Der Weibsteufel oder wenn die Schachfigur selbst aktiv wird

Auf den ersten Blick wirkt es so wie die klassische Dreiecksbeziehung. Eine Frau steht zwischen einem älteren und einem jüngeren Mann. Doch der österreichische Schriftsteller Karl Schönherr verfasste mit seinem Stück „Der Weibsteufel“ keine Geschichte über eine willenlose, getriebene Frau. Hier bestimmt die Frau letztendlich selbst ihr Schicksal. Fast schon ein Stück feministischer Literatur, dass das Theater glassbooth am 26.10.2018 zum ersten Mal unter der Regie von Jens Dornheim im Theater im Depot aufführte.

Regisseur Jens Dornheim hat dem Stück von 1914 einen Zeit- und Ortswechsel verpasst: Es spielt jetzt in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und auch nicht mehr im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet, sondern im Ruhrgebiet. Daher hat Dornheim auch die Sprache ins Hochdeutsche übertragen und nicht ins Ruhrdeutsche, um nicht einen ungewollten Comedyeffekt zu erzeugen.

Denn das Thema ist ernst: Der Mann (gespielt von Ulrich Penquitt) ist eine ältere kränkliche Person, die als Hehler für Schmuggelware arbeitet. Sein Traum ist es, aus dem „Rattenloch“ herauszukommen und ein Haus auf dem Marktplatz zu kaufen. Seine Frau, im Stück „Das Weib“ genannt, wird von Alexandra Lowygina gespielt. Sie ist jünger rund attraktiver als ihr Ehemann. Doch bisher ist sie ihm treu geblieben. Carl Bruchhäuser spielt den „Soldat“. In Dornheims Bearbeitung ist er Mitglied eines Freikorps. Der Soldat versucht, die Hehlerei des Mannes zu beweisen.

Das Fatale der Geschichte: Beide versuchen die Frau für ihre Zwecke einzuspannen. Der Soldat soll die Frau verführen, um so an die Informationen zu kommen, der Mann will seine Frau als Lockvogel benutzen, damit er bei seiner illegalen Tätigkeit ungestört bleibt. Zudem betrachtet er seine Frau als sein „Eigentum“.

Jetzt wird‘s spannend: Die Frau fühlt sich missbraucht und entwickelt ihre eigenen Pläne, die sie in die Tat umsetzt und im Laufe des Abends immer mehr an Selbstbewusstsein gewinnt.

Noch steht die Frau (Alexandra Lewygina) abseits, aber weder der Mann (Ulrich Penquitt) noch der Soldat (Carl Bruchhäuser) ahnen von ihren Plänen. (Foto: © Uwe Faltermeier / Theater Glassbooth)
Noch steht die Frau (Alexandra Lowygina) abseits, aber weder der Mann (Ulrich Penquitt) noch der Soldat (Carl Bruchhäuser) ahnen von ihren Plänen. (Foto: © Uwe Faltermeier / Theater Glassbooth)

In „Der Weibsteufel“ steht und fällt alles mit der Rolle der Frau. Sie ist die zentrale Figur. Erst als Schachfigur benutzt, dreht sie den Spieß um. Alexandra Lowygina zeigt sich dabei von ihrer besten Seite. Angefangen von der treuen, naiven Ehefrau über den verführerischen Vamp bis hin zur eiskalten Fallenstellerin, zeigt sie die Bandbreite ihres schauspielerischen Könnens.

Die Männer spielen nur die Nebenrollen, auch wenn sie glauben, die Hauptrolle zu sein. Ulrich Penquitt interpretiert den Ehemann als bedächtige Person, die glaubt, alles im Griff zu haben. Bruchhäuser hingegen zeigt den Soldaten zunächst als schneidigen Menschen, der forsch seine Karriere vorantreiben will. Doch die Frau erkennt schnell die geheimen Wünsche nach Familie und treibt ihn ins Verderben.

Neben den Schauspielern gab es weitere Gründe für das gelungene Stück: Die atmosphärische Musik von Danny-Tristan Bombosch und das in schwarz-weiß gehaltene Bühnenbild der Künstlerin Sabine Bachem, das Anleihen an den Expressionismus der 20er Jahre aufleben lässt.

Es war eine gelungene Premiere zum 15-jährigen Jubiläum von theater glassbooth. Ein Stück, das unter die Haut geht, aber dennoch Platz lässt für einige heitere Stellen. Drei tolle Schauspieler machen aus dem „Weibsteufel“ einen dramatischen Parforceritt.

Freitag, 02. November 19:00 Uhr, Magazin Gladbeck (ausverkauft)

 

Sonntag, 04. November 18:00 Uhr, Magazin Gladbeck (ausverkauft)

 

Donnerstag, 08. November 20.00 Uhr, Theater im Depot Dortmund

 

Freitag, 09. November 20:00 Uhr, Theater im Depot Dortmund

 

Samstag, 17.November 20:00 Uhr, Katakomben Theater Essen

 

Samstag, 24. November 19:30 Uhr, Rottstr 5 Theater! Bochum

 

 

2. Philharmonisches Konzert unter dem Motto „Langsamer Abschied“

Am 23. und 24.10.2018 luden die Dortmunder Philharmoniker unter der sensiblen Leitung des jungen skandinavischen Dirigenten Daniel Blendulf zum 2. Philharmonischen Konzert mit dem Motto „Langsamer Abschied“ in das hiesige Konzerthaus. Ars tremonia war am 23.Oktober 2018 dabei.

