Alle Beiträge von Michael Lemken

Power Pop beim Small Beast

Paul Wallfisch eröffnete wieder das Set.
Paul Wallfisch eröffnete wieder das Set.

Kein Schlagzeug, Keyboard, man könnte fast sagen, das Small Beast am 28. März wäre eine Art Akustik-Version gewesen, doch Ken Stringfellow und Mick Harvey spielten eine intensive Mischung aus Power Pop bis hin zu Folk und Americana (Harvey).

 

Die Namen der Band, in dem Ken Strengfellow beteiligt war und ist, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Laut Wikipedia hat er bei über 200 Alben mitgewirkt. Angefangen von The Posies (Mitbegründer) über R.E.M bis hin zur Reinkarnation von Big Star: Power Pop ist immer noch Kens Ding. Das war auch beim Konzert zu erleben und zu hören. Ob Klavier oder Gitarre, Ken Stringfellow, der übrigens ohne Mikrophon sang, was im Institut auch nicht besonders schlimm ist, spielte ein engagiertes Set. Das Set war, aus welchen Gründen auch immer, zweigeteilt, so dass Stringfellow erst fünf Lieder sang, dann Platz machte für Mick Harvey und erst danach wiederkam und weiterspielte.

 

Mick Harvey ist zur zeit Bandmitglied der „Ministry of Wolves“ um Paul Wallfisch, die die Musik zum Märchenmassaker „Republik der Wölfe“ am Schauspielhaus Dortmund gemacht hat und damit auch auf Tournee ist. Bis vor einiger Zeit gab es Mick Harvey nur in Kombination mit Nick Cave. Mehr als 35 Jahre haben die beiden in Bands zusammengearbeitet. Harveys Soloset besaß einen sehr guten Anteil von Folk, teilweise mit Americana-Klängen. Ein absolut gelungenes Konzert, das wirklich Spaß machte.

 

Und Paul? Der Gastgeber eröffnete natürlich wie immer das Small Beast unter anderem mit seiner Version der Agnostiker-Hymne „Let the mystery be“ von Iris DeMent. Gegen Ende wurde es sehr französich. Paul Wallfisch sang unter anderem einen Chanson von Jacques Brel, bevor er zum Schluß „Waterloo Sunset“ von den Kinks spielte.

Was macht der Krieg mit Menschen?

Das Dortmunder Corps de ballet. (Foto: ©Enrico Nawrath)
Das Dortmunder Corps de ballet. (Foto: ©Enrico Nawrath)

Am 04. April 2014 hat die Neufassung des Balletts „Krieg und Frieden“ von Xin Peng Wang Premiere. Vor sechs Jahren wurde es zum ersten Mal aufgeführt und sorgte gleich für internationale Aufmerksamkeit. 2008 wurde das Ballett eine eigene Sparte und löste sich von der Oper. Mit dieser Produktion begann Xin Peng Wangs neuer und eigener Weg als Ballettdirektor.

 

Das Werk von Leo Tolstoi kann man getrost einen Klassiker nennen. Seine Kriegsberichterstattung auf rund 1.600 Seiten bahnte den Naturalismus in der russischen Literatur einen Weg. Doch wie kann man diesen Roman mit seinen unzähligen Haupt- und Nebenfiguren überhaupt umsetzen und dann noch als Tanz?

 

„Wir haben bei der Umsetzung auf die Polarisierung geachtet“, erklärte Chefdramaturg Christian Baier. Im Mittelpunkt stehen die vier Personen Natascha, Lisa, Andreij und Pierre. Der napoleonische Feldzug nach Russland 1812 hat eine entscheidende Rolle. „Der Krieg nimmt die Entscheidung ab, er stellt die Weichen“, so Baier und fragt: „Welche Atmosphäre muss herrschen, damit die Menschen den Krieg befürworten.“

 

Ähnlich war die Situation vor 100 Jahren. Die Menschen waren vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges begeistert. Männer haben sich freiwillig gemeldet, nicht nur aus Patriotismus, sondern auch „um etwas zu erleben“ oder heraus zu kommen aus dem täglichen Einerlei. Das Motto: Ich will ein Held sein, findet man auch bei Tolstoi.

