Schlagwort-Archive: Kinder- und Jugendtheater Dortmund

Der gestiefelte Kater – das neue Weihnachtsmärchen im KJT

Das Dortmunder Kinder-und Jugendtheater (KJT) bietet auch in diesem Jahr für jung und alt wieder ein bekanntes Weihnachtsmärchen. „Der gestiefelte Kater“ ist ein europäisches Märchen nach Charles Perrault aus der Zeit der Romantik. Andreas Gruhn, der Direktor des KJT, inszeniert das Märchen im bewährten Team mit Oliver Kostecka (Ausstattung) und Michael Kessler (Musik). Die Geschichte dürften vielen Menschen kennen.

Hans, der dritte Sohn eines Müllers erbt von seinem Vater nur einen jagdfaulen Kater. Der scheint für ihn nur unnützer zusätzlicher Esser zu sein. Eventuell kann man aus seinem Fell ja noch einen wärmende Muff herstellen. Als der Kater das erfährt, bekommt er Angst. Er ersinnt schnell einen Plan und beginnt zu sprechen. Hans staunt nicht schlecht, als der Kater ihn um ein Paar schicke Stiefel bittet. Es soll sein Schaden nicht sein. So beginnt ein Abenteuer…

Teile des Ensembles vor romantischer Schlosskulisse. Foto: ©Birgit Hupfeld
Teile des Ensembles vor romantischer Schlosskulisse. Foto: ©Birgit Hupfeld

Es geht um Verwandlung, und das man immer jemand anderes sein kann. Dabei finden starke Transformationen statt,“ so Gruhn. Wie verändern sich Dinge, und wie können sie sich umwandeln? In seine Inszenierung führt er eine weitere Ebene ein. Zwei Figuren (Schauspieler) greifen hier spielerisch in das Geschehen der Hofgesellschaft ein. Das Publikum kann dabei jede „Verwandlung und Rollentausch“ live beobachten. Es wird dabei auch viele komische Momente geben,“ verriet der Regisseur.

Atmosphärisch begleitet wird Der gestiefelte Kater sowohl mit Live-Musik in der Märchenhandlung sowie Musik aus der Konserve. Viel Sorgfalt wurde wieder für die Ausstattung der Bühne verwandt. In diesem Jahr wird das Publikum in eine romantische Burglandschaft mit Schlossruine und viel Grün hinein versetzt. Es wird wieder etwas für Augen und Ohren geboten.

Das circa 75minütige Weihnachtsmärchen (ab 6 Jahren) hat im KJT am Freitag, dem 10. November 2017 um 19:00 Uhr Premiere.

Bis Mitte Januar 2018 sind insgesamt 83 Aufführungen vorgesehen!

Informationen dazu gibt es wie immer unter www.theaterdo.de oder direkt im KJT.

Hamlet im Gedankengefängnis

Kinder-und Jugendtheater und Junge Oper, geht diese Kooperation? Mit „Hamlet – Sein oder Nichtsein“ ging das Dortmunder Kuinder-und Jugendtheater mit der Premiere des Projekts mit dem klassischen Stoff von William Shakespeare als Grundlage zum vierten Mal das Abenteuer ein. Die Kammer-Jugendoper unter der Regie des Junge Oper erprobten Regisseur Ronny Jakubaschk wird von André Meyer aus der Perspektive des jungen Hamlet erzählt, der seinen Vater auf tragische Weise verloren hat. Er soll durch einen Schlangenbiss gestorben sein. Nach der erneuten Heirat seiner Mutter mit seinem Onkel kurz nach dem Tod des Vaters fühlt er sich verraten und verlassen. Die Liebe zu Ophelia, Tochter des Ratgebers Polonius, steigert sein Gefühlschaos und überfordert ihn. Er fühlt sich immer mehr gedrängt, Rache zu nehmen. Es scheint nur einen Ausweg zu geben…

Hamlet ( Fabio Lesuisse) ist gefangen in seinem Gedanken-Wahn (symbolisiert von acht Mitgliedern des Dortmunder Opernchors). (Foto: © KJT Dortmund)

Der Abstand der Welten der Erwachsenen und der beiden jungen Leute wird dadurch klar vor Augen geführt, dass die Ausdrucksform der Erwachsenen die Sprache ist, während sich Hamlet und Ophelia fast nur musikalisch äußern.

