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Die Stühle von Eugène Ionesco im Fletch Bizzel

Zwei Schauspieler, eine Bühne, ein Saal mit leeren Stühlen, Abstand und ein ganz großes Maß an Absurdität … Das Fletch Bizzel und der französische Dramatiker Eugène Ionesco. Dessen bedeutendstes Stück passt eigentlich gut zu Corona wie der Deckel aufs Marmeladenglas, zumindest was die Bühne anbelangt … so wie wir in den Zeiten der Pandemie mit Shutdown und Social Distancing leben mussten. Zwei Menschen und jede Menge leerer Stühle.

Probenfoto: Christiane Wilke als Semiramis, Guido Fischer als Poppet. (Foto :© Kulturbrigaden)
Probenfoto: Christiane Wilke als Semiramis, Guido Fischer als Poppet. (Foto :© Kulturbrigaden)

Poppet schaut aus dem offenen Fenster auf das Meer vor ihrer Insel. Semiramis fordert ihn auf es zu schließen, da es kalt und dunkel sei und er nichts sehen könnte. Exemplarisch für die Inszenierung des absurden Stückes von Ionesco. Eine Wahrheit oder Aussage wird im nächsten Moment zerpflückt und ins Gegenteil verkehrt.

Ein älteres Ehepaar, Semiramis und Poppet, das nicht so alt, aber sehr vertraut und verspielt zugleich wirkt, erwartet die Ankunft einer Vielzahl bedeutender Persönlichkeiten, die zu dem Ehepaar auf die Insel kommen wollen oder sollen. In seiner eigenen Welt treibend, beschließt der alte Mann, der sich als Hausmarschall definiert, dass er am Ende seines Lebens der Nachwelt eine wichtige Botschaft hinterlassen möchte, nein muss. Der Mann, ein kleiner Pförtner, hat angeblich als Summe seines Lebens, der ganzen Menschheit etwas höchst Bedeutungsvolles mitzuteilen. Da er von sich glaubt, kein guter Redner zu sein, hat er einen Berufsredner bestellt, der seine Botschaft verkünden soll. Zusammen mit Semiramis, seiner Frau, die Poppet in allem eifrig unterstützt, bereitet er die Ankunft einer illustren Schar von Gästen vor, die Zeuge dieses Ereignisses sein werden.

Die Gäste treffen nach und nach durch Schiffsirenen und Türklingeln ein. Man hört und sieht sie nicht, aber die beiden Alten, pantomimenhaft, begrüßen sie und halten Smalltalk mit ihnen und schleppen dabei immer mehr Stühle heran. Die Unterhaltungen sind angeregt, besonders die von Poppet und der Schönheit. Während Semiramis leicht irritiert sich von Begleiter der Schönheit offen umgarnen lässt … Immer mehr Gäste kommen, bis die Bühne mit sichtbaren Stühlen, Stühle und immer mehr Stühle, und unsichtbaren Gästen vollgestopft ist. Alles ist bereit, inklusive der Presse, selbst der Kaiser ist eingetroffen und alle erwartet die Botschaft. Auf humorvoller Weise verwischt die Grenze zwischen Fantasie und Halluzination und Farce, während das Spiel des Paares zu Ihrer Realität wird. Es ist eine Quelle abgetrennter menschlicher Emotionen, Sentimentalitäten, Illusionen, Trauer, Liebe, Herrschsucht, Wut, Verzweiflung, stets in wundervoll farcenhafter Überzeichnung. Es könnte traurig sein und ist es auch.

Christiane Wilke als Semiramis, Guido Fischer als Poppet spielen, nein: tänzeln in der Regie von Thomas Hollaender das alte Paar, das seine Gäste empfängt in einer Welt, in der Paris nur noch eine ferne Erinnerung ist und die Pyrenäen untergegangen sind. Anna Hörling hat ihnen ein spartanisches Bühnenbild gebaut, das an Theaterinszenierungen aus den 60er Jahren erinnert, wie Gründgens Sturm im Wasserglas, bei dem der Farce entsprechend Türen Fenster und Fenster Türen.
In dieser Inszenierung treffen Marcel Marceau und Tanz auf Ionesco. Sie arbeitet mit pantomimischen Techniken und mit dem spezifischen Reiz des.

