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Wäre Frauenpower die Lösung? – Lysis-Structure im Fletch Bizzel

Wäre das nicht eine schöne Vorstellung? 1914 hätten sich die Frauen in Deutschland, Russland, Frankreich, England, Österreich-Ungarn ihren Männern verweigert und hätten den Ersten Weltkrieg verhindert. So wie in der Komödie „Lysistrata“ von Aristophanes.

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Lysis-Structure ein Stück, zwei Sprachen, zwei Orte

Am 02. September 2022 hat mit Lysis-Structure ein besonderes Stück Premiere im Fletch Bizzel. Denn in Dortmund und in Batman (Südosten der Türkei) wird das Stück gleichzeitig zu sehen sein. Zwei Sprachen (deutsch und kurdisch) sowie zwei Schauspielerinnen (Melanie Lüninghöner in Dortmund und Pelda Bal in Batman) treten gemeinsam in Beziehung. Die Premiere ist um 20 Uhr.

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Zwei Männer und die Midlife-Crises

Zu Gast im Theater Fletch Bizzel in Dortmund waren am 01.05.2022 die beiden Komiker Guido Fischer und Björn Jung mit ihrem Programm „Innen zwanzig, außen ranzig“. Wie der Titel schon vermuten lässt, geht es hier um eine humorvoll-augenzwinkernde Auseinandersetzung mit den Problemen des Älterwerdens, der Midlife-Crises in diesem Fall von zwei Männern, welche im Comedy-Genre arbeiten.

Beide sind äußerlich unterschiedlichen Typen, die sich aber wunderbar ergänzen und sich die komödiantischen Bälle geschickt hin und her werfen.

Ob die Frischhaltefolie gegen die Midlife-Crises hilft? Björn Jung (links) und Guido Fischer stellten sich im Fletch Bizzel dieser Problematik. (Foto: © Fletch Bizzel)
Ob die Frischhaltefolie gegen die Midlife-Crises hilft? Björn Jung (links) und Guido Fischer stellten sich im Fletch Bizzel dieser Problematik. (Foto: © Fletch Bizzel)

Guido Fischer, der smarte sportliche, Björn Jung eher der „Normalo“ mit Glatze und Haaren, die an den unmöglichsten Stellen wachsen.

Deren Ego will natürlich immer noch vom Publikum geschmeichelt werden. Groupies, teure Hotels für ihre Auftritte, das wird von ihnen erwartet. Das Publikum wird gleich zu Beginn angesprochen und in das Geschehen einbezogen.

Eine gute Portion Standup-Comedy ist mit dabei. Die Komiker reagieren schnell (und dankbar) auf jede Reaktion im Raum.

Als Björn sich zunächst nicht traut, seine Flamme bei „Elite-Partner“ ganz analog anzurufen, stellt sich Guido als „Übungsobjekt“ mit verstellter Frauenstimme zur Verfügung. Dieser wiederum bekommt von seinem Comedy-Freund Tipps, wie seine Ehe wieder aufgefrischt werden könnte. Der Abend bleibt nicht frei von schlüpfrigen Zweideutigkeiten und direkten Anspielungen.

Die Frotzeleien der Protagonisten gehen bis zu einem ernsten Thema wie „Sterben“ und wo und wie man beerdigt werden möchte.

Besonders witzig wird es zum Ende hin, als die Künstler den Zuschauer*innen vorführen, wie ihre Auftritte in etwa dreißig Jahre aussehen würden.

Die einzigartige Mischung aus Theater, Comedy, starke Körpersprache und zum Schluss noch Gesang war unterhaltsam.

Freunde des gehobenen politischen Kabaretts sind hier vielleicht nicht so gut aufgehoben.

Die Bullemänner – Humorvoll-direkt und sympathisch „PLEM“

Am 22.04.2022 hatten die Bullemänner aus dem westfälischen Münsterland, seit den frühen Geierabend-Zeiten auch hier in Dortmund gut bekannt, mit ihrem neuen Programm „PLEM“ im hiesigen Theater Fletch Bizzel ihre Premiere.

Zu Team gehört neben Heinz Weißenberg und Augustin Upmann die temperamentvolle Svetlana Svoroba (mit ukrainischen Wurzeln) am Piano. Der Krieg Putin Russlands in der Ukraine bekam durch ukrainische „Tastenfachkraft“ eine aktuelle Brisanz und spezielle Note.

