Beziehungen zwischen Fläche und Körper

Birgit Feike webt Kleider aus Absperrbändern.
Birgit Feike webt Kleider aus Absperrbändern.

Vom 23. Januar bis zum 22. Februar 2015 zeigt die Galerie Dieter Fischer im Depot Dortmund an der Immermannstraße eine gemeinsame Ausstellung von Alesha Klein und Birigt Feike unter dem Titel „Körper-Fläche / Fläche-Körper“. Zu sehen sind Zeichnungen, Skulpturen, Bilder und Objekte.

Zweidimensionales wird dreidimensional und umgekehrt. Das ist die Verbindung zwischen beiden Künstlerinnen, die eine ganz unterschiedliche Herangehensweise an ihre Kunst haben.

Ein wesentlicher Bestandteil in der Kunst von Alesha Klein (Dortmund/Düsseldorf) sind Gesichter. Begonnen hatte es dadurch, dass sie Köpfe aus Modelliermasse gefertigt und mit Sprühfarbe gemalt hatte. „Umso mehr ich gemacht habe, desto leichter ging es von der Hand“, erzählt sie. Die Gesichter zeigen Emotionen, sind aber so abstrakt gehalten, dass sie keine bestimmte Person zeigen. „Das Bild ist eine Art Spiegel“, so Klein.

Gesichter stehen im Mittelpunkt der Arbeiten von Alesha Klein.
Gesichter stehen im Mittelpunkt der Arbeiten von Alesha Klein.

Mit einem interessanten Material arbeitet Birgit Feike (Schwerte): Plastik. „Plastik ist das Material der Jetztzeit“, erklärt die Künstlerin. „Es hat Gips, Holz, Leinwand ersetzt.“ Für Feike ist das Material ideal: es ist flexibel und extrem verformbar. Ihre Arbeiten werden klassisch auf einem Webstuhl hergestellt. Dafür wird das Plastik erst zu Fäden gesponnen und dann zu Objekten gewebt. Beeindruckend sind ihre Kleider, die Feike aus den rot-weißen Absperrbänden gewebt hat. Auch sehr spannend ist ein Objekt, das eine Form wie ein Bienenkorb hat. Zunächst könnte man den Eindruck bekommen, es sei aus vielen goldenen Bonbonpapieren zusammengesetzt, doch es besteht aus goldbedampfter Aluminiumfolie. Durch einen Spiegel am Boden kann der Betrachter selbst Teil des Objektes werden.

Die Vernissage ist am 23. Januar 2015 um 19 Uhr. Die Öffnungszeiten der Galerie Dieter Fischer ist donnerstags von 17 bis 20 Uhr.

Der Feind im oberen Stockwerk

Mit dem Stück „Üst Kattaki Terörist“ (Der Terrorist aus dem ersten Stock) wurde am 18. Januar 2015 im Studio des Dortmunder Schauspielhauses die Reihe „Szene Istanbul“ fortgesetzt. Die Tragikomödie fesselte nicht nur durch sein Thema, sondern auch von der Spielfreude des jungen Hauptdarstellers.

Ins Haus des zwölfjährigen Nurettin zieht ein junger Student, Semih, in den ersten Stock. Das Problem: Semih ist Kurde und Nurettins Bruder wurde vor fünf Jahren durch eine Tretmine im türkisch-kurdischen Konflikt getötet. Nurettin hält alle Kurden für Terroristen, somit auch Semih. Semih muss getötet werden, wenn da nicht Semihs Freundin wäre, in die sich Nurettin ein klein wenig verliebt.

Das Stück ist eine Bearbeitung einer Kurzgeschichte von Emrah Serbes aus seinem Band „Erken Kaybedenler“ („Junge Verlierer“). Das Theater „Ikincikat Tiyatro“ aus Istanbul machte daraus eine tragikomische Geschichte über das Erwachsenwerden.