Sehenswert!


Es spielen: Christiane Wilke als Semiramis, Guido Fischer als Poppet, Mike Kuruc als der Redner
Regie: Thomas Hollaender
Musikalische Leitung: Dixon Ra
Kostüm und Bühne: Anna Hörling

Fr. 01.04 20.00 Uhr
Sa. 02.04 20.00 Uhr
Fr. 13.05 20.00 Uhr
Sa. 14.05 20.00 Uhr

Karte, pro Person 17,— €, ermäßigt 8,— €

HIP TAP PROJECT – Ein Theater in Bewegung

Es tut sich was im Fletch Bizzel! Einige Premieren konnten schon stattfinden und jetzt stand sogar ein Mini-Festival auf dem Programm.

Das Theater Fletch Bizzel, in Kooperation mit der Kulturwerkstatt Fletch Bizzel, den Kulturbrigaden und dem Kulturrucksack Dortmund hat ein ‚bewegtes‘ Wochenende erleben können. Im ausverkauften Haus klatschten, stampften, tanzten, steppten und strahlten die internationalen Künstler:innen des „HIP TAP PROJECT“ von Freitag bis Sonntag im ganzen Haus.

Daniel Luka, der vielseitiger Performer und Choreograf, der mit hochkarätigen Künstler:innen der internationalen Tanz-und Musikszene zusammenarbeitet, war mit der international renommierten Pariser Companie ‚Hip Tap Project‘ zum ersten Mal zu Gast in Dortmund.

Tap Dance auf höchsten Niveau gab es im Fletch Bizzel. (Foto: © Kulturbrigaden)
Tap Dance auf höchsten Niveau gab es im Fletch Bizzel. (Foto: © Kulturbrigaden)

Es war das Ergebnis einer Begegnung im Netz zwischen der neuen Leiterin des Hauses und dem Tänzer. Rada Radojcic suchte während des Lockdowns einen guten, online unterrichtenden Stepplehrer.

Herausgekommen ist dabei ein Live Programm für das Theater Fletch Bizzel. „BOOM TCHAK!“ heißt das Ganze und Tap Dance, Hip Hop, Body Percussion, Schlagzeug und Kontrabass verschmolzen zu einer f Performance auf der Grenze zwischen Bühnen-Show und Konzert.

Das Publikum war begeistert und sie klatschten, klopften und summten so ausgelassen mit, dass man die aktuellen Krisenmeldungen für einen kurzen Moment hinter sich lassen konnte.

Leela Petronio, Daniel Luka, Jep Meléndez, Ludovic Tronché und Bruno Rousselet boten eine wunderbar professionelle Show, die trotzdem große Publikumsnähe und eine heitere Intimität zuließ. Das Fletch Bizzel wurde zu einem kleinen, bunten und friedvollen Tanzort. Die Kurse am Sonntag wurden gut angenommen – und Beine wurden geschüttelt, Körper geklopft und konzentriert geklatscht, was das Zeug hielt.

Noch zu erwähnen ist die besondere Gelegenheit die sich für auch für Kinder und Jugendliche bot und eine große Resonanz hatte. Bei KIDZ UND TEENS konnten, Dank der Förderung des Kulturrucksacks der Stadt Dortmund, alle Kinder am Samstag an den kostenlosen Körper- & Tanz-Workshop „Booster your Body“ teilnehmen.

Text von Theodor Freima

Der letzte Vorhang – Bohème oder Biedermeier

Nachdem mich der ÖPNV bei der Premiere von „Der letzte Vorhang“ schmählich im Stich gelassen hatte, nutze ich die Gelegenheit, um mir die nächste Vorstellung am 11.02.22 im Fletch Bizzel anzuschauen. Julias Seifert und Karl Hartmann überzeugten in der Rolle von Lies und Richard.

Das Zweipersonenstück von Maria Goos fesselt auf zwei Ebenen. Zum einen ist da die Probe zu einem nicht genannten Stück, das die beiden Proben, welches deutliche Anklänge an „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ besitzt. Zum anderen geht es um verschiedene Lebensentwürfe. „Der letzte Vorhang“ unter der Regie von Rainer Muxfeldt wechselt öfter zwischen diesen Ebenen.

