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Spannende Theaterspielzeit 2017/18

[fruitful_alert type=“alert-success“]Nicht die „Drei von der Punkstelle“, sondern (v.l.n.r.) Andreas Gruhn (Leiter KJT), Schauspielintendant Kay Voges und Generalmusikdirektor Gabriel Feltz.[/fruitful_alert]

Das Theater Dortmund hat am 17.05.2017 im Foyer des Opernhauses das neue Programm für die Spielzeit 2017/18 vorgestellt. Zunächst blickte die scheidende Geschäftsführerin Bettina Pesch zufrieden auf die jetzige Spielzeit mit einer Auslastung von 80 % zurück. Aber es heißt auch Abschied nehmen: Für Jens-Daniel Herzog ist es die letzte Spielzeit als Opernintendant in Dortmund.
Am 24.09.2017 hat die lyrische Komödie „Arabella“ von Richard Strauss unter seiner Regie Premiere. Auch für Kammersänger Hannes Brock ist es seine letzte Saison. Aber davor zeigt er sein großes Können noch einmal beim Musical „Haispray“ (21.10.2017) und bei der Revue-Operette „Frau Luna“ von Paul Lincke (13.01.2018).
Interessant sind sicher auch die lyrischen Szenen „Eugen Onegin“ von Peter Tschaikowsky. Besonders freuen können sich Opernfans sicherlich auf Verdis „Nabucco“ (10-03.2018) unter der Regie von Herzog oder die „Schneekönigin“ als Familienoper von Felix Lange. Mit zwei Galas wird gebührend von Jens-Daniel Herzog und K.s. Hannes Brock Abschied genommen.
Ballettdirektor Xin Peng Wang ließ sich vom 8. Philharmonischen Konzert (wir berichteten) inspirieren und setzt sich mit seinem Ballett mit dem 3. Klavierkonzert von Rachmaninow und Tschaikowskys 6.Sinfonie auseinander. (11.11.2017).
Fantasievoll geht es bei der Choreografie von Mauro Bigonzettis „Alice“ nach „Alice im Wunderland“ zu. (10.02.2017). Zudem werden wieder zwei Internationale Ballettgalas geboten und das NRW Juniorballett zeigt sein Können auf einer „Trans Europa Express“ Tanzreise.
Der Schwerpunkt der Dortmunder Philharmoniker liegt aber in der neuen Spielzeit nach Aussage des GMD Gabriel Feltz auf Werken von Gustav Mahler, darunter die 4. und die 8. Sinfonie. Die bekannten Reihen wie die Wiener Klassik, Konzerte für junge Leute, Kammerkonzerte, Babykonzerte oder das Stummfilm-Konzert („Modern Times“ von Charly Chaplin) werden weitergeführt. Der Jahresbeginn wird mit dem Neujahrskonzert 2018 mit der „Ode an die Freude“ aus Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie gebührend im Opernhaus gefeiert. Am 1.September 2017 können sich Fans der italienischen Oper auf italienisches Flair bei der Sommernacht der Oper : Nessun dorma auf dem Friedensplatz freuen. Ein auch für das jüngere Publikum interessantes Projekt steht am 11.06.2018 mit „Video Game Music in Concert – Synphonic Selections“ auf dem Programm.

Neues aus Ballett und Oper präsentierten Xing Peng Wang (Leiter des Balletts) und Opernintendant Jens-Daniel Herzog.
Neues aus Ballett und Oper präsentierten Xin Peng Wang (Leiter des Balletts) und Opernintendant Jens-Daniel Herzog.

Das Schauspiel Dortmund freut sich mit mit seinem Intendanten Kay Voges, ab dem 16. 12.2017 mit einer Doppel-Premiere Biedermann und Brandstifter (Max Frisch) und Fahrenheit 451 (Ray Bradbury) unter der Regie von Gordon Kämmerer wieder an altbekannter Stelle im Schauspielhaus loslegen zu können. Direkt einen Tag später geht es österreichisch derb mit Werner Schwabs „Übergewicht, unwichtig: Unform“ im Studio weiter. Des weiteren stehen zum Beispiel Anton Tschechows Komödie „Kirschgarten“ (Regie: Sascha Hawemann) auf dem Programm des Studios. Bei der Künstlerkomödie „Der Theatermacher“ von Thomas Bernhard (30.12.17) führt Kay Voges Regie.  Gespannt sein darf man auf „Das Internat“ von Ersan Mondtag  und Alexander Kerlin.  Weitere Stücke befassen sich mit der Gender-Problematik (Orlando) oder den Ursachen trügerischen Erinnerungen bei „Memory Alpha oder die Zeit der Augenzeugen“.
Die renommierte Regisseurin Claudia Bauer setzt sich am 07.04.2017 auf eine neue moderne Weise mit der „Schöpfung“ (nach Joseph Haydn) auseinander.
Freunde der Bochumer Punk-Band „Die Kassierer“ dürfen sich am 26.05.2017 auf deren Punk-Operette „Die Drei von der Punkstelle“ nach Franz Schulz und Paul Frank auf deren Auftritt freuen.
Der Dortmunder Sprechchor ist mit dem Stück „After Life“ vertreten. Projekte wie das „Mundorgelprojekt“ von Tommy Finke werden weiter geführt.
Sehr am Herzen liegt Voges die Schaffung einer Akademie, die sich mit der  Forschung und Entwicklung von Verbindungsmöglichkeiten zwischen Darstellender Kunst und der digitalen Welt befasst. Zu diesem Thema wird auch ein Kongress in Dortmund stattfinden.
Das Kinder-und Jugendtheater befasst sich in  der neuen Spielzeit mit der Identitätsfindung Kinder und Jugendlicher sowie dem übergroßen gesellschaftlichen Druck auf sie in unserer Zeit.
Am 22.09.2017 steht als erstes die „Verwandlung“ nach Franz Kafka unter der Regie von Antje Siebers auf dem Programm. Für die kleinen Kinder ist „Ein König zu viel“  (Gertrud Pigor) auf dem Programm. Als Weihnachtmärchen wird ab dem 10.11.2017 „Der gestiefelte Kater“ aufgeführt. Die Inszenierung „Wertvoll oder Mensch, oder mach was aus dir!“ beschäftigt sich mit der Frage, was den Wert eines Menschen ausmacht.
Jugendclubproduktionen im Rahmen von pottfiction oder Projekte mit Geflüchteten werden laut Andreas Gruhn, dem Direktor des KJT, weiter geführt.

