Die wahre Geschichte der Maueröffnung

Andreas Beck erzählt im Solo-Stück „Helden wie wir“, wer für die Maueröffnung vor 30 Jahren wirklich verantwortlich war. Kleiner Spoiler: Es war nicht David Hasselhoff.

„Helden wie wir“: Thomas Brussig erzählt die legendär-satirischer Geschichte des DDR-Bürgers und Versagers Klaus Uhltzscht, der seinem Minderwertigkeitskomplex mit umso ausgeprägterer Phantasie, Hang zum Größenwahn und zu sexuellen Perversionen begegnet – von 1968, dem Tag der Niederschlagung des Prager Frühlings, bis zum 9. November 1989, dem Tag, an dem er mit heruntergelassener Hose vor der Mauer steht… Hat Uhltzscht persönlich die Mauer zum Einsturz gebracht hat? Premiere ist am kommenden Samstag, 9. November, um 20 Uhr im Studio des Schauspiel Dortmund.

Ars tremonia nutzte die Gelegenheit, mit Andreas Beck über das Stück und seine eigenen Erfahrungen beim Mauerfall zu sprechen.

Ars tremonia: Andreas, wo hast du den Mauerfall erlebt? 

Andreas Beck: Auf der Bühne. Ich habe damals in Eisleben gespielt und zwar das Rock-Musical „Paul Panke“ von der Gruppe “Pankow”. Wir kamen nach dem Schlussapplaus umgezogen und abgeschminkt in die Kantine, da kamen uns die Bühnentechniker entgegen und sagten: „Die Mauer ist offen, die Mauer ist weg“. Das war recht seltsam, denn die Kantine war gleichzeitig für die Besucher geöffnet und man saß abends mit ganz vielen Leuten zusammen, die man gar nicht kannte. Es war eine seltsame Stimmung. Auf der einen Seite Euphorie, es gab aber auch Leute, die fast kollektiv geheult hätten. Die sagten: „Das kann doch nicht wahr sein, jetzt ist alles vorbei.“ Ich gehörte mehr zur euphorischen Gruppe.

Andreas Beck spielt den Mauerhelden Klaus Uhltzscht in "Helden wie wir". (Foto: © Birgit Hupfeld)
Andreas Beck spielt den Mauerhelden Klaus Uhltzscht in „Helden wie wir“. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Das Stück basiert auf dem Buch, es ist eine Bearbeitung von Peter Dehler. Der Roman war im Osten ein großer Erfolg. Dann entstand dieses Bühnenstück als Monolog, das wird dann landauf, landab aufgeführt.

Ars tremonia: Warum wurde das Buch im Osten so ein Erfolg?

Andreas Beck: Das Buch wurde zum Erfolg, weil es relativ nah dran war. Es war das erste Buch, was sich satirisch mit der Sache befasste. Fernab von jeglicher Ostalgie. Sondern es versuchte eine Biografie zu erzählen, wie sie recht alltäglich war. Nämlich von den Kindern, die in der DDR geboren wurden und dort aufgewachsen sind, und die in der Tat der Meinung waren, auf der richtigen Seite geboren worden zu sein. Im Text heißt es: „Da wo ich bin, wollen die anderen erst hin.”

Ars tremonia: Was macht die Faszination aus, dies als Solostück zu spielen? 

Andreas Beck: Es ist eine Faszination, die anderen Figuren mitzugestalten. Andererseits gibt es auch Tonaufnahmen, die wir von Kollegen dabei haben. Es hat auch einen Reiz für das Publikum etwas alleine zu machen. 

Ars tremonia: Was macht das Stück für Westler interessant? 

Andreas Beck: Ich hoffe erst mal, dass es viel zu lachen gibt, weil das Stück auf viele Pointen hat, die diesseits und jenseits der Mauer zu verstehen sind. Es ist auch ein bisschen versaut, das hat auch was mit dem Osten zu tun. Weil der Osten auch wirklich versauter war, beispielsweise gab es FKK Strände. Da war der Umgang mit solchen Schweinereien ein wenig lockerer als in der verklemmten BRD. Ich habe das schon mal gespielt vor 25 Jahren und war etwas erschrocken, als ich den Text dann wieder hochgeholt habe. Wo man in der heutigen Zeit von Gender und Triggerwarnungen etwas Skrupel hat und denkt “Kann man das heute überhaupt noch so machen?“

Aber eigentlich bin ich der Meinung, dass es 30 Jahre nach dem Mauerfall kein Westen und Osten mehr geben sollte. Wir sollten uns als Gesamtdeutsche oder wie man nennen sollte, begreifen. Für Leute, die im Westen groß geworden sind, könnte es interessant sein, zu sehen, wie eine so eine Biografie ausgesehen  hat.