Die beiden Komponisten und die drei Werke waren passend zur Thematik ausgewählt.

Von einem hohen Schaffensgipfel blicken die Komponisten Jean Sibelius (1865 – 1957) und Edward Elgar (1865 – 1934) in privaten sowie gesellschaftlich schwierigen Umbruchzeiten musikalisch etwas melancholisch auf eine versunkenen Epoche.

Nicht nur die politischen Veränderungen und ein Weltkrieg (!914 -1918), sondern auch neue Einflüsse durch die atonale Musik (zum Beispiel Arnold Schönberg) lassen sie nostalgisch zurück blicken. Die Komponisten der Spätromantik stehen im Spannungsfeld zwischen Romantik und den modernen Einflüssen. Sibelius und Elgar machen zudem Depressionen (Sibelius) und Krankheit (riskante Mandeloperation bei Elgar) zu schaffen. Der „langsame Abschied“ betrifft also viele Bereiche und gehört zu unserem Leben.

Mit „Die Okeaniden op. 73“ von Jean Sibelius ging es los. Es ist das einzige musikalische Werk des finnischen Komponisten, mit dem dieser sich der griechischen Mythologie zuwendet.

Okeaniden nannte der Dichter Hesiod die Töchter des Okeanos, der göttlichen Personifizierung eines die bewohnte Welt umfließenden gewaltigen Stromes. Sie durchwandern die Tiefen der Ursee.

Leicht und flirrend beginnt nach einem kurzen Paukenschlag die Musik und lässt im Publikum Bilder im Kopf von schwimmenden Okeaniden entstehen. Nach ruhigeren und tänzerischen Passagen steigert sich das Ganze zu einem orchestrieren rauen Sturm.zum Finale beruhigt sich alles und die Klänge enden in einem ruhigeren elegischen Fahrwasser.

Virtuos interpretierte Franziska Batzdorf das Cellokonzert von Elgar. (Foto: © Paul Galke)
Virtuos interpretierte Franziska Batzdorf das Cellokonzert von Elgar. (Foto: © Paul Galke)

Das folgende „Cellokonzert e-Moll op. 85“ von Edgar Elgar hatte mit Franziska Batzdorf von der Dortmunder Philharmoniker eine hervorragende Solo-Cellistin und Interpretin, die gut mit dem Orchester interagierte. Das Konzert entstammt aus der letzten Schaffensphase des Komponisten. Und ist überwiegend von einer melancholischen Stimmung geprägt. Das viersätzige wechselvolle Cellokonzert hat in seine Finale den umfangreichsten Satz des Werkes und es erscheint als Reminiszenz erst die Melodie des Adagio und dann das Cello-Rezitativ vom beginn des ersten Satzes. Zum einem fast abrupten Ende getrieben wird der letzte Satz im vollen Orchesterklang .

Nicht ohne Grund versah der Komponist sein Cellokonzert am Ende mit den Worten „Fins.R.I.P.“ Es war sein letztes vollendetes Werk.

Das begeisterte Publikum bekam noch einen berührenden „Elgar-Zuschlag“ als Zugabe vo Franziska Batzdorf.

Nach der Pause folgte die letzte vollendete Sinfonie, die „7. Sinfonie C-Dur op. 105“ von Jean Sibelius. Als dreisätzige Werk geplant, entwickelter er eine Sinfonie in nur einem Satz. Die Musik ist, im Gegensatz zu seiner Lebenssituation (Depression und Alkoholsucht) zunächst von einer friedlichen Musik in schillernden Farben geprägt. Sie befindet sich in einem ständigen organischen Fluss und Gestalt-wandel. Mal heiter-tänzerisch, dann wieder wild-temperamentvoll wechselt die Siebte ihr Erscheinungsbild wie ein Chamäleon

Das Adagio-Finale wird mit einem Posaunenruf eingeleitet und am Ende führt die Musik in eine andere friedliche „himmlische“ Welt hinauf. Es sollte sein letztes großes Vermächtnis werden.

Ausstellung als Link zum Verhältnis zwischen Frauen und Technologie

Auf der Ebene 3 des Dortmunder U, dem Sitz des Hardware-Medien-Kunstvereins (HMKV) wird vom 27.10.2018 bis zum 24.02.2018 die Ausstellung „Computer Grrrls“ zu sehen sein. Es handelt sich um eine Koproduktion mit La Gaîté Lyrique (Paris). Diese Ausstellung wird auch im Anschluss in Paris (La Gaîté Lyrique) und danach in Eindhoven (MU) in den Niederlanden gezeigt werden.

Die Direktorin des HMKV und Kuratorin Dr. Inke Arns und Ko-Kuratorin Marie Lechner (La Gaîté Lyrique) informierten über die Ausstellung und gaben einen ersten Einblick bei einem Presserundgang.

