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Lieder der Tröstung voll Schmerz und Zuversicht

Am 18.10.2021 standen beim 1. Kammerkonzert der Dortmunder Philharmoniker im hiesigen Orchesterzentrum die Streichinstrumente im Mittelpunkt.

Onyou Kim und Natalie Breuninger (Violine), Juan Ureňa Hevia und Seulki Ha (Viola) sowie Emanuel Matz und Florian Sebald (Violoncello) konnten nicht nur ihr technisches Können, sondern auch die vielfältige Ausdruckskraft ihrer Instrumenten deutlich machen.

Vor 80 Jahren fanden die ersten systematischen Deportationen der Juden in die Todeslager der Nationalsozialisten statt.

So passte es sehr gut, dass neben dem romantischen und zudem expressiven Streichsextett B-Dur op. 18 von Johannes Brahms (1823 -1897) zuvor auch Werke von drei Komponisten jüdischer Herkunft auf dem Programm standen.

Alexander Zemlinsky (1871 – 1941), Gideon Klein (1919 – 1945) und Viktor Ullmann (1898 – 1944) sind entweder an den Folgen der Nazi-Verfolgung oder im Konzentrationslager ermordet worden. Klein und Ullmann wurden von den Nationalsozialisten im Ghetto Theresienstadt genötigt bei ihrer Inszenierung eines „besonders lebendigen Kulturlebens“ als Musiker ihren Beitrag zu leisten. Sie versuchten, Energie und Kraft aus ihrer Situation zu schöpfen und den Lagerinsassen in ihren Leiden und Schmerzen auch etwas Hoffnung zu vermitteln.

Kompositionen von Künstlern, die in Konzentrationslagern ermordet wurden, standen im Mittelpunkt des Kammerkonzerts.
Kompositionen von Künstlern, die in Konzentrationslagern ermordet wurden, standen im Mittelpunkt des Kammerkonzerts.

Mit der Sopranistin Anna Sohn vom Dortmunder Opernensemble sorgte eine starke und kraftvolle Stimme für eine sensible Interpretation der Liedtexte. Dabei hatten Musik und Gesang den gleichen Stellenwert.

Alexander Zemlinskys Komposition „Maiblümchen blühten überall“ (1902/1903) für Sopran und Streichsextett, erzählt nach einem Gedicht von Richard Dehmels die tragische Geschichte zweier Liebender mit floraler Symbolik und Melancholie.

Gideon Kleins folgende musikalisch höchst expressive und trauer-volle „Fantasie und Fuge für Streichquartett“ ist 1942 entstanden. Seine Paarung von musikalischen Formen hat ihre Vorbilder im Barock.

Viktor Ullmanns „Herbst“ (für Singstimme und Streichtrio nach Georg Trakl) und „Lieder der Tröstung“ (für Singstimme und Streichtrio nach dem Anthroposophen Albert Steffen) sind beeinflusst von der christlichen Mystik. Sie berichte von Verbitterung und Zuversicht.

Alle gespielten Werke der drei Komponisten sind von der atonalen Musik ihres Lehrmeisters Arnold Schönberg beeinflusst.

Als Zugabe für das Publikum gab das tröstende „Abends, wenn ich schlafen geh“ aus „Hänsel und Gretel“ wunderbar instrumentalisiert.

Streichergruppe im Mittelpunkt des 3. Kammerkonzerts

Eine Gruppe von sechs Streicher*innen der Dortmunder Philharmoniker lud am 27.01.2020 unter dem Motto „Wiener Nächte“ zum 3. Kammerkonzert in das Orchesterzentrum NRW.

Mit dabei waren Joowon Park und Oleguer Beltran Pallarés an der Violine, Hindenburg Leka und Mingwan Kim an der Viola sowie Franziska Batzdorf und Andrei Simion am Violoncello.

Die auf dem Programm stehenden „Verklärte Nacht“ op. 4 von Arnold Schönberg (1874 – 1951) und nach der Pause das Streichquintett C-Dur D 956 von Franz Schubert (1797 – 1928) boten den Musiker*innen viel Gelegenheit, dem Publikum ihr virtuoses Können und das Facettenreichtum ihrer Streichinstrumente zu Gehör zu bringen.