Die Bullemänner (v.l.n.r.) Augustin Upmann, Svetlana Svoroba und Heinz Weißenberg, überzeugten mit westfälischem Humor. (Foto: © Bullemänner)
Die Bullemänner (v.l.n.r.) Augustin Upmann, Svetlana Svoroba und Heinz Weißenberg, überzeugten mit westfälischem Humor. (Foto: © Bullemänner)

Die humorvoll-nachdenkliche und teilweise poetische Mischung aus Kabarett, Comedy und Quatsch sowie Musik (oft um-getextete bekannte Songs) nahm Themen wie Pandemie, Putin, Frauen, Männer, Klimaveränderung, Fremdenfeindlichkeit westfälisch-philosophisch unter die Lupe. Auch mit Themen wie Altern und Tod wurde mit Münsterländer Offenheit umgegangen. Das ganze gewürzt mit einer Portion liebevollen Lokalkolorit und diesen ganz eigenen trockenen Humor.

Für die Politikerinnen und Politiker der neuen Bundesregierung gab es gut gemeinte Tipps aus einer Getränkeabteilung.

Nicht nur ihrer Stimme, sondern vor allem auch mit ihrer Körpersprache überzeugten die „Bullemänner“.

An verschiedenen Instrumenten (unter anderem Banjo, Gitarre) brachte Augustin Upmann musikalisch Stimmung in den Saal. Sensibel begleitet Svetlana Svoroba das Geschehen auf der Bühne. Weißenberg und Upmann bewiesen wieder einmal, dass sie ein kongeniales Duo sind.

Die beiden spielten sich die „humoristischen Bälle“ gekonnt zu.

Ein Abend, der nicht nur die Älteren im Publikum ansprach und das Publikum mit Lachen, aber auch nachdenklich nach Hause entließ.

Eine zweite Aufführung findet noch am 23.04.2022 im Theater Fletch Bizzel um 20.00 Uhr statt.

Die Stühle von Eugène Ionesco im Fletch Bizzel

Zwei Schauspieler, eine Bühne, ein Saal mit leeren Stühlen, Abstand und ein ganz großes Maß an Absurdität … Das Fletch Bizzel und der französische Dramatiker Eugène Ionesco. Dessen bedeutendstes Stück passt eigentlich gut zu Corona wie der Deckel aufs Marmeladenglas, zumindest was die Bühne anbelangt … so wie wir in den Zeiten der Pandemie mit Shutdown und Social Distancing leben mussten. Zwei Menschen und jede Menge leerer Stühle.

Probenfoto: Christiane Wilke als Semiramis, Guido Fischer als Poppet. (Foto :© Kulturbrigaden)
Probenfoto: Christiane Wilke als Semiramis, Guido Fischer als Poppet. (Foto :© Kulturbrigaden)

Poppet schaut aus dem offenen Fenster auf das Meer vor ihrer Insel. Semiramis fordert ihn auf es zu schließen, da es kalt und dunkel sei und er nichts sehen könnte. Exemplarisch für die Inszenierung des absurden Stückes von Ionesco. Eine Wahrheit oder Aussage wird im nächsten Moment zerpflückt und ins Gegenteil verkehrt.

Ein älteres Ehepaar, Semiramis und Poppet, das nicht so alt, aber sehr vertraut und verspielt zugleich wirkt, erwartet die Ankunft einer Vielzahl bedeutender Persönlichkeiten, die zu dem Ehepaar auf die Insel kommen wollen oder sollen. In seiner eigenen Welt treibend, beschließt der alte Mann, der sich als Hausmarschall definiert, dass er am Ende seines Lebens der Nachwelt eine wichtige Botschaft hinterlassen möchte, nein muss. Der Mann, ein kleiner Pförtner, hat angeblich als Summe seines Lebens, der ganzen Menschheit etwas höchst Bedeutungsvolles mitzuteilen. Da er von sich glaubt, kein guter Redner zu sein, hat er einen Berufsredner bestellt, der seine Botschaft verkünden soll. Zusammen mit Semiramis, seiner Frau, die Poppet in allem eifrig unterstützt, bereitet er die Ankunft einer illustren Schar von Gästen vor, die Zeuge dieses Ereignisses sein werden.

