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A Christmas Carol – Dickens in der verzauberten Backstube

Seit nun schon über 15 Jahren wird eine spezielle Variante der Weihnachtsgeschichte „A Christmas Carol“ nach dem Roman von Charles Dickens (1812 – 1870) im Theater im Depot (Dortmund) auf die Bühne gebraucht. Regie führt dabei Thos Renneberg.

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Female Splatter – Opfer oder Täterin?

In der Gesellschaft wird männliche Toxizität bereits benannt und angeprangert. Doch was ist mit weiblicher Toxizität? Sind Frauen als Chefin oder Regisseurin anders oder behandeln sie ihre KollegInnen und BefehlsempfängerInnen genauso schlecht wie manche (nicht alle) Männer. Das Stück „Female Splatter“ beschreibt die versteckten und subtilen Formen der Ungleichheit, vor allem in Kulturbetrieben. Stutenbeißen par exellence. Ein Bericht von der Premiere am 11. Februar 2023 im Theater im Depot.

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Heidi – Der Berg ruft!

„Heidi“, Geißen, Gipfel, Sensationen lautet der Titel der neuesten Theaterproduktion vom Theater im Depot. Die klassische Vorlage des Romans von Johanna Spyri erfährt eine fulminante Überarbeitung durch Regisseur und Autor Stefan Keim.

Der Plott der bekannten Erzählung bleibt im Grunde erhalten. Die junge Heidi wird von ihrer Tante Dete zum Öhi auf die Alm abgegeben. Sie hat Arbeit in Frankfurt gefunden und kann sich um das Kind nicht mehr kümmern. Der Öhi gilt allgemein als ungesellig und etwas sonderlich. Heidi hat jedoch ein sonniges Gemüt und kommt gut mit dem Großvater klar. Erleichtert wird die Eingewöhnung durch den Geißenpeter und einige Ziegen, die zu hüten sind. Nach einiger Zeit erscheint Dete wieder auf der Bildfläche und nimmt Heidi mit nach Frankfurt, um sie als Kameradin der behinderten Klara einzusetzen. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten arrangiert sich Heidi mit den Gegebenheiten, vermisst jedoch das freie Leben auf der Alm. Nach einiger Zeit in der fremden Stadt wird sie vor Heimweh krank und kann kurz darauf in die Berge zurück. Nun muss sie allerdings Klara zurücklassen, was Heidi auch nicht leicht fällt. Nach einigen Monaten kommen Klara und deren Großmutter Frau Stresemann zu Besuch auf die Alm. Durch gute Bergluft und eine Eifersuchtstat des Geißenpeters schafft es Klara auf der Alm wieder laufen zu lernen.

Stefan Keim beginnt sein Stück mit einer Szene im Reisebüro. Ein Paar sucht einen Urlaubsort der beiden zusagt. Nach längerem Hin und her entscheiden sie sich fürs „Heidiland“. Inklusive Alphornklängen und Geißenkuscheln. Im Hintergrund ist eine Alpenkulisse auf eine Videowand projiziert. Hier schallen schon die ersten Lacher des Publikums Richtung Bühne. Danach beginnt die Erzählung über Heidis Abenteuer.

Vorbei mit der Alpenromantik! In Frankfurt muss Heidi (Cordula Hein, mitte) lernen wie man mit Messe und gabel isst. Angeleitet von Frl. Rottenmeier (Sandra Wickenburh) und Klara (Thorsten Strunk). (Foto: © Anja Cord)
Vorbei mit der Alpenromantik! In Frankfurt muss Heidi (Cordula Hein, mitte) lernen wie man mit Messe und gabel isst. Angeleitet von Frl. Rottenmeier (Sandra Wickenburg, links) und Klara (Thorsten Strunk). (Foto: © Anja Cord)

