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Baskische Lieder im Konzerthaus

Eine Zeitinselkonzert ohne die beiden Künstlerinnen, denen die Zeitinsel gewidmet ist? Eigentlich unvorstellbar, doch Katia und Marielle Labèque überließen am Donnerstag, dem 26. November 2015 die Bühne der Gruppe Kalakan, die schon am Mittwoch die beiden Künstlerinnen begleitet hatten.

Thierry Biscary, Jamixel Bereau und Xan Errotabehere machten da weiter, wo sie am Mittwoch aufgehört haben. Traditionelle baskische Lieder, entweder rein a capella oder mit baskischen Instrumenten wie der Txalaparta (einer Art Xylophon aus Holzbrettern) oder Txistu (Flöte, die man mit einer Hand spielen kann) begleitet, erklangen im Konzerthaus.

Die reinen Vokalstücke erinnerten ein wenig an Gruppen wie „A Filetta“ aus Korsika, deren Besonderheit ebenfalls ein reiner Männergesang ist. Laut einer Theorie ist diese Art von Gesang aus den gregorianischen Gesängen entstanden. Hört man genau hin, ist diese Theorie durchaus plausibel. Bei den eher rhythmusbetonten Liedern konnte man sich in die Zeit der Renaissance zurückversetzt fühlen.

Kalakan schaffte es auch am Donnerstag die Besucher wieder aktiv mitzumachen. Das hypnotische Summen klang so professionell, dass man das Gefühl hatte, es würde über einen Loop abgespielt. Kein Wunder, dass ein Weltstar wie Madonna, die Musiker von Kalakan auf ihre Tour 2012 mitnahm.

Zeitinsel Labèque – Die Suche nach den Wurzeln

Die Begeisterung von Ravel zur spanischen Musik kommt nicht von ungefähr, denn seine Mutter war Baskin. Was lag also näher, als die bekanntesten Stücke von Maurice Ravel mit traditioneller baskischer Musik zu kombinieren. So begannen die beiden Schwestern Katia und Marielle Labèque ihre Zeitinsel im Konzerthaus Dortmund am 25. November mit einer Mischung aus Klassik und Weltmusik und einer Spurensuche nach den baskischen Wurzeln ins Ravels Musik.

Märchenhaft und beinahe zärtlich ging es los. „Ma mére l’oye“ (Mutter Gans) von Ravel ist ein feines Stück für Klavier zu vier Händen. In der sanften Interpretation von Katia und Marielle wird deutlich, warum das Stück bei Pianisten so beliebt ist. Scheinbar einfach in seinen Strukturen, entwickelt die Musik eine beinahe hypnotische Kraft.

Neben dem berühmten Bolero wird die Begeisterung von Ravel für das Spanische in seiner „Rhapsodie Espagole“ deutlich. An zwei Klavieren spielten die beiden Schwestern das Stück mit immer stärker werdender Intensität, vor allem im vierten Satz, der „Feria“, in der alle Emotionen kumuliert werden und zum Ausbruch kommen.

Nach der Pause kam ein frischer Hauch Weltmusik in den Konzertsaal. Thierry Biscary, Jamixel Bereau und Xan Errotabehere bilden das Trio Kalakan. Traditionelle baskische Musik, teilweise nur a capella dargeboten oder durch Percussioninstrumente betont, verzauberten das Publikum im Nu und brachte es zum Mitsummen und Mitklatschen.

Danach war wieder Ravel mit seinem wohl bekanntesten Stück „Bolero“ an der Reihe. Die Version, die Katia und Marielle Labèque zusammen mit Kalakan auf die Bühne zauberte, verblüffte durch ihre musikalische Klarheit. Kein großes Orchester, keine Streicher, keine Bläser. Zwei Klaviere und Percussion, mehr brauchte es nicht, um einen umwerfenden Bolero zu spielen, der von der Leidenschaft der beiden Schwestern geprägt war.

Die Zugaben waren eine kleine Vorausschau auf die nächsten Tage der Zeitinsel. Katia und Marielle Labèque spielen ein kleines Stück von Philip Glas als Vorgeschmack auf das „Minimalist Dream House“ am Samstag und Kalakan gaben eine Ahnung, was die Konzertbesucher am Donnerstag erwarten würde.