Das umfangreiche Programm der neuen Spielzeit erhalten Sie ab sofort im Dortmunder Opernhaus. Abonnentenkarten gibt es ab dem 26.06.2017.

Kontrastreiches Ballett Programm

Mit der Konzeption „Kontraste“ lud Ballettdirektor Xin Peng Wang zur Premiere am 25.02.2017 drei wegweisende Choreografen unserer Zeit mit ihren Stücken in das Dortmunder Opernhaus.

Den Anfang machte der William Forsythe verpflichtete kanadische Choreograf Richard Siegal und das Dortmunder Corps de Ballet mit der formalistischen Performance „Unitxt“. Mit seiner Plattform „The Bakery“ schuf er schon vor zwölf Jahren in Berlin und Paris die Grundlage für eine innovatives Zusammenwirken von Tänzern, Musikern, bildenden Künstlern, Architekten und Entwicklern von Software.

Bei „Rain Dogs“ von Johan Inger werden zur Musik von Tom Waits Grenzen ausgelotet. (Foto: © Bettina Stoess)

Es werden hier ganz neue Tanzsphären und Tanzräume geschaffen. Er stellt in der Performance die drei Begriffe NOISE/SIGNAL/SILENCE gegenüber und stellt sie provokativ zum Diskurs. Kann es in unsere hektischen Gesellschaft zum Beispiel Räume der Ruhe geben? Als Allegorie darauf ist die elektronische Musik von Carsten Nicolai mit seinen Techno-Klängen gleichmäßig laut und zieht das Publikum in das Geschehen auf der Bühne hinein. Nicolai lässt mit den Klängen an analoge Geräusche denken wie die von Nadeldrucker oder Einwahlmodems. Die Augen wissen nicht, wo sie zuerst hinsehen sollen. Mal sieht man Gruppen-Choreografien, daneben Pas de deux oder Solotänzer/innen.

Die Choreografie „Rain Dogs“ vom Schwedischen Choreografen Johan Inger im Anschluss nach einer Pause ist mehr inhaltlich ausgerichtet. Grundlage der Performance ist die Parabel vom Hund, der an einem regnerischen Tag die Grenzen seines gewohnten Lebensraumes überschreitet und nicht mehr zurück findet. Der Regen hat die Spuren hinweg gespült. Diese Metapher ist Ausgangspunkt für das Corps de ballet, um Beziehungen, Identitäten und Geschlechter auszuloten. Da tragen dann zum Beispiel die Männer auch schon mal Kleider und die Frauen Anzüge. Im Hintergrund erscheinen auf der Leinwand beeindruckende Wolkenkonstellationen zur passenden Musik mit der prägnanten Stimme von Tom Waits.

Nach einer weiteren kleinen Pause kam das extra für das Dortmunder Ballett konzipierte Kreation „Hora“ von dem aus Rumänien stammenden Choreografen Edward Clug zur Uraufführung. Hora ist ein im ländlichen Balkan bekannter traditioneller Rundtanz, der die Tänzer in einem geschlossenen Kreis vereint. Clug geht sozusagen zurück zu seinen Wurzeln. Die Tänzer/innen halten sich an den Händen und machen diagonale Schritte vorwärts und rückwärts.

Ein drehbarer, wellenartiger Rundbogen aus Holz wird später in die Performance integriert. Zunächst sind die Tänzer/innen einheitlich in beige gekleidet und tanzen in verschieden Rundtanzformationen zur ursprünglichen und archaischen Musik vom Balanescu Ensemle. Später löste sich die Gruppenformation auf und in bunterer Kleidung ging es im weiteren Verlauf auch wieder um Beziehungen zwischen den Geschlechtern. Da sitzt etwa eine Frau auf dem wellenartigen Rundbogen und steht zwischen zwei männlichen Konkurrenten.

Mit den drei Beispielen wurde deutlich, welche vielfältigen Möglichkeiten das moderne Ballett bereit hält.

Weitere Informationen und Termine erhalten sie unter www.theaterdo.de

Hoffnung auf Erlösung!?

