Traditionelle Auktion von BVB-Devotionalien

Hoffen auf eine hohe Anzahl an Bietern: (v.l.n.r.) Mustafa Güner (Trainer der D-Jugend DJK Saxonia), Begünstigte aus 2014, Annette Kritzer, Anette Plümpe, Siggi Held und Heidi Sas (Pommes Rot Weiß).
Hoffen auf eine hohe Anzahl an Bietern: (v.l.n.r.) Mustafa Güner (Trainer der D-Jugend DJK Saxonia), Begünstigte aus 2014, Annette Kritzer, Anette Plümpe, Siggi Held und Heidi Sas (Pommes Rot Weiß).

Am 19.12. 2015 um 19:09 Uhr ist es zum neuen Mal soweit: Der Jahresabschluss der Borsigplatz-Verführungen ist traditionell eine Versteigerung mit einer Benefizveranstaltung. Im Gründungshaus des BVB im ehemaligen „Wildschütz“ (heute Pommes Rot Weiß) werden schwarzgelbe Devotionalien zu Gunsten der Mädchenfußballmannschaft des ASC Asteria am Borsigplatz versteigert.

Was gibt es zu ersteigern? Beispielsweise einen Poststempel zum WM Jahr 2006 vom 03.07.2003. Dieser Stempel wurde von der FIFA verboten und wurde nur an zwei Tagen von der Poststelle Dortmund herausgegeben. Ein schwarzgelbes beidseitiges Kunstwerk (1×1,3 Meter) von Alfred Konter mit Unterschriften verschiedener Medienvertreter, Fans und der Feuerwehr Dortmund. Oder ein Trikot von Boris Johnson, der Oberbürgermeister von London war, als Borussia im Champions-League Finale spielte. Sowie Münzen, Bierkrüge und vieles mehr.

Begonnen wird natürlich um 19:09 Uhr, der Eintritt ist frei und eine Anmeldung ist nicht nötig. Wer einen Sitzplatz haben möchte, sollte frühzeitig vor Ort sein.

Ausflug in die katholische Abenteuerliteratur

Die drei Messdiener auf dem Weg durch das Rote-Beete-Gebirge (v.l.n.r.) Leon Müller, Finnja Loddenkämper und Thorsten Bihegue). Foto: ©Edi Szekely.
Die drei Messdiener auf dem Weg durch das Rote-Beete-Gebirge (v.l.n.r.) Leon Müller,
Finnja Loddenkämper und Thorsten Bihegue). Foto: ©Edi Szekely.

Nach dem großen Erfolg von „Komm in meinen Wigwam“ präsentiert Wenzel Storch in dieser Spielzeit mit „Das Maschinengewehr Gottes“ eine Art Road-Movie für das Theater. Die Krimi-Burlesque hat am 10. Dezember um 20 Uhr Premiere.

War der „Wigwam“ noch sehr stark von der katholischen Aufklärungsliteratur und der Figur von Pater Lappan geprägt, ist das „Maschinengewehr Gottes“ eine bizarre, wenn auch vergnügliche Reise durch die katholische Abenteuerliteratur.

Die Geschichte: Kaplan Buffo verliert seine Kirche beim Pokern an Bauer Hümpel, der die Kirche den Erdboden gleichmacht. Im alten Pfarrhaus leben die Ministranten Lutz, Erika und Egon. Die Messdiener bestellen sich im Christlichen Kaufhaus einen neuen Priester. Der Priester ist aber ein um sich schießender Automat, der kurze Zeit später explodiert. In seinem Inneren finden die Ministranten auf einen Orden in Schlesien. Die drei machen sich also Richtung Osten auf. Die dortigen Nonnen vom Orden der barmherzigen Seepferdchen verehren die Meerjungfrau Maria. Haben sie den Automaten gebaut? Steckt Kaplan Buffo dahinter?

