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Internationale Gruppenausstellung über Rechtsextremismus im Netz

Auf der Ebene 3 des Dortmunder U zeigt der Hardware MedienKunstVerein (HMKV) vom 29.03.2019 bis zum 22.09.2019 die internationale Gruppenausstellung „Der Alt-Right Komplex – Über Rechtspopulismus im Netz“. „Alt Right“(Alternative Rechte) ist übrigens eine eher verharmlosende Bezeichnung.

In zwölf unterschiedlichen Projekten setzen sich 16 Personen aus zwölf europäischen Ländern (Deutschland bis Ungarn) mit den bedrohlichen Entwicklungen rechtspopulistischer Plattformen wie zum Beispiel Breitbart News, Cambridge Papers oder Online–Foren wie 4chan in verschiedener weise und künstlerischen Mitteln auseinander. Sie beschäftigen sich mit Memes (z.b. Pepe der Frosch, dem wohl bekanntesten Symbol der Trump-Anhänger*innen), oder Figuren wie etwa Steve Bennon (bis 2016 Chef der 2012 gegründeten rechtspopulistischen Plattform Breitbart News), oder rechts-religiöser Flaggen-Verehrung (USA) im Netz. Beschäftigt wird sich auch mit der sogenannten Prepper-Szene. Das sind „besorgte“ Menschen in West-Europa und vor allem in den USA, die sich akribisch auf den von ihnen erwarteten Kollaps der Zivilisation (Katastrophe) vorbereiten und Lebensmittelvorräte bunkern, Waffenübungen durchführen und mehr.

Verbreitet werden übers Netz aber auch sogenannte „White Supremacists“ (Rassistische Ideologien, die von der Überlegenheit der „weißen Rasse“ ausgehen) oder reaktionäres „Dark Enlightment“.

„Man weiß nicht, wo es beginnt und aufhört“, erläuterte Dr. Inke Arns (Kuratorin). Klar ist, dass sie einen subtilen Einfluss auf „unzufriedene“ User nehmen. In der „Netz-Blase“ arbeiten sie geschickt mit Symbolen, wiederholen von rechten Bedrohungs-Szenarien. Das kann im schlimmsten Fall zu einem eskalierenden Gewaltausbruch wie zum Beispiel bei Anders Breivik (2011) in Norwegen oder aktuell bei einem Exzess wie im neuseeländischem Christchurch.

 DISNOVATION.ORG, „Online Culture Wars“, 2018-2019 © the artist. Im Rahmen der Ausstellung „Der Alt-Right-Komplex - Über Rechtspopulismus im Netz“, HMKV im Dortmunder U, 30.3. - 22.9.2019
DISNOVATION.ORG, „Online Culture Wars“, 2018-2019 © the artist. Im Rahmen der Ausstellung „Der Alt-Right-Komplex – Über Rechtspopulismus im Netz“, HMKV im Dortmunder U, 30.3. – 22.9.2019

Einen interessanten Bezug zu den NSU-Morden und speziell auch den an dem Dortmunder Bürger Mehmet Kubaşik hat der Beitrag der beiden aus Künstlerinnen Paula Bulling und Anne König aus Deutschland. Unter dem Titel „Bruchlinien. Drei Episoden zum „NSU“ gestalteten sie ein großes Comic-Wandbild in drei Kapiteln.

Die Zeichnungen, die Fakten und Imagination verbinden, zeigen drei Akteurinnen, die gewollt oder ungewollt eine wichtige Nebenrolle in der Geschichte des NSU einnehmen.

Zum einen ist da Susann Eminger, engste Freundin und aktive Unterstützerin von Beate Zschäpe, dann auch die Verwaltungsbeamtin im Kölner Bundesamt für Verfassungsschutz Frau N. Sie wollte zunächst wichtige Akten nicht schreddern, tat es dann aber doch. Was wurde unter den Teppich gekehrt?

Die dritte Episode mit den Erlebnissen von Gamze Kubaşik (Tochter des am 4. April in Dortmund ermordeten Mehmet Kubaşik) wird in dieser Ausstellung erstmals gezeigt. Ihrer Vermutung, dass der Täter aus dem rechtsextremen Umfeld stammen könnte, gingen die deutschen Sicherheitsbehörden nicht nach.

Ein eindrucksvolles großes Comic-Bild von der Demonstration in Kassel (2006 nach dem neunten Mord) steht im Mittelpunkt. Worum blieben die Stimmen der migrantischen Communities in der hiesigen Öffentlichkeit über Jahre ungehört?

