Barocker Zauber in der Reinoldikirche

Ann Hallenberg (weißes Kleid) und Lydia Teuscher (blaues Kleid) gaben ein gefeiertes Konzert zusammen mit den Musikern der Accademia Bizantina mit ihrem Dirigenten Ottavio Dantone (ganz rechts). Foto: © Bülent Kirschbaum
Ann Hallenberg (weißes Kleid) und Lydia Teuscher (blaues Kleid) gaben ein gefeiertes Konzert zusammen mit den Musikern der Accademia Bizantina mit ihrem Dirigenten Ottavio Dantone (ganz rechts). Foto: © Bülent Kirschbaum

Im römischen Palast von Fürst Francesco Maria Ruspoli gaben sich im Jahr 1707 zur Uraufführung von Alessandro Scalattis „Il giardino di Rose“ namhafte barocke Komponisten und Musiker ein Stelldichein. Darunter auch der damals erst 22-jährige Sachse Georg Friedrich Händel. Er wollte das römische Publikum zum Staunen bringen. Damals waren in Italien Opern verboten, und sinnliche, leidenschaftliche (geistliche) Oratorien, die weltliche und klerikale Themen verbanden, beim Publikum beliebt. Händel, obwohl selbst kein Katholik, bediente gekonnt die emotionalen und rituellen religiösen Bedürfnisse.

Im Rahmen des Klangvokal Festivals 2015 brachte Ottavio Dantone (Musikalische Leitung) und sein Ensemble Accademia Bizantina mit Unterstützung der renommierten Schwedin Ann Hallenberg (Mezzosopran) und der jungen Sopranistin Lydia Teschner barocken Zauber in die Reinoldikirche. Ein passender Rahmen mit exzellenter Akustik. Die Vorbereitungen für dieses Konzert waren schon Dienstag gestartet, denn die Musiker, die Sängerinnen und der Dirigent kamen aus unterschiedlichen Orten nach Dortmund.

Die Musiker spielten auf Originalinstrumenten. In der Mitte spielte Dantone auf der Orgel und dem Cembalo. Das Konzert begann mit der bewegenden Marienverehrung von Scarlattis Sinfonie „Il Giardino di Rose“ mit den Arien der Hoffnung, der Buße der Barmherzigkeit. Abwechselnd mit starker Stimme und Emotion von Teschner und Hallenberg. Der Teil schloss mit einem Duett der Barmherzigkeit und Buße der beiden Sängerinnen.

Es folgte als emotionaler Höhepunkt noch Giovanni Ferrandinis „Il pianto di Maria“ mit abwechselnden Rezitativen und sanften, weniger leidenschaftlichen Cavatinen, eine schlichtere Form der Arie. Ann Hallenberg machte die Leiden der Gottesmutter Maria mit ihrer hochemotionalen Gesangs-und Gestaltungskunst für das Publikum spürbar.

Nach einer kurzen Pause ging es mit Georg Friedrich Händels Salve Regina g-Moll HWV 241, Domenico Scarlettis Salve regina A-Dur. Die bewegende Huldigung der „Jungfrau und Königin Maria“ fand einen Höhepunkt mit „Haec est Regina virginum HWV 235 (Dies ist die Königin der Jungfrauen).

Am Ende begeisterten Teschner und Hallenberg mit dem Duett „Dolci chiodi, amate spine“ zwischen Magdalena und Kleophas aus „La Resurrezione“ (Die Auferstehung). Hier ist Magdalena keine reuige Sünderin, sondern mutige Zeugin der Auferstehung Jesu.

Ein gelungener Abend für Freunde der Barockmusik auf hohem Niveau, starken Stimmen und stimmungsvollem Ambiente, der erst nach zwei Zugaben zu Ende ging. Es zeigt sich erneut, dass das Festival Klangvokal ein absolutes Muss für Liebhaber alter Musik ist. Wer Renaissance- und Barockmusik auf hohem Niveau schätzt, kommt an Klangvokal nicht vorbei.

