Armenische Seele in der Marienkirche

Tigran (am Klavier) mit dem Yerevan State Chamber Choir und dem Kammerchor der TU Dortmund. (Foto: © Bülent Kirschbaum)
Tigran (am Klavier) mit dem Yerevan State Chamber Choir und dem Kammerchor der TU Dortmund. (Foto: © Bülent Kirschbaum)

Das diesjährige Musikfestival Klangvokal präsentierte gleich zu Beginn am 29. Mai 2015 mit „The soul of Armenia“ gefühlvolle, meditative Sakralmusik aus Armenien. Die jahrtausendealten Melodien, gesungen vom Yerevan State Chamber Choir wurden kongenial begleitet durch den Jazzpianisten Tigran.
Sein Gesicht ganz nah über den Tasten seines Klaviers und in den Gesang des Chores versunken. So erlebten die Besucher des Eröffnungskonzertes den Künstler. Tigran gab durch seine Improvisationen dieser alten Musik einen zusätzlichen Reiz, ohne aufdringlich zu wirken. Die besonderen armenischen Skalen wurden durch ohne weitergesponnen und verstärkten den meditativ wirkenden Gesang des Chores. Die Basis der armenischen Kirchenmusik sind die sogenannten Sharakane. Sie enthalten Geschichten aus dem Leben Jesu oder der Heiligen. Jedes dieser Sharakane kann in allen Kirchentonarten gesungen werden.
Armenien war der erste christliche Staat Europas. So ist es nicht verwunderlich, dass das erste Lied an diesem Abend über 1.500 Jahre alt ist. Tigran und sein achtstimmiger Yerevan State Chamber Choir (vier Männer und vier Frauen) präsentierten antike und mittelalterliche Komponisten, die gleichzeitig auch Kirchenlehrer waren. Auch wenn die wenigsten Besucher etwas von den gesungenen Texten verstanden haben, es wehte ein Zauber dieser alten Musik durch die Marienkirche.
Es ist kein Zufall, dass diese armenische Musik im Rahmen von Klangvokal erklang. Denn vor 100 Jahren geschah der Völkermord an den Armenien durch das Osmanische Reich. Daran erinnerte Kulturdezernent Jörg Stüdemann bei seiner Eröffnungsrede im Beisein des armenischen Botschafters.
Doch der Abend begann mit dem Kammerchor der TU Dortmund unter der Leitung von Ulrich Lindtner. Sie schlugen eine Brücke nach Armenien. Zunächst sangen sie das „Lamentatio Prima Primi Diei“ von Orlando di Lasso, danach wurde es etwas moderner, denn sie präsentierten das Stück „Villarosa Sarialdi“ des schwedischen Komponisten Thomas Jennefelt. Jennefelt ist der minimal music zuzuordnen und sein Chorwerk setzte mehr auf die Wirkung der Laute als auf den Sinn der Worte. Eine besondere Ehre für den Chor: Er durfte bei einer armenischem Hymne mitsingen.
Der Eröffnungsabend war eine Entdeckungsreise in eine alte, aber irgendwie auch vertraut klingende Welt. Tigran zeigte sein außergewöhnliches Können am Klavier. Erst nach mehreren Zugaben konnten die Künstler die Bühne verlassen. Ein gelungener Start ins Klangvokal-Festival.

Preisgekrönte Pressefotos im Depot

Foto v.li. Pressechef des World Press Photo Wettbewerbs Karl Lundelin, Wolfgang Bödeker aus der Kommmunikationsabteilung der DEW21 und Geschäftsführerin des Depots Claudia Schenk präsentieren das World Press Photo of the year des Dänen Mads Nissen/Scanpix/Panos Pictures. Sein Bild zeigt ein homosexuelles russisches Paar in einer intimen Situation in ihrem Zuhause in Moskau. (Foto: © Anja Cord)
Foto v.li. Pressechef des World Press Photo Wettbewerbs Karl Lundelin, Wolfgang Bödeker aus der Kommmunikationsabteilung der DEW21 und Geschäftsführerin des Depots Claudia Schenk präsentieren das World Press Photo of the year des Dänen Mads Nissen/Scanpix/Panos Pictures. Sein Bild zeigt ein homosexuelles russisches Paar in einer intimen Situation in ihrem Zuhause in Moskau. (Foto: © Anja Cord)

Zum vierten Mal macht die World Press Photo Ausstellung Station im Kulturort Depot. Vom 30. Mai bis zum 21. Juni können die preisgekrönten Fotos namhafter Fotografen in der großen Halle besichtigt werden. Auf 145 Fotos sind spektakuläre Aufnahmen der wichtigsten Ereignisse des letzten Jahres zu sehen.

