Ausdrucksvolles Kammerkonzert um „Gefahr und Frieden“

Im Dortmunder
Orchesterzentrum stand am 13.05.2019 die Streicher der hiesigen
Philharmoniker unter dem Motto „Gefahr und Frieden“ im
Mittelpunkt.

Beteiligt waren
neben Hauke Hack (Violoncello), der auch mit „pieces for peace –
Bans İçin
Eserler“ auch eigene Kompositionen aus den letzten Jahren beitrug,
Branca Weller (Violine), Judith Schween (Violine), Hindenburg Leka
(Viola), Saskia Simion (Viola) und Christiane Schröder
(Violoncello). Frank
Kistner am Kontrabass unterstützte die sechs KollegInnen bei den
musikalischen Sätzen von Antal György Csermàks
(1744-1822) „Die drohende Gefahr oder Die Vaterlandsliebe“.

Mit
„pieces for peace“ hat Hauke Hack in
jedem Satz wunderbare
musikalische Porträts von
Namen und Eigenschaften verschiedener
Freunde, Verwandten
oder Bekannten
geschaffen. Gewidmet
wurde die Stücke der englischen Politikerin Jo Cox sowie der
deutschen Lehramtsstudentin Tuğçe
Albayrak, die beide aus politischen Gründen ermordet wurden.

Das
Publikum konnte sich davon überzeugen, das die Satzbezeichnungen
sensibel durch die Musik transformiert wurden. Sogar
bekannte Melodie wie
„Happy Birthday“ oder „Lasst uns froh und munter sein“ waren
für das geübte Ohr (heraus)
zu hören.

Hauke Hack spielte mit seinen Streicherkolleginnen und -kollegen auch eigene Kompositionen beim Kammerkonzert . (Foto: © Anke Sundermeier)
Hauke Hack spielte mit seinen Streicherkolleginnen und -kollegen auch eigene Kompositionen beim Kammerkonzert . (Foto: © Anke Sundermeier)

Im
Wechsel
dazu erklangen jeweils einzelne
Sätze von „Die drohende Gefahr oder Die Vaterlandsliebe“ des
berühmtesten ungarischen Komponisten Antal Gyögy Csermàk.
Seine Komposition zeichnet sich durch eindrucksvolle
Schlachtengemälde (zur Zeit der Napoleonischen Kriege um 1809) unter
Einbeziehung des damals zur Anwerbung von Soldaten gespielten
Verbunkos-Tanzes und wechselt von temperamentvoll „kampfbereit“
bis melancholisch-traurig. Die Schrecken und Grausamkeit des Krieges
im Hintergrund.

Nach
der Pause ging es mit dem Streichsextett
G-Dur op. 36 von Johannes Brahms (1833-1897) friedlicher weiter.

Tragischer
Hintergrund dieses Werkes ist die unglückliche Liebe von Brahms zu
Agathe von Siebold. Der Komponist wollte diese endgültig verarbeiten
und sich von ihr losmachen. Das
Seitenthema im Kopfsatz bezeugt, um wen es sich hier handelt. Es
beinhaltet deutlich die Notenfolge a-g-ad-h-e. Ein kompositorisches
Prinzip, das Hauke Hack in seinen musikalischen Porträts ja
ebenfalls verwendet.

Die
Musik ist durch klare Linien, melancholischen Adagio und einem
bewegenden Final gekennzeichnet.

Als
Zugabe wurde dem Publikum
noch ein schmissiger ungarischer „Czardasz“ geboten.

Ein
eindrucksvolles Beispiel für die Ausdruckskraft der Musik und der
Streichinstrumente.




Gelungenes musikalisches Doppel mit Bach und Bartók

Es klingt nicht sehr
positiv, wenn jemand sagt „Sie spielt nur die zweite Geige“. Doch
in einem Orchester haben die zweiten Geigen eine wichtige Funktion
und sind veritable Musiker. Das konnte die Gruppe der zweiten Geigen
der Dortmunder Philharmoniker beim 3. Kammerkonzert eindrucksvoll
unter Beweis stellen. Am 04. März 2019 erklangen Werke von Bach und
Bartók im Orchesterzentrum.