Die drei SchauspielerInnen Cordula Hein (Heidi/Arzt), Sandra Wickenburg (Der Öhi/Fräulein Rottenmeier) und Thorsten Strunk (der Geißenpeter/Tante Dete/Klara/Großmutter) besetzen alle vorkommenden Rollen. Mit Bravour wechseln sie in kürzester Zeit Outfit und Haltung um in die jeweils nötige Rolle zu schlüpfen. Besonders witzig und toll inszeniert ist der Auftritt der Herde, ebenfalls genial durch die drei Schauspieler dargestellt. Beinah jede Szene brachte das Publikum zum Kichern. Die Tiere stehen auf einer leicht schrägen Fläche und kommentieren alle Vorkommnisse auf der Alm. Dabei verhalten sie sich wie Nachbarn die sich über den Gartenzaun oder aus dem Fenster heraus miteinander unterhalten. Klatsch und Tratsch des Tages werden kommentiert. Kreativ unterhalten sie sich durch Muuhs und Määhs, variieren den Tonfall und beschreiben damit alles was Sie bewegt. Als Übersetzungshilfe für das Publikum wird der ausführliche Text, man glaubt ja nicht wie geschwätzig so eine Herde sein kann, im Videobild aufgeschrieben.

Die aktuelle Heidi ist ein aufgewecktes Kind, mit einem heiteren Gemüt und einem positiven Blick auf die Menschen. Sie lässt sich auch vom Großvater nicht einschüchtern der bei ihrem ersten Auftauchen mit einer Axt auf sie und ihre Tante losgeht. Sandra Wikenburg verkörpert den Öhi genauso glaubwürdig wie die Rolle des geifernden Fräulein Rottenmeier. Thorsten Strunk stellt so viele Figuren da, das er kurzfristig im Ablauf der Handlung auf der Bühne vom Geißenpeter zur Klara mutiert.

Mit neuen Texten versehen geben die Akteure zwischendurch kurze Gesangseinlagen, wie zum Beispiel zu „La Montanara“ oder „Frankreich, Frankreich“ von den Bläck Föös umgedichtet in „Frankfurt, Frankfurt“. Auch das klassische Titellied zum Film Heidi durfte natürlich nicht fehlen.

Die Dialoge sind spritzig, Ironie tropft aus jeder Szene und es tut gut, wenn alles mal nicht so ernst genommen wird

Das begeisterte Publikum belohnte die Darsteller mit anhaltendem Applaus.

Die nächsten Vorstellungen sind am 8. Und 9. November, jeweils 20h, am 10. November um 16h und am 22. Und 23. November wieder um 20h.

Heidi – Abenteuer eines Schweizer Naturkinds

Nach “Aschenbrödel – Nuss mit lustig” entführt uns Stefan Keim diesmal in die Welt der Schweizer Alpen. Mit seiner Version von “Heidi” von Johanna Spyri geht es mit Cordula Hein, Thorsten Strunk und Sandra Wickenburg um Almöhis, Ziegen und Kühe. Die Premiere ist am 02. November 2019 um 20 Uhr.

“Heidi” von Johanna Spyri ist ein Weltbestseller und hat das Bild über die Schweiz nachhaltig geprägt. In Deutschland ist der Stoff sicher vielen von der japanischen Zeichentrickserie bekannt, die im Fernsehen von 1977 bis 1978 lief. Aber “Heidi” ist immer noch sehr aktuell, 2015 wurde ein Spielfilm produziert mit keinem geringeren als Bruno Ganz als Almöhi.

Die Geschichte in Kurzform: Die Waise Heidi wird von ihrer Tante, die in Frankfurt bei einer Familie als Dienstmädchen arbeitet, zu ihrem Großvater auf die Alm geschickt. Nach Anfangsschwierigkeiten freunden sich beide an, einen Freund findet Heidi auch beim Geissenpeter. Nach einigen Jahren holt Heidis Tante ihre Nichte zu sich nach Frankfurt, wo Heidi als Gesellschafterin der gelähmten Klara werden soll. Beide werden Freundinnen. Dennoch fühlt Heidi sich immer schlechter in der Stadt und wird letztendlich wieder nach Hause geschickt.

Sandra Wickenburg als Almöhi, dessen grantige Art von Heidi abgemildert wird. (Foto: © Stefan Keim)
Sandra Wickenburg als Almöhi, dessen grantige Art von Heidi abgemildert wird. (Foto: © Stefan Keim)

Der Regisseur Stefan Keim bleibt nah am Buch. Das Stück “Heidi – Geissen, Gipfel, Sensationen” ist ähnlich wie die Vorgängerproduktion „Aschenbrödel“ eine kleine Hommage an den bekannten Stoff. Ein paar kleine Feinheiten hat sich Keim einfallen lassen. So gibt es einen Prolog im Reisebüro, der sich um die Frage dreht: Warum fährt man in die Berge? Darüber hinaus dienen drei Kühe als Erzähler.

