Archiv der Kategorie: Literatur

Musikalisch begleitete Lesung mit Ralf Sotschek

Der Journalist und Autor Ralf Sotscheck (*1954 in Berlin-Landwitz) ist einem breiteren Publikum seit 1991 vor allem durch seine montägliche witzig-skurrilen und manchmal auch makabre Kolumnen in der Berliner taz bekannt. Seit 1985 ist er zudem schon Auslandskorrespondent für Irland und das Vereinigte Königreich für die Zeitung. Er schreibt seit 1990 regelmäßig für das Irland Journal und lebt an der irischen Westküste.

Da kommt genug Stoff für seine Geschichten von Farmern, künstliche Besamung von Kühen, seinen diversen kleinen Abenteuer und Missgeschicke und politischen Inkorrektheiten und ähnlichem.

Friedrich Küppersbusch (links) lauscht den Geschichten von Ralf Sotschek. (Foto: © Hartmut Salmen)
Friedrich Küppersbusch (links) lauscht den Geschichten von Ralf Sotschek. (Foto: © Hartmut Salmen)

Davon gab er am 10.11.2021 im Rahmen des Dortmunder LesArt.Festivals in der Rotunde des hiesigen Museums für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) zum Besten.

Musikalisch stimmungsvoll begleitet wurde er dabei von dem Journalisten, Autor und Fernsehproduzenten (heute-show) Friedrich Küppersbusch und seiner Bandfreud*innen. Neben Küppersbusch (Gitarre) gehörten zu ihr Jürgen Friesenhahn (Percussion), Guido Schlösser (Piano) sowie als Sängerin mit cooler Soul-Stimme, Claudia Zahn.

Dabei zeigte die Band mit einem speziellen Sound eine musikalische Bandbreite. Die ging von einer eigenen Version von „Blue Velvet“ (Bobby Vinton, The Moonglows) bis zu einer eindrucksvollen Interpretation des alten deutschen Song von Paul Kuhn „Schau mich bitte nicht so an.“ (gesungen etwa von Mireille Mathieu).

Eingeleitet und moderiert wurde der Abend von Autorin Frederike Jacob. Mit ihr lieferte sich Sotscheck ein kleines kulinarisches Duell. Während der in Irland beliebte Porridge (Haferbrei) bei dem Autor seit seiner früheren „Kinderverschickung“ nicht in guter Erinnerung ist, liebt Frederike Jacob das „Hafersüppchen“ nach dem Rezept ihrer Großmutter als wärmenden Trostspender.

Das Sotscheck nicht viel für den „Gutmenschen“ Bono (U2) übrig hat, machte er mit einer kleinen Anekdote deutlich.

Ein interessante und humorvoll-ironische musikalische Lesung, bei der nur etwas schade war, dass die kurzen Gespräche zwischen Küppersbusch und Sotscheck nur schwer zu verstehen waren.

Zibulla macht auf dicke Hose

Im neuen Roman des Essener Autors T.D. Reda um Privatdetektiv Tibor Zibulla geht es in dem nach „Ruhrstadt“ (Ruhrgebiet in sechs Bereiche aufgeteilt) verorteten Krimi es hoch her. Er ist eher nicht für feinsinnige und empfindliche Gemüter.

Der Detektiv ist ein zwei Meter großer ehemaliger Wrestling-Profi und Türsteher. Er ist ein Typ „eitler Macho mit weichem Kern“. Dazu gehören seine derben Sprüche mit dem gewissen „Ruhrgebiets-Charme“.

Neben seinen Maßanzügen liebt er nur zwei Sachen mehr: die Musik von James Brown und seine Freundin Anne. Auch sonst spielt er gerne den Beschützer von Frauen, die schlecht behandelt werden. Er handelt nicht immer „korrekt“ und ist manchmal auch unvernünftig. (So nimmt er etwa Appetitzügler, um schnell abzunehmen.)

Autor: T.D. Reda Titel: Zibulla – Auf dicke Hose Reihe: Kriminalroman, Region: Nordrhein-Westfalen ET:  September 2021 ISBN 978-3-7408-1248-5, (i4)_(1248-5) ebook: 978-3-96041-812-2, (e2)_(812-2)
Autor: T.D. Reda Titel: Zibulla – Auf dicke Hose Reihe: Kriminalroman, Region: Nordrhein-Westfalen ET: September 2021 ISBN 978-3-7408-1248-5, (i4)_(1248-5) ebook: 978-3-96041-812-2, (e2)_(812-2)

In „Auf dicke Hose“ bekommt er es mit einem heiklen Fall zu tun, es geht um die Erpressung eines jungen homosexuellen Profifußballers. Finn Berger wird mit einem brisanten Video erpresst. Es geht nicht um Geld, sondern um Wettbetrug und bewusste Manipulation. Zudem ist auch noch der damalige Partner auf dem Video spurlos verschwunden.

