Schlagwort-Archive: Kammerkonzert

Musikalische Kunstgriffe im Orchesterzentrum

Im Mittelpunkt des 3. Kammerkonzerts der Dortmunder Philharmoniker am 05.02.2018 im Orchesterzentrum stand das Cello. Ein Instrument, das erst im 20. Jahrhundert seinen Durchbruch als Soloinstrument fand.

Der Cellist Risto Rajakorpi, seit 1997 stellvertretender Solocellist bei der hiesigen Philharmoniker, brachte im Zusammenspiel mit der Pianistin Atsuko Seki dem Publikum das vielfältige Ausdrucksvermögen des Cellos näher.

Die fünf ausgewählten Werke aus drei Jahrhunderten boten dafür eine gute Grundlage.

Johann Sebastian Bachs (1685-1750) Sonate für Viola da Gamba und Cembalo D- Dur BWV 1028 ist eigentlich ein Stück für ein Trio. Die Bearbeitung für Cello und Klavier kombiniert die Vorzüge beider Instrumente. Das italienisch angehauchte Stück zeigt vor allem im Finale ihre vollendete Kunstform mit schwierigen Passagen, die Rajakorpi und Seki souverän meisterten.

Fantasievoll und meditativ ging es ganz anders mit Zoltán Kodálys (1880-1967) Sonate für Violoncello und Klavier op. 4 aus dem Jahre 19010 weiter, um sich in einem Spannungsbogen hin zu typisch ungarischen Tänzen weiterzuentwickeln. Einige Passagen wirken wie Anklänge an Jazz.

Cello und Klavier bilden ein schönes Duo. Davon zeugte Musik von Barock bis zur Moderne. gespielt von Risto Rajakorpi (Cello) und Atsuko Seki (Klavier). (Foto: © Dieter Schütz / pixelio.de)
Cello und Klavier bilden ein schönes Duo. Davon zeugte Musik von Barock bis zur Moderne. gespielt von Risto Rajakorpi (Cello) und Atsuko Seki (Klavier). (Foto: © Dieter Schütz / pixelio.de)

Bei Robert Schumanns (1810-1856) Fantasiestücke op. 73 kommt die Romantik zum Tragen. Zuerst melancholisch, dann ruhig bis hin zu stürmisch reichen die Stimmungen in Schumanns Musik. Sie bietet den Solisten viel Raum, ihr Können und musikalische Sensibilität zu zeigen.

Nach der Pause ging es Claude Debussys (1862-1918) Sonate für Violoncello und Klavier d-Moll weiter. Diese Hommage an die französische Musik des Barock mit einem Prolog und einer Serenade samt Finale ist volle Eleganz und Poesie.

Franz Schuberts (1797-1828) romantische Sonate für Arpeggione und Klavier a-Moll D 821 mit seinen lyrischen Melodien und einem virtuosen Rondo bildeten den Abschluss dieses Kammerkonzerts. Das Arpeggione ist eine Art Gitarre, die mit einem Bogen gespielt wird. Es war zu Schuberts Zeiten relativ modern, verschwand aber schnell wieder aus dem Bewusstsein. Mittlerweile gibt es wieder Liebhaber dieses Instrumentes.

Mit einer gefühlvollen Sibelius-Zugabe wurde das beeindruckte Publikum nach Hause entlassen.

Im tiefen Rausch des Kontrabass

Im Mittelpunkt des 1. Kammerkonzerts der Dortmunder Philharmoniker unter dem Motto „tiefen_rausch“ am 16.10.2017 stand das Kontrabass als wichtigste Instrument im Orchester. Das Publikum hatte im Orchesterzentrum Gelegenheit, sich von der Klangtiefe und Ausdruckskraft dieses Instruments zu überzeugen.

Vier Künstler am Kontrabass und ein kongeniale Begleitung am Cembalo wie am Piano durch Maria Chernousova führten die ZuhörerInnen durch das Programm. Die Spannbreite reichte dabei von Barock-Musik (Antonio Vivaldi 1678-1741) bis hin zu Jazz/Swing von Glenn Miller (1904-1944).

Den Hauptteil des Abend bestritten Manuela Uhlmann (Kontrabassistin bei den Dortmunder Philharmonikern) und Catalin Rotaru, seit 2005 Professor an der Arisona State University (USA) am Kontrabass unter Begleitung von Maria Chernousova.

Schon vor der Pause begeisterten sie mit Vivaldis Konzert für zwei Violoncelli g-Moll RV 531 in der Bearbeitung für zwei Kontrabässe von Bernhard Salles.

Es folgte die sensible Interpretation von César Francks (1822-1890) Sonate für Violine A-Dur durch Catalin Rotaru am Kontrabass begleitet vom Piano.

Es ist schon erstaunlich, was für kraftvoll-warme und intensive Klänge einem so gewaltigen Instrument wie dem Kontrabass entlockt werden können.