Nurettin sieht sich als Rächer seines Bruders, der beim Militärdienst umgekommen ist. Schon früh wurde er in die Rolle des „Rächers“ gedrängt. Er durfte nicht weinen, weil man ihm gesagt hat, das würde die Terroristen freuen. Nun zieht mit dem Kurden Semih ausgerechnet ein „Terrorist“ über ihn ein. Eins steht fest: Denizhan Akbaba, der Darsteller des Nurettin, ist der absolute Star des Stückes. Mit seiner Naivität, seinem kindlichen Nationalismus und seinen Plänen bringt er das Publikum zum Lachen.

Doch schnell wird klar, wie verführbar Menschen sind. Parolen wie „Die Kurden müssen alle sterben“ werden selbst von Kindermund zu gefährlichen Drohungen. Wenn Nurettin bei den rechtsextremen „Grauen Wölfen“ dafür sorgt, dass Semih verprügelt wird oder die Kontrollen im Wohnungsheim von Semihs Freundin verstärkt werden, so dass sie ihn nicht mehr so oft besuchen kann, spürt der Zuschauer wie aus kindlichen Ideen handfeste Probleme erwachsen.

Zum Erwachsenwerden gehört auch das erste Verliebtsein. Ausgerechnet für Semihs Freundin Evin schwärmt Nurettin, obwohl sie Halbkurdin ist. Sein Gefühlschaos wird sehr gut in Szene gesetzt, wenn er plötzlich Stammgast im oberen Stockwerk ist. Nurettins Mutter ist mit seiner Erziehung überfordert und der Vater ist im Stück abwesend.

„Üst Kattaki Terörist“ ist eine wunderbare Geschichte, die zeigt, wie der Saat der Freundschaft langsam den Hass überwuchern kann. Zum Schluss geht Nurettin sogar auf eine Studentendemo mit Semih mit und bekommt die Gewalt des türkischen Staates, auf den er ja so stolz ist, selbst zu spüren.

Neben Akbaba spielten Banu Çiçek Barutçugil, Bedir Bedir und Gozde Kacaoğlu ihre Rollen sehr sensibel.

Von Glückspilzen und Hans im Glück

Die Suche nach dem Glück – nicht nur Herr Rossi aus der bekannten italienischen Zeichentrickserie ist ihm auf der Spur, auch 17 Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren vom Jugendtanztheaer im Depot Dortmund, wollen das Glück beim Schopfe fassen. Am 17. Januar 2015 war im Theater im Depot Premiere des Stückes „Glücks_Bringer“.

Das Streben nach Glück ist anscheinend allen Generationen eigen. 2013 präsentierte das Seniorentanztheater im Schauspielhaus die Produktion „glücklich?!“ und stellte die Frage in den Raum, was Glück sei, ob man es erreicht habe und wie man mit Enttäuschungen und Hoffnungen umgegangen ist. Nun sind Jugendliche an der Reihe. Beiden Produktionen gemeinsam ist die Kombination von Spielszenen und Tanzeinlagen. Manchmal zu zweit, aber vielfach gemeinsam gingen alle Tänzerinnen und Tänzer (besser gesagt einer) auf die Suche nach dem Glück.

Das Glück beim Schopfe packen. Wissen Sie, woher das Sprichwort kommt? Von Kairos, dem Gott der günstigen Gelegenheit. Vorne hat er einen riesigen Schopf, den man packen sollte, denn hinten ist er kahl. Wer den richtigen Zeitpunkt verpasst, der hat Gech gehabt.

Wobei Glück und Pech auch unterschiedliche Bedeutungen haben können. In einer Mathearbeit eine 1- zu bekommen, kann für den einen Pech bedeuten, während für den anderen eine 4+ schon ein Glücksgefühl auslöst.

Es kommt letztendlich auf die Perspektive an. Ob es Pech ist, wenn man den Bus verpasst und mit dem nächsten fahren muss mit der Folge, dass man zu spät kommt, aber vielleicht sein Traummann/seine Traumfrau trifft?