Wie schon beim „Wigwam“ spielt Storch sehr stark mit der Begrifflichkeiten der katholischen Lebenskultur, jedoch ohne sie lächerlich zu machen. Das Stück ist wie eine Art „katholisches Groschenheft“, so nennt es Wenzel. Ein wenig inspiriert von einem typischen Bauerntheater, können sich Bühne und Kostüme richtig austoben.

Der größte Teil der Besetzung von „Wigwam“ ist wieder da, ergänzt durch Julia Schubert und Andreas Beck. Hinzu kommen wieder Mitglieder des Jugendclubs „Theaterpartisanen“ und des Sprechchores.

Die Premiere ist ausverkauft, für die zweite Vorstellung am Freitag, dem 11. Dezember gibt es aber noch Restkarten. Weitere Termine und Infos finden Sie unter www.theaterdo.de

Gute Mischung von unterschiedlichen Künstlern

Stolz präsentieren die Beteiligten den neuen Kalender. (hinten v.l.n.r.) Katrin Gellermann (Kulturbüro), Oriane Durand (Dortmunder Kunstverein), Uwe Samulewicz (Sparkasse Dortmund), Bürgermeisterin Birgit Jörder, Bettina Köppeler (Künstlerin), Monika Pfeiffer (Künstlerin) und Leonie Herrmann (Künstlerin); (vorne v.l.n.r.) Marc Bühren (Künstler), Tim Wandschneider (Künstler) und Sabine Held (Künstlerin).
Stolz präsentieren die Beteiligten den neuen Kalender. (hinten v.l.n.r.) Katrin Gellermann (Kulturbüro), Marion Edelhoff (Dortmunder Kunstverein), Uwe Samulewicz (Sparkasse Dortmund), Bürgermeisterin Birgit Jörder, Bettina Köppeler (Künstlerin), Monika Pfeiffer (Künstlerin) und Leonie Herrmann (Künstlerin); (vorne v.l.n.r.) Marc Bühren (Künstler), Tim Wandschneider (Künstler) und Sabine Held (Künstlerin).

Der Kalender „Grafik aus Dortmund“ hat Tradition. Bereits zum 40. Mal ist er in einer limitierten Auflage von 500 Stück erschienen. Auch eine Tradition: Das Exemplar Nummer 1 erhielt Bürgermeisterin Birgit Jörder aus der Hand von Uwe Samulewicz, dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Dortmund, die den Kalender finanziert.

Das Besondere an dem Kalender ist, dass er nicht käuflich zu erwerben ist, sondern vom Oberbürgermeister an Freunde und Förderer der Stadt verschenkt wird. Herausgegeben wird der Kalender vom Kulturbüro der Stadt und der Sparkasse Dortmund in Zusammenarbeit mit dem Dortmunder Kunstverein.

Jeder beteiligte Künstler ist mit jeweils zwei Arbeiten vertreten. Die ausgewählten Arbeiten sind aus einem Wettbewerb entstanden, an dem sich etwa 100 Dortmunder Künstlerinnen und Künstler beteiligt haben. Im Juni war eine Auswahl der 48 eingereichten Arbeiten in der Gemeinschaftsausstellung „Grafik aus Dortmund“ in der Berswordthalle zu sehen.

Bettina Köppeler und Monika Pfeiffer waren schon das dritte Mal mit Werken vertreten. „Ich finde das toll“, freute sich Pfeiffer, „die Auswahl ist eine gute Mischung. Es sind sehr gute Leute dabei.“ „Es ist immer was Besonderes“, freute sich Köppeler über die erneute Auszeichnung.

Ein Premierengefühl war es für Tim Wandschneider und Marc Bühren, denn sie sind zum ersten Mal dabei. „Ich bin stolz, das erste Mal mitgemacht und gleich ausgewählt“, so Wandschneider. „Der Kalender ist schön gemacht und besitzt eine edle Haptik.“ Auch Bühren lobte die edle Qualität des Siebdruckes.