Faust (Marlon Dino) im Banne von Helena (Lucia Lacarra). Foto: ©Bettina Stöß, Stage Picture
Faust (Marlon Dino) im Banne von Helena (Lucia Lacarra). Foto: ©Bettina Stöß, Stage Picture

Nach „Faust I – Gewissen“ hat sich Ballettdirektor Xin Peng Wang als erster Choreograf nun an „Faust II – Erlösung!“ heran getraut. Er tat dies mit einen auffallend klaren Bezug zu unserer aktuellen globalen Realität. Verzweifelte Flüchtlingen, die um ihr Leben kämpfen und oft genug bei ihren gefährlichen Überfahrten elendig ertrinken. Die Bilder sind uns allen vor Augen. Die Fragestellung in Goethes Alterswerk „Faust II“ ist von nicht nur (gerade) heute von aktueller Brisanz. Schafft es der Einfluss des „Bösen“ (etwa Profitgier auf Kosten anderer, Vergnügungssucht), repräsentiert von Mephisto; den Menschen, in diesem Fall Faust, von dem Weg der selbstbewusst-selbstlosen Mitmenschlichkeit für immer fern zu halten?

Faust gelingt dies erst nach einer langen traumhafte Odyssee durch verschiedene Zeitepochen und und einem ernüchternden Liebeserlebnisses mit der schönen Helena. Erst im hohen Alter und kurz vor seinem Tod überwindet Faust seinen Egoismus. Er hat die Vision, den Meer Land für die Besitzlosen Flüchtenden abzutrotzen und einen Deich bauen zu lassen.

Eine der emotionalen Highlights war die Menschwerdung des „Homunculus“ als Symbol der Entfremdung von der Natur. Diese wurde musikalisch live auf der Bühne vom Cello begleitet.

Eine geniale Idee von Wang war allerdings die Zusammenarbeit mit dem renommierten chinesischen Lichtkünstler Li Hui. Seine gezielt und nicht überfrachtend eingesetzten Lichtinstallationen waren beeindruckend und sorgten mehrfach für einen Wow-Effekt.

So wurde für das Publikum zum Beispiel durch Lasereffekt der Eindruck von „realen Wellen“ auf der Bühne vermittelt, in denen flüchtende Menschen um ihr Leben rangen.

Gelungen war die Darstellung der „Walpurgisnacht“ als Mephistos Traum:. Eine Gesellschaft von als Affen verkleideter Tänzer und Tänzerinnen, die in der Glückswarteschleife eine Dauerparty feiert. Ein Festival mit verschiedenen Musikfragmenten und Musikparodien. Musikalisch wurde „Faust II“ live begleitet von der Dortmunder Philharmoniker und geleitet mit viel Feingefühl von Philipp Armbruster.

Das Zusammenspiel von klassischer und moderner Ballettkunst, gelungener Musikauswahl von Hans Abrahamsen, Lois Andriessen, Lucioan Berio, Michael Gordon, David Lang Pēteris Vasks und den Lichtinstallationen von Hui sorgte ein ganz besonderes emotionales Erlebnis für das Publikum.

Die Beteiligten von der Dortmunder Ballett-Compagnie zeigten wieder einmal ihr Können.

Daneben hatte Wang aber auch glänzende international renommierte Solisten wie Lucia Lacarra als Helena (Margrethe), Marlon Dino als Faust, Dann Wilkinson, Giacomo Altovino als Homunculus und das Sonnenkind Denise Chiarioni für seine Faust II – Inszenierung gewinnen können.

Einen berührenden Auftritt hatte Madita Herzog, die symbolisch stand für alle Kinder, die während ihrer Flucht gestorben sind. Wer denkt da nicht an den kleinen Aylan, der tot an den Mittelmeer-Strand angespült wurde. Was bedeuten uns die Werte-Ideale von Goethe? Ist das sogenannte Abendland und ins besondere die privilegierte reiche Oberschicht bereit, den Schutzsuchenden und der ärmeren Bevölkerung Überlebensräume und Lebensperspektive zu schaffen?

Es war ein ganz besonderes Ballett-Erlebnis.

Informationen zu weiteren Terminen und Karten für weitere Aufführungen unter: www.theaterdo.de

Wissen und Verantwortung

Harold Quintero (Der alte Faust), Dann Wilkinson (Mephisto) & Corps de Ballet ©Bettina Stöß (Stage Picture GmbH)
Harold Quintero (Der alte Faust), Dann Wilkinson (Mephisto) & Corps de Ballet
©Bettina Stöß (Stage Picture GmbH)

Nach dem Handlungsballett „Zauberberg“( Literarische Vorlage von Thomas Mann) hat sich Ballettdirektor Xin Peng Wang mit der Bearbeitung des „Faust I“ (J.W. von Goethe) für seine Company einer weiteren großen Herausforderung gestellt. Die Premiere war am 13. Februar 2016.

Im Laufe der Geschichte der letzten Jahrhunderte haben sich viele Künstler (Schauspiel, Oper, Ballettintendanten oder auch Puppenspieler) an den schwierigen und immer aktuellen Themenkomplex des „Faust“ gewagt. Am Beginn steht die Wette zwischen Gott und Teufel. Ist der Mensch nur ein Spielball seiner Leidenschaften und Instinkte, oder wohnt in ihm ein Wissen um das Gute, Wahre, Aufrechte und den rechten Weg? Gelingt es, ihn bis in die Seele verderben?