Im Mittelpunkt des
Abends standen die 44 Duos für zwei Violinen von Bartók. Diese
kurzen Etüden schrieb Bartók für den Freiburger Musikpädagogen
Erich Doflein. Um den Übungscharakter der Stücke aufzubrechen,
hatten die Musiker die gute Idee, die Etüden in Gruppen zu ordnen
und mit Chorälen von Johann Sebastian Bach in Bezug zu setzen. So
erklangen nach dem Choral „Das alte Jahr vergangen ist“ (BWV 614)
vier Neujahrslieder aus den 44 Duos von Bartók. Es ist schon eine
besondere Mischung. Auf der einen Seite der protestantische Bach,
dessen Choral „Seelenbräutigam“ (BWV 496) sich natürlich auf
Jesus Christus bezieht, während der als einer der großen Atheisten
der Musikgeschichte geltende Bartók in seinen Etüden die
weltlich-bäuerliche Natur zum Klingen bringt.

Eine weitere
Inspirationsquelle von Bartók ist die Volksmusik. Es ist daher nicht
überraschend, wenn in den 44 Duos viele Tänze aus Ungarn sowie den
umliegenden slawischen Ländern zu finden sind.

Die zweiten geigen spielten ein erstklassiges Konzert mit Werken von Bach und Bartók im Prchesterzentrum. (Foto: © Dortmunder Philharmoniker)

44 Duos, elf Choräle
und neun zweite Geigen: Wie wurde das Konzert organisiert? In der
Regel standen vier Violinistinnen und Violinisten in der Mittel der
Bühne, während die fünf anderen an der Seite auf der „Ersatzbank“
warteten. Die vier spielten zunächst gemeinsam einen Choral und dann
abwechselnd als Duo einige Stücke von Bartók. Nach einem solchen
Block wurde gewechselt.

Eine weitere gute
Idee war, Anne Kussmaul als Moderatorin zu integrieren. Kussmaul ist
freischaffende Musikvermittlerin und spielte zehn Jahre lang bei den
zweiten Geigen der Dortmunder Philharmoniker mit. Sie erklärte
zwischen den Blöcken die Funktion der zweiten geigen und führte
kleine Interviews.

Ein kleines Bonbon
gab es als Zugabe. Denn das Konzert fand ja am Rosenmontag statt. So
wurde im Orchesterzentrum das bekannte Kölner Karnevalslied „Denn
wenn et Trömmelche geht“ von „De Räuber“ gespielt.

Es spielten an
diesem Abend Oleguer Beltran Pallarés, Frank Rudolph, Renate
Morocutti, Ulrike Grosser-Krotzinger, Vera Plum, Iris Plettner,
Natalie Breuninger, Susanne Schmidt, Kathrin Averdung und Anne
Kussmaul.




Kammermusik aus düsteren Zeiten

Das 2. Kammerkonzert
der Dortmunder Philharmoniker am 28.01.2019 im hiesigen
Orchesterzentrum stand unter dem bezeichnenden Titel „Über dem
Abgrund der Zeit“. Im Blickpunkt waren hier Werke von drei
besondere Komponisten, die in düsteren Kriegs-Zeiten zwischen 1940
und 1944 unter schwierigen Bedingungen entstanden sind.

Vier Meister*innen
an ihren Streichinstrumenten von der Dortmunder Philharmoniker wurden
von der bekannten Pianistin Tatiana Prushinskaya (seit 2011/2012
Solorepetitorin am Theater Dortmund) bei dem Konzert unterstützt.

Gespielt wurde einmal als Klavier-Solo, und bei anderen Stücken in unterschiedlichen Konstellationen. Beteiligt als
Streicher*innen waren Yang Li (Violine). Susanne Schmidt (Violine),
Hindenburg Leska (Viola) und Andrei Simion (Violoncello). Sie
bewiesen viel musikalisches Einfühlungsvermögen und Virtuosität.

Tragisch ist die Geschichte des zu Anfang vorgetragenen „Trio für Violine, Viola und Violoncello von dem jüdischen Komponisten Gideon Klein (1919 – 1944). Dieses Streichtrio beendete der begabte Komponist am 7. Oktober 1944 im KZ Theresienstadt, wohin er nach der Annektion seiner Heimat Böhmen durch die Nazis deportiert worden war. Zu dem von den deutschen Machthabern zwecks positiver „Image-Darstellung“ für das KZ geduldete Musik-Ensemble unter den Insassen gehörte auch Gideon Klein. Nur wenige Tage nach der Vollendung des Trios, wurde der Komponist nach Auschwitz (Außenlager Fürstengrube) deportiert und starb unmittelbar nach seiner Ankunft unter „ungeklärten Umständen“ in den Kohlengruben. Das Ganze neun Tage
vor der Befreiung durch die Alliierten.