 

Doch die Protagonisten von „Krieg und Frieden“ müssen auch mit den Folgen leben. Was macht der Krieg aus einem Menschen? „Hoffnung finden wir nur ins uns selber“, erklärte Baier. „Nur wer sein eigenes Gewaltpotential kennt, weiß, was Frieden ist.“

 

Die Musik stammt von Dimitri Schostakowitsch, ein Komponist, der hin- und hergerissen war, zwischen Staatskomponist und seinen eigenen, freieren Werken, die erst nach Stalins Tod aufgeführt werden konnten.

 

Es gab auch einige choreografische Änderungen wie Ballettmanager Tobias Ehinger erzählt. „In der Mitte des ersten Aktes geht es um Kriegstreiberei und Kriegsvorbereitung. War es vor sechs Jahren noch ein Solotänzer, sind es jetzt 40 Tänzer, um zu zeigen, wie die Kriegsbegeisterung wie ein Virus die Masse erfasst.“ Auch gibt es eine Abschiedsszene komplett ohne Musik. „Der Blickwinkel ändert sich beim Menschen. Das Überdenken ist ein sehr wichtiges Element“, so Ehinger.

 

Nach sechs Jahren hat sich auch einiges im Ballettensemble getan. Bei den Hauptfiguren waren Monica Fostecu-Uta (Natascha) und Mark Radjapov (Andreij) schon vor sechs Jahren dabei, neu sind Jelena-Ana Stupar (Lisa) und Alysson de Rocha Alves (Pierre).

 

Die Premiere der Neufasung ist am 04.04.14 um 19:30 Uhr, weitere Termine sind 13.04.14, 19.04.14, 16.05.14, 28.05.14 und 19.06.14

 

Karten sind noch erhältlich unter www.theaterdo.de oder 0231 50 27222.

Der Blues des Lebens

Jetzt sind die armen Rosinen Schuld. In Brot gebacken und mit Käse als Aufschnitt sorgen sie bei Rolf Dennemann regelmäßig für Albträume. Doch Dennemann wäre nicht Dennemann, wenn er aus seinen Albträumen nicht noch etwas Produktives machen würde: Er verarbeitet sie literarisch und liest sie dem geneigten Publikum vor. Aber Rolf Dennemann ist nicht alleine bei seinem „Rosinenblues“, wie das Programm heißt, er hat mit Thomas Erkelenz und Gregor Hengesbach zwei Vollblut-Musiker an seiner Seite, die wie der Autor den Blues haben. Ars tremonia war bei der Vorstellung im Theater im Depot am Samstag, den 29. März dabei.

 

Die kleinen Geschichten, die Dennemann vorträgt, sind Geschichten aus seinem Leben oder entspringen seiner guten Beobachtungsgabe. Der zeitliche Rahmen seiner Erzählungen reicht von frühen Kindheitsgeschichten wie „Bei der Omma“, die ihm auf drastische Weise zeigt, dass Fleisch nicht einfach eine Ware im Supermarkt ist, sondern vom einem (vorher) lebenden Tier stammt. Gegen Ende des Programms wird Dennemann mit seinem Alter konfrontiert, als es in einer Arztpraxis heißt: „Herausnehmbare Zähne bitte entfernen“. Welche Impertinenz! Dennemann ist am besten, wenn er gegen solche Unbillen anliest. Hier und da hört man Max Goldt heraus, besonders bei seinem wunderbar witzigem Stück „Allein Essen gehen“, als Dennemann beklagt, wie er als Einzelperson in einem Restaurant an den Katzentisch gesetzt und fortan ignoriert wird.

 

Seine Geschichten sind vielschichtig, treiben manchmal surreale Blüten und tragen auch einen selbstironischen Touch. Dennemann erspart uns nichts. Sein Selbstbesäufnis beim „Sofablues“ ebenso wenig wie sein „Schlager-Tourette“, das ihm dazu zwingt, bei den unpassendsten Stellen irgendeine Schlagerzeile zu singen. Bei „Gelsenkirky“ singt(!) und spricht Dennemann über seine Geburtsstadt. Sein Fazit: Ein trostloser Ort, aber die, die bleiben, sind Helden. Dennemann kann aber auch die leisen Töne. Beim Balkan-Blues „Der alte Mann“ ebenso wie bei seiner Erzählung „Seltsam“, in der es um die Frage geht, „Kann man zu spät zu einer Beerdigung kommen?“ Mit einem „Die Welt ist schön“ entließ Dennemann die Zuhörer wieder in den Dortmunder Abend.