Seit 58 Jahren zeichnet die World Press Photo Foundation in diesem internationalen Wettbewerb die besten Fotos und Serien in den Kategorien General News, Spot News, Contemporary Issues, Daily Life, Portraits, Nature, Sports und Long-Term Projects aus. 41 Fotografen aus 17 Ländern wurden dieses Jahr prämiert.

Hauptziel der World Press Photo Foundation ist die Förderung professioneller Pressefotografen. Ein weiteres Anliegen ist die Auseinandersetzung mit den Themen des letzten Jahres und deren fotografische Umsetzungen. Die Erfahrung zeigt, dass die Besucher, egal ob Laien oder Profis vor den ausgestellten Fotos ins Gespräch kommen. Über Inhalte der Bilder und Serien, Lebenssituationen, politische Verhältnisse, technisches Verständnis und vieles mehr. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die stärksten Bilder sich nicht nur mit den Top-Nachrichten der Schlagzeilen befassen, sondern viele Zwischentöne zeigen, den Betrachter zum genauen Hinsehen verführen.
So ist zum Beispiel die Arbeit des Belgiers Tomas van Houtryve/ VII für Harper’s Magazine verstörend. Er fotografierte in den USA Menschenansammlungen mit einer extra dafür angeschafften Drohne, alltägliche Situationen, analog zu in Meldungen aus dem Jemen und Pakistan beschriebenen Drohnenangriffen auf wehrlose Menschengruppen, bei Hochzeiten, Beerdigungen oder Sportveranstaltungen. Abgelenkt durch die Ästhetik der Fotos, erschließt sich die Analogie erst durch die Bildlegende.

Eine durch alle Zeiten wichtige Fragestellung ist die Glaubwürdigkeit der Pressebilder. Seit zwei Jahren, erklärt der Pressechef der Foundation Karl Lundlin, müssen die teilnehmenden Fotografen neben dem in der Presse veröffentlichten Foto auch die RAW-Datei (vergleichbar mit einem Negativ) des Bildes einreichen, um jede Manipulation am Foto auszuschließen bzw. die angewandten Bearbeitungen sichtbar zu machen. In 20 Fällen lehnte die Jury Fotos ab und schloss sie vom Wettbewerb aus, da die Eingriffe in das Originalmaterial als zu gravierend betrachtet wurden.

Claudia Schenk, Geschäftsführerin des Depots, erwartet wie in den letzten Jahren um die 5.000 Besucher in der hochkarätigen Wanderausstellung. Sie weist darauf hin, dass besonders Schulklassen willkommen sind. Im Rahmenprogramm der Ausstellung können sie u. a. mit Hilfe eines Fragebogens erarbeiten was die Pressefotografie ausmacht, wie eine Nachricht zur Nachricht wird oder wie ein Bild in die Nachrichten gelangt.

Als weiteren Tipp weist sie auf mehrere Sondertermine hin:

Am 30 Mai um 16h führen die Fotografen Peter Lutz und Jan Schmitz durch die Ausstellung. Beide haben ihr Studio im Depot.
Die Führung kostet 6 € / 4€

Täglich von Donnerstag, dem 11.6. bis 17. 6. 17h, zeigt das sweetSixteen Kino den Film „Das Salz der Erde“, eine beeindruckende Dokumentation des Fotografen Sebastiao Salgado.

Am 12.6. hält der Dortmunder Fotograf Pascal Amos Rest einen Vortrag über seine Arbeit. Er zeigt einige seiner Projekte und erläutert das journalistische Arbeiten für u.a. Magazine wie Stern und Focus. Der Eintritt ist frei.

