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Zombification – wie man die Zombiecalypse überlebt

Ob nun im Schauspielhaus mit den Stücken von Wenzel Storch oder mit dem Theaterkollektiv „Komplott Legal“: Wenn jemand in ein Stück von oder mit Thorsten Bihegue besucht, kommt er jedenfalls schlauer wieder heraus und ist dabei auch noch gut unterhalten. Das Prinzip der Wissensvermittlung durch Theaterbesuch funktionierte auch bei „Zombification – Lecture-Performance mit Hirn“, die am 27.10. 2017 im Theater im Depot Premiere hatte.

Das Wort „Zombie“ kommt aus der zentralafrikanischen Sprache Kimbuntu und bedeutet „Totengeist“. Über Haiti und dem Voodoo haben die Zombies den Weg in die populäre Kultur gefunden, als willenlos Untote, die auf ständiger Suche nach menschlichen Fleisch sind.

Das Trio von „Komplott Legal“ Isabel Stahl (Regie und Produktion), Christine Köck (Video und Grafik) sowie Theresa Mielich (Ausstattung) schufen eine fiktive Brennpunktsendung „Wo brennt‘s jetzt“ in der Zombitologe Wolfram Kowalewski (Bihegue) und Regine Anacker (Moderatorin) über die Zombies informierten und Tipps gaben, wie man eine Zombicalypse überlebt. Nicht nur Anacker war vom Dortmunder Sprechchor, sondern auch weitere neun Mitglieder, die als realitätsnah geschminkter „Zombiechor“ schönes Anschauungsmaterial boten.

Was fasziniert uns an Zombies? Ist es die Angst vor einer seelenlosen, stumpfen Masse, die unser gewohntes Leben durcheinanderbringt? Es ist schon erstaunlich, wenn Demokraten in den USA regieren, dann kommen mehr Vampirfilme auf dem Markt, denn so Kowalewski, die Demokraten fürchten mehr den Geldadel der Wall-Street, der mit den Blutsaugern eher assoziiert werden kann. Die Republikaner fürchten eher den Aufstand der Massen, der Armen und Ausgestoßenen, die das bürgerliche Leben in ein Chaos verwandeln.

Zwar nicht "Schwanensee", aber auch Zombies können schöne Choreografien. (Foto: © Theresa Mielich)
Zwar nicht „Schwanensee“, aber auch Zombies können schöne Choreografien. (Foto: © Theresa Mielich)

Selbstverständlich wird auf die filmischen Komponenten der Zombie-Thematik eingegangen, wenn auch meist nur mit Bildern von Filmcovern. Kurz zu sehen ist ein älterer Zombiefilm aus den 40er Jahren, in dem Zombies die klassische Rolle als willenlose, fremdbestimmte Figuren einnehmen.

Auch in „Zombification“ spielen die Zombies zunächst nur die Rolle als billige Arbeitskraft, denn billiger als ein Untoter geht nicht, um dann doch mit erstaunlichen Fähigkeiten zu glänzen wie beispielsweise dem Spielen eines Glockenspiels.

Praktische Tipps gibt es auch von von Kowalewski: Wie schützt man sich vor Zombieangriffen , welche Waffen sind nützlich und wo versteckt man sich. In einem Video, dass nicht zufällig einem Ego-Shooter ähnelt, kämpft sich unser Experte durch eine Horde von Trainingszombies.

Was nimmt der Theaterbesucher aus diesem Abend mit? Er erlebt Zombies die singen und tanzen, Live-Musik (natürlich „Zombie“ von den Cranberries), eine gut aufgelegte Moderatorin samt Experten und neun großartige Zombies. Zombies sind eben mehr als herum schlurfende, fleischfressende Untote, sie sind Teil unser Popkultur und daraus nicht mehr wegzudenken. Angesichts der politischen Verhältnisse in den USA ist also wieder mit mehr Zombiefilmen zu rechnen. Die wichtigen Frage sind doch. Wie viel Zombie steckt in uns, welche Bedingungen fördern sie und wie kann man sich dagegen wehren?

Die nächste Möglichkeit das Stück zu sehen, bietet sich am 04. Novemeber 2017 um 20 Uhr im Theater im Depot.

Zombification – Zombies zwischen Fiktion und Realität

Das freie Künstlerkollektiv Komplott Legal hat ihre neueste Produktion „Zombification“ eine Lecture-Performance mit Hirn, in Zusammenarbeit mit dem Dortmunder Sprechchor und in Kooperation mit dem Theater im Depot entwickelt. Die Uraufführung findet am Freitag, den 27.10.2017 um 20:00 Uhr im Depot statt. Regie und Produktion liegen in den Händen von Isabel Stahl (Komplott Legal).