„Computer Grrrls“ (in Anspielung auf die Schreibweise der technofeministischen Bewegung) versammelt 23 Arbeiten und Positionen von 26 Künstlerinnen und einem Künstler aus 16 verschiedenen Ländern von Australien bis zum Iran, die das Verhältnis von Geschlecht und Technologie in Geschichte und Gegenwart verhandeln und künstlerisch darstellen.

Die Direktorin des HMKV und Kuratorin Dr. Inke Arns und Ko-Kuratorin Marie Lechner (La Gaîté Lyrique) informierten über die Ausstellung.
Die Direktorin des HMKV und Kuratorin Dr. Inke Arns und Ko-Kuratorin Marie Lechner (La Gaîté Lyrique) informierten über die Ausstellung.

Dazu muss man wissen, bis in die sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts haben die Frauen eine wesentliche Rolle in der technologischen Entwicklung gespielt. Sie waren als Telegrafinnen, Telefonistinnen oder später auch als Programmiererinnen tätig. Rechnen galt als weibliche Tätigkeit und Frauen berechneten astronomische Daten, knackten den Verschlüsselungscode der Nazis und vieles mehr. Mit der Einführung des PC (Personal Computer) und dem Beruf des Informatik- Ingenieurs um 1985 fand eine „Vermännlichung“ statt.

Mit einer großangelegten Timeline an der Wand wird diese Entwicklung von dem 18. Jahrhundert bis heute eindrucksvoll dokumentiert.

Erst in den 1990iger Jahren kam es dann zur Entstehung der ersten cyberfeministischen Bewegungen, die die Frauen ermutigten, sich die modernen Technologien (wieder) anzueignen und sich als handelnde kreative Personen zu nutzen.

Die Ausstellung zeigt diese Kreativität der jungen Künstlerinnen in der Vielfalt der Medien und der selbstironischen offenen weiblichen Herangehensweise an den versteckten Optimierungs-Druck, Rassismus und dem Aufzeigen der Möglichkeiten der sich rasch entwickelnden Technologien.

Die verwendeten Medien reichen von 3D-Drucken, Videoinstallationen, Filmtutorials und analoge Skulpturen, Algorithmen, Poster, sezierte analoge Rhythmusgeräte, einen Dokumentarfilm, eine stereoskopische 3D-Projektion, Fotografien, aufblasbare Figuren sowie Zeichnungen und Aquarelle. Hier trifft Lowtech auf die sogenannte Künstliche Intelligenz (KI), Hightech auf Lötkolben und ein Friseursalon auf ein Virtual Reality Set.

Besonders interessant ist die Postion der afroamerikanischen Frauen innerhalb der Ausstellung. Hier treffen esoterisch-mythologische Einflüsse auf moderne Technik.

Die Besucherinnen und Besucher haben die Gelegenheit, eine spannende Virtual Reality-Reise in eine andere (am Ende freiheitliche ?) Welt zu unternehmen.

Die Kuratorinnen haben ein große und Auswahl und Bandbreite von technofeministischen Manifesten zusammengestellt, die zum größten Teil zwischen den 1990iger Jahren und heute veröffentlicht wurden.

Es gibt viel zu entdecken. Also viel Zeit einplanen! Ein Begleitheft gibt es natürlich auch.

„Computer Grrrls“ wird am Freitag, den 26.10.2018 um 19:00 Uhr auf der Ebene 3 (HMKV) eröffnet.

Weiter Informationen erhalten Sie unter www.hmkv.de

Theaterstück „Der Weibsteufel“ ins Ruhrgebiet vor hundert Jahren verlegt

Die freie Theatergruppe glassbooth wurde vor15 Jahren von Jens Dornheim und Gordon Stephan ins Leben gerufen. Mit ihren besonderen Stücken haben sie seitdem in unterschiedlichen Schauspieler-Besetzungen an verschiedenen Spielorten im Ruhrgebiet und darüber hinaus das Publikum überrascht. Eine intensive Kooperation gibt es mit dem Theater im Depot in Dortmund.

Hier sei nur an das erste selbst verfasst Stück der Gruppe „CONTAINER LOVE“, das 2014 und 2015 erfolgreich dort gespielt wurde erinnert.

Mit einem in mehrerer Hinsicht bemerkenswerten Produktion kommt „glassbooth“ mit „Der Weibsteufel“, einem Drama von des österreichischen Schriftstellers Karl Schönherr (1867 – 1943) und den drei Schauspielern Alexandra Lowygina, Ulrich Penquitt und Carl Bruchhäuser in das Theater im Depot.

Regie führt Jens Dornheim, die Idee hatte Alexandra Lowygina, für den musikalischen Hintergrund Musik ist Danny-Tristan Bombosch verantwortlich. In einer dynamischen Teamarbeit wurde das Stück zusammen entwickelt. Dazu gehörte auch Dorothee Ahrens (Kostüme) und Sabine Bachem (Bühne).