Die Streicher standen beim 3. Kammerkonzert im Mittelpunkt. (Foto: © katermikesch auf Pixabay)
Die Streicher standen beim 3. Kammerkonzert im Mittelpunkt. (Foto: © katermikesch auf Pixabay)

Der eigentlich als „Erfinder“ der Zwölftontechnik bekannte Arnold Schönberg war jedoch auch von der Romantik, speziell von Richard Strauss und Gustav Mahler beeinflusst. Inspiriert von einem Gedicht von Richard Dehmel (1863 – 1920) entstand seine „Verklärte Nacht“ für Streichsextett. Es beschreibt einen Spaziergang eines paares im Mondschein. Die Frau ist von einem fremden Mann schwanger, ihr Partner steht jedoch zu ihr und dem Kind. Die ganze Dramatik und die Gefühlsschwankungen spiegeln sich in dem einsätzigen Musikwerk wieder. Es besteht aus fünf pausenlos ineinander übergehenden Teilen, die den wechselnden Stimmungen der Gedichtstrophen folgen. Mal dramatisch aufwühlend, dann wieder ruhiger und voll heiterer Hoffnung.

Das Streichquintett C-Dur D 956 von Franz Schubert nach der Pause, bot in seinen fünf Sätzen ebenfalls einige dramatische Stimmungswechsel sowie abrupte Modulationen und Themen, die oft wie Überleitungen wirkten. Tonarten werden von Schubert in neue Zusammenhänge gestellt.

Ungewöhnlich der Einsatz eines zweiten Violoncello anstelle einer zweiten Bratsche (Viola). So wurde Schuberts Musikwerk ohne Mingwan Kim (Viola) gespielt.

Es ist immer wieder interessant und spannend, die Musiker*innen der Dortmunder Philharmoniker in kleineren Zusammenhängen mit ihrem speziellen Instrumenten erleben zu dürfen.

Abwechslungsreicher Hörnerklang beim 2. Kammerkonzert

Die Kammerkonzerte der Dortmunder Philharmoniker sind immer eine gelungene Möglichkeit, die verschiedenen Instrumentengruppen kennenzulernen. Am 02. Dezember 2019 standen die Hörner im Mittelpunkt des 2. Kammerkonzertes dieser Spielzeit. Das Instrument von sich im Laufe der Zeit entwickelt: Vom Jagdhorn über das Naturhorn bis hin zum modernen Ventilhorn mit seinen Varianten wie der Wagner-Tuba. Die acht Musikerinnen und Musiker präsentierten eine große Bandbreite des Instrumentes.

Zu Beginn hörten wir die „Sonate pian e forte“ des venezianischen Komponisten Giovanni Gabrieli (1557-1612). Er stand zwischen Renaissance und Barock und galt als avantgardistisch. Der Komponist verknüpft die Tradition der Vokalpolyphonie und die venezianische Mehrchörigkeit zu einem bewegenden Klangbild, das die Hornisten in zwei Vierergruppen eindrucksvoll wiedergeben.

Im 2. Kammerkonzert präsentierte die Horngruppe einen sehr abwechslungsreichen Klang ihres Instrumentes. Image by <a href="https://pixabay.com/users/AlLes-2597842/?utm_source=link-attribution&utm_medium=referral&utm_campaign=image&utm_content=2878648">Alexander Lesnitsky</a> from <a href="https://pixabay.com/?utm_source=link-attribution&utm_medium=referral&utm_campaign=image&utm_content=2878648">Pixabay</a>
Im 2. Kammerkonzert präsentierte die Horngruppe einen sehr abwechslungsreichen Klang ihres Instrumentes. (Foto: © Alexander Lesnitsky from Pixabay)

Der Sprung danach führte zu Paul Hindemith (1895-1963). Gespielt wurden zwei Sätze aus der „Sonate für vier Hörner“. Zu Beginn erklang ein ruhiges Fugato, gefolgt von einem lebhaften Satz mit häufigen Taktwechseln. Anspruchsvoll, aber souverän gespielt von der Horngruppe.

Zurück in die Zeit Mozarts brachte der „Grand Sextuor op. 10“ von Louis-François Dauprat (1781-1868), der auch Professor für Horn am Conservatoire de Paris war. Daher erforschte Dauprat neue Ausdrucksregister und Klangfacetten des Instrumentes. Einiges war davon im „Großen Sextett“ zu hören. Von leisen melancholischen Klängen im „Adagio“ bis zu wilden Klängen im „Finale“ – alles war dabei.

Vor der Pause ging es nach Russland oder besser in die Sowjetunion. Dimitri Schostakowitsch (1906-1975) schrieb mit dem „Walzer Nr.2“ ein Stück für die Ewigkeit. Den Walzer von Hörnern geblasen zu bekommen, war sicherlich eine neue Erfahrung für viele Besucher.

