Zwischen Kuscheltier und Nutzvieh

Sebastian Meschenmoser zeigt in seinen Arbeiten eine fiktive Welt, in der Krieg zwischen Menschen und Tieren herrscht.
Sebastian Meschenmoser zeigt in seinen Arbeiten eine fiktive Welt, in der Krieg zwischen Menschen und Tieren herrscht.

Nicht nur das Museum Ostwall mit ihrer „Arche Noah“ Ausstellung, auch das Künstlerhaus Dortmund stellt mit „I wanna be your dog“ die Beziehung zwischen Mensch und Tier in der Kunst in den Mittelpunkt. Die Ausstellung läuft vom 17. Januar bis zum 22. Februar 2015 und wurde kuratiert von Barbara Koch und Marco Wittkowski.

Der Song „ I wanna be your dog“ von den „Stooges“ besingt die Entfremdung von Mensch und Arbeitswelt. In vielen Positionen der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler geht es es um die Entfremdung zwischen Mensch und Tier, die entweder als Kuscheltier überhöht werden oder als Nutztier massenhaft in den Schlachthöfen verenden oder in Tierversuchen ihr Leben lassen müssen.

Mit utopischen Sujets arbeiten Hartmut Kiewert und Sebastian Meschenmoser. In ihrer Utopie haben sich die Tiere zu eigenständigen Individuen entwickelt. Bei Meschenmoser führen sie – ähnlich wie bei „Planet der Affen“ – sogar Krieg gegen die Menschen. Meschenmosers Bilder haben eine kitschig-romantische Anmutung eines Karl Mays Buches, während es bei Kiewerts Bildern eher um die Individualisierung des ehemaligen Nutztieres geht.

Dass das Verhältnis Mensch-Tier nicht immer spannungsbehaftet sein muss, zeigen beispielsweise die Arbeiten von Etta Gerdes. Ihre Fotografien zeigen Pferde in einer arkadischen Landschaft. Durch die Ausschnitte die sie wählt, scheint das Leben in der unendlichen Weite für die Tiere wie ein Paradies zu sein.

Auch auf eine ästhetische Weise geht Arno Schidlowski mit dem Thema „Mensch-Tier“ um, seine analogen Fotografien von Tieren sind überwiegend mit Restlicht gemacht und geben so ein schemenhaftes Bild von Tier und Landschaft.

Auch Yvonne Diefenbach arbeitet analog, aber ihre Arbeiten sind sogenannte Chemografien. Sie benutzt Fotopapier und Chemikalien, doch um ihre Bilder entstehen zu lassen, benutzt sie Stempel. Dadurch entstehen oft surreale Kompositionen, die durch die Chemikalien verändert wurden.

Dóra Zambó präsentiert Tiere aus Stoff ins Lebensgröße, die wie tot auf dem Boden liegen. Hier wird wieder auf die Extreme Kuscheltier und Nutztier hingewiesen. Ihre Stoffhühner sehen kuschelig aus wie Steiff-Tiere, sind aber durch ihre Position erkennbar „schlachtfertig“ aufgereiht.

Afke Golsteijn und Floris Bakker benutzen tierische Materialien, die sie vom Präparator bekommen. Ihre Objekte benutzen das Memento Mori- Motiv und zeigen die Beziehung von Tod und Leben. Beeindruckend ist vor allem ihr Objekt im ersten Stock des Künstlerhauses: Ein Kalb wird in einen Strudel von Kuhfellen gezogen. Es scheint sich verzweifelt zu wehren, kann aber dem Schicksal nicht entkommen.

Insgesamt sind elf Positionen von 14 Künstlerinnen und Künstlern zu sehen. Mit dabei sind: Karin Brosa, Yvonne Diefenbach, Etta Gerdes, Afke Golsteijn/Floris Bakker, Dietmar Hippler, Anne-Louise Hoffmann, Hartmut Kiewert, Sebastian Meschenmoser, Arno Schidlowski, Martin G. Schmid und Dóra Zambó.