Das Team des theaters glassbooth für die Produktion "Der Weibsteufel": (v.l.n.r.) Danny-Tristan Bombosch (Musik), Sabine Bachem (Bühne) Ulrich Penquitt (Schauspieler), Alexandra Lowygina (Schauspielerin), Carl Bruchhäuser (Schauspieler) und jens Dornheim (Regie).
Das Team des theaters glassbooth für die Produktion „Der Weibsteufel“: (v.l.n.r.) Danny-Tristan Bombosch (Musik), Annika Loomann (Regieassistentin) Ulrich Penquitt (Schauspieler), Alexandra Lowygina (Schauspielerin), Carl Bruchhäuser (Schauspieler) und jens Dornheim (Regie).

Der ursprünglich in Österreich spielende „Alpenkrimi“ (mit entsprechender Sprache) wurde in das Ruhrgebiet kurz nach dem Ersten Weltkrieg zur Zeit des Ruhrkampfes. In einer alten Baracke leben ein Schmuggler und seine Frau, die er darauf ansetzt, einem Leutnant schöne Augen zu machen und abzulenken. Dieser verdächtigt den Schmuggler, mit den „Roten“ zu sympathisieren und sie mit Waren und Waffen zu versorgen. Es stellt sich für alle die Existenzfrage. Der Schmuggler träumt vom Häuschen und finanzielle Absicherung, dem Leutnant geht es um seine Karriere. Dazwischen steht die Frau. Die möchte eigentlich gerne ein Kind. Es entspinnt sich sich eine höchst emotionales Drama und eine amour fou im Ruhrgebiet und die Personen drohen sich in ihren eigenen Intrigen zu verstricken….

Wie Bombosch erklärte, werden die Spannungen mit basslastiger Synthesizer-Musik unterlegt und verdeutlicht.

Das Bühnenbild entspricht einer Baracke und wird, passend zu der Zeit, einige Accessoires des Expressionismus (Stichwort: das Cabinet des Dr. Caligari) aufweisen.

Die Kostüme sind, soviel sei verraten, an die Zeit vor hundert Jahren angelehnt. Die Sprache ist bewusst hochdeutsch mit einem leichten rauen „Ruhrgebiets-Unterton“und kein klischeehafter Ruhrgebiets-Slang. Es handelt sich ja nicht um eine Komödie oder Kabarett-Programm.

Interessant wird wohl sein, wie die emanzipatorische Entwicklung der Frau auf die Bühne gebracht wird.

Die Aufführung dauert ungefähr 110 Minuten und die Premiere findet am Freitag, den 26.10.2018 um 20:00 Uhr im Theater im Depot Dortmund (Immermannstraße 29).

Kartenreservierungen:

Theater im Depot: 0231/ 98 22 336 (AB) oder ticket@theaterimdepot.de oder an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

Weitere Termine für „Der Weibsteufel“ 2018:

Samstag, 27. Oktober 20:00 Uhr, Theater im Depot

Freitag, 02. November 19:00 Uhr, Magazin Gladbeck

Sonntag, 04. November 18:00 Uhr, Magazin Gladbeck

Donnerstag, 08. November 20.00 Uhr, Theater im Depot Dortmund

Freitag, 09. November 20:00 Uhr, Theater im Depot Dortmund

Samstag, 17.November 20:00 Uhr, Katakomben Theater Essen

Samstag, 24. November 19:30 Uhr, Rottstr 5 Theater! Bochum

Demokratisierung von Technik im Zentrum des „Innovative Citizen“ Festival

Zum fünften Mal findet vom 26. bis 28. Oktober 2018 auf der Ebene 2 des Dortmunder U, der UZWEI (Zentrum für kulturelle Bildung), zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT und der Folkwang Universität der Künste (Essen) das „Innovation Citizen“- Festival für demokratische Technik im Jahr 2018 statt. Erstmals ist als Festival-Ort die Werkhalle Union Gewerbehof an der Huckarder Straße mit an Bord.

Wie Judith Schanz von der Folkwang Universität erklärte, ist das Ziel des Festivals, die BürgerInnen zu einem affinen, aber auch kritischen Umgang mit den neuen Technologien und diese autonom und selbstbestimmt für sich nutzbar zu machen. Das Motto lautet „Selber machen, selbst denken“.

In Vorträgen, Gesprächen und mit 20 bis 30 Workshops werden Möglichkeiten und Chancen der modernen Technologie gezeigt, wie die Bürger sie gleichzeitig smart, aber auch für einen selbstbestimmten Lebensstil einsetzen zu können. Es geht darum, selbstbewusst seinen eigenen Weg zu gehen und Ideen zur Verwirklichung mit Unterstützung der LeiterInnen der Workshops zu entwickeln. Es spielt aber dabei eine wichtige Rolle, die vorhandenen Ressource sinnvoll und nachhaltig (im Interesse auch der Umwelt) zu nutzen.

Ricarda Schwede (links) vom Dortmunder U und Judith Schanz (Folkwang Universität) freuen sich auf viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Ricarda Schwede (links) vom Dortmunder U und Judith Schanz (Folkwang Universität) freuen sich auf viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

In den zahlreichen Workshops können die TeilnehmerInnen der zahlreichen Workshops ihr erworbenes Wissen in den Bereichen Digitale Fertigung, Food +Farming, Circular City und Textiles praktisch umsetzen. Angeboten werden etwa Workshops zur Zucht von Edelpilzen oder zum Fermentieren von Gemüse, zum Upcycling von Altkleidern und Schmuck oder 3D-Druck und CAD für Anfänger. Bei einem großen Workshop können zum Beispiel Kinder (8 bis 10 Jahre) bei der bildenden Künstlerin Susanne Henning eine Unsinn-Maschine bauen oder aus Werbebannern Taschen machen. Der Fantasie sind also keine Grenzen gesetzt.