Das Publikum wird direkt in eine Studio-Produktion hineingeführt. Die Moderatorin Helene Tomatschek (Regine Anacker, Dortmunder Sprechchor) hat den Schauspieler und Zombitologen Wolfram Kowalewski (Thorsten Bihegue , Komplott Legal) als Studiogast in ihre Sendung eingeladen. Wolframs Job ist es nicht nur, wertvolle Survival-Tips im Falle eines „Zombie-Apokalypse“ zu geben, sondern er setzt sich auch mit den filmischen, geschichtlichen, philosophischen sowie den Kapitalismus-kritischen Komponenten der Zombie-Thematik auseinander.

Drei Zombies ohne Glockenseil. (Foto: © Theresa Mielich)
Drei Zombies ohne Glockenseil. (Foto: © Theresa Mielich)

Da gibt es genug ja Material aus diversen Filmen und Fernsehserien. Wichtige Grundlage sind zum Beispiel neben Texten zur Thematik auch Filme wie etwa die bissige Parabel „Land of the Dead“ von George A. Romero (2005).

Zombies rekrutieren sich aus dem Dortmunder Sprechchor

Es geht um die Fragen wie: Was ist real, was ist Fiktion? Was macht die Zombies so attraktiv? Was macht sie zu Zombies und wie viel Zombie steckt in uns? Da spielen unter anderem die Angst vor „dem Fremden“, Untergang und Tod sowie die Sehnsucht nach Überleben eine bedeutende Rolle.

Auf der Bühne befinden sich rekrutierte „Zombies“ vom Dortmunder Sprechchor, die als reale Zombies angesprochen werden. Per Video kommen noch eine ganze

Menge weiter hinzu. Eine weitere Frage ist: Was können Zombies eigentlich wirklich? Die auf der Bühne können sich jedenfalls künstlerisch ausdrücken und tanzen. Ja, sie können sogar ein wenig sprechen.

Das Publikum erwartet viele sinnliche Bilder, viel Nebel, und ein guter Soundtrack von Musik aus der Konserve und live auf der Bühne.

Wir arbeiten mit Fakten und Behauptungen, die übertrieben dargestellt werden,“ erklärte Bihegue. Das Ganze findet im Spannungsfeld zwischen Fiktion und Realität statt. Ironie wird dabei eine bedeutende Rolle spielen.

Wir dürfen auf die ungefähr siebzig minütige Performance gespannt sein.

Weiter Vorstellungen: Samstag, den 28.10.2017 und Samstag, den 04.11.2017, jeweils um 20:00 Uhr.

Infos und Kartenreservierungen unter 0231 – 9822336 oder ticket@theaterimdepot.de

Schwerer Weg zu sich selbst

„Bitches“ (v.l.n.r. Fatima Talalini und Lioba Sombetzki) stehen anscheinend nicht so auf E-Books. (Foto: © Christine Köck)

Am Freitag, den 27.01.2017 war im Dortmunder Theater im Depot Premiere für „B.A.-Bitches“des Off-Theater „KomplottLegal“ unter der Regie von Isabel Stahl.

Die Protagonistinnen von KomplottLegal, Lioba Sombetzki und die Poetry-Slammerin Fatima Talalini stellen sich als Lio und Fatima als zwei junge Frauen auf dem Weg zum Bachelor of Arts und ihr Leben und die Schwierigkeiten als freies Theaterkollektiv.

Sie stehen stellvertretend für die junge Generation zwischen Studium und Beruf. In Collagen stellen sie ihre und deren Fragen wie: Wie soll mein Leben verlaufen, wie wichtig ist Erfolg und wie gehe ich mit Enttäuschungen um. Was mache ich, wenn beispielsweise mein Traum, an einer renommierten Schauspielschule angenommen zu werden, erst mal platzt? Wie wichtig ist mir Erfolg? Wie werde ich meinen politischen und feministischen Ansprüchen in einer immer härter werdenden Welt voller Zerstörung, Hass, zunehmenden Konkurrenzdruck und kriegerischen Auseinandersetzungen gerecht. Was macht eine B.A.-Bitch im feministischen Sinne heutzutage aus? Dabei befolgen sie zehn Regeln. Eine davon lautet: „Folge deiner Leidenschaft“.

Leidenschaftlich gehen sie den Fragen fantasievoll mit bunten Kostümen, Perücken, Poetry-Slam und frischen Tanzchoreografien auf den Grund. Die Anstrengungen werden bildhaft deutlich durch das schwere Aufblasen eines giftgrünen Sofas.

