist hier kein Kampfbegriff.

Der Musik-Leistungskurs des Max-Planck-Gymnasiums überraschte das Publikum mit ihrer eigenen Interpretation von Franz Schuberts „Der Lindenbaum“ (Winterreisezyklus)

Es wurde in der Folge öfter nachdenklich und besinnlich. Rolf Dennemann las „Das Phänomen“ (1981) von Hanns Dieter Hüsch als eindrucksvolles Statement geben Ausgrenzung.

Wie gewohnt wurde zunächst auf die Produktionen des letzten Jahres wie die „Hinterhof-Trilogie in der Missundestraße (Raum vor Ort), „Choose your Granny“, „Silent City“ oder „Konstellation H2“ (ein Abend über Wohin und Hier) zurück geblickt. Johanna Stanecka und Thomas Kemper boten live eine Kostprobe aus „Konstellation H“.

Einen Ausblick auf die (sicherlich wieder humorvoll-skurrilen) Produktionen 2020 gab es natürlich auch. So kann sich das Publikum am 20./21. März diesen Jahres auf „Blutmond – About fear and fu, love and loss“ mit Live-Band freuen.

Ende Mai gibt es das Projekt „artscenico quasel 2020“ (moderierte Filmübersicht).

 Roman D. Metzner (Akkordeon) und der Countertenor Etienne Walch sorgten für ein musikalisches Highlight an dem Abend. (Foto: © Anja Cord)
Roman D. Metzner (Akkordeon) und der Countertenor Etienne Walch sorgten für ein musikalisches Highlight an dem Abend. (Foto: © Anja Cord)

Spannend wird die für den Oktober 2020 vorgesehenen Produktion „Peer Gynt“ (Henrik Ibsen). Sie wird „Open Air“ in einem Park aufgeführt werden. Musik spielte im weiteren Verlauf eine nicht unbedeutende Rolle.

Direkt vor der Pause gab es als Einspieler „Griechischer Wein“ (Udo Jürgens) mit Text auf der Leinwand. Der zweiten Teil der Performance an diesem Abend brachte mit dem ausgezeichneten Countertenor Etienne Walch, begleitet von Roman D. Metzner am Akkordeon ein großes musikalisches Highlight.

Das Trio Ansambal NAj mit der Sängerin Manuela Weichenrieder, Serge Corteyn (Gitarre, Elektronics) sowie Ludger Schmidt (Cello) sorgten mit ihren jazzig-jiddischen Liedern für Gänsehautmomente.

Eindringlich vorgetragen von Schauspielerin Elisabeth Pleß wurden Kurt Tucholskys bitteres und starkes politisches Gedicht „Rosen auf den Weg gestreut“.

Zum Abschluss gab es noch eine ironisch-witzige „Belobigung“ von artscenico für das ökologisch und politisch sicher vorbildliche Verhalten des Publikums.

Streichergruppe im Mittelpunkt des 3. Kammerkonzerts

Eine Gruppe von sechs Streicher*innen der Dortmunder Philharmoniker lud am 27.01.2020 unter dem Motto „Wiener Nächte“ zum 3. Kammerkonzert in das Orchesterzentrum NRW.

Mit dabei waren Joowon Park und Oleguer Beltran Pallarés an der Violine, Hindenburg Leka und Mingwan Kim an der Viola sowie Franziska Batzdorf und Andrei Simion am Violoncello.

Die auf dem Programm stehenden „Verklärte Nacht“ op. 4 von Arnold Schönberg (1874 – 1951) und nach der Pause das Streichquintett C-Dur D 956 von Franz Schubert (1797 – 1928) boten den Musiker*innen viel Gelegenheit, dem Publikum ihr virtuoses Können und das Facettenreichtum ihrer Streichinstrumente zu Gehör zu bringen.

Die Streicher standen beim 3. Kammerkonzert im Mittelpunkt. (Foto: © katermikesch auf Pixabay)
Die Streicher standen beim 3. Kammerkonzert im Mittelpunkt. (Foto: © katermikesch auf Pixabay)

Der eigentlich als „Erfinder“ der Zwölftontechnik bekannte Arnold Schönberg war jedoch auch von der Romantik, speziell von Richard Strauss und Gustav Mahler beeinflusst. Inspiriert von einem Gedicht von Richard Dehmel (1863 – 1920) entstand seine „Verklärte Nacht“ für Streichsextett. Es beschreibt einen Spaziergang eines paares im Mondschein. Die Frau ist von einem fremden Mann schwanger, ihr Partner steht jedoch zu ihr und dem Kind. Die ganze Dramatik und die Gefühlsschwankungen spiegeln sich in dem einsätzigen Musikwerk wieder. Es besteht aus fünf pausenlos ineinander übergehenden Teilen, die den wechselnden Stimmungen der Gedichtstrophen folgen. Mal dramatisch aufwühlend, dann wieder ruhiger und voll heiterer Hoffnung.

