I Gemelli – Seufzer der Liebe aus dem 17. Jahrhundert

Ja, so ist das mit der Liebe. Er liebt sie, sie aber ihn nicht. Dieses Gefühlschaos gibt es sicher schon seit Urzeiten, aber beim Konzert von „I Gemelli“ am 10. November 2023 im Rahmen des Festivals Klangvokal, konzentrierten sich die Mitwirkenden auf die italienische Musik des 17. Jahrhunderts. Gespielt wurde also Musik aus dem Dunstkreis von Monteverdi, ohne dass ein Stück von ihm gespielt wurde.

Die enttäuschten Liebhaber wurde wahlweise von Emilliano Gonzales Toro oder Anders Jerker Dahlin gesungen. Ab und an trösteten sich beide Tenöre gegenseitig wie beispielsweise beim Trinklied „Damigella tutta bella“, das von Vincento Calestani stammt, der sich aber von Monteverdi hat inspirieren lassen.

In der Oper gibt es häufiger das Beispiel des älteren Mannes, der sich in ein junges Mädchen verliebt, sehr um Unwillen der jungen Frau, die natürlich einen Gleichaltrigen bevorzugt. In „La vecchia immamorata“ (Die verliebte alte Frau) von Biago Marini ist es umgekehrt. Hier wird der (junge?) Mann von einer liebestollen älteren Frau verfolgt, während ihn das junge Mädchen verschmäht.

Und so setzten sich die unzähligen Liebesdramen durch das Programm fort, das durch Toro und Dahlin mit Witz und Humor begleitet wurden. Das Ensemble „I Gemelli“ schaffte es spielend, den Reinoldisaal musikalisch ins 17.Jahrhundert zu bringen. Obwohl ich bei „Damigella tutta bella“, das auch als Zugabe gespielt wurde, liebend gerne in einer italienischen Taverne gewesen wäre.

Print Friendly, PDF & Email