Die eingespielte Musik und Geräusche verstärken die Aussagen der Bühnenhandlung.. Eindrucksvoll war da zum Beispiel das eingespielte pochen eines rasenden Herzschlag während die beiden Frauen von ihren Ängsten in unserer Zeit sprechen

Das streng regulierende und rigide Bachelor-System wird zwischen als gehetzter Lauf zwischen Marathon und Sprint plastisch dargestellt.Eine wichtige Rolle spielen die Nadja Tolokonnikowas „Anleitung für eine Revolution. von den „Pussy Riots“. Ein Kernsatz daraus : „Ein Wort wie „Bitch“ oder „Miststück“ handelt von Macht. Die roten gehäkelten Sturmmützen der Pussy Riots kommen auch auf der Bühne zur Geltung. Es geht darum, sich den negativ besetzten Begriff „Bitch“ wieder positiv feministisch zu erobern. Es ist immer noch wichtig, dass Frauen weiter für ihre Gleichberechtigung kämpfen.

Alle politisch aktuelle Themen wie Fremdenhass, Pegida, Trump u.a. wurden angesprochen. Fatima hielt ein brennendes Plädoyer dafür, die Menschen nicht nach dem zu beurteilen wie sie aussehen, sondern danach wer sie sind und für was sie einstehen.

Humor und Selbstironie kamen bei der Aufführung nicht zu kurz. So wurde am Ende noch eine lustige elfte Regel hinzu gefügt.

Weitere Vorstellung im Depot gibt es am Fr. 24.02., Do 9.3. jeweils 20 Uhr und weitere im April und Mai.

Karten unter ticket@theaterimdepot.de

Feminismus zwischen Uni und Theater

Vorsicht! Die „Bitches“ sind im Kampfmodus. (Foto: © Christine Köck)

Am Freitag, den 27.01.2017 um 20:00 Uhr hat das Stück „B.A.-Bitches des professionellen freien Theaterkollektivs KomplottLegal unter der Regie von Isabel Stahl Premiere im Dortmunder Theater im Depot.

Den Rahmen der Handlung bildet das Leben der beiden Studentinnen Fatima (Fatima Talalini) und Lio (Lioba Sombetzki) auf dem Weg zum Bachelor of Arts (B.A.). Sie präsentieren ihre erste Performance und erzählen von ihrem schwierigen streng regulierten und strukturierten B.A.-Unileben zwischen Studium und Beruf. Zur Sprache kommt natürlich auch das schöne aber harte Leben im Off-Theater. Die freien Theater müssen immer um finanzielle Unterstützung (durch Sponsoren) für ihrer Projekte kämpfen und sind gleichzeitig um ihre Unabhängigkeit bemüht.

In Form von Collagen setzen sich die beiden Frauen mit existenziellen Fragen und der Bedeutung von Feminismus in unserer heutigen Zeit auseinander. Das sind Fragen wie: Wie soll mein Leben verlaufen? Was ist Erfolg? Wie bekommt man Erfolg? Gibt es ein Recht auf persönliche Erfüllung? Was ist eine „Bitch“ im feministischen Sinn? Wie kann eine sinnvolle politische Auseinandersetzung aussehen?

Dabei spielen die Texte aus Nadja Tolokonnikowas „Anleitung für eine Revolution“ eine wichtige Rolle“, so Stahl. Tolokonnikowa ist Teil der durch ihre spektakulären politischen Aktionen weit über Russland bekannt gewordenen feministischen Punkrock-Band „Pussy Riots“. Daraus stammt unter anderem der Satz: „Ein Wort wie „Bitch“ oder „Miststück“ handeln von Macht“. Frauen müssen immer noch in vielen Bereichen gegen Diskriminierung kämpfen.

Es geht darum , das negativ besetzte Wort „Bitch“ (Schlampe, rücksichtsloses Miststück) neu feministisch zu erobern, positiv zu besetzen und die Rechte von Frauen auf Selbstverwirklichung zu stärken, betonten die Beteiligten an der Produktion. Es wird aber kein belehrendes Stück mit erhobenen Zeigefinger.

Video wird bei dieser Produktion keine Rolle spielen. Musik und eine Kampfchoreografie wird aber von Bedeutung sein.