Konzert für guten Zweck

Hoffen auf viele Spenden: Neven Subotić (links) und Gabriel Feltz.
Hoffen auf viele Spenden: Neven Subotić (links) und Gabriel Feltz.

Das 2. Konzert für junge Leute am 14. Dezember 2015 unterstützt das Projekt „Bunt kickt gut“ mit einer Spendensammelaktion. Zudem gibt es eine Besonderheit: Neben dem regulären Konzert um 19 Uhr gibt es ein Preview um 12 Uhr. Wer könnte ein Spendensammelprojekt für eine multikulturelle Straßenfußballliga besser unterstützen als ein Profifußballer? Daher wird Neven Subotić das Fußballtrikot mit dem Anzug tauschen und zusammen mit Generalmusikdirektor Gabriel Feltz die Moderation übernehmen.

Zum musikalischen Teil: Filmmusik steht auf dem Programm. Die Themen kreisen um Weltraum, James Bond und Liebe. Von „Star Wars“, über „Alien“ zu „Star Trek“ und „Zurück in die Zukunft“ spielen die Dortmunder Philharmoniker ein Bond-Medly mit „Goldfinger“, „For your eyes only“ und weiteren Melodien“. Danach kommt der romantische Teil mit der Musik aus „Der Duft der Frauen“ und „Love Story“.

Seine Gage spendet Subotić seiner eigenen Stiftung, die Spendenaktion an den beiden Veranstaltungen wird „Bunt kickt gut“. Aktuell nehmen 35 Teams an der Liga teil und binden 500 Jugendliche, darunter 90 Flüchtlinge, aktiv mit ein.

Insgesamt werden die beiden Konzerte jeweils 65 Minuten dauern. Die Karten für das Preview um 12 Uhr kosten 7 €, für das Abendkonzert um 19 Uhr gab es nur noch eine Karte.

Tickets unter www.theaterdo.de

Verflechtungen

Die Schreibmaschinenzeichnung  2015TLV02 von Denise Winter (2015, Tinte, Papier)
Eine Schreibmaschinenzeichnung von Denise Winter (2015, Tinte, Papier)

Wenn Künstlerinnen und Künstler für eine gewisse Zeit an einen anderen Ort gehen, so nennt man dies „artists in residence“. Was passiert mit ihrer Kunst? Gibt es neue Erfahrungen, die integriert werden? Oder hat man daran gearbeitet, seine Kusnt zu vervollkommnen? Die Ausstellung „Echoes – Residences revisted“, die bis zum 17. Januar 2016 im Künstlerhaus Dortmund stattfindet, setzt den Schwerpuntk auf den Austausch mit dem Salzamt Linz in Österreich.

Patrick Borchers präsentiert unter anderem eine dokumentarische Arbeit über den Künstler Hubert Ebenberger, der im Salzamt Linz sein Atelier hat. Darüber hinaus zeigt er die multimediale Wandinstallation „außer der reihe“, die sich per Zeichnung und Videoinstallation mit den Themen Flüchtlinge und Rechtsextremismus auseinandersetzt.

Wie eine Art Spinnennetz wirkt die Arbeit „Weiche Knie“ von Marita Bullmann. Sie kombiniert Strumpfhosen mit Eiern. Beide haben eine schützende Funktion. Die Eierschale schützt das Innere, die Strümpfe die Beine der Trägerin. Zugleich sind beide Materialien aber auch empfindlich. Diese Fragilität macht den Reit des Kunstwerkes aus.

Etta Gerdes zeigt eine Arbeit von 2002 mit dem Namen „Blaupause“. Hier werden alte Hochofen-Einzelteile von Phoenix-West wie in einem Baumarkt-Prospekt zum Verkauf angeboten. Selbst der blaue Himmel über dem stillgelegten Gelände ist gegen den entsprechenden Preis zu haben. Das Objekt erschien in einer Auflage von 97.000 in einer Dortmunder Tageszeitung als Beilage.