Ars tremonia: Ist die Biografie von Klaus Uhltzscht eine realistische?

Andreas Beck: Es ist natürlich Literatur und auch Kunst. Daher ist das Buch in keinster Weise autobiografisch, sondern eine erfundene Biografie. Es heißt im Text: „Als dann 750. 000 Menschen auf dem Alexanderplatz stehen und demonstrieren, sagt er: „Haben sie nicht alle ihre Zeit sinnvoll in irgendwelchen Arbeitsgemeinschaften verbracht, sind sie nicht alle ins Kinderferienlager gefahren, haben sie nicht alle das Lied vom “kleinen Trompeter“ gesungen, sind sie nicht alle vorm Fernseher vor Dagmar Frederic geflüchtet?“ Die Biografien hatten schon Ähnlichkeiten im Osten. In der Schule, aber schon im Kindergarten ging dieses Indoktrinieren los. Der Staat war wie Mutter und Vater. Er hat versucht, dich immer in eine gewisse Richtung zu erziehen.

Ars tremonia: Was erwartet den Zuschauer?

Andreas Beck: Es ist ein bisschen Stand-up mit Tiefgang. Nicht nur im Sinne von „unter der Gürtellinie“, es gibt auch durchaus ernstgemeinte Sachen. Damit könnte man es am ehesten vergleichen. 

Restkarten für 19 Euro sind noch erhältlich an der Vorverkaufskasse im Kundencenter (Platz der Alten Synagoge), unter 0231/50-27222 und www.theaterdo.de. Weitere Vorstellungstermine sind am 7. und 25. Dezember.

Gerechtigkeit ist die große Frage beim Fotofestival

Zum zweiten Mal nach 2017 findet vom 07.11.2019 bis 24.11.2019 das große f² Fotofestival in Dortmund mit zehn Ausstellungen an neun unterschiedlichen Orten statt. In diesem Jahr ist das Oberthema „Gerechtigkeit“ in all seinen verschiedenen Bedeutungsvarianten.

Gleich mehrere World Press Photo Preisträger*innen stellen auf dem Fotofestival beeindruckende Fotos zu der Thematik aus ihrem individuellem Blickwinkel aus, halten Vorträge, oder bieten Ausstellungsführungen an. Außerdem ist im sweetSixteen Kino (Depot) eine spezielle Filmreihe zu dem Thema „Gerechtigkeit“ an. Am 17. November wird eine Bustour zu vier beteiligten Ausstellungsorten mit Reisebegleitung sowie Kaffee und Kuchen für 15.- Euro angeboten. (Start um 15:00 Uhr am Kulturort Depot/ Ende ca. 19.00 Uhr. Die Vorträge kosten 5,- pro Person.

Für alle Ausstellungen ist der Eintritt frei. Der offene der FREELENS-Regionalgruppe-Ruhrgebiet Stammtisch ist am 13.11.2019 um 19:00 Uhr im Depot ist offen für alle Interessierten und der Eintritt natürlich auch frei. Der Katalog zum Festival ist für 5,- zu erwerben.

Im Kulturort Depot sind gleich zwei Ausstellungen zu bewundern. Mit „Follow the Water“ befassen sich die Fotograf*innen um das brisante und aktuelle Thema „Wasser und Gerechtigkeit“.

Das Organisationsteam des zweiten Fotofestivals in Dortmund hoffen auf starkes Interesse.
Das Organisationsteam des zweiten Fotofestivals in Dortmund hoffen auf starkes Interesse.

Wasser ist der wichtigste Lebensspender und wird gleichzeitig durch unsere moderne Lebensweise immer mehr zur Bedrohung. Der Meeresspiegel (Schmelzen der Pole, Klimawandel) steigt, und viele Gebieten sind von Überschwemmungen bedroht . Sie werden wohl in absehbarer Zeit von Bildfläche verschwinden. Andererseits leiden andere Gebiete unter zunehmender Dürre, die ihre Lebensgrundlage zerstört.