Baukunst im alten Museum am Ostwall

Baukunst wird im ehemaligen Museum Ostwall präsentiert. Möglich gemacht haben es: (v.l.n.r.) Ludger Wilde (Planungsdezernent), Matthias Kraemer (Vorstand SSP), Reiner Limberg (Leiter städtische Immobilienwirtschaft), Ulrich Lenßen (Schulleiter FH-BK), Annie Sarfeld (Pro Kultur Dortmund), Klaus Fehlemann (Vorsitzender Förderverein Baukunstarchiv), Frank Köller (SSP) und Julian Waning (SSP).
Baukunst wird im ehemaligen Museum Ostwall präsentiert. Möglich gemacht haben es: (v.l.n.r.) Ludger Wilde (Planungsdezernent), Matthias Kraemer (Vorstand SSP), Reiner Limberg (Leiter städtische Immobilienwirtschaft), Ulrich Lenßen (Schulleiter FH-BK), Annie Sarfeld (Pro Kultur Dortmund), Klaus Fehlemann (Vorsitzender Förderverein Baukunstarchiv), Frank Köller (SSP) und Julian Waning (SSP).

Im Jahr 2018 wird das ehemalige Museum am Ostwall als Baukunstarchiv NRW in Betrieb genommen. Bereits vom 29. Mai 2015 bis zum 28. Juni 2015 wird dort die Ausstellung „Baukunst für Bildung – Weiterbauen am Fritz-Henßler-Berufskolleg in Dortmund“ zu sehen sein. Sie wird vom Förderkreis Baukunstarchiv NRW mit zahlreichen Partnern präsentiert.

Der Vorsitzende des Fördervereins Klaus Fehlemann freute sich, im ehemaligen Museums einen geeigneten Platz für die Präsentation von Baukunst gefunden zu haben. Ziel sei ein „offenes Haus der Baukultur“ und ein Gründerzentrum für junge Architekten.

Der um die Jahrhundertwende errichtete Gebäudekomplex des Fritz-Henßler-Berufskollegs ist denkmalgeschützt. Die Immobilienwirtschaft der Stadt Dortmund beauftragte nach einer europaweiten Ausschreibung im Jahr 2013 das Bochumer Architekturbüro SSP (SchürmannSpannel AG) mit dem Umbau des Gebäude. Der Architekt des ursprünglichen Gebäudekomplexes war der Stadtbauinspektor Friedrich Kullrich (1859-1934). Unter dessen Initiative und Leitung wurde auch das ehemalige Museum am Ostwall zum Kunst- und Gewerbemuseum umgebaut.

Nun verbindet sich in der neuen Ausstellung Baukunst und Bildung. Über zwei Etagen wird die Chronologie der Umbaugeschichte des Gebäudes präsentiert. Zum einen wird mit Planunterlagen, Entwurfsskizzen und Fotografien deren Bauhistorie von den Anfängen an dokumentiert. Dann folgt der Blick hin zu dem zukünftigen neuen Erscheinungsbild des Berufskollegs. Ergänzt wird die Ausstellung durch eine Einordnung des Gebäudes in die Historie der Stadt Dortmund. Anhand historischer Fotografien erfahren die Besucher/innen auch einiges über die historische Großstadtstruktur Dortmunds. Das betrifft beispielsweise den Dortmunder Hauptbahnhof um das Jahr 1914.

Ludger Wilde von der Stadtentwicklungs-Planung freut sich über diese Ausstellung als „Klammer zwischen Berufskolleg und ehemaligem MO“ und bezeichnete das alte Museum Ostwall als „eine kleine Kathedrale der Kultur“. Er erhofft sich nicht nur eine Belebung des Gebäudes, sondern auch eine positive Wirkung auf das Umfeld des Ostwalls. Hochschulen sollen in die Stadtgesellschaft geholt werden und sich präsentieren können.

Bei seiner sachkundigen Führung verriet der für Öffentlichkeitsarbeit bei der SSP zuständige Julian Waning: „Wir haben bei unserer Planung darauf geachtet, respektvoll mit den gegebenen Fassaden umzugehen. Neben einem großzügig angelegten Eingangsbereich mit einem schmalen Glassockel dahinter gibt es ein einladendes, geräumiges „Forum“ im Innenbereich. Dieser Raum soll multimedial für verschiedene Projekte nutzbar sein. Auf eine gute Belichtung und Belüftung der Räumlichkeiten sowie einer engen Zusammenarbeit mit Technik und Brandschutz wurde viel Wert gelegt.“

Die Besucher/innen der Ausstellung haben schon im Eingangsbereich die Möglichkeit, sich den geplanten Umbau des Fritz-Henßler-Berufskolleg als Modell anzusehen. In knapp zwei Jahren sollen die Umbauarbeiten beendet sei.

Die Ausstellung im ehemaligen Museum Ostwall ist dienstags bis freitags von 15 bis 18 Uhr und samstags von 11 bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt ist kostenlos.

