Kuckucksei – Eine Fabel über Akzeptanz

Das mit den Neuankömmlingen ist so eine Sache. Sie haben andere Bräuche, andere Nahrungsgewohnheiten und so weiter. Doch dann entdeckt man, dass es viele Gemeinsamkeiten gibt. So auch beim Stück „Kuckucks-Ei auf Insel 3“ vom Turbo Prop Theater am 23. April 2023 im Fletch Bizzel. Geeignet ab vier Jahren.



Mitten im Meer schwimmt eine grüne Insel – ein Paradies für bunte Vögel.

Unterschiedlich, aber doch ähnlich. Gemeinsamkeiten verbinden. (Foto: (c) Turbo Prop Theater)
Unterschiedlich, aber doch ähnlich. Gemeinsamkeiten verbinden. (Foto: (c) Turbo Prop Theater)

Hier fühlt Familie Kugelhupf sich richtig wohl. Papa Caruso hat heute Nestdienst auf dem Ei, denn Mama Lizzi schmettert ein flottes Liedchen auf Nachbars Vogelhochzeit.

Doch dann passiert es: Ein fremder Vogel nistet sich ausgerechnet in den Baum von Caruso ein. Natürlich versucht er den fremden Vogel zu vertreiben, aber schließlich lässt er sie gewähren. Beide brüten über ihren Eiern, aber als die Zeit zum Schlüpfen kommt, gibt es eine Überraschung.

“Kuckucksei“ ist eine kleine Fabel über Unterschiede und Gemeinsamkeiten sowie Bekämpfung von Vorurteilen. Schön, dass Fluchtgründe – hier die Erderwärmung – zumindest kurz angesprochen wird. Von den beiden Puppenspielern wird „Kuckucksei“ sehr gut gespielt, die Kinder sind sehr schnell im Stück und sind die 60 Minuten bei der Sache.




Berührendes Maskentheater im Fletch Bizzel

Am 24.02.2023 gab es im Dortmunder Theater Fletch Bizzel mit „LONELY HEARTS CLUB“ eine besondere Premiere. Die vier Darsteller*innen führten das ganz neue Genre des nonverbalen Musiktheaters unter der Regie von Björn Leese ein. Der Regisseur hat im Bereich Maskentheater schon einige Erfahrung (z.B. Familie Flöz).



Da die Gesichtsmimik wegen der Masken und die Sprache als Ausdrucksmittel wegfallen, spielen Gesten und genaues Timing der Akteure eine wesentliche Rolle. Als zusätzlicher „emotionaler Vermittler“ dient die Musik. Passgenau eingesetzt vom musikalischen Leiter Dixon Ra.

Der Lonely Hearts Club. Alle vier DarstellerInnen auf einen Blick. (Foto: (c) Fletch Bizzel)
Der Lonely Hearts Club. Alle vier DarstellerInnen auf einen Blick. (Foto: (c) Fletch Bizzel)

Nicht nur, dass die Schauspielenden – für sie ungewohnt – keine vorgegebenen Texte lernen mussten, sondern zudem mit Atmung und Orientierung durch ihre Masken zu kämpfen hatten. Eine physisch starke Beanspruchung. Außerdem spielten die Darstellenden nicht nur eine Rolle, sondern meisterten die Aufgabe, sich gleich in mehrere Charaktere hinein zu versetzten.

Ort der Handlung war eine zeitlose, liebevoll Retro (etwa mit zwei alten Telefonen mit Wählscheibe, oder einer Musik-Box) eingerichtete Bühne als „Club“. Dieser spezielle Ort im Bahnhofsviertel hat schon bessere Zeiten gesehen. Die Kostüme sorgfältig ausgewählt.

Die (couragierte) Chefin Frau Hartmann spielte Rada Radojčić , zusätzlich noch den Gast Siggi. Ihre Nichte Dzaki Radojčić die Reinigungskraft Heidi und eine alte Dame. Cristiane Wilke begab sich in die Rollen des Geschäftsführers Fritz, einer schönen Dame in Blau sowie in die des Schlägers Carlo. Mika Kuruc übernahm die Rolle des Barkeepers Ernie und als albanischer Mafiosi. Allen gelang es gut, sich in die emotionalen Lagen ihrer Charaktere einzufühlen und für das Publikum rüber zu bringen.