Die weiteren Vorstellungen von „B.A.-Bitches“ sind am 28.01., 24.02. und 09.03. jeweils um 20 Uhr im Depot Dortmund. Kartenvorbestellung unter 0231 9822336 oder ticket@theaterimdepot.de

Der ganz normale Wahnsinn in einem Radiosender

Diskussionsbedarf bei der Redaktionssitzung? (v.l.n.r.) Annalena Lipinski, Michael Zabudkin, Lea Degner. Foto: ©Christine Köck
Diskussionsbedarf bei der Redaktionssitzung? (v.l.n.r.) Annalena Lipinski, Michael Zabudkin, Lea Degner.
Foto: ©Christine Köck

Beim Radiosender „Auf die Ohren“ ist mächtig was los. Moderatoren, eine Putzfrau, Reporter und Studiogäste sorgen für Chaos. Nicht genug, ein sprechender Wischmop und singende Putzhandschuhe sind ebenfalls dabei. Die Jugendclubproduktion des Kinder- und Jugendtheaters präsentiert am 03. Juni 2015 „Jetzt gibt’s was auf die Ohren“, eine 60-minütige Reise in ein Hörfunkstudio und die Hierarchien eines Senders.

„Das Stück handelt von einem Radiosender, der politisch arbeitet“, erklärt Theaterpädagogin und Regisseurin Christine Köck. „Es dreht sich um die Themen Anschlag in Paris, Pegida oder AfD. Dabei werden verschiedene Radioformate eingesetzt wie Interviews, Reportage, Musiksendungen.“

Da wir ja beim Theater sind, wird dies kein Hörspiel, sondern die Besucher erleben, was sonst noch im Studio passiert. „Es wird Choreografien geben, die Mitarbeiter tanzen“, so Dramaturgin und Regisseurin Isabel Stahl. Dazu gibt es mit dem sprechenden Wischmop und den singenden Putzhandschuhen Elemente, die an die Fraggles oder die Muppet-Show erinnern.

Dabei geht es auch um Kritik an den Medien. So wird aus der ukrainischen Putzfrau eine Verfolgte. Zudem wird auch einiges durch den satirischen Kakao gezogen. So wird über eine „Messe für Fanatiker“ berichtet oder ein Schädlingsbekämpfer muss zu einem Einsatz nach Dorstfeld, weil eine Bewohnern mit Nazis zu kämpfen hat. Daneben gibt es Musik, nicht nur aus der Konserve, sondern auch live gespielt.

Der Jugendclub besteht aus neun Spielerinnen und Spielern im Alter von 15 bis 23 Jahre. Von von neun sind sieben neu dabei. „Jetzt gibt’s was auf die Ohren“ gibt nicht nur den Startschuss für das Festival Onruhr 2015 vom 03. bis 06. Juni 2015, sondern wird auch im Rahmen des pottfiction-Camps am 28. Juni 2016 vor der Jahrhunderthalle in Bochum gezeigt. Daneben gibt es eine weitere Aufführung am 07. Juni um 18 Uhr im KJT. Die Premiere am 03. Juni ist bereits ausverkauft, für den Termin am 07. Juni gibt es noch Restkarten.

Wer Lust hat, am pottfiction-Camp teilzunehmen, kann sich bis zum 10. Juni 2015 bei Christine Köck unter ckoeck@theaterdo.de melden.

Die vielen Facetten der Lola Blau

Lola Blau (Désirée von Delft) in Aktion. (Foto: © Martin Bettermann)
Lola Blau (Désirée von Delft) in Aktion. (Foto: © Martin Bettermann)

Im RWE Forum – Kino im Dortmunder U gab es unter der Regie von Isabel Stahl die Premiere für „Lola Blau“- Musical für eine Schauspielerin von dem in Wien 1922 geborenen, und 2011 in Salzburg gestorbenen bekannten Komponisten, Sänger und Dichter Georg Kreisler. Er musste als Sohn einer österreichischen jüdischen Familie 1943 in die USA emigrieren und nahm dort die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Kreisler war ein Multitalent und ist vielen auch als bissiger Kabarettist mit Wortwitz und tiefsinnigen, schwarzen Humor bekannt.

Zum Inhalt von „Lola Bau“: Das Stück erzählt die Lebensgeschichte des politisch naiven, von der Leidenschaft zum Theater besessenen jüdischen jungen Frau Lola Blau. Kurz vor ihrem ersten Engagement am Linzer Landestheater 1938 muss sie nach Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland wie schon ihr Leo über die Schweiz ins Exil nach Amerika gehen. Ihre Jugendliebe Leo wurde nach Dachau deportiert, bevor sie sich in Basel treffen konnten. Sie wird zwar in de USA ein gefeierter Star, verliert aber ihre Illusionen. Als Lola nach Kriegsende nach Wien zurückkehrt, erlebt sie dort die selbe „Verdrängungsmechanismen“, die sie zuvor gelebt hatte. Da meldet sich unverhofft vor einem Auftritt plötzlich der vermisste Leo…

Die Stationen ihres Lebens werden erzählt. Zwanzig Kabarettsongs (Georg Kreisler) zeichnen ihr Leben, sowohl von den komischen, aber natürlich auch den tragischen Seiten.