Das Künstlerhaus (Sunderweg 1) ist von Donnerstag bis Sonntag von 16 bis 19 Uhr geöffnet.

Kampf gegen die Zeit

Lang ist es her: 1966 wurde die Dortmunder Oper mit dem „Rosenkavalier“ feierlich eröffnet. Seitdem ist das Stück von Richard Strauss immer mal wieder auf den Spielplänen aufgetaucht. In diesem Jahr wird es nun unter der Regie des Opernintendanten Jens-Daniel Herzog zum vierten Mal in unserer Stadt aufgeführt. Am Sonntag, den 25.01.2015 ist es um 18.00 Uhr im Opernhaus Dortmund wieder Zeit für den „Rosenkavalier“.

Das Thema Zeit hat Herzog sehr beschäftigt. Der „Rosenkavalier“ ist für ihn eine „philosophische Komödie“ . Seine große Fragestellung lautet: Was wäre, wenn Menschen die Zeit anhalten könnten?

In dem Stück geht es auf verschiedenen Ebenen um den Kampf gegen die Zeit und den Verfall. Da ist zum einen die Feldmarschallin (Marie Therese), die mit Hilfe eines jungen Liebhabers sich gegen ihr Altern auflehnt. Sie ist aber am Ende klug genug zu wissen, dass das nicht möglich ist.

Dann geht es um die Angst vor dem wirtschaftlichen und machtpolitischen Niedergang des Adel vor dem aufstrebenden Bürgertum an einer Epochen-schwelle.

Eine zentrale Rolle spielt der verarmte Adelige Baron Ochs auf Lerchenau. Nach dem Motto „genug ist nicht genug“ lebt er nach dem Lustprinzip (Fressen, Trinken und Sex). Er lebt im Augenblick und ist dabei rücksichtslos. Durch Heirat der reichen Sophie will er seinen wirtschaftlichen Untergang verhindern. „Wir stellen den Baron Ochs nicht als einen gutmütigen Trottel und eine Witzfigur dar, sondern als jemand, der gewohnt ist, sich zu nehmen, was er möchte. Es gibt einen sehr spielfreudigen Ochs auf Lerchenau“, bemerkte Herzog.

Die Oper wird in drei Zeitaltern spielen: Das Goldene, das Silberne und das Eherne. Es beginnt beim noch „Goldenen Zeitalter“ für den Adel und Endet nach dem aufstrebenden Bürgertum im Arbeitermilieu. Die Kostüme werden sich entsprechend verändern. Erst prächtig, später dann proletarischer. „Wir versuchen, dem philosophischen Anspruch des Rosenkavaliers zu genügen“, betonte Herzog.

Das engmaschig vielschichtige, komplexe und filigrane Stück bietet dabei nicht viel Einfußmöglichkeiten. „Wir können aber beispielsweise Ochs nicht als gutmütigen, sondern gefährlichen Mann darstellen und somit Akzente setzen“, erläuterte der Chefdramaturg Georg Holzer.

Als Symbol für den Verfall und die Vergänglichkeit erwartet das Publikum ein besonderes Bühnenbild. Eine riesige goldene Kiste wie eine Art Schiff wird im Laufe des Abends langsam „kippen“.

