Dortmund.Macht.Lauter – der Name ist Programm

Zum vierten Mal beteiligt sich die Livebühne des Dortmunder Kulturbüros am DORTBUNT-Cityfest. Auf vielen Plätzen in der Innenstadt erwartet die Besucher wie in den letzten Jahren ein abwechslungsreiches Programm. Dortmunder Bands und die Glen Buschmann Jazz-Akademie präsentieren sich am 11. und 12. Mai auf der Live-Bühne am Platz von Leeds, im Konzerthaus spielt am Sonntagabend die Banda Senderos. Das Kulturbüro schafft mit der Open-Air-Bühne eine tolle Plattform, um Dortmunder Bands einem großen Publikum vorzustellen. Es schöpft dabei aus dem Reservoire von fast 400 Dortmunder Gruppen die sich in den verschiedensten Genres tummeln. Über das Jahr verteilt organisiert das Büro, federführend ist hier Didi Stahlschmidt beteiligt, drei Live-Bühnen-Veranstaltungen. Neben Dortmund. Macht.Lauter sind das die Kooperationsbühnen bei Juicy Beats im Westfalenpark und bei den Kulturpicknicks im Sommer. Dabei achten die Organisatoren darauf keine Band zu bevorzugen, sondern immer wieder neuen Gruppen eine Auftrittsmöglichkeit zu bieten. Das Förderprogramm hat sich zur Aufgabe gemacht lokale Bands, Musiker, Produzenten, Clubbetreiber, Musikvereine und weitere Protagonisten zu fördern und zu unterstützen. Schwerpunkte hierbei sind die Bereiche Marketing, Imagebildung und Netzwerkarbeit.

Mitglieder der Dortmunder Indie-Rock Band WYME und der Folk-Pop Band Nic Koray und Band sowie im Hintergrund Isabel Pfarre stellv. Leiterin Kulturbüro Dortmund und Didi Stahlschmidt (Programmgestaltung). (Foto: © Anja Cord)
Mitglieder der Dortmunder Indie-Rock Band WYME und der Folk-Pop Band Nic Koray und Band sowie im Hintergrund Isabel Pfarre stellv. Leiterin Kulturbüro Dortmund und Didi Stahlschmidt (Programmgestaltung). (Foto: © Anja Cord)

Am DortBunt! Cityfest-Samstag bringen sechs Bands eine gut abgestimmte Mischung verschiedener Stilrichtungen auf die Bühne. Den Opener machen ab 13.30h Boomton Shakedown (Raggae), danach folgen Nic Koray & Band (Folk-Pop), Schwarzpaul (Roots-Rock-Reggae), WYME (Indie-Rock) und Velvet Attack (Psychedellic-Rock-Freakbeat). Ab 21h startet der Headliner des Tages die Band Rryoce. Bei verschiedenen Musikpreisen haben die Musiker mit Ihrem Wabe-Synth-Pop Mix schon abgeräumt. Zum Beispiel 1. Preis als „Beste Gothic-Wave-Band“ und 2. Preis als „Beste Elektropop-Band“ beim Deutschen Rock & Pop-Preis 2013.

Am Sonntag steht die Bühne am Eingang zur Brückstraße ganz im Zeichen des Jazz. Die Big Band der Glen Buschmann Jazz Akademie spielt mit hochkarätigen Solisten aus der Partnerstadt Rostow am Don. Beginn ist um 12.30h, als zweite Band tritt das Transorient Ensemble (World Jazz) auf, gefolgt vom Peter Heinrich Köcke Trio, das einen modernen, energiegeladenen und experimentierfreudigen Jazzstil spielt. Dann geht es zum Abschluss um 17h ins Konzerthaus zum Dancehall-Hip-Hop der Banda Senderos. Markenzeichen der neunköpfige Band ist ein handgemachter, basslastiger Clubsound. Zwei sehr unterschiedliche Frontmänner singen und performen ihre Texte auf Englisch, Deutsch und Spanisch. Für alle die gerne Tanzen sicher ein vielversprechender Mix.

„Querschnitt“-Kunst von Marc Bühren

Die Artothek der Dortmunder Stadt- und Landesbibliothek zeigt unter dem Titel „Querschnitt“ vom 04.04.2019 bis zum 17.05.2019 insgesamt neunzehn Werke des Künstlers Marc Bühren aus den letzten sieben Jahren. Dieser hat ein Atelier in Dortmund-Hörde. Es ist eine Art Querschnitt seines Schaffens.