Die Musikerinnen und Musiker bei der Probe (v.l.n.r.) Yang Li, Tatiana Prushinskaya, Susanne Schmidt, Hindenburg Leka und Andrei Simion. (Foto: © Dortmunder Philharmoniker)
Die Musikerinnen und Musiker bei der Probe (v.l.n.r.) Yang Li, Tatiana Prushinskaya, Susanne Schmidt, Hindenburg Leka und Andrei Simion. (Foto: © Dortmunder Philharmoniker)

Das ausdrucksstarken
Musikstück enthält in seinen drei Sätzen Elemente aus böhmischen
Volksliedern in Variationen bis zum virtuosen Finale, das mit einem
hohen Schwierigkeitsgrad von Anfang bis Ende in gleichbleibenden,
kleinen Notenwerten und schnellen Bewegungen ausgeführt wurde.
Einige Dissonanzen unterstrichen die schmerzvolle und teilweise
wehmütige Stimmung.

Als zweites standen drei jeweils achtminütige Sätze aus dem Werken des französischen Komponisten Olivier Messiaen (1908 – 1992), der den Winter 1940 im deutschen Kriegsgefangenenlager Görlitz verbrachte. Dort entstanden das „Quartett für das Ende der Zeit“ (Quatuor pour la fin du temps) für Klavier, Violine, Cello und Klarinette. Der fünfte Satz für Cello und Klavier ist der „Lobgesang für die Ewigkeit“, der 8. Satz ein „Lobgesang auf die Unsterblichkeit Jesu“. Wie von Messiaen selbst postuliert, ist es dem Mensch gewordenen Jesu. Der langsame Aufstieg der Geige ins höchste Register symbolisiert für ihn den Aufstieg des Menschen zu Gott. Dabei entwickelt sich einen ungeheure Dynamik zwischen den Instrumenten mit ebenfalls Aufsteigenden, dann aber auch absteigenden Akkorden des Klaviers. Eindrucks voll war
das zuerst gespielte, drei Jahre später in Paris entstanden „20
Blicke auf das Jesuskind“ für Klavier, sensibel mit all seinen
Dissonanzen von Tatiana Prushinskaya dar gebracht.

Einen speziellen
Geschichtsbezug hat auch das nach der Pause zu hörende
„Klavierquintett g-Moll op. 57“ von Dimitri Schostakowitsch (1906
– 1975). Es wurde im Sommer 1940, neun Monate bevor Hitler den Pakt
mit Stalin brach und seine Truppen in der Sowjetunion einmarschieren
ließ.

Unterschwellig ist
die Bedrohung in seinem Quintett mit der unterdrückten Dynamik schon
zu spüren. Dass sein großes musikalisches Vorbild Johann Sebastian
Bach ist, merkt man vor allem am Anfang des Quintetts. Der Komponist
bezog hier seine Inspiration aus den harmonischen Spannungsbögen und
Präludien von J. S. Bachs. Auch die klare Linienführung des Werkes
erinnert an das Vorbild. Jede Note scheint sorgsam berechnet, das
lyrische Intermezzo im 4. Satz bildet dabei einen große Ruhepunkt.
Typisch für Schostakowitsch die Gebrochenheit der Musik, die eine zu
romantischen Überschwang vermeidet.

Ein spezielles
Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus nach dem 27.01.2019.




Virtuoses Streichquartett im Orchesterzentrum

Im Mittelpunkt des 1. Kammerkonzerts (Dortmunder Philharmoniker) im Orchesterzentrum NRW in Dortmund standen am Montag, den 05.11.2018 unter dem Titel„Vorbild und Fortschritt“ die Streicher. Dass mit dem Mannheimer Streichquartett kurzfristig eine andere Formation das Programm gestalten musste, tat der Qualität keinen Abbruch.

Mit dabei war die als erste Konzertmeisterin der Dortmunder Philharmoniker (seit 2011)bestens bekannte Shinkyung Kim an der Violine. Ihr zur Seite stand der Violinist Daniel Beil (u.a. 1. Konzertmeister der Essener Philharmoniker). Sebastian Bürger (u.a. seit 2003 auch 1.Solobratscher der Essener Philharmoniker) spielte an der Viola. Das Quartett komplettierte Armin Fromm (u.a. Solo-Cellist der Essener Philharmoniker) am Violoncello.

