Schlagwort-Archive: Christine Köck

Der ganz normale Wahnsinn in einem Radiosender

Diskussionsbedarf bei der Redaktionssitzung? (v.l.n.r.) Annalena Lipinski, Michael Zabudkin, Lea Degner. Foto: ©Christine Köck
Diskussionsbedarf bei der Redaktionssitzung? (v.l.n.r.) Annalena Lipinski, Michael Zabudkin, Lea Degner.
Foto: ©Christine Köck

Beim Radiosender „Auf die Ohren“ ist mächtig was los. Moderatoren, eine Putzfrau, Reporter und Studiogäste sorgen für Chaos. Nicht genug, ein sprechender Wischmop und singende Putzhandschuhe sind ebenfalls dabei. Die Jugendclubproduktion des Kinder- und Jugendtheaters präsentiert am 03. Juni 2015 „Jetzt gibt’s was auf die Ohren“, eine 60-minütige Reise in ein Hörfunkstudio und die Hierarchien eines Senders.

„Das Stück handelt von einem Radiosender, der politisch arbeitet“, erklärt Theaterpädagogin und Regisseurin Christine Köck. „Es dreht sich um die Themen Anschlag in Paris, Pegida oder AfD. Dabei werden verschiedene Radioformate eingesetzt wie Interviews, Reportage, Musiksendungen.“

Da wir ja beim Theater sind, wird dies kein Hörspiel, sondern die Besucher erleben, was sonst noch im Studio passiert. „Es wird Choreografien geben, die Mitarbeiter tanzen“, so Dramaturgin und Regisseurin Isabel Stahl. Dazu gibt es mit dem sprechenden Wischmop und den singenden Putzhandschuhen Elemente, die an die Fraggles oder die Muppet-Show erinnern.

Dabei geht es auch um Kritik an den Medien. So wird aus der ukrainischen Putzfrau eine Verfolgte. Zudem wird auch einiges durch den satirischen Kakao gezogen. So wird über eine „Messe für Fanatiker“ berichtet oder ein Schädlingsbekämpfer muss zu einem Einsatz nach Dorstfeld, weil eine Bewohnern mit Nazis zu kämpfen hat. Daneben gibt es Musik, nicht nur aus der Konserve, sondern auch live gespielt.

Der Jugendclub besteht aus neun Spielerinnen und Spielern im Alter von 15 bis 23 Jahre. Von von neun sind sieben neu dabei. „Jetzt gibt’s was auf die Ohren“ gibt nicht nur den Startschuss für das Festival Onruhr 2015 vom 03. bis 06. Juni 2015, sondern wird auch im Rahmen des pottfiction-Camps am 28. Juni 2016 vor der Jahrhunderthalle in Bochum gezeigt. Daneben gibt es eine weitere Aufführung am 07. Juni um 18 Uhr im KJT. Die Premiere am 03. Juni ist bereits ausverkauft, für den Termin am 07. Juni gibt es noch Restkarten.

Wer Lust hat, am pottfiction-Camp teilzunehmen, kann sich bis zum 10. Juni 2015 bei Christine Köck unter ckoeck@theaterdo.de melden.

Die vielen Facetten der Lola Blau

Lola Blau (Désirée von Delft) in Aktion. (Foto: © Martin Bettermann)
Lola Blau (Désirée von Delft) in Aktion. (Foto: © Martin Bettermann)

Im RWE Forum – Kino im Dortmunder U gab es unter der Regie von Isabel Stahl die Premiere für „Lola Blau“- Musical für eine Schauspielerin von dem in Wien 1922 geborenen, und 2011 in Salzburg gestorbenen bekannten Komponisten, Sänger und Dichter Georg Kreisler. Er musste als Sohn einer österreichischen jüdischen Familie 1943 in die USA emigrieren und nahm dort die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Kreisler war ein Multitalent und ist vielen auch als bissiger Kabarettist mit Wortwitz und tiefsinnigen, schwarzen Humor bekannt.

Zum Inhalt von „Lola Bau“: Das Stück erzählt die Lebensgeschichte des politisch naiven, von der Leidenschaft zum Theater besessenen jüdischen jungen Frau Lola Blau. Kurz vor ihrem ersten Engagement am Linzer Landestheater 1938 muss sie nach Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland wie schon ihr Leo über die Schweiz ins Exil nach Amerika gehen. Ihre Jugendliebe Leo wurde nach Dachau deportiert, bevor sie sich in Basel treffen konnten. Sie wird zwar in de USA ein gefeierter Star, verliert aber ihre Illusionen. Als Lola nach Kriegsende nach Wien zurückkehrt, erlebt sie dort die selbe „Verdrängungsmechanismen“, die sie zuvor gelebt hatte. Da meldet sich unverhofft vor einem Auftritt plötzlich der vermisste Leo…

Die Stationen ihres Lebens werden erzählt. Zwanzig Kabarettsongs (Georg Kreisler) zeichnen ihr Leben, sowohl von den komischen, aber natürlich auch den tragischen Seiten.

Auf der Bühne sieht das Publikum zunächst neben einer Reihe von Requisiten aus der damaligen Zeit wie alte Drehscheiben-Telefone, einen alten „Volksempfänger“ und Lampe auch einer Menge Kleidungsstücken und Schuhen auf dem Boden als Hinweis auf die Situation der Juden.