Das Maskentheater changiert zwischen Komik und Tragik. Das erinnert uns an den Clown aus unserer Kindheit. Die ganz Palette der Gefühle, ob heimliche Liebe, Ängste, Melancholie oder Sucht fanden auf der Bühne ihren Platz. Scheitern mit Chance als Option inklusive.

Die verschiedenen Personen, die Angestellten, heimische Gäste oder auf der Durchreise verbindet die Sehnsucht nach Abenteuer und nach dem Tanz ihres Lebens.

Es blieb der Raum für die ganz persönlichen Interpretationen und wie es Björn Reese formulierte „Spiegelungen der eigenen Seele“.

Ein wunderbares Theatererlebnis über alle Sprachgrenzen hinweg. Ein kleiner Gegenpol zum  „Action-Trend“.  Informationen über weitere Aufführungstermine erhalten Sie unter www.fletch-bizzel.de oder Telefon: 0231/ 14 25 25




Superheldinnen im Fletch Bizzel

Diesmal stehen die Superheldinnen nicht auf der Bühne im Theater Fletch Bizzel, sondern sie hängen in der Bar und im Foyer. Unter dem Titel „supereroi femminile colorati“ präsentiert das Fletch Bizzel Bilder von Judith Freise-de Matteis.



Neben den typisch männlichen Superhelden wie Batman, Spiderman oder Superman gibt es natürlich auch weibliche Gegenparts wie Wonder Woman, Black Widow oder Invisible Woman. Doch die Arbeiten von  Freise-de Matteis zeigen eben nicht die männlich konnotierten Eigenschaften wie Durchsetzungsvermögen oder körperlicher Leistungsfähigkeit. Ihre Superkräfte kommen eher von Innen, sie besitzen Humor und Schönheit. Ihre Superheldinnen sehen auf dem ersten Blick zart und zerbrechlich aus, strahlen aber auch eine innere Stärke aus.

Weil die Welt bunt ist und rau und vielfältige Informationen auf jeden von uns einströmen, hat sie die ‘Mixed Media Art’ als Grundlage ihrer Malerei genutzt. Acryl, Papier, Leim, Kreidefarben und Zeitungsschnipsel sind Bestandteile ihrer farbigen Bilder, zudem lässt sich die Künstlerin von der Street-Art Kultur inspirieren.

Judith Freise-de de Matteis stellt seit über 25 Jahren erfolgreich bundesweit und in Europa aus. Sie arbeitet als Kreativcoachin, Dozentin und Leiterin verschiedener Kunst- und Bildungsprojekte. Sie ist dazu auch Theaterpädagogin (BuT), weil sie die Bilderarbeit auf der Bühne liebt; dazu ist sie Gründerin der Kunstkabine, einem Raum für künstlerische Prozesse sowie Gründerin des #SchnipselCollektivs in Bochum.




Das Großstadtspektakel

Ein Workshop, der aus dem Ruder lief, um zu einem fulminanten Theaterstück unter der der Führung und Regie von Rada Radojčić zu wachsen. Wenn alle Workshops nur so fulminant aus dem Ruder liefen.



Helden und Mut in den Zeiten von Krisen … Aus einem Corona Workshop für Jugendliche erwuchs aus Rollenspielen, als Tiere, der Wunsch ein Stück zu inszenieren, in dem zuerst um Tiere geht … Das Dschungelbuch von Rudyard Kipling bot sich an … Die Interpretation der Kulturbrigaden mit den durchweg jungen Darstellern, keine Profis, aber exzellente Darsteller, transferierte das Stück mit Elementen aus der Disney Chemieküche in einen anderen Dschungel, als den der Autor, kolonial belastet, im Sinn hatte.

Der Großstadtdschungel und seine Gefahren, repräsentiert durch die grellen Neonfarben und zuweilen „punkigen“ Kostümen und Frisuren ist das Feld auf dem sich ein naiv, widerspenstig, trotziger Mowgli, Freya Erdmann und diabolisch, hinterlistiger Shere Khan, Nikke Wächter, duellieren.

Warum sollte bitte nicht eine Frau (XX) einen Mann (XY) darstellen können! Ein „Y“ ist wie ein kaputtes „X“. Man wird also zum Mann durch Mangel an Information … ich wünschte es wäre ein Joke.

