Tag 2 – Internationales Frauenfilmfestival Dortmund / Köln

Im Rahmen des internationalen Spielfilmwettbewerbs für Regisseurinnen während des IFFF Dortmund / Köln wurde in am 2. Tag des Filmfestivals im Kino Schauburg in Dortmund der Film „The Miseducation of Cameron Post“ (USA) der Amerikanerin mit iranischen Wurzel Desiree Akhavan dem Publikum präsentiert sowie „God Exists, Her Name Is Petrunya“ (MK,BE,SI, HR, FR) aus dem Jahre 2019 von Teona Strugar Mitevska.

Mit Gebeten gegen Homosexualität

Der Film basiert auf dem 2012 erschienenen gleichnamigen Roman, der auf den erschütternden und aufsehen erregenden Berichten des Teenagers Zach Stark (2005 in den USA) über die Zustände in einem Camp für „gefährdete“ Jugendliche, die von ihren „homosexuellen Neigungen“ weg und zum „rechten Weg“ zurückgebracht werden sollten.

Die Geschichte spielt 1993 in Montana (USA). Nach dem frühen Tod ihrer Eltern lebt der Teenager Cameron Post bei erzkonservativen Verwandten. Sie steht auf Frauen und als sie beim Sexspiel mit ihrer Freundin Coley erwischt wird, schicken die Familie sie in das Umerziehungslager mit dem Namen „God‘s Promise“ (Gottes Versprechen). Dort versuchen Reverend Rick und seine Schwester Dr. Lydia Marsh, die Jugendlichen mit emotionaler Erpressung und Misshandlung, dem Schüren von Schuldgefühlen sowie Berieselung mit Jesus-Musik vom falschen Weg „der Sünde“ mit „Gottes Hilfe“ zu „heilen“. Sie werden mit bewusst pathologisierender Absicht werden sie mit SSA (Same Sex Attraktion) genötigt, anhand eines Eisbergs all das zu identifizieren, was sie auf ihren „Abweg“ gebracht hat. Zum Glück findet Cameron zwei „Rebellen“ als verständnisvolle Freunde an dem Ort des Grauens und schafft sich kleine Freiräume.

Dem Horror entkommen. The Miseducation of Cameron Post (R: Desiree Akhavan, USA 2017)
Dem Horror entkommen. The Miseducation of Cameron Post (R: Desiree Akhavan, USA 2017)

Zusammen mit ihnen findet sie nach einem schrecklichen Erlebnis in Folge der dubiosen Therapiemethoden die Kraft, aus dieser Situation auszubrechen. Eindrucksvolle Schauspielerinnen und Schauspieler und eine starke Bildführung machen den Film zu einem eindringlichen Erlebnis.

Homosexuelle zu stigmatisieren und sie als krank anzusehen, ist leider in unserer Zeit kein seltenes Phänomen. Eine große Rolle spielen dabei ultra- religiöse sich christlich nennende Gruppen. Auch bei der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA waren sie mit ihren Stimmen nicht unwesentlich beteiligt.

Petrunya sucht das Glück

Von Glück verfolgt ist unsere Protagonistin Petrunya auf keinen Fall. Sie ist 32 Jahre, lebt bei ihrer Mutter in nordmazedonischen Štip, hat Geschichte studiert und ist arbeitslos. Zudem passt sie optisch nicht in das gängige Frauenbild. Als bei der traditionellen orthodoxen Zeremonie der Priester ein Kreuz in die Fluten des Flusses wirft, Werfen sich alle Männer des Ortes in die Fluten, auch Petrunya, die sogar das Kreuz fängt. Bedeutet dies doch, dass der Fänger ein Jahr lang Glück hat. Doch es gibt einen großen Haken: Es dürfen nur Männer nach dem Kreuz tauchen.

Danach ist in Štip nichts mehr, wie es ist. Die Kirche versucht mithilfe der Polizei Petrunya das Kreuz wegzunehmen und ein Mob wütender Männer macht vor der Polizeistation mobil. Dazu wittert eine Reporterin die Story des Jahres.

Petrunya nutzt die Chance, etwas Glück abzubekommen. God Exists, her Name is Petrunya (R: Teona Strugar Mitevska, MK/BE/SI/HR/FR 2019)
Petrunya nutzt die Chance, etwas Glück abzubekommen. God Exists, her Name is Petrunya (R: Teona Strugar Mitevska, MK/BE/SI/HR/FR 2019)

Das Spannende an dem Film ist nicht so sehr die Kritik an den alten Ritualen der Kirche, sondern der Blick die patriarchale Gesellschaft in der nordmazedonische Provinz. Niemand hinterfragt, warum es Frauen nicht erlaubt ist, hinter dem Kreuz zu schwimmen. Haben sie kein Anrecht darauf, Glück zu haben? Egal, ob man gläubig ist oder nicht.

Auch die Beziehung zwischen Kirche und Staat (Polizei) wird beleuchtet. Petrunya wird auf der Polizeistation festgehalten, obwohl sie nichts verbrochen hat, denn sie hat das geworfene Kreuz „ordnungsgemäß“ gefangen. Modernen Zeiten sei Dank – es gibt sogar Handyvideos davon. Dennoch arbeiten Kirche und Polizei eng zusammen und überschreiten mehrmals die Linie der Legalität.