Nach der Pause kam die geballte Kraft der Romantik. Erst ein paar Tage vorher spielten die Hornisten zusammen mit ihren Kolleginnen und Kollegen die Oper „Lohengrin“. Die „Lohengrin-Fantasie“ von Richard Wagner (1813-1883) brachte ein „Best-of“ der schönsten Melodien aus „Lohengrin“. Bei Wagner ist Anton Bruckner (1824-1896) nicht weit weg. Sein kurzes „Andante in Des-Dur“ gehört eigentlich zu einem von drei Chorälen. Sehr besinnlich war auch die Musik. Danach gab es wieder ein „Best of“, diesmal erklangen M+-elodien aus „Carmen“ von Georges Bizet (1828-1875).

Insgesamt war es ein schönes Konzert, das den Zuhörern die Horngruppe der Dortmunder Philharmoniker nahebrachte. An den Instrumenten wareN Monika Lorenzen, Shukuko Okamoto-Farges, Gregor Fas, Ferenc Pal, Arnd Schmitt, Florian Winkelmann, Yukako Golebiowski und Jan Golebiowski.

Emotionale Cello-Tour durch alle Epochen und Stilrichtungen

Die Cellisten der Dortmunder Philharmoniker luden am Montag, den 07.10.2019 zum 1. Kammerkonzert der neuen Spielzeit in das hiesige Orchesterzentrum. Insgesamt sieben Cellisten und zwei Cellistinnen waren mit von der Partie. Risto Rajakorpi, Emanuel Matz, Hauke Hack, Markus Beul, Florian Sebald, Andrei Simion, Franziska Batzdorf, Weimo Gao und Denis Krotov boten dem Publikum unter dem Titel „Plaisir d‘amour“ (Vergnügen der Liebe) ein großes Spektrum aus allen Epochen und Stilrichtungen. In verschiedenen Konstellationen kamen sie an diesem Abend zum Einsatz.

Das Violoncello als Instrument mit seiner Mittelposition zwischen Violinen bis zu den tiefen Kontrabässen bietet vielfältige emotionale Ausdrucksmöglichkeiten. Das zeigten die Musiker mit ihrem Programm, bei dem sie zudem noch von Emily Newton unterstützt wurden. Die Sopranistin ist vielen noch aus ihrem Zeit im Opernhaus Dortmund (z.B. als Anna Nicole) in bester Erinnerung.

Mit Henry Mancinis (1924 – 1994) „The Pink Panther“ ging es beschwingt los. Emily Newton konnte dann schon beim bewegenden „Bachianas Brasileiras Nr. 5“ (Heitor Villa-Lobos, 1887 – 1959) ihre Stimmgewalt und Einfühlungsvermögen unter Beweis stellen.

Nach einem kleinen Ausflug in die Welt der barocken Fugen und Suiten, folgte noch eine besondere Überraschung. Mit Hauke Hacks Arrangement ging es ganz praktisch um die Bedeutung der „Fugen“ beim Maurerhandwerk. Hier ließ es sich Emily Newton nicht nehmen, den gesanglichen Part mit dem speziellen Text aus einem Lehrbuch für Maurer zu übernehmen.

Ein Höhepunkt direkt vor der Pause war sicherlich das eindringliche „Nearer my God to thee“ (Lowell Mason, 1792 – 18729), dass auch auf der Titanic kurz vor ihrem Untergang gespielt worden war, so die Legende

Humor zeigten Hauke Hack und sein Kollege Florian Sebald nach der Pause beim Frühlingsstimmenwalzer op. 410 (Johann Strauß (Sohn), 1825 – 1899), arrangiert von Thomas Mifune. Beide spielte zusammen an einem Cello!

Nach einem flotten „Bossa nova“ von Wilhelm Kaiser-Lindemann (1940 – 20109) begeisterten die Cellogruppe gemeinsam mit Emily Newton mit einer sensiblen Interpretation von „Summertime“ (George Gershwin, 1898 – 1937). Auf einen flotten „Mambo for six“ (Wilhelm Kaiser-Lindemann) folgte ein weiterer emotionaler Höhepunkt. Für die Cellistin Franziska Batzdorf wurde vom Hauke Hack „Salut d‘amour“ (Edward Elgar, 1857 – 1934) speziell arrangiert.

Zum Ende hin ging es passend traditionell mit einer etwas jazzigen Version des bekannten „Nehmt Abschied Brüder“ (arrangiert von Stefan Reichertz und Hauke Hack). Mit „Voyage, Voyage“ von Dominique Dubois (*1951)/ Jean-Michel Rivat (*1939), bekannt geworden 1986 durch die Sängerin Desireless wurde das offizielle Programm beendet. Hier konnte Emily Newton und die MusikerInnen noch einmal ihr vielseitiges können zeigen.