Die Gäste treffen nach und nach durch Schiffsirenen und Türklingeln ein. Man hört und sieht sie nicht, aber die beiden Alten, pantomimenhaft, begrüßen sie und halten Smalltalk mit ihnen und schleppen dabei immer mehr Stühle heran. Die Unterhaltungen sind angeregt, besonders die von Poppet und der Schönheit. Während Semiramis leicht irritiert sich von Begleiter der Schönheit offen umgarnen lässt … Immer mehr Gäste kommen, bis die Bühne mit sichtbaren Stühlen, Stühle und immer mehr Stühle, und unsichtbaren Gästen vollgestopft ist. Alles ist bereit, inklusive der Presse, selbst der Kaiser ist eingetroffen und alle erwartet die Botschaft. Auf humorvoller Weise verwischt die Grenze zwischen Fantasie und Halluzination und Farce, während das Spiel des Paares zu Ihrer Realität wird. Es ist eine Quelle abgetrennter menschlicher Emotionen, Sentimentalitäten, Illusionen, Trauer, Liebe, Herrschsucht, Wut, Verzweiflung, stets in wundervoll farcenhafter Überzeichnung. Es könnte traurig sein und ist es auch.

Christiane Wilke als Semiramis, Guido Fischer als Poppet spielen, nein: tänzeln in der Regie von Thomas Hollaender das alte Paar, das seine Gäste empfängt in einer Welt, in der Paris nur noch eine ferne Erinnerung ist und die Pyrenäen untergegangen sind. Anna Hörling hat ihnen ein spartanisches Bühnenbild gebaut, das an Theaterinszenierungen aus den 60er Jahren erinnert, wie Gründgens Sturm im Wasserglas, bei dem der Farce entsprechend Türen Fenster und Fenster Türen.
In dieser Inszenierung treffen Marcel Marceau und Tanz auf Ionesco. Sie arbeitet mit pantomimischen Techniken und mit dem spezifischen Reiz des.

Sehenswert!


Es spielen: Christiane Wilke als Semiramis, Guido Fischer als Poppet, Mike Kuruc als der Redner
Regie: Thomas Hollaender
Musikalische Leitung: Dixon Ra
Kostüm und Bühne: Anna Hörling

Fr. 01.04 20.00 Uhr
Sa. 02.04 20.00 Uhr
Fr. 13.05 20.00 Uhr
Sa. 14.05 20.00 Uhr

Karte, pro Person 17,— €, ermäßigt 8,— €

HIP TAP PROJECT – Ein Theater in Bewegung

Es tut sich was im Fletch Bizzel! Einige Premieren konnten schon stattfinden und jetzt stand sogar ein Mini-Festival auf dem Programm.

Das Theater Fletch Bizzel, in Kooperation mit der Kulturwerkstatt Fletch Bizzel, den Kulturbrigaden und dem Kulturrucksack Dortmund hat ein ‚bewegtes‘ Wochenende erleben können. Im ausverkauften Haus klatschten, stampften, tanzten, steppten und strahlten die internationalen Künstler:innen des „HIP TAP PROJECT“ von Freitag bis Sonntag im ganzen Haus.

Daniel Luka, der vielseitiger Performer und Choreograf, der mit hochkarätigen Künstler:innen der internationalen Tanz-und Musikszene zusammenarbeitet, war mit der international renommierten Pariser Companie ‚Hip Tap Project‘ zum ersten Mal zu Gast in Dortmund.

Tap Dance auf höchsten Niveau gab es im Fletch Bizzel. (Foto: © Kulturbrigaden)
Tap Dance auf höchsten Niveau gab es im Fletch Bizzel. (Foto: © Kulturbrigaden)

Es war das Ergebnis einer Begegnung im Netz zwischen der neuen Leiterin des Hauses und dem Tänzer. Rada Radojcic suchte während des Lockdowns einen guten, online unterrichtenden Stepplehrer.

Herausgekommen ist dabei ein Live Programm für das Theater Fletch Bizzel. „BOOM TCHAK!“ heißt das Ganze und Tap Dance, Hip Hop, Body Percussion, Schlagzeug und Kontrabass verschmolzen zu einer f Performance auf der Grenze zwischen Bühnen-Show und Konzert.

Das Publikum war begeistert und sie klatschten, klopften und summten so ausgelassen mit, dass man die aktuellen Krisenmeldungen für einen kurzen Moment hinter sich lassen konnte.

Leela Petronio, Daniel Luka, Jep Meléndez, Ludovic Tronché und Bruno Rousselet boten eine wunderbar professionelle Show, die trotzdem große Publikumsnähe und eine heitere Intimität zuließ. Das Fletch Bizzel wurde zu einem kleinen, bunten und friedvollen Tanzort. Die Kurse am Sonntag wurden gut angenommen – und Beine wurden geschüttelt, Körper geklopft und konzentriert geklatscht, was das Zeug hielt.