Zum einen arbeitet Bühren als eine Art Vorreiter in Deutschland mit dem modernen manuellen 3D-Druck. Für seine fünf fragilen Installationen benutzt er eine auf das Wesentliche reduzierte Formensprache mit kurzer und prägnanter Aussagekraft.

So zum Beispiel bei seiner 3D-Druck Installation auf 40 cm x 40 cm mit der Freiheitsstatue (New York), die er an der Spitze mit einem Stuhlproben-Stäbchen mit „Haufen“ versehen. Diese Arbeit wurde mit Schellack geschwärzt.

Mark Bühren zeigt einen Querschnitt seiner Werke in der Artothek.
Mark Bühren zeigt einen Querschnitt seiner Werke in der Artothek.

Im Mittelpunkt seines künstlerischen Schaffens steht die Auseinandersetzung mit der wechselseitigen Beziehung von Mensch und Natur, sowie deren komplexes Abhängigkeits-Verhältnis. Es werden auch Themen wie Käfighaltung und anderes künstlerisch angesprochen.

Strukturen aus der Natur sollen bei den 3D-Druck Arbeiten weiterentwickelt werden.

Er benutzt verschiedene Filamente (allgemein eine einzelne Faser beliebiger Länge) aus Bio-Kunststoff, mit der man auf Glasplatten zeichnen kann.

Eine langwierige Technik, die eine große Präzision verlangt, so Bühren.

Der Künstler arbeitet mit dem Mittel der Farbreduktion und versucht, möglichst im Einklang mit der Natur zu arbeiten.

Außerdem sind vierzehn vielschichtige Werke mit Tempera auf Leinwand in der Ausstellung zu sehen. Die großflächigen Arbeiten auf (Jute-) Leinwand werden alle mit verschiedenen bunten Farben grundiert. Zwei unterschiedliche Tempera kommen bei Bühren zum Einsatz.

Tempera (von lat. Temperare „mischen“, „mäßigen“) ist eine Malfarbe, deren Pigmente mit einem Bindemittel aus einer Wasser-Öl-Emulsion gebunden werden.

Als wässrigen Anteil der Emulsion können Temperafarben auch Leime enthalten.

Hier kommen Ei-Tempera (mit Ei als wässrigen Emulsionsanteil) oder aber Chitosan-Tempera (ein natürlich vorkommendes Polyaminosaccharid, abgeleitet vom Chitin) zum Einsatz.

Mehrere Werke sind zu einer Reihe zusammengefasst.

So gibt es etwa die Reihe „Nesthocker“, in der auf „traumhafte“ Weise Natur und Kinder aus seinem Lebensbereich (er selbst als Kind, sein Neffe, Kind aus einem seiner Kunstkurse) unterschiedliche Verbindung gebracht werden. Dabei spielen Kartons, aus denen zwei der kleinen Babys heraus schauen, eine wesentliche Rolle.

Aus der Reihe „Grenza“ (Grenzen) beeindruckt ein in Rot gehaltene Arbeit, wo ein Fuchs mit seiner Schnauze dicht in die Stadt (Berlin) eindringt. Sinnbildlich steht sie für die Rückkehr des Fuchses und seine Rückeroberung des städtischen Territoriums.

Es gibt viel zu sehen und an Details in der Ausstellung zu entdecken. Es werden sicherlich unterschiedlich Assoziationen bei den Besucherinnen und Besuchern hervorgerufen.

Die Werke sind sicherlich wie (fast) immer bei Gefallen auch käuflich erhältlich.

Die Ausstellung ist dienstags und freitags zwischen 10:00 Uhr und 19 Uhr in der Artothek zu sehen.

Der Eintritt ist frei.

Eine Sommernacht –Schräge Romanze aus Edinburgh

Die Grundfrage alle 30somethings – war‘s das oder kommt noch etwas? Für die Protagonisten von „Eine Sommernacht“, Helena und Bob, ist es ein Gefühl wie es Kettcar im Song „Im Taxi weinen“ beschreibt: „Es ist auch die Angst, die bellt, wenn ein Königreich zerfällt“. Die Theatergruppe „dispodispo!“ zeigt das Stück im Theater im Depot. Die Premiere ist am 06. April 2019 um 20 Uhr.