Ein gelungener Abend, der dem Publikum viel Vergnügen bereitete und ihnen den besonderen Zauber des Violoncellos näher brachte. Es wurde nicht nur musikalisch berührt, sondern auch öfter durch den Humor und die Spielfreude der Akteure zum Schmunzeln gebracht.

Ensemble ArtCollage präsentiert Liebesreigen

Kurz vor dem kalendarischen Sommerbeginn luden die Musiker des Ensemble „ArtCollage“ am 17.06.2019 zum 5. Kammerkonzert unter dem Motto „Irrwege der Liebe“ in das Dortmunder Orchesterzentrum. Es ging um die Irrungen und Wirrungen dieser großen Emotion.

Die Mitglieder in diesem auserwählten „Musiker-Pool“ haben sich im Laufe der Jahre durch Kammer- und Orchestertätigkeit in NRW kennen und schätzen gelernt. Darunter sind auch Mitglieder der Dortmunder Philharmoniker. Dabei standen an diesem Abend die Blasinstrumente, unterstützt vom Kontrabass (Asako Tedoriya) im Mittelpunkt.

Auf der Bühne agierten neben Asako Tedoriya Bettina Geiger (Flöte), Anke Eilhardt und Christiane Dimigen (Oboe), Fabian Hauser und Alexander Schwlab (Klarinette), Minori Tsuchiyama und Bernhard Wesenick (Fagott) sowie Stefan Fellhauer und Ferenc Pal (Horn).

Harmoniemusik zu „Ein Sommernachtstraum“ von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847) und Sergej Prokofjew (1833 -1897) standen auf dem Programm. Beide in Bearbeitung von Andreas N. Tarkmann. Grundlage für beide musikalische Werke waren die Klassiker „Ein Sommernachtstraum“ und „Rome und Julia“ aus dem 16. Jahrhundert von William Shakespeare.

Das Ensemble ArtCollage verband in seinem Konzert Musik und Literatur (John Wesley Zielmann am Lesetisch). (Foto: © Anneliese Schürer)
Das Ensemble ArtCollage verband in seinem Konzert Musik und Literatur (John Wesley Zielmann am Lesetisch). (Foto: © Anneliese Schürer)

Als zusätzliche Ebene wurde der Schauspieler John Wesley Zielmann als Sprecher eingesetzt, der sehr lebendig und bildhaft die entsprechende Texte zu den Dramen vortrug.

Sprecher und Musiker wechselten sich jeweils. Nicht nur um sich zu ergänzen, sondern die Ausdruckskraft der Werke im Zusammenhang mit der expressiven und sensiblen Klangfarben der Instrumente noch zu verstärken.

Nebenbei konnte das Publikum die Instrumente einzeln und im Zusammenspiel in all seien Besonderheiten und allen Schattierungen erleben.

Egal ob als melancholischer Trauermarsch, verspielter Rüpel – oder Elfenmarsch, oder bei dem bekannten feierlichen Hochzeitsmarsch beim „Sommernachtstraum“ zeigten schon ihr Können.

Nach der Pause interpretierten sie die romantisch-dramatische Musik von Prokofjewmit viel Feingefühl und Temperament.

Ein „ganzheitliches“ besonderes Erlebnis für die Zuhörerinnen und Zuhörer an diesem warmen Frühsommer-Abend.

Ausdrucksvolles Kammerkonzert um „Gefahr und Frieden“

Im Dortmunder Orchesterzentrum stand am 13.05.2019 die Streicher der hiesigen Philharmoniker unter dem Motto „Gefahr und Frieden“ im Mittelpunkt.

Beteiligt waren neben Hauke Hack (Violoncello), der auch mit „pieces for peace – Bans İçin Eserler“ auch eigene Kompositionen aus den letzten Jahren beitrug, Branca Weller (Violine), Judith Schween (Violine), Hindenburg Leka (Viola), Saskia Simion (Viola) und Christiane Schröder (Violoncello). Frank Kistner am Kontrabass unterstützte die sechs KollegInnen bei den musikalischen Sätzen von Antal György Csermàks (1744-1822) „Die drohende Gefahr oder Die Vaterlandsliebe“.

Mit „pieces for peace“ hat Hauke Hack in jedem Satz wunderbare musikalische Porträts von Namen und Eigenschaften verschiedener Freunde, Verwandten oder Bekannten geschaffen. Gewidmet wurde die Stücke der englischen Politikerin Jo Cox sowie der deutschen Lehramtsstudentin Tuğçe Albayrak, die beide aus politischen Gründen ermordet wurden.

