Emotional aufwühlende Sinfonie in Umbruchzeiten

Die Konzerte der Dortmunder Philharmoniker haben in dieser Spielzeit einen Bezug zum Revier. Unter dem Titel „Im Ruhrgebiet geboren“ stand am 26. und 27.03.2024 beim 7. Philharmonischen Konzert die viersätzige 6. Sinfonie (a-Moll) von Gustav Mahler (1860-1911) auf dem Programm. Ars tremonia war am 26.03.2024 mit dabei.

Wie vielleicht nicht alle wissen, wurde die 6. Sinfonie 1906 in Essen (also in unserer Nachbarschaft) unter der persönlichen Leitung des Komponisten uraufgeführt. Sie endete als einzige in Moll und wurde die „Tragische“ genannt, obwohl sie viel mehr ist.

Gabriel Feltz (GMD), der einen besonderen Bezug zu dieser Sinfonie hat, dirigierte das Konzert mit großer Besetzung der hiesigen Philharmoniker. Für dieses expressive und anspruchsvolle Werk wird alles an Instrumenten aufgefahren.

Zur Zeit der Entstehung der Sinfonie war Mahler einerseits glücklich mit Alma Mahler-Werfel und seiner kleinen Familie, andererseits brodelten die Konflikte in der Monarchie Österreich-Ungarns. Im Balkangebiet regte sich vermehrt Widerstand und Unruhe.

Diese Kontraste, Glücksmomente, Zerrissenheit, Verzweiflung werden auch in der Musik deutlich spürbar.

In den vier Sätzen wechseln sich Marschcharaktere, romantische Nachklänge an Schubert, musikalische Gedanken, die von Mahlers Liebe zu Alma inspiriert sind, die Welt der Alpen hervorrufen, Volklieder, Tänze, Choräle bis hin zu Rutenhieben oder eindrucksvollen Hammerschlägen (zweimal) zwischen Moll und Es-Dur ab.

Der seelenvoll-trügerische Andante-Satz mit der „Alma“ und Choralthematik wurde bei dieser Aufführung an dritter Stelle nach dem dämonisch-distanzierten Scherzo-Satz gespielt. Das führte grandios als Kontrast zum furios-monumentalen Finalsatz bis hin zu seinem letzten Moll-Ton.

Das Konzert machte nicht nur auf die verschüttete Tradition aufmerksam, sondern wurde von der Dortmunder Philharmoniker und ihrem Dirigenten mit Herzblut, viel Empathie sowie Können interpretiert. Sie zogen das Publikum trotz der fast 90-minütigen Dauer in den ganz eigenen Bann der Sinfonie hinein.

Das wir im Augenblick auch in unruhigen Krisenzeiten leben, sorgt für ein spezielles Empfinden des musikalischen Erlebnisses.

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