Niederländische Meister für das MKK

Eines der sieben Gemälde ist von Frans de Hulst "Wasserlandschaft mit mächtuigem Stadttor zwischen Rundturm udn Windmühle am Wasser, Fischer mit Körben am Ufer", Öl/Holz, oval 30x41 cm
Eines der sieben Gemälde ist von Frans de Hulst „Wasserlandschaft mit mächtigem Stadttor zwischen Rundturm und Windmühle am Wasser, Fischer mit Körben am Ufer“, Öl/Holz, oval 30×41 cm

Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte erhält sieben Werke alter niederländischer Künstler. Die Bilder hat der Dortmunder Publizist und Pressehistoriker Prof. Dr. Kurt Koszyk nach seinem Tod dem Museum vermacht.

Kurt Koszyk ist 1929 in Dortmund geboren und hat am Stadtgymnaisum sein Abitur gemacht. Nach seinem Studium in Münster und München arbeitete er bis 1957 als Journalist bei der Westfälischen Rundschau. Danach leitete er bis 1977 das Institut für Zeitungsforschung, um dann Gründungsprofessor des Modellstudienganges Journalistik an der Universität Dortmund. Nach seiner Emeritierung verlegte er seinen Lebensmittelpunkt nach München. Er starb am 01. Januar 2015.

Warum Koszyk ausgerechnet alte niederländische Meister wie Frans de Hulst oder Jacob Toorenvliet sammelte, bliebt im Dunkeln. Vielleicht bestand eine Geistesverwandtschaft mit dem 17. Jahrhundert, schließlich sammelte Koszyk aus beruflichem Interesse auch fliegende Blätter aus dieser Zeit.

Auf alle Fälle sind die sieben Gemälde eine Bereicherung für die Sammlung des MKK, sind sich Brigitte Buberl und Gisela Framke vom MKK sicher.

Reduzierung auf die Form

Constantin Jaxy zeigt technische Dinge in ungewohnten Perspektiven.
Constantin Jaxy zeigt technische Dinge in ungewohnten Perspektiven.

Die Galerie ART-isotope von Axel Schöber präsentiert vom 29. Mai bis zum 26. Juni 2015 Zeichnungen und Objekte von Constantin Jaxy. Seine in Schwarz-Weiß gehaltenen Werke spielen mit dem Kontrast, der Perspektive und dem Licht.

Das Bild hängt über zwei Wände. Anders hätte es Galerist Axel Schöber und Künstler Constantin Jaxy nicht an die Wände der Galerie bekommen. Denn das Werk „Double Drive“ ist über fünf Meter lang. Für den Betrachter wirkt das Bild auf den ersten Blick wie ein fremdartiges riesiges Raumschiff, das durch das All schwebt. Doch in Wirklichkeit hat Jaxy zwei Werksfotos von Schiffsschrauben genommen und sie perspektivisch miteinander verwoben. Die Werke entstehen dann in einem schnellen Duktus. „Die Vorbereitungen dauern länger als die Durchführung“, so Jaxy.

Jaxy hat eine Vorliebe für technoide Motive, die oft wirken, als seien sie aus einem Science-Fiction-Film oder aus einem Comic entsprungen. Doch sie haben reale Vorbilder, sei es ein Glasdach eines russsichen Bahnhofes, ein Windkanal oder aber chinesische Kräne. „Ich suche gerne von Menschen energetisch aufgeladene Punkte auf“, erzählt Jaxy, der in Bremen geboren ist und dort schon als Kind gerne am Hafen dem Bau von Schiffen zugeschaut hat.

Für den Künstler ist die Form wichtiger als Farbe, daher arbeitet er konsequent in Schwarz und Weiß. Zudem beschäftigt ihn sehr stark die Umkehrung von Perspektiven und Größenverhältnissen. In seinem Objekten arbeitet Jaxy sehr stark mit dem Licht und Schatten. Seine Objekte erhalten durch den Schatten, den sie werfen eine weitere Dimension, sie lösen sich scheinbar vom Kunstwerk, bleiben aber mit ihm verbunden. So entsteht aus einer Form wieder eine andere Form.

Mit Licht und Schatten spielt auch seine Werkreihe CLOUD Kran, dessen Schwarz lackierte Oberfläche zunächst nicht darauf schließen lassen, aus welchem Material sie sind. So wirken die Kräne ein wenig wie düstere Vorbilder für Modellbahnanlagen.