Auch spielt das Stück in der Jetztzeit, wobei sich auf der Alm relativ wenig geändert hat, Frankfurt hingegen ist modern. Cordula Hein spielt die Heidi, während die anderen fünf Hauptfiguren wie der Geissenpeter oder Klara von Thorsten Strunk und Sandra Wickenburg gespielt werden.

Wer durch die Zeichentrickserie der 70er sozialisiert wurde, der hat auch das Titelstück “”Heidi” von Gitti und Erika noch im Ohr. Auch das wird wieder auftauchen, aber die Musik hat eine größere Bandbreite, die von alpinen bis modernen Klängen reicht.

Im Gegensatz zu “Aschenbrödel” wird “Heidi” etwas technischer, denn es gibt Videos zu sehen. Die Aufnahmen der Schweizer Berge entstanden im Sommer.

Für Keim und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter ist “Heidi” kein reines Kinderbuch. Zunächst gehe es auch darum, dass junge Menschen tun und lassen können, was sie wollen. Außerdem hat die Originalversion von Spyri Buch durchaus dunkle Seiten. So ist der Almöhi nicht sofort der nette Opi und auch die erzwungene Abreise Heidis nach Frankfurt ist bedrückend. Daher ist das Stück auch erst für Kinder ab acht Jahre konzipiert.

Während „Aschenbrödel“ ein Stück ist, dass nur zur Weihnachtszeit passt, kann „Heidi“ dagegen das ganze Jahr aufgeführt werden. Damit könnte „Heidi“ zum legitimen Nachfolger vom abgespielten „Moby Dick“ werden.

Das Stück hat eine Pause und dauert insgesamt zwei Stunden.

Premiere:

SA 02.11.2019 | 20 Uhr

Eintritt Premiere:
VVK 15 € / 8 € erm.
AK 17 € / 10 € erm.
Kinder bis 14 J. VVK + AK 5 €

Weitere Vorstellungen:
SO 03.11.2019 um 16 Uhr
FR 08.11.2019 um 20 Uhr
SA 09.11.2019 um 20 Uhr
SO 10.11.2019 um 16 Uhr
FR 22.11.2019 um 20 Uhr
SA 23.11.2019 um 20 Uhr

Eintritt:
VVK 14 € / 8 € erm.
AK 16 € / 10 € erm.
Kinder bis 14 J. VVK + AK 5 €

Aschenbrödel in der Tanke

Das Beste waren die Tauben? Nein, ganz bestimmt nicht. Das gesamte Stück „Aschenbrödel – Nuss mit Lustig“ von Stefan Keim nach dem tschechischen Film „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ machte gute Laune, sorgte für vorweihnachtliche Stimmung im Theater im Depot und hat definitiv das Zeug zu einem Klassiker. Ok, die Tauben waren schon echt Klasse. Ein Premierenbericht vom 18. November 2016.

Der Film „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ orientiert sich stark an das Märchen von „Aschenputtel“, so dass ich mir die Inhaltsangabe mal erspare. Keims „Nuss mit Lustig“ ist ein Stück im Stück, denn es spielt einerseits in einer Dortmunder Tankstelle am Heiligabend und andererseits nimmt es Bezug zum Film. In aller Kürze: Drei Menschen treffen sich in einer Tankstelle und stellen fest, dass sie eine Gemeinsamkeit haben, sie alle kennen den Film „Drei Nüsse für Aschenbrödel“. Sie beschließen also, die wichtigsten Szenen des Films nachzuspielen.

Cordula Hein als Angestellte der Tankstelle, Thorsten Strunk als besserwisserischer Familienvater und Sandra Wickenburg als tschechische Truckerin sorgen schon von Beginn an für gute Stimmung unter den Zuschauern. Denn das Besondere von Keims Inszenierung ist, dass alle Requisiten quasi aus dem Fundus der Tankstelle entnommen wurden. Zwei Scheibenwischer verwandeln sich in eine Armbrust und Autoreifen werden zu Pferden. Glücklicherweise hat Libuše, die tschechische Truckerin, einige Altkleider geladen, die prima zum Nachspielen geeignet sind. Auch Libušes Weihnachtsgeschenk an ihre Tochter, ein Erdmännchen aus Plüsch, wird als Akteur verpflichtet.