Als erstes auf dem Programm stand das Streichquartett C-Dur Hob. III:77(„Kaiserquartett“) von Joseph Haydn (1732 – 1809). Es ist nicht nur das bekannteste Streichquartett von Haydn, sondern wurde von ihm als musikalisches Statement für einen Frieden für Österreich. Ein Spätwerk (1796) in unruhigen Zeiten vor dem Hintergrund der Französischen Revolution.

Bekannt ist es vor allem wegen seine eindrucksvollen Variationen über die Kaiserhymne„Gott erhalte Franz den Kaiser“. Diese diente dann später als Vorlage für die Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland. Ein feierlich majestätisches Werk, gespickt mit einigen überraschenden Effekten.

Haydn, Bartók und Mendelssohn Bartholdy standen auf dem Programm des Mannheimer Streichquartetts (v.l.n.r.) Sebastian Bürger (Violine), Shinkyung Kim (Violine), Armin Fromm (Violoncello) und Daniel Bell (Violine). (Foto: © MSQ privat)
Streichquartetts (v.l.n.r.) Sebastian Bürger (Violine), Shinkyung Kim (Violine), Armin Fromm (Violoncello) und Daniel Bell (Violine). (Foto: © MSQ privat)

Eine ganz besondere Herausforderung stellte das 4. Streichquartett Sz 91 von Béla Bartók(1881 – 1945). Als ein klassisches Vorbild diente dem Komponist nach eigenen Angaben Mozart mit seinen in „wunderbarer Weise kontrapunktische und homophone Ideen“.

Bartók hat ein fortschrittliches vielschichtiges Werk geschaffen, das von gesteigerter Dramatik, Klagemelodien und sehr komplexe Harmonien um einen langsameren Satz entwickelt wurde. Dissonanzen und interessante Zupftechniken ergeben eine spannende und ungewöhnliche Mischung.

Nach der Pause folgte das Streichquartett Es-Dur op. 44 Nr. 3 von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847), einem Geburtstagsgeschenk für seinen Bruder Paul.

Der erste Satz (Allegro vivace) zeugt von einer gewissen Begeisterung für seinen Komponisten-Kollegen Beethoven.. der zweite Satz ist dagegen wieder ein typisches rastloses und rasantes Mendelssohn-Scherzo. Der dritte Satz (Adagio) ist ruhiger und entrückt in „himmlischer Schönheit“ gestaltet.

Der vierte Satz (Molto allegro con fuoco) führte zum furiosem spielfreudigem Finale hin.

Für das begeisterte Publikum gab es noch mit eine Zugabe aus dem „Kaiserquartett“ von Haydn.




Ein Kammerkonzert mit „viel_harmonie“

Das letzte Kammerkonzert der Dortmunder Philharmoniker in dieser Spielzeit war etwas ganz besonderes. Es fand nicht wie sonst im Orchesterzentrum (Renovierungsarbeiten) statt, sondern im „feierlichen Rahmen“ der Oper.

Im Mittelpunkt stand diesmal die als etwas langsam, behäbig angesehene und etwas im Schatten stehende Bratsche (Viola). Sie hat aber durchaus eine wichtige Funktion im Gesamtgefüge.

Gleich zwölf junge und erfahrene „Bratscher“ der Philharmoniker rückten ihr Instrument in einem vielseitigen Programm zwischen Musik von Barock, Romantik bis zum Tango ins richtige Licht. Eine interessante Entdeckungsreise die zeigte, was so alles in diesem Instrument steckt.

Durch das Programm führte humorvoll und informativ Mechthild Berief von der Bratschergruppe.

Abwechselnd in verschiedenen Formationen, spielten die Musiker mal zu viert, zu acht (zwei mal vier) oder gar als komplette Gruppe.

Erste Kostproben bekam das Publikum mit der „Fantasia for Four Violas“ von dem britischen Komponisten York Bowen (1884 – 1961). und danach mit dem Auszug aus der Sonate für Arpeggione (und Klavier) a-Moll D 821 von Franz Schubert (1797 – 1828). Die warme Harmonie der Bratsche kam hier gut zur Geltung. Beim zweiten Stück zeigten die Musiker auch die rasante Ausdruckskraft der Bratsche, die ihnen eine große Virtuosität ab verlangte.

Das man die Bratsche auch als Zupfinstrument oder als Schlagzeug benutzen kann, erlebten die Zuhörer bei „Missing Bow“ von Ivo Bláha (*1936).

Harmonisch melodiös ging es mit „Nocturno“ von Alois Schmitt (1827 – 1902) weiter.