ART-isotope • Galerie Schöber
Wilhelmstr. 38 (Ecke Friedrichstr.), 44137 Dortmund

Öffnungszeiten Sonntag, Montag, Dienstag, Freitag von 14:30-19:30 Uhr

mail@art-isotope.de
www.art-isotope.de

Der Wandel der Emscher in Fotografien

Verlassene Industriestandorte werden zu städtischen Highlights, früherer Unorte werden neu entdeckt, die Stadtlandschaft der Emscherregion wandelt und verändert sich. Diesen Transformationsprozess einer ganzen Region begleitet das „BRIDGES Fotoprojekt Emscher Zukunft“ der Emschergenossenschaft. Seit ihrer Gründung vor 100 Jahren dokumentiert die Emschergenossenschaft Umbau und Wandel in einem fotografischen Archiv, das heute über 200.000 Aufnahmen beinhaltet. Im letzten Jahr konnten die Dortmunder einen Teil dieser Sammlung in der Ausstellung „Das Flussarchiv“ im MKK bestaunen.

In der diesjährigen Ausstellung der Bridges-Sammlung sind im Dortmunder Kunstverein sieben Arbeiten zu sehen. Die Bilder der diesjährigen Preisträger Ekkehard Bussenius mit der Arbeit „Handlungsräume“ und Fatih Kurceren mit „My German Diary“. Eine Konzeptarbeit von Axel Braun und vier Auftragsarbeiten, die sich mit typischen Aspekten des Lebens in der Region auseinandersetzen.Von außen durch die gläsernen Wände sind Bilder der Preisträger der letzten zehn Jahre des Bridgesprojekts zu sehen.
Die Arbeit von Ekkehard Bussenius beschäftigt sich mit der Darstellung von Gebäuden und Orten an der Peripherie des Phönixsees. Die menschenleeren Bilder muten leicht artifiziell an, sie sind in der Dämmerung zur blauen Stunde mit Langzeitbelichtung entstanden, Landschaften und Gebäude verändern ihre Oberflächen und Strukturen. Die Wahrnehmung des Alltäglichen ändert sich.

In „My German Diary“ zeigt Fatih Kurceren Menschen, die als Migranten in eine Region gekommen sind, die seit 150 Jahren von Zuwanderung und Wandel durch die Industrialisierung und deren Ende geprägt ist. Er zeigt junge Menschen am Rhein-Herne-Kanal, einen Mann, der Werbeplakate klebt oder Menschen die sich in den Armen liegen. „Es sind die Menschen selbst, die in beiläufigen Inszenierungen und Beobachtungen als diejenigen betrachtet werden, die ihr Selbst und ihre Umgebung von Moment zu Moment neu erschaffen“.

Eine Konzeptarbeit von Axel Braun entstand zum Bridges-Aufruf „sustain and ability“. Ein großformatiges Foto zeigt eines der wenigen originalen Teilstücke der Emscher. Es befindet sich zu einem Parkteich reduziert im Kaisergarten hinter dem Schloß Oberhausen. Ein Buch als Leporello angelegt zeigt zahlreiche alte Schwarzweiß-Fotos des Emscherverlaufs. In einem Video dokumentiert der Fotograf den Fortgang der Emscherrenaturierung.

Ausgewählte Studenten der FH Dortmund und der Essener Folkwangschule zeigen ihre Arbeiten im Stil der Autorenfotografie. Zum Beispiel verschiedene Bergehalden im Winter, das Centro Oberhausen in einer kontrastarmen Schwarzweißfotografie oder Details aus Kleingartenanlagen die chaotisch oder abgezirkelt kontrolliert wirken.

Die Ausstellung läuft vom 30. Mai bis zum 12. Juli.

Der ganz normale Wahnsinn in einem Radiosender

Diskussionsbedarf bei der Redaktionssitzung? (v.l.n.r.) Annalena Lipinski, Michael Zabudkin, Lea Degner. Foto: ©Christine Köck
Diskussionsbedarf bei der Redaktionssitzung? (v.l.n.r.) Annalena Lipinski, Michael Zabudkin, Lea Degner.
Foto: ©Christine Köck

Beim Radiosender „Auf die Ohren“ ist mächtig was los. Moderatoren, eine Putzfrau, Reporter und Studiogäste sorgen für Chaos. Nicht genug, ein sprechender Wischmop und singende Putzhandschuhe sind ebenfalls dabei. Die Jugendclubproduktion des Kinder- und Jugendtheaters präsentiert am 03. Juni 2015 „Jetzt gibt’s was auf die Ohren“, eine 60-minütige Reise in ein Hörfunkstudio und die Hierarchien eines Senders.