In verschiedenster Form, mit Texten, Videos, Filmausschnitten, performativen Installationen und mehr beschäftigen sich die Arbeiten der europäischen Künstler*innen sowohl mit dem amerikanischen Kontext wie auch mit speziell deutschen Phänomenen.

Die Ausstellung wird in einem sich verengendem Gang von einem kritischen Glossar begleitet, das die wichtigsten Begriffe kurz erklärt.

Auch die Verwicklung von wirtschaftlichen und politischen Machtinteressen, (zum Beispiel die Unterstützung der US-amerikanische Investor deutscher Herkunft Peter Andreas Thiel im Wahlkampf von Donald Trump) werden deutlich.

Die Ausstellungseröffnung findet am 29. März um 19 Uhr statt. Im Rahmen der Ausstellungseröffnung wird auch der Justus Bier Preis 2018 verliehen. Am 30. März um 15 Uhr haben die Besucher die Gelegenheit eine Kuratorinnenführung mitzumachen.

Zudem gibt es eine Vortragsreihe „The Kids Are Alt-Right“. Hier wirden die unterschiedlichen Aspekte der Alt-Right-Bewegung beleuchtet. Bisher stehen zwei Termine fest (23. Mai 18 Uhr und 05. September 18 Uhr). Mehr Informationen auf hmkv.de

Die serbische Künstlerin Vanja Smiljanić zeigt mit „Waves of Worship“ den letzten Teil einer dreiteiligen Untersuchung zum Verhältnis von neuen religiösen Bewegungen und Nationalismus. Sie setzt sich am Samstag, den 30.03.2019 um 17:00 Uhr in Form einer Lecture-Performance mit der Internet-basierten, religiösen UFO-Bewegungen der Cosmic People sowie der Flag Nation Society (die ihre Gläubigkeit durch ihre Flaggen-Verehrung zeigen) auseinander.

Mehr Informationen vor allem über Sonderveranstaltungen gibt es unter hmkv.de

Ausstellung als Link zum Verhältnis zwischen Frauen und Technologie

Auf der Ebene 3 des Dortmunder U, dem Sitz des Hardware-Medien-Kunstvereins (HMKV) wird vom 27.10.2018 bis zum 24.02.2018 die Ausstellung „Computer Grrrls“ zu sehen sein. Es handelt sich um eine Koproduktion mit La Gaîté Lyrique (Paris). Diese Ausstellung wird auch im Anschluss in Paris (La Gaîté Lyrique) und danach in Eindhoven (MU) in den Niederlanden gezeigt werden.

Die Direktorin des HMKV und Kuratorin Dr. Inke Arns und Ko-Kuratorin Marie Lechner (La Gaîté Lyrique) informierten über die Ausstellung und gaben einen ersten Einblick bei einem Presserundgang.

„Computer Grrrls“ (in Anspielung auf die Schreibweise der technofeministischen Bewegung) versammelt 23 Arbeiten und Positionen von 26 Künstlerinnen und einem Künstler aus 16 verschiedenen Ländern von Australien bis zum Iran, die das Verhältnis von Geschlecht und Technologie in Geschichte und Gegenwart verhandeln und künstlerisch darstellen.

Die Direktorin des HMKV und Kuratorin Dr. Inke Arns und Ko-Kuratorin Marie Lechner (La Gaîté Lyrique) informierten über die Ausstellung.
Die Direktorin des HMKV und Kuratorin Dr. Inke Arns und Ko-Kuratorin Marie Lechner (La Gaîté Lyrique) informierten über die Ausstellung.

Dazu muss man wissen, bis in die sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts haben die Frauen eine wesentliche Rolle in der technologischen Entwicklung gespielt. Sie waren als Telegrafinnen, Telefonistinnen oder später auch als Programmiererinnen tätig. Rechnen galt als weibliche Tätigkeit und Frauen berechneten astronomische Daten, knackten den Verschlüsselungscode der Nazis und vieles mehr. Mit der Einführung des PC (Personal Computer) und dem Beruf des Informatik- Ingenieurs um 1985 fand eine „Vermännlichung“ statt.

Mit einer großangelegten Timeline an der Wand wird diese Entwicklung von dem 18. Jahrhundert bis heute eindrucksvoll dokumentiert.