Zibulla muss in abgründige Gegenden recherchieren und in einem Homo-Club fahnden. Das ist aber nur der Anfang. Er bekommt es bei seinen Recherchen mit Drogendealern und den homophoben Vater sowie Brüdern des verschwunden jungen Mannes zu tun.

Ganz brenzlich wird es, als er auch noch einem mörderischen Zirkel mit einem äußerst brutalem Führer an der holländischen Grenze auf die Spur kommt. Da braucht er bald die Hilfe von Freunden …

Neben dem rauen Umgangston werden die Leser*innen mit viel Gewalt konfrontiert und ist nicht für Personen mit schwachen Nerven.

Es gibt jedoch durchaus einige witzige Momente und Situationen, die zum Schmunzeln anregen. Zibulla bietet einige Reibungsflächen. Der Gegensatz von dem ruppigen Ermittler und dem emotionalen Thema Schwulenfeindlichkeit hat einen gewissen Reiz.

Dem Krimi merkt man an, dass er von einem Mann geschrieben wurde.

T.D. Reda ISBN 978-3-7408-1248-5

Zibulla – Auf dicke Hose 288 Seiten

Kriminalroman (Broschur) € (D) 13.00 € (A) 13.40

Köln: Emons Verlag 2021

Originalausgabe Auch als E-Book erhältlich

Literaturfestival LesArt mit Wladimir Kaminer, Christian Berkel und Perry Rhodan

Das bekannte Dortmunder Literaturfestival „LesArt“ findet – so hoffen es die Veranstalter – 2021 endlich wieder unter normalen Bedingungen ab. Das heißt, Künstler sind wieder bei Veranstaltungen live vor Publikum zu sehen. Dabei planen die Organisatoren die 2G-Regel (geimpft, genesen) anzuwenden. Der Vorverkauf für das Festival beginnt am 09. Oktober 2021. LesArt läuft vom 02. bis zum 14. November 2021.

Es ist wahr, der Weltraumheld Perry Rhodan wird 60 Jahre alt. Perry Rhodan ist die erfolgreichste Science-Fiction-Heftroman-Serie der Welt. Am 02. November 2021 trifft der Exo-Soziologe Dr. Andreas Anton auf den literarischen Vater Hartmut Kasper. Kasper hat unter dem Pseudonym Wim Vandemann als Exposé-Autor geprägt.

Bei der Vorstellung des Programms von LesArt: Björn Wiggers (Bereichsleiter Vorstandsstab / Kommunikation Sparkasse Dortmund), Hartmut Salmen (Literaturhaus Dortmund) und Isabel Pfarre (Kulturbüro Dortmund).
Bei der Vorstellung des Programms von LesArt: Björn Wiggers (Bereichsleiter Vorstandsstab / Kommunikation Sparkasse Dortmund), Hartmut Salmen (Literaturhaus Dortmund) und Isabel Pfarre (Kulturbüro Dortmund).

Doch es gibt auch irdische Themen. In einer Stadt wie Dortmund gehört Fußball dazu. Deshalb findet das „LesArt Stadion“ stilecht im Westfalenstadion statt. Am 08. November 2021 spricht Alexander Heflik über Erwin Kostedde, den ersten schwarzen Nationalspieler. Unter dem Titel „Zwischen Puff und Barcelona“ liest Ben Redelings aus seinen Fußball-Kolumnen.

Einem verstorbenen Autor wird am 09. November 2021 im domicil gedacht: Wiglaf Droste. Einige seiner Freunde und Wegbegleiter wie Fritz Eckenga oder Ralf Sotscheck werden einen Abend für ihn gestalten. Der Inhalt ist immer noch ein Geheimnis.

Ralf Sotscheck bleibt ein wenig länger, denn der langjährige Irland-Korrespondent der taz liest am 10. November 2021 im Museum für Kunst und Kulturgeschichten aus seinen Texten. Dabei wird er begleitet von der Küppersbusch-Band, dessen Bandleader der Moderator, Journalist und Dortmunder Friedrich Küppersbusch ist.