Das Streichquintett C-Dur D 956 von Franz Schubert nach der Pause, bot in seinen fünf Sätzen ebenfalls einige dramatische Stimmungswechsel sowie abrupte Modulationen und Themen, die oft wie Überleitungen wirkten. Tonarten werden von Schubert in neue Zusammenhänge gestellt.

Ungewöhnlich der Einsatz eines zweiten Violoncello anstelle einer zweiten Bratsche (Viola). So wurde Schuberts Musikwerk ohne Mingwan Kim (Viola) gespielt.

Es ist immer wieder interessant und spannend, die Musiker*innen der Dortmunder Philharmoniker in kleineren Zusammenhängen mit ihrem speziellen Instrumenten erleben zu dürfen.

Wiener Abend beim Philharmonischen Konzert

Im Städteprogramm des Konzerthauses entführten die Dortmunder Philharmoniker im 4. Philharmonisches Konzert ihr Publikum nach Wien. Aus dem vielfältigen Repertoire der mit Wien verbundenen Komponisten fiel die Wahl auf Werke von Johann Strauß (Sohn), Joseph Haydn und Johannes Brahms. Ars tremonia besuchte das Philharmonische Konzert am 22. Januar 2020.

Naheliegend für Musik der Donaumetropole eröffneten die Musiker den Abend mit den „Geschichten aus dem Wienerwald“ von Johann Strauß (Sohn). Der Konzertwalzer, bestehend aus fünf Walzerstücken, nahm das Publikum mit in das vom Tanzen beseelte Wien des 19. Jahrhunderts. Verstärkt wurde diese fröhlich, beschwingte, zeitweilig melancholische Stimmung durch das überzeugende Zithersolo von Wolfgang Hubert.

Für das Konzert für Violoncello und Orchester C-Dur Hob. VIIb:1 von Joseph Haydn verkleinerte sich das Ensemble auf 26 Musiker. Als Solistin des teilweise Barock angelegten Konzertes brillierte die junge niederländische Cellistin Harriet Krijgh.

Die 29-jährige Musikerin ist eine der vielversprechendsten jungen Cellistinnen der Gegenwart. Sie spielte auf einem Violoncello von Giovanni Paolo Maggini aus dem Jahre 1620, das ihr von einem privaten Sammler zur Verfügung gestellt wird.

Zeigte ihr Können beim Konzert für Violoncello und Orchester in C-Dur von Haydn: Harriet Krijgh (Foto: © Marco Borggreve)
Zeigte ihr Können beim Konzert für Violoncello und Orchester in C-Dur von Haydn: Harriet Krijgh (Foto: © Marco Borggreve)

Die einleitende Melodie des ersten Satzes spielte das Orchester mit großer Klarheit, bevor Harriet Krijgh die Melodie aufnimmt. Alle drei Sätze des Werkes kennzeichnete der stetige Wechsel zwischen Soli und Tutti. Die Übergänge gelangen hier fließend. Die schnellen und hoch gespielten Läufe besonders im 2. Satz stellten höchste Ansprüche an die Virtuosität der Solistin, die sie brillant meisterte. Nach anhaltendem Applaus des begeisterten Publikum spielte sie am Mittwoch als Zugabe eine Sarabande von Bach.

Das Klavierquartett g-moll op. 25 von Brahms spielte das Orchester, hier wieder in voller Besetzung, nach einer Orchesterfassung von Arnold Schönberg. Dem wuchtigen Hauptthema des ersten Satzes, folgte ein sanfter, träumerischer zweiter Satz, getragen von Flöten und Oboenklängen. Nach einem etwas getragenen dritten Satz, der zwischenzeitlich durch donnernde Paukenschläge und einem marschähnlichen Rhythmus etwas martialisch daher kam, folgte ein rasanter vierter Satz. Das wild wirbelnde Rondo alla Zingarese verlangte den Musikern und auch dem Dirigenten höchste Aufmerksamkeit und Präzision ab. Das „Presto“ gespielte Stück war ein leidenschaftliches Bekenntnis Johannes Brahms’ zu seiner Begeisterung für ungarische Zigeunermusik und den Cardaskapellen. Durch die hohe Kennerschaft des Werkes von Brahms ist es Schönberg gelungen, aus einem Kammermusikstück ein berauschendes und doch in Teilen auch zartes Orchesterwerk zu schaffen.