Lies und Richard waren ein Traumpaar des Theaters, vor zehn Jahren entschied Lies sich, einen reichen Arzt zu heiraten und nach Südfrankreich zu gehen. Richard hingegen blieb dem Theater und seinem unsteten Leben treu. Für das aktuelle Stück, an dem er arbeitet, fehlt ihm die Bühnenpartnerin. Also fragt er Lies, die zusagt.

Foto vom Flyer für das Stück „Der letzte Vorhang“.
Foto vom Flyer für das Stück „Der letzte Vorhang“.

Die Wortgefechte zwischen Lies und Richard – ob im „realen“ Leben oder im zu probenden Stück – wecken Erinnerungen an Richard Burton und Elisabeth Taylor, die ihre Eheprobleme in der Verfilmung von „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ quasi mit verarbeiteten.

Doch „Der letzte Vorhang“ ist noch mehr. Es geht hier auch über verschiedene Lebensentwürfe. Richard ist der geborene „Bohème“, typischer Künstler, dessen zweite Wohnung seine Stammkneipe ist und der natürlich ein Alkoholproblem hat, wie seine Rolle im Theaterstück. Lies hat sich in den 10 Jahren in Frankreich an ein geregeltes Leben in Südfrankreich gewöhnt. Bezeichnend dazu ist, dass Richard in der Probenpause einen gekauften Hamburger isst, während Lies an einer Möhre knabbert. Lies Mann, Wouter, der seine Frau begleitet, taucht nur kurz auf (auch gespielt von Hartmann). Der Gynäkologie, der sich für Kunst interessiert, ist Richard jedoch nicht gewachsen. Dennoch bleibt Lies bei ihm, auch wenn Wouter sich mit einem Rubens verspekuliert und Richard sie an die schönen gemeinsamen Momente erinnert.

„Der letzte Vorhang“ ist ein ruhiges Zweipersonenstück, es hat ein leisen Humor und zeigt vor allem die innere Zerissenheit von Lies ganz deutlich, die die Schauspielerei vermisst, aber dennoch die Sicherheit vorzieht. Richard hingegen entwickelt sich immer mehr zu seinem „Kollegen“ Bruscon aus dem Stück „Der Theatermacher“ von Thomas Bernhard, der rechthaberisch alle seine Kolleginnen und Kollegen vergrault.

Arepas oder Currywurst – Leben zwischen zwei Welten

Die komplizierten und emotionalen Themen Integration und Einwanderung standen im Mittelpunkt des Programms „Arepas oder Currywurst“, das am 19. November 2021 im Fletch Bizzel aufgeführt wurde. Auf die Bühne gebracht wurde es von der Theatergruppe „Dali Moustache“.

Die Rahmenhandlung des Stückes ist eine Art südamerikanische „Telenovela“, die sich „Gudrun“ (Lore Duwe-Sherwat) am liebsten anschaut und auch an und an das gesehen auf der Bühne mit spitzer Zunge kommentiert. Die Telenovela handelt von den Erlebnissen eines venezolanischen Paares, das nach Deutschland auswandert. Carlota (Cynthia Scholz) ist Schauspielerin und Diego (Chino Monagas) ist Musiker. Wie in einer Soap-Opera gibt es verschiedene „Folgen“.

Mit bayerischer Volksmusik haben die beiden venezolanischen Neuankömmlinge Diego ( Chino Monagas) und Carlota (Cynthia Scholz) in Köln wenig Erfolg. (Foto:© Guntram Walter 2021)
Mit bayerischer Volksmusik haben die beiden venezolanischen Neuankömmlinge Diego ( Chino Monagas) und Carlota (Cynthia Scholz) in Köln wenig Erfolg. (Foto:© Guntram Walter 2021)

Besonders gut gemacht ist der Introfilm in einer Art Comic-Style, der ein wenig an das Intro von „Die Nanny“ erinnert. Zusätzlich gibt es Projektionen und 3D-Animationen.

Gleich zu Beginn wird schnell deutlich, dass sich Diego mit dem neuen Leben in Deutschland schwertut. Die Anpassung fällt ihm schwer, die neue Sprache, das kalte Land. Carlota hingegen ist der optimistischer Part, sie will schnell die Sprache lernen, sieht die Vorzüge des neuen Landes und will sich integrieren. Sie hat es auch leichter, da ihre Mutter schon in Köln lebt.

