Schlagwort-Archive: artscenico

Die Sprachgewalt des Sportreporters

Mit „Sport“ verwandelt artscenico am 25.06.2016 um 20 Uhr das Theater im Depot in eine Sportreporterkabine. Elisabeth Pleß, Sandra Wickenburg und Matthias Hecht werden live die Kommentare von Sportreportern wiedergeben. Am Live-Mischpult wird Rolf Dennemann sitzen.

Sportkommentatoren haben manchmal ja etwas unfreiwillig komisches, denn sie müssen spontan auf ein plötzliches Ereignis reagieren,wenn beispielsweise ein Tor quasi aus dem Nichts fällt. Diese komplette Unberechenbarkeit hat Dennemann fasziniert und nach monatelanger Fernsehrecherche legt er nun mit seinen Mitstreitern ein Programm vor. „So einen Jux haben wir uns noch nie erlaubt“, erklärte er.

Die Reportagen stammen nicht nur vom Fußball, sondern auch von exotischeren Sportarten wie Sumoringen oder Pferdesport.

Neben der Premiere am 25.06.2016 wird das Stück noch am 17.09. 2016 aufgeführt.

Messe mit Kuschelfaktor

Lim Huynijn bei der Stuhlperformance. (Foto: © Rolf Dennemann /artscenico)
Lim Huynijn bei der Stuhlperformance. (Foto: © Rolf Dennemann /artscenico)

Nein, „Die Messe“ von artscenico, die am 27. Mai 2016 im Theater im Depot abgehalten wurde, war keine katholische noch war sie sonst ein erkennbarer Gottesdienst. Aufbauend auf das Vorgängerstück „Missing Link“ rückte Rolf Dennemann, der kreative Kopf hinter artscenico, die besondere Form des Kultes in den Vordergrund von Schauspiel, Musik und Tanz.

„Im Kult betritt der Mensch eine Sphäre, die sich deutlich vom Alltagsleben abhebt“, so Wikipedia zum Stichwort „Kult“. Der Besucher wurde durch eine Kickboxerin (Virginia Gomez) empfangen, die inmitten des Publikums ihre Übungen absolvierte.

Zu den Inhalten eines sakralen oder auch säkularen Kultes gehören Dinge wie Rituale, Opfer, Mahlzeit und in der „Messe“ eine Form der Beichte. All das wurde in einer abstrahierten, aber dennoch erkennbaren Weise aufgeführt. Gebärden, Bewegungen waren wiederzuerkennen. Natürlich darf bei einer kultischen Handlung Musik und Tanz nicht fehlen. Die Musik kam entweder aus Lautsprechern oder wurde von Patricia Bailey live mit Chor gesungen, unter anderem „Kehr ein bei mir“ von Friedrich Rückert.

Im Mittelpunkt des Stückes standen aber Elisabeth Pleß (Performance) und Lim Hyunjin (Tanz). Die Verschmelzung zwischen Schauspiel und Tanz war ein wesentliches Element des Stückes. Hier ergänzte die Schauspielerin die Tänzerin und umgekehrt. Generell wurde nicht viel gesprochen, außer bei einer Art „Bekenntnis“ oder „Beichte“.

Schöne Idee: Um das Gemeinschaftsgefühl zu heben, wurden unter der Losung „Deutschland ist unterkuschelt“ Stofftiere ans Publikum verteilt, die unter der Aufforderung „Bitte kuscheln Sie jetzt“ benutzt werden sollten.

Insgesamt ist „Die Messe“ in keinster Weise irgendein Tabubruch und Gläubige, egal welcher Konfession, werden sich nicht daran stören. Anders formuliert: „Die Messe“ ist für Gläubige und Ungläubige gleichermaßen einen Besuch wert.

Theatrale Rituale

Mit dem Stück „Die Messe“ führt artscenio, unter der Leitung von Rolf Dennemann, nach „Missing Link“ das Publikum weiter in Richtung archaisches Theater. In der Verbindung zwischen Tanz und Schauspiel finden sich die Zuschauer in einer surrealen Messe wieder, deren Rituale sich an religiösen Praktiken anlehnt, aber einer klaren Zuordnung verweigert. Die Premiere ist am 27. Mai 2016 um 20 Uhr im Theater im Depot.