Mit Bravour meisterte Dirigent Motonori Kobayashi die Herausforderung seine Musiker durch die so unterschiedlich gearteten Kompositionen zu führen. Im 5. Philharmonischen Konzert am 11. und 12. Februar 2020, geben die Philharmoniker die Messa da Requiem von Guiseppe Verdi.

Bloody Carrie – Horror-Geschichte im Cybermobbing-Gewand

Ein neuer Streich der Kulturbrigaden um Rada Radojcic und was für einer: Die Geschichte „Carrie“ von Stephen King wurde von den jugendlichen Schauspielerinnen und Schauspielern zu einem hochaktuellen Drama um das Thema Cybermobbing verknüpft. Die Premiere am 25. Januar 2020 im Theater im Depot war ein Riesenerfolg.

Die Geschichte von Stephen King in wenigen Sätzen erzählt: Die 16-jährige Carrie ist das Opfer ihrer streng-religiösen Mutter, die sie nicht aufklärt und als Sünderin bezeichnet. Somit wird sie auch optisch in der Schule zur Außenseiterin. Carrie wird konsequent gemobbt, bekommt aber auch Unterstützung. Durch das neue Selbstvertrauen entwickelt sie telekinetische Kräfte. Als die Chefmobberin zum Abiball eine besonders perfide Demütigung durchzieht, kommt es zur Katastrophe.

Es war eine gute Entscheidung der Regisseurin Rada Radojcic die Rolle der Mutter mit ihrer Nichte Dzaklina Radojcic zu besetzen. Mit 25 Jahren wirkte sie etwas erwachsener und gab der Figur der religiös-fanatischen Mutter eine tiefere Dimension. Ihr tiefschwarzes Kostüm erinnerte an die Hauptfigur aus dem Horrorfilm „Die Frau in Schwarz“. Auch die Rolle der Carrie war sehr gut gewählt. Zunächst sehr verschüchtert, entwickelt sie durch die Aussicht mit dem beliebtesten Jungen der Schule zum Ball zu gehen, immer mehr Selbstvertrauen.

Helene Gierhake in der Rolle als "Carrie" (Foto: © Rada Radojcic)
Helene Gierhake in der Rolle als „Carrie“ (Foto: © Rada Radojcic)

Aber auch die anderen Akteure auf der Bühne wussten bei „Bloody Carrie“ zu überzeugen: Sie spielten sehr gekonnt die Rollen der fiesen Zwillinge, der Mitläuferin und des netten Mädchens Sue. Die beiden männlichen Darsteller spielten völlig unterschiedliche Rollen: Tommy, der Freund von Sue, war ähnlich aufrichtig wie seine Freundin. Während Billy, der Freund der Obermobberin, eine typische Stephen-King-Figur war: Körperlich stark, aber im Kopf leicht beschränkt.

Die Inszenierung von Rada Radojcic war weniger als Horrorstück angelehnt, sondern setzte sich mit den Mechanismen von Mobbing in Zeiten von Instagram und Co auseinander, ebenso kam der religiösen Wahnsinn der Mutter auch gut herausgearbeitet.

Ein großes Lob gehört auch Anna Marienfeld für den Text und die Videos. Die Protagonisten wurden nicht nur per Video vorgestellt, auch die Mutter wurde als „Über-Ich“ auf der Leinwand gezeigt. Es gab zwei kleine Choreografien (Abiball) für die Leslie Hannemann zuständig war und neben Musik vom Band machte versteckt Dixon Ra die musikalische Untermalung.

Es zahlt sich schon aus, wenn die Kinder und Jugendlichen bei den Kulturbrigaden richtig handwerklich arbeiten müssen, die die Regisseurin beim Vorgespräch erzählte. Die Belohnung für die Arbeit und Mühen konnten sich die Akteure beim verdienten Schlussapplaus abholen.

„Bloody Carrie“ ist nicht nur für Stephen King-Fans eine Empfehlung. Wer sich mit dem Thema Mobbing beschäftigt, kann das Stück am 14.02. 2020 um 20 Uhr und 15.02. 2020 um 20 Uhr im Theater im Depot besuchen.