Einen speziellen Dortmund-Bezug liefert die Fotografin Julia Unkel mit „255,736 μg“. Dabei geht es um den schon etwas vergessenen „PCB-Skandal“ um den Dortmunder Hafen. Das Problem mit seinen Folgen ist aber nicht verschwunden

Unter den Titel „Über leben – 40 Jahre Cap Anamur“ gibt der Fotograf Jürgen Escher sensible (fotografische) Einblicke in die Nothilfearbeit der „Cap Anamur“ . Über 34 Jahre hat er diese begleitet. Die älteren Fotografien noch in Schwarz-weiß, die neueren in Farbe.

Möglichst viele, politisch wie auch fotografisch interessierte Personen sollen durch das Fotofestival angesprochen werden, so Peter Lutz vom Veranstalter-Team Depot e.V. .

Vom 07.11.2019 bis zum 10.11.2019 sind einige Eröffnungstermine an verschiedenen Orten:

Kulturort Depot: Donnerstag, den 07.11.2019

„Follow the water“ sowie „Über Leben“ um 19:00 Uhr.

Fachhochschule Dortmund/ Brückstr. 64: Freitag, den 08.11.2019

INCONDITION (Bedingungen für Einschätzung von Gerechtigkeit) um 18:00 Uhr

Technische Universität Dortmund/ Dortmunder U: Freitag, den 08.11.2019 1

Gerechtigkeit – ein Bilddialog über Viel und Wenig um 19:30 Uhr

Projektraum Fotografie : Freitag, den 08.11.2019

Joanna Kischka (Gerechtigkeit, Polen) um 21:00 Uhr

44309 Street/ Art Gallery: Samstag, den 09.11.2019

Improving Reality um 19:30 Uhr

Hoesch- Museum: Sonntag, den 10.11.2019

Die Hoesch-Fraueninitiative um 11:00 Uhr

Folkwang Universität der Künste / Kunsthaus Essen: Sonntag, den10.11.2019

Made in… um 16:00 Uhr.

Bei Fragen rund um das Festival wenden Sie sich bitte an das Festivalbüro im Kulturort Depot (Immermannstr 29, 44147 Dortmund) oder informieren sich über den an verschiedenen Kulturorten ausliegenden Flyer.

Fon: 0049 (0)231 900 806 oder info@f2-fotofestival.de

Heidi – Der Berg ruft!

„Heidi“, Geißen, Gipfel, Sensationen lautet der Titel der neuesten Theaterproduktion vom Theater im Depot. Die klassische Vorlage des Romans von Johanna Spyri erfährt eine fulminante Überarbeitung durch Regisseur und Autor Stefan Keim.

Der Plott der bekannten Erzählung bleibt im Grunde erhalten. Die junge Heidi wird von ihrer Tante Dete zum Öhi auf die Alm abgegeben. Sie hat Arbeit in Frankfurt gefunden und kann sich um das Kind nicht mehr kümmern. Der Öhi gilt allgemein als ungesellig und etwas sonderlich. Heidi hat jedoch ein sonniges Gemüt und kommt gut mit dem Großvater klar. Erleichtert wird die Eingewöhnung durch den Geißenpeter und einige Ziegen, die zu hüten sind. Nach einiger Zeit erscheint Dete wieder auf der Bildfläche und nimmt Heidi mit nach Frankfurt, um sie als Kameradin der behinderten Klara einzusetzen. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten arrangiert sich Heidi mit den Gegebenheiten, vermisst jedoch das freie Leben auf der Alm. Nach einiger Zeit in der fremden Stadt wird sie vor Heimweh krank und kann kurz darauf in die Berge zurück. Nun muss sie allerdings Klara zurücklassen, was Heidi auch nicht leicht fällt. Nach einigen Monaten kommen Klara und deren Großmutter Frau Stresemann zu Besuch auf die Alm. Durch gute Bergluft und eine Eifersuchtstat des Geißenpeters schafft es Klara auf der Alm wieder laufen zu lernen.

Stefan Keim beginnt sein Stück mit einer Szene im Reisebüro. Ein Paar sucht einen Urlaubsort der beiden zusagt. Nach längerem Hin und her entscheiden sie sich fürs „Heidiland“. Inklusive Alphornklängen und Geißenkuscheln. Im Hintergrund ist eine Alpenkulisse auf eine Videowand projiziert. Hier schallen schon die ersten Lacher des Publikums Richtung Bühne. Danach beginnt die Erzählung über Heidis Abenteuer.