Was erwartet den Besucher? Das Stück inszeniert eine Messe, in der vielleicht manches bekannt vorkommt, aber theatral aufbereitet und liturgisch verfremdet wird. „Es ist kein Gottesdienst“; stellt Dennemann aber sofort klar. „Das Publikum soll nicht aktiv machen.“ Dennoch werden eifrige Kirchengänger sicher das eine oder andere Deja-vu-Erlebnis haben, denn das lautmalerische Sprechen, das besondere Licht und die spezielle Musik sind auch Elemente, die in Gottesdiensten oder anderen rituellen Handlungen vorkommen.

Eine wesentliche Funktion haben die Schauspielerin Elisabeth Pleß, die schon in verschiedenen Produktionen von artscenico mit dabei war. Für die Tänzerin Lim Huynijn ist es die artscenico-Premiere. Dazu kommt Gesang aus dem Publikumsraum von Patricia Bailey mit Chor und selbst Kampfsportelemente dürfen nicht fehlen.

In Gottesdiensten herrscht meistens ein heiliger Ernst vor, den möchte Dennemann aber vertreiben. „Das Stück ist nicht frei von Humor, das geht bei mir auch gar nicht anders.“

50 Menschen verwandeln sich in ein Kunstwerk

Elmar Steinborn (Sparkasse Dortmund) und Rolf Dennemann (artscenico) freuen sich auf viele Besucher.
Elmar Steinborn (Sparkasse Dortmund) und Rolf Dennemann (artscenico) freuen sich auf viele Besucher.

Bereits in früheren Zeiten wurden bereits Menschen ausgestellt. Als „Freaks“ oder „Sonderlinge“. Vor hundert Jahren beispielsweise gab es „Negerdörfer“ im Fredenbaumpark, wo Ureinwohner der Deutschen Kolonien den gaffenden Zuschauern präsentiert wurde. In der Produktion von artscenico sind die Menschen aber keine Zoobewohner, sondern Teil eines Kunstwerkes, also Exponate. Zu sehen ist die Menschenausstellung am 31. Oktober um 20:30 Uhr und am 01. November um 18:00 Uhr in der Halle des Depots.

„Es ist leichter ein Museum zu eröffnen, als es am Laufen zu halten“, stellte Rolf Dennemann, der Kopf hinter artscenico fest. Denn wohin mit den Werken, wenn die Sammlung aus allen Nähten platzt? Dennemann präsentiert hier eine Lösungsmöglichkeit: Kunst mit lebendigen Menschen.

Was erwartet den Besucher an den beiden Tagen? Zunächst dürfen die Besucher nicht in den Innenraum, erst nach dem Aufmarsch der „Exponate“. Die Exponate stellen oder setzen sich in ihre Position und zu atmosphärischer Musik und passender Lichtstimmung dürfen die Besucher die Ausstellung betreten. Es ist keine Unterhaltung zwischen Besucher und Exponat gestattet. Die Exponate dürfen sich bewegen, denn „es ist kein Wachsfigurenkabinett“ (Dennemann), müssen aber in ihrem ausgewiesenen Bereich bleiben. Auf der Rückseite der Eintrittskarte sind Nummern angegeben. Wer eine Nummer ankreuzt, erhält ein Postkarten-Set „seines“ Exponates. Nach einer Stunde werden die Besucher wieder gebeten, in den Außenbereich zu gehen und die Exponate verlassen den Innenraum. Danach erst ist ein Gespräch zwischen Besucher und Exponate möglich.

Die 50 Menschen, die sich für diese Veranstaltung bereit erklärt haben, stammen überwiegend aus Dortmund, aber auch aus anderen Orten des Ruhrgebietes oder Köln. Mittels Aufrufe über Medien und Presse, aber auch durch Mund-zu-Mund-Propaganda hatten die Organisatoren die erforderliche Zahl von 50 Teilnehmern bereits im Mai erreicht. Die Teilnehmer sind aber kein Querschnitt der Bevölkerung.

