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A Christmas Carol – Dickens in der verzauberten Backstube

Seit nun schon über 15 Jahren wird eine spezielle Variante der Weihnachtsgeschichte „A Christmas Carol“ nach dem Roman von Charles Dickens (1812 – 1870) im Theater im Depot (Dortmund) auf die Bühne gebraucht. Regie führt dabei Thos Renneberg.

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„Ist das Ruhr oder kann das weg?“ jetzt online zu sehen

Krüger und Kemper präsentieren Kunst-Film über Heimatgefühle

Zwei Urgesteine der Dortmunder Theaterszene, Hans-Peter Krüger und Thomas Kemper, präsentieren im .dott.werk, Düsseldorfer Str. 18 in Dortmund, ihren Kurzfilm „Ist das Ruhr oder kann das weg?“ Mittlerweile ist der Film auch auf der Internetseite vom .dott.werk zu sehen https://www.dott-netzwerk.de/dott-werk/profile/ist-das-ruhr-oder-kann-das-weg oder auf Vimeo: https://vimeo.com/674535963

Zum Film sagt Hans-Peter „Fips“ Krüger: „Frei nach Kafka ist die Heimat ein Mütterchen, das Krallen hat. Eine Sehnsucht, der wir glücklich entflohen sind und die wir uns doch immer wieder herbeiwünschen. Eine Erinnerung, die wir lieben und hassen, Heimat ist eine fiktive Absurdität, eine absurde Fiktion, eine Inszenierung des Wünschenswerten. Im Ruhrgebiet ist Heimat Abschiedsschmerz und Willkommenskultur, eine Herzensangelegenheit.“ Oder vielleicht nur im Suff zu ertragen.

Kunstsinnige Diskussion über das (R)uhrgebiet: Hans-Peter Krüger (links) und Thomas Kemper . Film-Stills (© Mario Simon)
Kunstsinnige Diskussion über das (R)uhrgebiet: Hans-Peter Krüger (links) und Thomas Kemper . Film-Stills (© Mario Simon)

Der Text von Hans-Peter Krüger, vielen Dortmunder:innen bekannt als langjähriger Protagonist des Geierabends, spielt mit Worten, Klischees und Gefühlen. Im gekonnten Schlagabtausch mit Krüger entfaltet Thomas Kemper seine komplette Bandbreite an tiefsinniger und komischer Darstellungskunst, die er bereits in zahlreichen freien Produktionen unter anderem am Theater im Depot oder bei artscenico unter Beweis gestellt hat.

Das Ganze hat Mario Simon, an der Akademie für Theater und Digitalität verantwortlich für audio-visuelle Medientechnik und Audio-Video-Produktion, in eine phantastisch-ästhetische Klang- und Bildwelt eingebettet. Da wird Ruhrwald wieder Urwald, da erklingt ein leiser Ruhrschrei hinaus in den Wahn der Welt.

Der .dott.salon ist der neue Treffpunkt im Kaiserviertel für Kulturinteressierte, Anwohner:innen aus dem Viertel und Akteur:innen der freien Szene. Freitags steht die Tür im .dott-werk ab 15 Uhr offen, Neugierige sind stets willkommen. Immer wieder geben Künstler:innen Einblicke in ihre aktuellen Projekte.

Der Chor kriegt die Krise

Seit 2.500 Jahren ist er fester Bestandteil des Theaters: der Sprechchor. Die alten Griechen benutzten ihn als „Stimme des Volkes“, als „moralische Instanz“ oder als „Kommentator“. Mittlerweile gehört er wieder öfter zu Inszenierungen dazu, im Schauspiel Dortmund ist der Sprechchor sogar ein festes Ensemblemitglied. Nach „anfassen“ ging der Sprechchor wieder „fremd“ für die neue Produktion „schwierig“ von vier.D. Sie stellt in der großen Mittelhalle des Kulturorts Depot den Sprechchor in das Zentrum der Aufmerksamkeit. Die Premiere war am 22. Oktober 2021.