Auf der Bühne sieht das Publikum zunächst neben einer Reihe von Requisiten aus der damaligen Zeit wie alte Drehscheiben-Telefone, einen alten „Volksempfänger“ und Lampe auch einer Menge Kleidungsstücken und Schuhen auf dem Boden als Hinweis auf die Situation der Juden.

Aus diesem Kleiderwust heraus schälte sich Désirée von Delft. Bekannt als Schauspielerin des Kinder-und Jugendtheaters und zeigte sie sofort eine starke Präsenz neben dem ihr treu zur Seite stehenden Schauspieler und Pianisten Nicolas Krüger. Von Delft zeigte beeindruckend die vielen Facetten der Lola Blau. Die komischen wie aber vor allem auch die melancholischen Seiten brachte von Delft bewegend auf die Bühne. Es wurde ihr auch einiges von der anspruchsvollen Choreografie (Joeri Burger) abverlangt. Es gab auch Stepeinlagen.

Eine solche Persönlichkeit glaubhaft auf die Bühne zu bringen ist eine beachtliche Leistung und zeigt, dass die Schauspielerin sich sehr genau mit der Person „Lola Blau“ auseinandergesetzt hat und wohl genauso „besessen vom Theater“ wie diese ist. Eine Paraderolle für Désirée von Delft, aber auch ein großes Lob für ihren kongenialen Partner!

Auf die Leinwand im Hintergrund wurden zu den jeweiligen Lebensstationen von Lola nostalgische Filmeinspielungen mit alter Kameratechnik eingespielt. So konnten die Zuschauer neben Fotografien von der historischen Lola Blau zum Beispiel Einblicke in das riesige Übersee-Schiff von damals gewinnen oder Bilder vom zerstörten Wien nach Kriegsende. Im Video wirkten Andreas Ksienzyk vom KJT und Günther Lüer als Darsteller mit.

Ein großes Kompliment für die Video/Grafik ( und die viele Arbeit daran) von Christine Köck. Bereichert wurde das Stück zudem mit originalen Radio-Einspielungen aus der Kriegszeit.

Eine gelungene Vorstellung und Reminiszenz an Georg Kreisler und der Lola Blau.

Weitere Vorstellungstermine: 13. und 20. 12.2014 jeweils um 20 Uhr und am 21.12.2014 um 18 Uhr. Kartenvorbestellung unter 1060-845 75 19 oder unter lolablau@gmx.de

Eintrittspreise 18 €, ermäßigt 14 €.

Wenn Naivität blind macht

Désirée von Delft als Lola Blau mit ihrem Pianisten Nicolas Krüger.
Désirée von Delft als Lola Blau mit ihrem Pianisten Nicolas Krüger. (Foto: © Martin Bettermann)

In Georg Kreislers „Musical für eine Schauspielerin“ mit dem Titel „Lola Blau“ geht es um das jüdische Mädchen Lola Blau, das kurz vor dem Beginn ihrer Schauspielkarriere von den politischen Ereignissen in Österreich der späten 30er Jahre überrascht wird. Gespielt und gesungen wird Lola von Désiré von Delft und aufgeführt wird es im Kino im Dortmunder U. Die Premiere ist am 29. November um 20 Uhr.

„Sie ist politisch ziemlich naiv“, charakterisiert die Regisseurin Isabel Stahl die Titelheldin. Das Stück beginnt im Jahre 1938. Blau steht kurz vor ihrem ersten Engagement am Theater in Linz, wird dann aber nicht angenommen, weil sie Jüdin ist. Über den Umweg Schweiz gelangt sie in den USA, wo sie ein Star wird. Doch sie vermisst ihre große Liebe Leo. nach dem Krieg kehrt sie zurück nach Wien und trifft dort Leo, der im KZ Dachau inhaftiert war. Lola stösst in Wien der NAchkriegszeit auf die Verdrängung, die auch sie gelebt hat. Das Stück endet 1947/48.