Es geht um folgende Geschichte: Helena und Bob treffen sich in einer Bar, sie erfolgreiche Scheidungsanwältin, er Kleinganove. Nach einem enttäuschenden One-Night-Stand treffen sich die beiden irgendwann wieder, Helena im vollgekotzten Brautjungfernkleid, Bob mit 15.000 Pfund in der Tasche. Eine schräge Abenteuerreise in der Mitsommernacht von Edinburgh beginnt.

„Es ist ein intensives Stück mit bitter-süssen Momenten“, beschreibt Regisseurin Eva Zitta das Stück. Aus dem zufälligen zusammentreffen zweier sehr unterschiedlicher Menschen entwickelt sich das Gefühl, das Türen aufgehen. Eigentlich ungewohnt für die Generation 30+, die in Angst lebt, dass manche Türen für immer verschlossen bleiben. Daher bietet die intensive, mit beißendem Humor versehene Geschichte wieder Perspektiven.

Helena (Tanja Brügger) und Bob (Dominik Hertrich) erleben eine ganz besondere Mitsommernacht in Edinburgh. (Foto: © Svea Schäfer)
Helena (Tanja Brügger) und Bob (Dominik Hertrich) erleben eine ganz besondere Mitsommernacht in Edinburgh. (Foto: © Svea Schäfer)

Dabei wird die Geschichte in „Eine Sommernacht“ nicht chronologisch erzählt. Der Zuschauer hat das Gefühl, als ob die beiden die Geschichte schon öfter erzählen, sich dabei unterbrechen und Details einflechten. Daher wirkt das Stück etwas episodenhaft und sprunghaft, so Zitta.

„Eine Sommernacht“ von David Greig und Gordon McInyre legt die Schmerzpunkte in einer Beziehung frei. Dies war auch der Grund, warum sich die Theatergruppe „dispodispo!“ gerade dieses Stück ausgesucht hat. Denn das Credo der Gruppe lautet, Stücke zu spielen, die nah am Menschen sind. Die Rolle von „Bob“ wird von Dominik Hertrich gespielt, der den Besuchern des Theaters im Depot von Produktionen mit „Sir Gabriel Trafique“ bekannt sein dürfte.

„Helena“ wird von Tanja Brügger dargestellt, die seit 2008 Mitglied im Theater Narrenschiff Unna ist.

Der vollständige Titel lautet: „Eine Sommernacht – ein Stück mit Musik“. Die Originalmusik gefiel Regisseurin Zitta jedoch nicht, daher hat Musiker Markus Krieger die Songs neu komponiert und getextet.

Neben der Premiere am Samstag gibt es noch weitere Vorstellungen am Sonntag (07.04.19) um 18 Uhr sowie am Mittwoch (15. Mai 2019) um 20 Uhr.

Karten und weitere Informationen unter 0231 /9822336 oder ticket@theaterimdepot.de.

Literatur AufRuhr – Festival als Kooperationsprojekt in Dortmund

In der Zeit vom 01. April bis zum 17. Mai 2019 findet in Dortmund erstmals das junge Frühjahresfestival Literatur AufRuhr mit Perspektive ins gesamte Ruhrgebiet als Kooperations-Projekt an wechselnden Spielorten statt.

Es dreht sich alles um das Thema „Riding the Bull. Ich, Europa“. In Lesungen, Gesprächen, Workshops, bei Open Mics, in Schreibwerkstätten und Ferienakademien, oder beim Creative Writing, bei Literatur-Erkundungen, Poetry Slams und beim Lyriktag!

Ein wichtiger Kooperationspartner des Literaturhauses Dortmund ist das Schauspiel Dortmund, das sich in der Spielzeit mit dem Stück „Ich, Europa“ (Europa in 11 Texten von internationalen Autor*innen) unter verschiedenen Aspekten dem Thema gewidmet haben.

Nicht nur wegen des Brexit-Dramas in Großbritannien und der anstehenden Europa-Wahlen sind Interesse und Fragen bei den Menschen zur Bedeutung und Problemen in Europa im Augenblick von Bedeutung.

Hier nur ein ganz kleiner Einblick:

Am 03.04.2019 um 19:00 Uhr findet ein offenes Treffen im Literaturhaus Dortmund (Neuer Graben 78, Dortmund) unter dem Motto „text & tacheles – Riding the Bull – schrei.hand.werk“ statt. Es geht um dichten, diskutieren, lesen, lektorieren, kritisieren und ausprobieren.