Die Erwachsenen mit einer klaren und „vernünftigen“ Sprache wurde von drei Schauspielern des KJT, Bettina Zobel als Hamlets Mutter Gertrud, Andreas Ksienzyk als ihr neuer Ehemann Claudius und Rainer Kleinespel als Berater Polonius spielten die Rolle der Erwachsenen, die nicht mehr mit der starken Trauer und Ablehnung durch Hamlet klar kommen überzeugend. Als letzten Ausweg wollen sie Hamlet in ein Londoner Internat schicken. Die Musikhochschulabsolventen und Sänger Anna Lucia Struck Ophelia) und Fabio Lesuisse (Hamlet) bewiesen ihren starken Stimmen auch sensibles schauspielerisches Können.

In der Mitte der Bühne war ein bunt-leuchtendes Kastengeflecht als Konstrukt für die gefangene Gedankenwelt des jungen Hamlet. Der Kasten konnte je nach Situation geöffnet oder geschlossen werden. Hinter der Bühne saß eine Abordnung der Dortmunder Philharmoniker und sorgte unter der Leitung von Ingo Martin Stadtmüller für die dramatische musikalische Begleitung des Geschehens.

Die Musik, komponiert von war dem Text geschuldet zumeist atonal. Ein Musikstück zieht sich wie ein roter Faden durch die Handlung. In den Lied geht es darum , dass Hamlets Vater „nimmer wieder kommen“ wird. Eine schöne Liebesarie zwischen Ophelia und Hamlet durchbricht das Geschehen mit musikalischer Harmonie. Ophelia versucht verzweifelt, zunächst von ihrem Vater vorgeschickt, immer wieder Zugang zu Hamlet zu finden. Dramaturgisch geschickt und beeindruckend war der Einsatz von acht Personen (vier Frauen und vier Männer) des Dortmunder Opernchors unter der Leitung von Manuel Pujol. Der Chor trieb als „Stimme von Hamlets Vater“ immer stärker gezielt in den Rache-Wahnsinn. Das Zusammenspiel von Musik, Sprache, Gesang und Gestik sorgte für eine emotional starke Aufführung.

Shakespeare-Fans aufgepasst: Das Ende hat nicht viel mit dem Original zu tun. Könnte man den dramatischen Höhepunkt von Hamlets Depression – er spielt einen Amoklauf in seinen Gedanken durch – noch als schönen dramaturgischen Kniff durchgehen lassen, wirkt das romantische Ende (Hamlet und Ophelia gehen zusammen in eine glückliche Zukunft) aufgesetzt. Zumal Hamlets Heilungsprozess dann doch ziemlich schnell ging.

Mehr Infos und weitere Termine unter www.theaterdo.de

Drei Theater erzählen Geschichte der Deindustrialisierung

Vorstellung des Dortmunder Beitrages mit Hilfe von KJT-Leiter Andreas Gruhn (ganz links). Ansonsten sind auf dem Bild zu sehen (v.l.n.r.) Désirée von Delft, Steffen Happel und Götz Vogel von Vogelstein.
Vorstellung des Dortmunder Beitrages mit Hilfe von KJT-Leiter Andreas Gruhn (ganz links). Ansonsten sind auf dem Bild zu sehen (v.l.n.r.) Désirée von Delft, Steffen Happel und Götz Vogel von Vogelstein.