Sehr viel Mühe und Liebe haben die Jugendlichen in die Umsetzung des Grimmschen Schwanks „Hans im Glück“ gesetzt. Hans tauscht seinen Lohn gegen immer wertlosere Sachen ein, bis er gar nichts mehr hat. Vielleicht hat ja Ludwig Marcuse Recht, wenn er sagt: „Vieles kann einen glücklich machen; aber kein Gut macht einen glücklich in jeder Beziehung.“

Neben den Darstellerinnen und dem Darsteller haben auch Birgit Götz für die Choreografie und Katja Ahlers für die Regie Lob verdient.

Wer das Stück gerne sehen möchte, kann dies am 01. Februar um 15 Uhr im Big Tipi am Fredenbaum tun.

Heldenmut und Manie

Auch das 5. Philharmonische Konzert am 13. und 14. Januar 2015 im Konzerthaus stand unter einem Heldenmotto, nämlich „Held_innen_leben“. Den Schwerpunkt des Konzertes bildete die Geschichte von Lamoral von Egmont, dem niederländischen Freiheitskämpfer, dem Goethe ein literarisches Denkmal gesetzt hat und Beethoven mit seiner Bühnenmusik ein musikalisches. Den Beginn machte jedoch Schumanns 2. Sinfonie in C-Dur.

Schumann ist sicherlich auch ein tragischer Held. Durch seine Krankheit, einer bi-polaren Störung, die wohl eine Folge seiner Syphiliserkrankung war, taumelte der Komponist entlang beider Extreme: Depression und Schaffensdrang. Die 2. Sinfonie in C-Dur schrieb Schumann nach einer langen Schaffenskrise und beschrieb auch deutlich sein Innenleben. In diesem Werk setzt er sich mit seinen Vorbildern Bach, Mozart und Beethoven auseinander, die auch in seiner Sinfonie wiederzuerkennen sind. Das Ringen von Schumann um Form und Gestaltung brachten die Dortmunder Philharmoniker unter Generalmusikdirektor Gabriel Feltz wunderbar zu Gehör. Vor allem der triumphale Schlussteil des vierten Satzes war eines der Höhepunkte des Abends.

Vielleicht ein Fluch des Erfolges: Von Beethovens Bühnenmusik zu „Egmont“ ist vielen nur die Ouvertüre bekannt. Schade, denn Schauspieler Sebastian Koch und Sopranistin Robin Johannsen zeigten, dass darüber hinaus noch viel an Musik von Beethoven zu entdecken gibt. Dass es einen qualitativen Unterschied macht, wenn ein gelernter Schauspieler einen dramatischen Text vorträgt, haben die interessierten Zuhörer bereits beim ersten Kammerkonzert in dieser Spielzeit hören können, als Andreas Beck vom Ensemble Dortmund die „Geschichte eines Soldaten“ zum Besten gab. Sebastian Koch fesselte die Zuhörer mit der Geschichte von Lamoral von Egmont und Robin Johannsen sang die Lieder von Clärchen dazu. Triumphal ging der Abend zu Ende: Mit der Siegessinfonie zeigt Beethoven, dass das tragische Heldenschicksal von Egmont doch nicht umsonst war.

Einblicke zeigt breites Spektrum an angekaufter Kunst

Das große Objekt stammt von Mischa Kloss. (Foto: © Anja Cord)
Das große Objekt stammt von Mischa Kloss. (Foto: © Anja Cord)

Unter dem Titel „einblicke“ präsentiert das Kulturbüro in der städtischen Galerie Torhaus Rombergpark die angekauften Kunstwerke aus dem Jahr 2014 vom 18. Januar bis zum 8. Februar.

Zu sehen sind Skulpturen, Malerei, Fotografie, Grafik, Radierungen von über 30 Künstlerinnen und Künstlern.

