All you need is love/love

Die Lieder, die sich um das Thema „Liebe“ drehen, sind Legion. Erstaunlicherweise ist in der zeitgenössischen Kunst dieses Thema nicht so populär. Angst vor dem Kitsch, vor einer zu platten Vulgarität? Dabei bietet es so viele Anknüpfungspunkte: Elitepartner und Tinder, kollektive Einsamkeit, Ehe und Polyamorie, Boomer und GenZ, cis und queer – wie man lebt und liebt, das wird heute ganz neu gedacht, diskutiert und hinterfragt.
Jedenfalls hat es das Künstlerhaus Dortmund Dank Organisatorin Dagmar Lippok geschafft, eine Vielzahl Künstlerinnen und Künstler mit ihren Arbeiten zu präsentieren. Also bis zum 01. Oktober 2023 heißt es im Künstlerhaus love/love.

Marlene Apmann und Anja Bohnhof zeigen eine negativ konnotierte Art der Liebe. Arrangierte Ehen sind in Indien verbreitete Praxis. Insgesamt zeigt sich in Indien ein wachsender Trend, die Hochzeitsfeiern als ein aufwändig gestaltetes Ereignis zu inszenieren; dabei werden die Veranstaltungsorte, große Hallen oder auch Zelte mit Hilfe von Kulissenarchitekten in indische Traumwelten verwandelt. Die Fotografien zeigen die Orte vor oder nach den Feiern, wenn sie kaum was von der Traumwelt haben.

Aleksandra Belics Herangehensweise an die Kunst ist ein spezifisch persönlicher Weg zum Universellen. Sie fordert den Betrachter durch die direkte Natur ihrer Malerei heraus. Die Künstlerin nutzt ihre eigenen Beziehungen und Erfahrungen als Inspirationsquelle. Ihre Arbeit folgt der Geschichte einer komplizierten Frau, die weibliche Zerbrechlichkeit und Stärke in einer Welt ausdrückt, in der die Lust gewinnt und die Liebe verloren ist.

Für die Ausstellung love/love hat Carl Brandi das Live-Rollenspiel „Idunas Äpfel“ geschrieben und produziert. Es erzählt von wundersamen und erschreckenden Verbindungen zwischen germanischer Mythologie, Fussballromantik und Verschwörungstheorien. Durch Archäologie und Computerspielen entlehnten Mechaniken entsteht eine erlebbare Geschichte, die sich nahtlos in die Räume des Künstlerhauses und seine Umgebung einfügt. Plot und Umsetzung fühlen romantischen Grundbedürfnissen nach.

Birgit Brenner (*1964 in Ulm) setzt sich inhaltlich und formal konsequent mit gesellschaftlichen Themen aus den Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales auseinander. Dabei spannt sie einen weiten Bogen zwischen Themen wie Ungerechtigkeit, Zwang, Scheitern, Gewalt und Angst, Glücksversprechen, Überwachung und Diversität. In den letzten Jahren hat sie ihren Fokus zunehmend auf Themen wie Digitalisierung, Umwelt und Dystopie erweitert. In ihrem 2020 entstandenen Film „Final Call“ thematisiert sie die gravierenden gesellschaftlichen Folgen der Entfremdung des zeitgenössischen Menschen und die rasant voranschreitende Zerstörung der Welt.

Yvonne Diefenbach verarbeitet stereotypes Bildmaterial erotischer Darstellungen des weiblichen Körpers. In ihrer spielerischen Herangehensweise lösen sich die Motive von vorgegebenen Klischees und entheben sich einem voyeurhaften, sexistischen Blick, in der die Figur stets ihre Souveränität beibehält.

Tina Herchenröther verfolgt in ihren Arbeiten einen performativen Ansatz. Ihr körperlicher Ausdruck in Gesten und Posen findet sich als unmittelbares Vorbild in ihren Zeichnungen und Malereien wieder. Dabei geht sie eine besondere Verbindung mit Figuren der Popkultur ein, übernimmt deren Haltung und überschreibt gleichzeitig deren Identität mit den Mitteln der Zeichnung und Malerei. Herchenröthers unerschrockener Einsatz von Material und Technik bietet jedem Abbild genügend Raum für das Unerwartete und Intuitive. 1998 in Frankfurt geboren, lebt und arbeitet sie in ihrer Geburtsstadt.

2003 wuchs Klara Hobzas Obsession für Samuel Morse und das Morsealphabet, das sie erlernte, und sie baute ein einfaches, selbst konstruiertes Lichtsystem, um ihre Botschaften hinaus nach New York zu morsen. Wenig überraschend antwortete zunächst niemand; der Morsecode, einst von größter Bedeutung, ist auf dem Weg in Vergessenheit zu geraten. Erst später wurden ihre Morsesignale von einer kleinen Gruppe von New Yorkern erkannt und beantwortet.

Glaube, Sitte, Heimat. Konventionen. Brüssel, Belgien. Nicht Genf, nicht die Schweiz. Polen, Ungarn, Bulgarien – aber bitte keine Z*******. Ukraine, Russland, Gas, Ölpreise. Volltanken und zulaufen lassen. Sich völlig wegspülen. Angespült werden. Endlich ankommen in klaren Strukturen und wissen, dass schon Leute auf dich warten.
Wir, das Schützenkorps-Europa glauben an die Würde des Lebens, an Gott, an die Politik und daran, dass der nächste Morgen nicht so schlimm wird, wenn man nicht durcheinander trinkt. An die gute Sitte: zur Titte, zum Sack – zack, zack. Und Heimat. Wissen wo man hingehört, wo man hingehen kann, wenn es einem schlecht geht. Heimat, wo man einig ist, wo Alltag ist, wo man Mensch ist, wo man einkauft, wo man einen Job hat.

love/love

19. August – 1. Oktober 2023

Führungen für Singles – und alle anderen
und love/love Café

Samstag, den 26. August, 16 Uhr
Samstag, den 23. September, 16 Uhr

Live-Rollenspiel
Carl Brandi Idunas Äpfel

Sa 26. + So 27. August
Sa 2. + So 3. September
Sa 16. + So 17. September
Do 21.+ Fr 22. + Sa 23. September
jeweils 16 – 19 Uhr

Hafenspaziergang
Samstag, den 26. August, 14 – 19 Uhr

DEW21-Museumsnacht
Samstag, den 23. September, 16 – 21 Uhr

Finissage und love/love Talk
mit den Künstler:innen

Sonntag, den 1. Oktober, 17 Uhr
Moderation: Dagmar Lippok und Dr. Pia Wojtys

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