Das LesArt-Festival präsentiert auch bekannte Autoren. Christian Berkel ist am 06. November 2021 im Fletch Bizzel zu Gast und liest aus seinem Roman „Ada“. Wladimir Kaminer kommt am 11. November 2021. Kaminer hat neue Geschichten dabei, die er unter dem Titel „Rotkäppchen raucht auf dem Balkon … und andere Familiengeschichten“ im Museum für Kunst und Kulturgeschichte vorträgt.

Selbstverständlich findet das alljährliche KindergartenBuchTheaterFestival im Fletch Bizzel wieder statt. Vom 08. bis zum 12. November 2021 bringen 15 Kindergärten 15 Kinderbücher auf die Bühne.

Zeit für die LesArt.Gala ist es dann am 13. November 2021. Im domicil wird der LesArt-Preis der jungen Literatur verliehen, Musik gibt es von Nic Koray und eine Lesung mit Mimi Fiedler. „Sie dürfen den Frosch jetzt küssen. Traumhochzeit mit Hindernissen.“ Ein bewusst heiteres Thema in den letzten Tagen des Festivals, denn wegen Corona ist der Bedarf an fröhlicher und heiterer Literatur sicher höher als sonst.

Daneben gibt es noch viel mehr zu entdecken. Das gesamte Programm mit Spielstätten und Eintrittspreisen finden Sie unter https://www.lesart.ruhr/programm-2021/

Stadtschreiberin Anna Herzig auf Entdeckungsreise in Dortmund

Die neue „Stadtschreiberin für Dortmunder“ und Literaturstipendiatin Anna Herzig befindet sich seit Ende April 2021 in unserer Stadt. Bis Ende Oktober 2021 hat die 33-jährige Österreicherin noch die Gelegenheit, den Menschen hier und der Stadt auf den Grund zu gehen. Das Stadtschreiber-Stipendium wird jährlich vergeben und setzt sich inhaltlich mit Transformationsprozessen in Dortmund auseinander.

Wie die Kosmopolitin (geboren in Wien, Mutter Kanadierin, Vater Ägypter) beim Pressetermin verriet, ist sie von den offenen, freundlichen und zugänglichen Menschen in Dortmund sowie der guten Kooperation mit den hiesigen Kulturinstitutionen, wie etwa dem Kulturbüro, angetan.

Kulturdezernent (und Jury-Mitglied) Jörg Stüdemann betonte die Bedeutung des Literaturförderungsstipendiums gerade für die jungen Schreibenden, damit diese ungestört arbeiten können. Anna Herzig begann schon mit 14 Jahren mit dem Schreiben, wurde aber erst so richtig 2018 mit „Herr Rudi“ und dem „Sommernachtsreigen“ bekannt.

Kulturdezernent Jörg Stüdemann freut sich auf die neue Stadtschreiberin Anna Herzig.
Kulturdezernent Jörg Stüdemann freut sich auf die neue Stadtschreiberin Anna Herzig.

Zwischenmenschliche Interaktionen, menschliche Tiefen und Abgründe sowie Fragen der Identität/Herkunft spielen bei ihr thematisch eine wichtige Rolle. Erzählungen, Essays und Romane der Autorin zeichnen sich durch einen humorvoll-ironischen und hintergründigen Schreibstil aus.

In Dortmund arbeitet Herzig an ihrem neuen Roman „Die Auktion“ weiter – eine dystopische Parabel, die im Intercity auf dem Weg zwischen Wien und Dortmund aber auch in Dortmund selbst angesiedelt ist. Es ist eine ironische Auseinandersetzung mit Geschlechter- und Rollenbildern. Wie Hartmut Salmen vom Literaturhaus erklärte, sind in den nächsten Monaten einige Lesungen vorgesehen.

Aktueller Stand:

Virtuelle Matinee mit Anna Herzig:

Am Sonntag, den 20.06.2021 um 11.00 Uhr kann man Anna Herzig bei einem „Meet &Greet“ kennenlernen. Die lädt zu einer virtuellen Matinee. Moderiert wird das ganze vom Salzburger Comedian Sebastian Hochwallner. Mit ihm plaudert die Autorin über ihr bisheriges Schaffen und zukünftige Planungen. Im Anschluss besteht die Möglichkeit zu einem (virtuellen) Dialog mit ihr. Der Link zur Teilnahme: https://bit.ly/3vsWCRa

Lesungen im Literaturhaus:

Anna Herzog wird drei Lesungen mit Autorinnen ihrer Wahl moderieren.Dabei sollen sein die Österreicherin Irene Diwiak (Roman „Malvita“) am 24. 07.2021 um 19.30 Uhr, die Berliner Autorin Olivia Kunderewski (Debüt-Roman „Lux“) am 20.08.2021 um 19.30 Uhr, sowie die Bamberger in Nova-Eugenie Gomringer am 02.10.2021 um 19.30 Uhr mit einen Lyrik-Abend.