Hinzu kommt das schwierige Verhältnis zu ihrer Mutter. Ihre Mutter versucht Petrunya bei jeder Gelegenheit schlecht zu machen und ihr jedes Selbstbewusstsein zu nehmen. Nur scheinbar steht sie an der Seite ihrer Tochter.

Doch keine Angst, der Film ist auf keinen Fall deprimierend, denn Schwarz und Weiß gibt es nicht. Der Film ist an vielen Stellen sogar recht lustig, hat ordentlich Balkanflair und am Ende knüpft Petrunya zarte Bande zu einem der netteren Polizisten. Da hat das Kreuz vielleicht schon Glück gebracht.

Eine beeindruckende Leistung von Zorica Nusheva, die die Figur der Petrunya spielt,

Tag 1 – Internationales Frauenfilmfestival Dortmund / Köln 2019

Der erste Tag des Internationalen Frauenfilmfestival Dortmund / Köln 2019 bot in der Kategorie des Spielfilmwettbewerbs für Regisseurinnen am 10.04.2019 im Dortmunder Kino Schauburg um 20:00 Uhr mit „Wajib“ (Verpflichtung) einen Film der Regisseurin Annemarie Jacir ein familiäres Kaleidoskop der palästinensisch-israelischen Problematik. Die Regisseurin lebt wieder in Palästina, hat aber einen US-Pass. Das erlaubt ihr, ohne Probleme nach Israel ein- und ausreisen zu können.

Die Stadt Nazareth ist die größte palästinensische Stadt auf dem Staatsgebiet Israels. Die jüngere Stadt Nazrat-Illit wird hauptsächlich von Juden, während Nazareth in erster Linie von Muslimen und Christen bewohnt ist. In „Wajib“ geht es um die Tradition, die Einladungen zur Hochzeit der Tochter persönlich zu überbringen. Der in Rom lebende Architekt Shadi kommt ohne Begeisterung wegen der Hochzeitsvorbereitungen für seine Schwester Amal für kurze Zeit in seine Heimatstadt Nazareth zurück. Diese hatte er wegen der Schwierigkeiten mit den Israelis und seinem Vater verlassen und lebt zusammen mit seiner der PLO nahestehenden Freundin in Rom. Sein Vater Abu Shadi arangiert sich dagegen mit den Israelis , da er gerne Rektor werden möchte. Nun begleitet er ihn in einem humorvollem urbanen Roadmovie bei der Abgabe der Einladungen.

Interessant ist, dass die beiden von Saleh und Mohammad Bakri gespielt werden, die auch im wahren Leben Sohn und Vater sind. Während der Fahrt brechen zwischen ihnen Konflikt auf politischen, gesellschaftlichen aber auch persönlichen Ebene auf.

Szene aus "Wajib": Vater und Sohn bringen persönlich Einladungen vorbei. Bei den kleinen Geschichten lernt man sehr viel über das tägliche Leben in Nazareth. (Foto: Wajib (R: Annemarie Jacir, PS/FR/DE/CO/NO/QA/AE 2017) © Pyramide Films)
Szene aus „Wajib“: Vater und Sohn bringen persönlich Einladungen vorbei. Bei den kleinen Geschichten lernt man sehr viel über das tägliche Leben in Nazareth. (Foto: Wajib (R: Annemarie Jacir, PS/FR/DE/CO/NO/QA/AE 2017) © Pyramide Films)

Die Mutter, die nur über Telefonate mit ihrem Sohn Shadi im Film vorkommt, spielt eine wichtige Rolle. Sie hatte die Familie früh, vor allem wegen der politischen Verhältnisse, verlassen. Das hat der Vater nicht vergessen und nimmt es ihr immer noch sehr übel. Der Sohn wiederum ist sauer auf seinen Vater, der sich nach seiner Meinung zu sehr anpasst und verbiegt. Das er sehr viel Wert auf die Meinung von Familie und Freunden in seinem Heimatort legt, zeigt sich vor allem, als er seinen Sohn auch einmal als „Arzt“ ausgegeben hat. Aber auch andere Figuren, die nicht im Film zu sehen sind, haben eine wichtige Rolle. Shadis Freundin Nada wird von seinem Vater mehr oder weniger ignoriert, vermutlich weil er Angst vor politischen Repressalien hat. Auch der israelische Freund des Vaters ist nicht im Bild zu sehen. Es bleibt unklar, ob er eine Einladung bekommt oder ob sich Shadi durchgesetzt hat.

Bespitzelung, die fehlende Müllentsorgung und oft Benachteiligung der Palästinenser durch die Israelis wird von Shadi in Nebensätzen oder Seitenblicken angesprochen und gestreift. Das Verhältnis von Israel und Palästina wird mit viel Empathie beschrieben, sowie gleichzeitig das Vater-Sohn-Verhältnis ausgelotet.

Auf der Reise werden kleine Geschichten erzählt. Cousinen wollen den Architekten aus Rom zur Heimkehr „verführen“. Man bekommt kleine humorvolle Einblicke in die verschiedenen Welten der zur Hochzeit eingeladenen Muslime, Christen und Atheisten.