Aus diesem Kleiderwust heraus schälte sich Désirée von Delft. Bekannt als Schauspielerin des Kinder-und Jugendtheaters und zeigte sie sofort eine starke Präsenz neben dem ihr treu zur Seite stehenden Schauspieler und Pianisten Nicolas Krüger. Von Delft zeigte beeindruckend die vielen Facetten der Lola Blau. Die komischen wie aber vor allem auch die melancholischen Seiten brachte von Delft bewegend auf die Bühne. Es wurde ihr auch einiges von der anspruchsvollen Choreografie (Joeri Burger) abverlangt. Es gab auch Stepeinlagen.

Eine solche Persönlichkeit glaubhaft auf die Bühne zu bringen ist eine beachtliche Leistung und zeigt, dass die Schauspielerin sich sehr genau mit der Person „Lola Blau“ auseinandergesetzt hat und wohl genauso „besessen vom Theater“ wie diese ist. Eine Paraderolle für Désirée von Delft, aber auch ein großes Lob für ihren kongenialen Partner!

Auf die Leinwand im Hintergrund wurden zu den jeweiligen Lebensstationen von Lola nostalgische Filmeinspielungen mit alter Kameratechnik eingespielt. So konnten die Zuschauer neben Fotografien von der historischen Lola Blau zum Beispiel Einblicke in das riesige Übersee-Schiff von damals gewinnen oder Bilder vom zerstörten Wien nach Kriegsende. Im Video wirkten Andreas Ksienzyk vom KJT und Günther Lüer als Darsteller mit.

Ein großes Kompliment für die Video/Grafik ( und die viele Arbeit daran) von Christine Köck. Bereichert wurde das Stück zudem mit originalen Radio-Einspielungen aus der Kriegszeit.

Eine gelungene Vorstellung und Reminiszenz an Georg Kreisler und der Lola Blau.

Weitere Vorstellungstermine: 13. und 20. 12.2014 jeweils um 20 Uhr und am 21.12.2014 um 18 Uhr. Kartenvorbestellung unter 1060-845 75 19 oder unter lolablau@gmx.de

Eintrittspreise 18 €, ermäßigt 14 €.

Jugendprotest im Zeitalter der Globalisierung

Lucas Franken, Oliver Seifert, Christoph Stuhlmann, Fatima Talalini und Saskia Rademacher  Foto: ©Birgit Hupfeld
Lucas Franken, Oliver Seifert, Christoph Stuhlmann, Fatima Talalini und Saskia Rademacher
Foto: ©Birgit Hupfeld

Am 7. März 2014 wird um 19:00 Uhr im Kinder- und Jugendtheater die Jugendclub-Produktion “Feiert, Facebooked, Folgt“ nach dem Stück von Holger Schober als Premiere aufgeführt. Es ist für Menschen ab 14 Jahren gedacht.

Dazu erklärte der Leiter des KJT, Andreas Gruhn: “Normalerweise machen wir mit den Jugendlichen zusammen eine Stückentwicklung. Diesmal greifen wir auf das Stück von Schober zurück. Es geht darum, wie ich mich als Mensch in einer globalisierten, immer undurchschaubarer werdenden Welt positionieren kann. Wofür oder wogegen kann man protestieren?”

Die Regisseurinnen der Aufführung, Isabel Stahl und Christine Köck verrieten vorab: “Fünf junge Menschen sind eine Band und warten auf ihren Auftritt. sowie auf die Zuschauer. Es kommt aber keiner. Während sie warten stellen sie sich die Frage, in was für einer Welt wir eigentlich leben, und das man doch etwas tun müsste. Sie führen das Publikum durch hundert Jahre  Protestgeschichte, wie beispielsweise Muck Lambety und seine “Neuen Schar” oder etwa die Kommune 1. Was ist eine Protestbewegung, welchen Sinn macht sie und kann sich Geschichte wiederholen? Die fünf Bandmitglieder werden auch sechs Protestsongs singen.”

Das ist nur die eine Ebene der Vorstellung. “Um den passiven und nihilistischen Geschehen auf der Bühne etwas positiv aktives entgegen zu setzen, wurde von einer intergenerativen Protestgruppe von 7 Personen ( Kern) parallel zur Theatergruppe eine ins Leben gerufen,” so Stahl.

Von ihren unterschiedlichen Protestformen wie zum Beispiel Critical Mass, eine international verwendete direkte Aktionsform, bei der sich Fahrradfahrer unorganisiert treffen, um gemeinsam für ihre Rechte und Belange gegenüber den motorisierten Individualverkehr aufmerksam machen und einigen anderen Aktionsformen, werden Videos in das Geschehen eingespielt. Für die Videos sind Christine Köck und Florian Zeitler verantwortlich.

Als Grundlage diente das Buch “Mut Bürger – neue Formen des Protests” von Florian Kessler.

Was gibt es über das Bühnenbild zu erzählen? Die Regisseurin Isabel Stahl  erläuterte dazu: “Die Bühne stellt einen abstrakter Raum mit einer grünen Rasenfläche dar. das ist ein Symbol dafür , dass etwas wächst. Eine Metapher dafür, das aus einer gemeinsamen Aktivität oder Bewegung etwas positives erwachsen kann.”

Die Vorstellung dauert ungefähr 75 Minuten.

Neben der Premiere am Freitag, dem 7. März 2014 um 19:00 Uhr  gibt es nur vier weitere Aufführungstermine: Sa, den 8.3. 19:00 , So, den 9.3. 19:00 Uhr, Fr, den 14.3. 19:00 Uhr und am So, den 16.3. 19:00 Uhr.

Karten und Infos unter 0231/ 50 27 222 oder www.theaterdo.de