 

Thomas Erkelenz und Gregor Hengesbach spielten eine Art Soundtrack für die Lesung. Zwischen den einzelnen Texten hatten die beiden Musiker etwas Zeit, ihr Können an der Gitarre oder der Bluesharp zu zeigen, aber auch während Dennemann las, betonten manchmal Bassläufe oder andere Geräusche aus der Zauberwelt der Effektgeräte die Atmosphäre der Texte.

 

Durch Rosinenbrot zum Blues

Haben den Blues: Rolf Dennemann, Gregor Hengesbach und Thomas Erkelenz.
Haben den Blues: Rolf Dennemann, Gregor Hengesbach und Thomas Erkelenz.

Wenn Rolf Dennemann Rosinenbrot mit Käse isst, dann bekommt er Albträume, so sagt er. Ob es die Rache der Rosinen sind? Wer weiß. Jedenfalls verarbeitet er seine Albträume zusammen mit den Gitarristen Thomas Erkelenz und Gregor Hengesbach zum „Rosinenblues“, der am 29. und 30. März über die Bühne des Theater im Depots geht.

 

Der Zuschauer wird einen Lese-Blues erleben. „Zum Blues gehört auch die Selbstironie“, erklärte Dennemann beim Pressegespräch und genauso selbstironisch werden auch die beiden Abende. Blues ist für Dennemann eine archaische Art des Erzählens. Musik vermengt sich mit Dennemanns Texten. Erzählt werden Geschichten aus dem Alltag, Privates wird Politisches und umgekehrt. Auch das Thema Heimatliebe wird behandelt. So ist „Gelsenturkey“ ein kritischer Text über eine Stadt im Ruhrgebiet, bei der man den Blues bekommt, wenn man an sie denkt.

 

Musikalisch steht logischerweise der Blues im Vordergrund, mit einigen Einflüssen aus dem Balkan und Griechenland.

 

Der „Rosinenblues“ am Samstag (29. März) fängt um 20 Uhr an, der am Sonntag (30. März) um 19 Uhr.

 

Eintrittspreise: VVK 13 € / 8 € ermäßigt, Abendkasse 15 € / 10 € ermäßigt. Der Vorverkauf läuft entweder direkt über das Theater (Unter 0231/ 98 22 336 (Anrufbeantworter) oder einfach eine E-Mail an ticket@theaterimdepot.de) oder DORTMUNDticket in der Tourist-Information gegenüber dem Hbf, Max-von-der-Grün-Platz 5-6, Telefon: 0231/ 18999-444.

 

La Cenerentola – Ein bunter Abend voller Regieeinfälle

Aschenputtel soll nicht mit zum Ball. (v.l.n.r.) John Zuckerman (Don Ramiro), Ileana Mateescu (Angelina), Gerardo Garciacano (Dandini), Eugenio Leggiadri Gallani (Don Magnifico). (Foto: ©Björn Hickmann / Stage Picture)
Aschenputtel soll nicht mit zum Ball. (v.l.n.r.) John Zuckerman (Don Ramiro), Ileana Mateescu (Angelina), Gerardo Garciacano (Dandini), Eugenio Leggiadri Gallani (Don Magnifico). (Foto: ©Björn Hickmann / Stage Picture)

Doppelte Premiere am Samstag. Nicht nur Rossinis Oper „Aschenputtel“ (La cenerentola), sondern auch für Erik Petersen war es die erste Produktion auf dem Regiestuhl. Am Ende konnte man feststellen: Das Publikum war begeistert. Das lag nicht nur an den Sängern und den Musikern, sondern auch an den vielen kleinen Regieeinfällen von Petersen.