Creative Writing-Kurse mit Anna Herzig bei der VHS Dortmund

(Bitte bei der VHS (https://vhs.dortmund.de/) nach Terminen fragen)

Spannender Krimi im Umfeld von Zeche Zollverein

Thomas Salzmann hat nach seinem gelungenen Krimi-Debüt „Kohlenwäsche“ den zweiten Roman „Doppelbock“, ebenfalls im Umfeld des Weltkulturerbes Zeche Zollverein (Essen) verortet. Das Welterbe mit viel kulturellem Hintergrund hat es ihm als Ort für seine Krimis angetan.

Die schon aus „Kohlenwäsche ans Herz gewachsene Ex-Hauptkommissarin Frederike Stier wird damit konfrontiert, dass der Essener Umwelt-Aktivist Alexander von ihr am Doppelbock-Fördergerüst (Zeche Zollverein) erschlagen aufgefunden wird. Sie hatte das Opfer wie auch ihre frische Liebe Hartmut während ihrer Reha kennen gelernt.

Autor: Thomas Salzmann Titel: Doppelbock Reihe: Kriminalroman, Region: NRW ET: April 2021 ISBN 978-3-7408-1148-8, (i4)_(1148-8) ebook: 978-3-96041-742-2, (e2)_(742-2)

Auch im ungewohnten „Ruhestand“ möchte sie den Fall aufklären. Es geht um einen Freund.

Alexander war einem Umweltskandal im Zusammenhang mit den Spätfolgen des Steinkohlebergbaus auf der Spur und hatte sich nicht nur Freunde gemacht.

Eine gefährliche und anstrengende Aufklärungsarbeit beginnt, die auch ihre neue Beziehung auf eine harte Probe stellt…

Salzmann hat in einem spannenden Kriminalroman die brisante Thematik um Ewigkeitslasten aus unserer industriellen Vergangenheit, Klimaveränderung sowie rücksichtsloser Umweltverschmutzung sensibel eingebracht.

Mit viel Empathie beschreibt er auch die verschiedenen Charaktere mit ihren Stärken, Widersprüchen, Ängsten und Hoffnungen.

Es gelingt ihm auch dieses Mal, den Spannungsbogen bis zum Ende hin zu steigern.

Trotz des ernsten und nachdenklich machendem Hintergrund ist es eine unterhaltsame Lektüre, die Leserinnen und Leser immer mehr in seine Geschichte hineinzuziehen vermag.

Kriminalroman. Doppelbock

Autor: Thomas Salzmann

287 Seiten Preis: 13,00 €

Emons Verlag GmbH ISBN 978-3-7408-1148-8

LesArt Literaturfestival 2020 – Viel mehr unter schwierigen Bedingungen

Unter besonderen Corona-Bedingungen findet das 21. Literaturfestival LesArt vom 5. bis 15. November 2020 in Dortmund an verschiedenen Standorten statt. Das geht vom Theater im Depot, domicil, dem Museum für Kunst und Kulturgeschichte über das literaturhaus.dortmund, das Fletch Bizzel bis zum Signal Iduna Park (Westfalenstadion).

Schon immer von Vielfalt geprägt, ist die literarische Bandbreite passend zum Motto „Viel mehr“ noch größer.

Es wurden neben ganz unterschiedlicher lokaler auch eine Reihe prominenter Künstler*innen und Schriftsteller*innen gelockt. Mit dabei sind unter anderem Christian Berkel, Wladimir Kaminer, Richard David Precht, Fritz Eckenga und Friedrich Küppersbusch.

Das Spektrum geht von Lyrik bis Poetry-Slam, Lesungen aus aktuellen Büchern der Schriftsteller*innen, Kindergartenbuch Theater Festival und vieles mehr.