Ausgefallen war EINEN Tag vor der Premiere Ida Ettinger, die den Mowgli spielen sollte, weil sie sich mit Covid19 infizierte. Im Laufe EINES Tages wurde umbesetzt, ein neues Kostüm besorgt etc. und Freya Erdmann übernahm das Dschungelkind, ohne, dass es irgendeinem Gast aufgefallen wäre … Eine erstaunliche Leistung! Nebenbei spielte sie den Mowgli fantastisch.

Baghira (Dzaki Radojčić) und Balou (Mika Kuruc) haben mit dem beratungsresistenten Mowgli so ihre Probleme, wie so manche Eltern mit ihren Sprösslingen oder besser Pubertieren.

Und wie bei manchen Pubertieren blitzen auch bei Mowgli Elemente des späteren Erwachsenen durch, die seine Stärke ausmachen.

Mowgli, eigentlich ein Antiheld wird zum Helden des Dschungels mit seinem Sieg über Shere Khan, der wunden leckend abzieht … geschlagen aber nicht überwältigt oder besiegt ist er immer noch eine Gefahr für die Zukunft von Mowgli, der von Baghira und Balou zu dem Menschen, vor denen sie ihn immer und immer gewarnt hatten, gebracht wird. Zu seinem Besseren? Zu seinem Schutz?

Versüßt wird der Übergang in die neue Kultur durch ein Mädchen, in das sich Mowgli verliebt.

Heute, vor allem nach der Flüchtlingskrise von 2015 kann man Mowgli wie einen Flüchtling in ein anderes Land und damit wie Mowgli eine andere Welt sehen. Der Dschungel als Großstadt ist nur allzu offensichtlich, auch wenn Kipling hier den Dschungel des kolonialen indischen Subkontinents sah … das Kronjuwel des Englischen Empire …

Alle Schauspieler haben zu keinem Zeitpunkt den Eindruck von Laien gemacht, im Gegenteil.
Die weiteren Darsteller*innen sind:
Kaa/ Rakscha/ Geier: Anikka Czaia
Oberst Hati/ King Lui: Milena Roganovic
Wolfskind/ Elefantentochter/Affe/ Geier/ Mädchen: Jamie Neumann
Wolfskind/ Elefantenfrau/Affe/ Geier: Hanna Christgen
Wolfskind/ Elefantensohn/Affe: Robin Galik

Die Kulturbrigaden haben ein vielschichtiges und absolut sehenswertes Stück Theater aus dem Ruder gelaufenen Workshop auf die Bühne gestellt.

Mehr Infos unter www.fletch-bizzel.de




Das Dschungelbuch, ein aus dem Ruder gelaufener Workshop, der nun auf die Bühne kommt …

Kein Schockmoment oder -momente. Ein Jungendworkshop, gegen Coronapandemie veranstalteten die Kulturbrigaden für Kinder und Jugendliche einen Workshop aus dem sich geradezu natürlich das neue und am 18. November im Fletch Bizzel uraufgeführte Schauspiel Das Dschungelbuch, entwickelte …



Der Dschungel, auch die Großstadt wird zuweilen damit verglichen, mit seinen Tieren oder ihren Bewohnern, die sich gleichsam in Gruppen finden und bewegen, die in beiden Biotopen Krisen erleben und bewältigen müssen. Es werden Helden dabei geboren und Mut gefordert und gezeigt.

Die Kulturbrigaden unter der Leitung von Rada Radojčić interpretieren dank des Corona-Aufholpakets der Bundesregierung für kulturelle Kinder- und Jugendbildung (bkj) den Jugendbuchklassiker über Freundschaft, Familie und den Kampf zwischen Mensch und Natur. DAS DSCHUNGELBUCH nun neu und wie gewohnt bunt.

Von Wölfen groß gezogen interagiert Mogli mit den Tieren des Dschungels. Es ist seine Heimat, seine Welt, hier ist Mogli zuhause und doch seine besten Freunde, der Panther Baghira und Balou der Bär, halten es für besser, Mogli zurück in die Menschenwelt zu bringen, um die Rache des gefährlichen Tigers Shere Khan zu entkommen …

Die Premiere des Stückes ist am Freitag dem 18. November im Fletch Bizzel um 20:00. Am Samstag und Sonntag beginnt die Vorstellung familiengerecht um 19:00 bzw. 15:00.