 

Es war nicht nur der Abend von Petersen, sondern auch von Eugenio Leggaiadri Gallani, der italienische Gastsänger spielte den Don Magnifico, den Vater von Clorinda und Tisbe sowie der Stieftochter Angelina, dem Aschenputtel, mit Bravour. Als Italiener war er natürlich in einer Rossini-Oper in seinem Element und konnte sein komödiantisches Talent voll ausleben. Gallani fühlte sich in der Rolle des „komischen Alten“ sehr wohl und hatte großartige Szenen. Beispielsweise als er davon träumt, dass er als angeheirateter Teil des Königshauses natürlich über Einfluss verfügt, der natürlich in barer Münze oder als Geschenk vergütet werden muss. Mit „Giocato ho un ambo e vincerò l’eletto“ wurde Korruption wohl noch nie so schön besungen.

 

Kommen wir nun zum Aschenputtel. Nach „Carmen“ die zweite große Rolle für Ileana Mateescu kurz hintereinander. Eben noch als Carmen eine stolze, selbstbewusste Frau, singt und spielt Mateescu eine Person, die an den Rand gedrängt wird, kaum über Selbstbewusstsein verfügt, aber dennoch an die Güte glaubt. Die Besucher leiden fast mit, wenn die beiden hochnäsigen Halbschwestern Clorinda und Tisbe sie piesackten und zusätzliche Arbeit verursachen. Mateescu zeigt bei den doch recht anspruchsvollen Koloraturen eine sehr gute gesangliche Leistung, und bringt den Wandel von der gedemütigten und geduckten jungen Frau hin zur strahlend-großmütigen Braut glaubhaft auf die Bühne. Julia Amos als Clorinda und Inga Schäfer als Tisbe hatten sichtlich Spaß in den Rollen der, boshaften und neidisch-arroganten Geschwister.

John Zuckerman und Gerardo Garciacano spielten und sangen den Prinzen Don Ramiro sowie Dandini, seinen Diener. In dieser Oper „Aschenputtel“ gibt es natürlich auch ein Element der Verkleidung. Don Ramiro (Zuckerman) verkleidet sich als Diener Dandini, während der eigentliche Dandini (Garciacano) als Prinz Ramiro den Frauen auf den Zahn fühlt. Das sorgt für Komik, den beide auch leidenschaftlich ausleben.

Publikumsliebling Christian Sist spielten den weisen Strippenzieher und Lehrer des Prinzen Don Ramiro mit Charisma und Humor. Dabei ist schon seine große Gestalt beeindruckend.

 

Das Bühnenbild weckte den Eindruck eines alten verfallenden Städtchens, aufgrund der Architektur der Giebel (Staffel- und Schweifgiebel) könnte man Deutschland vermuten, aber das Stück spielt in keiner bestimmt Zeit und an keinem bestimmten Ort. Daher waren auch die Kostüme zeitlos, aber fanstasievoll. Aschenputtel trug meist eine schmutzige Schürze, während ihre Halbschwestern in hübschen roten Kleidern auftraten. Der Herrenchor des Theaters Dortmund gab ebenfalls ein herrliches Bild ab: Alle Sänger trugen einheitliche Butler-Kleidung inklusive Melone und Schnurrbart.

 

Petersen präsentierte „Aschenputtel“ als funkensprühende komische Oper. Toll waren Einfälle, wie beispielsweise der Schlafplatz von Don Magnifico, der wie eine Schublade ein- und ausgezogen werden konnte. Kleine witzige Details wie der Gang von Don Ramiro über Koffer, der kleine Hocker, damit der kleine Ramiro (Zuckerman) überhaupt das große Aschenputtel am Ende küssen konnte und die fliegenden Bestechungsgeschenke für Don Magnifico machten „Aschenputtel“ zum Hingucker. Die große Spielfreude, die alle Beteiligten an den Tag legten, sorgten nach drei Stunden mit der Musik von Rossini für einen gelungenen Abend mit „Standing Ovations“ zum Schluss.

 

Die Musik von Rossini mit ihren Koloraturen war sicher kleine leichte Übung für die Musiker der Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Motonori Kobayashi noch für die Sängerinnen und Sänger. Bei der Premiere kam es bei den Tempi noch zur einen oder anderen kleinen Unsicherheit, aber ich denke, es wird sich bei den nächsten Aufführungen eingespielt haben.