An Freitag, den 26.10.2018 wird das Festival mit einem Rahmenprogramm (Thema:Wie kann man die Welt retten) ab 19:00 Uhr im Kino (Dortmunder U) eröffnet und endet am 28.10.2018 mit einer Party in der Werkhalle Union Gewerbehof. Dort kann dann gefeiert und die geschaffenen Dinge gezeigt werden, die dann auch nach Hause mitgenommen werden können. Das zeigt einen weiteren Aspekt des Festivals. Die enorme Bedeutung von Gemeinschaft.

Innovative Citizen in Europa:

Im September 2018 fand bereits ein internationaler Ableger des Festivals im Rahmen des EU-Projekts smART places in Kooperation mit ETOPIA – Center for Art and Technology in Saragossa statt. Ziel ist, auch auf europäischer Ebene den Bürger als gesellschaftlichen Innovator in den Fokus zu rücken.

Für die die Workshops und Veranstaltungen ist eine Anmeldung erforderlich.

Die Tickets für die Workshops kosten 25 Euro (5 Euro die Party).

Infos und Anmeldungen bitte unter: http://innovative-citizen.de/

Dekoration oder Körper? – Gemeinschaftsausstellung aus Le Havre

Seit 15 Jahren besuchen sich wechselseitig VertreterInnen der Künstlervereinigung „Dortmunder Gruppe“ und KünstlerInnen aus Le Havre (oder anderen Partnerstädten und haben einen konstruktiven Austausch. Im Jahr 2008 kamen zum Beispiel schon einmal zwei französische Künstler nach Dortmund, um hier auszustellen.

Unter dem Titel „Décor ou des corps? Dekoration oder Körper?“ zeigt die Städtische Galerie Torhaus Rombergpark vom 21. Oktober bis zum 11. November 2018 in einer Gemeinschaftsausstellung von einer Künstlerin und zwei Künstlern aus Le Havre.

In unterschiedlicher Weise lassen sie den Betrachtern viel Raum für individuelle Assoziationen und haben viel geheimnisvoll-mysteriöses. Sie chargieren zwischen offenen und versteckten Körperlichem, Konkretem und Abstrakten, Femininem und Maskulinem, sowie zur-Schau-Stellung und diskreter Intimität.

Die Textilkünstlerin Martine Compère-Spitzer (Jahrgang 1962) Arbeiten stehen unter dem Titel „Ein Universum, in dem das Brutale und das Feine nebeneinander existieren..“

Sie benutzt verschiedene Stoffe, Fotografien oder sogar Pferdehaare und mit Vorliebe alte und gebrauchte Materialien. Gefundene Stück wie etwa Muscheln, werden von ihr mit eingearbeitet. Stickereien, Strapse, Korsagen dienen ihr als künstlerisches Ausdrucksmittel.

Französische Kunst im Torhaus. (v.l.n.r.) Martine Compère-Spitzer, Bernard Lerêtre und Gabriel Reis-Mendonça.
Französische Kunst im Torhaus. (v.l.n.r.) Martine Compère-Spitzer, Bernard Lerêtre und Gabriel Reis-Mendonça.

Der Zeichner und Musiker Bernard Lerêtre aus Le Havre ist begeistert von der Abbildung von Licht und Schatten auf dem menschlichen, vorzugsweise weiblichen Körper, wie man sie aus der schwarz-weiß Fotografie kennt. Seine mit Kreide auf schwarzem Papier gezeichneten Frauenkörper meistens von der Seiten- oder Rückenansicht zu sehen, wirken sowohl erotisch wie auch geheimnisvoll-mysteriös. Sie wirken wie echte Fotografien und sind nur beim näheren Betrachten als Zeichnungen zu erkennen.

Gabriel Reis-Mendonça, geboren 1950 in Rabat/Marokko, arbeitet in Le Havre an seinen Werken und stellt sie unter dem Titel „Zwischen Zur-Schau-Stellung und Intimität“. Seine Gemälde, vornehmlich in hellen, gelb-orange oder grünen Tönen sind oft abstrakt (inspiriert auch von Charles Baudelaire,1821-1867) gehalten.

Klar erkennen lassen sich aber beispielsweise einzelne Gliedmaßen wie Fuß und Arm, jedoch der eigentliche Körper erschließt sich erst beim näheren Hinsehen.

Seine Arbeiten bewegen sich im Spannungsverhältnis von Femininem und Maskulinem.

Besonders deutlich wird das bei zwei gegenüber gestellten aus altem Leinen bestehenden grell-grüne Blusen -(Hemden). Auf den ersten Blick sehen sie etwas verschmutzt aus.Wenn man genauer hin sieht, erkennt man aber von der einen Seite einen nackten weiblichen, und mit Sicht der anderen Seite einen nackten männlichen Körper.

Da bleibt bei allen Werken viel Raum für Assoziationen und Fantasie der Besucher und einiges zu entdecken.