Der Teufel Mephisto will es am Beispiel des rastlos Wissbegierigen Dr. Faust beweisen. Er verspricht diesem allumfassende Erkenntnis, wenn er dafür dessen Seele erhält. Dies hat hat katastrophale Folgen für die unschuldige Margarethe. Mephisto führt sie erst den in Leidenschaft entbrannten Faust zu und ermordet dann deren Tante Marthe. Als Margarethe für Mephistos Tat zum Tode verurteilt wird, lässt sie Faust im Stich. Die Reue kommt zu spät ….

Die Inszenierung von Xin Peng Wang ist modern, von der Musikauswahl, dem Bühnenbild, der Choreografie, bis hin zu aktuellen Zeitbezügen, die per Video und Live-Ticker über der Bühne rasen, in die Mephisto Faust die Zukunft (unsere Zeit) sehen lässt.

Geschickt gewählt war ein Schachbrett-Muster auf der Bühne, auf dem die Tänzer als Figuren des Lebensspiels agierten. Der Teufel Mephisto, wunderbar getanzt von Dann Wilkinson, muss sich zunächst mit einem Eimer am Fuß bewegen. Er versucht, aus der Enge der gegebenen Strukturen auszubrechen.

Ein überdimensionaler großer Spiegel hängt über der Bühne und spiegelt als gelungener Effekt das Geschehen auf der Bühne. Für das Publikum wird das Ausbrechen von Mephisto visuell als Krümmung der Begrenzung einzelnen Schachfelder wahrgenommen. Als Projektionsfläche zur Darstellung der einzelnen Wissenschaften, wurden diese per Video effektvoll auf einzelne, herunter gezogene Leinwände erstellt.

Eine drehbare Hebebühne wurde punktuell, zum Beispiel für die Dämonen der Walpurgisnacht ausgenutzt. Eindrucksvoll umgesetzt wurde die Idee, den Faust einmal als alte Version (Harold Quintero), und dann durch den aus „Bilderrahmen“ kommenden jungen Faust (Javier Cacheiro Alemán) darzustellen. Das erinnerte an „Das Bildnis von Dorian Gray“ (Oskar Wilde).

Die Tänzerinnen und Tänzer zeigten, was moderner Ausdruckstanz bedeutet. Angefangen bei Barbara Melo Freire als Margarethe, Jelena-Ana Stupar als Marthe Schwerdtlein, Javier Cacheiro Alemán als junger Faust, Harold Quintero als alten Faust oder Dann Wilkinson als Mephisto brachten sie als Solisten oder in kongenialem Zusammenwirken mit den Geistern, Wissenschaftlern, Dämonen und Engeln eine große tänzerische Leistung auf die Bühne.

Wichtig für die Vermittlung der unterschiedlichsten Emotionen wie Leidenschaft oder Verzweiflung ist das punktgenauem Zusammenspiel von Bewegung und Musik. Eine große Herausforderung war die moderne Musikauswahl für die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Philipp Armbruster. Für den Faust wurde moderne zeitgenössische Musik von verschiedenen Komponisten ausgewählt. Dabei spielte die disharmonische moderne Musik des polnischen Komponisten Henryk M. Gόrecki (1933 – 2010) die Hauptrolle. Außerdem erklang Musik von Igor Wakhevitch, Michael Daugherty und Bryce Dresser. Eingespielt wurde der „Faust Step von Super Flu und zur Walpurgisnacht das archaische „Ich will“ von Rammstein.

Für einige im Publikum war die Musik vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, aber war passend zur musikalischen Verstärkung zum Geschehen auf der Bühne und deren Aussagekraft.

Die vielen Effekt oberhalb der Bühne machten es manchmal etwas schwer, die Augen konzentriert auf das Tanzgeschehen zu halten. Die beeindruckenden Kostüme (Bernd Skodzig) für die Geister, die vier Wissenschaften, Dämonen und Engel waren aufwendig und mit Fantasie ausgewählt.

Die Inszenierung zeigt die zeitlose Aktualität des „Faust“. Auch wir leben in Zeiten der Verunsicherung. Im Faust gibt es kein schwarz-weiß Denken, kein Gut und Böse. Wissenschaftliche Erkenntnis an sich ist nicht schlecht oder gut. Es kommt darauf an, mit seinem Wissen verantwortungsvoll umzugehen und die Folgen seiner Handlungen zu bedenken.

Das Publikum war begeistert und am Ende gab es lang anhaltenden Beifall und Standing Ovations für die Akteure. Es lohnt sich sicher, dieses Handlungsballett noch einmal anzusehen.

Erfolgsballett wieder in Dortmund

Farbenfrohe Choreografien gab es zu bewundern.(Foto: ©Bettina Stöß / Stage Picture)
Farbenfrohe Choreografien gab es zu bewundern.(Foto: ©Bettina Stöß / Stage Picture)

Noch farbiger – noch bildgewaltiger: Die Wiederaufnahme von Xin Peng Wangs Ballett „Der Traum der roten Kammer“ in der Hongkong-Fassung sorgt erneut für einen vollen Opernsaal. Die Version, die in Hongkong für einen politischen Skandal gesorgt hat, wird am 01. Mai 2015 vom Publikum gefeiert.

Die getanzte Geschichte hatte sich nicht viel verändert: Aus dem riesigen Roman „Der Traum der roten Kammer“ von Hóng Lóu Mèng nahm Ballettdirektor Xin Peng Wang einen kleinen Teil heraus: Er konzentrierte sich auf die Geschichte um Pao Yü, der seine verarmte Cousine Lin Dai Yü liebt, aber die reiche Cousine Pao Tschai heiraten muss. Pao Yü verzweifelt so sehr, dass er als stummer Begleiter die Geschichte Chinas bis zu Jetztzeit miterlebt.