Julia Biel – Eine faszinierende Stimme erobert das domicil

Neben Klavier und Gitarre überzeugte Julia Biel vor allem durch ihre Stimme. (Foto: © Bülent Kirschbaum)
Neben Klavier und Gitarre überzeugte Julia Biel vor allem durch ihre Stimme. (Foto: © Bülent Kirschbaum)

Wie schaffen das die Briten eigentlich? Musikalische Stilrichtungen wie Jazz, Blues oder Soul werden in den USA erfunden, veredelt werden sie aber im Vereinigten Königreich. Ebenso werden in Großbritannien immer mal wieder Frauenstimmen entdeckt, die zu den ganz großen der Welt gehören wie Adele oder Amy Winehouse. In diese Liga gehört auf alle Fälle auch Julia Biel, die aber wie eine Mischung zwischen Billy Holliday (ihrem Vorbild) und der isländischen Sängerin Björk klingt. Biel brachte am 18. Juni 2015 im domicil Liebesbriefe und andere Geschosse mit.

Biels Songs waren überwiegend angenehme ruhige Jazz/Pop-Lieder, die die Sängerin entweder auf dem Klavier oder der Gitarre begleitete. Zwei weitere Musiker standen ebenfalls auf der Bühne, ihre Mitmusiker Idris Rahman (Bass) und Saleem Raman (Schlagzeug) überzeugten ebenfalls. Rahman spielte nicht den typischen Jazz-Bass, der sich mit Läufen und Skalen auszeichnete, sondern überwiegend auf den Punkt genauen Rock-Pop-Bass. Raman zeigte am Schlagzeug durch sein brillantes Spiel mehr Jazzanklänge.

Biel schaffte es von Anfang an, das Publikum im domicil auf ihre Seite zu bekommen trotz (oder gerade wegen) der sanften Jazz-Pop-Melange. Nur einmal wurde es etwas wilder, als Biel ihren „Sex, Drugs and Rock’n‘ Roll“-Song „Out if control“ sang. Ein famoses Konzert einer famosen Stimme.

Mit Alben lässt die Julia Biel anscheind Zeit: Zehn Jahre lagen zwischen der Veröffentlichung ihres Albums „not alone“ und dem aktuellen Werk „Love letters and other missiles“, aus dem sie die meisten Lieder sang.

Verbindungen in Gegensätzen

verbindungen
Auch eine Verbindung: Joep Struyk (links) und Walter Hellenthal kennen sich seit mehreren Jahren.

Eine Ausstellung mit zwei Bildhauern. Da erwartet der Besucher Skulpturen und Installationen, doch in der Ausstellung „Connection“ vom 19. Juni bis 19. Juli 2015 in der Galerie Dieter Fischer im Depot sind auch zweidimensionale Arbeiten zu sehen: Walter Hellenthal präsentiert Arbeiten auf Papier. Joep Struyk hingegen präsentiert seien Skulpturen.

Hellenthal präsentiert in der Ausstellung Arbeiten aus seinen Werkzyklen „Gebärde der Natur“, „Vom Ursprung“ und „Befindlichkeiten“. Der Künstler sucht die Verbindungen zwischen organisch und anorganisch, streng geometrisch und willkürlich natürlich. Diese Polarität ist das Kernmerkmal seiner ausgestellten Arbeiten. Auch wenn die Zeichnungen keine Vorbilder für Skulpturen sind, ist dieser Antagonismus in seinen späteren dreidimensionalen Werke wieder erkennbar. Beispielsweise wenn ein Teil einer Skulptur aus Eisenmineralien (quasi dem Naturprodukt) besteht, der andere Teil aus dem Endprodukt Stahl.

Der niederländische Bildhauer Struyk besinnt sich in seinen Arbeiten auf eine alte italienische Sage, die die Entstehung des weißen Marmors in Carrara behandelt: Er ist eine Träne Gottes. Daher trägt seine Serie den lateinischen Namen „Lacrima“, Tränen. Seine Tränen thematisieren die Verletzlichkeit des jungen Lebens („Il semenzale“, Der Keim), aber auch die Umweltzerstörung durch den Abbau des Marmors. Besonders spannend ist ein Werk mit dem Namen „Senza peso“: Hier befindet sich die Träne geschützt in einem Tabernakel. Der Besucher muss, um sie zu sehen, erst die Tür öffnen. Auffällig ist „La lacrima negra“, die schwarze Träne, die auf einer Art Holzscheit steht. Ist sie das „schwarze Schaf“ unter den Tränen oder steht sie als Symbol für Dinge wie Hexenverbrennungen?

