Female Splatter – Opfer oder Täterin?

In der Gesellschaft wird männliche Toxizität bereits benannt und angeprangert. Doch was ist mit weiblicher Toxizität? Sind Frauen als Chefin oder Regisseurin anders oder behandeln sie ihre KollegInnen und BefehlsempfängerInnen genauso schlecht wie manche (nicht alle) Männer. Das Stück „Female Splatter“ beschreibt die versteckten und subtilen Formen der Ungleichheit, vor allem in Kulturbetrieben. Stutenbeißen par exellence. Ein Bericht von der Premiere am 11. Februar 2023 im Theater im Depot.

Die arme Sandra Wickenburg. Die Schauspielerin war in diesem Stück der Punchingball für die „künstlerischen Visionen“ eines Regisseurs und später einer Regisseurin. Sie musste das „Gretchen“ aus Goethes „Faust“ auf Ansage in immer absurderen Formen spielen. Ob mit Kussmund oder als Mann gespielt, es gab nichts, was der Regie nicht einfiel. 

Gab es Unterschiede in der Behandlung? Nein, bei beiden wurde mehr oder weniger offen angesprochen, dass sie (also Sandra) doch froh sein solle, dass sie für diese Rolle besetzt würde.  Der Begriff „weibliche Toxizität“ wird oft verwendet, um negative Verhaltensweisen oder Einstellungen zu beschreiben, die Frauen gegenüber anderen Frauen oder gegenüber Männern zeigen können. Es bezieht sich auf toxische Verhaltensweisen, die speziell von Frauen ausgehen und die darauf abzielen, andere Frauen zu manipulieren, zu demütigen oder zu isolieren.

Ein weiteres wiederkehrendes Element war das „Quiz“ an dem gefragt wurde, welche „Alice“ hat es gesagt. Die Auswahl war zwischen Alice Weidel, Alice Schwarzer und Alice (im) Wunderland. Dabei fiel die Zuordnung nicht schwer, welche Alice sich für Frauenrechte einsetzt und welche Alice eher weniger.

In der Produktion von 4.D spielten neben der bereits erwähnten Sandra Wickenburg noch Cordula Hein, Birgit Götz und Pia Wagner mit. Da Götz vom Tanz und Wagner vom physical theatre kommt, gab es einige schöne Choreografien zu bewundern. Wie das Laufen auf Pumps oder eine Runde Dressurreiten.

Dank des Umbaus im Theater im Depot konnte die Produktion auch in einem besonderen Format durchgeführt werden.  Das Publikum saß im hinteren Bereich, die Sitzreihen in U-Form angeordnet, auf seiner Seite eine riesige Leinwand (für die Videos war Kathlina Reinhardt). So war der direkte Kontakt der Schauspielerinnen zum Publikum gegeben.

Der einzige Wermutstropfen ist, dass „Female Splatter“ (Regie: Swentja Krumscheidt) leider nur zweimal im Depot laufen durfte. Ich hoffe doch sehr, dass es Möglichkeiten gibt, dieses Stück an anderen Orten aufzuführen. Denn es lohnt sich. Alle vier Frauen zeigen eine unglaubliche Bühnenpräsenz.

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