Der Tod, das Mädchen und die böhmische Volksseele

Kammerkonzert mit Werken von Franz Schubert und Antonín Dvořák

„Der Tod und das Mädchen“ ist ein Sujet der bildenden Kunst seit der Renaissance. Die Kombination zwischen dem unausweichlichen Tod auf der einen und dem jungen Leben im Bild des Mädchens entwickelt schnell eine erotische Komponente. Einige Jahrhunderte später griff der Dichter Matthias Claudius (1740-1815) das Thema auf und schrieb ein zweistrophiges Gedicht, ein Frage- und Antwortspiel, bei dem der Tod versucht, dem Mädchen die Angst zu nehmen.

Dieses kleine Gedicht vertonte Franz Schubert 1817 in seinem Kunstlied „Der Tod und das Mädchen“ und Teile davon in den zweiten Satz seines Streichquartetts in d-Moll zu verwenden sodass das Streichquartett den gleichen Titel bekam.

Musik von Franz Schubert und Antonín Dvořák erklang beim 3. Kammerkonzert. (Foto: © ApfelEva /pixabay)
Musik von Franz Schubert und Antonín Dvořák erklang beim 3. Kammerkonzert. (Foto: © ApfelEva /pixabay)

Beim dritten Kammerkonzert wurde das Stück am 07.02.2022 im Orchesterzentrum von Lisa Trautmann, Iris Plettner (beide Violine), MinGwan Kim (Viola) und Markus Beul (Cello) zu Beginn gespielt. Die Musiker, Mitglieder der Dortmunder Philharmoniker, präsentierten das Werk in einfühlsamer Weise.

Alle vier Sätze des Streichquartetts sind in Moll gehalten, eine Schwermut durchdringt die vier Sätze, dennoch zeigt sich Schubert in seiner Musik vollkommen auf der Höhe. Besonders berührend ist der vierte Satz, bei dem der Komponist sein Lied „Der Erlkönig“ zitiert, bei dem es auch um den Tod eines jungen Menschen geht.

Nach der Pause ging es etwas fröhlicher zu, denn Antonin Dvořák entführte uns mit seinem Streichquintett in G-Dur op. 77 in seine tschechische Heimat. Dabei unterstützte Tomoko Tadokoro am Kontrabass ihre vier MitstreiterInnen. Bereits im zweiten Satz, dem Scherzo ist die tschechische Volkseele in ihrem Element. Tanzmelodien und lyrische Elemente wechseln sich ab, sodass die melancholische Stimmung schnell verflog.

Ein schöner Kammermusikabend, der durchaus mehr ZuhörerInnen verdient hätte, denn live gespielte Musik ist immer ein besonderes Erlebnis.