„Das Stück handelt von einem Radiosender, der politisch arbeitet“, erklärt Theaterpädagogin und Regisseurin Christine Köck. „Es dreht sich um die Themen Anschlag in Paris, Pegida oder AfD. Dabei werden verschiedene Radioformate eingesetzt wie Interviews, Reportage, Musiksendungen.“

Da wir ja beim Theater sind, wird dies kein Hörspiel, sondern die Besucher erleben, was sonst noch im Studio passiert. „Es wird Choreografien geben, die Mitarbeiter tanzen“, so Dramaturgin und Regisseurin Isabel Stahl. Dazu gibt es mit dem sprechenden Wischmop und den singenden Putzhandschuhen Elemente, die an die Fraggles oder die Muppet-Show erinnern.

Dabei geht es auch um Kritik an den Medien. So wird aus der ukrainischen Putzfrau eine Verfolgte. Zudem wird auch einiges durch den satirischen Kakao gezogen. So wird über eine „Messe für Fanatiker“ berichtet oder ein Schädlingsbekämpfer muss zu einem Einsatz nach Dorstfeld, weil eine Bewohnern mit Nazis zu kämpfen hat. Daneben gibt es Musik, nicht nur aus der Konserve, sondern auch live gespielt.

Der Jugendclub besteht aus neun Spielerinnen und Spielern im Alter von 15 bis 23 Jahre. Von von neun sind sieben neu dabei. „Jetzt gibt’s was auf die Ohren“ gibt nicht nur den Startschuss für das Festival Onruhr 2015 vom 03. bis 06. Juni 2015, sondern wird auch im Rahmen des pottfiction-Camps am 28. Juni 2016 vor der Jahrhunderthalle in Bochum gezeigt. Daneben gibt es eine weitere Aufführung am 07. Juni um 18 Uhr im KJT. Die Premiere am 03. Juni ist bereits ausverkauft, für den Termin am 07. Juni gibt es noch Restkarten.

Wer Lust hat, am pottfiction-Camp teilzunehmen, kann sich bis zum 10. Juni 2015 bei Christine Köck unter ckoeck@theaterdo.de melden.

Das Dortmunder U wird Fünf!

Das Dortmunder U feiert Jubiläum und das gleich mehrere Tage lang.Von Donnerstag bis Samstag gibt es viele Führungen und Sonderveranstaltungen rund ums U. Für alle Altersgruppen bieten die einzelnen Etagen etwas zu entdecken.

 

Der Start ist am Donnerstag, 28. Mai, um 19 Uhr auf der Ebene 6, wo die Freundes U die vergangenen Jahre Revue passieren lassen und sich die Frage stellen: „5 Jahre nach RUHR. 2010: Wandel durch Kultur – Wandel durch das U?“ Zu diesem Zweck konnte Prof. Dr. Oliver Scheytt (ehem. Geschäftsführer Ruhr.2010), Marion Edelhoff (Kunstverein Dortmund), den ehemaligen Dortmunder OB Dr. Gerhard Langemeyer sowie den bildenden Künstler Dr. Günter Rückert gewonnen, sich in einer Diskussionsrunde dem oben genannten Thema zu widmen. Moderiert wird das Ganze vom Leiter der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten, Ulrich Breulmann. Der Eintritt ist frei.

Am Freitag, dem 29. Mai haben die Besucher ab 18 Uhr im Rahmen der Veranstaltung „Meet the Maker“ beim HMKV die Gelegenheit, die Personen, die hinter dem U stecken, einmal persönlich kennenzulernen. Zu erleben gibt es Geschichten aus dem Nähkästchen, den Anfängen im Dortmunder U und einen Ausblick in zukünftige Pläne. Im Anschluss daran können die Besucher in Kurzführungen auf jeder Etage Insider-Informationen über die Arbeit der einzelnen Institute des Hauses bekommen. Mit von der Partie sind: Kurt Eichler & Jasmin Vogel (Dortmunder U), Barbara Fischer-Rittmeyer (RWE Forum I Kino im U), Jens Krammenschneider-Hunscha (Fachhochschule Dortmund), Candan Bayram (TU Dortmund), Mechthild Eickhoff (U2 Kulturelle Bildung), Inke Arns (HMKV Hartware MedienKunstVerein), Regina Selter und Nicole Grothe (Museum Ostwall), Thomas Pieper (Panurama).