Musikalische ist die Oper eine große Herausforderung für Orchester und Sänger. „Die anspruchsvolle Partitur mit seinen unzähligen (geschätzt 3.000.000 Noten) auch noch mit einer musikalischen Leichtigkeit zu spielen ist für das Orchester sehr schwierig. Da ist eine gute Koordination notwendig“, so Feltz.. Intendant Jens Daniel Herzog fügte hinzu: „Das Libretto alleine ist schon ein vollwertiges Theaterstück. Eine Menge Text und schwierige Arien. Für alle Sänger hier ist das zudem ein Debüt.“

Einmal Currywurst scharf, bitte

Die Hossa Boys (alias Martin F. Risse und Roman Henri MArczewski) heizten dem Publikum wieder ordentlich ein. (Foto: © StandOut)
Die Hossa Boys (alias Martin F. Risse und Roman Henri Marczewski) heizten dem Publikum wieder ordentlich ein. (Foto: © StandOut)

Ruhrpottkarneval mit Comedy und einer Prise Schärfe vom politischen Kabarett: das ist der Geierabend. Auch in dieser Session setzt das Ensemble einige schmerzhafte Nadelstiche. Ein Premierenbericht aus dem Industriemuseum Zollern II vom 02. Januar 2015.

Man kann nicht sagen, dass 2014 an Themen arm gewesen wäre. Neonazis in Dortmund, das neue DFB-Museum, Salafisten, das Ende von Opel in Bochum und der aktuelle Tabellenstand des BVB nach 17 Spieltagen. Aus diesem Pool konnten die Akteure aus Herzenslust schöpfen. Heraus kamen Beiträge wie „Der Salatfist“ über Fundamentalistenterror mit der Schrebergartenordnung oder ein bitterböses Polizeikasper-Stück mit dem Titel „Notwehr in Pfeffergeschmack“, in dem über das blinde rechte Auge der Dortmunder Polizei.

Aber auch die traditionellen Elemente hatten ihren Platz: Die „Zwei vonne Südtribüne“ waren ebenfalls wieder da, genauso wie Joachim Schlendersack aus Schnöttentropp, der Präsident (der gegen Ende noch eine besondere Rolle spielte) und der Steiger, um nur einige zu nennen.

Selbstverständlich gab es auch die bewährten Stücke, die mehr Richtung Comedy gehen wie die „Melli und Elli“ mit ihrer fast dadaistischen Komik oder „Jessica Schmottke“ mit dem sprachlichen Parfum des Prekariats.

Die aus dem „Geierabend 2014“ noch in guter Erinnerung gebliebene Figur der überforderten vielfachen Mutter „prolligen Jessika Schmottke, dargestellt von Sandra Schmitz mit ihrer Tochter „Kimberly“ war in diesem Jahr einen Hauch zu übertrieben vulgär geraten.

Hatte der Steiger in der vergangenen Session noch in jeder Vorstellung eine andere homöopathische Zuckerkugel Packungsweise verdrückt, blieb seine Hauptaufgabe bei der Premiere die Vorstellung der beiden Kandidaten für den „Pannekopp des Jahres“. Den 28,5 kg schweren Karnevalsorden aus Stahlschrott hat sich laut Premierenpublikum der Dortmunder Polizeipräsident Gregor Lange verdient. Der Recklinghäuser Kreistag hatte dagegen keine Chance. Ich vermute stark, dieses Ergebnis ist auch bei den anderen Abstimmungen bei den Vorstellungen zu erwarten.

Musikalisch hatte der Geierabend ebenfalls viel zu bieten. Begleitet von der gut aufgelegten Band gab es für die Zuschauer ordentlich auf die Ohren, wenn der „Opel Fanclub“ die Hymne „Born in nem Opel Kadett“ nach Bruce Springsteen zum besten gab. Zwei absolute Highlights waren der Auftritt der „Hossa Boys“ und die Gesangseinlage von Stargast Conchita Wurst.

Bei einer Currywurst kommt es nicht nur auf die Wurst an, sondern auch auf die richtige Mischung der dazugehörigen Currysauce. Die Mischung ist perfekt abgerundet für einen schönen Geierabend.