Die eigentliche Premiere fand am 11. November 2012 statt. In der ersten Wiederaufnahme gab es ein paar personelle Veränderung. Zwar wurde Pao Yü an diesem Abend erneut von Mark Radjapov getanzt, aber seine Geliebte Lin Dai Yü nicht mehr von Monica Fotescu Uta, sondern von Barbara Melo Freire. Auch der Stein hatte einen anderen Tänzer. Francesco Nigro ersetzte Sergio Carecci.

Es gab einige kleine Änderungen. Bei der Premiere 2012 wurden Pao Yü beide Cousinen verschleiert präsentiert, er wählt aber die falsche. 2015 wurde Lin Dai Yü schon vorher von der Familie „aussortiert“.

Beim Marsch durch die chinesische Gesichtete wurde in der Hongkonger Fassung stärker auf die Kulturrevolution eingegangen. Bilder wurden zerstört, Buddhastatuen mit dem Vorschlaghammer zertrümmert (ein Bild, das einen sofort an die IS denken lässt) und Bücher gingen in Flammen auf. Das gefiel den kommunistischen Funktionären in Hongkong gar nicht und sie verlangten die Absetzung des Stückes. Doch der mediale Druck sorgte dafür, dass ab der dritten Vorstellung wieder die originalfassung gespielt werden konnte.

Wer den „Traum der roten Kammer“ noch nicht gesehen haben sollte, der sollte es jetzt nachholen. Erstklassige Tänzer, beeindruckende Choreografien, opulentes Bühnenbild und großartige Musik von Michael Nyman, live gespielt von den Dortmunder Philharmonikern.

Weitere Termine: Sa, 09. Mai 2015, Sa, 23. Mai 2015, Sa, 30. Mai 2015, So, 07. Juni 2015 und Sa, 27. Juni 2015.

Wenn der Atem langsam ausgeht

Hans Castorp (Dimitry Semionov) umtanzt den einen Stuhl, auf dem Madame Chauchat) saß. (Foto: © Bettina Stöß)
Hans Castorp (Dimitry Semionov) umtanzt den einen Stuhl, auf dem Madame Chauchat) saß. (Foto: © Bettina Stöß)

Mit dem „Zauberberg“ nach Motiven von Thomas Mann hat sich Ballettdirektor Xin Peng Wang einen vielschichtigen, epochalen Roman ausgewählt. Dieses wortgewaltige Zeitdokument der Gefühlslage des so genannten „Fin de siècle“ kurz vor dem ersten Weltkrieg tänzerisch atmosphärisch umzusetzen, ist eine große Herausforderung.

Da braucht es neben einem hochklassigen Ballett-Ensemble auch die Unterstützung eines guten Videodesigners in Form von Knut Geng von der Semperoper Dresden, eines beeindruckenden Bühnenbildes von Frank Fellmann und nicht zu vergessen, die geschickte Lichtgestaltung eines Carlo Cerri.

Der Ballettdirektor und sein sein musikalisches Team um den stellvertretenden GMD Motonori Kobayashi und die Dortmunder Philharmoniker hatten ein gutes Händchen bei der Auswahl der Musik. Die minimalistische Musik des estnischen Komponisten Lepo Sumera (1950 – 2000) mit einer sich nach und nach steigernden Frequenz sorgte für eine atmosphärische Einheitlichkeit.

Die Musiker unter der Leitung ihres Dirigenten lösten die anspruchsvolle Umsetzung bravourös.

Das Premieren-Publikum am 8. November 2014 wurde von Beginn an in die besondere, abgeschiedene Welt des internationalen Schweizer Lungensanatorium hineingezogen.

Mit der Ankunft vom jungen Schiffsingenieur Hans Castorp (Dimitry Semionov) am Bahnhof von Davos und der Begrüßung durch seinen Cousin Joachim Ziemßen (Dann Wilkinson vom NRW Juniorballett), einem Offizier, der schon längere Zeit Lungenkrank im Sanatorium weilt, entfaltet sich langsam eine virtuelle Bergwelt im Hintergrund. Schon jetzt wird Castorp mit dem Tod konfrontiert, als er zwei Bauern mit einem Schlitten sieht, die die Toten aus dem Sanatorium in das Tal bringen.

Die einzelnen Charaktere der wesentlichen Patienten und die gleichbleibenden Ritual im Sanatorium werden eingeführt. Beeindruckend umgesetzt wurde zum Beispiel das Ritual des spezielle „Decken einschlagen“ der Patienten vom Ballett-Ensemble, wobei die Decken an Leichentücher erinnerten.

Charakteristische Bewegungsmuster und Eigenheiten der Hauptpersonen wurden sensibel eingebaut. Monica Fotescu-Uta als die von Castorp verehrte Madame Clawdia Chauchat aus Kirgisien zum Beispiel mit ihrer Angewohnheit, sich kokett an den Haarknoten im Nacken zu greifen. Auch das Geräusch, wenn sie beim Eintreten in den Esssaal die Tür zuknallen lässt, ist deutlich zu hören.

Weitere Akteure sind die von Joachim Ziemßen verehrte Nelly mit ihrer Angewohnheit, immer zu Lachen. Doch das Lachen geht auch in Weinen über. Eine große Herausforderung für Jelena Ana Stupar, die neben dem Lachen auch noch husten und lautes Atmen punktgenau auf die Bühne bringen musste.