Seit fast 60 Jahren kauft das Kulturbüro der Stadt Dortmund Werke heimischer Künstlerinnen und Künstler an, sorgt für die Archivierung und für die Ausleihe an Institutionen und Dienststellen der Stadt Dortmund. In erster Linie ist der Kunstankauf jedoch eine Maßnahme der Künstlerförderung. Gleichzeitig dokumentiert er die heimische Kunstszene.

Zwischen Kuscheltier und Nutzvieh

Sebastian Meschenmoser zeigt in seinen Arbeiten eine fiktive Welt, in der Krieg zwischen Menschen und Tieren herrscht.
Sebastian Meschenmoser zeigt in seinen Arbeiten eine fiktive Welt, in der Krieg zwischen Menschen und Tieren herrscht.

Nicht nur das Museum Ostwall mit ihrer „Arche Noah“ Ausstellung, auch das Künstlerhaus Dortmund stellt mit „I wanna be your dog“ die Beziehung zwischen Mensch und Tier in der Kunst in den Mittelpunkt. Die Ausstellung läuft vom 17. Januar bis zum 22. Februar 2015 und wurde kuratiert von Barbara Koch und Marco Wittkowski.

Der Song „ I wanna be your dog“ von den „Stooges“ besingt die Entfremdung von Mensch und Arbeitswelt. In vielen Positionen der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler geht es es um die Entfremdung zwischen Mensch und Tier, die entweder als Kuscheltier überhöht werden oder als Nutztier massenhaft in den Schlachthöfen verenden oder in Tierversuchen ihr Leben lassen müssen.

Mit utopischen Sujets arbeiten Hartmut Kiewert und Sebastian Meschenmoser. In ihrer Utopie haben sich die Tiere zu eigenständigen Individuen entwickelt. Bei Meschenmoser führen sie – ähnlich wie bei „Planet der Affen“ – sogar Krieg gegen die Menschen. Meschenmosers Bilder haben eine kitschig-romantische Anmutung eines Karl Mays Buches, während es bei Kiewerts Bildern eher um die Individualisierung des ehemaligen Nutztieres geht.

Dass das Verhältnis Mensch-Tier nicht immer spannungsbehaftet sein muss, zeigen beispielsweise die Arbeiten von Etta Gerdes. Ihre Fotografien zeigen Pferde in einer arkadischen Landschaft. Durch die Ausschnitte die sie wählt, scheint das Leben in der unendlichen Weite für die Tiere wie ein Paradies zu sein.

Auch auf eine ästhetische Weise geht Arno Schidlowski mit dem Thema „Mensch-Tier“ um, seine analogen Fotografien von Tieren sind überwiegend mit Restlicht gemacht und geben so ein schemenhaftes Bild von Tier und Landschaft.

Auch Yvonne Diefenbach arbeitet analog, aber ihre Arbeiten sind sogenannte Chemografien. Sie benutzt Fotopapier und Chemikalien, doch um ihre Bilder entstehen zu lassen, benutzt sie Stempel. Dadurch entstehen oft surreale Kompositionen, die durch die Chemikalien verändert wurden.

Dóra Zambó präsentiert Tiere aus Stoff ins Lebensgröße, die wie tot auf dem Boden liegen. Hier wird wieder auf die Extreme Kuscheltier und Nutztier hingewiesen. Ihre Stoffhühner sehen kuschelig aus wie Steiff-Tiere, sind aber durch ihre Position erkennbar „schlachtfertig“ aufgereiht.

Afke Golsteijn und Floris Bakker benutzen tierische Materialien, die sie vom Präparator bekommen. Ihre Objekte benutzen das Memento Mori- Motiv und zeigen die Beziehung von Tod und Leben. Beeindruckend ist vor allem ihr Objekt im ersten Stock des Künstlerhauses: Ein Kalb wird in einen Strudel von Kuhfellen gezogen. Es scheint sich verzweifelt zu wehren, kann aber dem Schicksal nicht entkommen.