Vorbei mit der Alpenromantik! In Frankfurt muss Heidi (Cordula Hein, mitte) lernen wie man mit Messe und gabel isst. Angeleitet von Frl. Rottenmeier (Sandra Wickenburh) und Klara (Thorsten Strunk). (Foto: © Anja Cord)
Vorbei mit der Alpenromantik! In Frankfurt muss Heidi (Cordula Hein, mitte) lernen wie man mit Messe und gabel isst. Angeleitet von Frl. Rottenmeier (Sandra Wickenburg, links) und Klara (Thorsten Strunk). (Foto: © Anja Cord)

Die drei SchauspielerInnen Cordula Hein (Heidi/Arzt), Sandra Wickenburg (Der Öhi/Fräulein Rottenmeier) und Thorsten Strunk (der Geißenpeter/Tante Dete/Klara/Großmutter) besetzen alle vorkommenden Rollen. Mit Bravour wechseln sie in kürzester Zeit Outfit und Haltung um in die jeweils nötige Rolle zu schlüpfen. Besonders witzig und toll inszeniert ist der Auftritt der Herde, ebenfalls genial durch die drei Schauspieler dargestellt. Beinah jede Szene brachte das Publikum zum Kichern. Die Tiere stehen auf einer leicht schrägen Fläche und kommentieren alle Vorkommnisse auf der Alm. Dabei verhalten sie sich wie Nachbarn die sich über den Gartenzaun oder aus dem Fenster heraus miteinander unterhalten. Klatsch und Tratsch des Tages werden kommentiert. Kreativ unterhalten sie sich durch Muuhs und Määhs, variieren den Tonfall und beschreiben damit alles was Sie bewegt. Als Übersetzungshilfe für das Publikum wird der ausführliche Text, man glaubt ja nicht wie geschwätzig so eine Herde sein kann, im Videobild aufgeschrieben.

Die aktuelle Heidi ist ein aufgewecktes Kind, mit einem heiteren Gemüt und einem positiven Blick auf die Menschen. Sie lässt sich auch vom Großvater nicht einschüchtern der bei ihrem ersten Auftauchen mit einer Axt auf sie und ihre Tante losgeht. Sandra Wikenburg verkörpert den Öhi genauso glaubwürdig wie die Rolle des geifernden Fräulein Rottenmeier. Thorsten Strunk stellt so viele Figuren da, das er kurzfristig im Ablauf der Handlung auf der Bühne vom Geißenpeter zur Klara mutiert.

Mit neuen Texten versehen geben die Akteure zwischendurch kurze Gesangseinlagen, wie zum Beispiel zu „La Montanara“ oder „Frankreich, Frankreich“ von den Bläck Föös umgedichtet in „Frankfurt, Frankfurt“. Auch das klassische Titellied zum Film Heidi durfte natürlich nicht fehlen.

Die Dialoge sind spritzig, Ironie tropft aus jeder Szene und es tut gut, wenn alles mal nicht so ernst genommen wird

Das begeisterte Publikum belohnte die Darsteller mit anhaltendem Applaus.

Die nächsten Vorstellungen sind am 8. Und 9. November, jeweils 20h, am 10. November um 16h und am 22. Und 23. November wieder um 20h.

Tänzerische Läuterung

Xin Peng Wangs zweiter Teil der „Göttlichen Komödie“ von Dante führt uns auf den Läuterungsberg.

Mit dem Stück „Die Göttliche Komödie II: Purgatorio“ entführt uns Ballettdirektor Xin Peng Wang erneut in die Welt des italienischen Dichters Dante Alighieri (1265–1321). Nach dem ersten Teil, dem Inferno, muss sich unser Held Dante dem Fegefeuer stellen und den Läuterungsberg erklimmen. Ein Premierenbericht vom 02. November 2019.