Auf weißen Papphockern sitzend erlebt das Publikum mitten in der Halle ein Chor, der irgendwie in eine Krise gekommen ist. Sind es die Anforderungen? „Viel zu viel“ und „viel zu hoch“ klingt wie eine Kritik an zu absurden Texten oder an zu merkwürdigen Regieanweisungen von Regisseuren, die beispielsweise einen Sprechchor aus Hartz-IV-Empfängern fordert.

Verdienter Schlussapplaus für die beiden Protagonisten und den Sprechchor. (Foto: © Lukas Staab)
Verdienter Schlussapplaus für die beiden Protagonisten und den Sprechchor. (Foto: © Lukas Staab)

Schnell kommt auch etwas wie Neid gegenüber der Protagonistin (Christiane Wilke) auf, die im Laufe des Stückes eine Entwicklung durchlaufen kann, was dem Chor als Einheit, als Masse verwehrt bleibt. Dieser Konflikt zwischen Individualität und dem „Wir“ durchzieht das gesamte Stück. Der Versuch eines zweiten Protagonisten (Thomas Kemper) aus dem Chor heraus eine Individualität zu erreichen, scheitert letztendlich.

Aber hat der Chor nicht recht mit seiner Bemerkung, dass es das „Volk“ oder eine „moralische Instanz“ gar nicht mehr gebe? Sind wir nicht alle mittlerweile zu Individuen geworden, die ein „gesundes Volksempfinden“ wie es perfide unter den Nazis hieß, nicht mehr nötig haben? Oder haben wir den Chor als moralischen Rückhalt weiter nötig. Eine Antwort darauf gibt es nicht, auch dem Chor fällt keine andere Antwort ein und sagt deshalb fast resignierend: „Ich möchte gern ein anderer sein, mir fällt aber keiner ein.“

„Schwierig“ ist nicht nur ein Stück über dem Chor, sondern auch mit dem Chor und die Mittelhalle des Depots ist ein sehr guter Ort, um die mehr als 20 Chormitglieder in Szene zu setzen. Da das Publikum in der Mitte saß, mussten sie die Perspektive mal ändern. Trotz des Halls in dem großen Raum konnte ich alles gut verstehen. Eine weitere Arbeit von Thorsten Bihegue, der wie bei „Anfassen“ den Text schrieb und die Regie führte. Birgit Götz war für zwei wunderschöne Choreografien zuständig und Manuel Loos für die Musik. Es war ein sehr gelungenes Stück über das Seelenleben eines Sprechchors.

Das Stück wird noch am 26. und 27. Oktober 2021 im Depot gespielt. Kartenreservierungen sind über die Homepage möglich: www.depotdortmund.de. Weitere Informationen zum Stück sind auf der Homepage www.vier-d.info/projekte/schwierig oder den Social Media Kanälen von vier.D und dem Dortmunder Sprechchor erhältlich.

Ein ausgerechneter Tumult oder wann kommt der Waschmaschinenflüsterer

Ordnung muss sein, heißt es im Volksmund. Doch was ist Ordnung überhaupt und wo sind die Grenzen zum Chaos? Ist Ordnung gleich Sicherheit? Diese Frage stellt sich die elektronische Kammeroper für acht Ordnungskräfte mit dem Titel „[… alles gut …]“ von „Oper, Skepsis und Gleisbau“ unter der Regie des Komponisten Frank Niehusmann. Ein Bericht von der Dortmunder Uraufführung am 15. Juni 2019 im Theater im Depot.

Die Ordnung findet sich auch auf der Bühne wieder. Farbige Linien durchkreuzen den Boden, als ob sie ein riesiger Schaltplan wären. Tatsächlich ist die Bühne auf geteilt in drei x drei Quadrate, auf denen 24 Duette stattfinden. Jedes dieser Duette findet einmal vorne, in der Mitte und in der hinteren Reihe statt. Eine Regel besagt, dass nie ein Duett das andere verdeckt. Klingt kompliziert? Ist es auch, denn die acht Akteure auf der Bühne müssen sich genau an einen Plan halten, denn ansonsten kämen sie sich ins Gehege. Schließlich dauert ein Duett exakt drei Minuten und dann wird gewechselt. Vergleichen kann man diese Herangehensweise mit Sudoku, Go oder einem Schachproblem.