Erst in den 1990iger Jahren kam es dann zur Entstehung der ersten cyberfeministischen Bewegungen, die die Frauen ermutigten, sich die modernen Technologien (wieder) anzueignen und sich als handelnde kreative Personen zu nutzen.

Die Ausstellung zeigt diese Kreativität der jungen Künstlerinnen in der Vielfalt der Medien und der selbstironischen offenen weiblichen Herangehensweise an den versteckten Optimierungs-Druck, Rassismus und dem Aufzeigen der Möglichkeiten der sich rasch entwickelnden Technologien.

Die verwendeten Medien reichen von 3D-Drucken, Videoinstallationen, Filmtutorials und analoge Skulpturen, Algorithmen, Poster, sezierte analoge Rhythmusgeräte, einen Dokumentarfilm, eine stereoskopische 3D-Projektion, Fotografien, aufblasbare Figuren sowie Zeichnungen und Aquarelle. Hier trifft Lowtech auf die sogenannte Künstliche Intelligenz (KI), Hightech auf Lötkolben und ein Friseursalon auf ein Virtual Reality Set.

Besonders interessant ist die Postion der afroamerikanischen Frauen innerhalb der Ausstellung. Hier treffen esoterisch-mythologische Einflüsse auf moderne Technik.

Die Besucherinnen und Besucher haben die Gelegenheit, eine spannende Virtual Reality-Reise in eine andere (am Ende freiheitliche ?) Welt zu unternehmen.

Die Kuratorinnen haben ein große und Auswahl und Bandbreite von technofeministischen Manifesten zusammengestellt, die zum größten Teil zwischen den 1990iger Jahren und heute veröffentlicht wurden.

Es gibt viel zu entdecken. Also viel Zeit einplanen! Ein Begleitheft gibt es natürlich auch.

„Computer Grrrls“ wird am Freitag, den 26.10.2018 um 19:00 Uhr auf der Ebene 3 (HMKV) eröffnet.

Weiter Informationen erhalten Sie unter www.hmkv.de

Sturm auf den Winterpalast – Forensik eines Bildes im HMKV

Unter dem Titel „Sturm auf den Winterpalast- Forensik eines Bildes“ zeigt der Hardware MedienKunstVerein im (HMKV) im Dortmunder U auf der Ebene 6 vom 25.11.2017 bis zum 08.04.2018 Teil Eins einer Doppelausstellung, die inhaltlich nichts miteinander zu tun haben, aber gut zusammen passen, so Inke Arns, die Direktorin des HMKV und Kuratorin der Ausstellung. Gemeint ist damit die Ausstellung „Die Grenze“.

Im Jahr 2017 jährt sich zum die Oktoberrevolution und Geburtsstunde der ehemaligen Sowjetunion zum hundertsten Mal. Im Blickpunkt dieser Ausstellung steht deren Gründungsmythos, der sich in der bekannten Fotografie „Sturm auf den Winterpalast“ manifestiert. Das Foto stammt allerdings nicht vom historischen Ereignis selbst, sondern von einem mit vielen Statisten nachgestellten theatralen Reenactment aus dem Jahr 1920 unter der Regie von Regisseur Nikolaj Evreinov. Die Ausstellung präsentiert Filmaufnahmen und Fotografien der „scheinbaren Realität“ und stellt sie dem eigentlichen realen Foto gegenüber. Es gab keine Revolution der Massen, sondern es war nur eine Handvoll Rotgardisten, die eine Gruppe Minister gefangen nahm, die längst aufgegeben hatten.

Die beiden Kuratorinnen der Ausstellung: Inke Arns (links) und Sylvia Sasse.
Die beiden Kuratorinnen der Ausstellung: Inke Arns (links) und Sylvia Sasse.

Aus einer retuschierten Fotografie wurden ein „historisches Dokument“ zur kulturellen Identitätsstiftung in der Sowjetunion. Dokumentiert wird das auch in den damaligen Schulbüchern.

Es ist aber keine historische Ausstellung zum „Sturm auf den Winterpalast“, wie Arns betonte. Es geht vielmehr darum zu verdeutlichen, wie fragil die Entstehung von Geschichte ist und um den Kontrast von Schein und Sein. Im digitalen Zeitalter durchaus von aktueller Brisanz.