Die Vernissage ist am 19. Juni 2015 von 19 bis 22 Uhr.

Öffnungszeiten der Galerie Dieter Fischer sind donnerstags von 17 bis 20 Uhr und nach Vereinabrung.

Galerie Dieter Fischer

Immermannstraße 29

44147 Dortmund

www.galerie-dieter-fischer.de

Alice im Theaterwunderland

Bereit zur Premiere:(v.l.n.r.) das weiße Kaninchen (Liane Steinnagel), die Herzkönigin (Ronahi Kahraman) und der Hutmacher (Lina Härmstädt).
Bereit zur Premiere:(v.l.n.r.) das weiße Kaninchen (Liane Steinnagel), die Herzkönigin (Ronahi Kahraman) und der Hutmacher (Lina Härmstädt).

„Alice im Wunderland“ von Lewis Caroll ist eines der berühmtesten Kinderbücher. Unzählige Verfilmungen, Bühnenbearbeitungen und selbst Opernfassungen gibt es von diesem Werk, das durch seine skurrilen Figuren wie dem weißen Kaninchen oder dem verrückten Hutmacher Einfluss in die Popkultur gefunden hat. Rada Radojcic und Jens Wachholz von den Kulturbrigaden bringen das Stück unter dem Titel „Alice“ auf die Bühne. Spielen werden es etwa 15 Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 19 Jahren. [Premierenbericht hier…]

Es ist sogar in der ZEIT-Bibliothek der 100 Bücher: „Alice im Wunderland“ hat seit seinem Erscheinen 1865 nichts an seiner Faszination verloren. Das junge Theater Bubamara zeigt in poetischen Bildern und aufwändigen Kostümen die wundersame Welt der kleinen Alice in dieser Welt. Da das Stück von Kindern und Jugendlichen gespielt wird, haben Radojcic und Wachholz eine Bühnenfassung selber erstellt. Aber keine Angst, die Fassung sei sehr nah am Original, versprach Wachholz.

Die Geschichte in Kurzform: Auf der Feier zu ihrem 13. Geburtstag trifft Alice auf ein sprechendes weißes Kaninchen. Alice folgt ihm und landet im Wunderland und trifft dabei auf skurrile Gestalten wie der Grinsekatze, dem Jabbawocky oder dem verrückten Hutmacher.

Ein besonderer Schwerpunkt sind Texte und Musik aus den 20er Jahren. Dadaismus trifft auf Eric Satie. Dazu kommt eine ungewöhnliche Ästhetik mit den prächtigen Kostümen in dieser verrückten Geschichte des Erwachsen werdens.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf den jungen Darstellerinnen und Darstellern. „Es war für mich eine ziemliche Herausforderung“, erklärte Lina Härmstädt, die den „verrückten Hutmacher“ spielt. „Ich hatte zu kämpfen, wurde aber von Rada und Jens unterstützt.“ Dass eine Theaterrolle anders gestaltet werden kann, wie man es vielleicht im Film oder Fernsehen gesehen hat, musste das „weiße Kaninchen“ Liane Steinnagel erkennen: „Ich habe die Rolle anders gesehen, als ich es spielen sollte. Weniger hektisch, mehr bürokratisch.“ Ronahi Kahraman freut sich auf die „Herzkönigin“: „In dieser bösen Rolle kann ich die Wut heraus lassen.“

Für die Premiere am 19. Juni 2015 um 20 Uhr im Theater im Depot gibt es noch Restkarten, weitere Vorstellungen gibt es am 21. August 2015 um 20 Uhr und am 22. August um 18 Uhr, beide im Theater im Depot.

Am 20. Juni 2015, zur Extraschicht, wird eine Kurzversion in der Kokerei Hansa um 18 Uhr aufgeführt.

Auch das Dortmunder U macht eine Extraschicht

Am 20. Juni 2015 findet wieder die Nacht der Industriekultur statt. 2000 Künstlerinnen und Künstler verwandeln ehemalige Stahlwerke, Halden und Fördertürme in Ballungsräume der Kreativität. Das Motto des Dortmunder U zur Extraschicht lautet: come and play. Ob Retrogames-Zocken an der Fassade des U, sich selbst im Jules-Verne- Fotostudio in historischer, futuristischer Atmosphäre inszenieren oder aber eine eigene Spielemaschine bauen.