Ticketanfragen unter ticket@theaterimdepot.de

Bloody Carrie – Die Rache des Mobbing-Opfers

Am 25. Januar 2020 präsentieren die Kulturbrigaden unter der Leitung von Rada Radojcic das Stück „Bloody Carrie“ frei nach dem Werk von Stephen King. Im Zentrum der Horrorgeschichte steht das Mobbing, unter dem Carrie, die Hauptfigur zu leiden hat. Sie rächt sich blutig. Premiere ist um 20 Uhr im Theater im Depot.

Fast bekannter als das Buch ist die Verfilmung des Stückes von 1976, dessen reißerischer Titel „Carrie – Die jüngste Tochter des Satans“ ziemlich missverständlich ist. Denn die 16-jährige Carrie ist das Opfer ihrer streng-religiösen Mutter, die sie nicht aufklärt und als Sünderin bezeichnet. Somit wird sie auch optisch in der Schule zur Außenseiterin. Carrie wird konsequent gemobbt, bekommt aber auch Unterstützung. Durch das neue Selbstvertrauen entwickelt sie telekinetische Kräfte. Als die Chefmobberin zum Abschlussball eine besonders perfide Demütigung durchzieht, kommt es zur Katastrophe.

Carrie (Helene Gierhake) ahnt noch nicht, was ihr auf dem Abiball widerfahren wird. (Foto: © Rada Radojcic)
Carrie (Helene Gierhake) ahnt noch nicht, was ihr auf dem Abiball widerfahren wird. (Foto: © Rada Radojcic)

Wie schon bei „Coraline“ kam die Idee zum Stück „Bloody Carrie“ von den jugendlichen Spielerinnen und Spielern selbst. Das Stück wurde in die Jetztzeit transportiert, um die Gefahr des Mobbings in den sozialen Netzwerken zu verdeutlichen. Nun werden heimlich Videos von Carrie gemacht und auf einem Profil gepostet. Durch ihre krankhaft religöse Mutter bekommt Carrie das nicht mit und ist schutzlos den Mobbingattacken ausgeliefert. Für die Besucherinnen und Besucher wird alles auf Leinwänden gezeigt.

Die Rolle der Mutter wird die Nichte von Rada Radojcic, Dzaklina Radojcic, übernehmen. Der Regisseurin war es wichtig, die Figur der Mutter mit einer Person zu besetzen, die über eine gewisse Lebenserfahrung hat. Unterstützung bei den Choreografien kommt von Leslie Hannemann, die vor allem bei der Abiball-Szene zum Tragen kommt.

Die Kostüme stammen größtenteils aus der heutigen Zeit, nur beim schon erwähnten Abiball, wird es sehr feierlich. Die verschiedenen Typen in den Stück werden auch durch die Wahl der Kleider auffallen.

Neben der Premiere am 25.01. gibt es weitere Vorstellungen am

26.01. 2020 um 18 Uhr
14.02. 2020 um 20 Uhr
15.02. 2020 um 20 Uhr

Ticketanfragen unter ticket@theaterimdepot.de

Im weißen Rössl – Mit guter Laune an den Wolfgangsee

Dass es sich bei der Premiere um die Operette „Im weißen Rössl“ handeln musste, daran ließ Bühnenbilder Toto keine Zweifel aufkommen. In seinem Alpenpanorama war ein riesiger weißer Pferdekopf zu sehen, auch links und rechts der Bühne hatten zwei Schimmel neben den obligatorischen Kühen das Landidyll vervollständigt. Ansonsten sah es so aus, als ob das Hotel „Im weißen Rössl“ direkt in den Berg gebaut wurde samt schiefer Terrasse. Der Ort war bereitet, es konnte also zur Premiere am 18. Januar 2020 losgehen.

Zur Geschichte der Operette: „Im weißen Rössel“ hatte ursprünglich 1930 Premiere. Das Lustspiel von Hans Müller und Erik Charell spielt eigentlich im Jahre 1900, deshalb taucht auch die Figur des Kaisers Franz-Joseph auf. Die Musik stammt von Ralph Benatzky mit weiteren musikalischen Einlagen unter anderem von Robert Stolz.