Nach der Pause ging es italienisch temperamentvoll weiter mit Giovanni Bottesini (1821-1889) und seiner „Passione amorosa“

Der Kontrabass zeigte sich als wandlungsfähiges Instrument. (Foto: © Christian Seidel / pixelio.de)
Der Kontrabass zeigte sich als wandlungsfähiges Instrument. (Foto: © Christian Seidel / pixelio.de)

Romantisch und aufwühlend wurde es dann mit Robert Schuhmanns (1818-1856) „Adagio und Allegro op. 70“, mit viel Feingefühl von Manuela Uhlmann am Kontrabass und ihrer Begleitung am Piano.

Eine neue Klangnote und argentinisches Flair brachte „Le Grand Tango“ von Astor Piazzola (1921-1992).

Temperamentvolle Stimmung verbreiteten die vier Kontrabassisten Manuela Uhlmann, Catalin Rotaru, Dirk Nolte (Dortmunder Philharmoniker) und Kirill Dubovik mit dem „Ungarischen Tanz Nr. 5“ von Johannes Brahms (1833-1897) in einem Arrangement von Andreas Martin.

In die Neuzeit hinein führten die vier Musiker dann mit einer modernen Fassung der Walzer von Johann Strauss von Daryl Runswick (geb. 1946) „Strauss in the doghouse“ und „American basses“. Ein grandioses Finale folgte mit Glenn Millers „In the mood“.

Ein hochromantisches Kammerkonzert

Klarinette, Viola und Klavier, mehr brauchte es beim 04. Kammerkonzert am 09.05.16 nicht, um im Orchesterzentrum für einen romantischen Abend zu sorgen. Mozart, Bruch und vor allem Schumann standen auf dem Programm, das den passenden Titel „Märchenbilder und Fantasiestücke“ trug.

Dass Freizeitbeschäftigungen wie Billard oder Kegeln durchaus schöpferische Ideen vorbringen, zeigt Wolfgang Amadeus Mozart mit seinem Kegelstatt-Trio zu Beginn des Programms. Heiter und fröhlich wird hier von Frauke Hansen (Klarinette), Roman Nowicki (Viola) und Tatiana Prushinskaya (Klavier) musiziert. Diese besondere Instrumentenkombination inspirierte auch weitere Komponisten wie Robert Schumann (Märchenerzählungen op. 132) und Max Bruch (Acht Stücke op. 83).

Schumann stand aber im Mittelpunkt des Kammerkonzert. Neben den erwähnten Märchenerzählungen, wurden noch die Märchenbilder op. 113 (Viola und Klavier) und die Fantasiestücke op. 73 (Klarinette und Klavier). Einen Soloauftritt bekam Prushinskaya am Klavier mit den Abegg-Variationen op.1.

Ein kurzweiliger Abend mit kurzweiligen Stücken und gut aufeinander eingespielten Musikern.

Vielfalt der Schlaginstrumente

Schlagzeuger im klassischen Orchester sind meist unüberhörbar. Meist an der Pauke stehend unterstützen sie mit kraftvollen Schlägen die dramatischen Stellen der Musik oder setzen lautstarke Akzente (und wecken damit den einen oder anderen im Publikum). Doch Schlagzeuger können noch mehr. Beim 3. Kammerkonzert der Dortmunder Philharmoniker im Orchesterzentrum Dortmund am 04.04.16 präsentierten vier Schlagzeuger mit einem Flötisten die unglaubliche Spannweite der Schlaginstrumente.

Ein Schlagzeug ist laut und macht Krach, so die gängigen Vorurteile. Aber man kann Schlaginstrumenten auch zärtliche und wohlklingende Töne entlocken. Lorris Dath, der Schlagzeuger der Dortmunder Philharmoniker, und seine Kollegen aus den benachbarten Sinfonieorchestern, zeigten dies bereits im ersten Stück. Die Sonate von Johann Sebastian Bach im g-moll (BMV 1020) wurde in der Kombination Flöte und Marimbaphon gespielt. Hier waren neben Flötist Felix Reimann von den Dortmunder Philharmonikern gleich zwei Schlagzeuger an dem Marimbaphon, das an ein überdimensionales Xylophon erinnert. Diese ungewöhnliche Zusammenstellung erinnerte ein wenig an den Komponisten George Benjamin, der alte Stücke auch ungewöhnlich instrumentiert, beispielsweise Purcell mit einer Celesta. Bei Bach ersetzte das Marimbaphon das Cembalo.

Schlagzeuger trommeln ja auf allen Dingen gerne herum. Das machte sich der Komponist Thierry de Mey zunutze und komponierte ein Stück für drei Holzbretter. Sein „Musique de table“ ist ein wunderbaren kleines choreografiertes Stück voller Rhythmik und nonverbaler Kommunikation zwischen den Musikern.