Interessant wird der Ausstellungsbesuch sein, denn dann wird nicht mehr zu unterscheiden sein, wer Besucher und wer Exponat ist. Denn die Exponate sollten sich so kleiden und so gebärden, wie sie es gewöhnlicherweise auch tun. „Doe maar gewoon“, würde der Niederländer sagen. Das sei schwierig. „Authentisch sein, das gibt es eigentlich gar nicht“, erklärt Dennemann.

Der Eintritt beträgt € 10,00/7,00 (ermäßigt).

Einladung zum Adlergang

v.li. Rolf Dennemann, Wolfgang Kienast (Martini), Matthias Hecht mimt Dr. h.c. Loose (Foto: © Anja Cord)
v.li. Rolf Dennemann, Wolfgang Kienast (Martini), Matthias Hecht mimt Dr. h.c. Loose (Foto: © Anja Cord)

artscenico hat zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern aus dem Unionsviertel für das Projekt „Adlergang“ recherchiert und präsentiert nun das Ergebnis: Ein touristischer Spaziergang über die Adlerstraße mit einer Mischung aus Realität und Fiktion auf unterhaltsame Weise. Am Samstag, den 03. Oktober 2015 um 15.00 Uhr ist die Premiere.

Der Gang dauert etwa zwei Stunden. Wolfgang Kienast und Schauspieler Matthias Hecht als „Geschichtsprofessor Dr. h.c. Loose“ starten den Rundgang an der St. Suitbertkirche. Es wird aber nicht wirklich akademisch, die Unterhaltung steht im Vordergrund. Es gibt nur einen groben Rahmen für den Ablauf und natürlich einige Fixpunkte für den Rundgang. Es soll aber auch Raum für spontane Begegnungen und Reaktionen mit Anwohnern geben, Improvisation ist eingeplant.

Rolf Dennemann, der Kopf hinter artscenico, nennt die Idee dahinter, eine Makroansicht der Straße zu skizzieren. „Ich möchte neue Aspekte und Geschichten erzählen, die nicht sofort ersichtlich sind. Die Adlerstraße würde ja in einem Touristenführer nicht vorkommen, hat aber bei genauer Betrachtung viel Potential für unterhaltenden Geschichten.“ artscenico entwickelt solche Parcours seit 1990.

Die Inhalte des Adlergangs wurden in drei Sitzungen mit Anwohnern zusammengetragen. Zu den wahren Geschichten auch erfundene Anteile. „Es wird nicht so sehr über Verschwundenes erzählt sondern Ausblicke und Visionen sollen den Schwerpunkt bilden. Dies immer mit einem Augenzwinkern, weil es könnte ja doch erfunden sein“, erklärte Dennemann.

Bäckerei Hinz hat speziell zu den Adlerrundgängen eine "Adlerschnitte" kreiert, Kuchen mit Nüssen, Marzipan, Rosinen und Schokolade. Beim Rundgang hat die Bäckerei geöffnet. Ein Friseur und der Sariladen werden besucht.

Anmeldungen ab sofort unter: orga@artscenico.de – und

Quartiersmanagement Rheinische Straße, Heinrichstr. 1

Die. 9-13 Uhr + Do. 14-18 Uhr, Telefon: 0231-5337616

www.artscenico.de

Termine:

Samstag, 3. 10 – Premiere 15.00 Uhr

und Sonntag, 4.10. – 15.00

Mittwoch, 7.10. – 18.00 Uhr – die Abendführung

Samstag, 10.10. – 15.00

Sonntag, 11.10. – 15.00 Uhr

Treffen und Beginn des Adlergangs: im Kirchhof der St. Suitbertus.Kirche an der Adlerstraße

Dauer ca. 100 Minuten

Die "Adlerschnitte" wurde extra für den Adlergang kreiert. (Foto: Anja Cord)
Die „Adlerschnitte“ wurde extra für den Adlergang kreiert. (Foto: Anja Cord)

Wie klingt der Markt?