Ein wenig Slapstick gehört dazu. Piccolo (Thomas Stilitis) trägt die Teller, Josepha (Irina Simmes) hofft, dass nichts zu Bruch geht, Leopold ((Mathias Störmer) hofft auf Josepha. ©Anke Sundermeier, Stage Picture
Ein wenig Slapstick gehört dazu. Piccolo (Thomas Stilitis) trägt die Teller, Josepha (Irina Simmes) hofft, dass nichts zu Bruch geht, Leopold ((Mathias Störmer) hofft auf Josepha. ©Anke Sundermeier, Stage Picture

Der Inhalt der Handlung: Zahlkellner Leopold liebt die „Rössl-Wirtin“ Josepha, die aber wiederum in ihren Stammgast Otto Siedler aus Berlin verliebt ist. Der ist Rechtsanwalt und führt einen Rechtsstreite gegen den Fabrikanten Giesecke, der mit seiner Tochter Ottilie ebenfalls im „weißen Rössl“ absteigt. Kompliziert wird es, als Sigismund Sülzheimer, der Sohn von Gieseckes Konkurrenten auftaucht. Im Schlepptau hat er Professor Hinzelmann und seine Tochter Klärchen. Zum Verdruss von Josepha verliebt sich Siedler in Ottilie, während Sigismund und Klärchen ein Paar werden. Obwohl Josepha Leopold zunächst entlässt, erkennt sie zum Schluss, dass nur er sie wirklich liebt.

Bis zum Happy End für die drei Paare brennt die Operette ein Feuerwerk an bekannten Melodien ab: „Im weißen Rößl am Wolfgangsee“, „Was kann der Sigismund dafür, daß er so schön ist?“, „Im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein“, „Es muß was Wunderbares sein“oder „Die ganze Welt ist himmelblau“. Das sind alles Lieder, die so bekannt geworden sind, dass sogar diejenigen sie kennen, die mit Operette nichts am Hut haben. Die Operette war in ihrer Ursprungszeit 1930 sehr jazzig unterwegs, weil Jazz das moderne Ding damals war. Es ist Matthias Grimminger und Henning Hagedorn zu verdanken, dass wir die Rekonstruktion der Originalfassung zu hören bekamen. Doch musikalisch wurde noch mehr geboten, denn Regisseur Thomas Enzinger ließ Kathi (Johanna Schoppa) ein paar Zeilen rappen. So wurde die neue moderne Musik in die Inszenierung eingewoben.

Enzingers Inszenierung in Kombination mit Totos Bühnenbild über auch leise Kritik an dem Massentourismus, der schon vor über 100 Jahren am Wolfgangsee Einzug hielt. Dampferschiffsladungen von Touristen drängen sich ins kleine Hotel, sehr zum Missfallen der beiden Kellner Leopold und Piccolo. Selbstverständlich gibt es auch Reibereien zwischen dem Berliner Grantler Giesecke (sehr gut von Steffen Schortie Scheumann dargestellt) und dem Einheimischen. Wobei alles in allem überwiegt die gute Laune. Man spürt, dass das Ensemble von den Sängern auf der Bühne und die Musiker im Orchestergraben Lust haben und das überträgt sich auf die Besucher. So kann Leopold (gesungen vom Österreicher Matthias Störmer) die Besucher animieren, feierlich einige Zeilen einer österreichischen Hymne zu Ehren des Kaisers zu singen. Auch aktuelle und lokale Bezüge wurden gerne eingearbeitet. So weiß Leopold den begriffsstutzigen Piccolo mit „Kommst du etwa aus Gelsenkirchen?“ zurecht. Kaiser Franz-Josef (Hannes Brock) antwortet auf das Stichwort „Rücktritt“: Er müsse nicht so handeln wie Harry und Megan.

Wie schon erwähnt, alle auf der Bühne hatten sehr viel Spaß. So ist es schwer, jemanden hervorzuheben. Mathias Störmer hatte sicherlich die Hauptrolle, doch auch Irina Simmes (Josepha), Guilia Montaneri (Ottilie), Fritz Steinbacher (Dr. Siedler), Morgan Moody (Sigismund), Karin Müller (Klärchen), Hannes Brock (Kaiser Franz Josef II) und Steffen Schorty Scheumann) sangen und spielten sich ins Herz des Publikums. Auch die kleinen Tanzeinlagen waren spektakulär.

Wer also Lust hat, den ursprünglichen Flair des „weißen Rössls“ wieder zu erleben, sollte unbedingt eine Karte für die nächste Vorstellung kaufen. Er oder sie wird nicht enttäuscht sein.

Das kleine Format im Mittelpunkt

Warum immer groß denken? Die Produzentengalerie 42 in der Arneckestraße 42 präsentiert bis zum 08. März 2020 siebzehn Künstlerinnen und Künstler, die ein kleines Format haben. Das Schöne ist: Insgesamt zeigt die Ausstellung an die 150 Arbeiten. Und die sind durchaus unterschiedlich von Fotografie in schwarz-weiß wie Klaus Pfeiffer bis hin zu Skulpturen von Heinrich Möller. Aber es dominiert die Malerei.