Daneben spielten die unheilbar kranken Mentoren von Castorp eine wichtige Rolle. Der Freimaurer Ludovico Settembrini (Giuseppe Ragona) und der Jesuit Naphta (Arsen Azatyan., die sich um den richtigen politischen Weg und die Zukunft einer Welt im „Flachland“ streiten und duellieren, die sie selber nicht mehr betreten werden.

Madame Chauchats geliebter Mynher Pieter Peppercorn, ein charismatischer „Kaffeekönig“, macht einen großen Eindruck auf Hans Castorp, nimmt sich aber das Leben, als er fürchtet, seine Lebens-und Manneskraft durch seine Tropenkrankheit zu verlieren.

Ein besonderes berührendes Highlight des Abends war sicherlich der „Todestanz“ des Joachim Ziemßen zu der Musik von Franz Schuberts „Lindenbaum“-Lied. Er stirbt, nachdem er sich zunächst selbst aus dem Sanatorium entlassen hatte, um dann doch todkrank von seinem Regiment zurückzukehren.

Xin Peng Wang widmete auch dem berühmten „Schneetraum“ des Hans Castorp eine Szene. Castorp träumt unter anderem von paradiesischen Gefilden und von Schreckensbildern wie im Hades.

Gegen Ende wird aus der Schneelandschaft ein Leichentuch. Denn der Erste Weltkrieg zerstört diese Gesellschaft fundamental. Bilder aus dem Krieg flackern im Hintergrund der Bühne auf. Zum Schluss geht Castorp alleine durch die Schneehügel. Was mit ihm passiert? Wir wissen es nicht.

Neben den Tänzern gehört auch dem Bühnenbild ein großes Lob. Mit simplen, aber effektvollen Mitteln wurde eine schweizerische Berglandschaft dargestellt. Ein kleines Miniaturmassiv stand immer auf der Bühne. Auch die Videoeinblendungen während der Duette zwischen Castorp und Madame Chauchat passten sich dem Stück an und brachten dem Stück eine weitere Tiefe.

Xin Peng Wang setzte den „Zauberberg“ in ein berührendes Tanzerlebnis um, einfach atemberaubend und ein in unsere Zeit passend.

Weitere Termine: FR, 14. NOVEMBER 2014, SA, 22. NOVEMBER 2014, FR, 28. NOVEMBER 2014, SA, 06. DEZEMBER 2014, FR, 12. DEZEMBER 2014, SO, 28. DEZEMBER 2014, SO, 04. JANUAR 2015, MI, 07. JANUAR 2015, SO, 01. FEBRUAR 2015, FR, 06. FEBRUAR 2015, DO, 12. MÄRZ 2015, FR, 20. MÄRZ 2015, SA, 11. APRIL 2015, FR, 17. APRIL 2015 und SO, 26. APRIL 2015.

Infos unter www.theaterdo.de oder 2012 50 27222.

Flucht auf den Zauberberg

Erste Einblicke in das neue Handlungsballett „Zauberberg“ nach Motiven aus dem gleichnamigen Roman von Thomas Mann von Ballettdirektor Xin Peng Wang gab es am 2. November 2014 vorab für das Publikum bei einer Matinee im Ballettzentrum (Westfalenpark).

Die Idee für sein neues Projekt entstand schon vor zwei Jahren während seines Aufenthaltes in Hongkong anlässlich der Aufführungen des „ Traumes der Roten Kammer“, verriet Xing Peng Wang.

„Die Worte des „Zauberberg“ kann man nicht tänzerisch eins zu eins übersetzen, aber die Atmosphäre in dem Berg-Sanatorium für die Patienten kann das Ballett emotional und fantasievoll herüberbringen. Mich interessiert, wie verändern die Berge und die spezielle Situation die Menschen. Was macht das mit ihnen,“ so der Ballettdirektor.

Die Geschichte um Hans Castorp spielt in der Zeit vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, wo er sieben Jahre in einem Schweizer Lungensanatorium (Davos) zwischen siechenden Patienten als Lebender, Überlebender zwischen Todgeweihten verbringt. Eine ganz eigene Welt mit seinen speziellen Ritualen. Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Flucht in den „Zauberberg“ oder die bedrohliche Welt „da unten im Tal“. Auch in unserer heutigen Zeit geht angesichts verschiedener „Brandherde“und der unsicherer Situation in einer globalisierten Welt auch ein wenig die Luft aus. Das macht die Aktualität dieser Produktion aus. Dramaturg Christian Baier erklärte: „ Der „Zauberberg“ von Thomas Mann beschreibt eine Gesellschaft, der langsam der Atem ausgeht.“

Das Publikum bekam schon einmal beeindruckende Kostproben aus dem „Zauberberg“ zu sehen. Für eine besondere Emotionalität sorgt zudem die besondere Auswahl der Musik.

Sie stammt vom estnischen Komponisten Lepo Sumera (1950 – 2000). Als Kulturminister setzte er sich nach der Autonomie Estlands für dessen kulturelle Öffnung ein.