Was wohl in der Tüte ist? Rolf Dennemann wird es beim "Forum Markt" verraten.
Was wohl in der Tüte ist? Rolf Dennemann wird es beim „Forum Markt“ verraten.

Ein Markt hat viele Geräusche. Die Gespräche zwischen Verkäufern und Kunden, das Rufen von Angeboten, das Hin- und Herlaufen zwischen den Ständen. Und es gibt noch vieles mehr. Artscenico präsentiert vom 11. bis zum 13. September 2015 auf dem Vorplatz des Dortmunder U eine performative Installation unter dem Titel „Forum Markt“.

Welchen Sound haben Märkte? Gibt es hörbare Unterschiede zwischen einem Markt in Dortmund oder einen in Riga oder Athen? Für Rolf Dennemann, den Kopf von artscenico haben Märkte eine besondere Funktion: „Sie bieten einen unmittelbaren Kontakt zwischen Käufer und Verkäufer, man kann ein Schwätzchen halten. Dennoch haben es Märkte immer schwerer. „Die Mittelschicht kauft mehr, die armen Schweine eher weniger auf dem Markt“, so Dennemann.

Was ist die „performative Installation“? „Es wird fünf verschiedene Räume geben“, erklärte Dennmann, die in großen Containern beheimatet sind. Die Filmemacher „knallrotfilm“ präsentieren ihre Dokumentation über Märkte. Foto, Film und Sound laden die Besucher ein, Geschichten über Händler und Käufer zu erleben.

Rolf Dennemann präsentiert im „Sounds of markets“ Marktschreier aus Dortmund-Aplerbeck und Soundcollagen aus Spanien, Litauen und dem Ruhrgebiet.

Einen Apfel von einer Birne blind zu erkennen ist noch einfach. Aber der Unterschied zwischen Petersilie und Pastinake zu erfühlen, ist schon schwieriger.

Macht Obst und Gemüse Geräusche? Wenn ja, welche? Im vierten Container findet eine Soundcollage statt, die interessante und spannende Geräusche aufnimmt, die man mit Obst und Gemüse so machen kann: Essen, schaben, kratzen, kauen.

Was darf auf einem Markt nicht fehlen? Der Eiermann. Beim „Forum Markt“ ist sogar die ganze Familie Eiermann anwesend. Vier Schauspieler (Matthias Hecht, Denise Rech, Elisabeth Pleß und Sandra Wickenburg) machen ein kleines experimentelles Stück mit möglicher Beteiligung der Besucher. Machen Sie es sich im Wohnzimmer der Familie Eiermann gemütlich, es gibt sogar etwas zu essen.

Noch etwas typisches für einen Markt: Die Plastiktüten, in der die Ware hineingesteckt wird. In der Mitte des Vorplatzes wird Photini Melatiadis mit 200 dieser kleinen Tüten eine Tanzperformance aufführen.

Die genauen Zeiten:

Freitag, 11.09.2015 18 bis 21 Uhr

Samstag, 12.09.2015 16 bis 20 Uhr

Sonntag , 13.09.2015 16 bis 20 Uhr

Einblicke in Urängste

Gruppenbild mit Stoffente: Elisabeth Pleß, Paul Hess, und Rolf Dennemann. (Foto: © artscenico)
Gruppenbild mit Stoffente: Elisabeth Pleß, Paul Hess, und Rolf Dennemann. (Foto: © artscenico)

Mit dem Stück „Missing Links“ von „artscenico“ zeigte das Theater im Depot kurz vor der Sommerpause ein tiefschwarzen Blick in die menschliche Seele. Elisabeth Pleß, Rolf Dennemann und Tänzer Paul Hess zeigten am 26. und 27. Juni 2015 einen Parforceritt durch weitgehende dunkle Seelenzustände und Ängste.