Untermauert wird das durch neue Arbeiten zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler, die das Reenactment kommentieren und in einen politischen Zusammenhang bringen. Eindrucksvoll ist da als Beispiel ein höchst aktuelles Video von Regisseur und Autor Milo Rau. Es in Ausschnitten die in der Berliner Schauburg vom 03. bis 05. November 2017 durchgeführte „Generalversammlung“ mit sechzig Abgeordneten aus der ganzen Welt. Diese widmeten sich mit ihrem Entwurf eines Weltparlaments den globalen Problemen Menschenrechtsverletzungen, Steuerung ökologischen Entwicklungen oder sozialer Ungerechtigkeit. Stellvertretend für alle betroffenen Menschen, die kein politisches Mitspracherecht haben,wollten sie das neu gewählte deutsche Parlament herausfordern.

Zusammen mit der Wanderausstellung „Die Grenze“ wird die Ausstellung am Freitag, den25. November 2017 um 19:00 Uhr im Dortmunder U (HMKV) auf der Ebene 6 eröffnet.

Begrüßung: Edwin Jacobs, Direktor Dortmunder U

Einführung der Kuratorinnen: Dr, Inke Arns, Direktorin HMKV und Prof. Dr. Sylvia Sasse (Slavisches Seminar, Universität Zürich).

Keine Ausstellung für Coulrophobiker

Inke Arns hat die Ausstellung "Böse Clowns" kuratiert. (Foto: © Anja Cord)
Inke Arns hat die Ausstellung „Böse Clowns“ kuratiert. (Foto: © Anja Cord)

Clowns sind doch lustig, oder? Sie tauchen auf fast jedem größeren Kinderfest auf oder sind Bestandteil eines fröhlichen Kindergeburtstages. Dabei beschleicht Kindern wie Erwachsenen gleichermaßen ein ungutes Gefühl: Wer oder was verbirgt sich hinter dem grell geschminkten Gesicht? Die Ausstellung „Böse Clowns“ im Hartware MedienKunstVerein (HMKV)auf der dritten Etage des Dortmunder U betont die dunkle Seite der Spaßmacher. Die Ausstellung läuft noch bis zum 08. März 2015.

In der Ausstellung „böse Clowns“ wird auch der wohl berühmteste böse Clown präsentiert: Pennywise, die Hauptfigur aus dem Buch und dem Film „Es“ von Stephen King. doch er hat Vorbilder und Nachahmer. Dazu gehören fiktive Charaktere wie der Joker aus den Batman-Filmen und reale wie Pogo der Clown, der in den 70er Jahren 33 junge Männer vergewaltigte und ermordete.

Die Angst vor Clowns ist gar nicht so selten. Es gibt sogar einen Fachausdruck dafür: Coulrophobie. Vielleicht liegt es an der weißen Gesichtsfarbe, dir an Leichen erinnert oder der blutrote Mund, der etwas Vampirhaftes hat. Jedenfalls ist der „böse Clown“ in der Pop-Kultur ein fester Bestandteil. Ob es in der Antiwerbung (zu Ronald MacDonald), in Fernsehserien (Krusty der Clown bei den Simpsons) oder in der Popmusik.

Die Ausstellung zeigt beispielsweise schrecklich-schaurige Portraits von Marion Auburtin, zu sehen sind Filme von Christoph Schlingensief, der in der Maske des Clowns bewusst die Grenzen des guten Geschmacks überschreitet. Auch Ausschnitte aus Horrorfilmen wie beispielsweise „Es“ können angesehen werden.

Da der HMKV bewusst multimedial arbeitet, erwartet den Besucher auch Filme, Videos und Hörproben. Die bewusst in bunt gehaltenen Wände verführen den Betrachter, gleichzeitig lauert aber immer in Überlebensgröße das Böse hinter der Clownsmaske.

Man sollte sich schon Zeit für diese Ausstellung nehmen, vielleicht sich den eigenen Ängsten stellen, bis man später mit den Kinks singen kann: „Let’s alldrink to the death of a clown“.

Der Eintrittspreis beträgt 5 €/ ermäßigt 2,50 €.

Das neue Bildungsfernsehen?

Einen kleinen Einblick in den Ausstellungsraum.
Einen kleinen Einblick in den Ausstellungsraum.