Im Schauspiel Dortmund:

Mit einer Buchpremieren-Lesung von Ece Temelkurans neuestem Buch „Wenn dein Land nicht mehr dein Land ist oder sieben Schritte in die Diktatur“ geht es am 05.04.2019 um 20:00 Uhr im Dortmunder Schauspielhaus nicht nur um die politische Situation in der Türkei.

Zufrieden mit der Kooperation zwischen Literaturhaus und Schauspiel Dortmund sind (v.l.n.r.) Hartmut Salmen (Literaturhaus Dortmund), Michael Eickhoff und Djamak Homayoun (Schauspiel Dortmund).
Zufrieden mit der Kooperation zwischen Literaturhaus und Schauspiel Dortmund sind (v.l.n.r.) Hartmut Salmen (Literaturhaus Dortmund), Michael Eickhoff und Djamak Homayoun (Schauspiel Dortmund).

Sechs halbjährige Schreibwerkstätten (darunter verschieden Schulen in Dortmund), haben ihre Auftaktveranstaltung am 09.04. 2019 um 17:00 Uhr im Schauspielhaus unserer Stadt.

Im Anschluss stehen ab 20:00 Uhr Lieder und Gedichte von Muzaffer Öztük aus dem politischen Widerstand und seiner 28-jährigen Haftzeit in der Türkei auf dem Programm.

Am 10.04.2019 um 20:00 Uhr findet im Schauspiel Dortmund die letzte Vorstellung von „Ich, Europa“ – (Europa in elf Texten) mit fast allen Autor*innen statt. Ein reger Austausch von Publikum und Autoren ist im Anschluss der Aufführung natürlich erwünscht.

Am 08.04.2019 um 18:00 Uhr bietet das Jugendforum Nordstadt/ Treffpunkt Stollenpark eine besondere Lesung und Gespräch mit Vavuz Ekinci für junge Menschen. Er liest aus seinem Beitrag für „Ich, Europa“ den Text „NENNT MICH ISMAEL“.

Eine Literatur-Erkundung findet im Fritz-Hüser-Institut am 29.04.2019 um 14.00 Uhr mit Lütfiye Güzel unter dem Motto „Walking the Bull“ statt. In der Bibliothek des Hauses recherchiert sie mit gemeinsam mit interessierten jungen Menschen zum Autoren Max von der Grün und dann Texte zu schreiben.

Poetry Slam vom Feinsten als „OpenMic – Eu‘r Opa – Bühne frei für Europa“ wird am 12.04.2019 um 19:00 Uhr im Literaturhaus Dortmund mit Vivien Kunkel, Tobi Katze und Ralf Thenior geboten.

Das umfangreiche gesamte Angebot des Literaturhauses Dortmund entnehmen Sie bitte dem Programm-Flyer oder dem Internet unter www.literaturaufruhr.de. Das Angebot ist kostenlos.

Als wichtiges Osterferien-Angebot gibt es vom 15. bis 17. April 2019 die Ferienakademie-Schreibwerkstatt für Kinder im Alter zwischen 8 und 12 Jahren „Wir reiten den Stier“ (Leitung: Ralf Thenior) und dann vom 24.04.2019 bis 26.04.2019 2019 die Ferienakademie-Schreibwerkstatt für Jugendliche ab 13 Jahre (Leitung: Ralf Thenior) im Literaturhaus unter dem Motto „Riding the Bull“ (Ich, Europa).

Bitte möglichst bald anmelden unter www.literaturaufruhr.de

In der Hauptsache möchten die Organisatoren jungen Menschen Mut machen, bei Literatur, bei Kultur und in der Gesellschaft mitzumachen. Dazu gehört Gedankenaustausch zwischen vielen Kulturen, sowie eine eigene europäische Sprache zu finden.

Theaterstück um Fantasie und Freundschaft in prekärer Situation

Mit dem Stück „Agent im Spiel“ (2004 für den Deutschen Kindertheaterpreis nominiert) vom kanadischen Autor David S. Craig steht im Dortmunder Kinder und Jugendtheater unter Johanna Weißerts Regie ein aktuell brisanter Stoff auf dem Programm. Es geht um Kinderarmut, schwierige Verhältnisse in verschiedenen Familienkonstellationen sowie dem fantasievoll-kreativen Umgang der betroffenen Kinder mit der Situation. Dabei spielt Freundschaft, so Weißert, eine wesentliche Rolle.