Im Keller ist die Rauminstallation „Not a burning floor“ von Thomas Kluckner zu sehen. Wie der Titel schon sagt, handelt es sich hierbei um eine Simulation eines Feuers, der durch einen orange-gelb beleuchteten Nebel erzeugt wird.

Eine malerische Arbeit zeigt Kristyna Krabatschová. Ihre düster wirkenden Tuschezeichnungen entstehen aus Erinnerungen und Atmosphären im Moment der Verwandlung.

Was ist Leben? Eine Frage, über die es verschiedene Definitionen gibt. Sie präsentiert verschiedene Defintionen wie „Selbstorganisation“ oder „Belebt“ in verschiedenen Dias.

Buchstaben werden mit einer Schreibmaschine über Kanten und Brüche getippt. Damit entstehen Arbeiten, die einerseits einen literarischen Aspekt besitzen, aber durch ihre dreidimensionale Form auch eine geometrische oder architektonische Seite haben. Quasi Ecken und Kanten. So könnte man die Arbeiten von Denise Winter charakterisieren.

Beteiligte KünstlerInnen und Künstler:

Elisa Andessner, Patrick Borchers, Marita Bullmann. Hubert Ebenberger. Etta Gerdes. Philippe Gerlach. Kristyna Krabatschová. Thomas Kluckner. Kristina Kornmüller. Kurt Lackner, Haruko Maeda, Martin Music, Nina Nowak, Dirk Pleyer, Rona Rangsch, Jens Sundheim, UNIT (Penny Whitehead und Daniel Simpkins), Adriane Wachholz und Denise Winter

Künstlerhaus Dortmund, Sunderweg 1

Öffnungszeiten der Ausstellung Do – So 16 – 19 Uhr

 

Das Bier, die Kunst und das U

Das Motiv der Ausstellung in seiner vollen Pracht.
Das Motiv der Ausstellung in seiner vollen Pracht.

Pünktlich zum 500. Jubiläum des Reinheitsgebotes präsentiert das Dortmunder U auf der 6. Etage bis zum 01. Mai 2016 die Ausstellung „Dortmunder Neu Gold – Kunst, Bier & Alchemie“. Das ehemalige Gär- und Kellerhochhaus der Dortmunder Unionbrauerei beschäftigt sich sich auf künstlerische Art mit dem Thema Bier, das lange Zeit zum Dortmunder Dreiklang Kohle, Bier und Stahl gehörte.

In der Ausstellung lernt man nicht, wie man Bier braut, auch wenn Hopfen und Malz verführerisch im Eingangsraum steht. „Es geht um die Transformation beim Gären“, erklärt Kurator Stefan Riekeles. Das bedeutet, es entsteht etwas ganz Neues. Das ist sicherlich auch ein gutes Stichwort für den U-Turm, denn auch hier soll etwas Neues entstehen, nämlich eine Art Kraftwerk für Kunst.

Bier hat Künstlerinnen und Künstler schon immer inspiriert. Von Stillleben mit Bier, über Werbeplakate bis hin zur Dokumentation der Folgen von zu hohem Bierkonsum reicht die Palette. Der Biermönch ist ebenfalls zu finden wie Bierbäuche aus Silikon, ästhetisch schöne Werbeplakate stehen im Kontrast zu Bildern von Alkoholleichen. Passend dazu steht in der Mitte der Ausstellung ein typisch deutsches Wohnzimmer in Gelsenkirchener Barockoptik, dessen Fernseher pausenlos Bierwerbung sendet. Hier in der Ausstellung kann der Besucher also über sein Verhältnis zu Bier und dem Bierkonsum in all seinen Facetten nachdenken.

Passend zur Ausstellung gibt es auch ein Jubiläumsbier. Die Sonderabfüllung in der Ein-Liter-Bügelflasche gibt es im Museumsshop für 4,90 € käuflich zu erwerben. Das Restaurant „Zum Goldenen U“ und das „EMIL“ werden das Bier ebenfalls im Ausschank haben. Mit der Eintrittskarte erwerben die Besucher gleichzeitig die Möglichkeit, ein Glas des Dortmunder Jubiläumsbieres zu probieren (bei entsprechendem Alter) und das Brauereimuseum in der Steigerstraße zu besuchen.