Kleine Schummeleien, doppeldeutige Bemerkungen oder Sticheleien beleben und befeuern dieses bemerkenswerte Roadmovie. Am Ende sitzen Vater und Sohn einträchtig zusammen auf dem Balkon.

Die unglaubliche Mirga

Eine exzellente Wahl traf Intendant Raphael von Hoensbroech mit der nächsten Exklusivkünstlerin, der Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla. Ab Herbst 2019 tritt sie im Konzerthaus die Nachfolge von Andris Nelson, dem jetzigen Künstler an. Für drei Spielzeiten wird sie mit ihrem Orchester, dem City of Birmingham Symphony Orchestra die Konzerthausbesucher begeistern. Seit 2016 ist sie Chefdirigentin dieses renommierten britischen Klangkörpers. Damit folgte sie berühmten Vorgängern wie Edward Elgar, Simon Rattle, Sakari Oramo und Andris Nelson.

Die temperamentvolle litauische Musikerin stammt aus einer musikbegeisterten Familie. Ihr Vater ist Chordirigent, die Mutter und eine Schwester sind Pianistinnen, die Großmutter war Geigerin.

Mirga Gražinytė-Tyla studierte zunächst Chor- und Orchesterdirigieren an der Grazer Universität, wechselte dann an das Konservatorium nach Bologna, besuchte die Musikhochschule Leipzig und die Züricher Hochschule der Künste. 2009 wurde sie in das Dirigentenforum des Deutschen Musikrates aufgenommen. Das Forum ist ein bundesweites Förderprogramm des Deutschen Musikrates für den dirigentischen Spitzennachwuchs, in den Sparten Orchesterdirigieren und Chordirigieren. Sie ist Trägerin des „Salzburg Festival Young Conductors Award“ und hat in den letzten Jahren Einladungen zahlreicher Orchester und Opernhäuser angenommen.

Die 32-jährige Musikerin gilt als Shootingstar unter den jungen Dirigenten und als eine der wenigen Frauen, die sich bis jetzt das Dirigentenpult erobern konnten. Als erste Dirigentin unterschrieb Mirga Gražinytė-Tyla einen Exklusivvertrag der Deutschen Grammophon.

Die neue Exklusivkünstlerin des Konzerthauses Mirga Gražinytė-Tyla. (Foto: © Ben Ealogeva).
Die neue Exklusivkünstlerin des Konzerthauses Mirga Gražinytė-Tyla. (Foto: © Ben Ealogeva).

Als ihre bekanntesten Vorreiterinnen in der Männerdomäne gelten die Amerikanerin Marin Alsop und die Australierin Simone Young. Young war von 2005 bis 2015 Generalmusikdirektorin und Intendantin an der Staatsoper in Hamburg. Marin Alsop leitet seit 2007 das Baltimore Symphony Orchestra und wird zur nächsten Saison Chefin beim ORF-Radiosinfonieorchester.

Als Ausblick auf ihre Zeit in Dortmund möchte die Dirigentin Musik unterschiedlichster Komponisten vorstellen, aus Litauen und auch britische Musik. Gerade in der heutigen Zeit ist es ihr wichtig Brücken zu bauen. Es ist ihr „eine Freude und Ehre als Exklusivkünstlerin in Dortmund tätig zu sein.“

Fünfmal wird Mirga Gražinytė-Tyla während ihrer ersten Saison in Dortmund auf der Bühne stehen. Die Chordirigentin bringt ein Schlüsselwerk des 20. Jahrhunderts zur Aufführung. „A child of our time“, ein Oratorium von Michael Tippett. In zwei weiteren großformatigen Konzerten sind mit Piotr Anderszewski und Gabriela Montero ihre musikalischen Partner.

Im „Geheimnis der Liebe“ bringt sie in kleinerem Rahmen „ägyptische Gedichte der Liebe“ zur Aufführung und im Salongespräch mit Intendant Raphael von Hoensbroech begrüßt Mirga Gražinytė-Tyla ihre Familie.

Einige Besucher hatten schon im November 2017 die Möglichkeit Mirga Gražinytė-Tyla in einem beeindruckenden Konzert zu erleben und auch in der laufenden Saison ist die Chefdirigentin und ihr Orchester im Konzerthaus zu Gast. Neben Werken von Mieczyslaw Weinberg und Igor Strawinsky präsentieren sie am 15. Mai gemeinsam mit Starpianistin Yuja Wang das fünfte Klavierkonzert von Sergej Prokofiew.

Das Internet als Bilderfalle – Internationales Frauenfilmfestival

Das Internationale Frauenfilmfestival ist nicht nur eine Präsentationsfläche für Filme von Frauen, sondern dient auch der Schaffung von Netzwerken. So gehören zur Jury des Internationalen Spielfilmwettbewerbs beispielsweise Edima Otoukon aus Nigeria, die sich mit ihrer „Ladima Stiftung“ für die Förderung von Frauen in der nigerianischen Filmindustrie einsetzt. Das Jurymitglied Sheri Hagen möchte die Sichtbarkeit von Schwarzen in der deutschen Filmwelt vor und hinter der Kamera verbessern.