So gibt es neben der Premiere vom „Zauberberg“ am Samstag, den 8. November 2014 um 19.30 Uhr im Dortmunder Opernhaus auch noch eine musikalische Ur-Aufführung. „Mit musikalischen Überlagerungen oder Wiederholungen mit verschiedenen Instrumenten hat Lepo Sumeras Musik eine besondere Suggestivkraft und Emotionalität. Das passt gut zum „Zauberberg“, so der 1. Kapellmeister und stellvertretende Generalmusikdirektor Motonori Kobayashi.

Die Ballett-Freunde dürfen auf die Premiere gespannt sein.

Weitere Termine, Karten und Informationen unter 0231 5027222 oder www.theaterdo.de

Gelungene Premiere für das NRW Juniorballett

Wieder einmal bewies Ballettdirektor Xin Peng Wang und sein Team ein gutes Händchen bei der Auswahl der Künstler für die 20. Ballettgala am 27. und 28. September. Der Schwerpunkt lag diesmal beim zeitgenössischen Tanz. Die Fans des klassischen Balletts wurden dabei aber nicht vergessen. Die Highlights waren sicher Steven McRae und sein fabelhafter, in Dortmund uraufgeführter Stepptanz, der ausdrucksstarke Daniel Proietto und Eric Gauthier mit seinen witzigen Einfällen. Gewohnt charmant und humorvoll führte Kammersänger Hannes Brock durch den Abend.

Für die Freunde klassischen Balletts gab es drei Pas de deux zu erleben. Mathilde Froustey und Davit Karapetyan vom San Francisco Ballet tanzten den pas de deux aus „Giselle“, Iana Salenko und Steven McRae den „Schwarzen Schwan“, während Yanel Piñera und Camilo Ramos vom National Ballet of Cuba das pas de deux aus „Le Corsaire“ tanzten.

Als „alter Bekannter“ konnte Steven McRae zur Freude des Publikums wieder einmal bei einer internationalen Ballettgala in Dortmund sein großes können unter Beweis stellen.

Er zeigte sich in seinem Solostück „Czardas“ als steppender Czardasfürst einmit höchster technischer Perfektion. Die Zwillinge Jiři und Otto Bubeniček präsentierten ihr berühmtes Stück „Les Indomptes“. Und unbezähmbar (so der Titel übersetzt) war auch ihre Darbietung. Eine Mischung aus perfekter Synchronizität und Körperbeherrschung.

Für Fans von Borussia Dortmund hatte Tänzer Eric Gauthier ein kleines Trostpflaster parat. Sein „Freistoß“, der er zusammen mit seiner Compagnie „Gauthier Dance“ aufführte, stellte eine Freistoßsituation zwischen dem BVB und Bayern München dar. Da Gauthier BVB-Fan ist, brauche ich wohl nicht zu schrieben, wie das Stück ausgeht. Schon bei dem erste Stück der Compagnie (Gauthier Dance) „Sofa“ brillierten er zusammen mit Garazi Perez Oloriz und Florian Lochner nicht nur durch technische Finesse, sondern auch mit feinem Humor.

Stand für die Freunde des klassischen Balletts die Sprungkraft und die Anmut im Vordergrund, sind beim zeitgenössischen Tanz Ausdrucksfähigkeiten besonders wichtig. Im zweiten Programmpunkt zeigte Yanelis Brooks mit „Woman“ nach Motiven von Virginia Woolf ihre Körperbeherrschung. Ihr gleich tat es Daniel Proietto in „Sinnerman“, der im Glitzeranzug durch das Spiel mit den Farben seinem Tanz eine weitere Ebene hinzufügte. Im Duett mit Brooks zeigte sich Proietto bei „…and Carolyn“, einer dramatischen und anrührenden Choreografie von Alan Lucien Øyen.

Iana Salenko zeigte bei „If…“ ihr Können ebenso wie Mathilde Froustey und Davit Karapetyan bein „The Fifth Season“ von Helgi Thómasson.

Es gab natürlich auch Dortmunder Beteiligung. Das Dortmunder Ballett eröffnete traditionsgemäß die Ballettgala mit einer Gruppennummer, dieses Mal mit dem Walzer aus Schwanensee. Nach der Pause gab es einen Vorblick auf ein neues Stück, was das Dortmunder Ballett bei den Gluck-Festspielen in Fürth präsentiert hat: Orpheus. Den Ausschnitt „Three demons“ mit der Musik aus Mudan Ting aus dem 15. Jahrhundert führte die Besucher in eine fremde Welt.

Neu dabei ist das NRW Juniorballett, das ihren Standort in Dortmund hat, die jungen Künstler zeigten bei einem Ausschnitt aus „Krieg und Frieden“ sowie der Uraufführung „A full half turn“ ihr Können und Potential.

Mit Rückenwind in die neue Spielzeit

Bettina Pesch (Direktorin des Dortmunder Theaters) und die fünf Intendanten (v.l.n.r.) Andreas Gruhn (KJT), Xin Peng Wang (Ballett), Jens-Daniel Herzog (Oper), Gabriel Feltz (Generalmusikdirektor) und Kay Voges (Schauspiel).
Bettina Pesch (Direktorin des Dortmunder Theaters) und die fünf Intendanten (v.l.n.r.) Andreas Gruhn (KJT), Xin Peng Wang (Ballett), Jens-Daniel Herzog (Oper), Gabriel Feltz (Generalmusikdirektor) und Kay Voges (Schauspiel).

Nach der Sommerpause wurde am 21. August 2014 auf der Bühne des Dortmunder Opernhauses die neue Spielzeit 2014/2015 mit viel Optimismus und neuer Energie eröffnet.