Mehr Infos zu den Sonderveranstaltungen finden Sie unter www.dortmunder-neugold.de

 

Minimal Music in maximaler Bandbreite

Der vierte Tag der Zeitinsel von Katia und Marielle Labèque am 28. November 2015 im Konzerthaus Dortmund stand unter dem Zeichen der „Minimal Music“. Die beiden Pianistinnen hatten sich noch die Unterstützung von David Chalmin (Gitarre), Alexandre Maillard (Bass) und Raphaël Séuinier geholt und so entstand ein dreiteiliger Konzertabend, an dem die Grenzen zwischen klassischer Musik und Rockmusik verschwommen.

Es ist nicht verwunderlich, dass der Konzertabend des „Minimalist Dream House“ auch in der Abo-Reihe „Music für Freaks“ enthalten war. Denn leichte Kost war an diesem Abend nicht zu erwarten. Doch dafür konnten die Besucher erstaunliche Parallelen feststellen. Wie beispielsweise der „Pyramid Song“ der englischen Band Radiohead mit den Klangstrukturen eines Eric Satie.

Satie, vielleicht der „Godfather“ der Minimal Music, erklang zu Beginn des Konzertes. Akkordstrukturen und kleine Melodienfetzen, die von den beiden Labèques harmonisch zusammengefügt wurden. Danach kamen die Klassiker der Minimal Music zu Gehör: John Cage, Arvo Pärt und natürlich Philip Glass, der mit den „Four Movements for two pianos“ einen wunderbaren Abschluss für den ersten Teil bildete.

Nach der Pause ging es zu fünft weiter. Terry Rileys „In C“ machte den Anfang. Basierend auf einem kosntanten Achtel-Puls in C muss jeder Musiker 53 Pattern im Laufe der Aufführung spielen. Wann und wie bliebt ihm überlassen. Séuinier und Chalmin durften ihre Eigenkompositionen aufführen und mit Künstlern wie Aphex Twin, Sonic Youth oder Radiohead wurde die Grenze zur Elektronischen Musik und Rockmusik sehr gekonnt überschritten.

Im dritten Teil ging es zunächst zurück zu den Klangwelten von Eric Satie. Howard Skemptons Werk „Images“ ist eine sanfte Remininiszenz an den französischen Komponisten. Eine interessante Weise mit einem Instrument umzugehen ist das Werk „Postal Piece No. 10: Having never written a Bnote for Percussion“ von James Tenny. Hier bearbeitete Séguinier einen Gong zunächst vom kleinsten pianissimo, um sich langsam zu einem forte zu steigern, der beinahe die Wände des Konzerthauses zum erzittern brachte. Danach ging das Klanginferno auch langsam wieder zu Ende. Es hatte ein wenig den Eindruck eines vorbeiziehenden Gewitters.

Ähnlich hypnotisch war das letzte Musikstück an diesem Abend „The Tortoise, His Dreams and Journeys“ vom Komponisten und Fluxuskünstler Le Monte Young.

Eine aufregende dreistündige Reise in die Klangwelten der Minimal Music war beendet. Unterstützt von kleinen Videoeffekten kann man nur von einem gelungenen Abend sprechen. Bekannte und eher weniger bekannte Musiker der Minimal Music wurden mit Rockmusik kombiniert und die Parallelen in ihrer Musik aufgezeigt. Daher war es auch ein sehr lehrreicher Abend, der nicht nur Genregrenzen übersprang, sondern auch eingefahrene Hörgewohnheiten hinterfragte.