Und getreu dem Motto: „Fragen kostet nix!“ ist diese Veranstaltung kostenlos. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist auf 50 bis 60 Menschen, wird um Anmeldung unter presse@hmkv.de gebeten.

Die Jubiläumsparty findet dann am 30. Mai von 11 Uhr bis 18 Uhr statt. Zum Sommerfest, welches auch gleichzeitig den Auftakt für das Festival „Sommer am U“ bildet, gibt es elektronische Musik vom Kunst- und Musikkollektiv MASCHINERIE sowie ein Konzert der Silverettes, jede Menge Workshops, wie z.B. eine Upcycling-Werkstatt, und stündliche Führungen durch unser Haus. Alles komplett kostenfrei und die perfekte Gelegenheit, sich mal die Dortmunder Meisterwerke auf der Ebene 6 oder „Das Mechanische Corps. Auf den Spuren von Jules Verne“ auf der Ebene 3 im Rahmen von stündlichen Kurzführungen genauer anzusehen. Ab 18 Uhr lädt dann die TU zur großen Finissage der Jubiläumsausstellung „TU Dortmund im U“ mit einer Buchpräsentation.

Zusätzlich zu alledem finden am 30. Mai und 31. Mai in Kooperation mit Wissenschaft im Dialog und der Open Knowledge Foundation jeweils von 11 Uhr bis 18 Uhr die Science Hack Days statt. Hier werden in interdisziplinären Workshops Antworten auf die gesellschaftlichen Fragen von Morgen gesucht. Ziel dieser Kickoffdays ist es, erste Ideen und Prototypen auf die Beine zu stellen, welche im Laufe des Jahres weiter verfeinert werden. Mit vielen Mitmachaktionen wie Lötworkshops etc.

Gibt es eine Zukunft für die Chancen?

Mit diesem geld wurden die Künstlerinnen und Künstler während es Projekts von den Anwohnern bezahlt. (Foto: © Borsig11)
Mit diesem geld wurden die Künstlerinnen und Künstler während es Projekts von den Anwohnern bezahlt. (Foto: © Borsig11)

Vom 01.06.2014 bis 31.05.2015 entwickelte das Projekt „Public Residence: Die Chance“ künstlerische Aktionen rund um den Borsigplatz. Dazu wurde eine neu kulturelle Währung eingeführt, die Chance. Wer in der Gegend wohnt, hatte Anspruch auf 100 Chancen oder konnte durch aktive Teilnahme an Aktionen weitere Chancen bekommen. Die Anwohner konnten die Chancen an Künstlerinnen und Künstler weiterreichen, damit diese davon kulturelle Projekte durchführen konnten. Nach diesem Jahr werden die meisten Künstler nun den Borsigplatz verlassen, aber die Bewohner haben die Chance, die angestoßenen Projekte in Eigenregie weiterzuführen. Daneben gibt es noch eine große Finissage am 30. Mai ab 10 Uhr im Borsigplatz-Quartier.

Insgesamt sieben Künstlerinnen und Künstler haben im Laufe des Jahres am Borsigplatz gewohnt und kreative Projekte entwickelt. Es wurden Gärten angelegt, Bier gebraut, Theater gespielt, es gab Stadtführungen zu unbekannten Berühmtheiten, es wurde eine freie Republik gegründet und diskutiert.

Was waren die Erfahrungen der beteiligten Künstler? Frank Bölter, Dorothea Eitel und Rolf Dennemann waren beim Pressegespräch zugegen. „Es war ein Lernprozess“, erkärte Bölter, der aus Köln kommt. „Bestimmte Dinge funktionieren hier nicht, ich habe zu groß gedacht. Man muss mit kleinen Chancen anfangen.“ Bölter hat das Projekt „Dortmunder Schwarzbräu – Selber Brauen“ organisiert und auch die Idee zum „Echt Nordstadt-Honig“ entwickelt. „Die Lunte ist gelegt“, hofft Bölter, dass seine Aktionen keine einmalige bleiben, sondern von den Anwohnern weitergeführt werden.