 

Die geschäftsführende Leiterin des Theaters Bettina Pesch sowie die Intendanten der 5 Sparten, Andreas Gruhn (Kinder und Jugendtheater), Xin Peng Wang (Ballett), Jens-Daniel Herzog (Oper), Generalmusikdirektor Gabriel Feltz (Philharmoniker) , Kay Voges (Schauspiel) stellten kurz ihr Programm vor und begrüßten die neuen Mitglieder des Dortmunder Theaters.

 

In ihrer Begrüßungsrede zeigte sich Bettina Pesch zunächst zufrieden mit der erfolgreichen Saison 2013/2014. Das betrifft sowohl die Auslastung des Hauses als auch die Außenwirkung des Dortmunder Theaters. Glücklich ist sie über die in der Pause rasch durchgeführte notwendige Renovierungsarbeiten im Theater. Danach wies sie mit Blick auf die neue Spielzeit auf wichtige Kooperationen zwischen den Sparten, moderne Kundenanbindung oder etwa die Förderung der Theaterpädagogik hin. „Ich gehe mit viel Optimismus und Zuversicht in die neue Spielzeit“, so Pesch.

 

Jens-Daniel Herzog fügte hinzu: „Wer gerne Fahrrad fährt, wie ich in meinem Urlaub, wird wissen. Mit Rückenwind fährt es sich leichter und besser. Das werden wir alle zusammen für eine noch erfolgreichere neue Spielzeit nutzen.“ Kay Voges bedankte sich vor allem für die rückhaltlose Unterstützung des Hauses auch für experimentelle, moderne Inszenierungen. Das Dortmunder Schauspielhaus ist inzwischen als „Experimentierlabor des Theater“und mutige Inszenierungen auch über die Landesgrenzen Nordrheinwestfalens hinaus bekannt. Was bedeutet Theater ?

Xin Peng Wang brachte es auf den Nenner: „Theater ist Leidenschaft“.

 

Wie bedeutend die Jugend als unsere Zukunft für das Theater ist, machte Andreas Gruhn als Leiter des KJT deutlich: „Sich wollen wir Theater für die Kinder-und Jugendlichen machen, aber ganz besonders auch gemeinsam mit ihnen. Deswegen sind eine starke Förderung der Theaterpädagogik oder gemeinsame Städteübergreifende Projekte und Kooperationen so wichtig.“

 

Eine erfolgreiche , spannende und gute Spielzeit ist das Ziel von allen beteiligten

 

Traditionell wurden danach alle neuen Mitarbeiter mit einem Lebkuchenherz herzlich im Theater Dortmund willkommen geheißen. Dabei wies Kay Voges scherzhaft auf eine besonders gelungene Kooperation zwischen dem Schauspiel und dem Ballett Dortmund hin. Schauspieler Peer Oscar Musinowski und seine Lebensgefährtin vom Ballett sind stolze Eltern eines Sohnes geworden.

 

Im Anschluss wurde das Buffet eröffnet und bei Finger-Food, Popcorn oder Zuckerwatte gab es für die Anwesenden Gelegenheit, nach der Sommerpause mit den anderen Ensemble-Mitgliedern zu klönen und auf eine erfolgreiche neue Spielzeit anzustoßen.

Dortmunder Ballett bei den Gluck-Festspielen

Am 18. und 19. Juli präsentiert das Stadttheater Fürth das Ballett „Orpheus“ von Xin Peng Wang, getanzt von der der Dortmunder Compagnie. Die beiden Aufführungen laufen im Rahmen der Gluck Opern Festspiele. Wie kam es zu der Ehre?

 

Sicherlich wird dabei Christian Baier ein wichtiger Faktor gewesen sein. Denn der Dramaturg des Dortmunder Balletts ist auch gleichzeitig künstlerischer Leiter des Gluck Festivals. Für Baier war Gluck jemand „der den Mensch in den Mittelpunkt stellt“. Christoph Willibald Gluck gilt als einer der wichtigsten Opernmodernisierer, der den Inhalt über die Form stellte. So gesehen war er auch ein Visionär, der aber immer versuchte ausgleichend zu sein. Ähnlich sieht Baier auch Xin Peng Wang. „Xin Peng Wang ist kein Polarisierer, sondern ein Zusammenführer“, so Baier. Daher sei die Wahl auf ihn als Choreografen gefallen.

 

Musikalisch schöpft das Ballett aus zwei Quellen. Zum einen aus der Musik von Igor Strawinsky, der die Musik zu George Balachines Ballett „Orpheus“ 1948 komponiert hatte und Musik aus der Ming-Zeit (Ende des 16. Jahrhunderts). Während Strawinskys Musik live vom Orchester „Prague Philharmonia“ gespielt wird, kommt die Ming-Musik vom Band.

 

Xin Peng Wang verknüpft in seinem „Orpheus“ zwei Geschichten. Einerseits die klassische griechische Sage, andererseits die Geschichte von Tang Xianzu (1550-1616) „Mudan Ting“, eines der wichtigsten Werke der Kunqu-Oper, der Vorläuferin der bekannteren Peking-Oper. Im Gegensatz zur griechischen Sage, wo Orpheus seine Geliebte aus dem Totenreich holen möchte, geht die Initiative in der chinesischen Geschichte von der Frau aus, die auch wie Eurydike im Totenreich weilt.