Auch arbeitstechnisch läuft es für das Paar eher schlecht. Auf der Kölner Domplatte ist die Akzeptanz für venezolanischen Volksmusik eher gering und als sie sich später als Bayern verkleiden, macht es die Sache nicht einfacher. Diego kapselt sich mehr und mehr ab und fliegt dann zurück nach Venezuela, obwohl sich das Land im Chaos befindet. Carlota hingegen wird für ihre Mühen irgendwann belohnt und bekommt eine eigene Fernsehshow, in der sie südamerikanische Musik vorstellt. Letztendlich kommt es dann auch zu einem Wiedersehen mit Diego.

Da Monagas und Scholz tatsächlich aus Venezuela stammen, macht das die Geschichte noch spannender, denn einiges, was in „Arepas oder Currywurst“ vorkommt, werden sie selbst erlebt haben. Einerseits der Wunsch nach Integration, andererseits die Wehmut zur Heimat. Der Spagat zwischen zwei Ländern zu leben, kann manche Menschen zerrissen. So wie bei Diego, der es in Deutschland nicht mehr aushält und nach Venezuela zurückkehrt, obwohl dort Chaos herrscht.

Etwas Schade fand ich, dass der Sohn, der im Comic-Intro noch dabei war, keine Rolle mehr spielte. Es wäre spannend zu erfahren, was ihm als Jugendlicher in seiner neuen Heimat so passiert.

Ein besonderer Gimmick war das Ende, denn die Band, die Carlota präsentierte, La Banda Rupo, spielte live neben der Bühne. Salsa. Natürlich stürmte das Publikum die freie Fläche, um dort zu tanzen. Das Stück war auf Spanisch und auf Deutsch, die jeweils andere Sprache wurde oben eingeblendet, sodass jeder dem Stück vollkommen folgen konnte.

Insgesamt ein wirklich gelungener Abend. Das Stück gibt einen Einblick in die Gefühlswelt von Migranten, die ihre Heimat verlassen haben und sich in Der neuen Heimat zurechtfinden müssen und dabei viel Frust erfahren. Die Welt wäre ideal, wenn man sich nicht entscheiden müsste zwischen Arepas (Maisfladen) Oder Currywurst, sondern die Möglichkeit besitzt, beides haben zu können.

Mäusekens Sehnsucht nach einem Mäuserich

Die Kulturbrigaden haben unter der Regie von Kathrin Brunner im Dortmunder Theater Fletch Bizzel am 07.11.2021 passend zur Vorweihnachtszeit das Puppenspiel „Mäuseken Wackelohr“ (ab 4 Jahren nach der Fabel von Hans Fallada) als Premiere auf die Bühne gebracht.

Alle Puppen im Stück wurden mit viel Engagement, Witz und Empathie von Bettina Stöbe geführt, gesprochen, gesungen und gespielt. Mitgespielt hatte sie unter anderem schon bei der Produktion „Piratenmolly Ahoi“.

Musikalisch begleitet wurde die Geschichte am Piano stimmungsvoll weihnachtlich oder dramatisch wie in einem Krimi von Dixon Ra (Musikalischer Leiter).

Happy End. Mäuseken und Mäuserich sind zusammen. (Foto: © Kulturbrigaden)
Happy End. Mäuseken und Mäuserich sind zusammen. (Foto: © Kulturbrigaden)

Auf drei flexibel drehbaren Gestellen auf Rädern waren liebevoll drei kleine Häuser aufgebaut. Die ließen sich nach Bedarf festlich beleuchten und in einem war sogar ein winziger Aufzug eingebaut, mit dem Mäuseken auf und ab fahren konnte.

Die Story spielt um die Weihnachtszeit und das Mäuseken Wackelohr fühlt sich besonders alleine und sehnt sich nach einem liebevollen Mäuserich. Den Namen Wackelohr bekam sie übrigens nach einer Attacke einer gefräßigen Hauskatze. Plötzlich sieht Mäuseken auf der anderen Straßenseite einen coolen Mäuserich, in den sie sich verliebt. Wie aber über die Straße gelangen, ohne von der Katze gefressen zu werden? Vermeintliche und nicht uneigennützige Hilfe bietet eine Ameise an. Wirkliche Unterstützung bekommt sie aber von ein einer Taube…

Am Ende sangen und tanzten Mäuseken und Mäuserich noch zwei coole Weihnachts-Raps.