Abwechslungsreiche Musik aus verschiedenen Jahrhunderten präsentierte das Bratschen-Ensemble. (Foto: © Dortmunder Philharmoniker)
Abwechslungsreiche Musik aus verschiedenen Jahrhunderten präsentierte das Bratschen-Ensemble. (Foto: © Dortmunder Philharmoniker)

Eindrucksvoll war das „Adagio aus der 8. Streichersinfonie D-Dur“ des damals erst 13 Jahre alten Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847). Die Solo-Kontrabassistin Tomoko Tadokoro von der Dortmunder Philharmoniker, sorgte bei der Streichersinfonie für die ganz tiefen Töne.

Vor der Pause stand die „Ciaccona für Violine solo d-Moll BWV 1004“ von Johann Sebastian Bach in einer ganz besonderen Version auf dem Programm. Die ganze Bratschengruppe war beteiligt. Bach hatte erst kurz vor der Komposition dieses Werkes seine erste Ehefrau Maria Barbara verloren. Wie in der Barockzeit üblich, arbeitete der Komponist mit Verschlüsselungsverfahren und versteckter Zahlensymbolik in seinem Notentext für die Chaconne. Durch die acht „Bratscher“ im Hintergrund wurden die Verschränkung der Viola-Stimmen mit den von Bach in den Text eingeflochtenen Choralzitaten hörbar gemacht. So zum Beispiel Martin Luthers Osterchoral „Christ lag in Todesbanden“. Es ist wie eine Grabinschrift in Gedenken an seine verstorbene Frau.

Mit melodischen und harmonischen Auszügen aus der Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) ging es nach der Pause weiter.

Drei kurze Stücke rundeten das Programm ab. Ein Tango „La Cumparsita“ von Gerado Matos Rodrígez (1897 – 1948), Georgi Bezrukows (*1928) „Tema“ und Michael Kimbers (*1945)

I really love to play the Viola“.

Viel Humor und Spielfreude bewiesen die Bratscher/innen vor allem bei ihrer zweiten Zugabe mit Walzer-Improvisationen.

Beteiligte Künstler an der Viola waren: Roman Nowicki, Marjan Hesse, MinGwan Kim, Mechthild Berief, Armin Behr, Juan Ureňa Hevia, Hindenburg Leka, Johannes Hobbing, Klaus König, Miriam Barth, Maria Fernández Casado und Saskia Simion.




Kammerkonzert als musikalische Entdeckungsreise

Auf eine spannende musikalische Entdeckungsreise schickten fünf KünstlerInnen der Dortmunder Philharmoniker das Publikum beim 4. Kammerkonzert am 05.03.2018 im hiesigen Orchesterzentrum. Außer den vier Streichinstrumenten Violine (Shinkyung Kim und Joowon Park), Viola (Hindenburg Leka) und dem Violoncello (Markus Beul) kam noch eine Klarinette (Martin Bewersdorff) zum Einsatz.

Es wurden sowohl klassische, wie auch ein modernes zeitgenössisches Stück geboten. Das ermöglichte neben einem besonderen Klangerlebnis die Gelegenheit, das künstlerische Können der Musiker und Ausdrucksmöglichkeiten der Instrumente zu erleben.

Das Programm fing klassisch mit dem Quintettsatz für Bassettklarinette und dem Streichquartett B-Dur KV Anh. 91 (516c) von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) an. Mozart schrieb diese Musik wenige Jahre vor seinem Tod. Die Besonderheit war, dass der Allegro-Satz nach 94 Takten abbrach und unvollendet blieb. Erst der 1947 in New York geborene amerikanische Pianist Robert Levin vollendete dieses Fragment ganz in einer Mozart entsprechenden Art mit einer ansprechenden Leichtigkeit.

Mutig ging die Entdeckungsreise mit dem Nachtstück „Nel Fiume eterno“ per clarinetto di bassetto e quartetto d‘archi des zeitgenössischen Komponisten Hannes Pohlit (*1976 in Heidelberg) weiter.

In diesem modernen Stück mit Dissonanzen tritt die sich ständig verwandelnde Wasserfee Undine auf. Der zweiten Satz führt die Zuhörer in einen tiefen rauschhaften Traum, bevor die Musik (Undines Gesang) sich im letzten Satz durch hin zu einem erlösenden Schluss steigert.