Im Gegensatz zur festgelegten Struktur sind die Duette weitgehend improvisiert. Einige dieser Duette werden gesprochen, gesungen, getanzt oder mit elektroakustischer Musik ausgefüllt. Lässt der mit Percussioninstrumenten gefüllte Einkaufswagen an die Anfangszeit der Einstürzenden Neubauten denken, wird in der Inszenierung noch weiter experimentiert. Da werden Gitarren mit Fidget-Spinner verbunden oder man lässt ein Modellauto über eine Gitarre fahren. Sehr spannend sind die Duette mit dem Theremin von Gilda Razani. Razani ist unter anderem bekannt durch ihre Aktivität als Saxophonistin und Theremin-Spielerin in der Geierabend-Band. Ihre Klänge waren sehr variantenreich und reichten von Klängen aus dem All bis hin zu vorwurfsvollen und klagenden Lauten.

Für die gesprochenen Duette war Schauspieler Thomas Kemper zuständig. Beim ersten war eine Tanzpartnerin dabei. Kempers Aufzählung „Ich kannte mal eine…“ erinnerte in der Form leicht an Ingo Insterburgs „Ich liebte ein Mädchen“. Dass Werbesprüche von LKW auch eine poetische Komponente haben, wurde im nächsten Duett erkennbar. „Just in Time“, „gut verpackt“ – wer oft auf Autobahnen unterwegs ist, kann die LKW-Sprüche auf den Planen auch bald mitsingen. In der Religion und in der Werbung wird oft mit dem Stilmittel der Zukunftserwartung gespielt. „Etwas wird kommen“ – sei es der Erlöser oder das neue Smartphone. So deklamierte Kemper unter anderem „Ein Waschmaschinenflüsterer wird kommen“. Tatsächlich könnte die Welt einen (oder mehrere) Waschmaschinenflüsterer gut gebrachen.

Thomas Kemper (links) und Peter Eisold  beim Duett über die Poesie von Texten auf LKW-Planen. (Foto: © Christian Spieß)
Thomas Kemper (links) und Peter Eisold beim Duett über die Poesie von Texten auf LKW-Planen. (Foto: © Christian Spieß)

Als weitere Ebene im Stück gab es Videos, die Szenen aus Essen zeigten oder Computergrafikanimationen von Erwin Wiemer.

Was auf den ersten Blick chaotisch abzulaufen scheint, denn viele Duette laufen ja parallel, hat in Wahrheit einen geordneten Kern. Für den Zuschauer ergeben sich viele assoziative Bilder, die erst geordnet werden müssen. Dann aber ergibt das Ganze nicht nur einen Sinn, sondern macht auch Spaß. Wenn Kemper beispielsweise wie der Papst mit erhobenen Händen „reziproke Amnesie“ in den Zuschauersaal ruft, kann man sich ein Grinsen nicht verkneifen. Das Stück „[… alles gut …]“ spielt mit dadaistischen Elementen und ist eine gelungene moderne Kammeroper.

Der rechte Auserwählte – rassistische Klischees satirisch seziert

Im Dortmunder Theater Fletch Bizzel hatte am13.04.2019 das Stück „Der rechte Auserwählte“ vom französischen Drehbuchautor Eric Assous unter der Regie von Thomas Holländer seine Premiere.

Das Ensemble Fletch Bizzel bot mit Bianka Lammert (bekannt vom Kinder- und Jugendtheater), Sandra Schmitz (bekannt vom Geierabend), Heinz-Peter Lengkeit (seit 2017 im Fletch Bizzel aktiv), Hans-Peter Krüger (Geierabend, Fletch Bizzel) sowie Thomas Kemper (Theater im Depot, Artsenico, Fletch Bizzel) eine engagierte und spielfreudige Schauspieler-Gruppe.