Eine zauberhafte Geschichte für „kleine und große Kinder“ um die Macht der Liebe und über falsche, beziehungsweise richtige Freunde.

Weitere Aufführungstermine:

So. 05. Dezember, 11:00 und 15:00 Uhr

Mi. 15. Dezember, 10:00 Uhr

Mi. 22. Dezember, 10:00 Uhr

Eintritt: 8€

Mehr Informationen unter www.fletch-bizzel.de

Session Night – Funkiger Abend im Fletch Bizzel

Seit einiger Zeit hat das Fletch Bizzel mit Dixon Ra auch einen musikalischen Leiter. Der Saxophonist und Multiinstrumentalist nutzt seine musikalischen Fähigkeiten nicht nur, Theaterstücke zu begleiten, sondern bietet Interessierten auch unter dem Namen „Session Night“ eine neue musikalische Reihe an, bei der er auch Gäste einlädt. Manche werden sich an das „Small Beast“ erinnern, das unter dem damaligen musikalischen Leiter des Schauspielhauses, Paul Wallfisch, zum festen Repertoires der Dortmunder Musikliebhaber avancierte.

Den ersten Abend der „Session Nights“ am 05.10.21 bestritt Dixon Ra alleine, begleitet von Marc Reece (Gitarre), Caspar van Meel (Bass) und Lennart Rybica (Schlagzeug). Und die Musik zeigte sofort die Richtung an: Funk. „Stratus“ von Billy Cobham und „Blast“ von Marcus Miller ließen Erinnerungen an Serien wie „Straßen von San Francisco“ aufkommen. Der dritte Titel „Jovano Jovanke“ zeigte auch, dass Dixon Ra sehr gut Jazz-Funk mit traditionellen Balkanmelodien verbinden kann. Nach zwei Liedern vom Gastgeber gab es noch drei Zugaben. Bei „Bar Jedan Ples“ sang dann die künstlerische Leiterin Rada Radojčić und brachte den Saal vollends in Stimmung.

Sorgten für einen gelungenen Abend: (v.l.n.r.) Marc Reece, Lennart Rybica, Dixon RA und Casper van Mee. (Foto: © Rada Radojčić)
Sorgten für einen gelungenen Abend: (v.l.n.r.) Marc Reece, Lennart Rybica, Dixon RA und Casper van Mee. (Foto: © Rada Radojčić)

Gute Stimmung herrschte schon vorher. Denn alle Beteiligten waren handwerklich oberste Klasse. Dixon Ra ließ sein Saxophon mal weich mal rau klingen. Verzerrte Töne machten den Sound des Instrumentes interessant. Daneben hatte Dixon Ra auch Hochkaräter eingeladen. Marc Reece bewies, dass er nicht nur im Bluesrock-Genre zu Hause ist, sondern auch als Funk-Gitarrist begeistern kann. Caspar van Meel wurde 2003 beim „Grote Prijs van Nederland“ als bester Bassist ausgezeichnet und er zeigte, dass er den Titel 2021 vermutlich verteidigen könnte. Das Fundament legte Lennart Rybica am Schlagzeug, der auch mit einigen Soloeinlagen punkten konnte.

Insgesamt ein guter Start in die „Session Nights“, der neugierig macht auf die weiteren Folgen. Am 02.11.21 hat Dixon Ra die Coverband Wild Child eingeladen, wer am 07.12.21 dabei sein wird, ist noch eine Überraschung.

Mehr Informationen unter www.fletch-bizzel.de

Piratenmolly Ahoi! Vom Mädchen, das auszog Seemann zu werden

Ein Theaterstück von Eva-Maria Stüting für Erwachsene ab 6 Jahren

Das Publikum noch im #corona modus … der 3G-Standard. Aber endlich wieder Theater, auch für die Kinder! Die Kulturbrigaden bieten im Fletch Bizzel ein turbulentes und buntes Stück mit viel Sprachwitz, Männer – Männ*innen, Musik und ein bisschen Lebensphilosophie für Erwachsene ab 6 Jahren. Das Stück räumt auf mit klassischer Rollenverteilung und entführt das Publikum auf eine abenteuerliche und bunte Seereise.