Berührendes Melodrama in der Oper

Keine Chance für die Zukunft haben Violetta  (Eleonore Marguerre) und Alfredo (Ovidiu Purcel). Foto: © Thomas Jauk.
Keine Chance für die Zukunft haben Violetta (Eleonore Marguerre) und Alfredo (Ovidiu Purcel). Foto: © Thomas Jauk.

Am 28. November 2015 war Premiere von Giuseppe Verdis berühmten „La Traviata“ (Die vom Weg Abgekommene) nach der „Kameliendame“ „Alexandre Dumas fils) in der Oper Dortmund.

Die junge Regisseurin Tina Lanik legte den Schwerpunkt ihrer Inszenierung auf die Darstellung der Pariser Edelprostituierten Violetta Valéry als Einsame, oberflächlich lebende aber sensiblen Frau mit weichem Herz, die alles was sie macht, radikal bis zum Ende durchzieht. Die tödliche Krankheit Tuberkulose liegt dabei immer wie ein Schatten über ihr Leben.

Violetta lässt sich von den Liebesbekundungen Alfredo Germont, seinem hartnäckigen Werben berühren und wagt eine radikale Änderung ihres bisherigen Lebenswandels. Sie zieht mit Alfredo in ein Landhaus und erlebt ein kurzes Glück als dessen treue Lebensgefährtin. Diese scheinbare Idylle wird jedoch abrupt durch Alfredos Vater, dem Geschäftsmann Giorgio Germont, gestört. Der herrische Patriarch der aufkommenden Bourgeoisie verlangt von ihr, sich von seinem Sohn zu trennen, um die „Ehre“ seiner Familie wieder herzustellen. Überrascht erkennt Giorgio, dass Violetta so gar nicht in die Schablone der „ausgebufften Betrügerin und raffgierigen Prostituierten“ entspricht, sondern eine liebende Frau ist, die für den gemeinsamen Lebensunterhalt selber aufkommt. Trotz seiner Zuneigung für Violetta, setzt Alfredos Vater gnadenlos seine Interessen durch. Nun beginnt die nächste Wandlung der Violetta, zu einer Verzichtenden. Nach anfänglichen Zögern willigt sie ein, sich radikal von Alfredo zu trennen, wenn sein Vater ihm nur nach ihrem Tod von ihrem großen Opfer aus Liebe erzählt. Sie macht Alfredo vor, einen anderen zu lieben. Der ist voll rasender Eifersucht und wie ein trotziges Kind wirft ihr das beim Spiel gewonnen Geld vor die Füße verschwindet später ins Ausland. Kurz vor ihrem Tod erfährt er die ganze Wahrheit über Violettas Verzicht, kommt zu ihr und möchte krampfhaft an eine gemeinsame Zukunft glauben. Es ist aber zu spät. Wie sein herbeigeeilter Vater, die treue Freundin und Haushälterin Annina und der Doktor können sie nur zusehen, wie sie stirbt.

Eleonore Marguerre, bekannt aus verschiedenen Produktionen (wie beispielsweise Don Giovanni), überzeugte nicht nur bei der Bewältigung der hohen gesanglichen Herausforderung, sondern auch durch ihre intensive und sensiblen Darstellung der Violetta Valéry in ihrer Verzweiflung, Sehnsüchten, Radikalität und Einsamkeit. Drastisch zum Beispiel, als sie ihre blonde Perücke und Kleidung als Zeichen für das Ende ihres Leben als Edelprostituierte ablegt. Als Vertretung für den erkrankten Tenor Lucian Krasznec sprang Ovidiu Purcel von der Rheinoper als Alfredo Germont. Mit weichem Timbre und viel Emotionen stellte er www.theaterdo.desowohl den verliebten als auch eifersüchtig-beleidigten Alfredo dar. Mit großer Bariton-Stimme und Präsenz auf der Bühne begeisterte Sangmin Lee als Giorgio Germont.