 

Die Gelegenheit, „Aschenputtel“ zu sehen, haben Sie am: So, 30. März 2014, So, 06. April 2014, Fr, 11. April 2014, Mi, 30. April 2014, Do, 22. Mai 2014, So, 01. Juni 2014, Fr, 06. Juni 2014, So, 15. Juni 2014 und Do, 03. Juli 2014.

Karten und Infos unter www.theaterdo.de oder 0231 50 27222.

Mit Fado in den Untergang

Das Opern-Libretto „Zusammenstoss“ von Kurt Schwitters scheint besonders für Jugend- und Schülertheatergruppen einen besonderen Reiz auszuüben. Am 21. März fand im Theater im Depot die Premiere von „Peng!“ statt, ein Stück, dass sich an Schwitters‘ Libretto anlehnte. Getanzt, gesungen und gespielt wurde es von Teilnehmern der Theaterwerkstatt Westfalenkolleg. Mit dabei waren: Elikem Anyigba, Suzan Demir, Victoria Ebel, Laura Gebauer, Manuel Mesa Mendoza, Florina Mesa Mendoza, Mathis Pollmann, Anna-Carina Rysi. Gesamtleitung hatten Mechtild Janssen und Klaus Pfeiffer.

 

Kurt Schwitters (1887-1946) war Maler, Dichter und Werbegrafiker. Er lernte früh den Dadaismus in Zürich und Berlin kennen, emanzipierte sich aber mit seinem eigenen „MERZ-Gesamtkunstbild“. Sein Libretto „Zusammenstoss“ ist ein Stoff, der manchem bekannt vorkommt: Ein Komet wird die Erde treffen. Wie regiert die Bevölkerung angesichts des zu erwartenden Endes?

 

Natürlich kommen einem Hollywoodstreifen wie „Deep Impact“ oder „Armageddon“ in den Sinn, doch Schwitters Libretto untersucht, wie grotesk wir Menschen angesichts einer nahenden Katastrophe handeln. Angefangen mit der Entdeckung, dem ersten Unglauben bis hin zum Finale.

 

Zu einen der besten Szenen des Stückes gehörte auf jeden Fall die „Krisensitzung“. Nachdem klar war, der Stern kracht auf die Erde, musste etwas getan werden. Und die Gruppe zeigte, wie es auf solchen Sitzungen zugeht. „Ismen“ wie der Kommunismus und „Alen“ wie die „Liberalen“ sprachen und zerstritten sich, um aber auf dem abschließenden Fioto einträchtig nebeneinander zu stehen. Nichts erreicht, aber schön war’s. Realistischer, aber auch zynischer war das „gekrönte Haupt“, das winkend und mit lieblicher Stimme erklärte „Liebes Volk! Wir werden alle sterben“.

 

Auch die Ignoranz der Bevölkerung wurde sehr schön auf den Punkt gebracht. Was passiert, wenn die Katastrophe auf dem Bildschirm auftaucht? „Ich zappte weg und gut war“, so die Reaktion. Zur Not wird die Katastrophe auch über den Balkon gekippt.

 

Die TV-Moderation entpuppte sich als moderne Kassandra, eine doppelte und gefakte. „Ich hab so meine Quelle“, sagt sie, doch Glauben schenkten ihr die Menschen nicht. Bei den Interviews zu den Weltuntergangsfeiern, bekam sie nur unverständliche Antworten.

 

Eine kleine Sonderrolle hatte „Oswald, der Feuerwehrmann“, der öfters als Unterbrecher auftrat und aus seinem bizarrem Leben erzählte.

 

Mit „Major Tom“ von David Bowie begann ein weiteres Highlight. Vier Akteure simulierten Astronauten, die wie im erwähnten Film „Armageddon“ auf dem Kometen landen. Zum Schluss der Szene gelang noch eine schöne Persiflage auf das berühmte Foto, auf dem Soldaten im Zweiten Weltkrieg auf der Insel Iwo Jima eine amerikanische Fahne aufstellen.