Das Kino im U ist natürlich kein Theater, daher mussten sich Anja Lichtenegger (Bühne) und Theresa Mielich (Kostüme) den besonderen Verhältnissen anpassen. „Ich versuche die politische Geschichte sichtbar zu machen,  aber ohne sie in den Vordergrund zu stellen“, so Lichtenegger. So wecken Kleider- und Schuhhaufen Erinnerungen an die Bilder aus den KZ. da keine großen Kulissenwechsel möglich sind, wird das Stück per Video verortet. In den Videos werden Günther Lüer und Andreas Ksienzyk zu sehen und hören sein, die Lola Blau auf der Überfahrt nach Wien über die Geschehnisse in Europa aus verschiedenen Blickwinkel erzählen.

Mit „Lola Blau“ hat Georg Kreisler kein trauriges Stück geschrieben, es hat durchaus lustige Stellen. „Der Wortwitz von kreisler kommt vor allem bei den Auftrittsnummern von Lola zur Geltung“, findet Désirée von Delft. Die meisten der 15 bis 17 Lieder sind auf Deutsch, nur eines ist auf Englisch.

Begleitet wird von Delft vom Pianisten Nicolas Krüger, die Choreografie wurde von Joeri Burger entwickelt, der im vergangenen Jahr den „Pinocchio“ spielte und für das aktuelle Weihnachtsmärchen „Peters Reise zum Mond“ ebenfalls die Choreografie schuf.

Neben der Premiere gibt es weitere Termine am 13. Dezember 2014 um 20 Uhr, am 20. Dezember um 20 Uhr und am 21. Dezember um 18 Uhr.

Geschichte über Freundschaft und Vertrauen

Götz Vogel von Vogelstein und Steffen Happel (Foto: ©Birgit Hupfeld)
Götz Vogel von Vogelstein und Steffen Happel
(Foto: ©Birgit Hupfeld)

Am 9. Mai 2014 geht es im Sckelly des Kinder-und Jugendtheaters um 18.00 Uhr los mit der Premiere des Stücks „Ein Freund für Löwe Boltan“ nach dem Bilderbuch von Klaus Kordon und Pieter Kunstreich. Das Stück ist für Kinder ab fünf Jahre.

Bearbeitet wurde die Geschichte von Erik Schäffler und Uwe Schade. Regie führt Peter Kirschke, der zum Beispiel als Regisseur von „Radiomänner“ (2006) im KJT schon gut bekannt ist. Die Dramaturgin Isabel Stahl und der Regisseur erzählten vorab: „Es geht um den Löwen Boltan, den einsamen, aber stolzen absoluten Herrscher seiner Oase. Alle anderen Tiere haben zwar Respekt, fürchten sich aber auch vor dem Löwen. So will niemand mit ihm befreundet sein. Eines Tages kommt das durstige Kamel Murat zu seiner Oase. Er ist gerade nicht besonders hungrig und beschließt, es erst einmal nicht aufzufressen und aus seiner Quelle trinken zu lassen. Da Murat so interessante Dinge von seinen Abenteuern erzählen kann, ist Boltans Neugier geweckt und er freundet sich langsam mit dem Kamel an. Was würden aber die anderen Tiere über diese Freundschaft denken? Vor allem der (hinter)listige Wüstenfuchs redet ihm ein , das er sich lächerlich macht. Auch vor der Löwin Batava möchte Boltan einige Bewährungsproben bringen Klarheit in diese turbulente Geschichte um Freundschaft, Vertrauen und Solidarität…..

„Boltan ist eigentlich ein Gefangener der Oase, deshalb interessieren ihn die Geschichten von Murats Abenteuer aus entfernten Gebieten hinter der Wüste“, fügte Kirschke hinzu.„Stefan Happel und Götz Vogel von Vogelstein, zwei Schauspieler vom KJT, werden vom Erzählermodus in unterschiedliche Rollen springen. Darunter unter anderem der Wüstenfuchs. Dabei kommen Handpuppen und Schattenspiele sowie Musik zu Einsatz“, verriet Stahl in der Pressekonferenz.

„Bei der Entwicklung der Musiktexte zeigte die Regieassistentin Veronika Metz besonderes Talent“, freut sich der Regisseur. Es wird Musik aus der Konserve geben, dabei wird aber live gesungen.

Es wird aber in den 60 Minuten nicht nur erzählt, gespielt und gesungen, sondern unter der Choreografie von Mark Hoskins auch getanzt. Zur Ausstattung von Jula Reindell wurde nur soviel verraten: Es wird erst ein noch leere Raum zu sehen sein, dann wird nach Dunkelheit plötzlich eine Oase erscheine. Außerdem spielt ein großer Schrankkoffer mit allem notwendigen Dingen als Raum eine besondere Rolle.