Ein großes Kompliment dem Opernchor des Theaters Dortmund unter der Leitung von Manel Pujol. Die Damen und Herren hatten ihren großen Auftritt im zweiten Akt als „Zigeunerinnen“ und „Matadore“. Zusammen mit Natascha Valentin als Flora Bervoix und Morgan Moody als Marquis d’Obigny sorgten sie für ordentlich Feierstimmung. Die weiteren Nebenrollen in „La Traviata“ fügten sich mit ihren Leistungen in das gelungene Gesamtbild ein.

Die Kostüme waren zeitgenössisch, raffiniert und bei der Farbauswahl mit Bedacht ausgewählt.

Die Bühnenausstattung war mit wenigen, stimmungsvollen Elementen wie zum Beispiel ein loderndes Feuer dezent ausgewählt.

Die Dortmunder Philharmoniker begleiteten das Geschehen musikalisch unter der Leitung von Motonori Kobayashi mit Sicherheit und Gespür für die jeweilige Stimmungslage. Die Inszenierung zeigte nicht nur das Schablonendenken der sogenannten „besseren Gesellschaft“, die Violetta keine Chance gibt, auf, sondern entlarvt auch deren gnadenlose Heuchelei und verbreiteten Voyeurismus. Ein leider immer (noch) aktuelles Thema.

Ein gelungener und begeistert gefeierte Abend für alle Opernfans.

Infos und Termine unter www.theaterdo.de

 

Gelungene Grenzüberschreitung

Im Mittelpunkt des dritten Tages der Zeitinsel Katia und Marielle Labèque am Freitag, den 27.11.2015 stand die „West Side Story“ von Leonard Bernstein (1918 – 1990) nach Shakespeares „Romeo und Julia“.

Zunächst erwartete das Publikum in Teil eins Irwin Kostals Arrangement der Sinfonischen Tänze und einiger Songs aus „West Side Story“ für Perkussion und zwei Klaviere. Dabei repräsentierte Katia Labèque am Piano die meist höhere Passagen der Capulets, während Marielle Labèque die tiefere Klangwelt der Montagues übernahm. Unterstützt wurden die beiden französischen Pianistinnen dabei von der Perkussion von Gonzalo Grau (Caracas) auf der einen, und Raphaël Séguinier auf der anderen Seite.

Den Zwillings-Schwestern am Klavier und ihre kongenialen Percussionisten gelang es, die bewegende und abwechslungsreiche Geschichte von Maria und Tony der West Side Story lebendig vor den Augen des Publikums werden zu lassen.

Katia und Marielle Labèque zeigten ihr Können und Einfühlungsvermögen sowohl bei den leisen Songs wie zum Beispiel „Maria“, oder aber virtuos bei dem rasanten „Mambo“. Die Perkussion sorgte für die passende Begleitung , wobei etwa Trommel, Kastagnetten oder etwa ein Gong zum Einsatz kamen. Bei „America“ wurde auch einfach nur rhythmisch in die Hände geklatscht.

Nach der Pause ging es mit der deutschen Erstaufführung des Projekts „Star-Cross`d Lovers“ des französischen Komponisten, Produzenten, Musikers und Klangkünstlers David Chalmin weiter. Er konzipierte mit diesem Projekt eine bewusste Grenzüberschreitung. Die Tanzperformance zur „West Side Story“ (Romeo und Julia) kombiniert zeitgenössischen modernen Tanz mit Breakdance, und wird musikalisch begleitet sowohl von „analoger“ sowie elektronischer Musik, romantischen Klavierklang oder rockigen Beats.

Mit ins Boot hat er neben den beiden Geschwistern Labèque auch Raphaël Séguinier sowie den türkischen Choreografen und Tänzer Yaman Okur genommen. Dieser entwickelte mit seiner starken Gruppe von sieben Tänzern und einer Tänzerin die Choreografie für diese Performance. Okur hatte schon mit Madonna zusammen gearbeitet.