„Träume sind dazu da in Erfüllung zu gehen“, meint Molly Kelly und beschließt ihren Traum wahrzumachen. Sie möchte Seemann werden. Aber die Seefahrt ist ein hartes Geschäft, und harte Geschäfte, die werden meist von „harten“ Männern erledigt. Wie Captain Sparrow in „Pirates of the Caribbean“ … oder nicht?

Olly/Molly (Christiane Wilke) hat es schwer an Bord und versucht es dem Kapitän (Bettina Stöbe) recht zu machen. (Foto: © Kulturbrigaden)
Olly/Molly (Christiane Wilke) hat es schwer an Bord und versucht es dem Kapitän (Bettina Stöbe) recht zu machen. (Foto: © Kulturbrigaden)

Rada Radojčić inszenierte dieses Stück für Kinder von Eva-Maria Stüting, das am 24. September Premiere hatte. Die Theatertruppe Kulturbrigaden lieferte eine mitreißende und professionelle Vorstellung.

Molly Kelly wird von ihrer Mutter mehr oder weniger vor die Tür gesetzt. In einer Gesellschaft ohne soziale Sicherheiten, brutalisiert, wie vor dem 20. Jahrhundert bei Armen häufig üblich. Jedoch Molly gelingt es, ihren Traum zu realisieren und kann, sich als Junge ausgebend, als Schiffsjunge Olly anheuern. An Bord meistert sie die ihr gestellten Aufgaben und Dienste, bis es in einem Sturm, den sie vorhersieht, ihr Kapitän aber arrogant ignoriert, zu einem Unglück kommt.

Molly geht über Bord.

Molly wird alleine auf dem Meer treibend wach. Sie ist verzweifelt. Doch Rettung naht … nur die Rettung besteht aus einem Piratenschiff.

Mit List und Mut wird sie schließlich sogar zur gefürchteten Piratenkapitänin!

Das Stück gab einen guten subtilen Hinweis auf die Gleichberechtigung zwischen Jungen/Männern und Mädchen/Frauen. Denn jeder kann jeder werden. Weil es KEINE Beschränkung von Tätigkeiten, Berufen und Aufgaben auf ein Geschlecht gibt. In dem Stück wurde auch die Sprache Gleichheit verwendet. Mann/Mann und Männ*Innen, was für große Lacher sorgte. Da vor allem unsere Konservativen auf diesem Thema herumreiten und es als Sprachschikane deklarieren, als hinge ihr Leben davon ab.

Es spielen Vassily Kazakos, Bettina Stöbe und Christiane Wilke.

Regie: Rada Radojčić
Musikalische Leitung: Dixon Ra
Kostüm & Bühne: Anna Hörling
Licht: Marco Scholz

So. 28.11             11.00 Uhr            8,— €

Mi. 01.12             10.00 Uhr            8,— €    ermäßigt 6,— €

So. 10.10             15.00 Uhr            8,— €

Piratenmolly Ahoi oder warum sollte ein Mädchen nicht Piratin werden können?

Molly hat einen Traum: Die will unbedingt Seemann werden. Doch auf hoher See werden harte Männer gebraucht. Kann sie es trotzdem schaffen, als Matrose die sieben Weltmeere zu bereisen? Aus der Vorlage von Eva-Maria Stüting bringt Regisseurin und künstlerische Leiterin Rada Radojčić eine rund 50-minütige Version für Kinder ab sechs Jahren auf die Bühne des Fletch Bizzels mit viel Musik. Die Premiere ist am 24. September 2021 um 18 Uhr.

Da ich das Vergnügen hatte bei einer Probe dabei zu sein, konnte ich erste Eindrücke sammeln. Bühnenbild und Kostüme haben eine leichte Anmutung der Augsburger Puppenkiste und auch die drei Schauspieler*innen agieren auf der Bühne ein wenig, als ob sie an unsichtbaren Schnüren hängen. Dazu passt, dass die Kostüme der Schauspieler*innen wirken, als ob sie für Anziehpuppen gemacht wurden. Ein ungewöhnlicher Grundstoff ist Pappe. „Ich habe die Pappe dann gebogen, damit das am Körper besser sitzt und habe dann mit Stoffen und Farbe die Kostüme mehr modelliert“, erzählt Kostümbildnerin Anna Hörling.