Dorothea Eitel hatte es etwas schwerer, denn ihre Tanzperformances waren etwas Flüchtiges. „Das Elend der Darsteller“, wie es Rolf Dennemann beschrieb. „Es wird alles mit mir verschwinden“, befürchtet Eitel, hofft aber, dass sie mit ihren Aktionen doch Impulse gesetzt hat. Zumal doch viele Sachen auf Video gebannt wurden.

Für die Vermittlung von „was passiert hier eigentlich“ hat sich Rolf Dennemann eingesetzt. Zu seinen Gesprächsnachmittagen kamen recht viele Leute, aus denen das Projekt „Borsig-VIPs“ wurde.

Insgesamt kann das Projekt darauf verweisen, dass es viele Impulse gesetzt hat. Auch wenn es durchaus passierte, dass jemand, der über viele Chancen verfügte, versuchte, seinen Einfluss geltend zu machen. „Jedes Detail, was es im Großen gibt, gab es mit den Chancen im Kleinen“, erzählte Eitel über „Sponsoren“, die plötzlich künstlerischen Einfluss geltend machen wollten. Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler waren: Frank Bölter, Susanne Bosch, Rolf Dennemann, Dorothea Eitel, Angela Ljiljanic, Henrik Mayer und Olek Witt,

Zu den positiven Impulsen gehört auch, dass manche Anwohner die angestoßenen Projekte weiterführen wollen: Jacek Wąsik (Holzworkshop und einiges mehr), Irene Gakopoulos (Geschmacksarchiv, Kunstvermittlung für Kinder), Joseph Toth (Theater), Jürgen Elkers+Jürgen Sarstedt (Honig) Valeska Schmidt (kreative Angebote für die Nachbarschaft, eigene Kunstprojekte, Fortführung Freie Republik Borsigplatz) und Gerhard Neumann (Musik).

Auf jeden Fall findet noch die große Finissage am 30. Mai 2015 ab 10 Uhr im Borsigplatz-Quartier statt. Dann zeigen die Künstler noch einmal ihre Projekte. Das genaue Programm: http://www.borsig11.de/wordpress/2015/05/public-residence-finissage/

Organisiert wurde die Aktion durch den Verein „Machbarschaft Borsig11“ und der Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft. Insgesamt gab es die Möglichkeit 100.000 Chancen für die Künstler zu verteilen, davon waren rund 65.000 Chancen im Umlauf. Die Künstler konnten die Chancen, die sie

Der Lochbuddler

Paul Wallfisch (an der Schüppe) half seinem Freund Robert Leaver ein wenig beim graben. (Foto: © Anja Cord)
Paul Wallfisch (an der Schüppe) half seinem Freund Robert Leaver ein wenig beim graben. (Foto: © Anja Cord)

Am Freitag, dem 22. Mai 2015 stand Robert Leaver noch als Musiker auf der Bühne im Rahmen der Musikreihe „small beast“ (wir berichteten), einen Tag später, am Samstag, war er als Performancekünstler in Dortmund unterwegs. Genauer gesagt in der Galerie 143 an der Rheinischen Straße bzw. im Union Gewerbehof.

Nachdem Robert Leaver seine Performance „I crawl home“ beendet hatte, bei dem er auf Händen und Knien durch Manhattan gekrochen ist, hat er ein neues Projekt: Hole Earth. Hier buddelt er ein Loch und legt sich für einige Minuten hinein. So auch am Samstag im Union Gewerbehof.

Die Arbeit war nicht leicht für Leaver, er musste richtig ackern, um in den harten Boden ein Loch zu graben. Bis auf ein paar rote Backsteine wurde nichts von Bedeutung gefunden. Leaver machte seine Arbeit ernsthaft, die Aktion war nicht in irgendeiner Art ironisch gemeint. Für die etwa 20 bis 30 Zuschauer der Performance hatte es etwas Meditatives.

Zufall oder nicht? Als Leaver gegen 17 Uhr in das Loch stieg, läuteten von der benachbarten Kirche die Glocken. Dort lag er dann fünf bis zehn Minuten in einer embryonalen Haltung und kroch danach wieder langsam heraus. Danach wurde das Loch wieder zugeschüttet.

Es hatte etwas von Geburt und Beerdigung. Es gab Kulturen, die ihre Toten in embryonaler Haltung bestatteten. Eine Art Rückkehr in den Mutterleib.

Die Performance hatte etwas von der Kunst des Fluxus, die ihren Höhepunkt in den 60er Jahren hatte.