Ars tremonia

Erinnerungen und Erzählungen in künstlerische Form gebracht

image_print

Das MO_Schaufenster (Ebene 5) im Dortmunder U (Museum Ostwall) zeigt vom 25.08.2023 bis 05.11.2023 Werke der 1978 in Tunis geborenen Künstlerin Nadia Kaabi-Linke.

Die in Dubai und Kiew aufgewachsene Künstlerin beschäftigt sich mit den komplexen materiellen und immateriellen Beziehungen, Orten und deren lokalen Kontext und verborgenen „unsichtbaren“ Geschichten. Sie möchte das Unsichtbare mit ihren Installationen und Skulpturen sichtbar machen Zurzeit lebt Kaabi-Linke wegen des Krieges in der Ukraine hauptsächlich in Berlin.

Nadia Kaabi-Linke zeigt ihre Arbeiten im MO Schaufenster. (Foto: © Kaabi-Linke-Studio)
Nadia Kaabi-Linke zeigt ihre Arbeiten im MO Schaufenster. (Foto: © Kaabi-Linke-Studio)

Die für die Schaufenster-Reihe ausgewählten drei Arbeiten thematisieren den häuslichen Raum mit seinen diversen Facetten (sowohl aus Schutzraum wie auch von gewaltvollen Machteingriffen geprägt).

Die filigrane Arbeit „Amina’s Tears“ hat ihren Ausgangspunkt in der „Kairo Trilogie“ (Handlung in der Zeit der britischen Besatzung) von Naguib Mahfouz (1911 – 2006). Die Protagonistin Amina in der Geschichte ist das weibliche Oberhaupt der Familiendynastie Al-Jawad. Die Künstlerin greift die Figur der Amina auf. Scheinbar transparente Glasscheiben und der umkleidete Holzrahmen des Werkes erinnern an Fenster. Doch zum Unterschied zu Fenstern zeigen sich im Zusammenspiel von Licht, Schatten und den Bewegungen der Betrachtenden die Spuren der Mashrabiya – ein von Mustern durchzogenes dekoratives Holzgitter. Es ermöglicht einen guten Blick nach außen, ohne dass man dabei gesehen wird. Das wird in der Arbeit mit der Abwesenheit im öffentlichen Raum (und dem „unsichtbaren“ Freund sowie leidvollen privilegierten Leben Aminas) gleichgesetzt.

Die sechs monochromatischen Pigmentgemälde aus der Reihe „Color of Time“ mit Textbegleitung darunter erzählen die Geschichte hinter spezifischen Häusern an unterschiedlichen Orten. So zum Beispiel das Oscar Romero-Haus in Bonn oder das Mystetskyi Arsenal in Kyjw. Die Auseinandersetzung mit den Gebäuden erfolgt durch Abkratzen der im Laufe der Jahre aufeinander aufgetragenen Farbschichten. Die unterschiedlichen Pigmente sind die Grundlage und spiegeln in ihrer Einzigartigkeit das Zeit- und Ortsspezifische der Gebäude wider.

Die raumfüllende Installation „Das Kapital – Epilogue“ verweist auf dramatische und poetische Weise auf die Geschichte eines Hauses in Amman (Jordanien), das abgerissen wurde, da einen Goldschatz darunter vermutete.

Es blieb nur ein rostiger Zaun mit einem Tor übrig, der nachgestellt im Mo_Schaufenster-Raum mit Sandsteinen aus Herdecke drum herum aufgebaut wurde. Da ranken Mythen um dieses Gebäude.

Die Vernissage in Anwesenheit der Künstlerin findet am Donnerstag, dem 24.08.2023 im Dortmunder U um 18:30 Uhr statt.