Regisseurin Eef Hilgers fragt nach den Grenzen im Internet. (Foto: © Anja Cord)
Dortmund Eröffnungspressekonferenz Internationales Frauenfilmfestival Dortmund/Köln 2019 im Dortmunder Rathaus. Eef Hilgers, eine niederländische Regisseurin zeigt ihren Dokumentarfilm Shame/Fame. (Foto: © Anja Cord)

Daneben gibt es ein Schulprogramm, das sich mit dem Thema Internet auseinandersetzt. Passend zum Motto, denn im Internet gibt es besonders viel Täuschung und Maskerade. Ars tremonia hat ein kurzes Interview mit der Regisseurin Eef Hilgers geführt, die ihren Film „Shame/Fame“ zeigt.

Ars tremonia: Können Sie sich kurz vorstellen?

Eef Hilgers: Ich arbeite seit sieben Jahren im Dokumentarfilmbereich. Vor allem Dokumentationen über Jugendliche. Vor sieben Jahren habe ich mein Studium beendet. Mit den Jugenddokumentationen beschäftige ich mich mit dem Verhältnis von Jugendlichen und dem Internet. Darüber hinaus mache ich Kinderfernsehen, aber alles dokumentarisch.

Ars tremonia: Worüber handelt ihr Film Shame/Fame?

Eef Hilgers: Es geht darum wie wir eigentlich mit dem Internet umgehen. Wie wir das Internet nutzen, um zu lachen, weil Menschen dumme Dinge tun. Aber auch, wo die Grenze liegt, bei der es kein Problem ist, darüber zu lachen und wann wird es unpassend. Die Grenze ist im Internet ein wenig verschoben. Ich will herausfinden, wo diese Grenze im Internet liegt.

Bewegender Animationsfilm bei der Eröffnung des 36. Frauenfilmfestivals

Mit dem beeindruckenden Animationsfilm „THE MAN WOMAN CASE“ von Anaïs Caura wurde das Internationale Frauenfilmfestival 2019 in Dortmund eröffnet. Das diesjährige Motto lautet „Bilderfallen: Täuschung, Tarnung, Maskerade“. Zur Eröffnung am Abend im Dortmunder Cinestar sprachen Festivalleiterin Dr. Maxa Zoller, Birgit Jörder (Bürgermeisterin der Stadt Dortmund und Schirmherrin des Festivals), Dr. Martina Gräfin von Bassewitz (Referatsleiterin Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) und Klaus Kaiser (Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW) ihre Grußworte.

Bei der Eröffnungspressekonferenz des Internationalen Frauenfilmfestivals waren zugegen (v.l.n.r.) Festivalleiterin Dr. Maxa Zoller, Regisseurin Anaïs Caura (THE MAN WOMAN CASE), Stefanie Görtz (Pressearbeit), Edima Otoukon (Jurymitglied), Bürgermeisterin Birgit Jörder und Jurymitglied Sheri Hagen. (Foto: © Anja Cord)
Bei der Eröffnungspressekonferenz des Internationalen Frauenfilmfestivals waren zugegen (v.l.n.r.) Festivalleiterin Dr. Maxa Zoller, Regisseurin Anaïs Caura (THE MAN WOMAN CASE), Stefanie Görtz (Pressearbeit), Edima Otoukon (Jurymitglied), Bürgermeisterin Birgit Jörder und Jurymitglied Sheri Hagen. (Foto: © Anja Cord)

Doch zurück zum Hauptfilm „THE MAN WOMAN CASE“. Es ist die wahre Geschichte von Eugene/Eugenia Falleni. Falleni wurde 1875 in Italien als Euginia geboren, wanderte mit ihrer Familie mit zwei Jahren nach Australien. Als Teenager wurde die männliche Seite immer dominanter und sie verwandelte sich in Eugene. Falleni arbeitete als Seemann, dabei wurde ihre Identität entdeckt, sie wurde vergewaltigt und bekam ein Kind, das sie zur Adoption freigab. Später heiratete sie die Witwe Annie Birkitt, die einen Sohn in die Ehe brachte. Als Birkitt entdeckte, dass Falleni ebenfalls eine Frau war, kam es – je nach Lesart – zu einem tödlichen Unfall oder zu einem Mord. Jedenfalls wurde Falleni erst zum Tode verurteilt, dann zu lebenslänglich. 1931 wurde sie freigelassen.

Der Animationsfilm ist frei von digitalen 3-D-Bildern. Er ist hauptsächlich in Schwarz-Weiß, mit wenigen Farbtupfern in Rot oder Blau. Die Machart, die an alte Animationsfilme erinnert, macht vor allem in den surrealen Zwischensequenzen die Zerrissenheit und das Zerfließende im Charakter von Eugene/Euginia deutlich. Dafür bot sich Tinte als Medium besonders gut an.

Fußball ist unser Leben

Die dritte Ausgabe des 1. Wortklub Dortmund drehte sich – wie kann es in dieser Stadt auch anders sein – um Fußball. Kein anderer Sport ist so voller Emotionen wie der Fußball, er bietet Stoff für Legenden, kann aber auch als Muster für Realitätsmodelle dienen. Gastgeber Thomas Koch war am 04. April im domicil in doppelter Funktion unterwegs. Nicht nur als Moderator, sondern auch als Teil des „Sergej Gorlokuwitsch Sextett“. Gäste waren Klaus Theweleit und Birgit Schönau, beide Mitglieder der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur.