Die Vernissage findet am Sonntag, den 21.10.2018 um 11:00 Uhr in der Städtischen Galerie

Torhaus Rombergpark statt.

Grußwort: Burkhard Rinsche (Kulturbüro Stadt Dortmund)

Begrüßung: Alexander Pohl (1. Vorsitzender Dortmunder Gruppe) und der Einführung durch Annette Witbroek.

Hollywood Hits: War and Peace im Dortmunder Konzerthaus

Das große Thema der Dortmunder Philharmoniker in dieser Spielzeit ist „Krieg und Frieden“.

Darum ging es auch beim 1. Konzert für junge (und jung gebliebene) Leute am Montag, den 15.10.2018 im hiesigen Konzerthaus.

Bekannte Filmmusik aus verschiedenen Jahrzehnten wurden emotional für das Publikum von den Dortmunder Philharmonikern (und gelegentlicher Chor-Unterstützung) unter der engagierten Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz lebendig gemacht. Die Bandbreite reichte vom großen Heldenpos bis zu berühmten Liebesgeschichten.

Moderiert wurde der Abend humorvoll von Sebastian 23 (im letzten Konzert für junge Leute noch mit seiner Lesebühne LMBN am Start). Er ließ es sich nicht nehmen, auch einen kritisch-aktuellen Poetry-Slam-Beitrag um einen „Besorgten Bürger“ zum Besten zu geben.

Das Musik-Programm zeichnete sich durch Vielfältigkeit und seine Genre-Breite aus. Mal dramatisch temperamentvoll, öfter auch pathetisch, dann wieder sensibel melancholisch und intensiv in den leisen Tönen. Die Philharmoniker konnte mit ihrem Dirigenten zusammen ihr Können und gutes Zusammenspiel unter Beweis stellen.

Die Dortmunder Philharmoniker spielen Filmmusik aus berühmten Filmen von "Das Boot" bis zu "La La Land". (Foto: © Anneliese Schürer)
Die Dortmunder Philharmoniker spielen Filmmusik aus berühmten Filmen von „Das Boot“ bis zu „La La Land“. (Foto: © Anneliese Schürer)

Das breite Spektrum reichte von Filmmusik aus „Das Boot“ (Klaus Doldinger) , „Gladiator“ (Hans Zimmer), den „Walkürenritt“ (Richard Wagner) aus „Apocalypse Now“, „Der Soldat James Ryan“ (John Williams), Maurice Ravels Klavierkonzert G-Dur, (Adagio assai aus „Biutiful“), bewegend von Tatjana Prushinskaya am Piano interpretiert, natürlich „Krieg und Frieden“ (Nino Roto) „Vom Winde verweht“ ( Max Steiner) bis zu „The Monuments Men – Opening Titles“ (Alexandre Desplat) sowie als friedlicher Abschluss und Liebe zum Finale hin „La La Land (Concert Suite)“ von Justin Hurwitz.

Für das begeisterte Publikum gab es selbstverständlich mit der „Star Wars“-Titelmusik danach noch eine starke Zugabe.

Die „Nur nichts Neues“! – Ausstellung im Kunstbonbon

Unter dem Motto „Nur nichts Neues!“ zeigt Karin Schmidt in ihrer kleinen aber feinen Galerie Kunstbonbon in der Chemnitzer Straße 11 ihre alljährliche „Krempelkunst“.

Eigentlich wollte sie ja dieses Mal überwiegend ungewöhnliche großformatige Bilder zeigen. Der Hitzewelle im Sommer geschuldet malte sie aber lieber in ihrem Atelier auf 10 x 10 kleinen Leinwänden, Frühstücksbrettchen und Mini-Zetteln. Später sind dann noch einige Bilder und Collagen dazu gekommen.

An den Wänden werden wieder etliche witzig-hintersinnige „Morgenseiten“ sowie einige Materialcollagen an den Wänden hängen.

Es finden aber auch neuere Krempel-Objekte den Weg in die Regale. Getreu dem Motto der Ausstellung ist außer den Skizzenbüchern nichts neu gekauft. Es wurde gebraucht geschenkt, interessante „Kunststücke“ gefunden oder existierten seit Jahren im Fundus und fügten sich in das Gesamtkonzept ein.

Darunter Schätze wie eine wieder entdeckte Tüte mit künstlichen Blättern, eine uralte Holzschindel (von einem alten brandenburgischen Hof), getrocknete Blätter einer Palme, ein vor langer Zeit mal erworbener Mikrofaser-Putzmops, sogar ein geschenktes Riesengebiss und noch vieles mehr.

Die Galeristin Karin Schmidt zeigt eigene Arbeiten in ihrem Kunstbonbon.
Die Galeristin Karin Schmidt zeigt eigene Arbeiten in ihrem Kunstbonbon.

Hier wird versucht, sich mit den Auswirkungen der täglichen (negativen) Nachrichten aus den Medien, die Beobachtungen der Umwelt und der darin lebenden Menschen künstlerisch auseinander zu setzen und in eine vereinfachte Bildsprache umzusetzen.