Hartmut Salmen (Kultur u. Projekte e.V. literaturhaus.dortmund) ist froh, das dieses Literaturfestival trotz Corona in einem kleineren Rahmen stattfinden kann. So sind beispielsweise im domicil anstatt 240 nur 80 -100 Plätze, im Theater im Depot nicht wie üblich160, sondern nur etwa 40 Plätze freigegeben.

Wie beim Pressegespräch erklärt wurde, sind je nach dem auch Streamings im Internet geplant.

Trotz kleinenerem Rahmen lockt das Literaturfestival Les.Art mit spannenden Veranstaltungen. (v.l.n.r.) Isabel Pfarre (Literaturreferentin Kulturbüro), Hartmut Salmen (Literaturhaus Dortmund) und Sophie Donat (Leiterin Unternehmenskommunikation Sparkasse Dortmund).
Trotz kleinerem Rahmen lockt das Literaturfestival Les.Art mit spannenden Veranstaltungen. (v.l.n.r.) Isabel Pfarre (Literaturreferentin Kulturbüro), Hartmut Salmen (Literaturhaus Dortmund) und Sophie Donat (Leiterin Unternehmenskommunikation Sparkasse Dortmund).

Los geht es – mit dem 24. Dortmunder Lyriktag, der am 5. November im literaturhaus.dortmund mit „Roterfadenlyrik“ um 19:30 Uhr begangen wird. Zu Gast ist Sibylle Klefinghaus mit „Flecktarn & Fingerhut“.

Die beliebte „Fußballliteratur“ im Westfalenstadion findet am 09.11.2020 (19:30 Uhr) übrigens nicht üblich in den Kabinen der Spieler statt, sondern auf der Nordtribüne mit Dietrich Schulze-Marmeling („Kloppos Liverpool“) und der Südtribüne mit Ben Redelings („das neue Buch der Fußballliteratur“) statt!

Eine besondere literarische Hommage (Teach me laughter, save my soul“) gibt es am 10.11.2020 für den 2019 verstorbenen Satiriker Wiglaf Droste im domicil (20:00 Uhr).

Am 14.11.2020 spricht der Philosoph und Autor Richard David Precht nicht nur über „Künstliche Intelligenz und den Sinn des Lebens“ (neues Buch), sondern am Abend findet auch die traditionelle Verleihung des LesArt.Preis der jungen Literatur statt. Unter 35-Jährige können ihre texte bis zum 09. Oktober 2020 einreichen. Eine fachkundige Jury wählt den mit 800 Euro dotierten, von der Sparkasse Dortmund gestifteten Preisträgertext aus.

Das Festival wird wird vom Kulturbüro der Stadt Dortmund und der Sparkasse finanziell abgefedert, damit sie auch in einem kleineren Rahmen stattfinden kann.

Genaue Informationen und über das umfangreiche Programm und die jeweiligen Kartenpreise erhalten Sie unter www.LesArt.Ruhr

Der Vorverkauf beginnt ab dem 09.10.2020.

250 Jahre Lokaljournalismus in Dortmund

Die aktuelle Ausgabe der „Heimat Dortmund“ beschäftigt sich mit dem Lokaljournalismus in dieser Stadt von 1769 bis heute. Der Lokaljournalismus begann holperig, hatte eine starke Phase und befindet sich momentan in einer Krise.

Im Jahre 1769 begann es. An diesem Datum erschien zum ersten mal eine gedruckte Zeitung in Dortmund. Die „Dortmundischen Vermischten Zeitungen“ wurden herausgegeben vom Stadtdrucker Gottschalk Diedrich Baedecker. Moment, Baedecker kommt dem einen oder anderen bekannt vor. Richtig, das war der Großvater des berühmten Karl Baedecker, der die Reisebücher herausgab.

Warum erst so spät? Dortmund war nach dem 30-jährigen Krieg zu einem kleinen Ackerbürgerstädtchen herabgesunken mit rund 8.800 Einwohnern. Da gab es keinen großen Bedarf für Zeitungen.

Präsentierten die neue Ausgabe von "Heimat Dortmund" (v.l.n.r.) Autorin Astrid Blome  (Institut für Zeitungsforschung), Dr. Stefan Mühlhofer (Geschäftsführender Direktor der Kulturbetriebe Dortmund) und Adolf Miksch, der Vorsitzender des Historischen Vereins für Dortmund und die Grafschaft Mark e.V..
Präsentierten die neue Ausgabe von „Heimat Dortmund“ (v.l.n.r.) Autorin Astrid Blome (Institut für Zeitungsforschung), Dr. Stefan Mühlhofer (Geschäftsführender Direktor der Kulturbetriebe Dortmund) und Adolf Miksch, der Vorsitzender des Historischen Vereins für Dortmund und die Grafschaft Mark e.V..