 

Kommen wir zur Musik. Sie spielte eine besondere Rolle in dem Stück. Neben David Bowie erklang auch das lakonische Durchhaltelied „Davon geht die Welt nicht unter“ bekannt geworden durch Zarah Leander. Aber auch moderne Sachen wie der Rap am Anfang oder das Lied „Sie mögen sich“ von Shaban & Käptn Peng(!) gehörten zum Repertoire wie der Fado zum Schluss.

 

Jedenfalls machte das Stück „Peng!“ den Zuschauern mächtig viel Spaß. Der Funke sprang von den Darstellern auf das Publikum über.

 

Am 23. und 24. Mai 2014 um 20Uhr hat man noch die Chance, das Stück im Theater im Depot zu erleben. Infos unter ticket@theaterimdepot.de

 

Die Offenen Ateliers bleiben ohne Sponsorennamen

Zunächst war es ein positives Signal für die Dortmunder Szene der bildenden Künstler: Die „Offenen Ateliers“ sollen auch 2014 stattfinden. (https://ars-tremonia.de/offene-ateliers-stehen-in-den-startloechern/) Für Irritationen unter den den Dortmunder Künstlerinnen und Künstler sorgte die Ankündigung der Organisatoren der „Offenen Ateliers“, dass die Veranstaltung künftig nach dem Hauptsponsor „audalis offene Ateliers 2014“ heißen sollen. Doch gegen diese – für manche zu starke – Kommerzialisierung, regte sich Widerstand. Die Künstlerin Karin Jessen veröffentlichte dazu einen Offenen Brief. Die neueste Entwicklung: Jetzt hat sich audalis bereiterklärt, auf die Namensnennung zu verzichten, bleibt aber der Veranstaltung als Sponsor erhalten. Nun sind die Künstlerinnen und Künstler am Zug, die Anmeldefrist wurde bis zum 25. März verlängert. Ars tremonia sprach mit Karin Jessen und dem Organisator Axel Schöber.

 

„Sind wir, als Künstler/innen, jetzt von der Wirtschaft eingekauft worden“, fragte Karin Jessen am 14. März in ihrem Offenen Brief. Sie habe sehr viel positive Resonanz erhalten, „einen Strom von Zustimmung“ von Künstlerseite, die unter diesen Umständen der Veranstaltung fern bleiben wollen. „Die Künstler ziehen den Werbekarren“, bemängelte Jessen. audalis bekäme für ihren finanziellen Einsatz verhältnismäßig viel Werbeaufmerksamkeit, allein dadurch, dass sie im Titel der Veranstaltung auftauchen. Die teilnehmenden Künstler müssten an den zwei Tagen die ganze Arbeit machen.

Ein weitere Kritikpunkt ist der fehlende Katalog. Vor zwei Jahren wurde zur Veranstaltung ein Katalog mit allen teilnehmenden Künstlern produziert, dieses Mal nur eine 16-seitige Zeitung.

Weitere Kritikpunkte sind die fehlende Transparenz und die mangelhafte Kommunikation. Für die Künstler musste es so erscheinen, dass die Veranstaltung „offene Ateliers“ plötzlich von der Wirtschaft „gekapert“ wurde. Es wurde im Vorfeld nicht ausreichend dargelegt, warum und wieso plötzlich ein Sponsor aus der Wirtschaft sich so massiv in eine Veranstaltung einkauft.

Auch einer der Termine geriet in die Diskussion: Am Sonntag, dem 25. Mai 2014 ist in Dortmund auch Kommunal- und Europawahl. Ist das eher abträglich oder machen die Leute, wenn sie zum Wählen gehen, dann auch einen Abstecher in die Ateliers der Künstler?