Sehr eindrucksvoll startet das Stück. Auf einem Berg von Knochen sitzt die Mezzosopranistin Clara Pertuy und singt das sentimentale „Whoever You Are Come Forth“ von Kate Moore. Das ist gleichzeitig eine Reminiszenz an die Belgrader Künstlerin Marina Abramovic, die 1995 eine ähnliche Performance gegen den Bürgerkreig im ehemaligen Jugoslawien organisiert hat. Es ist immer wieder faszinierend, welche wunderbaren Bilder Xin Peng Wang auf die Bühne des Theaters zaubert. Beispielsweise, wenn eine Gruppe von Sündern im hinteren Bereich verharrt und es aussieht, als ob sie im Hintergrund verschwimmen. Oder am Ende, als die Wollüstigen gereinigt werden, indem sie in einer riesigen Flammenwand brennen und in Rauch aufgehen. Dabei macht Xin Peng Wang in seiner Interpretation deutlich: Die Hölle ist kein echter Ort, sie ist eher in uns selbst. Wenn wir uns mit unseren Lügengebilden, Eitelkeiten und Narzissmus die eigene Hölle bereiten. Daher können an diesem Abend alle theologischen Überlegungen ad acta gelegt werden, denn plötzlich hat man im Stück das Gefühl es regnet in der Hölle.

Dante (Javier Cacheiro Alemán) in den Fängen der Versuchungen. (Foto: © Maria-Helena Buckley)
Dante (Javier Cacheiro Alemán) in den Fängen der Versuchungen. (Foto: © Maria-Helena Buckley)

Im Mittelpunkt des Geschehens waren Dante (Javier Cacheiro Alemán) und sein Begleiter Vergil (Dann Wilkinson). Doch eine beeindruckende Leistung bot vor allem Guillem Rojo i Gallego als „Erzengel“, der mit seinen Tanzbewegungen die macht des Engels unterstrich.

Ein bedeutender Faktor in der Inszenierung war die Musik. Hier hatte Xin Peng Wang erneut passende Musik ausgewählt. Sehr faszinierend war die deutsche Erstaufführung von „Become oceans“ von John Luther Adams. Das Stück ist stark von den Klängen der Natur inspiriert und imitiert das An- und Abschwellen einer riesigen Welle im Ozean. Dazu kamen Werke von Kate Moore, die im Bereich der minimal music komponiert und Pascal Sevajols, dem Korrepetitor am Ballett Dortmund. Die Musik kam natürlich nicht vom Band, sondern wurde live gespielt von den Dortmunder Philharmonikern unter der Leitung von Philipp Armbruster. Tänzer und Musiker haben an diesem Abend eine großartige Leistung vollbracht.

Der Abend ist kurz (75 Minuten), aber er lohnt sich. Die Musik passt ideal zu den Tänzern und dem Geschehen auf der Bühne. Die Tänzer selbst zeigen einen großen Einsatz. Zeitgenössisches Ballett wie es sein sollte.

Mehr Infos und Karten unter www.theaterdo.de

Spotlight für Rosa Fehr-von Ilten

Die Produzentengalerie in der Arneckestraße 42 stellt in ihrem Programm “Spotlight” eine Künstlerin oder einen Künstler in den Vordergrund. Vom 03. November bis 10. November 2019 stellt Rose Fehr-von Ilten insgesamt 17 Arbeiten aus.

Im Mittelpunkt stehen Arbeiten von 2013 bis 2019, Fehr-von Ilten zeigt zehn Bilder und sieben Zeichnungen. Darunter ältere Arbeiten wie die Zeichnungen aus dem Rombergpark, aber auch Werke aus der Marina-Serie, bei der die Künstlerin einen eigenen Blick auf die Hafenszenerie wirft.

Fehr-von Ilten ist fasziniert von der Vergänglichkeit, sogenannten Lost Places oder Abrisshäusern, in denen sie ihre Motive findet. Dabei sucht sie die Orte nicht gezielt auf. „Ich sehe mit dem Blickwinkel einer Ethnologin”, erzählt sie, „ich entdecke die Motive mehr zufällig in meiner gewohnten Umgebung.”

Rosa Fehr-von Ilten vor ihren Arbeiten "Gestreiftes Tuch", "Rosa Tuch" (beide links) und "Ofenklappe".
Rosa Fehr-von Ilten vor ihren Arbeiten „Gestreiftes Tuch“, „Rosa Tuch“ (beide links) und „Ofenklappe“.

So entstand das Bild “Ofenklappe”, das die Künstlerin in einem Abrisshaus entdeckte und ein vergessener Schaukasten im ehemaligen Museum am Ostwall wird zum “Mauerloch altes Museum Ostwall”.