Insgesamt sind elf Positionen von 14 Künstlerinnen und Künstlern zu sehen. Mit dabei sind: Karin Brosa, Yvonne Diefenbach, Etta Gerdes, Afke Golsteijn/Floris Bakker, Dietmar Hippler, Anne-Louise Hoffmann, Hartmut Kiewert, Sebastian Meschenmoser, Arno Schidlowski, Martin G. Schmid und Dóra Zambó.

Das Künstlerhaus (Sunderweg 1) ist von Donnerstag bis Sonntag von 16 bis 19 Uhr geöffnet.

Kampf gegen die Zeit

Lang ist es her: 1966 wurde die Dortmunder Oper mit dem „Rosenkavalier“ feierlich eröffnet. Seitdem ist das Stück von Richard Strauss immer mal wieder auf den Spielplänen aufgetaucht. In diesem Jahr wird es nun unter der Regie des Opernintendanten Jens-Daniel Herzog zum vierten Mal in unserer Stadt aufgeführt. Am Sonntag, den 25.01.2015 ist es um 18.00 Uhr im Opernhaus Dortmund wieder Zeit für den „Rosenkavalier“.

Das Thema Zeit hat Herzog sehr beschäftigt. Der „Rosenkavalier“ ist für ihn eine „philosophische Komödie“ . Seine große Fragestellung lautet: Was wäre, wenn Menschen die Zeit anhalten könnten?

In dem Stück geht es auf verschiedenen Ebenen um den Kampf gegen die Zeit und den Verfall. Da ist zum einen die Feldmarschallin (Marie Therese), die mit Hilfe eines jungen Liebhabers sich gegen ihr Altern auflehnt. Sie ist aber am Ende klug genug zu wissen, dass das nicht möglich ist.

Dann geht es um die Angst vor dem wirtschaftlichen und machtpolitischen Niedergang des Adel vor dem aufstrebenden Bürgertum an einer Epochen-schwelle.

Eine zentrale Rolle spielt der verarmte Adelige Baron Ochs auf Lerchenau. Nach dem Motto „genug ist nicht genug“ lebt er nach dem Lustprinzip (Fressen, Trinken und Sex). Er lebt im Augenblick und ist dabei rücksichtslos. Durch Heirat der reichen Sophie will er seinen wirtschaftlichen Untergang verhindern. „Wir stellen den Baron Ochs nicht als einen gutmütigen Trottel und eine Witzfigur dar, sondern als jemand, der gewohnt ist, sich zu nehmen, was er möchte. Es gibt einen sehr spielfreudigen Ochs auf Lerchenau“, bemerkte Herzog.

Die Oper wird in drei Zeitaltern spielen: Das Goldene, das Silberne und das Eherne. Es beginnt beim noch „Goldenen Zeitalter“ für den Adel und Endet nach dem aufstrebenden Bürgertum im Arbeitermilieu. Die Kostüme werden sich entsprechend verändern. Erst prächtig, später dann proletarischer. „Wir versuchen, dem philosophischen Anspruch des Rosenkavaliers zu genügen“, betonte Herzog.

Das engmaschig vielschichtige, komplexe und filigrane Stück bietet dabei nicht viel Einfußmöglichkeiten. „Wir können aber beispielsweise Ochs nicht als gutmütigen, sondern gefährlichen Mann darstellen und somit Akzente setzen“, erläuterte der Chefdramaturg Georg Holzer.

Als Symbol für den Verfall und die Vergänglichkeit erwartet das Publikum ein besonderes Bühnenbild. Eine riesige goldene Kiste wie eine Art Schiff wird im Laufe des Abends langsam „kippen“.