 

„Für mich war es eine Katastrophe, als ich davon erfahren habe“, so Galerist und Organisator Axel Schöber. „Da ich während dieser Zeit auf einer Messe war, haben wir dadurch Zeit verloren.“ Doch danach arbeitete das Team um Schöber daran, die Veranstaltung zu retten. Zunächst gab es eine Diskussionsrunde mit Teilnehmern vom Depot, dem Künstlerhaus, der BBK und Rita-Maria Schwalgin, die vor zwei Jahren im Organisationsteam der „offenen Ateliers“ war. Die Empfehlung war, an den „offenen Ateliers 2014“ teilzunehmen. Der Hauptsponsor audalis zieht sich aus dem Namenssponsoring zurück, also heißt die Veranstaltung „offene Ateliers 2014“. Die Anmeldefrist wird bis zum 25. März verlängert, die Teilnahmegebühr bleibt trotz des finanziellen Verlustes gleich. Zum fehlenden Katalog äußerte sich Schöber: „Der damalige Katalog ließ sich nur dadurch realisieren, weil die Bezirksregierung einen großen Geldbetrag zur Verfügung gestellt haben. Unser Antrag auf erneute Förderung wurde abgelehnt. Trotzdem ist ein 12-seitiges Magazin immer noch wesentlich mehr Information als ein gefaltetes Plakat in Düsseldorf (Kunstpunkte).“
Den Vorwurf der fehlenden Kommunikation wies Schöber ebenfalls zurück:  „Wir haben sowohl den Termin schon Monate im Voraus mitgeteilt als auch durchblicken lassen, dass eine erneute Förderung nicht selbstverständlich ist. Auf Grund der Förderrichtlinien durften wir im Vorfeld nicht öffentlich über das Sponsoringvorhaben berichten, unser Antrag auf vorzeitigen Projektbeginn wurde von der Bezirksregierung abgelehnt, der Bescheid erfolgte erst in der dritten Februarwoche. Insgesamt müsste man aber erwarten können, dass Frau Jessen vor Veröffentlichung des Briefes bei uns Rückfrage hält – dies ist leider nicht geschehen.“

 

Die „Offenen Ateliers“ waren vor zwei Jahren eine wundervolle Veranstaltung für all diejenigen, die mal hinter die Kulissen eines Künstlers schauen wollten. Weil man normalerweise nicht dorthin darf oder es gibt Schwellenängste.

 

Ich kann beide Seiten sehr gut verstehen. Die eine sagt, „wir Künstler haben die ganze Arbeit und ein Sponsor aus der Wirtschaft bekommt viel Werbung für wenig Geld“, die andere sagt „um so eine Veranstaltung zu organisieren, brauchen wir Geld von Sponsoren“. Ich finde es eine positives Zeichen, dass die Organisatoren und auch der Hauptsponsor die Bedenken ernst genommen haben und darauf reagiert haben. Vielleicht hätte eine schnellere und direktere Kommunikation manches Unbehagen beseitigt.

 

Jetzt liegt es an den Künstlerinnen und Künstlern, durch ihre Anmeldung (http://www.offene-ateliers-dortmund.de) zu entscheiden, ob die „Offenen Ateliers 2014“ am 24. und 25. Mai 2014 stattfinden. Wenn es klappt, würde ich mich – ehrlich gesagt – sehr freuen. Darüber hinaus finde ich es generell wichtig, dass die Diskussion um „Kunst contra Kommerz“ geführt wurde und hoffentlich noch weiter geführt wird.

Intimer Einblick ins Atelier

Wolfgang Schmidt in seinem Atelier vor seinem neuesten Werk "Wiener Zuckerl".
Wolfgang Schmidt in seinem Atelier vor seinem neuesten Werk „Wiener Zuckerl“.

Das Atelier ist für viele Künstler der Ort, an dem Ideen ausgearbeitet und beendet werden. Hier entstehen Kunstwerke. Sich in ihr „Allerheiligstes“ schauen zu lassen, kostet sicher Überwindung. Wolfgang Schmidt hat sogar fünf Künstlerkollegen eingeladen und in sein Atelier (ebenfalls im Depot)gelassen. Die Ausstellung „aus Künstlersicht“ in der Galerie Dieter Fischer im Depot vom 21. März bis 06. April 2014 zeigt die Ergebnisse.

 

Die Künstlerinnen und Künstler, die Wolfgang Schmidt eingeladen hat, sind: Mark Ansorg, Doris Goldbach, Sabrina Podemski, Heidrun Schauerte und Christian Westphalen. „Ich hege eine Begeisterung für diese Künstler“, so Schmidt.