Nicht zuletzt die Eindrücke, durch das Internet auf die Menschen einprallen, verstärken oft ein Gefühl des Unverständnisse, Überforderung und Unwohlsein.

Da kann es schon hilfreich sein, möglichst den Humor nicht zu verlieren.

Die Vernissage findet am Samstag, den 20.10.2018 um 15:00 Uhr im Kunstbonbon statt.

Die Ausstellung dauert bis zum 13.11.2018 und ist zu folgenden Öffnungszeiten zu sehen:

di 13-18, fr 15-20, sa 12-15 Uhr

Der Eintritt ist wie immer frei.

28. Internationale Ballettgala im Opernhaus Dortmund

In diesem Jahr feierte die Internationale Ballettgala im Opernhaus Dortmund am 13./14. Oktober 2018 schon seinen 28.Geburtstag. Jedes Jahr folgen nationale und internationale Stars der Ballett-Szene gerne dem Ruf von Ballett-Direktor Xin Peng Wang (künstlerische Gesamtleitung) in unsere Stadt mit seinem treuen und enthusiastischem Publikum. Ars tremonia war am 14.10.2018 mit dabei. Moderiert wurde der lange Gala-Abend wie gewohnt souverän und humorvoll von Kammersänger Hannes Brock.

Das NRW Juniorballett konnte schon zu Beginn ihr großes Können und Potenzial mit ihrer Interpretation von Tschaikowskys „Schwanensee“ (Choreografie: Xin Peng Wang) und nach der Pause mit der Uraufführung von „Pax de X“ (Choreografie: Raimondo Rebeck) zeigen.

Es gab aber noch drei weitere Uraufführungen zu bewundern.

Beeindruckend waren da „Under the Tide“ (Choreografie: Kristian Lever“) sensibel und mit den Mitteln des modernen zeitgenössischen Balletts umgesetzt von Natalia Matsak, Matthew Golding (Ukrainisches Nationalballett Kiew / English National Ballet). Nach der Pause begeisterten sie auch in Tschaikowskys „Schwarzer Schwan“ (Choreografie: Marius Petipa) und zeigten, was sie auch technisch im klassischen Ballett drauf haben.

Mit MESH (Choreografie: George Williamson) als dritte Uraufführung überzeugten auch Ksenia Ovsyanick und Denis Vieira vom Staatsballett Berlin.

Die Liebe in verschiedenen Variationen war ein Thema des Abends. Viele Traumpaare wie Alina Cojocaru und Johan Kobborg, die schon genannten Natalia Matsak und Matthew Golding sowie Ksenia Ovsyanick, Misa Kuranaga und der kubanische Ballett-Sunnyboy Osiel Gounea oder Yulia Stepanova und Denis Rodkin verzauberten das Publikum mit ihrer vitalen Eleganz und technischem Können.

Ksenia Ovsyanick (Staatsballett Berlin) war bei den beiden Stücken "Diamonds" und "MESH" zu sehen. beide Male mit ihrem Tanzpartner Denis Vieira. Foto: ©Amber Hunt
Ksenia Ovsyanick (Staatsballett Berlin) war bei den beiden Stücken „Diamonds“ und „MESH“ zu sehen. beide Male mit ihrem Tanzpartner Denis Vieira. Foto: ©Amber Hunt

Klassisches Ballett hatte zu ungefähr 50 % seinen gebührenden Raum: Darunter Tschaikoskys „Schwanensee“ (Choreografie: Xin Peng Wang) der „Sterbende Schwan“ (Choreografie Michel Fokine) mit einer bewegenden Interpretation von Yulia Stepanova (Bolshoi Ballett Moskau) und „Giselle“ (Choreografie: Elena Tschernischova) mit Maria Yakovleva, Denys , Cherevychko vom Wiener Staatsballett sowie „Romeo und Julia“ (Choreografie: John Cranko) mit Misa Kuranaga und Osiel Gouneo.

Interessant war die moderne Umsetzung von „Carmen“ (Choreografie: Alberto Alonso) mit Yulia Stepanova, Denis Rodkin (Bolshoi Ballett Moskau).

Zwei Leckerbissen gab es noch zum Schluss. „No Man‘s Land“ (Choreografie: Liam Scarlett) wurde nicht nur einfühlsam von Alina Cojocaru und Johan Kobborg tänzerisch dargestellt, sondern mit der Musik von Franz Liszt sogar live am Flügel von Tatiana Prushinskaya begleitet.

Als kleinen Einblick in Xin Peng Wangs neues großes Projekt „Inferno“ – aus Dantes: Die Göttliche Komödie (Premiere am 03.11.2018) zeigte das Ballett Dortmund und das NRW Juniorballett die „Geometrie der Hölle“ als Uraufführung.

Ein fantastische und wahrhaft „infernale“ Kostprobe.

Unterschiedliche Perspektiven auf Europa im Dortmunder Schauspiel

In der Uraufführung von „Ich, Europa“ am 13.10.2018 im Schauspielhaus Dortmund unter der Regie von Marcus Lobbes warfen elf SchauspielerInnen des hiesigen Ensembles mit Texten von elf Autorinnen und Autoren aus der arabischsprachigen Welt, Nord-Afrika und dem (alt-osmanischen) Balkan einen multiperspektivischen Blick von außen auf Europa. Eine ambivalente Geschichte mit exportierter Kultur, Gewalt (Waffen) und Nationalismus einerseits, und befruchtender Koexistenz zwischen Orient und Okzident andererseits.