Musikalisch teilte auch Chalmin die Ausübenden in zwei Gruppen auf, um die zwei Sphären von Romeo und Julia deutlich abzusetzen. Er selbst spielt und gestaltet an der E-Gitarre und Elektronik gemeinsam mit Katja Labèque die Klangwelt der Capulets (höhere Klänge). Die Welt der Montagues (tiefere Klänge) bringt ihre Schwester Marielle gemeinsam der Perkussion zum Klingen.

Sie bildeten den großartigen Hintergrund für die acht hochklassigen Tänzer/innen. Farblich waren die rivalisierenden Gruppen mit ihrer Kleidung farblich gut zu unterscheiden. „Romeo“und „Julia“ stachen gesondert hervor. „Romeo“ mit seiner schwarzen Hose und weißem Oberteil und „Julia“in einem weißen Kleid. Die szenische und musikalische Ebene waren zu jeder Zeit untrennbar verbunden und verwoben. Als Beispiel zu nennen ist da etwa ein starker Trommelwirbel und isolierte Klavierakkorde bei Mercutios Tod.

Was dieses Tanzensemble da auf die Bühne brachte, war atemberaubend und und Punktgenau passend zur Musik gebracht. Es ist schon erstaunlich, zu welchen Bewegungen und Ausdrucksmöglichkeiten der der menschliche Körper in der Lage ist. Das Publikum war jedenfalls besonders von den Breakdance-Einlagen begeistert. Es gab Standing Ovations und eine Breakdance-Zugabe als Dankeschön von den Akteuren.

Zusammenhänge gesucht

Das „Glitzern der Welt“ von kainkollektiv ist ein exklusives Vergnügen, denn pro Vorstellung können nur maximal sechs Personen teilnehmen. Das Spannende daran: Das Theater ist die Stadt. Das heißt, der Theaterbesucher muss sich bewegen oder wird bewegt. Bei der Pressevorführung des zweigeteilten Stückes bleibt mir ein Gefühl, als ob ich die erste Halbzeit bei einem Fußballspiel verbracht hätte und die zweite Halbzeit beim Billard.

Konsum, Flüchtlinge, Rassismus. Eigentlich Themen, über die eigene Stücke verfasst werden können (und auch verfasst wurden). Die drei Themen haben sicherlich auch eine Klammer, denn die Frage, warum dürfen Waren frei über die Grenzen, Menschen aber nicht, ist ständig präsent. Dennoch wird man aus der Verquickung nicht ganz glücklich.

Der erste Teil findet im öffentlichen Raum statt und ist der spannendste. Mit einem mp3-player und einem Kopfhörer verlässt man das Theater und lässt sich von einer Stimme führen. Man sei ein „Auserwählter“ und zur „Ausreise“ müsse man einen Weg absolvieren, der einem durch die Stadt führt.

Für den zweiten Teil wurde man mit einem Auto (mit schwarz verkleideten Fenstern) abgeholt und wurde in den Hafen gefahren, während ein Film auf dem Monitor lief. Hier wurde die Sechsergruppe von David Guy Kono aus Kamerun in Empfang genommen. Nach seinen Ausführungen über seine Heimat, in der sich auch ein Umschlagshafen für weltliche Waren befindet und die allgemeine Situation der Flüchtlinge, ging es, nach etwas Voodoo für die Toten, zum gemeinsamen Palmwein trinken. Für ein gemeinsames Essen und eine angeregte Diskussion blieb leider nicht soviel Zeit, aber spätere Besucher werden vermutlich in den Genuss einer Mahlzeit kommen. Danach ging es wieder zurück zum Schauspielhaus.

War der erste Teil wirklich bemerkenswert, da man sehr konzentriert durch die Gegend lief und immer darauf achtete, den Anweisungen der Stimme zu folgen, fand ich den zweiten Teil im Hafen etwas inkonsistent. Irgendwie passten beide nicht zusammen. Doch vielleicht sind meine Kritikpunkte für jemand anderen gerade die besonders spannenden Dinge.

Die genauen Termine finden Sie unter www.theaterdo.de