Termine und Eintritt

Fr. 18.11         20.00 Uhr       14,— € / ermäßigt 8,— €

Sa. 19.11         19.00 Uhr       14,— € / ermäßigt 8,— €

So. 20.11        15.00 Uhr       14,— € / ermäßigt 8,— €

Sa. 10.12         18.00 Uhr       14,— € / ermäßigt 8,— €

So. 11.12        15.00 Uhr       14,— € / ermäßigt 8,— €




Hosenrolle – Mit Pseudonym oder ohne

Früher war es für eine Autorin absolut notwendig, ein männliches Pseudonym zu haben, um überhaupt veröffentlicht zu werden.  Doch ist das heute immer noch so? Was bedeutet das? Das Kollektiv Sepidar Theater versucht in seinem Stück „Hosenrolle“ die Frage auszugreifen: Soll die Autorin als weibliche Figur präsent sein, sich hinter einem männlichen Namen verstecken oder dieses Mittel sogar als Ermächtigung sehen? Die Performance hatte am 28.Oktober 2022 Premiere.



Die „Hosenrolle“ war ein gutes Beispiel für „physical theatre“, während den rund 60 Minuten waren die beiden Schauspieler*innen Elina Brams Ritzau und Mamadoo Mehrnejad fast ständig in Bewegung. Höhepunkt war sicherlich der „Schwertkampf“ mit Büchern unterstützt vom bekannten „Wellermann“-Song.

Dennoch blieb das Stück immer bei seinem Hauptthema: Was soll nun die arme Autorin (Ritzau) tun? Mann oder Frau oder gibt es noch etwas dazwischen oder darüber hinaus? Mithilfe des männlichen Gegenparts (Mehrnejad), oder besser des männlichen Bestandteils einer Persönlichkeit wurde nach Lösungen gesucht.

Dabei gingen die beiden durch die Historie, in die Zeiten, als Frauen meist nicht offen als Autorin in Erscheinung treten konnten oder durften, bis hin zu berühmten Piratinnen wie Anne Bonny.

Doch es gibt weitere Möglichkeiten. So bietet die Drag-Szene die Chance, als Dragqueen oder Dragking in eine andere Rolle zu schlüpfen. Im Stück wird auch die surrealistische Künstlerin Claude Cahun erwähnt, ein Pseudonym von Lucy Schwob. Sie wählte den Vornamen Claude, weil er ein Unisex-Name ist, also von Männern und Frauen getragen werden kann. Somit konnte Cahun zwischen den Geschlechtern oszillieren.

Im Bühnenbild spielten Bücher eine zentrale Rolle. So wurden sie  – wie erwähnt – zum Schwertkampf benutzt, dienten als Dominosteine oder als Weg über die Bühne.

„Hosenrolle“ ist ein kreatives Stück voller Ideen, Bewegung und Musik mit zwei engagierten Performer*innen.

Zu sehen am 25. Und am 26. November 2022 jeweils um 20 Uhr im Fletch Bizzel.

www.fletch-bizzel.de




Hosenrolle – Das Weibliche zwischen Selbst- und Fremdbestimmung

Eine Frau steht vor einer entscheidenden Frage: Soll sie ihr Buch unter ihrem Namen veröffentlichen oder unter einem Pseudonym. Männlich? Weiblich? Was würde es bedeuten? Verschwindet dadurch das Weibliche oder ist das ein emanzipatorischer Akt. Dieser Frage geht das Theaterkollektiv „Sepidar“ im Fletch Bizzel unter dem Titel „Hosenrolle“ nach. Premiere ist am 28. Oktober 2022.



In der Theatersprach bezeichnet die „Hosenrolle“ einen männlichen Charakter, der von einer Frau (meist Mezzosopran) gesungen wird. Im Theaterstück geht es aber um eine Autorin, die sich entscheiden muss, unter ihrem Namen oder unter männliches Pseudonym zu veröffentlichen. Beides hat Vor- und Nachteile.  

