Schlagwort-Archive: Sebastian Koch

Heldenmut und Manie

Auch das 5. Philharmonische Konzert am 13. und 14. Januar 2015 im Konzerthaus stand unter einem Heldenmotto, nämlich „Held_innen_leben“. Den Schwerpunkt des Konzertes bildete die Geschichte von Lamoral von Egmont, dem niederländischen Freiheitskämpfer, dem Goethe ein literarisches Denkmal gesetzt hat und Beethoven mit seiner Bühnenmusik ein musikalisches. Den Beginn machte jedoch Schumanns 2. Sinfonie in C-Dur.

Schumann ist sicherlich auch ein tragischer Held. Durch seine Krankheit, einer bi-polaren Störung, die wohl eine Folge seiner Syphiliserkrankung war, taumelte der Komponist entlang beider Extreme: Depression und Schaffensdrang. Die 2. Sinfonie in C-Dur schrieb Schumann nach einer langen Schaffenskrise und beschrieb auch deutlich sein Innenleben. In diesem Werk setzt er sich mit seinen Vorbildern Bach, Mozart und Beethoven auseinander, die auch in seiner Sinfonie wiederzuerkennen sind. Das Ringen von Schumann um Form und Gestaltung brachten die Dortmunder Philharmoniker unter Generalmusikdirektor Gabriel Feltz wunderbar zu Gehör. Vor allem der triumphale Schlussteil des vierten Satzes war eines der Höhepunkte des Abends.

Vielleicht ein Fluch des Erfolges: Von Beethovens Bühnenmusik zu „Egmont“ ist vielen nur die Ouvertüre bekannt. Schade, denn Schauspieler Sebastian Koch und Sopranistin Robin Johannsen zeigten, dass darüber hinaus noch viel an Musik von Beethoven zu entdecken gibt. Dass es einen qualitativen Unterschied macht, wenn ein gelernter Schauspieler einen dramatischen Text vorträgt, haben die interessierten Zuhörer bereits beim ersten Kammerkonzert in dieser Spielzeit hören können, als Andreas Beck vom Ensemble Dortmund die „Geschichte eines Soldaten“ zum Besten gab. Sebastian Koch fesselte die Zuhörer mit der Geschichte von Lamoral von Egmont und Robin Johannsen sang die Lieder von Clärchen dazu. Triumphal ging der Abend zu Ende: Mit der Siegessinfonie zeigt Beethoven, dass das tragische Heldenschicksal von Egmont doch nicht umsonst war.