Klaus Theweleit (Jahrgang 1942) kam als Flüchtlingskind in den Norden Deutschland und schnell wurde Fußball als kleiner Junge sein Lebensziel. Nicht nur auf dem Platz, sondern er würfelt auch Spielergebnisse und macht Ligatabellen. Später beschäftigt er sich mit Fußball in seinem Buch „Tor zur Welt“ als Muster für Realitätsmodelle. Die Themen, die Moderator Thomas Koch mit Theweleit besprach, waren vielfältig, so ging es um die Kommerzialisierung oder um die Frage nach „Typen“ im Fußball. „Spielmacher“ brauche es nicht, so Theweleits These, denn sie würden das Spiel weniger flexibel machen.

Moderator Thomas Koch führte wieder durch den Abend und war auch musikalisch aktiv.
Moderator Thomas Koch führte wieder durch den Abend und war auch musikalisch aktiv.

Für die italienischen Momente des Abends sorgte Birgit Schönau, die Journalistin und Schriftstellerin ist unter anderem Sportreporterin für die Süddeutsche Zeitung. Ihr Herz gehört Juventus Turin und ihr Buch „Calcio. Die Italiener und ihr Fußball“ berichtet aus dem Kern der Tifosi. Schönau las eine Seite über den Saisonauftakt von Juve, die „fidanzata“ (italienisch für Verlobte), der in der Nähe des Landsitzes der Agnellis stattfindet. Vor Beginn der neuen Spielzeit haben Juve-Fans dort nach einem Spiel der Profis gegen „Dorf-Fußballer“ die seltene Gelegenheit, den Platz zu stürmen und ihren Idolen die Kleider bis zur Unterhose vom Leib zu reißen.

In Italien gehörten viele Vereine reichen Familien. Juve halt Agnelli, Berlusconi war mit dem AC Mailand verbandelt. Doch genauso wie in England haben sich Investoren, beispielsweise aus China, in den italienischen Fußball eingekauft.

Kulturtheoretiker Klaus Theweleit erklärte, wie Fußballsysteme als Modelle der Realität herhalten können.
Kulturtheoretiker Klaus Theweleit erklärte, wie Fußballsysteme als Modelle der Realität herhalten können.

Über Fußball kann man problemlos über mehrere Abende reden, doch ein Thema wurde leider nicht behandelt, obwohl der Name Thomas Hitzelsberger einmal im Gespräch fiel: Homosexualität im Fußball. Es wäre spannend zu erfahren, ob es solche Diskussionen auch im italienischen Fußball gibt, zumal es ja im Schauspielhaus mit „Echte Liebe“ ein Theaterstück dazu gibt.

Einen Blick ins Fußballland Italien  - mit dem Fokus auf Juventus Turin - gab es mit der Sportjournalistin Birgit Schönau.
Einen Blick ins Fußballland Italien – mit dem Fokus auf Juventus Turin – gab es mit der Sportjournalistin Birgit Schönau.

Die musikalische Begleitung kam von „Sergej Gorlukowitsch Sextett“, was aber nur zu Fünft spielte. Ob der sechste Mann wegen einer roten Karte gesperrt ist? Der echte Sergej Gorlukowtisch, der für Borussia Dortmund und Bayer Uerdingen in der Bundesliga spielte, flog ja insgesamt viermal in der Bundesliga vom Platz.

Musikalisch bot das Sextett bestehend aus Peter Freiberg, Uli Schlitzer, Peter Krettek, Mathias Schubert und Gastgeber Thomas Koch gute Rockmusik mit intelligenten deutschen Texten über Fußball. Das gab neben Applaus vom Publikum noch ein verdientes Lob von Klaus Theweleit.

Das Sergej Gorlukowitsch Sextett in Aktion.
Das Sergej Gorlukowitsch Sextett in Aktion.

„Fußball macht hungrig, auch wenn es nach dem 0:5 des BVB gegen die Bayern eher ein Frustessen war. Der nächste Wortklub startet am 02. Mai um 19:30 Uhr und dreht sich um das Thema Essen.genauer gesagt: die Glücksküche, oder der tiefere Sinn der Nahrungszubereitung. Gäste sind Verena Lugert und Helmut Gote, die Musik kommt von den „Zucchini Sistaz“.

Eine Sommernacht – Veränderung möglich

Viele Menschen stellen sich im Alter um die 40 Jahre die Frage, was wurde verpasst? Welche Träume hat man noch? Ist das schon alles gewesen? Dieser Thematik widmete sich die freie Theaterformation DispoDispo! unter der Regie von Eva Zitta mit den beiden Schauspielern Tanja Brügger und Dominik Hertrich. Ihr Stück „Eine Sommernacht“ (von David Greig und Gordon McIntyre) hatte am 06.04.2019 im Dortmunder Theater im Depot seine Premiere. Ars tremonia war bei der Vorstellung am 07.04.2019 dabei.