Nahm das Publikum mit auf eine musikalische Entdeckungsreise: (v.l.n.r.) Markus Beul (Violoncello), Shinkyung Kim (Violine), Martin Bewersdorff (Klarinette), Joowon Park (Violine) und Hindenburg Leka (Viola). (Foto: © Dortmunder Philharmoniker)
Nahm das Publikum mit auf eine musikalische Entdeckungsreise: (v.l.n.r.) Markus Beul (Violoncello), Shinkyung Kim (Violine), Martin Bewersdorff (Klarinette), Joowon Park (Violine) und Hindenburg Leka (Viola). (Foto: © Dortmunder Philharmoniker)

Wenn man sich darauf einließ, verleitete die Komposition dazu, dass Bilder vor dem inneren Auge entstanden. So konnte man etwa rauschendes Wasser hören oder sich einen vorbei flatternden Schmetterling vorstellen. Hannes Pohlit war anwesend und konnte sich seinen Applaus selbst abholen.

Nach der Pause ging es mit dem bewegend Streichquartett Nr. 2g-Moll von Sergej Rachmaninow (1873-1943) weiter. Die Experten sind sich nicht einig, ob es sich hierbei um ein unvollendetes Fragment handelt, oder ob es so von dem Komponisten von Anfang an konzipiert war. Ein besonders Erlebnis ist der sehr emotionale Trauermarsch im zweiten Satz. Für diesen gibt es zwar eine Tempoangabe, die aber verschieden interpretiert werden kann. Die Dauer des Satzes kann zwischen sieben Minuten und zwanzig Minuten schwanken (Spieldauer an diesem Abend insgesamt fünfzehn Minuten).

Zum Schluss gab es Einblick in das Quintett für Klarinette und Streichquartett op. 10 des heute weniger beachteten Londoner Komponisten Samuel Coleridge-Taylor (1875-1912). Als Sohn von afroamerikanischen Einwandern aus Sierra Leone versuchte er, die Musik seiner westafrikanischen Heimatwurzeln mit der romantischen westliche Kunstmusik zu verbinden. Das wird vor allem im dritten Satz (einem vielseitigen Scherzo) deutlich.




Musikalische Kunstgriffe im Orchesterzentrum

Im Mittelpunkt des 3. Kammerkonzerts der Dortmunder Philharmoniker am 05.02.2018 im Orchesterzentrum stand das Cello. Ein Instrument, das erst im 20. Jahrhundert seinen Durchbruch als Soloinstrument fand.

Der Cellist Risto Rajakorpi, seit 1997 stellvertretender Solocellist bei der hiesigen Philharmoniker, brachte im Zusammenspiel mit der Pianistin Atsuko Seki dem Publikum das vielfältige Ausdrucksvermögen des Cellos näher.

Die fünf ausgewählten Werke aus drei Jahrhunderten boten dafür eine gute Grundlage.

Johann Sebastian Bachs (1685-1750) Sonate für Viola da Gamba und Cembalo D- Dur BWV 1028 ist eigentlich ein Stück für ein Trio. Die Bearbeitung für Cello und Klavier kombiniert die Vorzüge beider Instrumente. Das italienisch angehauchte Stück zeigt vor allem im Finale ihre vollendete Kunstform mit schwierigen Passagen, die Rajakorpi und Seki souverän meisterten.

Fantasievoll und meditativ ging es ganz anders mit Zoltán Kodálys (1880-1967) Sonate für Violoncello und Klavier op. 4 aus dem Jahre 19010 weiter, um sich in einem Spannungsbogen hin zu typisch ungarischen Tänzen weiterzuentwickeln. Einige Passagen wirken wie Anklänge an Jazz.

Cello und Klavier bilden ein schönes Duo. Davon zeugte Musik von Barock bis zur Moderne. gespielt von Risto Rajakorpi (Cello) und Atsuko Seki (Klavier). (Foto: © Dieter Schütz / pixelio.de)
Cello und Klavier bilden ein schönes Duo. Davon zeugte Musik von Barock bis zur Moderne. gespielt von Risto Rajakorpi (Cello) und Atsuko Seki (Klavier). (Foto: © Dieter Schütz / pixelio.de)

Bei Robert Schumanns (1810-1856) Fantasiestücke op. 73 kommt die Romantik zum Tragen. Zuerst melancholisch, dann ruhig bis hin zu stürmisch reichen die Stimmungen in Schumanns Musik. Sie bietet den Solisten viel Raum, ihr Können und musikalische Sensibilität zu zeigen.

Nach der Pause ging es Claude Debussys (1862-1918) Sonate für Violoncello und Klavier d-Moll weiter. Diese Hommage an die französische Musik des Barock mit einem Prolog und einer Serenade samt Finale ist volle Eleganz und Poesie.