Ort der Handlung ist ein gutbürgerliches Viertel in Paris, wo Melanie (Bianka Lammert) und ihr Mann Greg (Hans-Peter Krüger), ein Sportjournalist mit ihren zwei Kindern wohnen.

Sie sind natürlich humanistisch eingestellt, genießen aber auch ihren Luxus. Gegen das schlechte soziale Gewissen engagiert man sich im Wohltätigkeitsbereich.

Die Bühne ist mit einer langen türkisfarbenen Couch und Wänden passend gestaltet.

Noel (rechts, Thomas Kemper) bringt die heile bürgerliche Fassade durch seinen Rassismus ins Bröckeln. Irritiert sind Jeff (Heinz-Peter Lengkeit), Melanie (Bianka Lammert) und Greg (Hans-Peter Krüger). Foto: Fletch Bizzel
Noel (rechts, Thomas Kemper) bringt die heile bürgerliche Fassade durch seinen Rassismus ins Bröckeln. Irritiert sind Jeff (Heinz-Peter Lengkeit), Melanie (Bianka Lammert) und Greg (Hans-Peter Krüger). Foto: Fletch Bizzel

Eingeladen von ihnen ist der alte Freund von Greg, der arbeitslose Jeff, der aber durch eine große Erbschaft ebenfalls gut betucht ist. Heinz-Peter Lengkeit spielt den einsamen, sich selbst bemitleidenden gutherzigen Jeff mit viel Humor. Pikant wird die Situation, als sich auch noch seine Ex Charline (Sandra Schmitz) und ihr Verlobter Noel (Thomas Kemper) auftauchen, den sie in New York unter besonderen Umständen kennengelernt hat. Melanie ist nach Paris gekommen, um dort zu heiraten. Freundin Melanie soll ihre Trauzeugin werden.

Jeff ist immer noch unheilbar in Charline verliebt. Nicht genug, es stellt sich auch noch heraus, das Noel ein Antisemit und Rassist ist. Er stellt nur bei „Seinesgleichen“ den beschützenden Retter dar, ansonsten pflegt er seine verallgemeinernden Vorurteile gegen Juden und ausländische Migranten.

Da Noel sie aus einer gefährlichen Situation gerettet hat, fühlt sich Charline ihm trotz seiner Ansichten irgendwie verbunden und befindet sich dadurch in einem Konflikt. Wegen der Bedenken ihrer Freunde verlässt sie die Runde und verschwindet. Sie ist nicht zu Hause oder bei den Eltern aufzufinden. Im Streit darüber, was zu tun ist, kommt Gregs früheres Verhältnis zu Charline ans Licht, aber auch andere Enthüllungen. Man ist gezwungen, sich damit auseinanderzusetzen und miteinander offen zu reden. Die Frage, was mit Charlene geschehen ist, löst sich am Ende ebenfalls auf.

Eine Stärke der Inszenierung war sicherlich, dass die Schauspielerinnen und Schauspieler das Publikum zwischendurch immer direkt ansprachen, um ihnen ihre Gedanken auf amüsante Weise zu vermitteln.

Eric Assous behandelt in dieser scharfzüngigen Komödie ein höchst aktuelles Thema. Ist rechtsradikales Gedankengut längst wieder salonfähig? Der Kuschelkurs der Bildungsbürger mit dem neuen Faschismus wird nicht nur vorgeführt, auch der schwierige Umgang damit wird deutlich. Freundschaften können da vor eine harte Probe gestellt werden.

Ein Theaterabend mit vielen humorvoll-witzigen Momenten und zum Nachdenken anregend.

Informationen über weiteren Aufführungen erhalten Sie unter Telefon: 0231/ 142525 oder www.theaterfletchbizzel.de.

Wortgefechte und skurrile Figuren

Es hatte ein wenig von Loriot oder von Monty Python, wenn die beiden Schauspieler Thomas Kemper und Jörg Hentschel im „HERRENspezial“ in den Sketchen mit Worten und Begrifflichkeiten duellierten. Ars tremonia war am zweiten Abend am 10. Februar 2019 im Theater Fletch Bizzel dabei.