 

Die Bilder, die Heidrun Schauerte gemalt hat, bieten eine Art mikroskopischen Blick auf das Atelier. Einige Elemente werden in ihren schmalen, rechteckigen Bildern ausschnitthaft vergößert, so dass es fast schon abstrakt aussieht.

 

Die überwiegenden schwarz-weiß Fotografien von Mark Ansorg wirken nüchtern. Fast scheint der Fotograf unsichtbar zu sein. „Ich habe irgendwann mal vergessen, dass er da war“, erklärte Schmidt. So entwickeln die Fotografien ihren eigenen Reiz.

 

Der andere Fotograf, Christian Westphalen, stellt eher die Technik in den Vordergrund. Seine Bilder, die er nachts mit hoher Belichtungszeit gemacht hat, bringt den Sternenhimmel ins Atelier. Durch die starke Weitwinkeligkeit werden die Linien zu Kurven und der Betrachter hat den Eindruck, er schaut auf einen Torbogen.

 

Die Grafikerin Sabrina Podemski hat persönliche Sachen von Schmidt wie Schuhe oder ähnliches in den Vordergrund gestellt und sie neu zusammengestellt. Neben Zeichnungen benutzte die Künstlerin auch den Druck als künstlerisches Mittel.

 

Die großformatigen Bilder von Doris Goldbach wirken impressionistisch durch ihre Farbigkeit. „Sie setzt Licht in Farbe um“, so Schmidt.

 

Die Vernissage ist am Freitag, den 21.03.2014 von 19 bis 21 Uhr. Die Galerie ist geöffnet Donnerstag und Samstag von 16 bis 20 Uhr sowie Sonntag von 15 bis 18 Uhr und nach Absprache.

 

Galerie Dieter Fischer

Immermannstraße 29

44147 Dortmund

www.galerie-dieter-fischer.de

Familiärer Abend mit Musik

Nein, es waren nicht die „Hits aus den 80ern, 90ern und das Beste von heute“, sondern die Mischung, an Songs die Andreas Beck und Thorsten Bihegue bei der Spielbar am 14. März spielten, war deutlich bekömmlicher. „Die Welt ist eine Scheibe“ hieß es und man konnte das schwarze Vinyl spüren.

 

Tja, PVC hat ja einen nicht ganz so guten Ruf, aber in schwarze Scheiben gepresst, sorgt es für Extase und die glühendsten Erinnerungen. Doch die Spielbar wäre nicht die Spielbar, wenn sie einfach Platten abspielen würde. Zumal es nicht die Möglichkeit gab, einen Plattenspieler anzuschließen. So kam der Musikgenuss in elektronischer Form.

 

Zuerst mussten die Gäste wählen (oder ‚voten‘ wie es jetzt heißt). Zehn Lieder aus verschiedenen Epochen standen zur Wahl und daraus entstand eine Hitparade. Erwartungsgemäß kam James Blunt „You’re beautyful“ auf den letzten Platz. Dass Kraftwerk mit „Autobahn“ so schlecht abschnitt und auf den hinteren Plätzen kam, fand ich persönlich schade. Am Ende gab es zwei Sieger: Marvin Gaye mit „Sexual healing“ und die Eagles mit „Hotel California“.

 

Dazwischen gab es noch Textkunde, manche Songs wurden ins Deutsche übersetzt. Bihegue spielte zwei Lieder auf seiner Ukulele und es gab zwei Raterunden, bei denen die Besucher Schallplatten gewinnen konnten.

Das Texte für Mißinterpretationen sorgen können, ist bekannt. Andreas Beck erzählte die Geschichte von Pink Floyds „Another brick in the wall“, in der angeblich der Kinderchor die deutschen Worte „hol ihn, hol ihn unters Dach“ singt. Danach gab es noch weitere Kostprobem von „Verhörungen“.

 

Da wir ja in einem Theater waren, durfte die hohe Kultur nicht fehlen. So trugen Ekkehard Freye und Uwe Schmieder (ost-)deutsche Lyrik vor wie etwa „Ein bißchen Frieden“, „Ich steh auf Berlin“ oder „Hey, junge Mutti“.

 

So eine Spielbar sollte auf alle Fälle wiederholt werden, denn es gibt bestimmt noch genug Geschichten aus der „Scheibenwelt“.