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Der rechte Auserwählte – rassistische Klischees satirisch seziert

Im Dortmunder Theater Fletch Bizzel hatte am13.04.2019 das Stück „Der rechte Auserwählte“ vom französischen Drehbuchautor Eric Assous unter der Regie von Thomas Holländer seine Premiere.

Das Ensemble Fletch Bizzel bot mit Bianka Lammert (bekannt vom Kinder- und Jugendtheater), Sandra Schmitz (bekannt vom Geierabend), Heinz-Peter Lengkeit (seit 2017 im Fletch Bizzel aktiv), Hans-Peter Krüger (Geierabend, Fletch Bizzel) sowie Thomas Kemper (Theater im Depot, Artsenico, Fletch Bizzel) eine engagierte und spielfreudige Schauspieler-Gruppe.

Ort der Handlung ist ein gutbürgerliches Viertel in Paris, wo Melanie (Bianka Lammert) und ihr Mann Greg (Hans-Peter Krüger), ein Sportjournalist mit ihren zwei Kindern wohnen.

Sie sind natürlich humanistisch eingestellt, genießen aber auch ihren Luxus. Gegen das schlechte soziale Gewissen engagiert man sich im Wohltätigkeitsbereich.

Die Bühne ist mit einer langen türkisfarbenen Couch und Wänden passend gestaltet.

Noel (rechts, Thomas Kemper) bringt die heile bürgerliche Fassade durch seinen Rassismus ins Bröckeln. Irritiert sind Jeff (Heinz-Peter Lengkeit), Melanie (Bianka Lammert) und Greg (Hans-Peter Krüger). Foto: Fletch Bizzel
Noel (rechts, Thomas Kemper) bringt die heile bürgerliche Fassade durch seinen Rassismus ins Bröckeln. Irritiert sind Jeff (Heinz-Peter Lengkeit), Melanie (Bianka Lammert) und Greg (Hans-Peter Krüger). Foto: Fletch Bizzel

Eingeladen von ihnen ist der alte Freund von Greg, der arbeitslose Jeff, der aber durch eine große Erbschaft ebenfalls gut betucht ist. Heinz-Peter Lengkeit spielt den einsamen, sich selbst bemitleidenden gutherzigen Jeff mit viel Humor. Pikant wird die Situation, als sich auch noch seine Ex Charline (Sandra Schmitz) und ihr Verlobter Noel (Thomas Kemper) auftauchen, den sie in New York unter besonderen Umständen kennengelernt hat. Melanie ist nach Paris gekommen, um dort zu heiraten. Freundin Melanie soll ihre Trauzeugin werden.

Jeff ist immer noch unheilbar in Charline verliebt. Nicht genug, es stellt sich auch noch heraus, das Noel ein Antisemit und Rassist ist. Er stellt nur bei „Seinesgleichen“ den beschützenden Retter dar, ansonsten pflegt er seine verallgemeinernden Vorurteile gegen Juden und ausländische Migranten.

Da Noel sie aus einer gefährlichen Situation gerettet hat, fühlt sich Charline ihm trotz seiner Ansichten irgendwie verbunden und befindet sich dadurch in einem Konflikt. Wegen der Bedenken ihrer Freunde verlässt sie die Runde und verschwindet. Sie ist nicht zu Hause oder bei den Eltern aufzufinden. Im Streit darüber, was zu tun ist, kommt Gregs früheres Verhältnis zu Charline ans Licht, aber auch andere Enthüllungen. Man ist gezwungen, sich damit auseinanderzusetzen und miteinander offen zu reden. Die Frage, was mit Charlene geschehen ist, löst sich am Ende ebenfalls auf.

Eine Stärke der Inszenierung war sicherlich, dass die Schauspielerinnen und Schauspieler das Publikum zwischendurch immer direkt ansprachen, um ihnen ihre Gedanken auf amüsante Weise zu vermitteln.

Eric Assous behandelt in dieser scharfzüngigen Komödie ein höchst aktuelles Thema. Ist rechtsradikales Gedankengut längst wieder salonfähig? Der Kuschelkurs der Bildungsbürger mit dem neuen Faschismus wird nicht nur vorgeführt, auch der schwierige Umgang damit wird deutlich. Freundschaften können da vor eine harte Probe gestellt werden.

Ein Theaterabend mit vielen humorvoll-witzigen Momenten und zum Nachdenken anregend.

Informationen über weiteren Aufführungen erhalten Sie unter Telefon: 0231/ 142525 oder www.theaterfletchbizzel.de.