Leonie-Reygers-Terrasse: Ab 21 Uhr:Kommt und zockt mit uns an der Fassade des Dortmunder U. Super-Mario, Tetris, Pac Man, Space Invaders… Die Fassade des U wird zur Spielwiese.

Ab 18 Uhr: Infostand zum Digitalen Erlebnis-Center in Dortmund. Erfahren Sie alles zum neuen Computer- und Spielkonsolen-Museum.

Ab 18 Uhr: Infostand der Kreativen Klasse Zu dieser Plattform der Nacht der Industriekultur wurden Gäste wie Heimatdesign und den Dortmunder Kunstverein eingeladen, um dem diesjährigen U-ExtraSchicht-Motto „Come and Play“ zu frönen.

Ab 18 Uhr: Das Musikprogramm auf dem Vorplatz präsentieren das Kunst- und Musikkollektiv „Maschinerie“ in Zusammenarbeit mit der „All_the_Time“. Zu diesem Zweck haben sie einen ganz besonderen Gast aus Rumänien einfliegen lassen: „Primarie“

Ab 18 Uhr: DORTMUNDER KUNSTVEREIN – 24 Stunden Fotowettbewerb CHAOS/CONTROL – Besetzt den Raum
Passend zum Thema der aktuellen Ausstellung lädt der Dortmunder Kunstverein alle Besucher der Extraschicht ein, Fotos zum Thema „CHAOS/CONTOL – Besetzt den Raum“ zu schießen. Ganz gleich, ob mit dem Handy oder einem Fotoapparat: Ab Beginn der Extraschicht hat jeder Teilnehmer 24 Stunden Zeit, sein Foto mit einem Titel zu versehen und per E-Mail einzusenden
(info@dortmunder-kunstverein.de).

Eine Jury mit Vertretern der Emschergenossenschaft, des Kunstvereins und Künstlern der Ausstellung wählt aus allen Einsendungen insgesamt fünf Einreichungen aus, die für ihr Engagement mit Preisen belohnt werden. Der erste Preisträger gewinnt u.a. eine kostenlose einjährige Mitgliedschaft im Kunstverein.
Erdgeschoss, Windfang: HMKV
18 – 24 Uhr: Im Rahmen der Ausstellung „Das Mechanische Corps. Auf den Spuren von Jules Verne“ lädt der HMKV die Besucher der Extraschicht dazu ein sich in einem „Fotostudio“ selbst in einer wundersamen, zugleich historisch und futuristischen Kulisse zu inszenieren. So können die Besucher eine Fotografie von sich erstellen lassen, die zum einen auf die Ästhetik des 19. Jahrhunderts verweist und zum anderen utopische Ideen zeigt.

RWE-Forum/Kino im U
Ab 18 Uhr: Frohes Schaffen – Ein Film zur Senkung der Arbeitsmoral D 2012, Dokumentarfilm mit szenischen Sequenzen, Buch & Regie: Konstantin Faigle. Die essayistisch-satirische Doku-Fiktion FROHES SCHAFFEN zeigt: Der moderne aufgeklärte Mensch ist nicht frei von Irrglauben und geistigem Zwang. Er hat längst einen anderen Gott erwählt – Die Arbeit.

U2_Kulturelle Bildung
18 – 22 Uhr: Pop-Up-Spielemaschine – Aus Kellen, Löffeln und alten Spielsachen ist eine Kugelbahn entstanden, bereit für Balance-Akte von Besucher/innen. Die Spielewiese ist eröffnet, jeder befördert die Kugel durch einen Parcours und trifft auf dem Weg viele Alltagsgegenstände wieder; geeignet für das Spiel allein, mit Freunden oder mit der ganzen Familie.

HMKV (Hartware MedienKunstverein):
18 – 24 Uhr: Kurzführungen durch die Ausstellung „Das Mechanische Corps. Auf den Spuren von Jules Verne“. Zu jeder vollen Stunde werden in der Ausstellung „Das Mechanische Corps. Auf den Spuren von Jules Verne“ Führungen angeboten (Ebene 3). Dauer je 30 Minuten.