Das Schöne an dem Stück ist, dass der Humor durchaus unterschiedlicher Art ist. Lokalkolorit (Nä?/Woll?) und Kmamauk haben ebenso ihren Platz wie feinsinnige Bemerkungen. Dazu kommt die große Spielfreude der drei Akteure auf der Bühne, die sich auch auf das Publikum überträgt. Ein ganz besonderer Abend.

Ob es zum Klassiker reicht wie bei der „Weihnachtsgeschichte“ von Dickens? Das wird die Zukunft zeigen, aber Stefan Keim und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter haben schon einmal gut vorgelegt. Jetzt muss das Publikum entscheiden.

Neuer Weihnachtsklassiker im Theater im Depot

Das Ensemble mit Regisseur. (v.l.n.r.) Thorsten Strunk, Stefan Keim, Sandra Wickenburg und Cordula Hein
Das Ensemble mit Regisseur. (v.l.n.r.) Thorsten Strunk, Stefan Keim, Sandra Wickenburg und Cordula Hein

So wie Charles Dickens Weihnachtsgeschichte zum Fest gehört, ist auch der tschechische Film „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ oft ein fester Bestandteil zu Weihnachten. Ein guter Grund für das Theater im Depot neben „A Christmas Carol“ jetzt auch „Aschenbrödel“ ins Programm zu nehmen. Kulturjournalist und Kabarettist Stefan Keim hat aber eine besondere Version entwickelt. Bei ihm ist „Nuss mit Lustig“ und hat Premiere am Freitag, dem 18. November um 20 Uhr.

„Aschenbrödel – Nuss mit Lustig“ ist quasi ein Stück im Stück. Es spielt an einer Dortmunder Tankstelle. Eine, die 24 Stunden auf hat, auch an Heiligabend. So muss die Angestellte die Stellung halten. Zwei Gäste schneien herein: Ein besserwisserischer Familienvater, den seine Ehefrau raus geschmissen hat und eine tschechische Truckerin, die es leider nicht mehr nach Hause schaffen wird. Was die drei Personen zusammenschweißt ist, dass sie den Film „Aschenbrödel“ kennen, also spielen sie zwischen Kaffeeautomaten, Süßigkeiten und Autoreifen die Geschichte nach. Da werden die Autoreifen zu Pferden oder Scheibenwischer zu Armbrüsten. Selbstverständlich spielen die Schauspieler Cordula Hein, Thorsten Strunk und Sandra Wickenburg viele verschiedene Rollen und so wird jede(r) einmal Aschenbrödel sein.

Das Stück ist familientauglich wie Regisseur und Autor Stefan Keim verspricht. Kinder ab acht Jahren könne man problemlos mitnehmen. Inhaltlich gibt es keine Unterschiede zwischen den Nachmittags- und den Abendvorstellungen.

Passend zum Stück gibt es eine kleine Musikdramaturgie aus etwa 30 Stücken. Angefangen vom Italo-Western über Musikkomponisten Danny Elfman bis hin zur klassischen Aschenbrödel-Musik aus dem Film.

Eines war Keim besonders wichtig zu erwähnen: „Es ist keine Persiflage des Films“. Kenner des Films werden die gespielten Szenen mit Sicherheit wiedererkennen.

Neben der Premiere am 18. November 2016 um 20 Uhr gibt es weitere Termine:

Samstag, den 19. November um 20 Uhr,

Sonntag, den 27. Nove,ber um 16 Uhr,

Sonntag, den 04. Dezember um 16 Uhr und

Freitag, den 30. Dezember um 20 Uhr.

Unheimliche Begegnung in der U-Bahn-Station

Die Geschichte in Markus Veiths Kammerspiel für zwei Personen „Die Erste Bahn“ hat schon etwas bizarr-surreales wie aus einem Sciencefiction Film. Ars tremonia war bei der Aufführung im Theater im Depot am 07. März 2015 dabei.