Keine Angst. Bei „HERRENspezial“ geht es nicht um die berühmt-berüchtigten Herrenwitze von Fips Asmussen und Co, auch wenn das Outfit der beiden Herren und der Wackeldackel durchaus in die Zeit passen könnten. Doch die Texte von Hentschel zielen bei weitem nicht unter die Gürtelline, obwohl bei einem Sketch das leidige Thema „Nicht-Wasserlassen-können“ per Video präsentiert wurde. Durchaus eben in der Tradition eines Loriots, aber immer mit einer skurrilen Note. Viele Sketche scheinen gegen Ende fast ins Surreale abzugleiten.

Ein gutes Beispiel ist die Nummer in der Fleischerei, bei der es zunächst um Fleisch für ein Rezept geht, nach einigen Missverständnissen und Wortklaubereien, dreht sich das Gespräch um die intime Beziehung der eingeladenen Freunde des Kunden. Dieses Feuerwerk an absurden Dialogen war das Markenzeichen des Abends.

Showlesen mit Kaktus präsentieren Thomas Kemper und Jörg Hentschel im Programm "HERRENspezial" im Theater Fletch Bizzel.
Showlesen mit Kaktus präsentieren Thomas Kemper und Jörg Hentschel im Programm „HERRENspezial“ im Theater Fletch Bizzel.

Diese Dialoge um „des Kaisers Bart“ waren natürlich eine Verbeugung vor den berühmten Komikerduos der Geschichte. Angefangen von Stan Laurel und Oliver Hardy über Karl Valentin und Lils Karlstadt bis hin zu Lorot und Evelyn Hamann.

Es gab nicht nur geistreiches auf der Bühne: Wenn der Abend „Herren-Spezial“ heißt, dann war es auch logisch, dass Hentschel und Kemper diesen Kräuterschnaps aus dem Münsterland dem Publikum kredenzten.

Das Herrenpaar Hentschel und Kemper ist noch am 06. und 07. April im Fletch Bizzel erleben. Es lohnt sich – nicht nur wegen des Kräuterschnapses.

Karten unter 0231 14 25 25 oder www.fletch-bizzel.de

Juckpulver und Hagebuttentee – mitten aus der echten Nordstadt

Das hätte sich Regisseur und Mastermind Rolf Dennemann nicht besser ausdenken könne. Während der Premiere von „Juckpulver und Hagebuttentee“ am 05. Mai 2018 im Hinterhof der Missundestraße 8-12, brach ein real existierender Nachbarstreit aus. Mit wüsten Beschimpfungen. Auf der Zuschauerbühne gab es zuerst einige Irritationen, ob denn das zum Stück gehörte. Aber es passte ideal in die Kulisse und das Stück.

Zum Inhalt: Deniz (Linus Ebner)kommt nach seinem Studium des „Manager of Communication“ wieder zurück in seine alte Heimat, die Dortmunder Nordstadt, und versucht den schlechten Ruf zu verbessern. Wie macht man das? Natürlich mit einem Casting für das Stück „Im Tal der fliegenden Messer“.

Somit ist den Besuchern klar: Der zweite Teil ist ein Prequel vom Vorgängerstück, das im vergangenen Jahr Premiere hatte. Mit dabei sind auch die skurrilen Typen aus der Nachbarschaft wie Walla (Thomas Kemper) und Kalla (Mathias Hecht). Hier erfährt der Besucher, warum sie im zweiten Teil zu Ommas werden.

Das aktuelle Stück beginnt dort, wo das letztjährige Stück endete: Bei den alten Garagen. Der überwiegende Teil des Ensembles von "Juckpulver und Hagebuttentee".
Das aktuelle Stück beginnt dort, wo das letztjährige Stück endete: Bei den alten Garagen. Der überwiegende Teil des Ensembles von „Juckpulver und Hagebuttentee“.

Wie beim Vorgängerstück zeigt Dennemann seine Liebe für die sonderlichen Typen, von denen es in der Nordstadt anscheinend viele gibt, aber bei „Juckpulver und Hagebuttentee“ gibt auch viele Szenen, die den Zusammenhalt der Nachbarschaft in der Nordstadt zeigen oder den täglichen Überlebenskampf der Menschen.