Allein in Dortmund lebt jedes dritte Kind unterhalb der Armutsgrenze! Das im eigentlich„reichen Deutschland“.

Der Protagonist Dani (10 bis 11 Jahre), gespielt von Jan Westphal, muss mit seiner alleinerziehenden aber sehr herzliche Mutter (Bianka Lammert) ständig umziehen. Sie verliert regelmäßig Jobs und Partner. Nach außen hin mimt der Junge mit der großen Widerstandskraft den coolen Game Agenten. Er ist kontaktfreudig und findet immer schnell neue Freunde, die er in seine fantasievollen Rollenspiele einbindet und so schwierige Situationen meistert.

Sein neuer Zielort ist Rotbuchenstraße 92K. K steht für Keller.

Schnell findet er auch am neuen Ort Freunde. Da ist einmal Melanie (Ann-Kathrin Hinz), die es zwischen dem Mama-Handy und dem Papa-Handy ihrer geschiedenen Eltern zerreißt. Beide reden nur noch über die Tochter miteinander. Dann gibt es noch Mehmet (Gastschauspieler Denis Wiencke), der dem Erwartungsdruck seines arbeitslosen Vaters nicht gerecht werden kann.

Mit viel Fantasie und Kreativität bewältigen sie vom Schulhof bis nach Hause jede Situation…

Die Realität spielt immer eine Rolle und die Probleme werden von den Kindern nicht unter den Teppich gekehrt. Sie versuchen, so gut es geht, diese mit der Kraft der Freundschaft und Fantasie anzugehen.

Mehmet (Denis Wiencke), Melanie (Ann-Kathrin Hinz) und Dani (Jan Westphal) versuchen ihr Leben in prekären Umständen zu meistern. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Mehmet (Denis Wiencke), Melanie (Ann-Kathrin Hinz) und Dani (Jan Westphal) versuchen ihr Leben in prekären Umständen zu meistern. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Es ist natürlich klar, dass auch die Fantasie ihre Grenzen hat und nicht allein eine „heile Welt“ schafft. Als eine sogenannte Doppelung wird auch bei der Gestaltung des Bühnenbildes der Aspekt der Fantasie eingebracht.

Die beteiligten Personen werden live vor sowie während der Vorstellung die verschiedenen Handlungsräume (Schule, Wohnung, Krankenhaus u.s.w.) mit verschiedene künstlerischen Mitteln (etwa Klebestreifen, Sprühdosen und mehr) vor dem Publikum gestalten.

Musik wird eine wichtige Funktion einnehmen. Live gespielt mit Gitarre und für den Gebrauch als Loop für bestimmte Situationen.

Indirekt wird auch das Thema Kinderrechte angesprochen. Das passt genau zu der vor dreißig Jahren von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedeten UN-Konvention über die Rechte der Kinder (20. November 1989). Diese hatten alle Staaten außer der USA und Somalia unterzeichnet.

Es ist aber vor allem ein lebhaftes und packendes Kinderstück (ab 9 Jahre) um Freundschaft, Solidarität und Zusammenhalt mit einem teilweise versöhnlichem Ende.

Die Premiere von „Agent im Spiel“ findet am Freitag, den 05.04.2019 um 19.00 Uhr im KJT statt.

Informationen hierfür und zu den weiteren Terminen (zum Beispiel am 07.04.2019 um 16:00 Uhr oder am 30.04.2019 um 11:00 Uhr) erhalten Sie wie immer unter: www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/50 27 222.

Eine Herzkammer gerät ins Stocken

150 Jahre wird die SPD in Dortmund, na ja, um genau zu sein, eine der Vorgängervereine. 1868 gründete sich die erste Dortmunder Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins. Bis zur Herzkammer der SPD sollte es in Dortmund aber noch etwas dauern. Dennoch spendierte Sänger und Musiker Rainald Grebe der „alten Tante“ ein ordentliches Geburtagsständchen und viele Gäste kamen. Auch Ars tremonia. Ein Premierenbericht vom 30. März 2019.

Besonders lustig sind Ortsvereinsversammlung selten, doch Grebe hat es geschafft, gut zweieinhalb Stunden geballte SPD-Geschichte Revue passieren lassen, ohne dass die große Langeweile aufkommt. Dabei schaffte er auch den Spagat zwischen ernst gemeinten Lob für eine Partei, die sich um die kleinen Leute gekümmert hat und vergaß nicht, auf die aktuelle Orientierungslosigkeit der Partei hinzuweisen.