Museum Ostwall:
18 – 24 Uhr: Kurzführungen zur Sammlungspräsentation des Museums Ostwall. Ungewöhnliche Kunstwerke und Ideen von Künstlerinnen und Künstlern entdecken und eigene Fragen klären – in diesen Kurzführungen gibt es Gelegenheit dazu.

Start zu jeder vollen Stunde im Foyer des MO (Ebene 4).

20.00 – 24.00 Uhr: Aktionspoints in der Dauerausstellung: Kunst zum Mitmachen
Zu zwei Hauptwerken der Sammlung von Fluxus-Kunst des Museums Ostwall sind die Besucherinnen und Besucher eingeladen, an den Aktionspunkten selbst kreativ zu werden.

Kunst zum Spielen. George Brecht hat Spielkarten für ein Solitaire gestaltet. Hier werden eigene künstlerische Kartenspiele erstellt.

Kunst zum Essen. Alison Knowles arbeitet mit weißen Bohnen und erklärt ihr Mittagessen zu einer Kunstaktion. An diesem Aktionspunkt packt man sich seine eigene Kunst-Lunchtüte.

Sonderausstellungsfläche

Ab 18 Uhr: Kurzführungen durch die Sonderausstellung Caspar David Friederich bis Beckmann

 

Bitte beachten Sie die Sonderöffnungszeiten zur Extraschicht:
20.06.2015, 18 – 2 Uhr
21.06.2015, 14 – 18 Uhr

Großes Chorfest in der Dortmunder Innenstadt

Mit "Sounding People" ist auch ein ganz junger Chor beim "Fest der Chöre" dabei. (Foto: © Sounding People/ Klangvokal)
Mit „Sounding People“ ist auch ein ganz junger Chor beim „Fest der Chöre“ dabei. (Foto: © Sounding People/ Klangvokal)

Zum siebten Mal findet am Samstag, den 20. Juni, in der Dortmunder Innenstadt das große „Fest der Chöre“ statt. Über 130 Chöre und Vokalensembles aus Dortmund und Umgebung sind auf 14 Bühnen zu erleben. Die Veranstaltungsorte können nicht unterschiedlicher sein: unter freiem Himmel, in Kirchen, in Geschäften und sogar in der U-Bahn.

Traditionell wird der Oberbürgermeister Ullrich Sierau das Fest der Chöre um 12 Uhr auf dem Alten Markt eröffnen. Gemeinsam mit dem Publikum und dem Dortmunder Bachchor unter der Leitung von Klaus Eldert Müller wird er das Steigerlied anstimmen. Von 12.30 Uhr bis 19.30 Uhr können die Besucherinnen und Besucher sich dann auf vielen Bühnen von den Dortmunder Chören und der Vielfalt ihres Repertoires überraschen lassen. Die Darbietungen auf der DEW-Kinderbühne hinter dem Rathaus beginnen sogar schon um 10.00 Uhr.

Jürgen Kleinschmidt lädt gemeinsam mit den Chören Coriander, Dementi und Cantastrophe um 17 Uhr unter dem Motto „Chormusik bringt Menschen zusammen“ zum offenen Singen ein. Unter der Beteiligung von Demenz-Patienten steht die Freude am gemeinsamen Singen im Mittelpunkt. Auf dem Programm stehen Volkslieder, Schlager oder Evergreens.

Erstmalig ist die Dortmunder Tafel nicht nur mit einem Stand, sondern auch mit einem Chor an diesem Tag dabei. Wer also nicht nur Snacks und Getränke für den guten Zweck kaufen möchte, hat um 13.25 Uhr die Gelegenheit, den neuen Chor unter der Leitung von Linde Geisen auf der Mercedes-Benz-Bühne in der Kleppingstraße zu erleben. Wieder dabei ist auch das Straßenmagazin bodo e.V. mit einem Bücherstand an der DEW21-Kinderbühne am Rathaus.

Weitere Infos und den genauen Zeitplan gibt es unter www.klangvokal.de

Entlang der Atelierroute

Geplant, vorbereitet und dann kommt doch alles anders als man denkt. Die geplante Tour durch die Nordstadt im Rahmen der Offenen Nordstadtateliers 2015 wurde leider kürzer als geplant.

Da ich mich nur am Sonntag auf den Weg machen konnte, schaffte ich nur das Atelierhaus Westfalenhütte, ConcordiArt, das Atelier Rybarsch-Tarry, das Künstlerhaus Dortmund, die Galerie der kunstbetrieb und das Depot.