Musikalische ist die Oper eine große Herausforderung für Orchester und Sänger. „Die anspruchsvolle Partitur mit seinen unzähligen (geschätzt 3.000.000 Noten) auch noch mit einer musikalischen Leichtigkeit zu spielen ist für das Orchester sehr schwierig. Da ist eine gute Koordination notwendig“, so Feltz.. Intendant Jens Daniel Herzog fügte hinzu: „Das Libretto alleine ist schon ein vollwertiges Theaterstück. Eine Menge Text und schwierige Arien. Für alle Sänger hier ist das zudem ein Debüt.“

Einmal Currywurst scharf, bitte

Die Hossa Boys (alias Martin F. Risse und Roman Henri MArczewski) heizten dem Publikum wieder ordentlich ein. (Foto: © StandOut)
Die Hossa Boys (alias Martin F. Risse und Roman Henri Marczewski) heizten dem Publikum wieder ordentlich ein. (Foto: © StandOut)

Ruhrpottkarneval mit Comedy und einer Prise Schärfe vom politischen Kabarett: das ist der Geierabend. Auch in dieser Session setzt das Ensemble einige schmerzhafte Nadelstiche. Ein Premierenbericht aus dem Industriemuseum Zollern II vom 02. Januar 2015.

Man kann nicht sagen, dass 2014 an Themen arm gewesen wäre. Neonazis in Dortmund, das neue DFB-Museum, Salafisten, das Ende von Opel in Bochum und der aktuelle Tabellenstand des BVB nach 17 Spieltagen. Aus diesem Pool konnten die Akteure aus Herzenslust schöpfen. Heraus kamen Beiträge wie „Der Salatfist“ über Fundamentalistenterror mit der Schrebergartenordnung oder ein bitterböses Polizeikasper-Stück mit dem Titel „Notwehr in Pfeffergeschmack“, in dem über das blinde rechte Auge der Dortmunder Polizei.

Aber auch die traditionellen Elemente hatten ihren Platz: Die „Zwei vonne Südtribüne“ waren ebenfalls wieder da, genauso wie Joachim Schlendersack aus Schnöttentropp, der Präsident (der gegen Ende noch eine besondere Rolle spielte) und der Steiger, um nur einige zu nennen.

Selbstverständlich gab es auch die bewährten Stücke, die mehr Richtung Comedy gehen wie die „Melli und Elli“ mit ihrer fast dadaistischen Komik oder „Jessica Schmottke“ mit dem sprachlichen Parfum des Prekariats.

Die aus dem „Geierabend 2014“ noch in guter Erinnerung gebliebene Figur der überforderten vielfachen Mutter „prolligen Jessika Schmottke, dargestellt von Sandra Schmitz mit ihrer Tochter „Kimberly“ war in diesem Jahr einen Hauch zu übertrieben vulgär geraten.

Hatte der Steiger in der vergangenen Session noch in jeder Vorstellung eine andere homöopathische Zuckerkugel Packungsweise verdrückt, blieb seine Hauptaufgabe bei der Premiere die Vorstellung der beiden Kandidaten für den „Pannekopp des Jahres“. Den 28,5 kg schweren Karnevalsorden aus Stahlschrott hat sich laut Premierenpublikum der Dortmunder Polizeipräsident Gregor Lange verdient. Der Recklinghäuser Kreistag hatte dagegen keine Chance. Ich vermute stark, dieses Ergebnis ist auch bei den anderen Abstimmungen bei den Vorstellungen zu erwarten.

Musikalisch hatte der Geierabend ebenfalls viel zu bieten. Begleitet von der gut aufgelegten Band gab es für die Zuschauer ordentlich auf die Ohren, wenn der „Opel Fanclub“ die Hymne „Born in nem Opel Kadett“ nach Bruce Springsteen zum besten gab. Zwei absolute Highlights waren der Auftritt der „Hossa Boys“ und die Gesangseinlage von Stargast Conchita Wurst.

Bei einer Currywurst kommt es nicht nur auf die Wurst an, sondern auch auf die richtige Mischung der dazugehörigen Currysauce. Die Mischung ist perfekt abgerundet für einen schönen Geierabend.