„Ach, und könnte ich doch
Nur ein einziges Mal
Die Uhren rückwärts drehen.“ (Kein Zurück, Wolfsheim)

Es gibt keinen Weg zurück in die Vergangenheit. Normalerweise. Außer im Kosmos des Sciencefiction. Dort kann der „Terminator“ oder Marty McFly in „Zurück in die Zukunft“ die Vergangenheit beeinflussen. Doch leider steht dem das sogenannte „Großvater-Paradoxon“ gegenüber. Wenn man hundert Jahre zurückreisen und dann seinen Großvater töten würde, um seine Existenz auszulöschen, bliebe die Frage, wie kann etwas, dass nie existiert hat, eine Zeitreise machen? Doch das ist die wissenschaftliche Wirklichkeit. Laut Heiner Müller soll ja Kunst (und dazu gehört auch das Theater) die Wirklichkeit unmöglich machen. Betrachten wir diese Geschichte also aus künstlerischer Sicht.

Kai , ein junger Mann sitzt etwa um das Jahr 2002 mit billigem Fusel frustriert auf einer rostigen U-Bahn Bank. Er hat die letzte Fahrt verpasst und muss nun ein paar Stunden an der vermüllten U.Bahn-Station überbrücken. Die erste Bahn fährt erst wieder um 5 Uhr morgens.

Zu ihm gesellt sich eine Frau mit Namen Helen im roten Lackmantel, die sich krampfhaft an ihrer großen Tasche festhält und sich seltsam verhält. Plötzlich zückt sie eine Waffe und erklärt, sie sei seine Tochter und komme aus der Zeit Ende der 30-iger Jahre dieses Jahrtausends und sei seine Tochter. Sie hat den Auftrag, ihn im Dienst der Zeitreisen-Forschung zu eliminieren. Wie das Publikum erfährt, will sie aber vor allem ihre verkorkste Existenz nicht nur beenden,, sondern durch seinen Tod komplett auslöschen. Kai reagiert zunächst mit ungläubiger Ironie. Helen verblüfft ihn jedoch mit genauen Kenntnissen seines nicht geraden Lebenslaufes.

Helen erzählt den erfreuten Kai, dass sein großer Wunsch, einen Bestseller mit dem Roman „Midas“ zunächst in Erfüllung gegangen ist. Dieses Buch voller Gewalt und Obszönität bleibt sein einziger internationaler Erfolg mit traurigen Folgen. Viele junge Menschen haben sich nach dem Lesen dieses Romans die beschrieben Gewaltexzesse als Vorbild genommen, erst danach kam es auf die „schwarze Liste“. Hier begibt sich Autor Markus Veith in eine ziemlich kontroverse Debatte über „fiktionale Gewalt“. Schon zu Beginn ist ein kleiner Ausschnitt aus „Helter Skelter“ von den Beatles zu hören und im Stück sagt Helen dazu, dass dieses Lied Charles Manson zu seinen Morden angestiftet hätte. Schön und gut, würde dies bedeuten, dass auch „Helter Skelter“ auf eine Schwarze Liste gehört? Was wäre dann mit den „heiligen Büchern“, auf die sich so viele Täter bei ihren Morden und anderen Untaten berufen?

Helen spielt eine ähnliche Rolle, die früher in den griechischen Tragödien dem Orakel vorbehalten war. Sie weiß über die Zukunft und informiert den unfreiwilligen Fragesteller. Ob Kai nun mit diesem Wissen, seine und damit Helens Zukunft beeinflusst, bleibt offen. Denn das bleibt die Frage: Ist meine Zukunft determiniert oder kann ich durch meinen freien Willen die Zukunft selber gestalten?

Das Spiel zwischen Sandra Wickenburg als Helen und Lars Lienen als Kai nimmt im Laufe des Abend deutlich an fahrt und Intensität zu. Lienen mimt den locker, oberflächlich coolen und abgeklärten Kai mit Spielwitz, bis zu Ende hin die Fassade bröckelt.

Wickenburg spielt den gebrochenen , sensiblen und am Anfang etwas unsicheren Typ der Helen mit all ihren kleinen Aggressions-Ausbrüchen eindringlich und glaubhaft.

Ein unterhaltsamer zugleich aber auch nachdenklicher Theaterabend.

Am Sonntag, den 29.03.2015 ist um 18 Uhr noch einmal Gelegenheit, sich dieses interessante Schauspiel anzusehen.

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