Das Publikum konnte sich davon überzeugen, das die Satzbezeichnungen sensibel durch die Musik transformiert wurden. Sogar bekannte Melodie wie „Happy Birthday“ oder „Lasst uns froh und munter sein“ waren für das geübte Ohr (heraus) zu hören.

Hauke Hack spielte mit seinen Streicherkolleginnen und -kollegen auch eigene Kompositionen beim Kammerkonzert . (Foto: © Anke Sundermeier)
Hauke Hack spielte mit seinen Streicherkolleginnen und -kollegen auch eigene Kompositionen beim Kammerkonzert . (Foto: © Anke Sundermeier)

Im Wechsel dazu erklangen jeweils einzelne Sätze von „Die drohende Gefahr oder Die Vaterlandsliebe“ des berühmtesten ungarischen Komponisten Antal Gyögy Csermàk. Seine Komposition zeichnet sich durch eindrucksvolle Schlachtengemälde (zur Zeit der Napoleonischen Kriege um 1809) unter Einbeziehung des damals zur Anwerbung von Soldaten gespielten Verbunkos-Tanzes und wechselt von temperamentvoll „kampfbereit“ bis melancholisch-traurig. Die Schrecken und Grausamkeit des Krieges im Hintergrund.

Nach der Pause ging es mit dem Streichsextett G-Dur op. 36 von Johannes Brahms (1833-1897) friedlicher weiter.

Tragischer Hintergrund dieses Werkes ist die unglückliche Liebe von Brahms zu Agathe von Siebold. Der Komponist wollte diese endgültig verarbeiten und sich von ihr losmachen. Das Seitenthema im Kopfsatz bezeugt, um wen es sich hier handelt. Es beinhaltet deutlich die Notenfolge a-g-ad-h-e. Ein kompositorisches Prinzip, das Hauke Hack in seinen musikalischen Porträts ja ebenfalls verwendet.

Die Musik ist durch klare Linien, melancholischen Adagio und einem bewegenden Final gekennzeichnet.

Als Zugabe wurde dem Publikum noch ein schmissiger ungarischer „Czardasz“ geboten.

Ein eindrucksvolles Beispiel für die Ausdruckskraft der Musik und der Streichinstrumente.

Gelungenes musikalisches Doppel mit Bach und Bartók

Es klingt nicht sehr positiv, wenn jemand sagt „Sie spielt nur die zweite Geige“. Doch in einem Orchester haben die zweiten Geigen eine wichtige Funktion und sind veritable Musiker. Das konnte die Gruppe der zweiten Geigen der Dortmunder Philharmoniker beim 3. Kammerkonzert eindrucksvoll unter Beweis stellen. Am 04. März 2019 erklangen Werke von Bach und Bartók im Orchesterzentrum.

Im Mittelpunkt des Abends standen die 44 Duos für zwei Violinen von Bartók. Diese kurzen Etüden schrieb Bartók für den Freiburger Musikpädagogen Erich Doflein. Um den Übungscharakter der Stücke aufzubrechen, hatten die Musiker die gute Idee, die Etüden in Gruppen zu ordnen und mit Chorälen von Johann Sebastian Bach in Bezug zu setzen. So erklangen nach dem Choral „Das alte Jahr vergangen ist“ (BWV 614) vier Neujahrslieder aus den 44 Duos von Bartók. Es ist schon eine besondere Mischung. Auf der einen Seite der protestantische Bach, dessen Choral „Seelenbräutigam“ (BWV 496) sich natürlich auf Jesus Christus bezieht, während der als einer der großen Atheisten der Musikgeschichte geltende Bartók in seinen Etüden die weltlich-bäuerliche Natur zum Klingen bringt.

Eine weitere Inspirationsquelle von Bartók ist die Volksmusik. Es ist daher nicht überraschend, wenn in den 44 Duos viele Tänze aus Ungarn sowie den umliegenden slawischen Ländern zu finden sind.

Die zweiten geigen spielten ein erstklassiges Konzert mit Werken von Bach und Bartók im Prchesterzentrum. (Foto: © Dortmunder Philharmoniker)

44 Duos, elf Choräle und neun zweite Geigen: Wie wurde das Konzert organisiert? In der Regel standen vier Violinistinnen und Violinisten in der Mittel der Bühne, während die fünf anderen an der Seite auf der „Ersatzbank“ warteten. Die vier spielten zunächst gemeinsam einen Choral und dann abwechselnd als Duo einige Stücke von Bartók. Nach einem solchen Block wurde gewechselt.

Eine weitere gute Idee war, Anne Kussmaul als Moderatorin zu integrieren. Kussmaul ist freischaffende Musikvermittlerin und spielte zehn Jahre lang bei den zweiten Geigen der Dortmunder Philharmoniker mit. Sie erklärte zwischen den Blöcken die Funktion der zweiten geigen und führte kleine Interviews.