Viele Werke sind in bunten, kräftigen Farben gehalten, als ob sie den trüben Winter verjagen wollen. Ein Beispiel ist Marika Bergmann, die ihre Kreisel tanzen lässt. Durch die Vielzahl an Positionen ist auch ein kleiner Querschnitt durch die Dortmunder Kunstszene. Hier kann sich der Betrachter in Ruhr von den kleinen (die kleinsten sind 10×10 cm) bis zu den etwas größeren Formaten (40×40 cm) durchschauen. Dabei sollte der Besucher oder die Besucherin Zeit und Muße mitbringen, denn die Themen sind unterschiedlich ebenso wie die Herangehensweise. So findet man beispielsweise das Westfalenstadion in den Werken von Rosa Fehr-von Ilten wieder, wenn man genau hinschaut.

Szene bei der Vernissage. Zu sehen ist  links eine Arbeit von Wendy Wendrikat und rechts Werke von Monika Pfeiffer.
Szene bei der Vernissage. Zu sehen ist links eine Arbeit von Wendy Wendrikat und rechts Werke von Monika Pfeiffer.

Während der Ausstellung gibt es am 02. Februar 2020 von 12 bis 15 Uhr einen Workshop für Frauen unter dem Titel „Wortspiele“. Hier lernen die Teilnehmerinnen unter der Leitung von Marika Bergmann und Ulla Kallert nicht nur die Bilder kennen, sondern können sich mit Worten, Gedichten und Zitaten mit den Werken auseinandersetzen. Der Kostenbeitrag beläuft sich auf 20 €. Anmeldungen sind möglich bei ulla.kallert@t-online.de.

Die Öffnungszeiten der Galerie: Donnerstag, Freitag, Samstag 16:00 – 19:00 Uhr und Sonntag 15:00 – 18:00 Uhr.

Einblicke 2019 präsentiert Kunstankauf der Stadt Dortmund

Eine Standortbestimmung der aktuellen Dortmunder Künstlerszene zeigt die Ausstellung „Einblicke“ im Torhaus Rombergpark. Kurz nach der Schau der Ankäufe aus dem Jahr 2018, zeigt das Kulturbüro der Stadt Dortmund jetzt die ausgewählten Werke aus 2019.

Die Dortmunder Künstlerszene ist lebendig und vielfältig in ihrem Ausdruck. Mit dem Förderprogramm des städtischen Kunstankaufs unterstützt das Kulturbüro professionell arbeitende Künstlerinnen und Künstler vor Ort. Mit zurzeit 25.000 Euro jährlich werden Kunstwerke aller Sparten angekauft. Das Kulturbüro kümmert sich um die Archivierung der Arbeiten und stellt sie Institutionen der Stadt zur Ausleihe zur Verfügung.

Die Leiterin des Kulturbüros Hendrikje Spengler mit ihrer Kollegin Sophie Schmidt vor einem Bild der Dortmunder Künstlerin Martina Wernicke. (Foto: © Anja Cord)

Die Leiterin des Kulturbüros Hendrikje Spengler mit ihrer Kollegin Sophie Schmidt vor einem Bild der Dortmunder Künstlerin Martina Wernicke. (Foto: © Anja Cord)

Für den Ankauf 2019 reichten 78 Künstlerinnen und Künstler 152 Werke zur Auswahl ein. Dabei Arbeiten von 18 Künstlerinnen und sechs Künstlern wurden angekauft. Vertreten sind Werke vieler bekannter Künstler wie Ulla Kallert, Bernd Moenikes, Dina Nur, Axel Mosler, Bettina Brökelschen, Almut Rybarsch-Tarry oder auch Sebastian Wien. Erstmalig ist die Malerin Petra Ultsch vertreten, hier mit der abstrakten Arbeit „Reise“, in Öl auf Holz. Die Auswahl zeigt eine große Spannbreite der künstlerischen Positionen in Dortmund.

Wer wählt die Arbeiten aus? Es ist eine Laien-Jury aus Vertreterinnen und Vertretern des Kulturausschusses. Die Jury nimmt ihre eigenen Kriterien als. Dadurch ergibt sich durchaus automatisch ein Querschnitt durch das Schaffen professioneller Dortmunder Künstler.