Es war wohl die eindrucksvollste Szene des Stückes: Pleß klammert sich an Hess und wirkt somit wie ein Alp, den der arme Tänzer mit sich herumschleppen muss. Doch auch andere Szenen hatten viel Kraft, was vor allem an der exzellenten Leitung von Hess lag. Die tänzerischen Bilder, die er entwarf, waren eindringlich und berührend. In einigen Momenten wurde sein Rücken sogar zur Projektionsfläche von kurzen Videoeinspielungen.

Dennemann, der Kopf hinter „artscenico“, arbeitete sich durch die Urängste der Menschheit. Die Angst vor dem „Schwarzen Mann“ oder dem „Butzemann“, die vor allem Kinder plagt, wird aufgegriffen. Neben ziemlich grausamen Grimmschen Märchen wie „Das eigensinnige Kind“ oder „Wie Kinder Schlachtens miteinander gespielt haben“ steht auch beispielsweise Edgar Allen Poes berühmtestes Gedicht „Der Rabe“ oder Kafkas „Verwandlung“ Mittelpunkt des Stückes.

Die Bühne war karg, bis auf den Lichtkreis, der sich nach bedarf hob und senkte. Musik, unter anderem Mozarts Requiem, unterstützte das Stück. Das Ende von „Missing Links“ war wie der Anfang. Am Ende „stirbt“ der Tänzer durch mehrere Schüsse. Ein neuer Kreislauf beginnt.

Modernes Tanztheater trifft auf Schauspiel trifft auf Musik und Video. Auch wenn man die Rollen von Pleß und Dennemann nicht unterbewerten sollte, aber die tänzerische Leistung von Paul Hess stach einfach heraus. Das Stück ist sicher nicht jedermanns/-fraus Sache, aber wer modernen Tanz liebt und einen Einblick in menschliche Ängste bekommen möchte, sollte auf jeden Fall nach den „Missing Links“ Ausschau halten.

Kaleidoskop des menschlichen Lebens

Bereit für die fehlenden Verbindungen: (v.l.n.r.) Elisabeth Pleß, Rolf Dennemann und Paul Hess. (Foto: © artscenico)
Bereit für die fehlenden Verbindungen: (v.l.n.r.) Elisabeth Pleß, Rolf Dennemann und Paul Hess. (Foto: © artscenico)

Die letzte Premiere in der laufenden Spielzeit im Theater im Depot trägt den Titel „Missing links“ und ist ein Tanztheater von artscenico. Rolf Dennemann als Kopf der Produktion steht mit der Schauspielerin Elisabeth Pleß auf der Bühne, während Paul Hess den tänzerischen Teil übernimmt. Die Uraufführung ist am Freitag, den 26. Juni um 20 Uhr, eine weitere Vorstellung findet am 27. Juni 2015 ebenfalls um 20 Uhr statt. Im August gibt es weitere Termine.

„Urängste, Naturgewalten und Kindheitserinnerungen. Was macht das mit den Menschen“, fragte sich Rolf Dennemann und stieg hinab in unser aller Seelenleben, das geprägt ist durch Geschichten, Märchen und Anekdoten, die auch mal ins Grausame abgleiten können.

Um ein passendes Setting für diese Art von Geschichtenerzählung zu schaffen, wird ein Lichtkreis im Zentrum der Bühne stehen. Wie in einem Kaleidoskop werden die Geschichten von Kafka, Poe und weiteren Autoren in Ausschnitten angeleuchtet. „Die Geschichten werden aber nicht aus erzählt“, so Dennemann.

Den tänzerischen Part übernimmt der Essener Tänzer Paul Hess, der bereits in früheren Produktionen von artscenico zu sehen war wie beispielsweise „Feedback“. Denn der Körper kann bestimmte Dinge ausdrücken, die der Sprache fremd bleiben. Auch wenn sich die beiden Schauspieler bewegen werden, gestaltet Hess die tänzerischen Bilder. Dabei will er sich einer Tanzsprache bedienen, die ein reduziertes Bildmaterial benutzt und natürliche Bewegungen fördert. „Es werden Bilder entstehen, die Spaß machen können, aber auch erschrecken“, ist sich Hess sicher.