Franz Schuberts (1797-1828) romantische Sonate für Arpeggione und Klavier a-Moll D 821 mit seinen lyrischen Melodien und einem virtuosen Rondo bildeten den Abschluss dieses Kammerkonzerts. Das Arpeggione ist eine Art Gitarre, die mit einem Bogen gespielt wird. Es war zu Schuberts Zeiten relativ modern, verschwand aber schnell wieder aus dem Bewusstsein. Mittlerweile gibt es wieder Liebhaber dieses Instrumentes.

Mit einer gefühlvollen Sibelius-Zugabe wurde das beeindruckte Publikum nach Hause entlassen.




Im tiefen Rausch des Kontrabass

Im Mittelpunkt des 1. Kammerkonzerts der Dortmunder Philharmoniker unter dem Motto „tiefen_rausch“ am 16.10.2017 stand das Kontrabass als wichtigste Instrument im Orchester. Das Publikum hatte im Orchesterzentrum Gelegenheit, sich von der Klangtiefe und Ausdruckskraft dieses Instruments zu überzeugen.

Vier Künstler am Kontrabass und ein kongeniale Begleitung am Cembalo wie am Piano durch Maria Chernousova führten die ZuhörerInnen durch das Programm. Die Spannbreite reichte dabei von Barock-Musik (Antonio Vivaldi 1678-1741) bis hin zu Jazz/Swing von Glenn Miller (1904-1944).

Den Hauptteil des Abend bestritten Manuela Uhlmann (Kontrabassistin bei den Dortmunder Philharmonikern) und Catalin Rotaru, seit 2005 Professor an der Arisona State University (USA) am Kontrabass unter Begleitung von Maria Chernousova.

Schon vor der Pause begeisterten sie mit Vivaldis Konzert für zwei Violoncelli g-Moll RV 531 in der Bearbeitung für zwei Kontrabässe von Bernhard Salles.

Es folgte die sensible Interpretation von César Francks (1822-1890) Sonate für Violine A-Dur durch Catalin Rotaru am Kontrabass begleitet vom Piano.

Es ist schon erstaunlich, was für kraftvoll-warme und intensive Klänge einem so gewaltigen Instrument wie dem Kontrabass entlockt werden können.

Nach der Pause ging es italienisch temperamentvoll weiter mit Giovanni Bottesini (1821-1889) und seiner „Passione amorosa“

Der Kontrabass zeigte sich als wandlungsfähiges Instrument. (Foto: © Christian Seidel / pixelio.de)
Der Kontrabass zeigte sich als wandlungsfähiges Instrument. (Foto: © Christian Seidel / pixelio.de)

Romantisch und aufwühlend wurde es dann mit Robert Schuhmanns (1818-1856) „Adagio und Allegro op. 70“, mit viel Feingefühl von Manuela Uhlmann am Kontrabass und ihrer Begleitung am Piano.

Eine neue Klangnote und argentinisches Flair brachte „Le Grand Tango“ von Astor Piazzola (1921-1992).

Temperamentvolle Stimmung verbreiteten die vier Kontrabassisten Manuela Uhlmann, Catalin Rotaru, Dirk Nolte (Dortmunder Philharmoniker) und Kirill Dubovik mit dem „Ungarischen Tanz Nr. 5“ von Johannes Brahms (1833-1897) in einem Arrangement von Andreas Martin.

In die Neuzeit hinein führten die vier Musiker dann mit einer modernen Fassung der Walzer von Johann Strauss von Daryl Runswick (geb. 1946) „Strauss in the doghouse“ und „American basses“. Ein grandioses Finale folgte mit Glenn Millers „In the mood“.




Ein hochromantisches Kammerkonzert

Klarinette, Viola und Klavier, mehr brauchte es beim 04. Kammerkonzert am 09.05.16 nicht, um im Orchesterzentrum für einen romantischen Abend zu sorgen. Mozart, Bruch und vor allem Schumann standen auf dem Programm, das den passenden Titel „Märchenbilder und Fantasiestücke“ trug.

Dass Freizeitbeschäftigungen wie Billard oder Kegeln durchaus schöpferische Ideen vorbringen, zeigt Wolfgang Amadeus Mozart mit seinem Kegelstatt-Trio zu Beginn des Programms. Heiter und fröhlich wird hier von Frauke Hansen (Klarinette), Roman Nowicki (Viola) und Tatiana Prushinskaya (Klavier) musiziert. Diese besondere Instrumentenkombination inspirierte auch weitere Komponisten wie Robert Schumann (Märchenerzählungen op. 132) und Max Bruch (Acht Stücke op. 83).