Das Ende des 19. Jahrhunderts und der Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Hochzeiten der Lokalpresse. Durch die Industrialisierung wuchs Dortmund sehr stark und das Offsetdruckverfahren machte Zeitungen für die Masse erschwinglich. Vor allem der „General-Anzeiger“ war eine der auflagenstärksten Zeitungen in ganz Deutschland. Die Presse war in dieser Zeit noch weltanschaulich und parteipolitisch stark getrennt, so dass jeder nach seiner politischen Meinung die entsprechende Zeitung lesen konnte. Das änderte sich mit der Machtergreifung der Nazis.

Doch wie sieht es heute aus? Drei Artikel beschäftigen sich mit der Frage, wie der Lokaljournalismus im 21. Jahrhundert weiterentwickelt werden kann. Sind staatliche Stiftungen die Lösung oder übernehmen Blogs wie die Nordstadtblogger oder auch in bescheideneren Rahmen ars temonia die Funktion? Und da sind wie wieder am Anfang im Jahre 1769. Baedecker und später Arnold Mallinckrodt (Westfälischer Anzeiger) aus Eigeninitiative Zeitungen herausgebracht. Als Baedecker starb, starb auch seine Zeitung und Mallinckrodt hatte irgendwann die Kämpfe mit der Zensur satt. Auch viele Blogs, die lokaljournalistisch unterwegs sind, leben durch die Eigeninitiative ihrer Macher. Es bleibt zu hoffen, dass es für manche ein Zukunftskonzept gibt.

Das Heft ist übrigens das letzte, das im Klartextverlag erscheint, die kommenden Hefte erscheinen im Aschendorff-Verlag. Der Preis für diese Ausgabe beträgt 5 €.

Der Untergang des Hauses Tuxhorn

Mit „Mord am Borsigplatz“ präsentiert Auto Hans W. Cramer seinen vierten Krimi im GMEINER Verlag und der dritte Krimi, der das ungewöhnliche Ermittler-Trio Raster, Philo und Sabine in den Mittelpunkt stellt. Diesmal geht es um eine Unternehmer-Familie mit einem dunklen Geheimnis.

Auch wenn der Roman „Mord am Borsigplatz“ heißt, der Borsigplatz und die Nordstadt spielen nur eine kleine Rolle, Der Roman spielt überwiegend im Haus Kurl, das der Autor zum Familienstammsitz erklärt. Das echte Haus Kurl, ein Adelssitz, wurde leider 2015 endgültig abgerissen.

Die Dreier-WG wird in einen Fall mit historischen Dimensionen verwickelt. (Cover: gmeiner Verlag)
Die Dreier-WG wird in einen Fall mit historischen Dimensionen verwickelt. (Cover: gmeiner Verlag)

Die Hauptfiguren Hans Schulz, kurz Raster, Friedrich Sachse, genannt Philo und die Ärztin Sabine Funda sind bereits aus den Büchern „Spinnenbiss“ und Wer Sünde sät“ bekannt. Die ungewöhnliche WG bekommt in dem aktuellen Krimi noch Unterstützung von der jungen Polizistin Susanne.

Die Geschichte beginnt mit einem Mord, nicht am Borsigplatz, sondern im Rombergpark. Der Täter wird gefasst, den eine Zeugin belastet. Universitätsdozent Philo hat den Kollegen, den Wirtschaftsmathematiker Volker Kulkinski, aber zur Tatzeit in der Stadt gesehen. Das Opfer Karl-Friedrich Tuxhorn ist Seniorchef eines großen Dortmunder Autohauses. Danach gibt es eine weitere Leiche – am Borsigplatz. Wie hängen die beiden Morde zusammen? Wie es der Zufall will, wird Sabine die Betreuerin von Ottokar Tuxhorn, dem alten Vater von Karl-Friedrich. Damit gerät sie Mitten in eine Familiengeschichte der Tuxhorns, die düstere Geheimnisse verbergen.

Wer die beiden Vorgängerbücher mit dem Trio kennt, kann sich auf ein wiedersehen mit seinen altbekannten Figuren freuen. Die Dialoge zwischen den Figuren zeigen sehr gut das freundschaftliche Verhältnis der Personen auf. Man merkt, dass sich alle aufeinander verlassen können. Auch die Integration von Susanne, der Polizistin, ist geglückt.