Auf der Bühne boten einige weiße multifunktional verwendbare (offene) kleine Regale und Sitzgelegenheiten mit abnehmbarem Deckel den Protagonisten Helena (Tanja Brügger ) und Bob (Dominik Hertrich) viel Möglichkeiten für Spiel, Bewegung und die verschiedenen Requisiten. So wandelte sich die Bühne ohne große Umbauten in eine Bar, in die Wohnung von Helena oder den Club mit japanischer Bondagetechnik.

Für den stimmungsvollen Klanghintergrund und Musik war Marcus Krieger verantwortlich.

Das Stück spielt in Edinburgh und so bleibt auch in einer Sommernacht zunächst schlechtes Wetter mit viel Regen nicht aus. Die Scheidungsanwältin Helena und der Kleinganove Bob, beide 39 Jahre alt, treffen in einer Bar aufeinander. Nach einem eher enttäuschend verlaufende One-Night-Stand scheint für die beiden Protagonisten erst einmal alles vorbei zu sein. Doch dann gibt es ein Wiedersehen: Bob mit 15.000 Pfund und Helena im vollgekotzten Hochzeitskleid.

Atemlos durch die Sommernacht. helena (Tanja Brügger) und Bob (Dominik Hertrich) erleben eine unvergessliche Nacht. (Foto: © Uwe Faltermeier)
Atemlos durch die Sommernacht. helena (Tanja Brügger) und Bob (Dominik Hertrich) erleben eine unvergessliche Nacht. (Foto: © Uwe Faltermeier)

Das Stück spielt mit Rückblicken und den Versionen der beiden Hauptfiguren über die sagenhafte Mittsommernacht. Was ist wahr und was ist erfunden? Wie war das erste Zusammentreffen? Was haben beide gesagt? Bob und Helena haben durchaus unterschiedliche Sichtweisen und wie bei einer Zwiebelhäutung kommt erst bei der zweiten Version die Wahrheit ans Licht. So gesteht der gefesselte Bob, dass er ein Sohn hat, den seine damalige Freundin bekommen hat, als er 18 Jahre alt war. Dadurch hat sich sein Traum, als Straßenmusiker durch Europa zu ziehen, zerstört.

„Eine Sommernacht“ hat eine klare Botschaft. Als Helena ihr Parkticket bezahlen möchte, erscheint auf dem Display „change possible“. Der Automat kann also Geld wechseln. Doch „change possible“ kann auch „Veränderung möglich“ bedeuten. Das Schöne dabei, das gilt auch für Menschen weit jenseits der 30.

Die Schauspieler bewiesen ihre große Wandlungsfähigkeit und schlüpften auch in unterschiedliche Rollen, ohne sich einmal umzuziehen. Bei einigen thematisch passende live von ihnen gesungenen Songs zeigten sie auch musikalisches Talent. Leider waren die Stimmen etwas zu leise abgemischt.

Informationen über weitere Aufführungstermine erhalten Sie unter

KJT Dortmund – viel Fantasie bei „Agent im Spiel“

Das Dortmunder Kinder- und Jugendtheater (KJT) hat sich mit der Premiere von „Agent im Spiel“ (ab 9 Jahren) des kanadischen Autors David S. Craig unter der Regie von Johanna Weißert am 05.04.2019 einem sensiblen und brisanten Themenkomplex gewidmet.

Es geht um Arbeitslosigkeit und ihre Folgen für gerade die betroffenen Kinder. Aber auch um die Zerrissenheit von Scheidungskindern. Wie können die Kinder damit umgehen? Da spielen Scham und Verdrängung eine große Rolle.

Der Protagonist des Stücks ist (der 10-11-jährige) Dani, der mit seiner allein erziehende Mutter Luise (Web-Designerin) immer wieder umziehen muss. Diese verliert immer wieder ihren Job und Partner und Geld kommen ihr schnell abhanden. Dani findet seinen eigenen Umgang mit der prekären Situation, indem er sich mit viel Fantasie und Widerstandskraft in eine „Agenten-Welt“ als eine Art James Bond flüchtet. Da er ohne den vermeintlich in Bayern bei der Bergwacht arbeitenden Vater auskommen muss, fühlt er sich für seine liebevolle Mutter verantwortlich. Er verwaltet sogar das wenige Geld. Jan Westphal spielt den Dani mit all seiner Fantasie und Kreativität, aber auch mit seiner Sehnsucht nach dem Vater stark und eindringlich.

Seine Mutter wird mit viel Herzblut von Bianka Lammert dargestellt. Sie will das Beste für ihr Kind und kümmert sich um einen neuen Job in einem Imbiss.

Melanie (Ann-Kathrin Hinz), Mehmet (Denis Wiencke) und Dani (Jan Westphal) entwickeln langsam eine Freundschaft. (Foto: ©Birgit Hupfeld)
Melanie (Ann-Kathrin Hinz), Mehmet (Denis Wiencke) und Dani (Jan Westphal) entwickeln langsam eine Freundschaft. (Foto: ©Birgit Hupfeld)

Dani ist kommunikativ und findet schnell neue Freunde, so auch im neuen „Zielort“ Rotbuchenstraße 92 K (K für Keller). Er trifft in der Nachbarschaft auf Mehmet, der dem Erwartungsdruck seines arbeitslosen Vaters nicht gerecht werden kann, und Melanie, die zwischen ihren getrennten Eltern hin- und hergerissen ist. Diese kommunizieren ausschließlich über die Tochter miteinander. Die hat sogar ein „Mama-Handy“ und ein „Papa-Handy“.