Ausgangspunkt war ein Aufruf, der Figur „Europa“ aus der perspektivischen Außensicht dieser Autoren einen Raum zu geben. Nur ein Text stammt von dem Dramaturgen (Assistent) Matthias Seier.

Die SchauspielerInnen vom Dortmunder Ensemble haben vom Regisseur viele Freiheiten bekommen und die originalen Texte gekürzt und sich mit ihnen ganz individuell auseinander gesetzt.

Man hatte als Publikum öfter das Gefühl, die Texte wären extra für die jeweiligen Schauspielerinnen geschrieben worden. Alle drückten in ihrer 7 bis 12 minütigen Darstellung eindrucksvoll ihre ganz persönliche Vorstellung und Interpretation der jeweiligen Textvorlage aus und ließen sie lebendig werden.

Die Bühne war mit beweglichen Wänden, die gleichzeitig als Projektionsfläche für die unterschiedlichsten Hintergründe passend zu den Texten diente, meditativen Klangschalen und wenigen anderen Requisiten eher dezent ausgestattet. Die Videoprojektionen von Mario Simon und die klangliche Begleitung durch den musikalischen Leiter Tommy Finke sorgten für den starken atmosphärischen Backround.

Am Anfang stand der mythologische Hintergrund. Nach ihr war Europa eine phönizische Königstochter, die von Gott Zeus in Form eines Stieres nach Kreta entführt wurde Auf der Suche nach ihr gründete einer ihrer Brüder (Kadmos) das sagenumwobene Theben als den Beginn Europas.

Der Stier wird als großes Stoff-Exemplar bei der Darstellung der erstem Textvorlage von Nermina Kukic (aus Montenegro/ lebt in Düsseldorf) unter dem Titel „Europa Hipohondrija“ in schwerer Arbeit von Schauspielerin Friederike Tiefenbacher auf die Bühne gebracht. Sie stellt wunderbar Europa als etwas schlecht gealterte, etwas selbst mitleidige trunkene Figur dar.

Im weiteren Verlauf werden die verschiedenen Aspekte und Fragen der über 1400 Jahre währenden Liebes und Leidensgeschichte zwischen Morgenland und Abendland und Europa angesprochen.

Dabei werden unter anderem die bis in die Gegenwart dauernden Waffenlieferungen an die Türkei, mit denen die kurdische Bevölkerung mit Waffen (aus den ehemaligen NVA-Beständen der Ex-DDR) ermordet wurden und vieles mehr. Mal wütend laut oder auch fast poetisch eindringlich wurden aber auch Wünsche und Hoffnungen zu Europa dargestellt.

Darunter fällt etwa der eindrucksvolle Appell für mehr Empathie und Solidarität in Okzident und Orient, die der Text von Yasmina Khadra aus Kénadsa in Algerien (lebt in Aix-en-Provence).

Symbolhaft bringt Alexandra Sinelnikova den Text als eine Art „Kleiner Prinz“ vor der roten Rose dar.

Ekkehard Freye als Euopa in dem Stück "Ich, Europa". (Foto: © Birgit Hupfeld)
Ekkehard Freye als Euopa in dem Stück „Ich, Europa“. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Ein großes Kompliment an dieser Stelle an die Kostümbildnerin Pia Maria Mackert, die nicht nur hier wunderschöne und phantasievolle Kostüme für die Aufführung entwickelt hat.

Der Text „Die Friedensbraut“ von von Muzaffer Ötztürk (Banaz / Izmir) gibt die wahre Geschichte der italienischen Aktionskünstlerin Pippa Bacca wieder, die von Italien aus als Friedensbraut durch Europa reiste und so für ein friedliche miteinander warb. Lebendig wurde die Geschichte von Bettina Lieder auf die Bühne gebracht Mit ihrer guten Stimme sang sie auch noch live einen Song.

Dem anwesenden Autor scheint es auch gefallen zu haben.

Stark angesprochen wurden auch aktuelle Krisen und Probleme wie etwa die Not der Flüchtlinge, die nach Europa drängen.

Ekkehard Freye mußte sich im verschlissenen Kleid bei der Umsetzung des Textes „Ich bin Europa“ von Iman Humaydan (Ain Aaoub / Paris) tapfer als ängstliche Figur Europa den stürmischen Ansturm der vor Not und Krieg flüchtenden entgegenstellen, und trotz allem ihren Idealen folgen. Es wurde eine große Bandbreite an Fragen in einer eindrucksvollen und nachdenklich machenden Aufführung aufgeworfen. Was sind die eigentlichen Grenzen von Europa? Wo fängt es an und hört es eigentlich auf? Wie wollen wir es friedlicher gestalten und welche Werte sollen es bestimmen? Welche Verantwortung hat Europa?

Ab der zweite Aufführung am 27.10.2018 um 19:30 Uhr werden die arabischen Übertitel fertig gestellt sein!

Informationen zu den weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de und Tel.: 0231/ 50 27 222.