Das Buch ist besonders für diejenigen empfehlenswert, die eine etwas andere Art der Ermittler mögen. Natürlich besitzt der Krimi logischerweise viele Dortmund Bezüge, auch wenn es den Schauplatz Haus Kurl nicht mehr gibt. Fans von Regionalkrimis sollten auf jeden Fall einen Blick riskieren.

Mord am Borsigplatz

Hans W. Cramer

315 Seiten

EUR 14,00 [D] / EUR 14,40 [A]

ISBN 978-3-8392-2466-3

Jubiläums-Veranstaltungsreihe: 50 Jahre Werkkreis Literatur der Arbeitswelt

Am 07. März 1970 gründete sich als Nachfolgevereinigung der „Gruppe 61“ um Max von der Grün und Fritz Hüser der „Werkkreis Literatur der Arbeitswelt“ (Vereinigung schreibender Arbeiterinnen, Arbeiter und angestellter).

Das umfangreiche Jubiläumsprogramm unter dem Titel „works & circles- 50 Jahre Werkkreis Literatur der Arbeitswelt“ findet vom März bis November 2020 in Dortmund und darüber hinaus statt. Gefeiert wird mit Performances, Lesungen, Videoinstallationen, Tagungen, Diskussionen, Schreib-Wettbewerben und diversen Veranstaltungen in allen Kunstsparten. Das ganze Programm wird von der Kunststiftung NRW, der LWL-Kunststiftung sowie dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW gefördert.

Der Nachlass des Werkkreises befindet sich im Friz-Hüser-Institut (FHI). Das Veranstaltungsprogramm erinnert nicht nur an die Anfänge, Motive, Themen und Wirkungen des Werkskreises, sondern die Veranstaltungsreihe ist durchaus breit ausgerichtet, und hat die heutige und Arbeitswelt der Zukunft im Blick. Die Probleme sind ja immer noch brisant. Umwelt, Migration, Armut, prekäre Arbeitsverhältnisse ungerechte Vermögens-und Eigentumsverhältnisse und so weiter, um nur einige Felder anzusprechen. Interessant ist das Programm also auch für junge Menschen. Ein wichtiges Ziel war es damals, nicht nur in Werkstätten die Fähigkeiten und Lust am Schreiben von Arbeiter- und Angestellten in den Betrieben zu fördern, sondern vor allem authentische Stimmen aus dieser Arbeitswelt mit ihren oft schwierigen Bedingungen. Vor allem der dokumentarische Chrarakter war dabei von Bedeutung.

Stellten das Jubiläumsprogramm vor (v.l.n.r.) Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger (LWL-Kulturdezernentin), Dr. Iuditha Balint (Leiterin Fritz Hüser Institut), Jannette Eggert (Mitarbeiterin Projekt), Erasmus Schöfer (Mitbegründer des Werkkreises), Jörg Stüdemann (Kulturdzernent Stadt Dortmund), Kimberly Becker (Mitarbeiterin Projekt) und Michaela Wiegand (Mitarbeiterin Projekt).
Stellten das Jubiläumsprogramm vor (v.l.n.r.) Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger (LWL-Kulturdezernentin), Dr. Iuditha Balint (Leiterin Fritz Hüser Institut), Jannette Eggert (Mitarbeiterin Projekt), Erasmus Schöfer (Mitbegründer des Werkkreises), Jörg Stüdemann (Kulturdzernent Stadt Dortmund), Kimberly Becker (Mitarbeiterin Projekt) und Michaela Wiegand (Mitarbeiterin Projekt).

Der Dortmunder Kulturdezernent Jörg Stüdemann wies beim Pressegespräch auf die große emanzipatorische und politische Wirkung auf die Gesellschaft hin. Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger (LWL Kulturdezernentin) bestätigte die Wirkung weit über Dortmund hinaus. Querdenken und Bewusstsein zu schaffen, war damals auch ein politischer Anspruch.

Ersasmus Schöfer (Mitbegründer des Werkkreises) erzählte lebhaft über die Anfänge: Unter dem Dach des Werkkreises entstanden in den 1970iger Jahren in der ganzen Bundesrepublik Werkstätten, in denen Arbeiter (oder Angestellte) unter professioneller Unterstützung von Schriftstellern und Wettbewerben ihre Arbeitswelt und deren Bedingungen in eine künstlerische Form zu bringen. Die vorgelegten Schriften wurden zunächst intern diskutiert und dann zur Veröffentlichung (im Fischer-Verlag) frei gegeben.