Die Premiere ist schon ausverkauft. Weitere Aufführungstermine sind: So, 11. Mai 2014, So, 18. Mai 2014, Mo, 19. Mai 2014, Di, 20. Mai 2014, Di, 27. Mai 2014, Mi, 28. Mai 2014, So, 01. Juni 2014, Mo, 02. Juni 2014, Fr, 06. Juni 2014, So, 08. Juni 2014, Mi, 11. Juni 2014, Fr, 20. Juni 2014, So, 22. Juni 2014 und So, 29. Juni 2014.

Karten und Informationen unter 0231 50 27222 oder www.theaterdo.de

Ein Dilemma für Mittelstandskids

Mal eben noch die Welt retten. Aber wie und wann? Saskia Rademacher, Oliver Seifert, Fatima Talalini, Christoph Stuhlmann und Lucas Franken in "Feiert. Facebooked. Folgt."
Mal eben noch die Welt retten. Aber wie und wann? Saskia Rademacher, Oliver Seifert, Fatima Talalini, Christoph Stuhlmann und Lucas Franken in „Feiert. Facebooked. Folgt.“

Stell‘ dir vor es spielt eine Band und keiner kommt, um sie zu hören. So könnte man das Stück „Feiert, Facebooked, Folgt“ von Holger Schober, das am 07. März 2014 im KJT Premiere hatte, in einem Satz zusammenfassen. Zunächst. Doch was sich wie ein Albtraum anhört, bietet Zeit und Raum für Reflexionen der fünf Musikerinnen und Musiker. Und quasi nebenbei erfahren die Zuschauer einiges über 100 Jahre Protestgeschichte.

 

„Wir sind alles Mittelklasseschlampen“. Der Satz aus dem Stück tut weh, aber trifft eigentlich genau den Punkt. Fünf Söhne und Töchter aus der Mittelschicht, die es – aus welchen Gründen auch immer – in eine gemeinsame Band geschafft haben, zerbrechen sich ihre Mittelschichtköpfchen über die Probleme der Welt. Spielen sie nun „gegen Rechts“ oder für „Save the planet“ oder wofür oder wogegen auch immer. Das Tolle an „Feiert, Facebooked, Folgt“ ist, dass es von Beginn an die typischen Floskeln der politischen Diskurse durch den Kakao zieht. So gehört irgendwann auch „Boykottiert Youporn – rettet die Pornoindustrie“ zu den Forderungen.

„Man müsste mal was machen“ und „Wir sollten…“ waren schöne Floskeln, die zu hören waren und das Dilemma aufzeigten. Wer ist konkret „man“ oder „wir“? So kann jeder die Verantwortung auf die anderen abwälzen. Das wurde im Stück sehr gut rüber gebracht, als alle konkrete Vorschläge machten und auf die Frage, wann damit begonnen werde, kam als Antwort: Morgen, sofort nach dem Aufstehen oder erst später oder noch später oder oder oder…

 

Toll sind auch die fünf Schauspielerinnen und Schauspieler aus dem Jugendclub. Lucas Franken, Saskia Rademacher, Oliver Seifert, Christoph Stuhlmann und Fatima Talalini werfen sich die Bälle zu und spielen mit einer Begeisterung, dass es einfach Freude macht, den Jugendlichen zuzuschauen.

 

Es gab auch reichlich nachdenkliche Momente. Jeder Schauspieler hatte quasi ein Solo, in dem er oder sie eine Protestbewegung vorstellte. Angefangen von Friedrich Muck-Lamberty, einem der sogenannten Inflationsheiligen der 1920er Jahre über die Kommune 1 bis hin zu der katholischen Jugendbewegung. Sicherlich kontrovers: Auch die Hitlerjugend wurde behandelt. Doch nicht in einem positiven Kontext, sondern als Tatsache, dass die Nazis die Jugend zum ersten Mal als politische Kraft gesehen haben. So das Stück. Darüber kann man streiten. Denn auch andere Parteien sahen schon in der Jugend einen entscheidenden Faktor. So wurden beispielsweise die „Falken“, die Jugendorganisation schon 1904 gegründet.

 

Während auf der Bühne Musik gespielt wurde, gaben parallel Videoeinblendungen einer eigens gebildeten Gruppe von jungen und auch älteren Menschen auf lebendige Weise anregende Einblicke in ein Spektrum von moderne Protestaktionen wie etwa „Critical Mass“, eine Aktionsform von Fahrradfahrern, oder „Flashmobs“. Dabei spielten die fünf jungen Schauspielerinnen und Schauspieler die Instrument selbst. Musik von den „Ärzten“ über die Dreigroschenoper bis hin zu „Wir sind Helden“ wurden auf dem „Konzert, zu dem keiner kam“ zum Besten gegeben.