Ein kleines Bonbon gab es als Zugabe. Denn das Konzert fand ja am Rosenmontag statt. So wurde im Orchesterzentrum das bekannte Kölner Karnevalslied „Denn wenn et Trömmelche geht“ von „De Räuber“ gespielt.

Es spielten an diesem Abend Oleguer Beltran Pallarés, Frank Rudolph, Renate Morocutti, Ulrike Grosser-Krotzinger, Vera Plum, Iris Plettner, Natalie Breuninger, Susanne Schmidt, Kathrin Averdung und Anne Kussmaul.

Kammermusik aus düsteren Zeiten

Das 2. Kammerkonzert der Dortmunder Philharmoniker am 28.01.2019 im hiesigen Orchesterzentrum stand unter dem bezeichnenden Titel „Über dem Abgrund der Zeit“. Im Blickpunkt waren hier Werke von drei besondere Komponisten, die in düsteren Kriegs-Zeiten zwischen 1940 und 1944 unter schwierigen Bedingungen entstanden sind.

Vier Meister*innen an ihren Streichinstrumenten von der Dortmunder Philharmoniker wurden von der bekannten Pianistin Tatiana Prushinskaya (seit 2011/2012 Solorepetitorin am Theater Dortmund) bei dem Konzert unterstützt.

Gespielt wurde einmal als Klavier-Solo, und bei anderen Stücken in unterschiedlichen Konstellationen. Beteiligt als Streicher*innen waren Yang Li (Violine). Susanne Schmidt (Violine), Hindenburg Leska (Viola) und Andrei Simion (Violoncello). Sie bewiesen viel musikalisches Einfühlungsvermögen und Virtuosität.

Tragisch ist die Geschichte des zu Anfang vorgetragenen „Trio für Violine, Viola und Violoncello von dem jüdischen Komponisten Gideon Klein (1919 – 1944). Dieses Streichtrio beendete der begabte Komponist am 7. Oktober 1944 im KZ Theresienstadt, wohin er nach der Annektion seiner Heimat Böhmen durch die Nazis deportiert worden war. Zu dem von den deutschen Machthabern zwecks positiver „Image-Darstellung“ für das KZ geduldete Musik-Ensemble unter den Insassen gehörte auch Gideon Klein. Nur wenige Tage nach der Vollendung des Trios, wurde der Komponist nach Auschwitz (Außenlager Fürstengrube) deportiert und starb unmittelbar nach seiner Ankunft unter „ungeklärten Umständen“ in den Kohlengruben. Das Ganze neun Tage vor der Befreiung durch die Alliierten.

Die Musikerinnen und Musiker bei der Probe (v.l.n.r.) Yang Li, Tatiana Prushinskaya, Susanne Schmidt, Hindenburg Leka und Andrei Simion. (Foto: © Dortmunder Philharmoniker)
Die Musikerinnen und Musiker bei der Probe (v.l.n.r.) Yang Li, Tatiana Prushinskaya, Susanne Schmidt, Hindenburg Leka und Andrei Simion. (Foto: © Dortmunder Philharmoniker)

Das ausdrucksstarken Musikstück enthält in seinen drei Sätzen Elemente aus böhmischen Volksliedern in Variationen bis zum virtuosen Finale, das mit einem hohen Schwierigkeitsgrad von Anfang bis Ende in gleichbleibenden, kleinen Notenwerten und schnellen Bewegungen ausgeführt wurde. Einige Dissonanzen unterstrichen die schmerzvolle und teilweise wehmütige Stimmung.

Als zweites standen drei jeweils achtminütige Sätze aus dem Werken des französischen Komponisten Olivier Messiaen (1908 – 1992), der den Winter 1940 im deutschen Kriegsgefangenenlager Görlitz verbrachte. Dort entstanden das „Quartett für das Ende der Zeit“ (Quatuor pour la fin du temps) für Klavier, Violine, Cello und Klarinette. Der fünfte Satz für Cello und Klavier ist der „Lobgesang für die Ewigkeit“, der 8. Satz ein „Lobgesang auf die Unsterblichkeit Jesu“. Wie von Messiaen selbst postuliert, ist es dem Mensch gewordenen Jesu. Der langsame Aufstieg der Geige ins höchste Register symbolisiert für ihn den Aufstieg des Menschen zu Gott. Dabei entwickelt sich einen ungeheure Dynamik zwischen den Instrumenten mit ebenfalls Aufsteigenden, dann aber auch absteigenden Akkorden des Klaviers. Eindrucks voll war das zuerst gespielte, drei Jahre später in Paris entstanden „20 Blicke auf das Jesuskind“ für Klavier, sensibel mit all seinen Dissonanzen von Tatiana Prushinskaya dar gebracht.