Noch zu erwähnen ist die besondere Gelegenheit die sich für auch für Kinder und Jugendliche bot und eine große Resonanz hatte. Bei KIDZ UND TEENS konnten, Dank der Förderung des Kulturrucksacks der Stadt Dortmund, alle Kinder am Samstag an den kostenlosen Körper- & Tanz-Workshop „Booster your Body“ teilnehmen.

Text von Theodor Freima

Der letzte Vorhang – Bohème oder Biedermeier

Nachdem mich der ÖPNV bei der Premiere von „Der letzte Vorhang“ schmählich im Stich gelassen hatte, nutze ich die Gelegenheit, um mir die nächste Vorstellung am 11.02.22 im Fletch Bizzel anzuschauen. Julias Seifert und Karl Hartmann überzeugten in der Rolle von Lies und Richard.

Das Zweipersonenstück von Maria Goos fesselt auf zwei Ebenen. Zum einen ist da die Probe zu einem nicht genannten Stück, das die beiden Proben, welches deutliche Anklänge an „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ besitzt. Zum anderen geht es um verschiedene Lebensentwürfe. „Der letzte Vorhang“ unter der Regie von Rainer Muxfeldt wechselt öfter zwischen diesen Ebenen.

Lies und Richard waren ein Traumpaar des Theaters, vor zehn Jahren entschied Lies sich, einen reichen Arzt zu heiraten und nach Südfrankreich zu gehen. Richard hingegen blieb dem Theater und seinem unsteten Leben treu. Für das aktuelle Stück, an dem er arbeitet, fehlt ihm die Bühnenpartnerin. Also fragt er Lies, die zusagt.

Foto vom Flyer für das Stück „Der letzte Vorhang“.
Foto vom Flyer für das Stück „Der letzte Vorhang“.

Die Wortgefechte zwischen Lies und Richard – ob im „realen“ Leben oder im zu probenden Stück – wecken Erinnerungen an Richard Burton und Elisabeth Taylor, die ihre Eheprobleme in der Verfilmung von „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ quasi mit verarbeiteten.

Doch „Der letzte Vorhang“ ist noch mehr. Es geht hier auch über verschiedene Lebensentwürfe. Richard ist der geborene „Bohème“, typischer Künstler, dessen zweite Wohnung seine Stammkneipe ist und der natürlich ein Alkoholproblem hat, wie seine Rolle im Theaterstück. Lies hat sich in den 10 Jahren in Frankreich an ein geregeltes Leben in Südfrankreich gewöhnt. Bezeichnend dazu ist, dass Richard in der Probenpause einen gekauften Hamburger isst, während Lies an einer Möhre knabbert. Lies Mann, Wouter, der seine Frau begleitet, taucht nur kurz auf (auch gespielt von Hartmann). Der Gynäkologie, der sich für Kunst interessiert, ist Richard jedoch nicht gewachsen. Dennoch bleibt Lies bei ihm, auch wenn Wouter sich mit einem Rubens verspekuliert und Richard sie an die schönen gemeinsamen Momente erinnert.

„Der letzte Vorhang“ ist ein ruhiges Zweipersonenstück, es hat ein leisen Humor und zeigt vor allem die innere Zerissenheit von Lies ganz deutlich, die die Schauspielerei vermisst, aber dennoch die Sicherheit vorzieht. Richard hingegen entwickelt sich immer mehr zu seinem „Kollegen“ Bruscon aus dem Stück „Der Theatermacher“ von Thomas Bernhard, der rechthaberisch alle seine Kolleginnen und Kollegen vergrault.

Arepas oder Currywurst – Leben zwischen zwei Welten

Die komplizierten und emotionalen Themen Integration und Einwanderung standen im Mittelpunkt des Programms „Arepas oder Currywurst“, das am 19. November 2021 im Fletch Bizzel aufgeführt wurde. Auf die Bühne gebracht wurde es von der Theatergruppe „Dali Moustache“.

Die Rahmenhandlung des Stückes ist eine Art südamerikanische „Telenovela“, die sich „Gudrun“ (Lore Duwe-Sherwat) am liebsten anschaut und auch an und an das gesehen auf der Bühne mit spitzer Zunge kommentiert. Die Telenovela handelt von den Erlebnissen eines venezolanischen Paares, das nach Deutschland auswandert. Carlota (Cynthia Scholz) ist Schauspielerin und Diego (Chino Monagas) ist Musiker. Wie in einer Soap-Opera gibt es verschiedene „Folgen“.