Auch das Bühnenbild mit dem langsam wachsenden Gras („Graswurzelrevolution“ oder wächst vielleicht Gras drüber?) im Hintergrund war passend gewählt.

 

Am Ende gab es für Regisseurinnen Isabel Stahl und Christiane Köck sowie für die fünf Schauspielerinnen und Schauspieler einen Riesenapplaus.

 

Es gibt leider nur vier weitere Aufführungstermine: Sa, den 8.3. 19:00 , So, den 9.3. 19:00 Uhr, Fr, den 14.3. 19:00 Uhr und am So, den 16.3. 19:00 Uhr.

Karten und Infos unter 0231/ 50 27 222 oder www.theaterdo.de

Jugendprotest im Zeitalter der Globalisierung

Lucas Franken, Oliver Seifert, Christoph Stuhlmann, Fatima Talalini und Saskia Rademacher  Foto: ©Birgit Hupfeld
Lucas Franken, Oliver Seifert, Christoph Stuhlmann, Fatima Talalini und Saskia Rademacher
Foto: ©Birgit Hupfeld

Am 7. März 2014 wird um 19:00 Uhr im Kinder- und Jugendtheater die Jugendclub-Produktion “Feiert, Facebooked, Folgt“ nach dem Stück von Holger Schober als Premiere aufgeführt. Es ist für Menschen ab 14 Jahren gedacht.

Dazu erklärte der Leiter des KJT, Andreas Gruhn: “Normalerweise machen wir mit den Jugendlichen zusammen eine Stückentwicklung. Diesmal greifen wir auf das Stück von Schober zurück. Es geht darum, wie ich mich als Mensch in einer globalisierten, immer undurchschaubarer werdenden Welt positionieren kann. Wofür oder wogegen kann man protestieren?”

Die Regisseurinnen der Aufführung, Isabel Stahl und Christine Köck verrieten vorab: “Fünf junge Menschen sind eine Band und warten auf ihren Auftritt. sowie auf die Zuschauer. Es kommt aber keiner. Während sie warten stellen sie sich die Frage, in was für einer Welt wir eigentlich leben, und das man doch etwas tun müsste. Sie führen das Publikum durch hundert Jahre  Protestgeschichte, wie beispielsweise Muck Lambety und seine “Neuen Schar” oder etwa die Kommune 1. Was ist eine Protestbewegung, welchen Sinn macht sie und kann sich Geschichte wiederholen? Die fünf Bandmitglieder werden auch sechs Protestsongs singen.”

Das ist nur die eine Ebene der Vorstellung. “Um den passiven und nihilistischen Geschehen auf der Bühne etwas positiv aktives entgegen zu setzen, wurde von einer intergenerativen Protestgruppe von 7 Personen ( Kern) parallel zur Theatergruppe eine ins Leben gerufen,” so Stahl.

Von ihren unterschiedlichen Protestformen wie zum Beispiel Critical Mass, eine international verwendete direkte Aktionsform, bei der sich Fahrradfahrer unorganisiert treffen, um gemeinsam für ihre Rechte und Belange gegenüber den motorisierten Individualverkehr aufmerksam machen und einigen anderen Aktionsformen, werden Videos in das Geschehen eingespielt. Für die Videos sind Christine Köck und Florian Zeitler verantwortlich.

Als Grundlage diente das Buch “Mut Bürger – neue Formen des Protests” von Florian Kessler.

Was gibt es über das Bühnenbild zu erzählen? Die Regisseurin Isabel Stahl  erläuterte dazu: “Die Bühne stellt einen abstrakter Raum mit einer grünen Rasenfläche dar. das ist ein Symbol dafür , dass etwas wächst. Eine Metapher dafür, das aus einer gemeinsamen Aktivität oder Bewegung etwas positives erwachsen kann.”

Die Vorstellung dauert ungefähr 75 Minuten.

Neben der Premiere am Freitag, dem 7. März 2014 um 19:00 Uhr  gibt es nur vier weitere Aufführungstermine: Sa, den 8.3. 19:00 , So, den 9.3. 19:00 Uhr, Fr, den 14.3. 19:00 Uhr und am So, den 16.3. 19:00 Uhr.

Karten und Infos unter 0231/ 50 27 222 oder www.theaterdo.de