Musikalisch hatte das Stück einiges zu bieten: Cellist Daniel Brandl, der zuerst von Emmi (Elisabeth Pleß) entführt wurde, spielte einige schöne Passagen, wobei das auf deutsch gesungene „Bang bang (My baby shot me down) von Emmi für Gänsehautmomente sorgte. Doch auch Flöten und Trompetenklänge, gespielt von zwei Darstellern, bereicherten die Szenerie.

Wer sich in die Nordstadt traut, den erwarten bei „Juckpulver und Hagebuttentee“ ein engagiertes selbstironisch-humorvolles Spiel von Profi- und Laienschauspielern. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Für alle, die sich für die Fortsetzung „Im Tal der fliegenden Messer“ interessieren, gibt es zwei Termine.

Termine: 11. bis zum 13. Mai 2018, jeweils um 19:30 Uhr. Am 18. und 19. Mai 2018 gibt es eine Wiederaufnahme von „Tohuwabohu“, ebenfalls um 19:30 Uhr.

Die Eintrittspreise betragen 12 € / bzw. 7 € ermäßigt. Karten gibt es unter orga@artscenico.de oder unter der Telefonnummer 0176 63826162 oder 0231 8634113. Auch im Quartiersmanagement Nordstadt (Mallinckrodtstraße 56) sind Karten erhältlich.

Das Leben findet im Hinterhof statt

[fruitful_alert type=“alert-success“]Gruppenbild der Laiendarsteller mit Gartenzwerg.[/fruitful_alert]

Die Nordstadt hat eine Vielzahl von interessanten Hinterhöfen mit alten Gebäuden, die seit Jahrzehnten darauf warten, wach geküsst zu werden. Für Rolf Dennemann, dem Kopf von artscenico, sind Hinterhöfe auch ein Ort der Kommunikation. In seinem Stück „Tal der fliegenden Messer (Tohuwabohu)“ präsentiert er mit Laien und Profi-Schauspielern im Hinterhof an der Missundestraße 10 das raue Leben. Ars tremonia war bei der Premiere am 06. Mai dabei.

Skurrile Typen gibt es in dem Stück genug und dennoch scheinen sie auf dem realen Leben der Nordstadt herausgegriffen zu sein. Die Oma, die Mitarbeiterin vom Pflegedienst, die Nachbarn, die neu Hinzugezogenen oder die Schnorrerin. Bei der hat die Inflation gnadenlos zugeschlagen, denn mit Kleingeld gibt sie nicht nicht zufrieden, ein Zehner sollte es schon sein.

Nicht nur die Typen sind skurril, auch die Geschichte, die uns Dennemann präsentiert, ist ein wenig „strange“. Kalla und Walla haben der Rentenkasse den Tod ihrer Mutter verheimlicht und kassieren ihre Rente. Natürlich wissen die Nachbarn Bescheid und verlangen Schweigegeld. Nachdem das zu viel wird, versucht sich Walla als erfolgloser Heiratsschwindler.

Daneben geht das Leben im Hinterhof seinen Gang, kleine Gärten werden gepflegt, der Grill wird an geschmissen und ein spanisches Paar hat es sich als Obdachlose auf einem Sofa bequem gemacht.

Das Stück lebt hauptsächlich von seiner sehr ungewohnten Freiluftatmosphäre. Das Setting in einem Hinterhof war zunächst ungewöhnlich, doch man gewöhnte sich daran. Auch dass Nachbarn ab und zu aus dem Fenster schauten, um zu erfahren, was los ist oder eine Katze sich vom Dach das Stück näher ansah.

Der zweite Teil spielte im hinteren Bereich des Hinterhofes, wo mehrere schöne alte Garagen auf den Besuch der Zuschauer warteten. Die Zeit wurde unterdessen genutzt, um vorne alles für die Gartenparty vorzubereiten, womit das Stück auch beendet wurde.