Mit bayerischer Volksmusik haben die beiden venezolanischen Neuankömmlinge Diego ( Chino Monagas) und Carlota (Cynthia Scholz) in Köln wenig Erfolg. (Foto:© Guntram Walter 2021)
Mit bayerischer Volksmusik haben die beiden venezolanischen Neuankömmlinge Diego ( Chino Monagas) und Carlota (Cynthia Scholz) in Köln wenig Erfolg. (Foto:© Guntram Walter 2021)

Besonders gut gemacht ist der Introfilm in einer Art Comic-Style, der ein wenig an das Intro von „Die Nanny“ erinnert. Zusätzlich gibt es Projektionen und 3D-Animationen.

Gleich zu Beginn wird schnell deutlich, dass sich Diego mit dem neuen Leben in Deutschland schwertut. Die Anpassung fällt ihm schwer, die neue Sprache, das kalte Land. Carlota hingegen ist der optimistischer Part, sie will schnell die Sprache lernen, sieht die Vorzüge des neuen Landes und will sich integrieren. Sie hat es auch leichter, da ihre Mutter schon in Köln lebt.

Auch arbeitstechnisch läuft es für das Paar eher schlecht. Auf der Kölner Domplatte ist die Akzeptanz für venezolanischen Volksmusik eher gering und als sie sich später als Bayern verkleiden, macht es die Sache nicht einfacher. Diego kapselt sich mehr und mehr ab und fliegt dann zurück nach Venezuela, obwohl sich das Land im Chaos befindet. Carlota hingegen wird für ihre Mühen irgendwann belohnt und bekommt eine eigene Fernsehshow, in der sie südamerikanische Musik vorstellt. Letztendlich kommt es dann auch zu einem Wiedersehen mit Diego.

Da Monagas und Scholz tatsächlich aus Venezuela stammen, macht das die Geschichte noch spannender, denn einiges, was in „Arepas oder Currywurst“ vorkommt, werden sie selbst erlebt haben. Einerseits der Wunsch nach Integration, andererseits die Wehmut zur Heimat. Der Spagat zwischen zwei Ländern zu leben, kann manche Menschen zerrissen. So wie bei Diego, der es in Deutschland nicht mehr aushält und nach Venezuela zurückkehrt, obwohl dort Chaos herrscht.

Etwas Schade fand ich, dass der Sohn, der im Comic-Intro noch dabei war, keine Rolle mehr spielte. Es wäre spannend zu erfahren, was ihm als Jugendlicher in seiner neuen Heimat so passiert.

Ein besonderer Gimmick war das Ende, denn die Band, die Carlota präsentierte, La Banda Rupo, spielte live neben der Bühne. Salsa. Natürlich stürmte das Publikum die freie Fläche, um dort zu tanzen. Das Stück war auf Spanisch und auf Deutsch, die jeweils andere Sprache wurde oben eingeblendet, sodass jeder dem Stück vollkommen folgen konnte.

Insgesamt ein wirklich gelungener Abend. Das Stück gibt einen Einblick in die Gefühlswelt von Migranten, die ihre Heimat verlassen haben und sich in Der neuen Heimat zurechtfinden müssen und dabei viel Frust erfahren. Die Welt wäre ideal, wenn man sich nicht entscheiden müsste zwischen Arepas (Maisfladen) Oder Currywurst, sondern die Möglichkeit besitzt, beides haben zu können.

Mäusekens Sehnsucht nach einem Mäuserich

Die Kulturbrigaden haben unter der Regie von Kathrin Brunner im Dortmunder Theater Fletch Bizzel am 07.11.2021 passend zur Vorweihnachtszeit das Puppenspiel „Mäuseken Wackelohr“ (ab 4 Jahren nach der Fabel von Hans Fallada) als Premiere auf die Bühne gebracht.

Alle Puppen im Stück wurden mit viel Engagement, Witz und Empathie von Bettina Stöbe geführt, gesprochen, gesungen und gespielt. Mitgespielt hatte sie unter anderem schon bei der Produktion „Piratenmolly Ahoi“.

Musikalisch begleitet wurde die Geschichte am Piano stimmungsvoll weihnachtlich oder dramatisch wie in einem Krimi von Dixon Ra (Musikalischer Leiter).