Die Ausstellung kann bis zum 2. Februar 2020 besichtigt werden, der Eintritt ist frei. Die Öffnungszeiten sind dienstags bis samstags 14 Uhr bis 18 Uhr, sonntags 10 Uhr bis 18 Uhr.

Kunstraum präsentiert „Gute Laune Macher“ von Thomas Schramm

Vom 11. Januar bis zum 28. Februar 2020 präsentiert der Kunstraum im „Langen August“ über 320 Arbeiten von Thomas Schramm. Für den Künstler ist es die erste Einzelausstellung. Schramm, der sich die Techniken als Autodidakt selbst beigebracht hat,ist fasziniert von Gesichtern. Seine „nonames“ sind auf Aquarellpapier und auf Schieferstein verewigt.

Thomas Schramm, gebürtig aus Freiburg, arbeitet als Coach, Schauspieler, Kabarettist oder „Lebenskünstler“, wie er sich selbst bezeichnet. Vor zehn Jahren fing er an mit seiner Idee Gesichter zu malen. Zunächst auf Aquarellpapier, später dann auf Schiefersteine. Seine bunten „nonames“ wurden immer im Laufe der Zeit immer großer. So sind in der Ausstellung vier Arbeiten auf Schiefersteinen der Größe 34 x 34 cm zu sehen. Hier wird langsam der Unterschied zwischen Malerei und Bildhauerei unscharf.

Seine Bilder sollen für gute Stimmung sorgen. Denn das fällt auf: Die bunten Gesichter (oder sind es Masken, Fratzen, Portraits?) sind fast alle fröhlich und stecken in Betrachter mit ihrer guten Stimmung an. Kein Wunder, dass Thomas Schramm sie als „gute Laune Macher“ bezeichnet. Die kleineren Exemplare hat Schramm auf der Rückseite mit Magneten versehen, so können sie auf dem Kühlschrank platziert die Stimmung verbessern. Die Schiefersteine hat sich der Künstler zunächst im Urlaub in Frankreich besorgt, doch mittlerweile hat er eine andere Quelle.

Positive vibrations: Thomas Schramm vor einer Auswahl mit seinen "nonames" auf Schiefersteinen.
Positive vibrations: Thomas Schramm vor einer Auswahl mit seinen „nonames“ auf Schiefersteinen.

Das Spannende bei der Arbeit ist für Thomas Schramm der Weg bis zum Ergebnis. „Manchmal zeigt der Stein es mir, manchmal entwickelt es sich später“, so der Künstler zum Prozess vom schwarzen Schieferstein hin zum bunten Gesicht.

Die Kunst von Thomas Schramm ist in der Galerie Kunstraum käuflich zu erwerben. Die größten Exemplare kosten 110 €, die kleinsten können Besucherinnen und Besucher schon ab 5 € mitnehmen. Man braucht aber keine Angst zu haben, dass die Wände der Galerie irgendwann mal leer sein könnten, Thomas Schramm hat noch weitere Gesichter als Vorrat und kann bei Bedarf „nachlegen“. Auch das ist eine Premiere für den Galeristen und Kurator Alexander Pohl.

Die Vernissage ist am Samstag um 14 Uhr.

Die Öffnungszeiten der Galerie sind dienstags bis freitags von 15 bis 19 Uhr.

KUNSTRAUM
Braunschweiger Straße 22

Ein Quantum Geierabend

Die Partnerstadt des diesjährigen Geierabends wird es nicht leicht haben. Denn es ist Gelsenkirchen. Auch wenn bei der Episode „Städtebattle“ ordentlich für gegenseitige Sympathie zwischen Dortmund und Gelsenkirchen geworben wird, schließlich gelte es den gemeinsamen Gegner Düsseldorf zu bezwingen, es bleibt noch ein hartes Stück Arbeit. Das zeigte das Saalergebnis bei der Premiere zur Wahl des Pannekoppordens 2020. Hier gewann der Ehrenrat von Schalke 04 (Stichwort Tönnies und Rassismus) haushoch vor dem Vorstand der Dortmunder Chorakademie (Stichwort Schwanzeinziehen vor den Wutbürgern wegen Umweltsau). 1:0 für Schalke in Dortmund.

Doch im Mittelpunkt der Session 2020 steht James Bond. Ein echter Junge des Ruhrpotts, schließlich ist er am 11.11.1920 in Wattenscheid geboren. Klar, dass der Geierabend an den Hundertjährigen erinnert. Ars tremonia war bei der Premiere am 03. Januar 2020 in der Zeche Zollern dabei.

