Unter Grund – Fakten statt Emotionen

Willkommen im Schauspiel-Kolleg. Heute geht es um Bergbaugeschichte, Klimawandel und Terraforming des Mars. Als Bonus gibt es noch eine kleine Krimigeschichte. Klingt spannend? War es aber nicht.

Zum Plot von “Unter Grund”. Umweltaktivisten entführen einen Milliardär in ein wiedereröffnetes Bergwerk, in dem die Menschen in Zukunft leben sollen, weil es auf der Oberfläche zu heiß ist. Wohingegen einige reiche Personen sich auf dem Mars abgesetzt haben, der dank Terraforming lebenswert geworden ist.

Ein klein wenig Emotion zwischen Vater (Ekkehard Freye) und Tochter (Antje Prust) (Foto: (c) Birgit Hupfeld)
Ein klein wenig Emotion zwischen Vater (Ekkehard Freye) und Tochter (Antje Prust) (Foto: (c) Birgit Hupfeld)

Was hätten wohl Streaminganbieter wie Netflix daraus gemacht? Natürlich ist es unfair, das städtische Schauspiel mit einem milliardenschweren Unternehmen zu vergleichen, aber was am 28. Januar 2023 auf der großen Bühne unter dem Titel “Unter Grund” präsentiert wurde, war zwar informativ, aber leider auch emotionslos und blutleer.

Das Stück wurde geschrieben von Sanja Mitrović, die auch Regie führte. Sie schafft es reale Fakten mit einem fiktiven Szenario zu verknüpfen, vergisst aber das Wichtigste: Eine Geschichte zu erzählen mit Figuren, die Emotionen bei den Zuschauenden auslösen.

Schon der Beginn, die Exposition, war langatmig. Die Tochter (Antje Prust) erzählt aus dem Off über die Beziehung zu ihrem Vater (Ekkehard Freye), während er auf der Bühne ist.

Beim Wiedersehen kommt es nur zu einer kurzen Umarmung. Emotion pur.

Immerhin die Zuschauenden lernen etwas über die Beweggründe, warum Menschen aktiv werden und über Konzepte wie die CO2-Münze oder höhere Besteuerung von Wohlhabenden.

Zusätzlich wird Terraforming so erklärt, als wenn man einen Artikel im „Spektrum der Wissenschaft“ liest. Alles sehr informativ, aber das können Harald Lesch und Mai Thi Nguyen-Kim besser.

Der Antagonist, der entführte Milliardär (Alexander Darkow), kommt als eindimensionaler Unsympath daher, er könnte glatt ein Schild mit „Elon Musk“ um den Hals tragen. 

Am Ende finden beide Parteien irgendwie zusammen, weil es auf dem Mars zu Problemen kam und die Reichen festgestellt haben, dass mit Umweltschutz doch Geld zu verdienen ist. Aha. Das Stück endete mit dem Steiger-Lied, Ruhrgebiets-Kitsch par excellence, aber immerhin etwas, was emotional ist.

Wie bereits erwähnt, das Stück ist sehr informativ: Ein wenig Bergbaugeschichte, Ideen und Konzepte der Klimaaktivisten, Terraforming des Mars, alles das wird vermittelt. 

Auch möchte ich das Bühnenbild von Jasmin Holbus positiv erwähnen, ein riesiger drehbarer Kohleklotz, der sich in eine Schwarzkaue und in ein Bergmannszimmer verwandeln konnte.

Ich hätte mir nur eine Geschichte etwas mehr Emotionen gewünscht und ich vermute, die Schauspielenden Ekkehard Freye, Antje Prust, Raphael Westermeier, Adi Hrustemović, Valentina Schüler und Alexander Darkow auch.

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