Was haben Halle, Berlin und Dortmund gemeinsam? Sie waren große Industriestandorte, wovon heute außer Ruinen kaum noch etwas existiert. Im Berliner Vorort Schöneweide war früher einmal die AEG beheimatet und Elektroartikel in der DDR kamen von dort. In Halle an der Saale standen die Leuna-Werke und in Dortmund-Hörde gab das Stahlwerk vielen Menschen Arbeit. Wie kommen die Jugendlichen von heute zurecht? Welche Sorgen haben sie? Die Jugendtheater der drei Städte arbeiteten beim Projekt „Industriegebietskinder“ zusammen. Am 01. März 2015 gab es im KJT einen Zwischenstandbericht.

Das gemeinsame Projekt „Industriegebietskinder“ ist in drei Phasen geteilt. Im ersten Halbjahr 2014 fand die sogenannte Recherche statt. Abschluss und Höhepunkt der ersten Phase war ein mehrtägiges Camp in Juni 2014 in Berlin.

Im zweiten Halbjahr 2014 stand die Stückentwicklung auf dem Programm. Mit dem Schreiben der Theaterstücke wurden entweder Autoren (Berlin und Dortmund) oder die künstlerische Leiterin (Halle) betraut.

In der dritten Phase werden die Stücke produziert. In einer Vorstellungsreihe in Halle am Gasometer sind alle drei Stücke zu sehen. Am 29. Mai startet Halle mit „Neu statt sterben“, am 30. Mai ist Dortmund an der Reihe mit „Ach je die Welt“ und am 31. Mai zeigt das Theater Strahl aus berlin das Stück „The Working Dead“.

Beim Zwischenstandbericht am 01. März in Dortmund gab es einen kleinen Einblick, wie weit die Stücke schon gediehen sind. Allen drei ist gemeinsam, dass es um die Frage geht: Was entsteht nach dem Industriezeitalter? Für die Jugendlichen sind natürlich zwei Fragen ganz zentral, werde ich Arbeit haben und werde ich geliebt?

Der Autor Jörg Menke-Peitzmeyer, dessen Stücke auch in Dortmund gelaufen sind wie „Miriam, ganz in Schwarz“ präsentiert ein düsteres Stück. Drei Jugendliche gehen des Nachts in eine alte Fabrilhalle und treffen dort auf eine Art Geister. Die untoten Fabrikarbeiter, die ihrer Vergangenheit hinterherjammern? Schaffen es die Jugendlichen, etwas Neues aufzubauen?

Das Kinder- und Jugendtheater Dortmund präsentiert zwei Werke. Zum einen „Ach je die Welt“ von Anne Lepper. Hier suchen Jugendliche nach Orientierung. Gibt es Arbeit? Marc, Tobias und Christopher sind 15 Jahre alt und suchen nach einem Alfried Krupp, der Arbeit haben soll. Doch der ist verschwunden. Marie-Ann, fast 15, sucht das Glück. Die Suche wird in einer Tragödie enden.

Darüber hinaus wird eine 50-minütige Theater-/Textperformance erarbeitet, die den Strukturwandel am Phoenixgelände zum Thema hat. Der Titel „ASCHE unter meinen Docs“. Die Rollen werden Schülerinnen und Schüler der Marie-Reinders Realschule übernehmen.

Das Thalia Theater aus Halle an der Saale beschäftigt sich in ihrem Stück „Neu statt sterben“ mit dem Plattenbau von Halle-Neustadt. In der DDR ein beliebtes Wohnquartier, ist es heute teilweise rückgebaut worden. Im Stück soll eine Frau ein Theaterstück über den Plattenbau schreiben und trifft auf unterschiedlichste Personen. Ja, sogar der Plattenbau tritt als eigenständige Figur auf. Wie soll es mit Halle-Neustadt weitergehen. Mitwirkende sind neben den Schauspielern des Thalia Theaters auch Jugendliche aus Halle.

Bemerkenswert ist, dass in allen drei Stücken ein Chor eine wichtige Rolle einnimmt. In Berlin ist es der Geisterchor der Fabrikarbeiter, in Halle gibt es einen Jungpionierchor und in Dortmund tritt der „Chor der Sechstklässler“ auf.