Das Team um die beiden Performer*innen Elina Brams Ritzau und Mamadoo Mehrnejad hat viel recherchiert. Herausgekommen ist ein Stück, bei dem die beiden Performer*innen die die Vor- und Nachteile und die Widersprüche einer  Pseudonymwahl herausarbeiten. Dabei wird darauf geachtet, keine Klischees zu bedienen. Es gibt auch keine eindeutigen Antworten, denn jede*r sollte die Freiheit haben, zu entscheiden, was ihm oder ihr passt.

Die Bühne wird sehr minimalistisch gehalten sein und es wird viel mit Schatten gearbeitet. Bücher spielen eine große Rolle.

Sepidar Theater – „Hosenrolle“

Fr. 28. Oktober 20.00 Uhr PREMIERE

Fr. 25. November 20.00 Uhr

Sa. 26. November 20.00 Uhr

PREISE: 17/8 €

www.fletch-bizzel.de




Moderne Antigone im Fletch Bizzel

Das Künstler*innenkollektiv „HER.STORY“ präsentiert am 30. September und am 01. Oktober 2022 das Stück „Antigone am Strand“. Das Stück basiert einerseits auf den antiken Text von Sophokles, zum anderen auf „Antigone – ein Requiem“ von Thomas Köck sowie Texten von Geflüchteten. Ars tremonia war auf dem Pressegespräch.

Das Kernelement des antiken Stoffes ist, dass Kreon, der Tyrann von Theben, verbietet die Beerdigung seines Neffen Polyneikes, der gegen die eigene Stadt Krieg geführt hat. Antigone, die Schwester von Polyneikos und Kreons Schwiegertochter in spe, widersetzt sich dem Verbot und wird lebendig eingemauert.

Thomas Köck aktualisierte das Stück im Hinblick auf die Flüchtlingswellen über dem Mittelmeer. Bei Köck werden am Strand zahllose Leichen angespült. „Was geht das uns an“, fragt der Chor. Aber Antigone lassen die Toten nicht kalt und stellt sich gegen Kreon.

Auch in der Produktion „Antigone am Strand“ ist die Titelheldin die starke Figur und bietet Kreon die Stirn. Ebenso wie ihre Schwester Ismene, die versucht, liberal und diplomatisch zu bleiben. Kreon wird in dem Stück nicht als antiker Herrscher dargestellt, sondern wie ein moderner, neoliberaler Machtmensch.

Auch wenn das Stück sich um die Bestattung von Toten handelt, geht es auch um die Schönheit des (Über-)Lebens, denn Texte von Geflüchteten, die über die Balkanroute gekommen sind, sind miteingeflossen.

Jasmina Musić spielt die Antigone, Toni Gojanović den Kreon. Der Videokünstler Timo Vogt wird den Chor auf die Bühne bringen.

Gefördert wird „Antigone am Strand“ unter anderem vom Forum Darstellende Künste.

Premiere ist am 30. September 2022 um 20 Uhr, die zweite Vorstellung am 01. Oktober 2022, ebenfalls um 20 Uhr.

Karten unter www.fletch-bizzel.de




Das NEINhorn – Kindertheaterstück um Schwierigkeit des Neinsagens

Im freien Dortmunder Theater Fletch Bizzel gastierte am 04.09.2022 das Duisburger KJT KOM’MA mit dem „NEINhorn“ (nach dem Buch von Marc-Uwe Kling). Regie führte Rene Linke und aus dem Ensemble spielten Christina Wouters und Sascha Bauer.



Bei der Geschichte geht es um ein Einhorn, das in einer traumhaften Welt, in der es alles gibt, was sich Kinder so wünschen (Glücksklee und Zuckerwatte). Alle wollen nur kuscheln und tanzen. Darauf hat da Einhorn keine Lust und sagt zu allem „Nein!“. Das Wort weckt Zauberkräfte und kann die anderen Menschen (Eltern und Freunde) vor den Kopf stoßen und nerven. Manchmal ist diese N-Wort aber auch ein Irrgarten und eine Sackgasse. Das NEINhorn muss sich mit einem Waschbären (will nicht zuhören, einem Hund (ihm ist alles schnuppe), und einer Prinzessin, die immer Widerworte gibt, auseinandersetzen.…

Das Schauspiel fand auf zwei Ebenen statt. Auf der einen Seite waren da beiden Schauspieler*innen, die mit viel Lust an ein wenig Albernheit und Spaß am Spiel in ihren weißen Overalls mit Handpuppen, Requisiten (Einhorn, Krone und Prinzessinnenrock) auf der Bühne agierten. Sie schafften schnell einen guten Draht zu den Kindern im Publikum, die begeistert jede Gelegenheit nutzten, zum Beispiel bei den Wortspielen oder mit Zwischenrufen sich rege zu beteiligen.