Früher, ja früher gab es Bücher, wie man sein Auto repariert oder auf den Dritten Programmen erzählten Menschen wie man auf Italienisch zählt oder wie man Bier braut. Einer der bekanntesten dürfte sicher Jean Pütz mit seiner Hobbythek sein. In unserer neuen Internetwelt hat dies Youtube übernommen. Auf der Video-Plattform zeigen unzählige Menschen sogenannte Tutorials, in denen der Zuschauer lernen kann, wie man Wasser kocht, Regenwürmer züchtet oder sich richtig schminkt. 100 ausgewählte Videos zeigt der Hartware Medienkunstverein im Dortmunder U vom 05. Juli bis zum 31. August unter dem Titel „Jetzt helfe ich mir selbst“ auf der dritten Etage.

 

Wer die Ausstellung betritt, hat zunächst das Gefühl er ist in eine Verkaufsabteilung für Fernseher gelandet. Unterschiedliche Bildschirme, mit Röhre oder flach, spulen ununterbrochen die Lehr-Videos der ausgewählten Youtube-Beiträge. Wer etwas hören möchte, nimmt sich einen Kopfhörer und schließt ihn an eine Buchse an und schon kann er erfahren, ob man einen „Kotflügel bördeln kann ohne Bördelgerät“ (Video Nr. 69) oder wie man Papst wird (Video Nr. 40).

 

Auch die Künstlerische Leiterin des HMKV, Inke Arns, hat sich schon einmal privat ein Tutorial auf Youtube angesehen. „Ich hatte ein Hardwareproblem und konnte es nach Betrachtung des Videos lösen. Demnächst schaue ich mir an, wie ich einen Fahrradschlauch wechseln kann.“

 

Die Ausstellung ist entstanden in Zusammenarbeit mit der Fakultät für Kulturreflexion der Universität Witten/Herdecke. Es geht auch um die Frage: Warum machen die Leute das?

 

Die Antwort fällt sicher unterschiedlich aus. Zum einen der Spaß am reinen Wissensvermitteln, aber bei anderen Videos steht die Selbstinszenierung sicherlich im Mittelpunkt. Hier wird versucht, sich selbst als „Youtube-Star“ zu inszenieren. Bei manchen hat dies auch funktioniert. Es sind beispielsweise Videos dabei, die über 20 Millionen Aufrufe generiert haben. Videos mit so einer großen Besucherzahl sind natürlich ein gefundenes Fressen für Produkthersteller.

 

Sind jetzt Personen wie Tori Locklear oder Howcast die legitimen Nachfolger von Jean Pütz oder dem Fernsehmaler Bob Ross? Prof. Dr. Christian Grüny von der Uni Witten/Herdecke sieht dies nicht so. „Pütz und Ross sendeten aus der Position der Autorität“; so Grüny, denn sie agierten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Heute kann jeder ein Tutorial-Video ins Netz stellen, aber wer überprüft, ob das richtig ist, was mir erzählt wird.

 

Eine Besonderheit von Youtube-Filmen im Gegensatz zum Fernsehen ist die direkte Kommunikation mit dem Betrachter. Musste man, um Pütz zu kontaktieren, einen Brief an den WDR schreiben, geht das mit der Kommentarfunktion auf Youtube direkter. Das hat natürlich den Nachteil, dass auch negative Kritik bis hin zu Hass-Mails ungefiltert auf den Ersteller des Videos einprasseln können.

 

Insgesamt hatte sich das Team rund 1.400 Tutorial-Videos angesehen, um daraus 100 auszuwählen. Den Untertitel „Die 100 besten Video-Tutorials aus dem Netz“ sollte mit ein wenig Augenzwinkern aufgenommen werden.

 

Die Ausstellung macht neugierig auf das neuentstandene Netzphänomen der Tutorials. Wer weiß, wenn sie wissen wollen, wie man Zwiebeln schneidet, ohne zu weinen, schauen sie sich einfach mal auf Youtube um (oder in der Austtellung Video Nr. 83). Der Eintritt ist frei.

 

„Jetzt helfe ich mir selbst“

HMKV im Dortmunder U, Ebene 3

5. Juli bis 31. August 2014

Kredite, Krisen, Geld und Schulden

Das Dortmunder U verwandelt sich vom 16. bis zum 19. Januar in ein Wirtschaftszentrum. Der Hartware MedienKunstVerein (HMKV) organisiert eine Wirtschaftskonferenz zum Thema „Geld und Schulden in der postindustriellen Welt“. Um die Theorie mit der Praxis zu verbinden, können Besucher der Konferenz auf der „Utopia Stock Exchange“ mit echtem Geld an einem Börsenspiel teilnehmen. Kredite, Krisen, Geld und Schulden weiterlesen