Es hat mittlerweile Tradition. Entweder am Jahresende oder am Anfang des neuen Jahres präsentiert der Geierabend sein neues Programm. Und natürlich dürfen aktuelle politische Anspielungen nicht fehlen. So wird bei „SUV – Super umweltverträgliches Vahrzeug“ der immer größer werdenden SUV-Boom auf das Korn genommen. Schließlich brauche man ja so ein Auto, um sicher ins Naturschutzgebiet zu kommen. Die verkorkste Büttenrede von Annegret Kramp-Karrenbauer wurde ebenfalls durch den Kakao gezogen. Die Klimadiskussion wurde von zwei Dinos geführt, die die Menschen trösten nach dem Motto „alles schon mal erlebt“. Auch die Clankriminalität wird thematisiert.

Daneben konnte man sich an den altbekannten Gesichtern erfreuen. Der Präsident (Roman Henri Marczewski), der Steiger (Martin Kaysh) und die exquisite Band mit Gilda Razani am Saxophon und Theremin waren wieder mit von der Partie. Der „Steiger“ führte gewohnt spitzzüngig durch das Programm. Sehr viel Applaus bekamen Franziska Mense-Moritz, die als „Bandscheibe“ den Saal zum Toben brachte. Hans-Peter Krüger zeigte bei „Ein Wutbürger packt aus“ die aggressive Seite, wobei er häufig in den ruhigen Stücken präsent war wie „In der Wortmanufaktur“. Die „Wortmanufaktur“ ist zudem ein gutes Beispiel, dass auch ruhige oder skurrile Szenen durchaus ihren Platz beim Geierabend haben. Leider wird das die letzte Session der beiden, die danach das Geierabend-Ensemble verlassen. Ein herber Verlust und es bleibt dem Geierabend zu wünschen, möglichst adäquaten Ersatz zu finden. Dass das schon einmal sehr gut geklappt hat, zeigen die Beispiele Murat Kayi und Andreas „Obel“ Obering. Kayi, der mit seinem Song „Menage á trois“ einen absoluten Ohrwurm an diesem Abend präsentiert und auch den Abschlusssong „5000 Jahre Kohlenpott“ komponiert hat, ist nicht mehr wegzudenken. Der „Obel“ zeigt vor allem durch seine Parodien seine Qualitäten. Sei es als Kramp-Karrenbauer oder als Dieter Thomas Heck.

Franziska Mense-Moritz (links) und Sandra Schmitz als "Edgy und Veggie" zwei Personal Trainerinnen der besonderen Art. (Probenfoto von Anja Cord)
Franziska Mense-Moritz (links) und Sandra Schmitz als „Edgy und Veggie“ zwei Personal Trainerinnen der besonderen Art. (Probenfoto von Anja Cord)

Sandra Schmitz ist in ihrem Element, wenn sie sehr besondere Persönlichkeiten darstellt. Beispielsweise als Fitness-Influenzerin Edgy in „Edgy und Veggie“, als Janine Kowalski in „Kowalskis vor Gericht“ oder als Nicki bei „Zwei Borussinnen“. Martin Risse, der als Sauerländer Joachim Schlendersack die Geschichte der Rettung des „Güllestübchen“ erzählte, ist ein alljährlicher Stimmungsgarant.

Nicht alles zündete, beispielsweise gefiel mir die Nummer mit den Dinos nicht so, aber das ist wohl Geschmackssache. Ich bin eher darüber enttäuscht, dass das Geburtstagskind James Bond nicht prominenter zu sehen war. Schließlich ist er ja das große Thema des Geierabends 2020. Es gab zwar in der ersten Hälfte mit „Zwölf Sekunden“ eine schöne Nummer mit Roman Marczewski als Bond und Wolfgang Wendland von den „Kassierern“ als sinistren Gegenspieler Dr. Wattenscheid. Aber ich hätte mir gewünscht, dass James Bond im zweiten Teil noch einmal wiederkommen würde. Schließlich gab es ja einen kleinen Cliffhanger.

Insgesamt ein gelungener Start in die Session 2020 und es bleibt zu hoffen, dass die diesjährige Partnerstadt einen größeren Platz in den Herzen der Dortmunder bekommt. Auch wenn‘s schwerfällt. Ein großes Lob gehört außerdem noch dem Videokünstler Patrick Praschma, der es schaffte, mit seinen Bildern die Stücke zu unterstützen und nicht zu überfrachten.

Mehr Informationen zu Kartenbestellungen gibt es bei www.geierabend.de