 

Allgemeine Informationen zum Geierabend 2015

vom 02.01.2015 – 17.02.2015 / insgesamt 37 Vorstellungen im LWL Industriemuseum Zeche Zollern II/IV, Dortmund

Do.-So. 08.01. – 11.01. 2015
Mi.-So. 14.01. – 18.01. 2015
Mi.-So. 21.01. – 25.01. 2015
Di.-So. 27.01. – 01.02. 2015
Di.-So. 03.02. – 08.02. 2015
Di.-Di. 10.02. – 17.02. 2015

ZUSATZSHOW: 20.01.2015

Zeiten: Einlass ins LWL Industriemuseum: 17 Uhr, Einlass: 18.30 Uhr / Beginn: 19.30 Uhr (Sonntags: 17.30 Uhr / 18.30 Uhr)
Ort: LWL Industriemuseum, Zeche Zollern II/IV,Grubenweg 5, Dortmund-Bövinghausen
Preise: 35,00 Euro,ermäßigt 20,90 Euro, inklusive VVK-Gebühr

Tickets:
Theater Fletch Bizzel, Humboldtstraße 45, 44137 Dortmund
Telefon 0231 – 142525
Mo-Fr: 10.00 – 18.00 Uhr

Leserladen der Westfälischen Rundschau
Ostenhellweg 42-48, 44135 Dortmund
Telefon 0800 – 60 60 -710 | -730,
Mo-Fr 10.00 Uhr – 18.00 Uhr, Sa 10.00 Uhr -14.00 Uhr

Tante Amanda
Mosselde 149, Dortmund-Westerfilde,
Telefon 0231 – 37 22 30,
täglich 12.00 Uhr – 24.00 Uhr

Vorverkaufsstellen außerhalb Dortmunds:
Leserläden der WAZ und LeserServices mit Ticketverkauf.

Online Verkauf : www.geierabend.de

Rhythmisch ins neue Jahr

Das Chorwerk „Carmina Burana“ von Carl Orff stand dieses Jahr im Zentrum des Neujahrskonzertes in der Dortmunder Oper. Alle Beteiligten, Musiker, Chormitglieder und Solisten brachten den sehr gut gefüllten Opernsaal mit Orffschen Rhythmen in positive Schwingungen.

Lateinische und mittelhochdeutsche Texte fasste Carl Orff 1937 zu seinem Chorwerk „Carmina Burana“ (zu Deutsch: Lieder aus Benediktbeuren) zusammen. Das bekannteste Stück daraus ist mit absoluter Sicherheit der imposante Chorsatz „O Fortuna“, das den Anfang und den Schluss bildet. Auch Menschen, die überhaupt keine klassische Musik hören, werden dieses Stück höchstwahrscheinlich kennen, denn es ist in unzähligen Werbungen und Filmen benutzt worden.

Doch die „Carmina burana“ ist mehr als „O Fortuna“. Orff hat aus der riesigen Liedersammlung bestimmte Teile benutzt und sie zu einem Zyklus zusammengefasst. Im Mittelpunkt steht das Lebensrad, das von der Schicksalsgöttin Fortuna gedreht wird. In drei Teilen wird über die zentralen Aspekte des Lebens wie die Liebe und das übermäßige Trinken von Alkohol beleuchtet.

Bei den Solisten stach Bariton Jochen Kupfer besonders heraus, der neben seiner ausgezeichneten Stimme auch einen Hauch szenischer Darstellung präsentierte:Er gab überzeugend einen doch sehr angetrunkenen Zecher in einer Kneipe im schönen Stück „In taberna quando sumus“. Die große Stunde von Sopranistin Heather Engebretson kam im dritten Teil „Cour d’amour“. Hier konnte die Preisträgerin des Savonlinna-Opernfestivals mit ihrer Stimme Akzente setzen. Dagegen klang Timothy Fallons hohe Tenorstimme für die Ohren der Zuhörer etwas ungewohnt.

Mit dabei war natürlich der Dortmunder Opernchor, der Unterstützung vom Kinderchor der Chorakademie am Konzerthaus Dortmund bekam. Gabriel Feltz hatte seine Dortmudner Philharmoniker gewohnt gut im Griff.