Mädchen in Not – absurd-komisch und gesellschaftskritisch

Am 16.12.2022 konnte die Oper „Mädchen in Not“ (Michael Essl, Libretto v. Paula Fünfeck) unter der Regie von Sybrand van der Werf als Uraufführung der Jungen Oper in Dortmund endlich durchstarten. Die Oper entstand nach dem gleichnamigen Schauspielstück von Anne Lepper für Jugendliche ab 16 Jahre.

Musikalisch und mit passenden Geräuschen unterstützt wurde die Aufführung von einer kleinen Delegation der Dortmunder Philharmoniker unter der empathischen Leitung von Olivia Lee-Gundermann.

Die Bühne war romantisch gestaltet und die vier beteiligten Personen Mangatypisch gekleidet.

Natascha Valentin (Dolly), Wendy Krikken (Baby), Daegyun Jeong (Franz), Marcelo de Souza Felix (Jack)
(c) Björn Hickmann
Natascha Valentin (Dolly), Wendy Krikken (Baby), Daegyun Jeong (Franz), Marcelo de Souza Felix (Jack)
(c) Björn Hickmann

Nicht nur stimmlich, sondern auch spielerisch und mimisch forderte die Oper den beteiligten Sänger*innen einiges ab.

Das reiche und schöne junge Mädchen Baby, stark gespielt und gesungen von der Sopranistin der Dortmunder Oper Wendy Krikken, träumt von einem selbstbestimmten Leben in Italien mit einer Puppe als Mann. Mit Geld kann man sich ja viel kaufen. Das gefällt ihren beiden Geliebten Franz (der lyrische Bariton Daegyun Jeong) und Jack (Marcelo de Souza Felix, Junge Oper Dortmund) nicht. Sie sind in ihrer Macho-Ehre gekränkt und wollen in die Rolle von Puppen schlüpfen und ihr dann das Leben schwer machen. So wird sie schon zu ihnen zurückkommen.

Natascha Valentin (Mezzo-Sopran) füllte die Rolle der ärmeren und „hässlicheren“ Freundin Dolly großartig aus. Männer lassen sie im Gegensatz zu Baby links liegen Puppen als Ersatz hat sie auch keine. Dann gerät sie auch noch in die Fänge der Gesellschaft der Freunde des Verbrechens….

Die Rolle der aufhetzenden Gesellschaft übernimmt die Gruppe der Musiker*innen der Philharmoniker.

Mit viel schwarzen Humor und Kritik an gesellschaftlichen Strukturen werden Probleme wie überkommene Geschlechterbilder, Gewalt, Rassismus, Ausgrenzung, Körperkult und Bodyshaming, Homophobie sowie Frauenfeindlichkeit geschickt miteinander verwoben.

Musikalisch wird die dystopische Handlung mittels Musikzitaten etwa von Strawinskys „Sacre du printemps“ oder Wagners „Walkürenritt“ satirisch überzeichnet.

Die Aufführung bietet dem Publikum einen scheinbar überraschenden Schluss. Leider ist es auch aktuell für einige Menschen verlockend, einen Sündenbock für komplexe Probleme zu suchen, um sich besser zu fühlen.

Viel Stoff zum Nachdenken und diskutieren.

Infos zu weiteren Aufführungsterminen finden Sie unter www.theaterdo.de oder Tel: 0231/ 50 27 222

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