Zu sehen sind die Arbeiten Donnerstag, Freitag und Samstag von 16 bis 19 Uhr sowie Sonntag von 15 bis 18 Uhr, Die Vernissage ist am 03. November um 15 Uhr.

Dortmunder Kurzfilmfestival – Keine Zeit für lange Filme

Das 19. XXS Dortmunder Kurzfilmfestival im Roxy wurde wieder souverän durchgeführt von Studierenden der Medienakademie WAM. Am 26. Oktober waren zehn Filme aus unterschiedlichen Genres am Start.

Die Filme stammten nicht nur aus verschiedensten Genres, sondern wiesen auch eine unterschiedliche Qualität auf. Beim ersten Kurzfilm “Ania” über ein Mädchen mit Asperger-Syndrom und ihre Beziehung zu einem Hund hatte ich das Gefühl, dass das gezeigte nur ein Ausschnitt aus einem längeren Film gewesen sei. Viel zu wenig erklärt und das Ende kam völlig abrupt.

Besser machte es der chilenische Animationsfilm “La chica del vestido rojo y sombrero amarillo” Hier träumt der Titelheld von einer jungen Frau im roten Kleid und gelben Hut. Er selbst ist aber bereits älter und mit einer gleichaltrigen Frau verheiratet, die nicht mit der Traumfrau zu tun hat. Oder etwa doch?

“Hush up” ist ein sehr witziger bis zynische Film über einen Jäger, der statt Wild einen Menschen erschießt und verzweifelt versucht, die Leiche loszuwerden.

“Next door” war der komödiantischste Film. Hier geht es um einen Typen, der nackt von seiner Freundin aus der Wohnung geschmissen wird und sein Glück an der nächsten Tür bei der Nachbarin versucht. Das führt wiederum zu weiteren Komplikationen.

Ein sehr berührende Film ist “Miedos”. Hier fürchtet sich ein kleines Mädchen vor einer alten Frau, die im Kleiderschrank haust. Sind das nur Spinnereien oder steckt da mehr hinter? Einer meiner persönlichen Favoriten des Abends neben “Next door”.

Im italienischen Beitrag “Il tratto” trifft ein introvertiert Junge auf einen Künstler aus dem Senegal, der ihm das Zeichnen beibringt. Doch im Italien der Salvini-Ära sind Flüchtlinge nicht gern gesehen.

“Trois francs six sous” ist ein französischer Animationsfilm, der in er Zeit der deutschen Besatzung spielt. Bauer Marcel versucht mit Lebensmitteln die hungernden Menschen zu helfen, was aber zu Ärger führt.

Die Medienakademie WAM organisierte das Dortmunder Kurzfilmfestival in gewohnt professioneller Manier.
Die Medienakademie WAM organisierte das Dortmunder Kurzfilmfestival in gewohnt professioneller Manier.

Einen weiteren Beitrag aus dem Horror Genre bot “Hunting fever”. Etwas zu klischeehaft ausgeführt, dreht sich die Geschichte um ein Mann, dessen Auto liegengeblieben ist und der Hilfe in einem Bauernhof sucht.

Zu langatmig ist “Good Luck” ausgefallen. Die Geschichte von Tom, der sich durch einen Lottogewinn verändert und zwar alles “gut meint”, aber nicht gut macht und damit sein persönliches Glück aufs Spiel setzt, ist nicht sehr spannend erzählt.

Der letzte Beitrag “Verstehen statt Vergelten” ist in meinen Augen kein Kurzfilm, sondern eine (löbliche) Werbung für das Konzept der “restaurativen Gerechtigkeit”, bei dem Opfer und Täter in einen Gespräch kommen können. In Belgien wird dies bereits erfolgreich durchgeführt. Mit dabei sind zwei Bekannte aus dem Kinder und Jugendtheater: Ann-Kathrin Hinz und Thorsten Schmidt.

Die Jury hatte nun die schwierige Aufgabe, drei Filme zu benennen, die den Kurzfilmpreis bekommen sollten. In der Jury saßen Kerstin Thielemann, Heinz Dietz und Volkan Isbert.

Den dritten Platz belegte “Il tratto”, den zweiten Platz “Miedas” und den ersten Platz sicherte sich “La Chica del vestido Rojo Y Sombrero amarillo”. Den Pulblikumspreis räumte ebenfalls “Il tratto” ab.