Drama: Kann Molly (Christiane Wilke) den Piratenkapitän (Vassily Kazakos) von ihren Fähigkeiten überzeugen? (Foto: © Kulturbrigaden)
Drama: Kann Molly (Christiane Wilke) den Piratenkapitän (Vassily Kazakos) von ihren Fähigkeiten überzeugen? (Foto: © Kulturbrigaden)

Diese Art von Kostümen ist für die Akteure auf der Bühne ungewöhnlich. „Das Spielen ist sehr anspruchsvoll“, so Radojčić, „es ist eine viel größere Körperlichkeit nötig“. Zur Musik, die wie bei der Produktion „Alice im Wunderland“ von Dixon Ra stammt, ist zu sagen, dass sie die comichafte Inszenierung mit entsprechender Musik begleitet. Bei aller Buntheit und Fröhlichkeit ist Regisseurin Radojčić wichtig, dass das Stück für Jung und Alt ist, denn schließlich ist das Thema der klassischen Rollenverteilung immer noch ein ernstes. Die Kinder sollen animiert werden, ihre Träume zu verwirklichen.

Die drei Schauspieler*innen, die bei der Produktion von „Piratenmolly Ahoi!“ dabei sind, Bettina Stöbe, Christiane Wilke und Vassily Kazakos, sind lange mit dem Fletch Bizzel verbunden.

Für die Premiere am 24. September 2021 gibt es noch wenige Restkarte, weitere Vorstellungen sind am 10. Oktober um 15 Uhr, am 28. November um 11 Uhr und am 01. Dezember um 10 Uhr.

Mehr Informationen unter www.fletch-bizzel.de

Fantasievolle Alice im Fletch Bizzel

Am 21. August 2021 hatte die neue Produktion „Alice im Wunderland“ der Kulturbrigaden unter der neuen künstlerischen Leitung von Rada Radojcic Premiere im Fletch Bizzel. Ein schwarz-weiß hypnotisierendes Bühnenbild traf auf bunte Kostüme, viel Musik und spielfreudige Akteure.

Die Geschichte von Alice im Wunderland ist oft erzählt worden. Ob im Film oder auf der Bühne, die Geschichte von Alice fasziniert junge und junggebliebene Menschen. Kein Wunder, dass Regisseurin Rada Radojcic nach 2015 erneut ihre Alice auf die Bühne schickte und mit der Hilfe des Fletch Bizzels zu Zuschauerinnen und Zuschauer in eine fantastische Welt schickte. Denn sind wir nicht alle ein bisschen verrückt?

Obwohl sich Radojcic mit der Bühnenbildnerin Anna Hörling eine wirklich gute Partnerin an die Seite gestellt hatte, blieb das Markenzeichen der Kulturbrigaden erhalten: die bunten, farbenfrohen Kostüme. Sie kontrastierten wunderbar das hypnotische Bühnenbild, das uns immer tiefer in das Wunderland hineinzog und seine skurrilen Bewohner präsentierte.

Die Grinsekatze irritiert Alice ziemlich. (Foto: © Kulturbrigaden)
Die Grinsekatze irritiert Alice ziemlich. (Foto: © Kulturbrigaden)

Präsentiert wurden unter anderem das Kaninchen, die Raupe, der Märzhase, der verrückte Hutmacher, sprechende Blumen, Humpty Dumpty, die Herzogin, die Grinsekatze und natürlich die Herzkönigin. Alle haben eine eigene – meist skurrile – Persönlichkeit. Die Raupe entspannt sich beim Shisha-Rauchen, die drei sprechenden Blumen sind blasiert und machen sich über Alice lustig. Natürlich ist die Herzkönigin grausam und wird dementsprechend mit dem Star-Wars-Motiv von Bösewicht „Darth Vader“ auf der Bühne präsentiert. Fehlt natürlich Alice: Die Schauspielerin geht mit ihrer Figur durch alle Emotionen, ist gerne vorlaut und zeigt sich voller Spielfreude.