Wie reagieren die Märkte?

Enten sind bei der Nahrungswahl nicht sonderlich wählerisch, sagt Wikipedia. Ob's bei dieser Ente anders ist? (Foto: © artscenico/Rolf Dennemann)
Enten sind bei der Nahrungswahl nicht sonderlich wählerisch, sagt Wikipedia. Ob’s bei dieser Ente anders ist? (Foto: © artscenico/Rolf Dennemann)

Der Markt scheint ein sensibles Wesen zu sein. Er reagiert empfindlich auf äußere Einflüsse, lebt vom Austausch von Informationen und ohne ihn wären wir ein Stück ärmer. Rolf Dennemann hat sich mit seiner Künstlergruppe artscenico die Mühe gemacht, den Markt zu erforschen. Doch hierbei geht es nicht um den abstrakten „Markt“, der Dax und Co beeinflusst, sondern um die regionalen Wochenmärkte. Genauer gesagt vor allem um den Sound des Marktes: Vom Rascheln der Einkaufstüten über den Stammkundenplausch bis hin zur Wahl der richtigen Kartoffel. Dadurch ist eine kaleidoskopische Anschau des lokalen Marktes entstanden: Mit Soundcollagen, Video-Clips und spontanen Performance-Einlagen. O-Töne und Bilder stammen von Märkten aus Dortmund, Bochum, Essen, Schwerte, Gelsenkirchen, Duisburg und Herdecke.

Seit Anfang 2013 gibt artscenico jungen KünstlerInnen Raum für eigene Entwicklung. Nach dem Wald-Tanz-Projekt „4-rest“ (Photini Meletiadis) und der deutsch-polnischen Kooperation „Schwerindustrie bin ich“ im September, folgt nun die Arbeit von knallrotfilme.de, gegründet von Absolventen der Fachhochschule Dortmund. Wiebke Becker und Maren Heyn und die Fotografin Magdalena Stengel haben sich dem Thema sensibel und engagiert genähert. Herausgekommen sind audio-visuelle Arbeiten, die nun an eigenen Marktständen der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Live-Performance: Unsere Darsteller werden zeitweise die Plätze der Verkäufer einnehmen oder ihnen assistieren. Es werden Ad-hoc-Aktionen entwickelt, ohne direkt in den normalen Ablauf des Marktgeschehens einzugreifen. Auch hier arbeitet artscenico mit neuen Gesichtern wie Marylin Pardo und Sermin Kayik. Dazu laden wir die Schauspieler Matthias Hecht und Elisabeth Pleß, sowie die Sängerin Denitsa Christo ein, sich als Kunden unters Volk zu mischen.

Wann – wo – was?

15.10.2014 – zwischen 10.00 und 14.00 Uhr – Ausstellungs-Installation und Aktionen – Hauptmarkt Dortmund (Hansaplatz)

16.10.2014 – zwischen 16.00 und 20.00 Uhr – Ausstellungs-Installation und Aktionen – Gelsenkirchen-Buer, Feierabend-Markt (Fußgängerzone / Domplatte)

18.10.2014 – zwischen 10.00 und 14.00 Uhr – Ausstellung-Installation und Aktionen – Markt Schwerte

Das Projekt findet 2015 seine Fortsetzung und soll in einer großen Installations-Performance enden, mutmaßlich am und im Dortmunder „U“. Eine europäische Dimension erhält die Aktion durch einen Antrag an die EU mit den Partnerländern Portugal und Litauen. Ziel ist eine „Europäische –Performance und Installations-Symphonie“ mit dem Sound des Europäischen Marktes. Es entstehen Aufnahmen in weiten Teilen Deutschlands, Polens, Litauens, Portugals, Frankreichs und anderen Orten. Teil der Aktion werden Portraits europäischer „Eiermänner“ sein, die überall auf den Märkten zu finden sind.