Von einigen meiner Stationen habe ich Fotos mitgebracht. Dabei gilt: Die Bildrechte der abgebildeten Werke liegen ganz allein bei den jeweiligen Künstlern.

Leeres Gefäß oder eigenes Wesen

Dortmunder Sprechchor
Es gab auch einige Tanzelemente im dem Stück. (Foto: © Edi Szekely)

Tiere können nicht sprechen, Blumen auch nicht. Das alles muss Kasper Hauser erst lernen. In der Inszenierung von Alexander Kerlin und Torsten Bihegue zeigen der Sprechchor und der neue Kinderchor in „Kasper Hauser und die Sprachlosen von Devil County“ unterschiedliche Seiten des Findelkindes. Ars tremonia besuchte die Premiere am 13. Juni 2015 im Studio des Schauspielhauses.

Angenehm voll war es im Studio. Neben den ausverkauften Zuschauerplätzen, füllten rund 80 Mitglieder des Sprechchores und etwa 13 Mitglieder des Kindersprechchores den Raum. Doch glücklicherweise gab es viel Wechsel zwischen den Sprechchören.

Im Mittelpunkt des Stückes stand weniger die „Wahrheit“ um Kasper Hauser, der Anfang des 19. Jahrhunderts in Nürnberg auftauchte, sondern um die Frage: Was bedeutet Sprache? Was macht sie mit uns?

Bereits zu Beginn machten Kerlin und Bihegue deutlich, dass Sprache auch sehr brutal wirken kann: Die Erwachsenen riefen Befehlsworte zu dem Kinderchor, der in stilechten Kostümen aus dem 19. Jahrhundert steckte. Ansonsten war die Bühne in pastellfarbenen Erdtönen gehalten. Als Requisten dienten Pakete und Luftballons, auf denen nach der Melodie des „Flohwalzers“ allerlei Geräusche produziert wurden.

Doch was will Kasper eigentlich? Er hat viele Fragen, doch wenn er zuviele davon stellt, heißt es schnell von den Erwachsenen: „Setz dich hin und sei still“. Die Erwachsenen sehen Kasper als Art „Nürnberger Trichter“, als leeres Gefäß, das man befüllen kann. Auf seine Wünsche und Sehnsüchte nehmen sie keine Rücksicht. Von daher wünscht der sich „Unterhaltung ohne Sprache“, denn „wenn das, was du sagen willst, nicht schöner ist als die Stille, dann schweige.“

Im Laufe des Stückes wird deutlich, wer die Sprachlosen von Devil County sind: Die Zuschauer, die den Fortgang des Stückes auf der Bühne sprachlos verfolgen (müssen).

Das gesamte Stück wird musikalisch untermalt von Tommy Finke, der dem Kindersprechchor ein sehr berührendes Lied schrieb, in dem sich Kasper Hauser zu den Gestirnen wünschte, da er in dieser Gesellschaft unverstanden ist.

Die Aufführungen in dieser Spielzeit sind bereits ausverkauft. Ab dem 16. Juni 2015 läuft der Vorkauf für die Vorstellungen in der nächsten Spielzeit.

Auf der Suche nach der Zeit

Die Produktion „und immer wieder die Zeit“ der Theaterwerkstatt im Depot unter der Regie von Barbara Müller lässt einen Zeitforschungskongress über das Wesen der Zeit sinnieren. Ein Bericht von der Aufführung vom 14. Juni 2015.

Dauert eine Minute immer gleich lang? Was ist das Gegenteil von Zeit? Diese und andere Fragen werden auf einem „Zeitforschungskongress“ erörtert. Die den verschiedenen Szenenabfolgen erläutert jeweils ein Forscher seine Theorie. Dabei wird es natürlich auch komisch: Für den Flughafen Berlin-Brandenburg wird die neue Zeitform Futur III ausgeführt. Auch wenn dieser Teil aus dem „Postillion“ stammt, sorgte es für viele Lacher im Publikum. Andere Wissenschaftler gaben „nützliche“ Zeitspartipps wie „alle Feste an einem Tag feiern“ oder „alle Mahlzeiten gleichzeitig einnehmen“. Weitere Tipps kamen von der „Zeittypberatung“, die anhand von Fragebögen die Menschen in unterschiedliche Zeittypen einteilten.