 

Allgemeine Informationen zum Geierabend 2015

vom 02.01.2015 – 17.02.2015 / insgesamt 37 Vorstellungen im LWL Industriemuseum Zeche Zollern II/IV, Dortmund

Do.-So. 08.01. – 11.01. 2015
Mi.-So. 14.01. – 18.01. 2015
Mi.-So. 21.01. – 25.01. 2015
Di.-So. 27.01. – 01.02. 2015
Di.-So. 03.02. – 08.02. 2015
Di.-Di. 10.02. – 17.02. 2015

ZUSATZSHOW: 20.01.2015

Zeiten: Einlass ins LWL Industriemuseum: 17 Uhr, Einlass: 18.30 Uhr / Beginn: 19.30 Uhr (Sonntags: 17.30 Uhr / 18.30 Uhr)
Ort: LWL Industriemuseum, Zeche Zollern II/IV,Grubenweg 5, Dortmund-Bövinghausen
Preise: 35,00 Euro,ermäßigt 20,90 Euro, inklusive VVK-Gebühr

Tickets:
Theater Fletch Bizzel, Humboldtstraße 45, 44137 Dortmund
Telefon 0231 – 142525
Mo-Fr: 10.00 – 18.00 Uhr

Leserladen der Westfälischen Rundschau
Ostenhellweg 42-48, 44135 Dortmund
Telefon 0800 – 60 60 -710 | -730,
Mo-Fr 10.00 Uhr – 18.00 Uhr, Sa 10.00 Uhr -14.00 Uhr

Tante Amanda
Mosselde 149, Dortmund-Westerfilde,
Telefon 0231 – 37 22 30,
täglich 12.00 Uhr – 24.00 Uhr

Vorverkaufsstellen außerhalb Dortmunds:
Leserläden der WAZ und LeserServices mit Ticketverkauf.

Online Verkauf : www.geierabend.de

Rhythmisch ins neue Jahr

Das Chorwerk „Carmina Burana“ von Carl Orff stand dieses Jahr im Zentrum des Neujahrskonzertes in der Dortmunder Oper. Alle Beteiligten, Musiker, Chormitglieder und Solisten brachten den sehr gut gefüllten Opernsaal mit Orffschen Rhythmen in positive Schwingungen.

Lateinische und mittelhochdeutsche Texte fasste Carl Orff 1937 zu seinem Chorwerk „Carmina Burana“ (zu Deutsch: Lieder aus Benediktbeuren) zusammen. Das bekannteste Stück daraus ist mit absoluter Sicherheit der imposante Chorsatz „O Fortuna“, das den Anfang und den Schluss bildet. Auch Menschen, die überhaupt keine klassische Musik hören, werden dieses Stück höchstwahrscheinlich kennen, denn es ist in unzähligen Werbungen und Filmen benutzt worden.

Doch die „Carmina burana“ ist mehr als „O Fortuna“. Orff hat aus der riesigen Liedersammlung bestimmte Teile benutzt und sie zu einem Zyklus zusammengefasst. Im Mittelpunkt steht das Lebensrad, das von der Schicksalsgöttin Fortuna gedreht wird. In drei Teilen wird über die zentralen Aspekte des Lebens wie die Liebe und das übermäßige Trinken von Alkohol beleuchtet.

Bei den Solisten stach Bariton Jochen Kupfer besonders heraus, der neben seiner ausgezeichneten Stimme auch einen Hauch szenischer Darstellung präsentierte:Er gab überzeugend einen doch sehr angetrunkenen Zecher in einer Kneipe im schönen Stück „In taberna quando sumus“. Die große Stunde von Sopranistin Heather Engebretson kam im dritten Teil „Cour d’amour“. Hier konnte die Preisträgerin des Savonlinna-Opernfestivals mit ihrer Stimme Akzente setzen. Dagegen klang Timothy Fallons hohe Tenorstimme für die Ohren der Zuhörer etwas ungewohnt.

Mit dabei war natürlich der Dortmunder Opernchor, der Unterstützung vom Kinderchor der Chorakademie am Konzerthaus Dortmund bekam. Gabriel Feltz hatte seine Dortmudner Philharmoniker gewohnt gut im Griff.