Ars tremonia

Abrechnung mit Peter Handke

image_print

In der Musikrichtung Rap würde man das Stück „The Handke Project“ einen Diss nennen, aber wir sind ja beim Theater. Das paneuropäische Ensemble bestehend aus Mitgliedern aus Deutschland, Italien und verschiedenen ehemaligen jugoslawischen Staaten rechnete mit der Person Peter Handkes ab. Handkes umstrittene Positionen zu Serbien, Srebrenica und Milošević gab immer Anlass zu Diskussionen. Das „Handke Project“ machte am 16. Und 17. Dezember Station in Dortmund.

Wie vielleicht beim Titel zu vermuten war, „The Handke Project“ wurde in Englisch (mit Übertitel) performt. Wobei performen der richtige Ausdruck ist, denn das Ensemble bot auch ordentliches physisches Theater. So verwandelte sich das Studio in ein Schwimmbad und in ein SM-Studio, denn nicht nur Handke bekam sein Fett weg, auch das Nobelpreiskomitee für Literatur, dessen Jurymitglied Jean-Claude Arnault wegen Vergewaltigung verurteilt wurde. Hat das Nobelpreiskomitee den Preis 2019 deshalb an den umstrittenen Handke vergeben, um von dem Sexskandal abzulenken? Das vermutet zumindest der Autor des „Handke Projects“ Jeton Neziraj.

Doch im Mittelpunkt stand der österreichische Autor und seine umstrittenen Aussagen während der Jugoslawienkriege und speziell auch zu Milošević. Die Frage bleibt: Kann man das Werk vom Autor trennen? Ein ähnliches Problem tritt ja auch bei Richard Wagner auf: Ist der Ring der Nibelungen noch zu genießen, wenn man weiß, dass der Komponist antisemitisches Zeug zu Papier gebracht hat?

Der Regisseur von „The Handke Project“ gibt im Fall Peter Handke eine klare Antwort: „Wir haben uns klar dagegen positioniert – gegen den Schriftsteller, der mit seinen Werken und öffentlichen Äußerungen auf Kriegsopfern und dem Schmerz unschuldiger Menschen herumtrampelt wie ein wütender Kriegsverbrecher“.    „The Handke Project“ ist absolut nichts für Handke-Fans, das Stück ist schonungslos und bringt nochmal die Schrecken und Gräueltaten des Jugoslawien-Krieges in Erinnerung.