Musik und Choreografie sind ein wichtiges Element im Stück. Der Klangteppich mit Liedern und die große Choreografie bei der Teeparty passen sehr gut in das Stück und ergänzen es zu einem stimmigen Gesamtbild. Wer das Stück bereits 2015 im Depot gesehen hat, wird einige Szenen wiedererkennen, aber Radojcic hat sie gehörig aufpoliert und weiterentwickelt.

Es lohnt sich auf jeden Fall, dem Fletch Bizzel einen Besuch abzustatten und mit Alice den Sprung ins Kaninchenloch zu wagen.

Weitere Termine: Am 12. und am 17. September, am 01. und 02. Oktober sowie am 17. und 18. Dezember 2021.

Kartenbestellungen unter www.fletch-bizzel.de

Mit Alice nimmt das Fletch wieder Fahrt auf

Aufgrund rechtlicher Streitereien war das Theater Fletch Bizzel nicht nur durch Corona blockiert. Um das Theater wieder ans Laufen zu bekommen, hat Horst Hanke-Lindemann, das Urgestein hinter dem Theater, Rada Radojcic bis zum Dezember als kommissarische Leitung eingesetzt. Die Interimslösung ist beileibe kein Notnagel, denn Radojcic war vorher bereits im Gespräch als Leiterin der Kinder- und Jugendabteilung des Fletch. Zudem kennt sie das Haus durch viele Produktionen seit Jahren. Darüber hinaus ist es wichtig, dass überhaupt wieder Premieren stattfinden, so Hanke-Lindemann. „Das Haus soll nicht brach liegen“.

Mit „Alice im Wunderland“ startet die erste Premiere am 21.08.2021 um 20 Uhr. Das Stück ist für Rada Radojcic nicht unbekannt. Bereits 2015 inszenierte sie mit den Kulturbrigaden das Stück im Theater im Depot. Doch nach sechs Jahren hat sich viel verändert. Damals waren viele der Mitwirklenden Kinder, in der diesjährigen Inszenierung spielen sogar zwei Mitglieder des Ensembles Fletch Bizzel mit, so dass aus einem Kinderstück ein Familienstück entsteht.

Die Herzogin im schwarz-gelben Outfit im schwarz-weißen Bühnenbild. (Foto: © Rada Radojcic)
Die Herzogin im schwarz-gelben Outfit im schwarz-weißen Bühnenbild. (Foto: © Rada Radojcic)

Ein besonders wichtiges Element in dem Stück wird die Musik sein. „Es gibt Live-Musik von musikalischen Leiter Dixon Ra“, erklärt Radojcic. „Zudem haben wir eigens für das Stück komponierte Songs.“

Ein besonderes Merkmal in den Produktionen der Kulturbrigaden sind die farbenfrohen und ausgefallenen Kostüme von Rada Radojcic. Dieses Mal hat sie mit Anna Hörling eine Verbündete gefunden, die für die nötige Finesse sorgt. Hörling hat auch das Bühnenbild entworfen, das im Gegensatz zu den Kostümen in schwarz-weiß gehalten ist.

Der Choreograph Erin Tobi ist ebenfalls mit von der Partie und sorgt bei der Tee-Party für Schwung im Stile der Tänze der 40er Jahre.

Zurück zum Theater Fletch Bizzel. Corona ist und bleibt ein Thema für Theater. „Glücklicherweise“ hat die Pandemie dafür gesorgt, dass das Fletch Bizzel künftig mit einer Klimaanlage wird. Was aber – nicht nur für dieses Haus – problematisch bleibt, ist die Zuschauerauslastung. Hanke-Lindemann ist skeptisch, dass es wieder zu einer 100% Auslastung kommen wird. Doch er macht Mut: „Wenn 140 Plätze nicht gehen, dann wenigstens 70. Dieser Weg muss beschritten werden.“

Neben dem Premierenwochenende am 21. August um 20 Uhr und am 22. August 2021 um 16 Uhr finden weitere Termine statt am 12. und am 17. September, am 01. und 02. Oktober sowie am 17. und 18. Dezember 2021 statt.

Weitere Informationen und Kartenbestellungen unter www.fletch-bizzel.de