Wo spielt die Zeit natürlich noch eine große Rolle? In der Musik. Ein fünfköpfiges Bügelbrettorchester, zum dem noch später einige andere hinzukamen, gaben unter dem Dirigent „Angelo Rhythmo“ Beispiele wie ein langsamen Adagio oder ein schnelles Presto klingt. Zu der Musik vom Band gaben die Musiker am Bügelbrett alles, was durchaus zu kleineren Schäden am „Instrument“ führte. Sehr witzig war auch der „Kampf“ zweier Marktfrauen, die Zeit in Form von Armbanduhren aus Süssigkeiten verkauften.

Kostüme und Bühne waren passend zum Thema gewählt. Gleich zu Beginn tragen alle Akteure auf der Bühne Uhren vor ihrem Gesicht. Doch schnell ziehen sie ihren weißen Kittel an, der sie als Wissenschaftler erkennbar macht. Und der Kongress beginnt auch sofort.

Dazwischen gab es auch ruhigere Elemente mit kleineren Choreografien. Bein druckend waren die T-Shirts mit einer laufenden Digitaluhr vorne drauf, die im Dunkeln grün leuchteten.

Insgesamt war „und immer wieder die Zeit“ ein kurzweiliges Stück, das vielleicht ein klein wenig zu stark in Richtung „Sketch“ ging, was das „Overacting“ vor allem am Schluss mit dem Bügelbrettorchester ein wenig verstärkte. Nichtsdestotrotz, alle Beteiligten der Theaterwerkstatt hatten ihren Spaß und das übertrug sich auch auf das Publikum.

Tunesien trifft Frankreich

Hamdani überzeugte mit ihrer Mischung aus arabischer Musik und französischen Chansons. (Foto: © Bülent Kirschbaum).
Hamdani überzeugte mit ihrer Mischung aus arabischer Musik und französischen Chansons. (Foto: © Bülent Kirschbaum).

Im Rahmen des Musikfestivals „Klangvokal“ bot die tunesische Sängerin und Musikwissenschaftlerin Dorsaf Hamdani im Orchesterzentrum Dortmund am 14. Juni 2015 einen Chansonabend der besonderen Art.

Sie sang Lieder der berühmten Sängerin Fairuz (geb. 1934), auch als „Stimme Libanons“ bekannt, und der französischen Chansonette Barbara. Barbara, 1930 als Monique Serf in Paris geboren und als Jüdin während des Vichy-Regimes verfolgt, setzte sich nach dem Krieg für die Völkerverständigung zwischen Frankreich und Deutschland ein. Mit ihrer Komposition „Göttingen“ (1964) schrieb sie in diesem Sinn ein Stück Musikgeschichte. 1997 stab sie in Neuilly-sur-Seine. Fast selbstverständlich trifft hier Okzident auf Orient. Das Programm ist zugleich eine Hommage an die beiden Künstlerinnen.

Hamdani schaffte es fast ohne merkbare Übergänge, von arabischen hin zum französischen Chanson zu wechseln. Sie bot den Raum für eine imaginäres Treffen der beiden großen Persönlichkeiten des Chansons. Mit ihrer vollen und warmen Stimme und starker Gestik brachte sie auf einer emotionalen Ebene einiges von den Texten rüber, auch wenn man des Arabischen oder der französischen Sprache nicht mächtig war.

Mal eindringlich und geheimnisvoll, dann wieder romantisch und melancholisch. Die Lieder erzählten vom Frühling, der Liebe, aber auch von Verlust. Stimmungsmäßig wechselte auch die Beleuchtung von gelb, grün bis rot.

Für den gelungenen Auftritt waren jedoch auch ihre vier fantastischen musikalischen Begleiter von Bedeutung. Daniel Mille (Akkordeon, Leitung), Lucien Zerrad an der Gitarre und der alten, dickbauchigen arabischen Kurzhalslaute Oud, Zied Zouari (Bratsche, Oud) sowie Yousef Zaved (Percussions) sorgten auch mit einigen Solis für eine orientalische Atmosphäre.

Das begeisterte Publikum dankte mit Standing Ovations, Hamdani und ihre Musiker kamen natürlich nicht um zwei Zugaben herum