Das Stück ist ideal für alle diejenigen, die das Nordstadtflair lieben und gerne neue Orte entdecken. Dazu zeigt Dennemann ein Kaleidoskop an Nordstadt-Typen und Nordstadt-Leben, das sich deutlich vom Leben in einer Reihenhaus-Siedlung am Stadtrand unterscheidet. Hinzu kommt auch die gelungene Melange von Laien und Profis zu einem einheitlichen Stück.

Mit dabei sind unter anderem: Matthias Hecht, Thomas Kemper, Elisabeth Pleß, Linus Ebner, Denise Rech, Rezan Kanat, Anna Hauke und Jürgen Dilling, Cynthia Teresa Scholz-Tovar, Ismael José Monagas Caraballo, Baran Drbas, Heike Hundeiker, Uwe Lagoda, Taher Güliesstan, Gerlinde Albers, Hans Eckert, Werner Rosenberg.

Musiker gab es natürlich auch. Gregor Hengesbach und Volker Wendland spielten Gitarre.

Weitere Aufführungen gibt es am 13. und 14. Mai 2017 – jeweils ab 19.30 Uhr. Infos und Karten unter orga@artscenico.de. Eintritt 12,00/ermäßigt 7,00€

Große Herausforderungen bei Culinaritas

[fruitful_alert type=“alert-success“]gegen den Grippe-Virus. (v.l.n.r.) Thomas Kemper, Jule Vollmer und Jörg Hentschel. (Foto: © Meike Willner)[/fruitful_alert]

Am Samstag, den 25.03.2017 war es endlich soweit. Das Theater im Depot Dortmund startete mit der Fortsetzung des Episodentheaterstücks „Culinaritas – Essen auf Rädern“. Die Staffel II unter dem Titel „Culinaritas – Essen auf Rädern – HaWe haut rein“, stammt wieder aus der Feder von Molly Müller alias Jule Vollmer.

Unter der Leitung von Regisseur Olaf Reitz sind wieder die bekannten Figuren der Firma „Culinaritas“ zugegen.

Der „Essen auf Rädern“ Service bietet neben diversen kulinarischen Angeboten für Menschen, die sich aus verschiedenen Gründen nicht selbst versorgen können oder wollen, auch noch einen Zusatz-Angebot. Einsame Menschen können sich mit einem Aufpreis 15 Minuten soziale Zeit dazu kaufen. Der ehemalige Sternekoch Holger Wontorraczewski, kurz HaWe (Thomas Kemper) hat sich inzwischen unentbehrlich gemacht. Die Chefin Frau Liebermann spielt Jule Vollmer und den korrekten Buchhalter Herr Stöhr stellt wieder Jörg Hentschel dar. Gleich bei der ersten Episode hat Gastschauspielerin Miriam Langhoff in ihrem Rollstuhl einen eindrucksvollen Auftritt.

Wie es sich für eine Serie gehört, setzt die Staffel II nach einem Feedback-Video dort fort, wo die erste Staffel aufgehört hat. In der zweiten Staffel gibt es neue Herausforderungen für die Firma „Culinaritas“. So setzt eine fiese Grippewelle die Mitarbeiter nach und nach schachmatt. Auch HaWe kämpft mit sich und seinen Kunden. Bei seinem ersten Auftrag wird HaWe von einer Rollstuhlfahrerin, die sich als Chefin einer Softwarefirma entpuppt, mit seinen Vorurteilen konfrontiert. Bei einem Künstler, wunderbar gespielt von Jörg Hentschel, wird live ein Bild von ihm gemalt. Hier werden Künstlermarotten schön durch den Kakao gezogen. Doch es gibt auch ernste und berührende Momente wie der Umgang mit der dementen Mutter einer weiteren Kundin.

Als HaWe danach Grippe geschwächt endgültig ausfällt, muss Buchhalter Stöhr für ihn einspringen. Er bekommt es mit einem ehemaligen strengen und pedantischen Studienrat (ebenfalls Thomas Kemper) zu tun, der alle Klischees eines Vorstadt-Spießers entspricht inklusive privater Verkehrsüberwachung „seines“ Stoppschildes“. Hier entwickelt Stöhr eine ganz besondere Form des Mutes.