Es begann wie eine Ortsvereinssitzung, allerdings in einer feierlichen Umgebung. Anke Zillich spielte die Ortsvereinsvorsitzende des fiktiven Ortsvereins. Erst einmal wurden alle anderen Ortsvereinsvorsitzenden begrüßt, was bei der Menge an Ortsvereinen in der Dortmunder SPD eine Weile dauerte. Christian Freund, Caroline Hanke, Marlena Keil und Uwe Schmieder spielten weitere Mitglieder des Ortsvereins.

Ein klein wenig Geschichtsunterricht gab es auch: Christian Freund und Carloine Hanke (als Jusos) referierten vor der Orstvereinsvorsitzenden (gespielt von Anke Zillich) links im Bild. (Foto: ©Birgit Hupfeld)
Ein klein wenig Geschichtsunterricht gab es auch: Christian Freund und Caroline Hanke (als Jusos) referierten vor der Orstvereinsvorsitzenden (gespielt von Anke Zillich) links im Bild. (Foto: ©Birgit Hupfeld)

Zu einer Jubiläumsveranstaltung gehören natürlich auch Reden. Neben Videobotschaften von Andrea Nahles oder Franz Müntefehring gab es auch echte Grußworte, gesprochen vom Oberbürgermeister Ullrich Sierau. Dabei spielte Andreas Beck – mit einer herrlichen Perücke – den OB, während der echte im Publikum saß. Er nahm es wohl mit Humor. Die anderen „Gäste“ kamen aus der Gruft: Ferdinand Lasalle, Willy Brandt, Kurt Schumacher, Rosa Luxemburg.

Wie es sich für eine Arbeiterpartei gehört wurden auch viele Lieder gesungen. „Die Gedanken sind frei“ und „Wann wir schreiten Seit’ an Seit’“ erklangen zusammen mit dem Publikum, während „Die Partisanen von Amur“, „Und weil der Mensch ein Mensch ist“ oder „Mein Vater wird gesucht“ vom Ensemble gesungen wurde.

Dabei wurden auf der Feier des Ortsvereins auch Gäste begrüßt. Der Chor der Naturfreunde, der AWO und der Tafel (alles der Tafelchor) und der Männergesangverein der Zeche Viktoria. Die Ästhetisierung von gefährlicher Schwerarbeit durfte natürlich nicht fehlen. So erklang das altbekannte „Glück auf“ als Reminiszenz der Bergbautradition und für alle Bergbau-Romantiker.

Ab diesem Zeitpunkt wurde aus der fröhlichen Jubilarfeier eine Zustandsbestimmung der SPD. „DJ Alexander“ alias Andreas Beck erzählte vom auszehrenden Leben einer „Ich-AG“, die durch Gerhard Schröder in der Regierungszeit von Rot-Grün eingeführt wurde. Doch gibt es noch Arbeiter anno 2019? Und wenn ja, wer sind sie? Die Antwort gab Rosa Luxemburg (Caroline Hanke): Von wegen es gebe keine Arbeiter mehr. Müllmänner, Paketboten, Kindergärtnerin, Krankenpfleger. „Das ist die Mehrheit. Das sind Millionen. Und das ist die Klientel der SPD. Liebe Genossen, wenn ihr das nicht erkennt: dann löst euch doch auf.“

Wenn es nach „Unsere Herzkammer“ geht, dann geht die SPD ihrem Ende entgegen. Zumindest hat Rainald Grebe eine Beerdigung als Schlusspunkt gesetzt. „Wir wollen von allen geliebt werden, doch das geht nun mal nicht“, sprach Anke Zillich als Ortsvereinsvorsitzende. Doch es gibt noch Hoffnung: „Wir können doch frei aufspielen, was wagen, was riskieren“. Das wäre der SPD zu wünschen.

Neben dem Ensemble gehört natürlich ein großes Lob den Chören sowie den Musikern Umut Akkuş, Tobias Bülow, Jens-Karsten Stoll und Markus Türk, die als Multiinstrumentalisten das Jubilarfest perfekt begleiteten.

Wer auch noch zur Jubilarfeier möchte, Karten und Informationen gibt es unter www.theaterdo.de