Musikalisch schwungvoller Start in das Jahr 2020

Traditionell luden die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Generalmusikdirektor wieder mit einer Nachmittags- und einer Abendvorstellung zu einem festlichen Neujahrskonzert. In diesem Jahr erstmals als Kooperation in das Dortmunder Konzerthaus. Dies ist ja auch ihr eigentlicher „Heimatort“. Ars tremonia war beim Abendkonzert mit dabei.

Mit einem orchestrales Feuerwerk ging es schwungvoll mit der brillanten Musik von George Gershwin, Maurice Ravel und Leonard Bernstein in das neue Jahrzehnt. Die Komponisten sind auf die eine oder andere Weise miteinander künstlerisch durchaus verbunden. Spuren davon führen vom Kaleidoskop Amerika über Frankreich (Europa) und wieder zurück.

Temperamentvoll, karibisch anmutend ging es mit der „Cuban Overture“(1932) von George Gershwin sofort sehr dynamisch los.

Nicht nur die Dortmunder Philharmoniker , auch ars tremonia wünscht ein frohes neues Jahr 2020. (Foto: © Samkh/pixabay)
Nicht nur die Dortmunder Philharmoniker , auch ars tremonia wünscht ein frohes neues Jahr 2020. (Foto: © Samkh/pixabay)

Für die 1924 entstandene bekannte „Rhapsody in Blue“ (George Gershwin) konnte die in Frankreich lebende „junge Wilde“ Pianistin Lise de la Salle (*1988) gewonnen werden. Sie konnte im feinen Zusammenspiel mit der Dortmunder Philharmoniker ihr ganzes Können zeigen. Die Herausforderung der rasanten Passagen meisterte sie mit musikalischen Virtuosität, während die ruhigeren Abschnitt von ihr gefühlvoll vermittelt wurden.

Die hiesigen Philharmoniker unter der temperamentvollen Leitung von Gabriel Feltz gelang es dann, die entfesselnde Energie der „Rhapsody Espagnole“ (1908) von Maurice Ravel für das Publikum spürbar zu machen.

Ein Höhepunkt des Konzerts war sicherlich der legendäre „Boléro“ von Ravel(1928). Das fast meditative musikalische Grundthema, nur ab und zu variiert, entfaltete seine grandiose Wirkung. Begleitet von der „kleinen Trommel“, spielen zunächst verschiedene einzelne Blasinstrumente das musikalische Thema, wobei das Tempo stetig aber langsam erhöht wird. Später kommt die Streicherfraktion hinzu, bis das Ganze in einem fulminantem Showdown des gesamten Orchesters gipfelt.

Es zeigt sich hier besonders, wie wichtig das exakte Zusammenspiel der verschiedenen Instrumente ist.

Das könnte man erfolgreich auf das gesellschaftliche Zusammenleben übertragen. Mehr ist im Zusammenspiel und -halt zu erreichen!

Zum Abschluss stand dann noch Leonard Bernsteins „Ouvertüre zu „Candide“ (1956) als schwungvolle Ergänzung auf dem Programm.

Diese verquere Ouvertüre mit seien wechselnden Taktarten und übereinanderliegenden Metren war ein anspruchsvolles musikalisches Stück, dass den Beteiligten noch einmal alles abverlangte.

Kriminalroman im Milieu von Kunst und Kunstfälschern

Thomas Salzmann (1960 in Pirmasens geboren, lebt heute im Mettmann) studierte ursprünglich Betriebswirtschaft und arbeitete danach längere Zeit in der Industrie. Seit fünf Jahren widmet er sich nun dem Schreiben.

Mit seinem Debütkrimi „Kohlenwäsche“ schickt er die Leser*innen sowie seine Protagonistin Hauptkommissarin Frederike Stier mitten ins Ruhrgebiet in einem Fall aus der Kunstszene, mit dubiosen Galeristen, Kunstberatern und Händlern, exzentrischen Künstlern und Sammlern.

Auf der Zeche Zollverein in Essen wird der Aktionskünstler Claude Freistein kurz vor dortigen Ausstellungseröffnung tot am Aufgang zur ehemaligen „Kohlenwäsche“ (eine Anlage zur Trennung von geförderter Kohle in verschiedene Qualitäten sowie störenden Bestandteilen) tot aufgefunden.

Aufregung in der Essener Kunstszene: "Kohlenwäsche" von Thomas Salzmann. (Cover: © emons Verlag)
Aufregung in der Essener Kunstszene: „Kohlenwäsche“ von Thomas Salzmann. (Cover: © emons Verlag) ISBN 978-3-7408-0675-0, (i4)_(0675-0) ebook: 978-3-96041-558-9, (e2)_(558-9)

Da kurz darauf auch sein Agent auf die gleiche Weise ermordet wird, ist die Aufregung in der Essener Kunstszene groß. Hauptkommissarin Frederike Stier sucht fieberhaft nach einem Motiv im Umfeld von Kunsthändlern und zwielichtigen Sammlern. Am Ende kommt sie dem Täter näher, als ihr lieb ist…

Die forsch auftretende Protagonistin Frederike Stier ist nicht nur durch Traumata aus der Vergangenheit, sondern auch durch ihre angeschlagene Gesundheit in Mitleidenschaft gezogen.

Außerdem droht ihr durch ihren Vorgesetzten der vorzeitige Ruhestand. Ihre Arbeit gibt der verwitwete Frau neben ihren Zigarettenkonsum, ihrer Lieblingsmusik und guten Wein zur Zeit den einzigen Sinn und Struktur in ihrem Leben.

Salzmann gelingt es mit viel Sensibilität, dass Bild einer kämpferisch-starken, manchmal auch sturen Frau zu zeichnen, mit der sich manche Leserin in ähnlicher Lage identifizieren kann.

Ihr zu Seite stellt er als Gegenpol den jungen Kollegen Kowalczyk. Der ist ein optimistischer Mensch, der jung verheiratet ist und gerade Vater wird. Er ist loyal, aber auch darauf bedacht, seine Karriere nicht zu gefährden.

Wer psychologisch gut heraus gearbeitete Charaktere und einen Krimi mit steigendem Spannungsbogen mag, kommt bei „Kohlenwäsche“ auf seine Kosten.

Historische Einblicke in die Vergangenheit der „Zeche Zollverein“ gibt es obendrein. Der Deutsche Zollverein (der Name der Zeche ist daran angelehnt) kämpfte unter anderem damals gegen die bestehenden Zollgrenzen im Staatenbund aus vierzig Mitgliedern. Ein aktueller Aspekt mit einer kleinen politischen Spitze angesichts der nationalistischen, isolationistischen Bestrebungen einiger Staaten in unserer Zeit.

Ein spannendes Krimidebüt mit Ironie, trockenem Humor und Tiefgang.

Thomas Salzmann
Kohlenwäsche
Broschur
Köln: Emons Verlag 2019 ISBN: 978-3-7408-0675-0 336 Seiten
€ (D) 11,90 € (A) 12,30