Einen speziellen Geschichtsbezug hat auch das nach der Pause zu hörende „Klavierquintett g-Moll op. 57“ von Dimitri Schostakowitsch (1906 – 1975). Es wurde im Sommer 1940, neun Monate bevor Hitler den Pakt mit Stalin brach und seine Truppen in der Sowjetunion einmarschieren ließ.

Unterschwellig ist die Bedrohung in seinem Quintett mit der unterdrückten Dynamik schon zu spüren. Dass sein großes musikalisches Vorbild Johann Sebastian Bach ist, merkt man vor allem am Anfang des Quintetts. Der Komponist bezog hier seine Inspiration aus den harmonischen Spannungsbögen und Präludien von J. S. Bachs. Auch die klare Linienführung des Werkes erinnert an das Vorbild. Jede Note scheint sorgsam berechnet, das lyrische Intermezzo im 4. Satz bildet dabei einen große Ruhepunkt. Typisch für Schostakowitsch die Gebrochenheit der Musik, die eine zu romantischen Überschwang vermeidet.

Ein spezielles Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus nach dem 27.01.2019.

Virtuoses Streichquartett im Orchesterzentrum

Im Mittelpunkt des 1. Kammerkonzerts (Dortmunder Philharmoniker) im Orchesterzentrum NRW in Dortmund standen am Montag, den 05.11.2018 unter dem Titel„Vorbild und Fortschritt“ die Streicher. Dass mit dem Mannheimer Streichquartett kurzfristig eine andere Formation das Programm gestalten musste, tat der Qualität keinen Abbruch.

Mit dabei war die als erste Konzertmeisterin der Dortmunder Philharmoniker (seit 2011)bestens bekannte Shinkyung Kim an der Violine. Ihr zur Seite stand der Violinist Daniel Beil (u.a. 1. Konzertmeister der Essener Philharmoniker). Sebastian Bürger (u.a. seit 2003 auch 1.Solobratscher der Essener Philharmoniker) spielte an der Viola. Das Quartett komplettierte Armin Fromm (u.a. Solo-Cellist der Essener Philharmoniker) am Violoncello.

Als erstes auf dem Programm stand das Streichquartett C-Dur Hob. III:77(„Kaiserquartett“) von Joseph Haydn (1732 – 1809). Es ist nicht nur das bekannteste Streichquartett von Haydn, sondern wurde von ihm als musikalisches Statement für einen Frieden für Österreich. Ein Spätwerk (1796) in unruhigen Zeiten vor dem Hintergrund der Französischen Revolution.

Bekannt ist es vor allem wegen seine eindrucksvollen Variationen über die Kaiserhymne„Gott erhalte Franz den Kaiser“. Diese diente dann später als Vorlage für die Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland. Ein feierlich majestätisches Werk, gespickt mit einigen überraschenden Effekten.

Haydn, Bartók und Mendelssohn Bartholdy standen auf dem Programm des Mannheimer Streichquartetts (v.l.n.r.) Sebastian Bürger (Violine), Shinkyung Kim (Violine), Armin Fromm (Violoncello) und Daniel Bell (Violine). (Foto: © MSQ privat)
Streichquartetts (v.l.n.r.) Sebastian Bürger (Violine), Shinkyung Kim (Violine), Armin Fromm (Violoncello) und Daniel Bell (Violine). (Foto: © MSQ privat)

Eine ganz besondere Herausforderung stellte das 4. Streichquartett Sz 91 von Béla Bartók(1881 – 1945). Als ein klassisches Vorbild diente dem Komponist nach eigenen Angaben Mozart mit seinen in „wunderbarer Weise kontrapunktische und homophone Ideen“.

Bartók hat ein fortschrittliches vielschichtiges Werk geschaffen, das von gesteigerter Dramatik, Klagemelodien und sehr komplexe Harmonien um einen langsameren Satz entwickelt wurde. Dissonanzen und interessante Zupftechniken ergeben eine spannende und ungewöhnliche Mischung.

Nach der Pause folgte das Streichquartett Es-Dur op. 44 Nr. 3 von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847), einem Geburtstagsgeschenk für seinen Bruder Paul.

Der erste Satz (Allegro vivace) zeugt von einer gewissen Begeisterung für seinen Komponisten-Kollegen Beethoven.. der zweite Satz ist dagegen wieder ein typisches rastloses und rasantes Mendelssohn-Scherzo. Der dritte Satz (Adagio) ist ruhiger und entrückt in „himmlischer Schönheit“ gestaltet.