Gastschauspieler Denis Wiencke spielt den verunsicherten Mehmet mit viel Sinn für Humor. Außerdem sorgte für Live-Musik und Loops, die passend zu den unterschiedlichsten Situationen von allen Beteiligten eingesetzt werden konnten.

Ann-Kathrin Hinz ging in ihrer Rolle als Melanie, die „Jungs eigentlich blöd findet“ und „zwischen den Stühlen“ der Eltern leidet auf.

Zwischen den drei Kinder entwickel sich nach anfänglichen Schwierigkeiten eine Freundschaft und Dani bezieht die beiden anderen Kinder geschickt und erfolgreich in sein fantasievolles Rollenspiel ein. Nach und nach bröckeln die Fassaden und die traurigen Realitäten der Kinder werden untereinander offenbart. Mit viel Kreativität gehen sie ihre Probleme an. Da wird zum Beispiel bei Mehmet mit verschiedenen Gegenständen so getan, als würde man ihm einen „Gehirnknoten“ herausoperieren. Dieser steht symbolisch für den Druck des Vaters, der Mehmet blockiert.

Auch bei der Bühnengestaltung spielte Fantasie eine riesige Rolle. Schon beim Einlass konnte das Publikum die gestalteten beiden weißen durchscheinenden Leinwände (Folie) bestaunen. Sie waren schon liebevoll mit Straßenlaternen und am Boden mit einem „Hundehaufen“ und Ratten bemalt. Alle anderen Dinge, wie etwa Klingel, Türnummern, und anderes wurden live vor dem Publikum aufgemalt oder ausgeschnitten.

Als auffallende Gegenstände auf der Bühne nur eine Mülltonne und eine Schubkarre in das Geschehen eingebunden.

Gearbeitet wurde zudem mit Licht und Schattenspielen als fantasievolle Metaebene.

Interessant, das Mehmets Vater nur wie ein grunzender „Drache“ zu hören war.

Trotz der nachdenklich-traurigen Momente gibt es bei der Aufführung viel zu Lachen. Besonders lustig war ein „Fußballspiel ohne Ball“ und Toren der Kinder.

Eine Inszenierung zwischen Spielfreude, Einfallsreichtum und ernsthaften Momenten der Realität.

So bewundernswert der Umgang der Kinder mit ihren schwierigen Verhältnissen ist:

Kinder sollten nicht für die Probleme der Erwachsenen verantwortlich sein.

Sie haben es alle (ob arm oder reich) verdient, geschützt aufzuwachsen und in ihrer Persönlichkeit gefördert zu werden.

Informationen über weitere Aufführungen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/ 50 27 222

Schauraum Comic & Cartoon für Dortmund

Bang! Dortmund bekommt einen „Schauraum: Comic + Cartoon“ im Zentrum der City nahe Bahnhof und der Stadt- und Landesbibliothek am Max-von-der-Grün-Platz 7 (ehemaliges Ladenlokal von DORTMUNDtourismus). Die Kulturbetriebe unserer Stadt eröffnen am Sonntag, den 07. 04.2019 im Studio B der Stadt- und Landesbibliothek die erste Ausstellung „Ente süß sauer“. Damit wird er zum Bestandteil der Kulturmeile unserer Stadt.

Angedockt ist der Schauraum an das Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK), das in Sachen Bespielung mit der Stadt- und Landesbibliothek, dem Kulturbüro und der Bildungsetage UZWEI im Dortmunder U zusammenarbeitet.

Sie widmet sich dem genialen Disney-Zeichner Carl Barks (1901-2000) und seine „Nachfolgern“ aus den Niederlanden (Daan Jippes), William van Horn (USA), Don Rosa (Italien) oder Vicar (Chile).

Der Kurator Alexander Braun erklärte beim Pressegespräch, das man mit dieser Ausstellung ausloten will, wie man mit Comics, Cartoons und Karikaturen Inhalte vermitteln kann.

Auf den Ausstellungsraum zu den themen Comics, cartoons und Karikaturen freuen sich (v.l.n.r.) Dr. jens Stöcker (Direktor MKK), Dr. Nassrin Sadeghi (wissenschaftliche Mitarbeiterin  am MKK), Dr. Stefan Mühlhofer (Leiter Kulturbetriebe), Sophia Paplowski (Mitarbeiterin Stadt- und Landesbibliothek) und Kurator Dr. Alexander Braun.
Auf den Ausstellungsraum zu den Themen Comics, Cartoons und Karikaturen freuen sich (v.l.n.r.) Dr. jens Stöcker (Direktor MKK), Dr. Nassrin Sadeghi (wissenschaftliche Mitarbeiterin am MKK), Dr. Stefan Mühlhofer (Leiter Kulturbetriebe), Sophia Paplowski (Mitarbeiterin Stadt- und Landesbibliothek) und Kurator Dr. Alexander Braun.

In unserer digitalen Zeit gilt das ja Bild als ein bedeutendes Massenmedium. Das Publikum soll seinen Blick und die Chance bekommen, sich mit der Bildästhetik von Comics als Schlüsselmedium auseinanderzusetzen.