Im Hintergrund war zudem noch eine Leinwand aufgebaut. Die Geschichte wurde dort mit wunderbar witzigen Illustrationen von Karl Uhlenbrock begleitet.

Es ist eine lebendige und mitreißende Geschichte um die Schwierigkeit und wichtige Bedeutung des Neinsagens. Nur so können wir eigenen Bedürfnisse und Wünsche kennenlernen und uns eventuell vor unerwünschten Übergriffen schützen. Sie erzählt, wie schnell man sich dabei verrennen kann, zudem jedoch, wie man mit Spielspaß und Phantasie aus einer Sackgasse herauskommen kann.

Wir leben nicht allein auf der Welt und Rücksichtnahme auch auf die Bedürfnisse der anderen Erdbewohner sind für ein friedliches Zusammenleben notwendig.




Wäre Frauenpower die Lösung? – Lysis-Structure im Fletch Bizzel

Wäre das nicht eine schöne Vorstellung? 1914 hätten sich die Frauen in Deutschland, Russland, Frankreich, England, Österreich-Ungarn ihren Männern verweigert und hätten den Ersten Weltkrieg verhindert. So wie in der Komödie „Lysistrata“ von Aristophanes.



Doch wir haben 2022, es tobt der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und die Situation der Frauen in dieser Welt könnte nicht unterschiedlicher sein. In dem Stück „Lysis-Structure“ setzt Regisseurin Ayşe Kalmaz zwei Frauen aus unterschiedlichen Orten mit unterschiedlichen Lebensentwürfen in einen gemeinsamen Kontext. Können Frauen aus Dortmund und Batman (südöstliche Türkei) für ein gemeinsames Ziel (Frieden!) einstehen? Die Situation für kurdische Frauen unterschiedet sich fundamental. Das macht Schauspielerin Pelda Bal schon gleich zu Beginn deutlich. Menschen werden verhaftet, getötet.

Das Grundproblem wird klar benannt: Alte Männer, die sich wie absolute Herrscher aufführen und ihre Untertanen wie Bauern in den Krieg schicken. Doch was hilft? Wie bei Aristophanes den Sex verweigern? Ohne Kinder, keine Soldaten, kein Krieg. Aber könnte dann die Menschheit nicht aussterben?

Die Besinnung auf das „weibliche Prinzip“ könnte die Lösung sein, doch was ist das genau? Letztendlich geht es ja nicht um das Geschlecht, sondern um Macht und Machtausübung. Und Macht kann korrumpieren, wie das Beispiel Patricia Schlesinger zeigt und Frauen sind auch nicht per se friedfertiger oder sozialer wie ein Blick nach Großbritannien (Margaret Thatcher) beweist.

Aber das Besondere bei „Lysis-Strcuture“ war das Zusammenspiel der beiden Schauspielerinnen. Sie waren zwar gleichzeitig auf der Bühne zu sehen, dennoch über 4000 km voneinander entfernt. Moderne Technik macht es möglich, dass die emotionalen und intensiven Dialoge zwischen Melanie Lüninghöner und Pelda Bal an beiden Orten gleichzeitig zu erleben waren.

Eine weitere Rolle spielte der Dortmunder Sprechchor, unterteilt in Männer- und Frauenchor, die mittels Videoprojektion als „Volk“ ihre Kommentare abgaben. Zudem gab es kurze Interviews mit kurdischen Frauen.

Ayşe Kalmaz kombinierte die beiden Texte von Aristophanes („Lysistrata“) und „Die Revolte der Frauen“ des türkischstämmigen Autors Nâzım Hikmet zu einer gelungenen Einheit, unterstützt von der sehr emotionalen Leistung beider Schauspielerinnen.

Am 14. Oktober 2022 um 20 Uhr haben die Dortmunder noch einmal die Chance, sich „Lysis-Structure“ im Fletch Bizzel anzuschauen, danach gibt es noch eine Aufführung in Köln.

www.fletch-bizzel.de