Schumann stand aber im Mittelpunkt des Kammerkonzert. Neben den erwähnten Märchenerzählungen, wurden noch die Märchenbilder op. 113 (Viola und Klavier) und die Fantasiestücke op. 73 (Klarinette und Klavier). Einen Soloauftritt bekam Prushinskaya am Klavier mit den Abegg-Variationen op.1.

Ein kurzweiliger Abend mit kurzweiligen Stücken und gut aufeinander eingespielten Musikern.




Vielfalt der Schlaginstrumente

Schlagzeuger im klassischen Orchester sind meist unüberhörbar. Meist an der Pauke stehend unterstützen sie mit kraftvollen Schlägen die dramatischen Stellen der Musik oder setzen lautstarke Akzente (und wecken damit den einen oder anderen im Publikum). Doch Schlagzeuger können noch mehr. Beim 3. Kammerkonzert der Dortmunder Philharmoniker im Orchesterzentrum Dortmund am 04.04.16 präsentierten vier Schlagzeuger mit einem Flötisten die unglaubliche Spannweite der Schlaginstrumente.

Ein Schlagzeug ist laut und macht Krach, so die gängigen Vorurteile. Aber man kann Schlaginstrumenten auch zärtliche und wohlklingende Töne entlocken. Lorris Dath, der Schlagzeuger der Dortmunder Philharmoniker, und seine Kollegen aus den benachbarten Sinfonieorchestern, zeigten dies bereits im ersten Stück. Die Sonate von Johann Sebastian Bach im g-moll (BMV 1020) wurde in der Kombination Flöte und Marimbaphon gespielt. Hier waren neben Flötist Felix Reimann von den Dortmunder Philharmonikern gleich zwei Schlagzeuger an dem Marimbaphon, das an ein überdimensionales Xylophon erinnert. Diese ungewöhnliche Zusammenstellung erinnerte ein wenig an den Komponisten George Benjamin, der alte Stücke auch ungewöhnlich instrumentiert, beispielsweise Purcell mit einer Celesta. Bei Bach ersetzte das Marimbaphon das Cembalo.

Schlagzeuger trommeln ja auf allen Dingen gerne herum. Das machte sich der Komponist Thierry de Mey zunutze und komponierte ein Stück für drei Holzbretter. Sein „Musique de table“ ist ein wunderbaren kleines choreografiertes Stück voller Rhythmik und nonverbaler Kommunikation zwischen den Musikern.

Ein Standartwerk für Schlagzeuger ist das Stück „Suite en concert“ von André Jolivert. Hier werden die uralten Instrumente Flöte und Schlagwerk in einer mystischen Kombination verpackt. Die Klänge, die dabei entstehen erinnern die Anfänge der Menschheitsgeschichte oder an alte, untergegangene Kulturen.

Nach der Pause wurde es artistisch. Denn dann kam zur Musik noch eine Künstlerin die mit zwei Vertikaltüchern einige Kunststücke präsentierte. Passend zum Stück „Bordel 1900“ von Astor Piazolla wurde die Bühne in Rot getaucht.

Dass Schlagzeuger auch schauspielerische Qualitäten haben müssen, zeigte „Toucher“ von Vinko Globokar. Basierend auf der französischen Version von Brechts „Galileo“ musste Dath nicht nur die französischen Laute der Textfragmente auf Schlaginstrumenten nachahmen, sondern auch die Szenen darstellen. Auf alle Fälle war es ein großer Spaß für das Publikum.

R-L-R-R, L-R-L-L. Schlagzeuger wissen sofort: Das ist ein Paradiddle, eine Schlagfolge. Paradiddles und sogennante Rudiments gehören zum täglichen Brot des Schlagzeugers. Passend zum Titel „Teamwork“ von Mitch Markovich kamen alle vier Schlagzeuger auf die Bühne und präsentierte die unterschiedlichen Rudiments, die ihre Wurzeln in der amerikanischen Marschmusik haben.

Den Abschluss des sehr abwechslungsreichen Programms bildete die „Chega de Saudade“ für Flöte und vier Schlagzeuger des brasilianischen Komponisten Antonio Carlos Jobim.

Neben Lorris Dath spielten Slavik Stakhov, Klaus Bertagnolli und Aron Leijendeckers an den Schlaginstrumenten.