Der vierte Satz (Molto allegro con fuoco) führte zum furiosem spielfreudigem Finale hin.

Für das begeisterte Publikum gab es noch mit eine Zugabe aus dem „Kaiserquartett“ von Haydn.

Ein Kammerkonzert mit „viel_harmonie“

Das letzte Kammerkonzert der Dortmunder Philharmoniker in dieser Spielzeit war etwas ganz besonderes. Es fand nicht wie sonst im Orchesterzentrum (Renovierungsarbeiten) statt, sondern im „feierlichen Rahmen“ der Oper.

Im Mittelpunkt stand diesmal die als etwas langsam, behäbig angesehene und etwas im Schatten stehende Bratsche (Viola). Sie hat aber durchaus eine wichtige Funktion im Gesamtgefüge.

Gleich zwölf junge und erfahrene „Bratscher“ der Philharmoniker rückten ihr Instrument in einem vielseitigen Programm zwischen Musik von Barock, Romantik bis zum Tango ins richtige Licht. Eine interessante Entdeckungsreise die zeigte, was so alles in diesem Instrument steckt.

Durch das Programm führte humorvoll und informativ Mechthild Berief von der Bratschergruppe.

Abwechselnd in verschiedenen Formationen, spielten die Musiker mal zu viert, zu acht (zwei mal vier) oder gar als komplette Gruppe.

Erste Kostproben bekam das Publikum mit der „Fantasia for Four Violas“ von dem britischen Komponisten York Bowen (1884 – 1961). und danach mit dem Auszug aus der Sonate für Arpeggione (und Klavier) a-Moll D 821 von Franz Schubert (1797 – 1828). Die warme Harmonie der Bratsche kam hier gut zur Geltung. Beim zweiten Stück zeigten die Musiker auch die rasante Ausdruckskraft der Bratsche, die ihnen eine große Virtuosität ab verlangte.

Das man die Bratsche auch als Zupfinstrument oder als Schlagzeug benutzen kann, erlebten die Zuhörer bei „Missing Bow“ von Ivo Bláha (*1936).

Harmonisch melodiös ging es mit „Nocturno“ von Alois Schmitt (1827 – 1902) weiter.

Abwechslungsreiche Musik aus verschiedenen Jahrhunderten präsentierte das Bratschen-Ensemble. (Foto: © Dortmunder Philharmoniker)
Abwechslungsreiche Musik aus verschiedenen Jahrhunderten präsentierte das Bratschen-Ensemble. (Foto: © Dortmunder Philharmoniker)

Eindrucksvoll war das „Adagio aus der 8. Streichersinfonie D-Dur“ des damals erst 13 Jahre alten Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847). Die Solo-Kontrabassistin Tomoko Tadokoro von der Dortmunder Philharmoniker, sorgte bei der Streichersinfonie für die ganz tiefen Töne.

Vor der Pause stand die „Ciaccona für Violine solo d-Moll BWV 1004“ von Johann Sebastian Bach in einer ganz besonderen Version auf dem Programm. Die ganze Bratschengruppe war beteiligt. Bach hatte erst kurz vor der Komposition dieses Werkes seine erste Ehefrau Maria Barbara verloren. Wie in der Barockzeit üblich, arbeitete der Komponist mit Verschlüsselungsverfahren und versteckter Zahlensymbolik in seinem Notentext für die Chaconne. Durch die acht „Bratscher“ im Hintergrund wurden die Verschränkung der Viola-Stimmen mit den von Bach in den Text eingeflochtenen Choralzitaten hörbar gemacht. So zum Beispiel Martin Luthers Osterchoral „Christ lag in Todesbanden“. Es ist wie eine Grabinschrift in Gedenken an seine verstorbene Frau.

Mit melodischen und harmonischen Auszügen aus der Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) ging es nach der Pause weiter.

Drei kurze Stücke rundeten das Programm ab. Ein Tango „La Cumparsita“ von Gerado Matos Rodrígez (1897 – 1948), Georgi Bezrukows (*1928) „Tema“ und Michael Kimbers (*1945)

I really love to play the Viola“.

Viel Humor und Spielfreude bewiesen die Bratscher/innen vor allem bei ihrer zweiten Zugabe mit Walzer-Improvisationen.

Beteiligte Künstler an der Viola waren: Roman Nowicki, Marjan Hesse, MinGwan Kim, Mechthild Berief, Armin Behr, Juan Ureňa Hevia, Hindenburg Leka, Johannes Hobbing, Klaus König, Miriam Barth, Maria Fernández Casado und Saskia Simion.