Die feierliche Eröffnung findet am Samstag, den 07.03.2020 (18:00 Uhr) im Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) mit Podiumsdiskussion und einer Performance statt.

Die eigens für das Jubiläum gestalteten Videoinstallationen werden an verschiedenen Orten am 09.03.2020 enthüllt. Zu sehen etwa in der Bersword-Halle, der Stadt- und Landesbibliothek oder der Thier-Galerie.

Das komplette Jubiläumsprogramm und weitere Informationen erhalten Sie unter www.fhi.dortmund.de

Kriminalroman im Milieu von Kunst und Kunstfälschern

Thomas Salzmann (1960 in Pirmasens geboren, lebt heute im Mettmann) studierte ursprünglich Betriebswirtschaft und arbeitete danach längere Zeit in der Industrie. Seit fünf Jahren widmet er sich nun dem Schreiben.

Mit seinem Debütkrimi „Kohlenwäsche“ schickt er die Leser*innen sowie seine Protagonistin Hauptkommissarin Frederike Stier mitten ins Ruhrgebiet in einem Fall aus der Kunstszene, mit dubiosen Galeristen, Kunstberatern und Händlern, exzentrischen Künstlern und Sammlern.

Auf der Zeche Zollverein in Essen wird der Aktionskünstler Claude Freistein kurz vor dortigen Ausstellungseröffnung tot am Aufgang zur ehemaligen „Kohlenwäsche“ (eine Anlage zur Trennung von geförderter Kohle in verschiedene Qualitäten sowie störenden Bestandteilen) tot aufgefunden.

Aufregung in der Essener Kunstszene: "Kohlenwäsche" von Thomas Salzmann. (Cover: © emons Verlag)
Aufregung in der Essener Kunstszene: „Kohlenwäsche“ von Thomas Salzmann. (Cover: © emons Verlag) ISBN 978-3-7408-0675-0, (i4)_(0675-0) ebook: 978-3-96041-558-9, (e2)_(558-9)

Da kurz darauf auch sein Agent auf die gleiche Weise ermordet wird, ist die Aufregung in der Essener Kunstszene groß. Hauptkommissarin Frederike Stier sucht fieberhaft nach einem Motiv im Umfeld von Kunsthändlern und zwielichtigen Sammlern. Am Ende kommt sie dem Täter näher, als ihr lieb ist…

Die forsch auftretende Protagonistin Frederike Stier ist nicht nur durch Traumata aus der Vergangenheit, sondern auch durch ihre angeschlagene Gesundheit in Mitleidenschaft gezogen.

Außerdem droht ihr durch ihren Vorgesetzten der vorzeitige Ruhestand. Ihre Arbeit gibt der verwitwete Frau neben ihren Zigarettenkonsum, ihrer Lieblingsmusik und guten Wein zur Zeit den einzigen Sinn und Struktur in ihrem Leben.

Salzmann gelingt es mit viel Sensibilität, dass Bild einer kämpferisch-starken, manchmal auch sturen Frau zu zeichnen, mit der sich manche Leserin in ähnlicher Lage identifizieren kann.

Ihr zu Seite stellt er als Gegenpol den jungen Kollegen Kowalczyk. Der ist ein optimistischer Mensch, der jung verheiratet ist und gerade Vater wird. Er ist loyal, aber auch darauf bedacht, seine Karriere nicht zu gefährden.

Wer psychologisch gut heraus gearbeitete Charaktere und einen Krimi mit steigendem Spannungsbogen mag, kommt bei „Kohlenwäsche“ auf seine Kosten.

Historische Einblicke in die Vergangenheit der „Zeche Zollverein“ gibt es obendrein. Der Deutsche Zollverein (der Name der Zeche ist daran angelehnt) kämpfte unter anderem damals gegen die bestehenden Zollgrenzen im Staatenbund aus vierzig Mitgliedern. Ein aktueller Aspekt mit einer kleinen politischen Spitze angesichts der nationalistischen, isolationistischen Bestrebungen einiger Staaten in unserer Zeit.

Ein spannendes Krimidebüt mit Ironie, trockenem Humor und Tiefgang.

Thomas Salzmann
Kohlenwäsche
Broschur
Köln: Emons Verlag 2019 ISBN: 978-3-7408-0675-0 336 Seiten
€ (D) 11,90 € (A) 12,30