Ein Standartwerk für Schlagzeuger ist das Stück „Suite en concert“ von André Jolivert. Hier werden die uralten Instrumente Flöte und Schlagwerk in einer mystischen Kombination verpackt. Die Klänge, die dabei entstehen erinnern die Anfänge der Menschheitsgeschichte oder an alte, untergegangene Kulturen.

Nach der Pause wurde es artistisch. Denn dann kam zur Musik noch eine Künstlerin die mit zwei Vertikaltüchern einige Kunststücke präsentierte. Passend zum Stück „Bordel 1900“ von Astor Piazolla wurde die Bühne in Rot getaucht.

Dass Schlagzeuger auch schauspielerische Qualitäten haben müssen, zeigte „Toucher“ von Vinko Globokar. Basierend auf der französischen Version von Brechts „Galileo“ musste Dath nicht nur die französischen Laute der Textfragmente auf Schlaginstrumenten nachahmen, sondern auch die Szenen darstellen. Auf alle Fälle war es ein großer Spaß für das Publikum.

R-L-R-R, L-R-L-L. Schlagzeuger wissen sofort: Das ist ein Paradiddle, eine Schlagfolge. Paradiddles und sogennante Rudiments gehören zum täglichen Brot des Schlagzeugers. Passend zum Titel „Teamwork“ von Mitch Markovich kamen alle vier Schlagzeuger auf die Bühne und präsentierte die unterschiedlichen Rudiments, die ihre Wurzeln in der amerikanischen Marschmusik haben.

Den Abschluss des sehr abwechslungsreichen Programms bildete die „Chega de Saudade“ für Flöte und vier Schlagzeuger des brasilianischen Komponisten Antonio Carlos Jobim.

Neben Lorris Dath spielten Slavik Stakhov, Klaus Bertagnolli und Aron Leijendeckers an den Schlaginstrumenten.

Zeitgenössisches zwischen zwei Romantikern

Was lange währt, wird endlich gut. Nachdem das vierte Kammerkonzert mit den Holzbläsern in der vergangenen Spielzeit ausgefallen ist, wurde das Konzert am 28. September 2015 nachgeholt. Zwischenzeitlich gab es eine Programm- und eine Besetzungsänderung. Für Frauke Hansen spielte Christine Stemmler und anstelle des Quintetts von Pavel Haas erklangen die sechs Bagatellen von György Ligeti.

Das Bläserquintett war ein Ruhrgebiets-Quintett. Bettina Geiger (Flöte), Jan Golebiowski (Horn) und Minori Tschuchiyama (Fagott) spielen alle bei den Dortmunder Philharmonikern. Anke Eilhardt (Oboe) bei den Bochumer Symphonikern und Frauke Hansen ist stellvertretende Soloklarinettistin beim Philharmonischen Orchester Hagen.

Zum Start spielten die Musiker die Ouvertüre zu „Wilhelm Tell“ von Gioacchino Rossini. Dass die Ouvertüre inzwischen bekannter ist als die Oper selbst, liegt vor allem an dem sehr bekannten „Reitermotiv“ gegen Ende des Stückes. Zuerst war es etwas ungewöhnlich, die Musik statt von einem Orchester von nur fünf Musikern zu hören, aber die Bearbeitung, die unter anderem auch von Eilhardt erstellt wurde, macht einen sehr guten Höreindruck.

Astor Piazzolla (1921-1992) war einer der bekanntesten Tango-Komponisten und sein „Tango Ballet“ ist nicht auf den Tanz ausgerichtet, sondern mehr auf das Zuhören. Dennoch war der Tango in jedem der fünf Sätze deutlich herauszuhören. Auch wenn das typische Tangoinstrument, das Bandoneon, fehlte, das „Tango Ballet“ war luftig und leicht.

Die „sechs Bagatellen für Bläserquintett“ stammten aus der Frühzeit von Ligetis Kompositionsschaffen, sie sind eine Hommage an Bartók und Stravinsky. Die Bagatellen sind vermutlich mit einigem Humor geschrieben, die bei den Ausführenden und den Zuhörern ankam.

Nach der Pause erlebten die Besucher eine deutsche Erstaufführung. Die Musiker präsentierten das Stück „Directions“ des ungarischen Komponisten Adam Vilagi, der beim Konzert anwesend war. Das viersätzige Werk besteht aus Elementen, bei denen die Musiker durch Klopfen oder Pusten Geräusche machen und musikalischen Abschnitten. Der dritte Satz „Shadows“ sorgt ein wenig für gruselige Stimmung und erinnert an Musik für einen Thriller oder ähnliches.

Nach so viel zeitgenössischer Musik war es wieder Zeit für ein spätromantisches Werk. Taffanels Bläserquintett im g-Moll war der idealer Abschluss eines gelungenen Abends mit gut aufgelegten Musikern und einer äußerst spannenden Programmauswahl.