Happy End. Mäuseken und Mäuserich sind zusammen. (Foto: © Kulturbrigaden)
Happy End. Mäuseken und Mäuserich sind zusammen. (Foto: © Kulturbrigaden)

Auf drei flexibel drehbaren Gestellen auf Rädern waren liebevoll drei kleine Häuser aufgebaut. Die ließen sich nach Bedarf festlich beleuchten und in einem war sogar ein winziger Aufzug eingebaut, mit dem Mäuseken auf und ab fahren konnte.

Die Story spielt um die Weihnachtszeit und das Mäuseken Wackelohr fühlt sich besonders alleine und sehnt sich nach einem liebevollen Mäuserich. Den Namen Wackelohr bekam sie übrigens nach einer Attacke einer gefräßigen Hauskatze. Plötzlich sieht Mäuseken auf der anderen Straßenseite einen coolen Mäuserich, in den sie sich verliebt. Wie aber über die Straße gelangen, ohne von der Katze gefressen zu werden? Vermeintliche und nicht uneigennützige Hilfe bietet eine Ameise an. Wirkliche Unterstützung bekommt sie aber von ein einer Taube…

Am Ende sangen und tanzten Mäuseken und Mäuserich noch zwei coole Weihnachts-Raps.

Eine zauberhafte Geschichte für „kleine und große Kinder“ um die Macht der Liebe und über falsche, beziehungsweise richtige Freunde.

Weitere Aufführungstermine:

So. 05. Dezember, 11:00 und 15:00 Uhr

Mi. 15. Dezember, 10:00 Uhr

Mi. 22. Dezember, 10:00 Uhr

Eintritt: 8€

Mehr Informationen unter www.fletch-bizzel.de

Session Night – Funkiger Abend im Fletch Bizzel

Seit einiger Zeit hat das Fletch Bizzel mit Dixon Ra auch einen musikalischen Leiter. Der Saxophonist und Multiinstrumentalist nutzt seine musikalischen Fähigkeiten nicht nur, Theaterstücke zu begleiten, sondern bietet Interessierten auch unter dem Namen „Session Night“ eine neue musikalische Reihe an, bei der er auch Gäste einlädt. Manche werden sich an das „Small Beast“ erinnern, das unter dem damaligen musikalischen Leiter des Schauspielhauses, Paul Wallfisch, zum festen Repertoires der Dortmunder Musikliebhaber avancierte.

Den ersten Abend der „Session Nights“ am 05.10.21 bestritt Dixon Ra alleine, begleitet von Marc Reece (Gitarre), Caspar van Meel (Bass) und Lennart Rybica (Schlagzeug). Und die Musik zeigte sofort die Richtung an: Funk. „Stratus“ von Billy Cobham und „Blast“ von Marcus Miller ließen Erinnerungen an Serien wie „Straßen von San Francisco“ aufkommen. Der dritte Titel „Jovano Jovanke“ zeigte auch, dass Dixon Ra sehr gut Jazz-Funk mit traditionellen Balkanmelodien verbinden kann. Nach zwei Liedern vom Gastgeber gab es noch drei Zugaben. Bei „Bar Jedan Ples“ sang dann die künstlerische Leiterin Rada Radojčić und brachte den Saal vollends in Stimmung.

Sorgten für einen gelungenen Abend: (v.l.n.r.) Marc Reece, Lennart Rybica, Dixon RA und Casper van Mee. (Foto: © Rada Radojčić)
Sorgten für einen gelungenen Abend: (v.l.n.r.) Marc Reece, Lennart Rybica, Dixon RA und Casper van Mee. (Foto: © Rada Radojčić)

Gute Stimmung herrschte schon vorher. Denn alle Beteiligten waren handwerklich oberste Klasse. Dixon Ra ließ sein Saxophon mal weich mal rau klingen. Verzerrte Töne machten den Sound des Instrumentes interessant. Daneben hatte Dixon Ra auch Hochkaräter eingeladen. Marc Reece bewies, dass er nicht nur im Bluesrock-Genre zu Hause ist, sondern auch als Funk-Gitarrist begeistern kann. Caspar van Meel wurde 2003 beim „Grote Prijs van Nederland“ als bester Bassist ausgezeichnet und er zeigte, dass er den Titel 2021 vermutlich verteidigen könnte. Das Fundament legte Lennart Rybica am Schlagzeug, der auch mit einigen Soloeinlagen punkten konnte.

Insgesamt ein guter Start in die „Session Nights“, der neugierig macht auf die weiteren Folgen. Am 02.11.21 hat Dixon Ra die Coverband Wild Child eingeladen, wer am 07.12.21 dabei sein wird, ist noch eine Überraschung.

Mehr Informationen unter www.fletch-bizzel.de