Am Ende wird auch noch die Chefin selber von der Grippewelle betroffen. Da muss man sich doch kümmern und zusammenhalten.

Staffel II zeigt wieder viel Liebe zum Detail, Humor, skurrilen Elementen und eine Priese Melancholie. Die Schauspieler überzeugen nicht nur verbal, sonder auch mit Mimik und Gestik. Übrigens: Das von Jörg Hentschel von HaWe live gemalte Bild „Schrecken des Proletariats 1“ wurde am Ende für 125 Euro versteigert.

Weiter Termine und Infos erhalten Sie unter www.depotdortmund.de

Kartenreservierungen & Vorverkauf unter Tel.: 0231/-98 22 336 (AB) oder ticket@theaterimdepot.de

Culinaritas – das Episodentheater geht weiter

[fruitful_alert type=“alert-success“]Der Regisseur Olaf Reitz (3.v.l.) mit Schauspieler Thomas Kemper (1.v.l.) und Autorin und Schauspielerin Jule Vollmer: Culinaritas geht in die zweite Staffel.[/fruitful_alert]

Nach fast anderthalb Jahren Pause gibt es am 25.03.2017 um 20:00 Uhr im Theater im Depot eine Fortsetzung des erfolgreichen Stücks „Culinaritas – Essen auf Rädern“. Unter dem Titel „Culinaritas Staffel II – HaWe haut rein!“ bringt Regisseur Olaf Reitz die Folge-Episoden aus der Feder von Molly Müller alias Schauspielerin und Autorin Jule Vollmer auf die Bühne des Nordstadt-Theaters. Es ist ein Episodentheaterstück, vergleichbar mit Fernsehserien wie z.B. der „Tatortreiniger“.

Die bekannten Personen aus der ersten Staffel sind auch diesmal wieder dabei. Der ehemalige Sternekoch Holger Wontorraczewski alias HaWe (Thomas Kemper) ist inzwischen fest im Sattel bei der Firma „Culinaritas“, die auch hochwertiges Essen auf Rädern für Menschen, die sich nicht selbst versorgen können oder wollen.
Als Essensbote trifft er auf Menschen in unterschiedlichsten Lebenssituationen und muss Sensibilität, Geduld und Fingerspitzengefühl beweisen. Neben dem Essen können die oft einsamen Personen auch noch als Zugabe 15 Minuten „Soziale Zeit“ kaufen. Das führt zu tragikomischen Situationen voll Humor und Melancholie. Es gibt sechs Episoden und Besuche bei vier Kunden. Die Chefin des engagierten HaWe spielt wieder Jule Vollmer und der pedantisch-griesgrämige Buchhalter Stöhr (Jörg Hentschel) sind natürlich wieder mit von der Partie. Kemper ist der Einzige, der durchgehend seine Rolle als HaWe spielt.
Neu sind als Gastschauspieler Miriam Langhoff und Fabian Dirla. Sie spielen zwei Rollstuhlfahrer in einer Computerfirma, die Essen auf Rädern geliefert bekommen.
Es gibt in der neuen Staffel besondere Probleme und Stress, die mit einer grassierenden Grippewelle in der Firma „Culinaritas“ zusammenhängen. Die macht am Ende nicht einmal vor der Chefin halt.
Während einer Episode wird ein Bild von HaWe live auf der Bühne von Jörg Hentschel (ein gelernter Kunstlehrer) gemalt. Nach der Aufführung soll es für einen guten Zweck versteigert werden. Der Erlös wird der Kana-Suppenküche zugute kommen.
Jede neue Episode wird, wie schon bei der letzten Staffel, mit einem Video-Trailer von den jeweiligen Besuchen eingeleitet.
Übrigens: Wer die erste Staffel vorher zur Einstimmung sehen will, kann das am Freitag, den 24.03.2017 um 20:00 Uhr im Theater im Depot.
Karten und Informationen unter ticket@theaterimdepot.de oder im Internet unter www.depotdortmund.de