Der als „guter Zeichner“ bekannte Barks (durfte nicht mit seinem Namen signieren) schuf nicht nur die bekannte Donald Duck Hefte der Anfänge in den 50-iger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts mit den drei Neffen, sondern entwickelte auch mit einer ausgefeilten Dramaturgie viele andere Geschichten und Charaktere.

Dass seine Arbeiten eigentlich wenig geachtet wurden, zeigt der Umstand: Von den ca. 6700 Seiten, die er zeichnete, überlebten am Ende nur knapp 200 als Originale. Der Rest wurde einfach vernichtet.

Die Ausstellung gibt den Besuchern vor allem auch einen kleinen Überblick der historischen Entwicklung im Bereich Comic und ihre unterschiedliche Ausprägung in den USA und Europa.

Dabei spielte der politische Hintergrund natürlich eine wesentliche Rolle.

Die Exemplare und Zeugnisse sind nicht nur in der Vitrine zu erkunden, sondern es darf auch nach Herzenslust in einer gemütlichen Sitzecke in den ausliegenden Comic-Taschenbüchern und Heften geschmökert werden.

Gezeigt werden im Raum 35 Originalzeichnungen (Bleistift und Tusche auf Papier). In sechs Vitrinen sind ca. 30 Erstausgaben seltener Original-Publikationen, darunter Veröffentlichungen aus den 1930er – bis 1950er-Jahren und seltene Exponate aus den 1950er Jahren zu sehen. Links im hinteren Bereich kann man sich einen Disney-Zeichentrickfilm anschauen.

Ansprechpartnerin ist Dr. Nassrin Sadeghi, wissenschaftliche Mitarbeiterin (MKK) und Sophia Paplowski (Mitarbeiterin der Stadt- und Landesbibliothek).

Der Eintritt ist frei und für 15,- Euro kann ein spezieller Katalog zur Ausstellung käuflich erworben werden.

Das Projekt ist zunächst auf drei Jahre angelegt. Man darf neugierig sein, was nach dieser Ausstellung in einem Jahr an Spannendem folgt.

Torhaus Rombergpark – mit Spoootz ins neue Ausstellungsjahr

Vom 07. bis zum 28. April 2019 zeigt die städtische Galerie Torhaus Rombergpark die Ausstellung „Spoootz“ der Künstlerin Mariola Laschet. Sie präsentiert meterlange Transparent-Papierbahnen, auf denen sie mit Filzstift Gebilde, teils körperlose Formen, teils organisch wirkende Körper aufträgt.

Rolle rückwärts für das Torhaus: Hieß es vor einigen Monaten, dass es dort keine Ausstellungen und Konzerte wegen Brandschutz mehr geben könnte, haben neue Entwicklungen überraschendes zutage gefördert. Es gibt eine Betriebserlaubnis für das Torhaus von 1958. Und zwar für Ausstellungen. Konkret heißt das, Ausstellungen sind weiter erlaubt sind, Konzerte aber nicht mehr. Die finden bekanntlich jetzt in der Rotunde des Museums für Kunst und Kulturgeschichte statt.

Mariola Laschet ist die erste Künstlerin, die von der neuen Situation profitiert. An den Wänden des Torhauses hat sie die meterlangen Transparentbahnen verteilt. Manchmal sind sogar Fenster mit dem Material verhangen, was vor allem der roten Farbe einen tollen Effekt verleiht.

Mariola Laschet vor ihren Transparentpapier-Bahnen. Durch das durchscheinende Licht ergeben sich weitere interessante Effekte für den Betrachter.
Mariola Laschet vor ihren Transparentpapier-Bahnen. Durch das durchscheinende Licht ergeben sich weitere interessante Effekte für den Betrachter.

Das die Farbe Rot überhaupt mit verarbeitet wurde, ist eher dem Zufall geschuldet. „Erst sollte alles Schwarz-Weiß sein. Manchmal sind es ganz banale Dinge, die dazu führen, dass sich das ändert“, erzählt Laschet. Beispielsweise wenn die Künstlerin gerade keinen schwarzen Filzstift mehr zur Hand hat, sondern nur einen roten. Dabei fügt die rote Farbe den Bildern der Künstler eine weitere Ebene hinzu. Rot steht hierbei für das Leben oder das Blut, so die Künstlerin.

„Spoootz“ entwickelt ein assoziatives Netz in dem sich der Betrachter verfangen, aber auch entlang hangeln kann. Da Laschet von Körpern fasziniert ist, sind die Formen oftmals fließend und lassen beim Betrachter eine Art Film entstehen. Da die Künstlerin als Zeichnerin und Illustratorin bei Animationsfilmen mitgearbeitet hat, ist das Kunstwerk auch als überdimensionale Filmrolle vorstellbar.

Für ihr aktuelles Kunstwerk „Spoootz“ hat die Künstlerin drei Rollen à 200 Meter verbraucht und etwas zehn Eddings „leer gemalt“.

Die Ausstellung ist geöffnet dienstags bis samstags von 14 bis 18 Uhr, sonntags und feiertags von 10 bis 18 Uhr,

Mehr Informationen zur Künstlerin unter www.mariola-laschet.de